Kitabı oku: «Renate Müller - Ihr Leben ein Drahtseilakt», sayfa 2
II.
Der Weg zur Bühne
„Es glaubt der Mensch, sein Leben zu leiten, sich selbst zu führen; und sein innerstes wird unwiderstehlich nach seinem Schicksale gezogen.“
Johann Wolfgang von Goethe („Egmont“)
Berlin ist 1924 die interessanteste Stadt Deutschlands, nein Europas.
Mit dem Eingemeindungs-Gesetz vom 27. April 1920 war sie zur zweitgrößten Metropole Europas aufgestiegen, ist somit flächenmäßig eine der größten Städte der Welt. Nach dem verlorenen Krieg und der Überwindung der Inflation zeichnet sich eine politische und wirtschaftliche Stabilisierung ab. Überall spürt man neuen Auftrieb, jeder will dabeisein. Die Prüderie der wilhelminischen Ära ist endgültig vorbei. Ob Künstler oder Intellektuelle, ob Handwerker oder Arbeiter, alle strömen in die vier Millionen Einwohner starke Kulturmetropole. Die Stadt ist nur auf Zukunft ausgerichtet und vereinigt Ordnung und Zügellosigkeit, Natur und Künstlichkeit, Empfindsamkeit und Krach, Schönheit und Häßlichkeit aber auch Gemütlichkeit und störende Hektik. Ein vielschichtiges Gebilde, das nicht nur Kunst- und Amüsierstadt ist, sondern auch noch Industriestadt, in der darüber hinaus sogar noch landwirtschaftliche Erzeugnisse produziert werden. Bis zum amerikanischen Börsenkrach 1929 ist die Stadt bunt, reich und glitzernd, mit einem ganz besonderen Lebensgefühl. Es ist der Auftakt für fünf sorglose Jahre, die als die „goldenen zwanziger Jahre“ in die Geschichte eingehen werden. Zwischen Charleston und Straßenkampf, Kokainpartys und Massenarbeitslosigkeit wird es der Nährboden für die braune Saat.
In dieses kosmopolitische Berlin kommt Familie Müller. Sie beziehen eine geräumige Wohnung in der Bregenzer Straße in Berlin-Schöneberg im Haus Nr. 9. Karl-Eugen ist einem Ruf als politischer Redakteur und Leitartikler beim liberalen Berliner Tageblatt, dem „BT“, gefolgt. Die im Dezember 1871 zum erstenmal erschienene Zeitung, ist das international beachtete Sprachrohr des liberalen Deutschlands der Weimarer Republik. Hier eine Anstellung zu bekommen ist eine neue Herausforderung, die Karl-Eugen Müller reizt, denn die von Chefredakteur Theodor Wolff geschliffenen Leitartikel (stets nur mit „T.W.“ gezeichnet) werden als nationale Institution angesehen und gerne im Ausland zitiert. Wolff ist bis heute unzweifelhaft eine der bedeutendsten Journalisten Deutschlands.
Berlin ist in den zwanziger Jahren die Zeitungsstadt Deutschlands, in der ein paar Dutzend Tageszeitungen erscheinen. Eine Glanzperiode des Zeitungsviertels hat begonnen, die wie ein einziger internationaler Diskutierklub das Geschehen der Welt erörtert. Karl-Eugen Müllers neue Wirkungsstätte ist das Mosse-Haus an der Jerusalemer - Ecke Schützenstraße, mitten im Berliner Zeitungsviertel. Der Journalist Fred Hildenbrandt erinnert sich: „Wir waren am Berliner Tageblatt 92 Redakteure. Ein Stab ohnegleichen. Diese jungen, älteren und alten Männer waren, zusammengenommen, ein Wunderwerk an Organisation, Präzision und Zuverlässigkeit. In der politischen Redaktion arbeitete der Kollege Karl-Eugen Müller. Ein mittelgroßer, stämmiger, sehr breitschultriger robust aussehender Mann mit rotblondem Haar und kurz gestutztem Schnurrbart. Im linken Auge funkelte ein Einglas. Dass einer vom BT ein Monokel trug, erscheint außergewöhnlich, denn dieses Augenglas galt gemeinhin ein Überbleibsel aus feudalen Zeiten bei feudalen Leuten oder solchen, die es scheinen wollten. Wir vom Feuilleton kannten ihn nicht näher. Unter den vielen Redakteuren der Zeitung bestand kein enger persönlicher Kontakt. Eine angenehme Loyalität herrschte im Hause. Ein guter Ton regierte. Man verstand sich großartig ohne viel Worte. Jenen Dr. Karl-Eugen Müller nun mochten wir alle seiner Ausgewogenheit und Ausgeglichenheit, seiner ruhigen und stets gelassenen Art wegen gern.“ 1
Das pulsierende Leben der Millionenstadt gefällt den Müller-Töchtern, Gabriele besucht weiterhin die Schule und Renate nimmt wieder Gesangstunden. Die Eltern haben nichts einzuwenden, doch Karl-Eugen stellt eine Bedingung: Renate soll wenigstens eine Schule für Stenografie und Schreibmaschine besuchen. Wenn es mit dem Gesangstudium doch nicht klappen sollte, hat sie wenigstens eine solide Ausbildung für eine Bürotätigkeit. Ohne Widerspruch akzeptiert Renate den Rat des Vaters.
In dieser Zeit tritt eine entscheidende Wende in Renate Müllers Leben ein. Eine Freundin der Familie, die am Deutschen-Theater beschäftigt ist, gibt den Rat, dass Renate unbedingt auch Bühnenpraxis haben sollte, wenn sie wirklich eine Opernkarriere einschlagen will. Denn für moderne Opernsänger sei es von entscheidender Bedeutung, dass sie zur darstellerischen Ergänzung der Gesangsausbildung auch mit der Sprechbühne vertraut werden und spielen können. Sie schlägt die Max-Reinhardt-Schauspielschule vor, die zu den wichtigsten und vor allem modernsten Schulen Europas zählt. Max Reinhardt, ein magischer Name für alle Schauspieler in Berlin, in Deutschland. Die ganze Theaterwelt ist von ihm und seinem Können, seiner kulturellen Größe, fasziniert.
Gesagt getan, durch Vermittlung und Beziehungen ihres Vaters, kann sich Renate zur Aufnahmeprüfung anmelden und macht vor Aufregung in der Nacht vor dem Einzelvorsprechen kein Auge zu. Obwohl das Schuljahr bereits begonnen hat, wird Renate noch aufgenommen, denn ihr Talent wird vom Gremium sofort erkannt und ohne Einschränkungen akzeptiert. Sie wird sogar direkt in die zweite Klasse aufgenommen. Es ist eine besondere Auszeichnung, denn in einer Satzung der Schule heißt es: „Es werden nur sehr begabte Schüler in beschränkter Anzahl aufgenommen.“
Die im Herbst 1905 gegründete Schule befindet sich im zweiten Stock des Hauses der Kammerspiele in der Schumannstraße 14. Die Anforderungen der Schule sind sehr hoch und viele der besten Schauspieler jener Zeit haben hier ihr Handwerk erlernt. Alexander Granach, Karl Ludwig Diehl, Otto Wallburg, Paul Graetz u.v.a. gehören dazu.
Geleitet wird die Schule von Direktor Berthold Held, einer von Reinhardts ältesten Mitarbeitern aus seiner Salzburger Theatertätigkeit. Held über die „Erziehung des Schauspielers“: „Ich sage absichtlich Erziehung und nicht Ausbildung, weil die Ausbildung nur die Erlernung eines Teilgebietes die Erwerbung von Fähigkeiten bedeutet, die Erziehung dagegen das Wesen des ganzen Menschen umfaßt. Die Schauspielkunst in ihren letzten Forderungen aber verlangt den ganzen Menschen, die Beherrschung aller geistigen, seelischen und physischen Kräfte, die leichte Beweglichkeit des Körpers sowohl wie das rasche Erfassen aller Gefühlszustände. Erfassen - und wiedergeben! Unterricht kann schädigen, wenn er anstatt das Wesen des Individuums zu erkennen und dessen Besonderheit zu fördern, Selbstgewolltes einzwängen will. Der Lehrer soll keine Treibhauspflanze züchten, keine regelrecht zugeschnittenen künstlichen Gewächse, denen die Kraft des Wachstums, die Ursprünglichkeit, Natürlichkeit, gewaltsam beschnitten wird, er soll nichts an Echtheit der Empfindung rauben, aber doch zum Verständnis für Kultur der Kunst erziehen, er soll lehren, mit den vorhandenen Mitteln zu rechnen, und wird dadurch von selbst zu weiser Beschränkung anleiten. Die Aufgabe eines vernünftigen Lehrers ist es, darauf zu achten, dass durch den Unterricht eines reich veranlagten Menschen nicht die Entwicklung der Besonderheit seiner Persönlichkeit Schaden nehme, denn diese muß dem Künstler gewahrt werden. Das ist die Grenze, an der der Lehrer sich zurückzuziehen hat. Das bewußte Schaffen, das Handwerkliche gewinnt an Wert, man erinnert sich, dass Kunst von Können stammt. Darum muß bei der Erziehung des Schauspielers die größte Sorgfalt auf Erlernung aller technischen Fertigkeiten gelegt werden. Allem voran auf die Beherrschung des Wortes. Die Beherrschung der Sprache, mit Rücksicht auf Klang, Tonfarbe, Tonstärke, Deutlichkeit, Richtigkeit, mit allen den vielen Schattierungen des Ausdrucks. Gleichgewichtig ist die Beweglichkeit des Körpers, wozu Gymnastik-, Tanz- und Fechtunterricht unbedingt zu fordern und mancher Sport, wie Reiten, Schwimmen, zu empfehlen ist. Großes Gewicht lege ich darauf, dass der Schauspielschüler sehen und hören lerne. Um zu sehen, werde er in die Museen geführt. Und hören! Der Sprachunterricht geschehe auf musikalischer Grundlage, damit die Sprache klinge und Wohllaut gewinne, und weil dadurch das Gefühl für Rhythmus und Stil geweckt wird. Der heutige Schauspieler muß alles können, er soll Sprecher, Sänger, Tänzer, Musiker, Akrobat sein; er soll alle Stile und Spielarten beherrschen, den klassischen Vers, den leichten Konversationston, die stilisierte Sprache, alles. Die Schule soll dem Schüler für sein ganzes künstlerisches Leben den Rückhalt geben und ihn auch zum disziplinierten Menschen erziehen.“ 2
Max Gülstorff, Professor Ferdinand Gregori, Carl Heine, Albert Steinrück, Friedrich Kayssler u. a. bilden in Ensemblestudium, sowie in Atem-Sprech- und Stimmtechnik aus. Zu den Unterrichtsfächern gehören auch rhythmische Bewegung, Gehörbildung und Florettfechten, welches Paul Mürich seinen Schülern beibringt. Reinhardt selbst ist vorübergehend in Wien tätig und wird erst im Oktober 1924 wieder nach Berlin zurückkommen. Die künstlerische Leitung seiner Häuser führt in dieser Zeit der Schriftsteller, Theaterkritiker und Chefdramaturg Felix Hollaender. Der ewig zerstreut und geistesabwesend wirkende Romancier ist Onkel des Komponisten Friedrich Hollaender.
Der Stundenplan läßt den Schülern kaum Zeit für sich selbst, sie lernen und leben nur für das Theater. Natürlich lernt auch Renate zu deklamieren und übt die üblichen Vorsprechrollen des Gretchen und der Jungfrau von Orleans ein. In der elterlichen Wohnung erklingen jetzt keine Tonleitern mehr, sondern die melodischen Sprachübungen aus dem „Kleinen Hey“: „Qualmende Quelle, Quelle quetschender Qualen“ oder „Pfui Faun, pflücke Veilchen, Pfirsiche verlocken nicht“ usw. Vor allem soll die Bühnenpräsenz und die Einzigartigkeit der einzelnen Schüler geweckt und zur Entfaltung kommen. Renate besucht zwar nicht regelmäßig den Unterricht, lernt aber mit ganzem Herzen und Feuereifer. Sie befreundet sich mit einigen Kommilitonen, die später renomierte Schauspieler wurden, darunter O. E. (für Otto Eduard) Hasse, Werner Fuetterer, Alice Treff und Karin Evans, die den gleichen Lehrgang besuchen. Karin Evans erinnert sich: „Renate war eine tolle Erscheinung, ein Sonderfall in unserer Schule. Wir anderen konnten uns keine ausgefallene Kleidung, keine Seidenstrümpfe leisten. Renate kam immer sehr elegant gekleidet. Für uns war sie ein Rätsel, denn sie kam und ging zum Unterricht, wie sie es wollte; außerdem hatte sie damals schon unglaubliche Beziehungen zu wichtigen Leuten aus der Theaterwelt. Zu ihrem Bekanntenkreis gehörten Prominente, die uns nicht einmal angeschaut hätten. Sie war ein Aushängeschild für die Schule.“ 3 Gemeinsam arbeiten und schwärmen alle für das Theater und haben die gleichen himmelstürmenden Pläne. Die Schüler treffen sich regelmäßig in der Kantine, kurz „D.T.“ genannt, an dessen Wänden Photos und Karikaturen sämtlicher Bühnengrößen hängen, die hier aufgetreten sind. Außerdem kann man hier in den Pausen berühmte Schauspieler auch hautnah erleben.
Als Lehrer für Szenenstücke wird der junge Lothar Müthel engagiert. Müthel ist bekannt für seine Sorgfalt, mit der er den Charakter einer Dichtung herausarbeitet. Er plädiert für eine reine, unverfälschte Wiedergabe des Bühnenautors. Um die Schüler besser kennenzulernen, läßt sich Müthel von allen etwas vorspielen. Die Begabtesten, unter ihnen auch Renate, bekommen kleine Röllchen bzw. wirken als Komparsen auf einer der fünf Berliner Reinhardt-Bühnen mit. Zum Beispiel in der Reinhardt-Inszenierung Shaws Heilige Johanna mit der umjubelten Elisabeth Bergner, oder in Bertolt Brechts Dickicht mit Fritz Kortner und Franziska Kinz; Regie führt hier Erich Engel. Die Studierenden sollen das Erlernte praktisch beweisen, Routine bekommen und sich „freispielen“. Das bedeute für Renate, dass sie zunächst ein bißchen auf der Bühne herumzugehen oder dazusitzen hat und als einzigen Text hin und wieder „Jawohl, Mama!“ sagen muss.
Ein weiterer Lehrer für Rollen- und Ensemblespiel, Erich Pabst, (von allen „der Papst“ genannt), ist gleichzeitig Regisseur bei den Reinhardt-Bühnen. Pabst wird für Renates künstlerische Entwicklung noch wichtig sein.
Ihre erste „richtige“ Rolle bekommt Renate in der Richard Gerner Neuinszenierung von Henrik Ibsens Die Stützen der Gesellschaft. Albert Bassermann spielt den Konsul Bernick, Helene Weigel die Martha und Else Bassermann sehen wir als Lona Hessel. Renate spielt darin das Nettchen Holt. Premiere ist am 9. Februar 1925 im Deutschen Theater, das zu den führenden Bühnen deutscher Sprache gehört.
„Beachtenswert ist die Aufführung durch die gute Vertretung der Nebenrollen,“ 4 lobt ein Kritiker. Und der gefürchtete Kritikerpapst Alfred Kerr, der seine Kolumnen mit römischen Ziffern versieht, schreibt am 10. Februar im Berliner Tageblatt über die Neuaufführung: „I. Dieses Stück ist veraltet. Ibsen sagt bekanntlich (im ‚Volksfeind‘): Eine Wahrheit lebt zwei Jahrzehnte. Die zwei Jahrzehnte sind längst um für die ‚Stützen der Gesellschaft‘. Was hat sich (nicht etwa durch den Weltkrieg) verändert? - Zwei Dinge: Der Baugrund. Die Bauart. III. Ibsen ist hier noch Schüler des Franzosenstückes. Er hat ja den Seribe, den Dumas, den Sardou dann erst abgestreift. Ibsen ist aus dem Unmodernen dann erst modern geworden - aber just das Abgestreifte wird nachgemacht. In Wahrheit ist der Bau, auch dieses überlebten Stücks, geniestark. V. Aufgabe des Spielmeisters: Drähte zu beschatten. Herr Richard Gerner beleuchtet sie. Eine Gelegenheitsvorstellung - für Bassermann, der das Herrenmenschliche prachtvoll stark, das Bereuende durchaus zureichend bringt. Im Äußerlichen gibt er Echtheitskunst; im Innerlichen ... Meisterschaft. Seine Frau dachte man sich bedenklicher als Lona Hessel. Sie kam öfters theatralisch; öfters mit Rührung. Sie hat aber nichts zerstört. Mathias Wiemann ist vielleicht eine Kraft. (Er gab den Johann Tönnesen.) Als aktiv zu nennen sind Hermine Sterler und Bild. Als passive Wirkungskraft Helene Weigel. Die still verschrumpfte Schwester des Konsuls. Das alte Mädchen (deren Auge, wie Jean Paul sagt, ‚wie das eines eingepökelten Herings glänzt‘. Ein Trauerspiel für sich. Sie bleibt im Gedächtnis.“
Bei dieser Inszenierung ist Kerr auf die Schülerin Renate Müller noch nicht aufmerksam geworden. Dafür erntet Renate ihre erste Anerkennung in der Rolle der Sophie in Frank Wedekinds Franziska. Die Premiere findet am 4. April 1925 im Theater in der Königgrätzer Straße (das heutige Hebbel Theater in der Stresemannstraße) statt, einem Haus, welches zu den Barnowsky-Bühnen gehört. Die Titelrolle spielt Tilla Durieux und der Herzog von Rothenburg wird von Hubert von Meyerinck gegeben. Regie führt diesmal Karlheinz Martin, der ein Verfechter des Expressionismus ist und hier mit Wedekinds Stück gewaltsam aber dennoch pietätvoll umgegangen ist. Seine Schauspieler konnte Martin zu Höchstleistungen anspornen und am Tag nach der Premiere steht in den Zeitungen: „Wedekinds aus Erbitterung und Enttäuschung geborene Weltanschauung hat wieder dieses, eines seiner letzten Stücke diktiert. Man wird sich Wedekinds Franziska fortan nur noch als Tilla Durieux vorstellen können. Martin steigert das Stück ins Hypermoderne und tut recht daran. Im zweiten Bild, der Lasterhöhle, lebt sich die von tausend Einfällen gewürzte Laune des Regisseurs aus.“ 5
„Die Aufführung der ‚Franziska‘ entfaltete noch einmal allen Glanz und alle Gefahren des Regietheaters. Die Stoßkraft der Handlung - fabelhaft. Das Umschlagen der Vorgänge wurde nicht immer klar. Regie muß Dichterregie, muß Schauspielerregie werden. Nicht schwache Werke, nicht schwache Schauspieler stark machen, sondern das wesentliche Werk, die Persönlichkeit entwikkeln. Wenn das erkannt wird, werden auch die Anregungen dieser starken, oft hinreißenden, oft irritierenden Franziska-Aufführung nicht vergeblich gewesen sein.“ 6
Im nächsten Stück, der Gustav Raeder-Posse Robert und Bertram oder Die lustigen Vagabonden, wird Renate als Zofe besetzt. Adolf Edgar Licho führt hier Regie. Paul Morgan und Franz Schulz haben das Stück für diese Inszenierung neu bearbeitet. Paul Graetz, Fritz Kampers, Erika Mann und Fritz Rasp stehen auf der Bühne - eine Elitebesetzung - und Renate Müller gehört jetzt schon dazu. Premiere ist am 5. Mai 1925 in der Komödie am Kurfürstendamm. Die Neufassung kommt trotz der routinierten Schauspieler nicht an und Fred Hildenbrandt urteilt im Berliner Tageblatt: „Auch wenn diese biedere alte Kutsche mit einigen aktuellen Witzen morganisiert und überschulzt und dann gewaßmannt und gegraetzt und noch gewangelt und durchflohrt wird. Was, ein moderner Motor, das rattert und knattert, aber der Chauffeur A. E. Licho schaltet zum Erbarmen, die morschen Bretter krachen, so knödelt das Gefährt mühselig vorbei, war es nicht entsetzlich langweilig? Wie, war nicht Carl Sternheim da, Oskar Wilde, Elisabeth Bergner, parodiert von Manfred Fürst, Wolfgang Hellert, Erika Mann? War nicht die Rede von Agnetendorf, Stresemann, Staatsanwälten, Präsidentenwahl? Aber Witze machen ist noch keine Bearbeitung. Gute Schauspieler reden lassen, noch keine Regie. Und eine weißhaarige Posse zum Jazz notzüchtigen, kein Heldenstück.“ 7
Auch Max Osborn, der ebenfalls zur Garde der angesehenen Berliner Theaterkritiker gehört, schreibt in der Berliner Morgenpost: „Ich habe das Gefühl, dass die Bearbeiter zu dem behaglich in sich ruhenden Volksstück einer weniger nervösen und gehetzten Zeit doch nicht die rechte innere Beziehung unterhalten. Nur so kann ich mir erklären, dass Morgan, der sonst in seinen vergnüglich gepfefferten Conferencen und Solonummern an witzigen und geistreichen Einfällen übersprudelt, vielleicht nicht über recht trockene Scherze hinauskam. Im Salon Ipelmeyer ging es sonst freilich lange nicht so belustigend zu, wie man erwartete. Karikaturen von Carl Sternheim, Oskar Wilde und Elisabeth Bergner blieben matt und wirkungslos. Amüsant war die Art, wie Lichos Regie die Gesangsposse in den Rahmen des zierlichen Raumes einspannte. Auch wie sie die Seitenlogen neben der Bühne mitbenutzte.“ 8
Inzwischen hat sich Renate wie besessen mit Haut und Haaren der Bühne verschrieben. Das Theater ist für sie wie ein Schlüssel zu ungeahnten seelischen Offenbarungen; hier entwickelt sie eine neue Sicherheit und lernt ihre Stimme und ihren Körper zu beherrschen. Die Zeit auf der Schauspielschule gehört zu den glücklichsten Lebensabschnitten in Renate Müllers Leben.
Bei einer Feier mit ihren theaterbesessenen Kommilitonen bekommt sie ihren ersten Schwips. Renate: „Ich hatte mir schon lange gewünscht, mal einen Schwips zu haben, so einen richtigen fidelen kleinen Schwips. Erstens, weil ich mir das reizend vorstelle, zweitens, weil ich der Überzeugung war, man müsse auch das mal durchgemacht haben. Als wir Schüler mal einen gemütlichen Bowleabend verabredeten, hielt ich die Gelegenheit für gekommen und verkündete laut, dass ich mir heute meinen garantiert ersten Schwips zulegen wolle. Der Abend wurde vergnügt und lustig und ich gab mich der Bowle mit Inbrunst hin - aber leider ohne Erfolg. Sei es nun, dass die Bowle zu schwach oder ich zu stark war, es gelang mir jedenfalls beim besten Willen nicht, irgendwelche Spuren einer leichten Umnebelung bei mir festzustellen. Jedes meiner Worte, jede Bewegung beobachtete ich aufmerksam, ging langsam durchs Zimmer, - nein, ich ging noch so sicher wie nur je. Resigniert kehrte ich zu meinem Stuhl zurück und - machte auf unsanfteste Art mit dem Boden Bekanntschaft. Schallendes Gelächter. ‚Erst den Stuhl wegziehen und dann noch auslachen, das ist eine Gemeinheit‘, schimpfte ich. ‚Wir den Stuhl? Aber Renate, Du hast einen Schwips.‘ Zur Versöhnung holte ich Werner Fuetterer zu einem Tanz. Und es stand auf - Ottuard. (Mit Namen Otto Eduard Hasse, einer der besten unseres Jahrganges.) ‚Nein, ich wollte doch mit Werner tanzen.‘ ‚Du hast aber mich aufgefordert.‘ ‚Nein Werner.‘ ‚Nein mich, scheinbar siehst Du nicht mehr deutlich.‘ Also das ging mir denn doch zu weit. Einen Blonden konnte ich doch schließlich noch von einem Dunklen unterscheiden! Was soll man aber machen, wenn alle einstimmig brüllen, ich hätte die beiden verwechselt? Ich bot den Wahrheitsbeweis an, dass ich nicht im mindesten beschwipst sei. Angenommen. Ich sollte auf einem Strich balancieren. Eine weiße Schnur quer durch das Zimmer bezeichnete meinen Leidensweg. Nanu, der Strich war doch eine Wellenlinie? Konnte ich wirklich nicht mehr richtig sehen? Ich faßte mich an den Kopf, zwickte mich in den Arm, also gefühllos war ich noch nicht, und das gute Köpfchen war auch noch da. Um mich herum todernste Gesichter. Schnurgerade, ich schien an mir selber zu zweifeln, nahm all meine Energie zusammen, spannte mein Rückgrat und die Beinmuskeln an und begann meinen Drahtseiltanz. Mit haarscharfer Genauigkeit setzte ich ein Bein vors andere und traf immer daneben. Die Linie unter meinen Füßen schien zu schwanken, bei jedem Fußtritt wich sie nach der anderen Seite aus. Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Einmal drehte ich mich blitzschnell um, aber unbewegt saß Werner am Boden und hielt die weiße Schnur fest. Ich hatte den deutlichen Eindruck, dass er sie bei jedem Schritt hin und her zog, aber nie gelang es mir, ihn zu überführen. Ich hatte die Probe nicht bestanden. Und nun begann mein Leidensweg erst wirklich. Kein Widerspruch half. Mit sanfter Gewalt zog man mich aufs Sofa und verpackte mich unter drei Federbetten. ‚Das treibt am besten raus.‘ Jeder wußte noch ein anderes unfehlbares Rezept und im Laufe einer halben Stunde mußte ich folgende Heilmittel zu mir nehmen: 2 rohe Kartoffeln mitsamt der Schale, eine ausgepreßte Zitrone mit Pfeffer, drei Magenbitter mit Tomatenpüree (Prärieauster nannten sie das), einen Eßlöffel voll Salz nebst einer halben Zwiebel. Dazu unaufhörlich eiskalte Umschläge auf meine arme Stirn gepreßt, während mein Körper unter den Federkissen dampfte. All meine Abwehrversuche wurden energisch erstickt. Schließlich lag ich ganz apathisch da und ließ alles über mich ergehen, denn nun fühlte ich mich wirklich kreuzelend. Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass alles Theater war. Trotzdem habe ich meinen Schwur gehalten. Denn niemals werde ich meinen ersten Schwips vergessen, der - in Wirklichkeit - gar keiner war.“ 9
Am 31. Mai 1925 geht das Schuljahr der Schauspielschule zu Ende. Zu der Abschlußaufführung kommen wie immer einige Theaterdirektoren und Agenten, um sich junge Talente auszusuchen. Fast alle Schauspielschüler finden dabei ein Engagement, der eine nach Greiz, der andere nach Schneidemühl, der dritte vielleicht nach Frankfurt am Main oder nach Breslau. Bei dieser Abschlußprüfung ziehen die Schülerinnen Evans und Müller das große Los, sie werden an Berliner Bühnen verpflichtet. Karin geht an das Deutsche- und Renate an das Lessing-Theater, das Arthur Hellmer gepachtet hatte.

Privatfoto aus dem Jahre 1926.
Doch bevor die neue Spielzeit in Berlin beginnt nimmt Renate ein Sommerengagement - vom 9. Juli bis 31. August - am Harzer Bergtheater, einer Freilichtbühne in Thale, an. Es ist die älteste Naturbühne Deutschlands. Dr. Ernst Wachler hatte sie 1903 nach dem Vorbild antiker Amphitheater in der Natur errichten lassen und formulierte seine Idee mit dem Werbespruch: „Hinaus ins Freie, in den Reichtum der Landschaft, dass ihr Duft und ihre Stimme hier auf den Zuschauer überfließe.“
Erich Pabst, der in Thale mit Dr. Wachler die Oberspielleitung übernommen hat, bietet einigen seiner Schüler die Möglichkeit, sich Bühnenerfahrung in der Provinz anzueignen. Mit von der Partie sind außer den ehemaligen Schauspielschülern Müller, Evans und Hasse, auch der Schauspiellehrer Lothar Müthel und die Schauspieler Kurt Arndt und Helmuth Rudolph.
Das Freilichttheater befindet sich auf dem Hexentanzplatz, am Osthang des Harzes, über Thale. Von dort hat man einen herrlichen Blick über die Ebene bis Magdeburg. Es ist nicht leicht für einen Anfänger auf dieser Bühne, die 1200 Personen faßt, zu bestehen. Sie hat riesige Ausmaße und natürlich keinen Vorhang. Die Gänge sind groß, die Gesten müssen ausdrucksstark sein, der Text muß besonders deutlich gesprochen werden, denn das Felsmassiv duldet keine falschen Töne.
Vor allem klassische Stücke werden hier gegeben, doch zum 60. Geburtstag des in Weimar lebenden Dichters Friedrich Lienhard, werden im Sommer 1925 auch seine Werke Gottfried von Straßburg, Heinrich von Osterdingen, König Arthur und Wieland der Schmied in Thale aufgeführt. Die achtzehnjährige Renate übernimmt in diesen Stücken, in denen es sehr teutonisch und mythologisch zugeht, die Rollen von schwertumgürteten deutschen Jungfrauen. Ihre interessanteste und größte Leistung in Thale ist aber die Rolle der Helena in Shakespeares Ein Sommernachtstraum. Das Publikum ist begeistert und die Kritiken erwähnen die Anfängerin lobend. Sogar überregionale Zeitungen, die sonst Provinztheaterleistungen keine Beachtung schenken, erwähnen diese besondere Leistung in Artikeln. Renate äußerte sich rückblickend über ihre Zeit in Thale kritisch: „Ich freue mich noch heute, dass ich nicht im Publikum sitzen mußte, um das mitanzusehen!“ 10
* * *
Direktor Arthur Hellmer ist gebürtiger Österreicher und ist ebenfalls vom Theater besessen. Bereits im Jahre 1911 hatte er sein erstes eigenes Theater eröffnet, das Neue Theater, in Frankfurt am Main. In seinem Spielplan lag der Schwerpunkt auf der expressionistischen Dramatik. Hellmer hat ein Gespür für schauspielerisches Talent; auch die junge Helene Weigel gehörte zu seinen Entdeckungen, die er förderte.
Mitte der zwanziger Jahre versucht sich Hellmer auch in der Theatermetropole Berlin zu etablieren und pachtet drei Bühnen gleichzeitig: das Trianon-, das Kleine- und das Lessing-Theater. Das nahe der Kronprinzenbrücke, gegenüber dem Reichstag gelegene - 1889 mit Lessings Nathan der Weise eröffnete Theater - lebt von dem im Deutschen Theater erprobten Repertoire. 1925 sind an diesem renommierten Haus u. a.: Adele Sandrock, Olga Limburg, Lucie Höflich, Leopoldine Konstantin, Anton Pointner, Julius Falkenstein, Camilla Spira, Ida Wüst, Wilhelm Bendow und Albert Bassermann engagiert. Nach ihrem Thale-Gastspiel zählt nun auch Renate Müller zum Ensemble.
Renates erste Rolle an diesem Theater ist die einer belanglosen Hofdame in Edmond Rostands Der junge Aar (L’Aiglon). Rostands Historienspiel von dem „kleinen Adler“, dem Sohn Napoleons I, der so früh tragisch endete, ist eigentlich für das expressionistische Berlin nicht zeitgemäß. Aber da sich Klabund (Deckname des Schriftstellers Alfred Henschke) entschloß, es zu übersetzen, „kam doch ein Bühnenschmaus von mancherlei Reizen zu Tage.“ 11 Unter der Regie von Berthold Viertel lernt Renate viel. Während der Probenarbeit fällt dem Regisseur nicht nur Renates Talent auf, sondern auch, dass sie sich in ihrem Ehrgeiz nicht nur mit ihrem eigenen Text beschäftigt, sondern mit dem ganzen Stück, mit dem Autor und der Zeit, in der das Stück spielt.
Vierzehn Tage später bekommt Renate ihre große Chance: Kollegin Erika von Thellmann erkrankt und Renate kann ihre Rolle, die der schönen Tänzerin Fanny Elßler übernehmen. An der Seite von Lothar Müthel (Aiglon), Gerda Müller (Comtesse Camerata) und Dagny Servaes (Marie Louise) kann die junge Schauspielerin überzeugen. Renate liebt, lacht, weint und kämpft in ihrer Rolle und kann zeigen, dass sie die Grundlagen der Schauspielerei bei Reinhardt gelernt hat und umsetzen kann. Plötzlich springt der Funke über. Es ist jetzt ihre Rolle und Publikum und Direktion sind voller Anerkennung. Der Lokalanzeiger schreibt: „Berthold Viertel läßt alle Mimen des Theaters springen und erreicht einen stürmischen Erfolg damit. Eine Meisterleistung der Regie.“ 12 Und in der Vossischen Zeitung steht: „Applaus und Ovation ohne Widerspruch.“ 13 Auch das Berliner-Tageblatt spricht von einem „stürmischen Publikumserfolg dieses effektreichen Stückes.“ 14 Nachdem sich Erika von Thellmann am Theater zurückmeldet und ihre Rolle wieder übernimmt, kündigt Renate ihren Vertrag, da Direktor Hellmer ihr weder künstlerisch noch finanziell entgegenkommt, bzw. entgegen kommen kann. Hellmer konnte sich in Berlin nicht durchsetzen und gibt die Leitung des Theaters wieder ab.
Nichtssagende Rollen und zweite Besetzung sind für die ehrgeizige Renate nicht erstrebenswert. Sie sprüht vor Selbstbewußtsein, ist jung, schön, ehrgeizig und als der umstrittene Regisseur, Kritiker und Zeitschriftenherausgeber Joe Sherman das „Theater Junge Generation“ in der Klosterstraße 43. gründet, ist Renate voller Begeisterung mit von der Partie. Es ist ein Parallelunternehmen zur „Jungen Bühne“, die von Moritz Seeler geleitet wird.
Das Ensemble vom „Theater Junge Generation“ ist ein avantgardistisches Kollektiv, welches jeden Sonntagvormittag in einer Matinee ein Stück eines noch unbekannten Autors zu Uraufführung bringt. Selten vergeht so eine Aufführung ohne einen kleinen Theaterskandal und manchmal brauchen die Schauspieler viel Mut, um in dem Gelächter und Pfeifen weiterzuspielen. Die „Junge Generation“ will mit realistisch provozierenden Stücken die Fesseln des konventionellen Theaters sprengen. So kommt eine ganze Reihe seltsamer Erstaufführungen heraus, bei denen Renate trotzdem nicht unentdeckt bleibt. Man sieht sie in diesem Schauspielkreis in dem heute vergessenen Stück Brigitte von Albert Hirte, indem es sogar „blutschänderisch“ zugeht. Die Premiere findet am 29. November 1925 statt. Die Reaktion des Publikums ist geteilt, es ist entrüstet und amüsiert zugleich. Begeistertes Klatschen und gellendes Pfeifen. Das Stück kann schließlich nicht zu Ende gespielt werden. Berlin hat einen neuen Theaterskandal. Die Aufführung wird in den Zeitungen verrissen: „Wenn Lächerlichkeit töten könnte - Herr Joe Sherman wäre schon nach der Regie von ‚Klavier‘ nicht mehr am Leben gewesen. Gestern, wieder in einer Matinee, wieder in der Klosterstraße, prustete das Publikum, prusteten zum Schluß sogar die Darsteller. Das ‚Drama‘, das aufgeführt wurde, begab sich in zwei Teilen, hieß ‚Brigitte‘ und war von Albert Hirte. Unbeschreiblich. Unkritisierbar. Aber weiß man, ob der Autor das Stück überhaupt auf die Bühne, weiß man, ob er es in dieser Gestalt auf die Bühne lassen wollte? Was Herrn Sherman in die Hände fällt, ist verloren. Diesmal versteckte er seinen Namen. Diesmal verkroch er sich hinter den Inspizienten. Diesmal schien nur wie zufällig ein Teil der Presse benachrichtigt zu sein. Diesmal machte Herr Sherman Vertuschungsmanöver. Die Sonntag-Mittag-Existenz des Herrn Sherman könnte gleichgültig sein, wenn der Grad der Dreistigkeit, mit der hier die Öffentlichkeit belästigt wird, nicht an die Folgen denken ließe. Herr Sherman ist der neue Rottertyp. Er wollte sich zuerst auffällig im Theater festsetzen. Es mißlang. Jetzt wählte er die anonyme Methode. Er verwischt die Spuren. Er wanzt sich heimlich ein. Er macht sich an Unzufriedene heran, um schließlich nach zäher, bohrender Vorarbeit mit einem Konzessionsgesuch hervorzutreten. Als die Revolution kam, benutzten die Rotters die allgemeine Verwirrung, um, gestützt auf die Gutachten der um ihre Existenz besorgten Schauspieler, ihre Konzessionsfähigkeit durchzusetzen - trotz ihrer Vergangenheit. Auch Herr Sherman wird im Zustand einer allgemeinen Verwirrung, gestützt auf die Gutachten unzufriedener Schriftsteller und Schauspieler, die er zuerst ‚ans Licht zog‘, sich als Direktor aufspielen wollen - trotz seiner Vergangenheit. Fähigkeit löscht jede üble Vergangenheit aus. Unfähigkeit bestätigt sie. Herr Sherman bestätigt durch seine Gegenwart seine Vergangenheit.“ 15, kommentiert Herbert Jhering, der führende Theaterkritiker vom Berliner-Börsen-Courier. Renate Müller erntet trotzdem Anerkennung und Sympathie, und diese kommt von dem gefürchteten Alfred Kerr, der süffisant in seiner Besprechung bemerkt: „Die Brigitte spielt ein Fräulein Renate Müller. Man wird sich den Namen Müller merken müssen!“