Kitabı oku: «Affären einer Pharmareferentin», sayfa 2
Mittlerweile lachten sie miteinander so laut, dass einige Gäste mit den Köpfen schüttelten.
‚Na und‘ – dachte Susi ‚was ist schon dabei, auch sie wollte einmal ausgelassen sein und über die Stränge hauen dürfen.‘
Die anderen Paare im Restaurant sahen ziemlich gelangweilt aus, hatten sich offenbar nichts mehr zu sagen. Sie musste automatisch an die Zeit mit Rolf denken.
Was konnte sie von dem heutigen Abend noch erwarten? Sollte sie Silvio mit zu sich nach Hause nehmen, wenn er sie darum bat? Das dürfte sie keinesfalls beim ersten Treffen tun!
Vielleicht würde er sie auch zu sich einladen – und dann? An seinem Wohnstil könnte sie vieles über ihn erfahren, oder?
Je länger sie sich das einredete, desto schneller kam sie zu dem Entschluss, mit ihm mitzugehen. Schließlich war sie Single und hatte niemanden Rechenschaft abzulegen. Außerdem ist es Jahre her, dass sie etwas mit einem Mann hatte.
Sie sehnte sich ungemein nach Zärtlichkeit und ihre Gefühle begannen bei ihr anzuklopfen: bitte, bitte – tue es!!!
Silvio hielt sein Weinglas in der linken Hand, schaute ihr tief in die Augen und strich gefühlvoll mit seinem rechten Handrücken über ihre Wange. „Du bist wunderschön und Deine grünen Augen sind im Kerzenlicht ebenso einzigartig, wie das Funkeln zweier Smaragde beim Sonnenaufgang. Sage mir bitte, wieso eine so bezaubernde Frau noch zu haben ist!“ fragte er. Susi war benebelt von diesen Worten, konnte das alles wahr sein oder träumte sie? Noch nie zuvor hatte sie derartige Komplimente bekommen. Er musste es sein, der Mann ihrer Träume. Am liebsten hätte sie die Zeit angehalten … so happy fühlte sie sich.
Ihr ABC-Plan war also genial, schon bei A macht es klick. Einen Augenblick schwieg Susi.
Dann antwortete sie: „Vielleicht weil der Richtige noch nicht gekommen ist?“
Ohne jegliche Hemmung hielt sie seinem gierigen und beinah geilen Blick stand und provozierte ihn zusätzlich mit freizügigen Gesten. Silvio schien dies überaus zu imponieren und er packte sie kräftig am Nacken, zog ihren Kopf übern Tisch und küsste sie ungefragt mit wilder Leidenschaft. Seine Zunge sog sich an der ihren fest, dass sie glaubte, keine Luft mehr zu kriegen. Dennoch genoss sie diesen unendlichen Kuss in vollen Zügen. Ihr war jetzt klar, dass sie mit diesem tollen Doktor schlafen würde. Susis Körper bebte vor Aufbegehren und niemand könnte sie nun noch abhalten, mit Silvio in die Kiste zu steigen.
Als sich die zwei wieder voneinander lösten, hielt er ihre Hand fest und ein warmes Gefühl machte sich in Susis Herzen breit. Sie vertraute ihm und war hoffnungslos verknallt.
Silvio bezahlte die Rechnung.
Beim Verlassen des Lokals kam er mit seinem Mund an ihr Ohr und flüsterte: „Komm schnell, wir gehen zu mir!“
Mit der Schnelligkeit einer Schlange biss er sie sanft in ihr Ohrläppchen und schob seine Zunge ins Ohr hinein.
Das stimulierte sie unheimlich und sie konnte es kaum erwarten, mit ihm allein zu sein.
Nur zwei Straßen weiter befand sich seine Arztpraxis. Silvio schob den Schlüssel ins Haustürschloss und zog die Tür hinter ihr zu.
Plötzlich drückte er sie an die Wand vom Treppenaufgang und küsste sie erneut mit großer Leidenschaft.
Seine Hände glitten von ihren Schultern hinab, krallten sich taxierend an den Brüsten fest und vereinten sich schließlich an ihrem Hinterteil. Sie bekam kaum noch Luft und wehrte ihn kurz ab mit der Bemerkung: „Was, wenn uns hier jemand sieht?“
Er deutete mit dem Zeigefinger nach oben auf eine Mansardenwohnung über seiner Praxis und zerrte Susi hinter sich die Stufen hoch. In der Wohnung angekommen, scheute er keine Mühe, um sich über sie herzumachen. Ihr Blazer flog auf den Teppich und ehe sie sich versah, machte er sich schon an ihrem neuen, roten Kleid zu schaffen. Gern wollte sie sich seine Wohnung ansehen und vielleicht noch ein letztes Glas trinken, aber in Windeseile hatte er Susi ausgezogen. Er verhielt sich wie ein Stier und wollte nur ein Ding – hemmungslosen Sex!
Sie kam nicht gegen ihn an. Innerhalb von Sekunden stand er splitternackt vor ihr und sie erschrak gewaltig. Eine solche Erektion hatte sie noch nie zuvor bei einem Mann gesehen.
‚Das kann nicht gutgehen‘ dachte sie bei sich ‚der macht mich ganz kaputt.‘ Das waren ihre letzten klaren Gedanken, die ihr durch den Kopf schwirrten. Ohne Gnade nahm er sie und drang mit heftigen Stößen in sie ein, so dass sie glaubte, das Bewusstsein verlieren zu müssen. Sie konnte diesen Akt nicht genießen, er war zu brutal in seiner Art.
Endlich ergoss er sich ihn ihr und stöhnte einige Male: “Mamamia, mamamia … “
Anschließend stieg er von Susi, wie ein Reiter von seinem Pferd, ging zum Kühlschrank, trank ein Glas Wasser und verschwand im Bad. Völlig benebelt und fassungslos über das, was eben passiert war, lag sie regungslos da.
‚Was war das denn?‘ fragte sie sich.
Wie ein Stück Dreck kam sie sich vor. Sie suchte ihre Sachen, die im ganzen Zimmer herumlagen, zog sich schnell an und hatte nur noch einen Wunsch – weg hier!!!
In der Dusche hörte sie Wasser laufen.
Schnell, ja fast fluchtartig, verließ sie die Wohnung.
Auf dem Heimweg drehte sie sich ständig um, weil sie glaubte, verfolgt zu werden.
Zu Hause angekommen, ließ sie sich auf die Couch fallen und kippte ein großes Glas Whisky in sich hinein.
Auf den Fußboden starrend, ließ sie den gesamten Abend mit Albertino noch einmal vor sich ablaufen. Es hatte so schön angefangen. Ihre Gedanken waren durcheinander und sie fand keine Erklärung, wie es so enden konnte.
Susi wollte diesen Mann verführen, soviel war sicher. Aber auf ihre eigene Art und Weise.
Nun hatte er sie missbraucht – oder hatte er das nicht? Fragen über Fragen machten sich in ihrem Kopf breit. Eine Vergewaltigung war es jedenfalls nicht, das stand fest! Warum ist sie weggerannt, vielleicht wollte er ihr nach dem Duschen alles erklären?
Sie erschrak als ihr Telefon klingelte.
‚Wer ruft so spät noch an?‘ dachte sie und nahm den Hörer ab. „Ja bitte!“ hauchte sie.
„Susi, was ist los mit Dir? Warum bist Du so schnell weggegangen? Du machst mich traurig, denn ich wollte gern die ganze Nacht mit Dir verbringen. Das war doch erst der Anfang. Bist Du enttäuscht? Sag es mir bitte!“ betörte Silvio.
Dies hatte sie nicht erwartet, und sie fand keine Worte. Einen Moment herrschte tiefes Schweigen auf beiden Seiten.
Bis Sie sich fasste und ins Telefon stammelte: „Entschuldigung, aber mir ging das zu schnell und dann, naja Du bist einfach im Bad verschwunden. Ich dachte, hm … Du bedauerst alles, was zwischen uns passiert ist!“ „Aber keineswegs, es war wunderschön mit Dir, glaube mir bitte! Naja, ich bin schnell gewesen, ist das denn ein Wunder, wenn ich Dir sage, dass ich lange Zeit keine Frau mehr hatte?“ erklärte Silvio unmissverständlich. Darauf Susi: „Bitte, lass mich jetzt schlafen gehen, morgen habe ich einen harten Tag vor mir, denn mein blöder Chef klemmt mir den ganzen Tag an den Sohlen. Ich melde mich.“
„Na dann, schlaf gut! Bitte sei nicht böse mit mir! Ich war einfach zu geil auf Dich!“ versicherte er.
Sie legte auf und wusste nicht, was sie glauben sollte. Darum ging sie sofort ins Bett und ihre letzten Gedanken widmete sie Mutz. Wie sollte sie nur diesen Vollidioten den ganzen Tag ertragen? Langsam zeigte der Alkohol seine Wirkung und riss Susi in den Schlaf. Sieben Uhr morgens meldete sich der Wecker bei ihr. Sie wollte gern noch weiterschlafen, doch dann begriff sie, dass sie ihr geliebtes Bett verlassen musste.
Als sie sich aufrichtete, bemerkte sie ihren schweren Kopf. Schnell ging sie zum Kühlschrank und trank eine Flasche Wasser.
Der Alkohol vom letzten Abend machte sich bemerkbar und sie schluckte eine Aspirin-Tablette. Susi war kotzübel, völlig verkatert nahm sie sich vor, niemals mehr so viel zu trinken, schon gar nicht, wenn sie am darauffolgenden Tag arbeiten musste.
Mutz stand pünktlich acht Uhr morgens an der Tür.
Sie gab sich sehr freundlich und begrüßte ihn wie einen Gott. Er fühlte sich geschmeichelt und stieg zu ihr ins Auto.
Zu aller Vorsicht hatte sie ihren Mund mit Pfefferminzbonbons gefüllt, denn er sollte keinesfalls ihre Alkoholfahne wahrnehmen und Kaugummi war im Dienst nicht erlaubt – ganz klar!
Viel Make-up hatte sie aufgetragen, um die Spuren vom letzten Abend zu vertuschen.
Der Tag war sehr anstrengend für Susi. Mutz sprach die ganze Zeit über kaum ein Wort.
„Tun Sie so, als wäre ich nicht da!“ wiederholte er ständig. Sie dachte: ‚Das wäre mir auch viel lieber, Du Arsch!‘ Dieses sinnlose Schleimen vor diesem Kotzbrocken ging ihr schon lange auf die Nerven, aber nun war es extrem geworden und sie musste sich verdammt zusammenreißen, um nicht zu explodieren. Sie hatte es satt, auf diese Art und Weise ihr Geld zu verdienen.
Von einer Praxis fuhren sie zur nächsten und die Zeit blieb beinahe stehen. Wenn Susi allein unterwegs war, verging der Tag dagegen wie im Flug. Schließlich forderte er sie auf, mit ihm in ein Cafe zu gehen, um über ihre Umsatzzahlen sprechen zu können.
Nun erwartete sie den allerschlimmsten Teil des Tages, das wusste sie nur zu gut.
Also begann er mit seiner Predigt: „Ja, Frau Reuther, in Ihrem Gebiet sind die Verkaufsergebnisse nicht zufriedenstellend. Wissen Sie, eigentlich müsste ich Sie entlassen!“ und schaute sie fragend an. Susi traute ihren Ohren nicht.
‚Das darf nicht wahr sein‘ dachte sie ‚ich verliere meinen Job!?‘ Fassungslos sah sie ihn an, es herrschte Stillschweigen. Völlig geschockt saß ihr der Schreck in allen Gliedern.
Bis Mutz dann endlich wieder begann: „Okay, Frau Reuther, eine letzte Chance gebe ich Ihnen noch! Doch Sie müssen mehr Eigeninitiative zeigen und verantwortungsbewusster mit dem Ärztepotenzial umgehen. Werden Sie sich endlich mal bewusst, welche Position Sie in unserem Unternehmen einnehmen! Sie vertreten unsere Firma an der Basis und Sie können unseren Umsatz stark beeinflussen. Ich erwarte Fleiß, Einsatz und Zielstrebigkeit von Ihnen. Denken Sie nach und kommende Woche möchte ich nochmal mit Ihnen darüber sprechen, dann sehen wir weiter. Klar? Noch Fragen?“
Susi wirkte niedergeschlagen und antwortete kaum hörbar: „Okay, Herr Mutz!“
Daraufhin trennten sich ihre Wege.
Mit allen hatte sie gerechnet, aber damit …? Sie verabscheute diese direkte Art von Mutz. Ihre letzte Chance musste sie nutzen, nur wie? Was könnte sie tun, um den Umsatz zu steigern? Oder sollte sie sich eher nach einem anderen Job umsehen? Immerhin hatte sie schon lange die Lust an dieser Schinderei verloren.
Auf alle diese Fragen fand Susi wieder keine Antworten, genauso im privaten Bereich wusste sie nicht, wie es weitergehen sollte. Was war nur los mit ihr?
Um aus diesem Loch rauszukommen, musste sie etwas tun. ‚Positiv Denken‘ hieß das Buch, welches sie sich zulegte und mit großer Begeisterung las. Von jetzt an wollte Susi nicht mehr negativ sein. Also, der Herr Mutz ist gar nicht so unfair zu ihr gewesen, schließlich hätte er sie schon lange aus der Firma schmeißen können.
Ihre Arbeit hatte viele Vorteile und ihr Einkommen konnte sich wirklich sehen lassen. Sie sollte mehr als zufrieden sein.
Susi ergriff das dringende Bedürfnis, sich jemanden anzuvertrauen. Daher beschloss sie, ihre Freundin Imke anzurufen, die stets ein offenes Ohr für sie hatte.
Imke war ihr persönlicher Mülleimer. Stets musste sie Susis Leben analysieren, und allen Abfall in sich reinschlucken. Von daher konnte man sie als ihren Psychiater betrachten.
Also rief sie sie an, und schilderte ihre Sorgen in allen Einzelheiten. Imke war stets ein guter Zuhörer und schlug vor, gemeinsam in eine Kneipe zu gehen. Ebenso alt wie Susi, lebte auch sie allein und kinderlos. Sie sah toll aus und trug ihr langes, lockiges Haar meist offen, welches von Natur aus blond war. Im ständigem Wechsel, was Haarfarbe und Liebhaber angingen, war sie für alles Neue offen und damit eine ausgeflippte Type. Imke hatte – im Gegensatz zu Susi – schon viele Männer vernascht. Immer hübsch einen nach dem anderen, denn sie hielt es nie lange bei ein und demselben aus. Ohne jegliches Tabu, wenn es nur aufregend genug war. Gelegentlich schlief sie mit Frauen, liebte Gruppensex oder feierte Orgien bei fragwürdigen Gastgebern! Wirklich alles hatte sie schon ausprobiert. Sie arbeitete in der Pathologie, sprach aber niemals darüber, trennte stets Beruf und Privatleben voneinander.
Susi und Imke konnten unterschiedlicher nicht sein.
Beide kannten sich seit der Schulzeit, waren gute Freundinnen geblieben, auch wenn sie mal monatelang nichts voneinander hörten, diese Freundschaft hielt Stand und war somit etwas ganz Besonderes. Beide trafen sich vor einer kleinen, gemütlichen Eckkneipe in der Innenstadt, in der Imke ab und zu versackte.
Die restaurierte Fassade schillerte in verschiedenen Farben, stilvoll präsentierten sich viele bunte Blumen und belagerten üppig die Fensterbänke. Über dem Eingang des Lokals hing ein altes, eisernes Logo. Es zeigte eine Straßenlaterne mit einem daneben liegenden (wahrscheinlich besoffenen) Kerl und den Namenszug: Zum Penner!
Aus der offen stehenden Tür plättscherte Musik aus den 70er Jahren, die beide sehr liebten und an die Jugendzeit erinnerte.
Während sie an der Bar miteinander plauderten, füllte sich die Kneipe mehr und mehr mit Männern. In ganzen Scharen stolperten diese herein. Plötzlich bekamen die Frauen vom Wirt ein Glas Sekt vor die Nase gestellt, mit der Bemerkung: „Von dem Herrn da gegenüber, bitte!“ Beide erschraken förmlich, guckten sich verwundert an und kicherten zusammen, wie schon lange nicht mehr.
Sie erhoben die Gläser und an der anderen Seite der Bar hielt ein großer, starker Kerl mit schwarzen Locken seinen Kelch in die Luft. Er prostete den Damen zu, und schien etwas zu sagen, doch bei dem Lärm war nichts zu verstehen. Die Beatles im Radio gaben noch ihren Teil dazu. Hier war scheinbar ein Männerabend angelaufen.
Dies realisierten die beiden, schauten sich in der Runde um, und lachten drauf los.
Alle Ängste schienen verflogen und der Alkohol stimmte sie fröhlich. Sie amüsierten sich köstlich und kicherten immerzu, fast so wie früher, wenn sie zusammen etwas ausgefressen hatten und dabei erwischt wurden. Plötzlich sagte Imke: „Wo sind wir hier, vielleicht im Klub der einsamen Herzen?“
Susi hielt sich die Hand vor den Mund und schüttelte mit dem Kopf vor Lachen. Tränen rollten über ihr Gesicht.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal so lustig war. Imke hatte in der Menge einen interessanten Mann entdeckt. Er musste so um die Fünfzig sein und erwiderte, mit offenbar großem Interesse, ihre Blicke.
Susi bemerkte dies sofort: „Naaaa, brauchbares Material gefunden?“ Imke erwiderte spontan: „Ja, es scheint so! Was meinst Du, ob das was für mich ist?“
„Er sieht sehr gut aus, könnte mir auch zusagen!“ so Susi. „Meine Fantasie flüstert mir, dass er ein Tiger im Bett ist. Da er meine Entdeckung ist, habe ich die älteren Rechte. Aber Du kannst ihn gerne kriegen, wenn ich ihn satt habe, sprich: vielleicht schon morgen, hihihi!“ kicherte Imke.
„Du wirst Dich auch nie ändern, Imke. Die armen Kerle!“ lachte sie. „Alle Männer benutzen ihre Frauen und später werden sie einfach gegen eine andere ausgetauscht. Findest Du das fair? Ich zeige der Welt, dass es auch anders herum funktioniert. Einen Kerl verrückt zu machen, das finde ich cool und aufregend. Das Ende der Beziehung lege ich dann fest, indem er den Laufpass bekommt, bevor es zu stressig wird. Mein Timing dabei ist perfekt, sag ich Dir! Nach einiger Zeit werden alle Kerle langweilig, oder etwa nicht? Nenne mir bitte einen Mann, der das nicht verdient hat! Siehst Du, Du kennst auch keinen!“ überzeugte Imke spöttisch.
„Vielleicht hast Du recht, aber ich könnte das nicht!“ antwortete Susi.
„Weißt Du, man soll Männer, wie rohe Eier behandeln“ und ein schelmischer Blick in Imkes Augen sagte weiter, „um sie später in die Pfanne zu hauen. Hahaha!!!“
Inzwischen hatte Imke wieder Blickkontakt mit dem gutaussehenden Verehrer von der gegenüberliegenden Seite der Theke aufgenommen. Auch Susi bemerkte, dass sie von all’ den Mannsbildern angestarrt wurde. Sie hätte sich aus der Vielfalt einen aussuchen können, doch sie hatte keinen Bock, nach der Affäre mit Albertino, die ihr immer noch wie Blei im Magen lag.
Imke dagegen ging in die Offensive und setzte ihren Flirt fort, indem sie ihr Opfer heranwinkte.
Sofort darauf kam dieser, namens Richard, zu den beiden herüber. Mit angenehmer Stimme erzählte er von seiner Arbeit als Grafiker. Imke war hin und weg, so toll fand sie diesen Typ.
Sie flüsterte Susi ins Ohr: „Ich glaube nicht, dass ich heute Abend allein nach Hause gehen muss, hahaha! Den kralle ich mir!“ Damit waren die Weichen gestellt.
Susi fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen, darum verabschiedete sie sich und ging.
Für ihre Albertino-Story und die Mutz-Geschichte blieb somit keine Zeit mehr.
Auf dem Heimweg dachte sie an Imkes Lebenswandel und deren Einstellung zum männlichen Geschlecht. Irgendwie fand sie ihre Denkweise imposant, obwohl sie selbst ganz anders gestrickt war und immer noch an die große Liebe glauben wollte.
Sie fasste den Entschluss, Silvio Albertino zu den Akten zu legen. Eine Erfahrung reicher dachte sie: ‚Nie mehr einen Italiener!‘ Bei der Erarbeitung ihres Tourenplanes stieß sie auf Dr. Braumeier, den sie dringend mal wieder konsultieren sollte, so ihr Verkaufsinstinkt! Automatisch kam ihr ABC-Plan ins Gedächtnis zurück, denn B stand für Braumeier!
B – wie Dr. Braumeier
Nur schwach konnte Susi sich an Dr. Braumeier erinnern, es waren schon viele Monate vergangen, seit ihrem letzten Besuch in seiner Praxis. Dabei zählte er zu den Favoriten in ihrem Bezirk, denn er bestellte ihre Medikamente massiv und kontinuierlich, mit anderen Worten – der Verkauf lief auch ohne ihr Zutun.
Er musste ca. sechzig Jahre alt sein. War das zu alt für Susi? Bisher hatte sie nur gleichaltrige Männer, doch inzwischen würde sie vielleicht einen Altersunterschied akzeptieren. Sie nahm sich vor, diesen Dr. Braumeier aufzusuchen, um genau das herauszufinden. Schon am folgenden Tag ging ihr dieser Doktor nicht mehr aus den Sinn. Dann endlich griff sie zum Telefon und hatte ihn höchstpersönlich an der Leine.
Eine tiefe, männliche Stimme meldete sich: „Braumeier, Guten Tag!“ Sie antwortete: „Guten Tag Dr. Braumeier, hier ist Frau Reuther. Wir haben uns lang nicht mehr gesprochen. Ich würde gern mal wieder bei Ihnen vorbeischauen, um Ihnen unsere neuen Produkte vorzustellen. Wann hätten Sie denn mal Zeit für mich?“
„Ach ja, Frau Reuther Sie können schon morgen kommen, denn im Augenblick ist nicht viel los hier. Aber bitte am Nachmittag, dann ist es in Ordnung!“ so der Doktor.
Sie bedankte sich und verabredete einen Termin um 16.00 Uhr in seiner Praxis.
Es passierte nicht oft, dass so schnell eine Absprache zustande kam und noch dazu mit dem Arzt persönlich.
In der darauf folgenden Nacht schlief sie kaum.
Immer wieder schwirrten ihr die Erlebnisse mit Dr. Albertino durch den Kopf. Sollte sie ihren ABC-Plan doch lieber vergessen? Und dieser Doktor Braumeier? Er konnte ebenso sein. Doch schnell verwarf sie diesen Gedanken, indem sie sich vorstellte, wie sie mit ihm zusammen ein Theater besuchte.
In dem neuen roten Kleid und mit hochgesteckter Frisur würde auch er ihr nicht widerstehen können. Sicher gehörte er zu der Gattung Männer, die ihre Hörner schon längst abgestoßen hatten!?
Auf die Frage, ob sie einen Vater-Ersatz suche, fand sie jedoch keine Antwort. Geduld musste sie bewahren, aber eben das fiel ihr schwer bei dieser immer noch anhaltenden Affenhitze.
Endlich schlief sie ein.
Von den ersten Sonnenstrahlen, die sanft auf ihr Gesicht fielen, erwachte sie schließlich und als das Telefon klingelte, vernahm sie Imkes Stimme. Sie verabredeten sich für den Abend, um erneut gemeinsam auszugehen. ‚Das wird ein anstrengender Tag‘ dachte Susi, ‚aber Imke wird dafür Sorge tragen, dass sie heute viel Spaß zusammen haben werden.‘ Soviel wusste sie im Voraus.
Im Laufe des Vormittags zogen schwere, dunkle Gewitterwolken auf. Nach wochenlangen tropischen Temperaturen, würde man sich nun auf einen kräftigen Gewitterregen einstellen müssen. Jeder wünschte sich sehnlichst eine Abkühlung.
Ein gewaltiger Sturzregen schmetterte nieder und vom starken Wind begleitet, schien sich der Weltuntergang anzukündigen. Durch die menschenleeren Straßen fegte der Sturm.
Alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog durch die Luft. Susi stoppte ihr Auto, denn ihre Sicht war total eingeschränkt. Selbst die Scheibenwischer versagten. Das laute Knallen der Regenmassen aufs Wagendach hörte sich bedrohlich an.
In diesen Minuten wurde ihr wieder einmal klar, wie stark die Natur und machtlos der Mensch hingegen ist.
Sie erschrak und zuckte zusammen, als der Wind eine Mülltonne in seinen Bann zog und mit sich riss. Ein Knall, der die Ohren betäubte! Unmittelbar neben ihren Wagen öffnete sich der Tonnendeckel und aller Unrat schwebte mit dem Wind die Straße entlang. Sie hatte großes Glück, dass ihr Auto nichts abbekommen hatte.
Nach einigen Minuten endete das Naturschauspiel und Susi konnte ihre Fahrt langsam fortsetzen.
Es regnete leicht weiter und die Luft kühlte sich merklich ab. Arbeitsmäßig lief es an diesen Tag wie am Schnürchen und der Erfolg stand auf ihrer Seite. Die vereinbarten Termine konnte Susi pünktlich wahrnehmen und sämtliche Ärzte waren interessiert an ihren Besuchen, sodass sich bei ihr eine innerliche Zufriedenheit einstellte.
Scheinbar machten viele Leute Urlaub, viele Stühle im Wartezimmer blieben leer.
Völlig stressfrei begegnete sie ihren Klienten und das gefiel Susi nur zu gut! Wenn das so bliebe, dann hätte sie ihren Traumberuf gefunden, denn für die Präparate, die sie verkaufte, stand sie zweifelsfrei ein. So liebte sie ihren Job.
Mit vier Praxisbesuchen erwirtschaftete sie einen Umsatz, der normalerweise nur in zwei Wochen erreicht werden konnte.
Sie glaubte auf Wolken zu schweben vor lauter Glück, und hatte keine Angst mehr, ihre Arbeit zu verlieren. Mutz würde ihr die Füße küssen und sie anflehen, zu bleiben. Nichts ist erotischer, als Erfolg!!! Das hatte sie einmal gelesen. Heute war sie bereit, daran zu glauben. Ihr Adrenalinspiegel hatte das Ende der Fahnenstange erreicht. Es war mittlerweile 15.30 Uhr und sie hätte beinahe, den Besuch bei Dr. Braumeier verpasst.
Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, schmink mich bitte!!! Ohne nachzudenken, schwang sie den Rougepinsel über ihre Wangen, zog den rosafarbigen Lippenstift aus ihrer Kosmetiktasche und legte los. Unsicherheit machte sich breit. Wie sollte sie sich schminken? Was sollte sie tun? Dick auftragen oder lieber weniger? Manchmal ist weniger mehr! Susi wusste das genau einzuschätzen, und zog die natürliche Variante vor, denn sie wollte einen soliden Eindruck schinden, wie auch immer?! Vor seiner Praxis bekam sie Herzklopfen.
Im Wartezimmer angekommen, stand sie da, aber niemand war zu sehen. Aus dem Sprechzimmer hörte sie Stimmen, konnte zwar kein Wort verstehen, trotzdem wusste sie sofort, dass es die Stimme von Dr. Braumeier war!
Sie holte tief Luft und räusperte sich so laut, dass es jemand hören musste. Einige Sekunden später kam die Assistentin in den Warteraum und fragte nach Susis Anliegen. Es dauerte nur zwei Minuten bis sie aufgefordert wurde, das Sprechzimmer zu betreten. Voller Neugier und mit großer Anspannung betrat sie den Raum und begrüßte Dr. Braumeier, den sie fast nicht mehr wiedererkannte.
Er hatte sich sehr verändert seit ihrem letzten Besuch.
Seine Augen sahen müde aus und die männliche Ausstrahlung schien verflogen zu sein.
Nur mühevoll konnte sie dieses Entsetzen vor ihm verbergen. Fast teilnahmslos saß er ihr gegenüber. Hörte er ihr überhaupt zu? Mit feuchten Händen gestikulierte sie aufgeregt, beschrieb die Medikamente und ihre Anwendungsbereiche, die neu auf dem Markt erschienen waren. Sie bemerkte die Unsicherheit, die sie erfasste und sich in ihr festfraß, doch nichts hielt sie davon ab, das Gespräch fortzusetzen. Was sie sah, gefiel ihr gar nicht. Ein Wrack war aus ihm geworden. Sehr gelassen lehnte er sich zurück, betrachtete Susi und lächelte ein wenig: „Frau Reuther, wir beide wissen, wie gut diese Medizin ist und viele meiner Patienten könnten ohne Ihre Pillen gar nicht mehr leben. Darum nehme ich Ihnen gleich die doppelte Menge ab, wenn der Preis stabil bleibt. Sehen Sie, es kommen täglich so viele Pharmareferenten zu mir und nicht immer stimmt das Preis-Leistungsverhältnis, aber mit Ihren Medikamenten habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und daran möchte ich gern festhalten. Außerdem finde ich Sie sehr charmant! Auch das muss einmal gesagt werden!“
Er zwinkerte ihr zu mit einem Lächeln und nun schien er wieder der Alte zu sein. Im weiteren Gespräch bekam sein Gesicht etwas Farbe. Hatte sie ihm vielleicht zum Flirten angeregt? Ja, es schien so. Beiden blieb genug Zeit für eine persönliche Unterhaltung, denn das Wartezimmer war noch stets leer. Warum auch nicht, ihr Umsatz stimmte und nun konnte sie zum gemütlichen Teil übergehen.
Susi schaute auf seine Hände, die so viel über einen Mann sagen können. Schön und gepflegt sahen sie aus. Außerdem trug er keinen Ehering! Somit nahm im Laufe der Unterhaltung ihr Interesse an ihm wieder zu und seine Intelligenz spielte dabei keine unwesentliche Rolle!
„Frau Reuther, lieben Sie Jazz? Wissen Sie, ich gehe jeden Sonntag ins Jazz-Cafe und wenn Sie möchten, können Sie gern einmal mitkommen!“ sagte der Doktor.
Sie war sehr überrascht und antwortete spontan: „Gern, sehr gern! Auch ich bin ein Fan von Jazz, z. B. finde ich Django Reinhardt toll. Seine Musik machte die Menschen schon vor ca. fünfzig Jahren glücklich und heute sind es meist Zigeuner, die seine Stücke noch wirklich gut spielen können.“
„Sie kennen Reinhardt, das beeindruckt mich und das hätte ich – ehrlich gesagt – nicht erwartet von Ihnen!“ strahlte Dr. Braumeier. Beide waren von diesem Gespräch angetan, und vereinbarten für den kommenden Sonntag einen gemeinsamen Besuch im Jazz-Cafe.
„Also dann bis Sonntag Dr. Braumeier!“ verabschiedete sich Susi mit einem kräftigen Händedruck.
Er erwiderte: „Ich freue mich darauf! Auf Wiedersehen!“ Zu Hause nahm sie ein Bad und machte sich schick für den gemeinsamen Abend mit Imke.
Mit Sicherheit würde sie alles über die neue Errungenschaft, Richard den Grafiker, erfahren und wie weit die beiden zusammen gekommen waren. Imke hatte noch nie etwas anbrennen lassen.
Nur allzu gut kannte sie ihre Freundin, und wusste deshalb genau, dass sie ihre erotischen Erlebnisse und Bettgeschichten preisgeben würde. Unter beiden Freundinnen gab es keine Geheimnisse, bis ins Detail erzählten sie sich alles und das war okay so!
Imke beriet Susi stets perfekt in Sachen Männer, deshalb nahm sie sich vor, das Gespräch heute auf reifere Männer zu lenken, sprich auf Dr. Braumeier. Sie trafen sich, wie verabredet in einem griechischen Restaurant, unweit von Susis Wohnung.
Beide begrüßten sich herzlich und während sie sich umarmten, flüsterte Imke: „Hab’ Dir viel zu erzählen, ich glaube, mich hat es wiedermal mächtig erwischt. So verknallt war ich noch nie!“
Oft genug hatte Susi das schon gehört, aber naja vielleicht meinte sie es dieses Mal seriös. Kaum vorstellbar bei Imke und doch möglich, denn sie hatte etwas, was Männer betörte.
Sie sah einfach umwerfend aus.
Stets war sie perfekt gekleidet und fand für jeglichen Anlass die passenden bzw. entsprechenden Klamotten.
Überall konnte sie sich sehen lassen, ob es nobel zuging und sie im kleinen Schwarzen erschien oder ganz leger im Jeanslook mit Stirnband in einer verqualmten Kneipe rumhing, sie machte stets eine gute Figur und jeder Kerl versuchte, sie abzuschleppen.
Susi beneidete sie deshalb, denn solche Fähigkeiten besaß sie leider nicht. Im griechischen Restaurant setzten sich die Beiden an einen Tisch, an dem sie ungestört plaudern konnten.
Sie bestellten eine Flasche Wein und einen Kreta-Teller für zwei Personen. Ein gut gewachsener, griechischer Kellner bediente und verwöhnte die Freundinnen mit seinem Charme.
„Mit einem Griechen hab’ ich es noch nie getan! Und Du?“ kicherte Imke. „Natürlich nicht, Du kennst mich doch! Aber letzte Woche hatte ich einen Italiener!“ betonte Susi, denn sie wollte endlich mitreden können, wenn es um Männer ging.
Imke sperrte Maul und Nase auf und antwortete völlig verwirrt: „Wie bitte, Du hast es mit einem Italiener getrieben? Wow! Das hätte ich Dir nicht zugetraut. Mein Gott, Du überraschst mich immer wieder. Erzähl’, wie war es!“
Voller Neugier beugte sie sich über den Tisch, um kein Wort zu verpassen und ihre Augen leuchteten vor Aufregung.
Susi begann beim Urschleim, um die Affäre mit Silvio in allen Farben und Einzelheiten zu schildern.
Imke verfolgte die Geschichte sehr aufmerksam, ohne dabei ein Wort zu verlieren, denn wenn es um Männer ging, war sie in ihren Element. Prompt kam ihr Kommentar: „Mein Gott Susi, da bist Du aber sehr naiv gewesen. Die Italiener sind doch bestens dafür bekannt, dass sie nur auf Sex fixiert sind. Eine heiße Nacht und dann Arrivederci. Ich habe zweimal mit einem italienischen Mann geschlafen, natürlich nicht mit ein und demselben. Einen Zweiten probierte ich aus, um mein Urteil abzurunden und was soll ich Dir sagen? Die gleiche Scheiße nochmal! Nach einigen Minuten rein und raus, waren sie fertig, schön, he? Und ich hatte noch nicht einmal Zeit, um warmzulaufen. Diese Karnickelnummer ist so ziemlich das Allerletzte, für mich jedenfalls! Nie wieder einen Italiener, soviel weiß ich inzwischen.“
Nun legte sie ein sanftes Lächeln auf, zeigte mit ihrem Finger zum Kellner und fuhr weiter fort: „Aber einen Griechen möchte ich gern mal vernaschen. Die haben Feuer im Blut, da verwette ich meinen Arsch. Guck ihn Dir doch mal genauer an, dieser Ausdruck von Leidenschaft in seinen Augen, siehst du das? Glaub’ mir Susi, so einer kann es Dir besorgen, dass Du zum Schluss nicht mehr weißt, was hinten und vorne ist. Ich kann es förmlich riechen, da ist nix mit hopphopp und fertig! Die nehmen sich Zeit für die Liebe und so muss es auch sein, sonst hat eine Frau nichts davon. Was meinst Du, soll ich ihn anmachen?“