Kitabı oku: «Tag X»

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Alle Akteure des Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind vom Autor nicht beabsichtigt.

Copyright © 2020 (ePub) bei Edition 211, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH

1. Auflage

Lektorat: Sarah-Janina Hannemann

Korrektorat: Sylvia Kling, Manfred Enderle

Satz/Layout: Martina Stolzmann

Covergestaltung: Nele Schütz Design, München

E-Book Herstellung: Jara Dressler

Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Made in Germany

ISBN 978-3-95669-144-7

www.bookspot.de

Für Karoline, Eveline, Emely und Basti

Prolog

Die beiden Männer trafen sich in einem Loft in Berlin-Mitte. Sie hatten das komplette Gebäude mit allen acht Wohnungen vor einigen Jahren über eine Strohfirma gekauft, aufwendig renoviert, aber nicht vermietet, da sie es selbst nutzen wollten. Die zwei Männer befanden sich in einer der obersten Wohnungen, die zu einem High-Tech-Büro umfunktioniert worden war.

Der ältere der beiden betrat einen der Büroräume und ging auf den an einem Computer sitzenden Mann zu.

Der drehte sich zu seinem Besucher um und grinste. »Ich bin drin.«

Drei einfache Worte mit enormer Tragweite.

Bedeuteten sie doch nichts anderes, als dass es ihnen endlich gelungen war, das komplette Netzwerk des Verteidigungsministeriums zu infiltrieren. Nun war es ihnen möglich, jeden Bereich einzusehen, jedes Dokument zu lesen, sämtlichen E-Mail-Verkehr zu kopieren.

Egal, wie viele Firewalls vor unbefugtem Zugriff schützen sollten.

Für sie gab es ab sofort keine Geheimnisse mehr.

Natürlich würde es nicht genügen, nur drin zu sein.

Der Ältere beugte sich vor und blickte auf den Monitor. »Ich will einen Test. Einen eindrucksvollen, beängstigenden Beweis dafür, dass wir wirklich alles unter unserer Kontrolle haben.«

»Mit oder ohne Kollateralschäden?«

»Ich sagte eindrucksvoll und beängstigend. Reicht das nicht?«

»Doch, natürlich. Und ich denke, ich habe da genau das Richtige.«

Er gab ein paar Befehle in einen anderen Computer ein und ging über den Tor-Browser online. Nutzte man diesen Zugang zum Internet, surfte man vollkommen anonym und niemandem war es möglich, den Standort des Rechners zu ermitteln. Darüber hinaus hatte man durch den speziellen Browser Zugang zum Dark Net, dem Ort, an dem es alles gab. Waffen, Drogen, Kinder – hier war alles möglich und alles käuflich zu erwerben.

Er zeigte dem Älteren, was er vorhatte und der nickte zustimmend.

Es war entschieden.

Der Test würde am nächsten Tag erfolgen.

Und er würde wahrhaft beängstigend sein.

· · ·

Der Eurofighter war eine beeindruckende technische Leistung. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,4, was in etwa einer Geschwindigkeit von rund 2 500 Kilometern pro Stunde entsprach, und einer maximalen Flughöhe von fast 11 000 Metern galt er trotz seines fortgeschrittenen Alters als High-Tech-Kampfjet.

Im Cockpit war alles digitalisiert und computergesteuert.

Den meisten Piloten hatte das nicht gefallen, da sie befürchteten, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen zu können. Allerdings hatten Simulationen gezeigt, dass in über neunzig Prozent der Übungsfälle der Computer die richtige Entscheidung traf.

Der Pilot kam auf sechzig Prozent.

Im Ernstfall konnte diese Differenz zwischen Sieg und Niederlage entscheiden.

Das System hatte Zugriff auf eine zentrale Datenbank, in der alle denkbaren Verteidigungsfälle simuliert wurden und abhängig vom Bedrohungsgrad gespeichert waren.

Auf Basis dieser Liste wurden die besten Gegenmaßnahmen ausgewählt. Dabei konnten auch mehrere unterschiedliche Bedrohungen gleichzeitig berücksichtigt werden.

Die Zone der Bedrohung und ihre Ortungsreichweite wurden auf einem Display im Helm des Piloten dargestellt.

Waren weder ein Ausweichen noch eine Unterdrückung des Gegners möglich, wurde vom System die beste Angriffsgeometrie gewählt, um die Eigensignatur und die Schussmöglichkeiten des Gegners zu reduzieren. Hierfür war eine Zusammenarbeit zwischen Navigationscomputer, Angriffscomputer und dem Defensive-Aids-Computer notwendig. Der gesamte Datenverkehr verlief mit einer Geschwindigkeit von 1 000 Mbit pro Sekunde.

Weitaus schneller, als jeder Mensch rechnen oder reagieren könnte.

Tobias Streif war einer der besten Piloten der Deutschen Luftwaffe. Deshalb war er auch Ausbilder. Stationiert war der fünfunddreißigjährige Streif im Fliegerhorst Laage, südlich von Rostock. Er gehörte zum taktischen Luftwaffengeschwader 73, dessen Hauptauftrag die Ausbildung aller Eurofighter-Piloten der Luftwaffe war. Außerdem wurden im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit der Republik Österreich die österreichischen Eurofighter-Piloten in Laage ausgebildet. Streifs Rufname lautete Eagle One. Heute stand ein normaler Routineflug von sechzig Minuten Dauer an. Streif erhielt die Startfreigabe, beschleunigte den Jet und hob ab. Er flog eine sanfte Kehre in Richtung Nord-Ost und stieg auf 2 000 Meter Höhe. Dieser Flug war für Streif nichts Besonderes und würde ihn zu keiner Zeit an seine Belastungsgrenzen führen. Dennoch trug er seinen Anti-G-Anzug.

Diese High-Tech-Kluft verhinderte, dass das Blut bei starken G-Kräften zu stark in die Beine absackte.

Auf dem Erdboden herrschten 1 G. Das war der normale Zu-stand. Bei einer Achterbahnfahrt war der Körper für kurze Zeit dem vierfachen der Erdbeschleunigung, also 4 G, ausgesetzt.

Dauert diese Belastung länger als nur ein paar Sekunden an, wird sie selbst für Trainierte zum Kraftakt.

Die Durchblutung des Gehirns sinkt. Bei 1 G muss das Herz das Blut etwa dreißig Zentimeter hochpumpen. Bei 6 G werden aus dreißig Zentimetern ein Meter und achtzig. Das hat zur Folge, dass oben im Gehirn fast kein Blut mehr ankommt.

Ab einer Belastung von 5 G wird das Blut von der Körpermitte in die Beine gedrückt. Bei 7 G beginnt der Puls zu rasen. 9 G hält selbst ein durchtrainierter Pilot nicht länger als fünfzehn Sekunden aus, ohne das Bewusstsein zu verlieren.

Streif flog nun in einer Höhe von 2 000 Metern und beschleunigte den Kampfjet auf Mach 1, also rund 1 235 Stundenkilometer.

Er wollte eine Kurve in Richtung Süd-West fliegen und anschließend auf 4 000 Meter ansteigen, als er bemerkte, dass der Jet nicht auf seine Befehle reagierte. Schlimmer noch: Ohne dass er etwas getan hatte, beschleunigte der Jet auf fast 1 500 Stundenkilometer.

»Was zum Teufel …«

Plötzlich hob sich die Nase des Jets in die Höhe.

Streif sah automatisch auf den Höhenmesser.

Der Jet stieg steil nach oben und beschleunigte weiter.

Sehr schnell war er 7 G ausgesetzt.

Dann waren es 8 G, schließlich 9 G.

Streif versuchte verzweifelt, die Maschine unter Kontrolle zu bringen, aber ohne Erfolg.

»Eagle One an Bodenstation …«, nuschelte er undeutlich in das im Helm installierte Mikrofon. Er kam nicht mehr dazu, den Funkspruch zu beenden.

Sein Kopf sackte nach unten und er verlor das Bewusstsein.

Als Streifs Vitalwerte, die elektronisch an die Bodenstation übertragen wurden, zeigten, dass er ohne Bewusstsein war, stabilisierte sich der Jet wie von Geisterhand auf einer Höhe von 8 000 Metern und sank stetig weiter ab. Schließlich steuerte der Jet in Richtung Nord-Nord-Ost und flog in einer Höhe von 5 000 Metern in Richtung Hansestadt Rostock.

Als er über dem Hafen der Stadt war, begann der Sturzflug.

Der endete erst, als der Jet mit einer Geschwindigkeit von fast 1 800 Stundenkilometern auf dem Gelände einer Getreidefirma einschlug und in einem gigantischen Feuerball verbrannte.

Erster Teil


1

»Wir werden die einfach nicht los, oder?«

Patrick Ebel

Wir erfuhren von dem Absturz des Eurofighter, als Helen, Patrick und ich von einer Besprechung mit unserem Wirtschaftsprüfer zurück ins Büro fuhren.

»Ich hoffe, du hast dir Notizen gemacht«, sagte ich an Helen gewandt. »Ich habe nämlich kein Wort verstanden von dem, was der Typ uns gesagt hat.«

»Ich habe ihn verstanden«, meinte Patrick, der hinten saß.

Helen grinste.

»Dann erkläre mir doch bitte in einfachen Worten, was er gesagt hat«, bat ich ihn.

»Uns geht’s finanziell gut«, sagte Patrick.

Helen nickte. »Sehr gut sogar.«

»Okay, so gut, dass er uns empfiehlt, Geld auszugeben. Finde ich komisch.«

»Besser, wir kaufen neue Computer, als dass wir dem Finanzamt Geld in den Rachen werfen«, sagte Helen.

»Das will ich auch nicht«, gab ich zu.

Helen hörte wohl etwas im Radio, das ihre Aufmerksamkeit erregte, und machte lauter.

Der Sprecher erklärte gerade mit neutraler Stimme, dass in Rostock ein Kampfjet aus noch ungeklärten Gründen in den Hafen der Stadt gestürzt sei. Es hatte viele Tote und Schwerverletzte gegeben.

»Wie furchtbar …«, sagte Helen.

»Investieren ist immer besser, als unnötig Steuern zu bezahlen«, gab Patrick Auskunft.

Ich sah ihn im Rückspiegel an. »Wenn du willst, dass Daniela bei dir bleibt, dann solltest du in Zukunft bei solchen Nachrichten entweder angemessen oder aber gar nicht reagieren. Auf keinen Fall aber solltest du so einen Spruch wie eben raushauen.«

»Äh … okay …?«

»Ich mein ja nur. Frauen reagieren da sehr sensibel.« Ich blickte zu Helen. »Ist doch so, oder?«

Ihr Blick sprach Bände.

»Ihr seid echt zwei Experten«, sagte Helen.

Die Nachrichten wurden unterbrochen, da mein Handy klingelte. Selbst aus den Augenwinkeln erkannte ich Helens spöttisches Grinsen. Wahrscheinlich erwartete sie nun den nächsten Beweis dafür, dass ich ein technischer Rohrkrepierer war. Grund für ihre Vorfreude waren diverse … Auseinandersetzungen zwischen mir und der Freisprecheinrichtung. Aber ich hatte vorgesorgt. Patrick hatte mich in die Geheimnisse der Technik eingeweiht.

Ich tippte also einfach auf das grüne Hörersymbol auf meinem Lenkrad. »Eichborn.«

»Nicolas, ich bin’s, Rainer.«

»Rainer …«, sagte ich langsam. »Rainer … etwa der Rainer? Der Innenminister-Rainer?«

»Hör auf mit dem Scheiß und komme bitte ins Büro von Kernberger.«

»Oh. Okay. Ich bin nicht alleine.«

»Wer ist bei dir?«

»Helen und Patrick.«

»Sehr gut. Ich brauche euch alle. Hier. Jetzt.«

Er legte auf.

»Klingt ernst«, sagte ich.

»Wir werden die einfach nicht los, oder?«, meinte Patrick.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Wollen wir die denn … loswerden?«

»Können wir sie überhaupt loswerden?«, fragte Helen.

»Natürlich könnten wir. Wenn wir wollten«, meinte Patrick.

Ich war verwirrt. »Also wollen wir nicht, oder wie?«

»Lass uns einfach hinfahren«, schlug Helen vor.

2

»Warum ist das nicht publik geworden?«

Helen Eichborn

Als wir die Zentrale des Amtes für Innere Sicherheit erreichten und man uns zu Kernberger durchließ, überkam mich ein klein wenig Wehmut. Hier hatte ich mal gearbeitet und es schien Jahrzehnte her zu sein. Tatsächlich waren gerade einmal drei Jahre vergangen.

Kernberger und Innenminister Schranz erwarteten uns bereits ungeduldig.

Wir gingen in Kernis Büro und setzten uns dazu. Vor Schranz lag eine dünne Akte.

Sie trug den Titel Tag X.

Ich sah von Kernberger zu Schranz und erkannte, dass beiden nicht nach einem lockeren Spruch zumute war.

Sie wirkten überaus besorgt.

Als Schranz das Wort ergriff, verstanden wir, warum das so war. »Wenn der Inhalt dieser Akte zutrifft und der Plan umgesetzt wird, dann … nun, dann wäre unser Land nicht mehr dasselbe …«

Wow, was für eine Einleitung.

Es kostete Schranz sichtlich Mühe, seinen Blick von der geschlossenen Akte loszureißen.

»Ich habe schon mit vielen Weltverbesserern und Verschwörungstheoretikern zu tun gehabt. Aber das hier ...« Er nickte in Richtung Akte. »… Das ist wirklich ernst und wir dürfen das unter keinen Umständen auf die leichte Schulter nehmen.«

Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Es war gar nicht so lange her, da hatten wir in Kooperation mit dem BKA und Auszubildenden der Bundestagspolizei einen Anschlag auf die komplette Legislative verhindert. Und nun schien es weiterzugehen …

Schranz blickte auf und sah uns der Reihe nach an. »Es begann vor etwa drei Jahren. Da häuften sich die Fälle von Waffendiebstahl bei der Bundeswehr. G3, Walther, Munition. Einige der verschwundenen Waffen tauchten wieder auf. Aber viele blieben verschwunden. Das ist bei der Bundeswehr nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches, aber, wie erwähnt, die Fälle häuften sich. Dann verschwanden auch noch Maschinengewehre.«

»Über was für eine Zahl sprechen wir?«, wollte Patrick wissen.

»Inzwischen sind über einhundertfünfzig G3, zehn Maschinengewehre, einhunderttausend Schuss Munition und zwanzig Walther PPK verschwunden.«

Patrick pfiff leise durch die Zähne. »Das ist eine Menge.«

»Warum ist das nicht publik geworden?«, wollte Helen wissen.

»Die haben wohl aufgrund der letzten Skandale gedacht, es wäre besser, das intern zu regeln«, antwortete Schranz.

»Wir sind aber nicht wegen geklauter Waffen hier, richtig?«, hakte ich nach.

»Nein. Aber der Reihe nach; neben den Waffen verschwanden auch EPAs. Und zwar unfassbar viele. Hunderte Kilos von Verpflegungspaketen sind abhandengekommen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist nun wirklich kein Verlust.«

Schranz ignorierte meinen Kommentar. »Die große Zahl verschwundener Waffen und Munition alleine sind schon Grund genug, beunruhigt zu sein. Dann aber trat jemand an mich heran und erzählte mir eine Geschichte, die ich im ersten Moment für vollkommen abwegig gehalten habe. Das ist jetzt zwei Monate her.«

»Also kurz nachdem wir den Anschlag mit Ebola mehr oder weniger verhindert hatten«, konstatierte ich.

»Der Mann heißt Olaf Böttcher. Er ist Major und arbeitet im Einsatzführungsstab 7 des Bundesministeriums für Verteidigung.« Er sah uns an, wohl um zu prüfen, ob wir wussten, was dieser Stab tat.

Keiner von uns hatte eine Ahnung, deshalb erklärte er uns den Sachverhalt.

»Diese Abteilung ist zuständig für sämtliche Operationen der Spezialkräfte und für die nationale Krisenvorsorge.«

»Spezialkräfte?«

Schranz nickte. »Ja. KSK, Fernspäher, Fallschirmjäger. Einheiten dieser Kategorie.«

»Wäre nicht laut Dienstvorschrift der logische Schritt ein Gespräch mit dem Verteidigungsminister gewesen?«, fragte Helen.

»Ja. Aber er kam mit seinem Verdacht zu mir. Und das zeigt, wie brisant die Angelegenheit ist.«

»Weil er vermutet, dass, was auch immer da in dieser Akte steht, der Verteidigungsminister darin verstrickt ist«, kombinierte ich.

»So ist es«, bestätigte Schranz und sah dabei mehr als unglücklich aus. »Leider gibt es Indizien, die diesen Verdacht erhärten.«

Ich blickte zu der Akte und plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. »Tag X, Waffen und Nahrung. Da bereiten sich ein paar Typen auf den Weltuntergang vor«, platzte es aus mir heraus.

»Wenn es nur das wäre …«, sagte Schranz und mir wurde eiskalt.

»Aber ich glaube nicht, dass der Verteidigungsminister zu einem Prepper geworden ist. Bei aller Liebe, das kann ich mir nun gar nicht vorstellen«, sagte Helen entschieden.

Unter einem Prepper verstand man jemanden, der sich auf die drohende Apokalypse vorbereitete, indem er Lebensmittel hortete und Bunker baute. Der Begriff Prepper stammte aus dem Englischen und leitete sich ab von to be prepared, also vorbereitet sein.

Ich gab Helen recht. »Ich schätze ihn auch nicht so ein.«

»Ganz so einfach ist es auch nicht«, sagte Schranz und öffnete die Akte. »Vor einigen Jahren haben sich ehemalige Elitesoldaten zu einem Verein zusammengeschlossen. Sie trafen sich zu Grillabenden und tauschten alte Kriegsgeschichten aus.«

Patrick unterbrach ihn. »Woher wissen Sie die Dinge, die Sie uns gerade erzählen?«

»Von einem ehemaligen KSK-Soldaten, der Mitglied dieses Vereins war. Er hat ihn verlassen, als die Ansichten, die dort diskutiert worden waren, etwas zu radikal wurden.«

»Wo ist dieser Mann jetzt?«, fragte Patrick nach.

»Er ist tot. Bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«

Ich hob die Augenbrauen. »War es ein Unfall?«

»Wir gehen davon aus, dass es kein Unfall war«, schaltete sich Kerni ein.

»Also Mord. Jemand hat einen ungeliebten Zeugen ausgeschaltet«, schloss Patrick. »Was wiederum bedeuten kann, dass die wissen, dass ihr Vorhaben aufgeflogen ist.«

Schranz schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass die davon ausgehen, dass sie aufgeflogen sind.«

»Okay«, sagte ich. »Und warum nicht?«

»Ganz einfach: Weil sie nicht aufgeflogen sind. Würden sie davon ausgehen, hätten sie heute den Kampfjet nicht abstürzen lassen.«

Wir sahen ihn völlig entgeistert an.

»Alles deutet darauf hin, dass der Jet manipuliert worden ist. Vor allem die letzten Worte des Piloten waren diesbezüglich sehr aufschlussreich. Die wurden nämlich live übertragen und konnten nicht manipuliert werden.«

»Und damit wäre die These, es würde sich um harmlose Prepper handeln, vom Tisch«, fügte Helen an.

Ich sah zu Schranz. »Wie in Gottes Namen kann man einen Kampfjet manipulieren?«

»Wir wissen es nicht«, sagte Schranz niedergeschlagen. »Noch nicht.«

»Dieser Major Böttcher, wie ist er denen auf die Spur gekommen?«, wollte Patrick wissen.

»Zum einen ist ihm aufgefallen, dass die Waffendiebstähle eher lax behandelt worden sind. Zum anderen ist man an ihn auf eine sehr subtile Art herangetreten.«

»Wer ist an ihn herangetreten?«, fragte Patrick nach.

»Der von mir erwähnte Verein.«

»Die wollten ihn ins Boot holen?«

»Sie haben seine Bereitschaft eruiert, Mitglied zu werden, ja.«

»Dann soll er doch beitreten«, schlug Patrick vor. »Ihr hättet dann jemanden, der Informationen sammeln kann.«

Kerni nickte langsam. »Wir denken darüber nach.«

»Was hindert euch daran?«, wollte Helen erstaunt wissen.

Schranz räusperte sich. »Er ist zwar Offizier, hat aber keinerlei Erfahrung, was verdeckte Einsätze betrifft.«

»Er ist also mehr Beamter als Soldat«, stellte ich fest.

»Richtig«, bestätigte Schranz.

»Und was wollen die dann von ihm?«, wollte Helen wissen.

»Er arbeitet in einer sehr wichtigen Position und ist ein aufgehender Stern im Ministerium. Wir gehen davon aus, dass sie ihn lieber auf ihrer Seite wissen als auf der anderen.«

»Okay«, sagte Patrick. »Es wird Zeit, uns zu erklären, warum wir hier sind.«

Schranz und Kerni wechselten einen schnellen Blick.

Dann ergriff Schranz das Wort. »Was wisst ihr über die Befugnisse und Möglichkeiten unserer Cyber-Abwehr?«

Ich blickte zu Helen und Patrick, zuckte dann mit den Schultern. »Nichts.«

»Okay. Es ist so, dass unsere Befugnisse, was die Abwehr von Cyberangriffen betrifft, eher … suboptimal ist. Soll heißen, wir können vieles tun, um Angriffe zu verhindern. Aber wenn es denn zu einer Attacke kommt, können wir de facto nur zusehen. Es ist uns nicht gestattet, den Angriff zurückzuverfolgen, geschweige denn, einen Gegenangriff zu starten.«

»Also geht ihr davon aus, dass sich jemand in das System des Jets gehackt hat?«, fragte Patrick.

Schranz nickte unglücklich. »Ja, so ist es.«

»Und die Cyber-Abwehr des Bundes ist ein zahnloser Tiger«, sagte Helen kopfschüttelnd.

»Und da kommen wir ins Spiel, nehme ich an«, sagte ich leise.

»Richtig. Da kommt ihr ins Spiel. Mit euch rechnet keiner.«

»Du meinst, mit unseren Methoden, nicht wahr?«, wollte Helen wissen.

Kernberger und Schranz nickten nahezu synchron.

Das sah lustig aus, war es aber nicht.


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