Kitabı oku: «EXO Assimilation», sayfa 3
Theorie und Praxis gehen Hand in Hand.
Zu jener Zeit hatte Michael bereits beschlossen, auf Grundlage der neuen Daten weitere Untersuchungen und Planungsschritte durchzuführen. Es galt herauszufinden, inwieweit man sich auf diese Daten verlassen konnte. Die Entdeckung neuer Mikroorganismen, ihre Wechselwirkung mit dem gesamten Ökosystem der Erdoberfläche und ihr Einfluss auf bestimmte Arten hatten zu einem veränderten Bild geführt. Es gab so viele Fragen, dass Michael allen über das interne Sprechsystem vorschlug, sich nach dem Abendessen im Konferenzsaal zu treffen und genauer zu besprechen, inwiefern die neuen Umstände eine Änderung der Gesamtausrichtung der Untersuchung nach sich zogen. Dabei wusste er, dass man nicht immer im Freundeskreis zu Abend essen konnte – wenn die einen mit der Arbeit fertig waren, benötigten die anderen noch etwas Zeit. Heute wusste er jedoch, dass sich alle beizeiten versammeln würden, denn nur selten trafen neue Informationen ein, die das Potential hatten, die gesamte Untersuchung auf den Kopf zu stellen. Wenn irgendetwas fehlte, drehte sich die Gruppe meist lange im Kreis und es gelang nur mit Mühe, eine Untersuchungsstrategie zu entwerfen. Julia und Habib nahmen zum wiederholten Male eine Prüfung aller bis dato bekannte pathogene Mikroorganismen vor, die zur Regeneration der Erdkruste fähig waren. Die Gründe ihres Verschwindens sind allseits bekannt, und auch ihre Wechselwirkung mit anderen Stoffen wurde bereits erforscht – so sind Mikroorganismen, die neben Stickstoff-, Kohlenstoff- und Schwefelverbindungen auch viele weitere Verbindungen verarbeiten und an die Böden abgeben können, ein entscheidender Faktor für deren Fruchtbarkeit.
Kostja und Samantha testeten die Existenzfähigkeit sämtlicher Arten unter veränderten Bedingungen. Aufgrund ihrer äußerst kurzen Lebensdauer und ihrer hohen Sensibilität verändern diese jedoch augenblicklich ihre Form und verwandeln sich in Toxine und Mykotoxine, wodurch sich keine stabilen Ergebnisse erzielen lassen. Die wesentliche Frage bestand stets darin, wie sie entstanden, was zu ihrer Entstehung beitrug, was den Transformationsprozess beziehungsweise die Emigration der Mikroorganismen bedingte und wie man die Steuerung dieses Prozesses erlernen konnte. Eines war nämlich klar: In dieser Kette fehlte etwas. Man hatte zwar gelernt, die Erde zugrunde zu richten, ihre Lebenskräfte wiederherzustellen jedoch nicht.
Als Michael den Konferenzsaal betrat, saßen alle ruhig an ihren Plätzen und machten sich mit den von der Erde erhaltenen Informationen vertraut, die ALL zu Analysezwecken an alle versandt hatte. Der TKB näherte sich lautlos dem gemeinsamen Tisch und bot Getränke an. Alle sahen ihn an und erklärten nahezu einstimmig: „Schenk einfach irgendwas ein!“
Kostja meinte:
„Was denn, der TKB kann auch flüstern!“
Alle lächelten einmütig, während Michael noch einmal auf seinen Tablet-PC blickte:
„Habt ihr nicht den Eindruck, dass sich alles von Grund auf ändern könnte? Vielleicht hat es uns gerade daran gefehlt.“
Habib fragte in die Runde:
„Sollte es sich hier tatsächlich um lebende Mikroorganismen handeln, und dann noch in einer solchen Tiefe – was würde das bedeuten?“
Samantha fand als Erste eine Antwort:
„In unmittelbarer Nähe des Oberen Mantels und unter dem Einfluss sehr hoher Temperaturen müssen sie eine bestimmte Funktion haben. Die kinetische Masse der Lithosphäre macht zwei bis drei Prozent der gesamten Erdmasse aus, und die Dicke dieses Gürtels beträgt zwischen 50 und 200 Kilometern. Und die Lithosphäre ist ihr primäres Lebensmilieu.“
Julia warf ein:
„Wir brauchen so schnell wie möglich Muster, ich muss mir ihre Existenzform ansehen. Ich finde keinen Schlaf mehr, solange ich nicht weiß, wie sie aussehen.“
Kostja trank das vom TKB servierte Getränk leer, strich sich wie ein Glücksspieler über den Scheitel und meinte:
„Was wäre, wenn darin der Schlüssel zum gesamten Ökosystem der Erde läge?“
Alle schüttelten schweigend die Köpfe, doch keiner brachte den Mut auf, diese kühne Behauptung anzuzweifeln.
Michael ergriff das Wort:
„Jetzt müssen wir nur noch die Tür zu diesem Schlüssel finden. Ich schlage vor, dass wir das Ganze noch einmal in Ruhe überdenken und morgen einen Plan ausarbeiten. Habib und Julia, ihr seid für den praktischen Teil verantwortlich: Wie viele Proben brauchen wir, und wo sollen wir sie entnehmen? Morgen erhalten Kostja und Samantha die Proben von der Erde und untersuchen sie hinsichtlich ihrer konstanten Energie. Und ich stelle morgen beim wissenschaftlichen Beirat einen Antrag auf Durchführung der erforderlichen Arbeiten.“
Die Antwort des wissenschaftlichen Beirats ließ in Anbetracht der Dringlichkeit der Angelegenheit nicht lange auf sich warten. Die Betriebsgruppe des Ministeriums für geologische Forschungsarbeiten erteilte der Gruppe „Thomas“ den Auftrag, sämtliche erforderlichen Untersuchungsmaßnahmen durchzuführen. Die Mitglieder der Forschungsgruppe der Internationalen Wissenschaftlichen Gemeinschaft erklärten, Details zu Koordinaten und Aufgaben der Gruppe beim nächsten Treffen festlegen zu wollen.
Pedantismus und Professionalität.
Der Gruppe „Thomas“ gehörten folgende Personen an: der Brigadeleiter Thomas (48) selbst, der technische Sachverständige Brigg (35) und die Mechaniker Phil (42) und Rey (34). Wozu sie wirklich in der Lage waren, konnte niemand genau sagen, denn alles, was sie in die Hand nahmen, wurde zu 100 Prozent und manchmal auch mehr erledigt. Es ging das Gerücht um, diese Männer könnten jeden beliebigen Planeten durchbohren. Die Station „Thomas“ befand sich im Landesinneren Australiens unweit der Kleinstadt Oodnadatta. Sie bestand aus mehreren kreisrund angeordneten Start- und Landebahnen, in deren Zentrum eine riesige Flugzeughalle mit nicht minder riesigen unterirdischen Anlagen stand. Im Grunde genommen fungierte die Station als hochmodernes Experimentiere Zentrum, in dem künftig sämtliche neuen Systeme für Transformer-Roboter und weitere wissenschaftlich-technische Konzepte der Geoforschung nutzbar gemacht und angewendet werden sollten.
Das Treffen wurde im Zentrum der Internationalen Raumfahrt Gemeinschaft anberaumt, das seinerzeit auf der Observationsstation des Mauna Kea auf Hawaii gebaut worden war. Alle Teleportationen zur ISS und zurück wurden von der Station aus vorgenommen.
Anfang Juni des Jahres 2072 wurden mit Habib und Julia zwei Mitarbeiter (oder vielmehr Praktikanten) von der Raumstation teleportiert. Sie sollten unter anderem Kontakt zur Betriebsgruppe „Thomas“ aufnehmen, die Bohrkoordinaten festlegen, erforderliche Proben entnehmen und sie auf die Raumstation transportieren. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Entnahme des Erdbodens in bestimmten Intervallen zu gewährleisten, wenngleich man diesen Boden im Original kaum als solchen bezeichnen konnte. Vielmehr handelte es sich um glühendes Magma oder deren Axialformen.
***
Wenige Stunden nach ihrer Ankunft hatten sich die jungen Leute akklimatisiert und erfrischt. Habib schlug vor, in den Park zu gehen und die Wartezeit an der frischen Luft zu verbringen. Im Zentrum eigenen Park duftete es nach verschiedenen exotischen Pflanzen, und das akkurat geschnittene Gras schmiegte sich wie ein weicher Samtteppich um die Füße. Julia wedelte mit den Armen und meinte:
„Wie gern wäre ich jetzt ein Schmetterling!“
Die grelle Sonne blendete ihr die Augen, sie ließ langsam die Arme sinken, kniff die Augen leicht zusammen und erblickte einen Schmetterling, der gleichmäßig auf ihren Arm zuflog. Sie streckte ihn dem Schmetterling entgegen, und dieser ließ sich auf der Kuppe ihres Daumens nieder. Julia seufzte, und ihre Augen begannen vor Verwunderung zu leuchten:
„Ich kann fühlen, wie er sich mit seinen Beinen an meinem Daumen festhält. Sieh nur, Habib, wie schön seine Flügel verziert sind. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Habib war vom Auftauchen des Schmetterlings ebenso überrascht wie Julia, auch er begutachtete interessiert seine Flügelzier. Erst jetzt fiel den beiden auf, dass der ganze Park mit hüpfenden und kriechenden Insekten aller Art übersät war. Sie suchten sich einen geeigneten Platz unter einem großen, massiven Baum, legten sich aufs Gras und nahmen den warmen Atem der Erde mit dem ganzen Körper wahr. Während er somit hinter dem Kopf verschränkten Armen da lag, hörte sich Habib fragen:
„Wie kommt es, dass du so vielseitig interessiert bist? Du spielst Geige, singst, malst...“
Ohne lange nachzudenken, erwiderte Julia:
„Meine ganze Kindheit und Jugend vor dem Studium habe ich in einem Kinderheim verbracht. Ich habe meine Eltern nie gekannt, deswegen habe ich mich verschiedenen Gruppen angeschlossen, statt wie andere Kinder am Fenster zu sitzen und auf besseres Wetter zu warten. Mein Tagesablauf sah so aus, dass ich stets etwas kennenlernen oder erlernen musste. Und so kam ich zu meiner ersten und einzigen Geige: Ich habe einen Wettbewerb gewonnen, und ein berühmter Musikant hat sie mir persönlich überreicht.“
Habib blickte schweigend zum Himmel und versuchte, den in seinem Hals steckengebliebenen Kloß lautlos herunterzuschlucken. Niemals hätte er damit gerechnet, so etwas aus Julias Mund zu vernehmen. Er verspürte den Wunsch aufzustehen, sie fest an sich zu drücken und mit ihr zu fühlen. Da sie ihre Geschichte jedoch vollkommen ruhig vorgebracht hatte, war ihm klar, dass sie einen starken Charakter hatte und Tatsachen trotz zahlreicher Unbekannter angemessen verarbeiten konnte.
„Das Malen“, fuhr Julia fort, „stellt eine Fortsetzung der Musik dar, impliziert allerdings eine konkrete Veranschaulichung. Die Abbildung einer Unterhaltung mit sich selbst ist äußerst hilfreich.“
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich plötzlich die Sonne vor ihnen verdunkelte und eine riesige menschliche Figur auftauchte.
Sie sprach:
„Ich bin Thomas.“
Julia und Habib erhoben sich, erwiderten den Gruß, stellten sich vor und schüttelten dem Neuankömmling die Hand.
„Kommt wir gehen ins Gebäude und suchen uns einen Raum fürs Briefing“, meinte Habib.
„Aber natürlich“, erwiderte Thomas und ging mit ihnen aufs Gebäude zu. Am Eingang wartete eine Administratoren Drohne auf sie und schlug ihnen einen Arbeitsraum vor. Nachdem sie an einem großen Tisch inmitten eines völlig leeren Saales mit großen Panoramafenstern mit Aussicht auf den Ozean Platz genommen hatten, machte Julia den Vorschlag, mit dem Protokoll Teil zu beginnen. Die Drohne legte ein Video ein, in dem die nötigen Informationen – insbesondere wer bei dieser Expedition wofür verantwortlich war – aufgezählt wurden. Nach Beendigung des Protokoll Teils wandte sich Julia fragend an Thomas:
„Werden Sie mit einem solchen Arbeitsumfang fertig?“
Thomas entgegnete:
„Wenn Sie damit einverstanden sind, möchte ich, dass meine Brigade diese Unterredung mithören kann. Sie sind alle Experten auf ihrem Gebiet, das trägt zur korrekten Einschätzung der Lage bei.“
Julia und Habib nickten zustimmend.
Habib meinte:
„Wir benötigen Kernbohrungen von mindestens drei Punkten der Erdoberfläche. Einer davon befindet sich in Algier, der andere in den Antarktischen Trockentälern und der dritte in Moldawien im Zwischenstromland der Flüsse Pruth und Dnister. Die genauen Koordinaten müssen vor Ort bestimmt werden. Wir sollten die Lithosphäre und die Asthenosphäre bis zum Oberen Mantel durchbohren, falls möglich.“
Julia fuhr fort:
„Und das sollte innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden. Wie viel Zeit benötigen Sie für die Vorbereitung der Ausrüstung?“
Thomas blickte auf den vor ihm liegenden Tablet-PC, während Brigg drei Finger ausstreckte – drei Tage für die Vorbereitung würden also ausreichen.
Julia meinte:
„Okay, in drei Tagen treffen wir uns, machen einen Rundflug und legen die Bohrkoordinaten fest.“
Nachdem er allen die Hände geschüttelt hatte, trat Thomas nach draußen und ging in Richtung Startfeld, wo er seinen „Torpedo“ gelassen hatte – so nannte er zärtlich sein Fluggerät. Dieses unterschied sich stark von sämtlichen Modellprojekten, und bei vielen setzte sich der Eindruck durch, er habe es selbst gebaut.
Habib und Julia kontaktierten die ISS und erstatteten Michael Bericht von ihrem Treffen mit Thomas. Michael hörte ihnen zu und wünschte ihnen für diese drei Tage auf der Erde eine gute Zeit.
Habib meinte:
„Hör mal, hast du nicht auch den Eindruck, dass man auf der Erde die ganze Zeit essen möchte? Ich ertappe mich immer wieder beim Gedanken ans Essen und will ständig futtern.“
Julia antwortete:
„Ja, bei mir ist es so ähnlich. Komm wir essen eine Kleinigkeit.“
Sie saßen zu zweit am Tisch und hatten die bestellten Snacks beinahe aufgegessen, als Habib plötzlich unerwartet fragte:
„Du kannst also auch nirgendwo hinfahren?“
Julia lächelte und fragte zurück:
„Und du sag mir, woher du einen so altertümlichen Namen hast.“
Habib erklärte:
„Oh, das ist ein alter muslimischer Name. Er bedeutet etwa „guter Freund“ oder „lieber und geliebter Freund“. Ich stamme aus einer großen Familie – ich habe viele Geschwister und bin der jüngste von allen. Deswegen haben meine Eltern mir diesen Namen gegeben. Wie wäre es, wenn ich dich zu uns einlade? Ich bin mir sicher, dass dir bei uns nicht langweilig wird.“
Julia sah Habib direkt in die Augen und antwortete ohne zu zögern:
„Nun, ich habe nichts dagegen.“
Märchen aus 1001 Nacht.
Habib machte sich daran, seine Eltern anzurufen. Diese waren hocherfreut über den Anruf ihres Sohnes und stellten ihm wild durcheinander Fragen zu seinem Leben, seiner Gesundheit und weiteren Dingen. Er kündigte an, dass er nicht alleine, sondern mit einem Mädchen zu Besuch kommen werde. Am anderen Ende vernahm er die Freudenschreie seiner Schwestern und Händeklatschen. Die Begeisterung seiner Mutter wuchs auf ein Vielfaches – sie meinte, er solle sich keine Sorgen machen, es werde schon alles gut gehen.
Habib versuchte sich vorzustellen, wie seine Mutter sich freute und wie sie sich die großen Freudentränen aus dem Gesicht wischte. Er kündigte seine Ankunft für heute Abend oder morgen früh an, dann legte er den Hörer auf – diese Redensart stammt aus der fernen Vergangenheit, denn heute verwendet niemand mehr Hörer. Eine über zahlreiche Funktion verfügendes Kommunikationsgerät wird jedem Menschen von Geburt an implantiert. Zu den ersten und grundlegenden Funktionen gehören die Gesundheitskontrolle und die Feststellung der Identität, mit wachsendem Alter kommen weitere Funktionen hinzu.
Nach Beendigung des Gesprächs stellte Habib einen Antrag auf ein Transportmittel für zwei Passagiere, um seinem Elternhaus einen dreitägigen Besuch abzustatten. Die weibliche Stimme des Operators bat ihn um ein wenig Geduld – den genauen Zeitpunkt der möglichen Beförderung werde sie etwas später mitteilen.
Während seiner Gespräche war Julia in den Park hinausgegangen. Habib trat ans Fenster und sah, wie sie in einer gemütlichen Gartenlaube mitten im Park saß. Als er auf sie zuging, wurde er vom Operator kontaktiert, welcher ihm mit angenehmer, samtweicher Stimme folgenden Vorschlag machte:
„Wenn es Ihnen zeitlich zusagt, können Sie in 40 Minuten abfliegen. Bitte geben Sie die Adresse oder die exakten Koordinaten an.“
Habib erwiderte:
„Syrien, Stadt Ath- Thaura . Wenn Sie es gestatten, würde ich außerdem gerne einen Kreis um den Damm fliegen.“
Der Operator meinte:
„Aber natürlich, Sie können direkt mit dem Autopiloten an Bord in Verbindung treten.“
Als er sich der Gartenlaube näherte, sah Habib, wie Julia mit geschlossenen Augen dasaß und die weit ausgebreiteten Arme auf das Geländer der Laube stützte. Sie saß still da und schien kaum zu atmen, während einige Sonnenstrahlen durch das geriffelte Dach drangen. Einer davon schien Julia direkt ins Gesicht. Es wurde vom Sonnenlicht erfüllt und schien auch von innen zu leuchten.
Habib konnte den Blick nicht von Julia abwenden und dachte daran, was dies doch für eine wundersame Fügung war – nach einem halben Jahr auf der Raumstation hätte er sich nicht träumen lassen, dass er einen bekannten Menschen nach so kurzer Zeit mit ganz anderen Augen sehen würde. Lag es am Zauber dieses Ortes, an der Chemie oder an der wundersamen Eigenschaft der Erde? Diese Frage drang tief in sein Bewusstsein ein, und gern hätte er eine Antwort drauf gewusst.
Er nahm gegenüber Platz, sah auf die Uhr und beschloss, ein wenig die Schönheit und Stille dieses Ortes zu genießen. Hier standen selbst die Gedanken still, er dachte weder an das baldige Wiedersehen mit seinen Eltern, Geschwistern und deren Kindern, noch an die bevorstehende Expedition, deren Resultate das Potential hatten, die gesamte Vorstellung von der Regeneration der Böden auf den Kopf zu stellen. Er saß einfach da, genoss die Stille und bemerkte selbst nicht, wie ihm die Augen zufielen. Doch bald darauf rief die angenehme Stimme des Operators Habib wieder zurück ins Bewusstsein:
„Wenn Sie es sich nicht anders überlegt haben, sollten Sie sich zum Flugdienstleiter aufmachen.“
Habib antwortete:
„Ja natürlich, wir sind schon auf dem Weg.“
„Julia...“, sprach er leise, woraufhin diese sofort die Augen öffnete.
Sie fragte:
„Findest du diesen Ort nicht auch zauberhaft? Hier möchte man einfach an gar nichts denken.“
Habib entgegnete:
„Ist mir auch aufgefallen. Wir haben uns 20 Minuten lang ausgeklinkt und es nicht einmal bemerkt. Normalerweise kann ich an unbekannten Orten nicht abschalten, von tiefem Schlaf ganz zu schweigen. Die Flugaufsicht erwartet uns, wahrscheinlich ist sie dort auf dem Dach, wo sich auch die Einstiegs Fläche befindet.“
Nachdem sie mit dem Aufzug ins Obergeschoss gefahren waren, fanden sie sich in einem großen Raum wieder, der tatsächlich einem Wartesaal ähnelte. Zu ihrer Verwunderung handelte es sich bei der Flugaufsicht um einen Roboter. Dieser hatte die neuen Gäste des Zentrums sofort erkannt und schlug vor, eine Route auszuwählen.
Er fragte:
„Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?“
Habib antwortete:
„Nein, danke.“
Der Flugaufsichtsroboter meinte:
„Dann wartet eine F-7-Maschine auf der Plattform auf Sie. Wir wünschen einen angenehmen Flug.“
Das Modell F-7 war im Grunde eine Standardmaschine. Sie kam in verschiedenen Modifikationen auch im zivilen Bereich als Taxi und Transportmaschine zum Einsatz. Seit der Einführung dieses Fluggeräts hatte es den Planern gegenüber nicht eine kritische Anmerkung gegeben. Es war von den Spezialisten so konzipiert worden, dass ein Absturz oder Motorausfall prinzipiell unmöglich waren. Flugreisen waren um ein Vielfaches zuverlässiger und sicherer als Reisen am Boden.
Diese Reise wird Julia als schönster Moment ihres Lebens in Erinnerung bleiben. Nicht nur, weil sie endlich das mit eigenen Augen sah, was sie davor nur auf Bildern gesehen hatte, sondern weil so viele neue Menschen in ihr Leben traten. Sie waren alle so gut zu ihr, als würden sie sie bereits ihr Leben lang kennen. Obwohl Julia ein verschlossener Mensch war, der sich Unbekannten gegenüber nur schwer öffnen konnte, musste sie ihren kalten Schleier diesmal ablegen: Sie lachte und freute sich des Lebens wie ein 15-jähriges Mädchen. Überall war sie von Liebe und Güte umgeben, die aus allen Augen strömten, denen sie im Hause Habibs begegnete. Ihren Kollegen sah sie in diesen drei Tagen nur am Mittagstisch. Am erstaunlichsten für Julia war, dass niemand sie fragte, woher und wie lange sie Habib kannte. Die drei Tage vergingen wie im Flug, und Habib und Julia kehrten ans Zentrum zurück. Thomas hatte in dieser Zeit kein einziges Mal angerufen, was darauf schließen ließ, dass alles reibungslos lief.
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