Kitabı oku: «Inspiration 1/2022», sayfa 2

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Beim Planen die Haltung des Pilgerns einnehmen

Ich selbst bin passionierte Jakobspilgerin und konnte auf jeder der bisher fünf Etappen auf dem französischen und spanischen Jakobsweg, die ich zusammen mit meinem Mann gegangen bin, feststellen, dass es viele Parallelen zwischen den Pilgerwegen zu den großen Wallfahrtszielen der Erde und dem Pilgerweg des Lebens gibt. Im Spannungsfeld zwischen unseren Plänen und Gottes Plan oder den Unwägbarkeiten des Lebens ist es für mich deshalb hilfreich, immer mal wieder die Haltung des Pilgerns einzunehmen.

Der*die Pilger*in plant in der Regel vorher grob die Etappen. Aber im Gehen macht immer wieder das Wetter, Begegnungen unterwegs, die eigene Kondition, Blasen an den Füßen etc. einen Strich durch die Rechnung. Mit der Zeit arrangiert man sich damit, gewöhnt sich, ja freut sich vielleicht sogar an den Dingen, die der Weg einem unerwartet vor die Füße legt – und hält nur grob die Richtung: Santiago … oder der Tag, an dem ich auf jeden Fall wieder zu Hause sein muss, weil der Urlaub zu Ende ist.

Auch innerlich hat der*die Pilger*in meist Pläne: Ich breche auf, aus einer Lebenssituation heraus, auf ein Ziel hin – auch wenn dieses beim Aufbruch oft noch nicht klar zu benennen ist. Die eigene Lebenssituation bedenken oder klären; eine Entscheidung treffen; Altes abschließen oder hinter sich lassen; einen neuen Lebensabschnitt beginnen; … können z. B. solche Gedanken, Wünsche, Pläne sein, mit denen man aufbricht. Was auf dem Weg daraus wird, bleibt abzuwarten und ist immer wieder spannend.

Das große Ziel am Ende des Weges gehört zum Pilgern unabdingbar dazu – weil es etwas zu tun hat mit dem Ziel, das ich im Kopf und im Herzen habe, wenn ich aufbreche. Es hält mich ›auf Kurs‹.

Das große Ziel am Ende des Weges gehört zum Pilgern unabdingbar dazu – weil es etwas zu tun hat mit dem Ziel, das ich im Kopf und im Herzen habe, wenn ich aufbreche. Es hält mich ›auf Kurs‹.

Übertragen auf den Pilgerweg des Lebens heißt das:

Ich richte mich aus auf das Ziel hin, das ich erreichen will und plane grob die Etappenziele, die mich da hinführen sollen.

Ich beachte die äußeren und inneren Wegmarken, die mir unterwegs begegnen und prüfe immer wieder, ob sie zu meinen Planungen passen.

Ich bin bereit, überlegt und verantwortet Kurskorrekturen vorzunehmen und sogar, das große Ziel zu überdenken, wenn es nötig ist. Dabei vertraue ich nicht nur auf mich selbst, sondern nehme die Hilfen und Helfer*innen in Anspruch, die mir zur Verfügung stehen.

Die Lebensgeschichte des Ignatius von Loyola ist ein gutes Beispiel dafür, wie jemand diese Haltung des Pilgerns in seinem Leben in Perfektion umsetzt. Der Gründer des Jesuitenordens und ›Erfinder‹ der Großen Exerzitien, der in seinen späteren Jahren als großer Stratege galt, hat in seinen jungen Jahren am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man durch einen Schicksalsschlag all seine Pläne über Bord werfen muss.1 1491 als Sohn einer baskischen Adelsfamilie geboren, ist ihm als Ritter und Edelmann eine militärische Karriere vorprogrammiert. Als junger Mann wird er von einer Kanonenkugel der Franzosen schwer verletzt und für viele Monate aufs Krankenlager gezwungen. Während dieser Zeit widmet er sich, zunächst mangels anderen Stoffs, der Lektüre religiöser Schriften und Heiligenlegenden. Inspiriert durch diese Lektüre und die mystischen Erfahrungen, die ihm in dieser Zeit geschenkt werden, reift in ihm der Entschluss, ein geistliches Leben zu führen. Er weiht seine Waffen der Jungfrau Maria und begibt sich als Pilger in die Nachfolge Jesu.2

Im Leben des Ignatius schreibt Gott auf krummen Zeilen gerade und lässt aus Unheil Heil entstehen.

Im Leben des Ignatius schreibt Gott auf krummen Zeilen gerade und lässt aus Unheil Heil entstehen. Aus dem jungen adligen Ritter wird ein »Ritter Christi«, der sein Leben ganz in den Dienst Gottes stellt. Statt an seiner Verwundung zu verzweifeln und zu resignieren, plant er mit Gott sein Leben um. Die Erfüllung und das Ziel seines Lebens findet er nicht als Edelmann und Ritter, sondern als Pilger, Ordensmann und Ordensgründer. Ein Unglück wird für ihn persönlich und viele andere zum Glück, denn er ebnet damit ganz nebenbei einen Weg der Nachfolge für andere. Seine Biografie nennt er »Bericht des Pilgers« und macht damit die Haltung deutlich, in der er seinen Lebensweg geht.

Dieses Lebenszeugnis zeigt, dass aus der Diskrepanz zwischen den eigenen Plänen und dem Plan Gottes nicht Verbitterung und Resignation entstehen muss, sondern Heil und Leben entstehen kann.

Die Diskrepanz zwischen Gottes Plan und den eigenen Plänen

Der Prophet Jesaja legt Gott folgende Worte in den Mund: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.« (Jes 55,8–9)

Gott wirkt auch in unseren Plänen, ist aber größer als diese.

Daran könnte man schier verzweifeln. Oder sich glücklich preisen. Weil die tiefste Erfüllung und das letzte Ziel unseres Lebens nicht nur von uns abhängen. Wir haben es nicht in der Hand und können es auch durch noch so perfektes eigenes Planen nicht sicher erreichen. In den Unwägbarkeiten des Lebens dürfen und müssen wir darauf vertrauen, dass Gott einen Plan für uns hat. Mit ihm dürfen wir rechnen – und Spielräume für ihn quasi mit einplanen. Gott wirkt auch in unseren Plänen, ist aber größer als diese. Deshalb dürfen wir gelassen sein und jenseits allen Planens hin und wieder einfach den Augenblick genießen, uns seinen Herausforderungen stellen und seine Chancen ergreifen. Dann können wir vielleicht gelegentlich spüren, dass, während wir planen, der Himmel fügt – meist viel genialer, als wir je hätten planen können.

Oft sind wir traurig, enttäuscht, frustriert, verärgert, wütend, … auf uns selbst, auf andere, auf Gott, auf die Welt, auf das Leben, … wenn unsere Pläne scheitern. Wenn wir durch diese Gefühle hindurch gehen, entdecken wir oft auf der anderen Seite, dass wir gerade dadurch auf wunderbare Weise und oft ohne unser Zutun genau das geschenkt bekommen, was wir brauchen.

Das ist allerdings kein Automatismus. Nur allzu oft bleibt uns diese Erfahrung verwehrt, und es bleibt bei der Frage »Warum?«, bei den vielen Fragezeichen, beim Gefühl des Versagens oder des Scheiterns.3

»Fenster zum Himmel«

Hier kommt so etwas in den Blick wie »der große Plan« und die vielen einzelnen kleinen Pläne. Die Etappenziele, die mich diesem großen Plan, dem Ziel meines Lebens, ein Stück näherbringen. Ich kann am »großen Plan« festhalten, auch wenn oder manchmal gerade weil ich die Etappenziele ändern muss.

Immer wieder machen Menschen die Erfahrung: Auch wenn Pläne durchkreuzt werden – den Sinn und das Ziel meines Lebens verfehle ich dadurch nicht, sondern komme ihm sogar manchmal näher. Wenn ich mit Gott rechne, ihn quasi mit einplane. Wenn ich in meinem Leben, in meinem Planen und auch in meinem Scheitern ›Fenster zum Himmel‹ als Einbruchstellen für Gottes Geist offenlasse.

Doch woher weiß ich, dass ich es mit Gottes Geist zu tun habe? – Ist das überhaupt immer und überall zweifelsfrei feststellbar?

Genau hier setzt Geistliche Begleitung an: Sie schenkt Menschen Raum, um auf die äußeren Ereignisse ihres Lebens zu schauen. Sie ermutigt, den damit verbundenen inneren Regungen und Bewegungen nachzuspüren. Und sie ist immer wieder Anwältin einer dritten Dimension, der Offenbarung Gottes. Zwischen diesen drei Polen der Aufmerksamkeit spielt sich unser Leben, unser Planen und Entscheiden ab. Aufgabe von Geistlicher Begleitung ist es, darauf zu achten, dass die Pole ausgewogen sind und alle drei gleichermaßen zum Zug kommen. Sie soll ermutigen, Gott und seinen Geist in das eigene Planen mit einzubeziehen, aktiv mit seiner Gegenwart und seinem Wirken zu rechnen und das eigene Leben als geistlichen Prozess zu verstehen, bei dem Gott ›seine Finger im Spiel‹ hat. Sie hilft, Gottes Spuren im eigenen Leben zu entdecken: In äußeren Ereignissen, Glücksfällen und Schicksalsschlägen; in Menschen, die mir begegnen und mein Leben prägen; in der Heiligen Schrift und in anderen Worten, die mir zugesagt sind; in Gefühlen und inneren Regungen; in geglückten und auch in gescheiterten Plänen.4

Unsere Pläne sind – jenseits allen Inhalts – dann alltagstauglich, wenn sie eben nicht unumstößlich und »geschmiedet« sind, sondern offene Stellen haben: ›Fenster zum Himmel‹

Unsere Pläne sind – jenseits allen Inhalts – dann alltagstauglich, wenn sie eben nicht unumstößlich und »geschmiedet« sind, sondern offene Stellen haben: ›Fenster zum Himmel‹, die mit Gott rechnen und Spielräume für ihn mit einplanen. Sie können sich bewähren, wenn sie Raum lassen für Überraschendes, für die ›Perspektive des Himmels‹, die mir auf den ersten Blick nicht immer gefallen muss, die mich aber in aller Regel zu mehr Leben führt.

Ich möchte schließen mit einem Text von Madeleine Delbrêl, der mich immer wieder ermutigt und herausfordert, diesem Gott auf der Spur zu bleiben und andere auf ihrem Weg mit ihm zu begleiten:

»Geht in euren Tag hinaus

ohne vorgefasste Ideen,

ohne an Müdigkeit zu denken,

ohne Plan von Gott,

ohne Bescheidwissen über ihn,

ohne Enthusiasmus,

ohne Bibliothek –

geht so auf die Begegnung mit ihm zu.

Brecht auf ohne Landkarte –

und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist

und nicht erst am Ziel.

Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden,

sondern lasst euch von ihm finden

in der Armut eines banalen Lebens.«

Madeleine Delbrêl 5

1Da im Beitrag von Pfr. Walter Mückstein noch ausführlich von Ignatius von Loyola die Rede sein wird, ist an dieser Stelle nur die biographische Begebenheit erwähnt, um die es mir hier geht.

2Vgl. Ignatius von Loyola, Der Bericht des Pilgers. Übersetzt und erläutert von Burkhart Schneider. Mit einem Vorwort von Karl Rahner. Herder, Freiburg 1977 – S. 41–49

3Das soll hier nur kurz angedeutet sein, weil vom Scheitern im nächsten Heft ausführlich die Rede sein wird.

4Vgl. Franz Meures SJ, Was ist ein Geistlicher Prozess? Erfahrungen und grundsätzliche Überlegungen, in: Geist und Leben 3 – 2018, S. 271–281.

5Annette Schleinzer (Hg), Madeleine Delbrêl – Deine Augen in unseren Augen. Ein Lesebuch, S. 125. © Verlag Neue Stadt, 1. Aufl. der Neuausgabe 2022.

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9783429065614
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