Kitabı oku: «Inspiration 2/2021», sayfa 2

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Faith in O

Papst Franziskus, dem die Gabe des geistlichen Unterscheidens und Begleitens gegeben ist, erklärt: »Wenn Dinge und Menschen ihr Wesen offenbaren, schenken sie uns die Gewissheit ihrer Wahrheit … Sich dieser Art von Gewissheit zu öffnen, erfordert Demut in unserem eigenen Denken, um Raum zu lassen für diese sanfte Begegnung mit dem Guten, Wahren und Schönen.« Es bedarf des Zurücknehmens des Ichhaften im Begleitenden wie in der Begleiteten, so dass sich im freigewordenen und freigelassenen Zwischenraum zeigen kann, was wahr ist.

Wilfred Bion († 1979), den man einen »psychoanalytischen Mystiker« nannte, beschreibt diese Haltung als »faith in O«, als Vertrauen und Glauben in – »O«. Dieses »O« ist eine Chiffre – ob für die Gottheit, für Null, für Omega, für Origin? Der Psychologe schweigt darüber. Ganz besonders in diesem Moment therapeutischer, wie geistlicher Begleitung braucht es die »negative« Fähigkeit des Nicht-Wissens, des Nicht-Machens, des Wirkens, ohne zu handeln. Hier hilft allein liebende Aufmerksamkeit mitten in der Ungewissheit weiterer Entwicklung.

Bion meint, dass gerade in den entscheidenden Momenten der Therapie (ich erweitere: der geistlichen Begleitung) alles erlernte Wissen vergessen werden muss. Der Therapeut bzw. der Begleiter muss dann ohne Begehren (cupiditas) bloß wach da sein, damit sich »O« ereignen kann. Nur dann kann das unverfügbar Wahre in Erscheinung treten und sich offenbaren!

Anders als der zuvor betrachtete, felsenfeste, verlässliche Aspekt der Wahrheit, begegnet uns hier der andere Aspekt biblischen Wahrheitsverständnisses: Es geht hier um eine Wahrheit, die nicht zu besprechen und niemals zu bewerkstelligen oder zu besitzen ist. Ja, zuerst kommt das innere Aufräumen und Leeren aller »Wahrheiten« des »dies und das« und »so oder so«. In einem zweiten Schritt nach dem Lassen ichhaften Suchens nach ichbezogener Wahrheit kann sich die verborgene, lebendige und bewegende Wahrheit zeigen. Denn sie ist kein auffindbares und fassbares Etwas. Sie ist das Unverfügbare schlechthin und enthüllt und offenbart sich »in freier Initiative«, »von sich aus«. Zur Festigkeit im Bild des Felsens kommt hier die unverfügbare, ansteckende Freiheit des Wahren, das sich im Offenen offenbart.

Es geht hier um eine Wahrheit, die nicht zu besprechen und niemals zu bewerkstelligen oder zu besitzen ist. Ja, zuerst kommt das innere Aufräumen und Leeren aller »Wahrheiten« des »dies und das« und »so oder so«.

Erst nach diesem schmerzlichen und erleichternden Prozess des Lassens und Leerens kann sich die »Fülle des Lebens« zeigen. Über einen längeren Begleitprozess bewahrheitet sich hier, was die Theologie die creatio ex nihilo nennt, die Schöpfung aus dem Nichts, aus dem Nicht-Etwas der unverfügbaren Wahrheit. Das gelassene Leerwerden und Nicht-etwas-Sein (weder dies noch das) schenkt äußerste Empfänglichkeit.

»Wäre die Seele gänzlich entblößt oder enthüllt von allem Vermittelnden, so wäre (auch) Gott für sie entblößt und enthüllt und gäbe Gott sich ihr gänzlich.« »Es ist wohl wahr«, erläutert Meister Eckhart, »dass es am Anfang etwas schwer ist mit dem Abscheiden (von sich und allen Dingen). Wenn man aber hineinkommt, so hat es nie ein leichteres noch lustvolleres noch liebenswerteres Leben gegeben …«

Die Begleitete, die diese göttliche Wahrheit erfahren hat, indem diese sich als verlässlich und treu bewährte und bewahrheitete, ist frei geworden inmitten von Debatten und Positionierungen, von fundamentalistischen und esoterischen Moden. Sie ist nicht länger äußerlich, sie ist jetzt innerlich gegründet, in dem sie Bewegenden und Belebenden. Denn wo Gottes Geist atmet, der Geist der Wahrheit, da ist Freiheit, nicht ängstliche, demonstrative Starre (2Kor 3,17). Nicht selten haben gerade religiös hochengagierte junge Menschen die Neigung, sich als »Hüter der Wahrheit und des wahren Glaubens« (in welcher Version auch immer) zu erheben. Falls sie Mut finden zu einer echten, auch konstruktiv konfrontierenden geistlichen Begleitung, haben sie einen tastenden Weg in die ungesicherte, gottverbundene christliche Freiheit vor sich. Oft kann das oben beschriebene Offen- und Empfänglich-Werden erst in der Lebensmitte durch die Erfahrung der Nichtigkeit hehrer Ideen und Urteile geschehen.

Sich in die Wahrheit führen lassen und die Wahrheit tun

Wir kippen heute leicht »zur Seite der Sprache, des Wissens, der Aussagen …, der ›Glaubensüberzeugungen‹, die es festzuhalten oder zu reformieren gilt …« Die Wahrheit, die jemand als festen Bestand zu besitzen meint, ist mit Sicherheit nicht göttlich. Im Begleitprozess wird sie als unfrei machender Götze entlarvt.

Im Christlichen bedeutet Tun mehr als die nachzureichende »Anwendung der Lehre«. Eine wichtige Aufgabe geistlicher Begleitung ist, nachzufragen, wenn allgemeine theologische Vorstellungen und Überzeugungen vorgetragen werden: Welche Erfahrungen wurden damit gemacht? Wie wirkt sich dies im Leben aus? Glaube bewährt und bewahrheitet sich im Tun – oder er bewährt und bewahrheitet sich nicht. Dieses Tun kann auch ein waches Lassen und Anvertrauen sein. In jedem Fall aber ist es zu wenig, die christliche Wahrheit mit dem zu identifizieren, was gesagt wird. Christen sind aufgerufen, »nicht mit Wort und Zunge zu lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind« (1Joh 3,18f). Christliche Wahrheit lässt sich nicht fixieren, erst recht nicht in bloßen Worten. Sie gehört weder Einzelnen noch bestimmten Gruppen; sie ist dialogisch, ja »sinfonisch« (Hans Urs von Balthasar).

Glaube bewährt und bewahrheitet sich im Tun – oder er bewährt und bewahrheitet sich nicht.

Gerade weil die christlich verstandene Wahrheit nicht menschengemacht und endlich ist, ist sie von niemandem zu besitzen. Sie ist lebendige und bewegende Wahrheit, denn Christus ist die Wahrheit, die zugleich Weg und Leben ist (Joh 14,6). In diese Wahrheit, die ich in ihrer Tiefe nie erfassen werde, haben sich im Begleitgespräch Begleitende wie Begleitete führen zu lassen. »Wenn jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern er wird sagen, was er hört …« (Joh 16, 13). Diese lebendige, bewegende Wahrheit führt das von Demut und Aufmerksamkeit geprägte Gespräch.

Johannes Tauler, der viele Menschen geistlich begleitete, mahnt dabei kritisch: »Von all der Gelassenheit, die sich nicht im Tun zeigt, halte ich gar nichts; sie sollte erreicht werden durch Taten und in der Wahrheit.« Wahrheit im biblisch-geistlichen Sinn ist keine bloß rationale oder gefühlte, sondern eben eine lebendige, bewegende tätige Wahrheit. Aus dem Sich-gründen-und-festigen-Lassen in der felsenfest angenommenen Wahrheit göttlicher Gegenwart will Leben hervorsprudeln, schöpferischer Geist. Dadurch dass Mose in Kontakt zu dem Felsen ging, »ließ der Felsen sein Wasser fließen« (Num 20,8–11). Ähnliches erfährt der Prophet Ezechiel in seiner Vision von der Tempelquelle (47,1–12). Die Geborgenheit schenkende, felsenähnlich erfahrene Wahrheit will zur sprudelnden, freigelegten Lebensquelle und zum Lebensfluss werden, der sich ins Ödland ergießt und es grünen, aufblühen und Frucht bringen lässt. Das meint »den Weg der Wahrheit wählen« (Ps 119, 30). Sie wird hier wirklich zu dem, was sie ist: zur Wahrheit Christi, die Leben und Weg ist und in der der Geist Gottes in innerer Freiheit wirksam wird (2 Kor 3,17).

In der geistlichen Begleitung wird nach Phasen der Gründung und Festigung immer wieder die Frage auftauchen nach dem Weg, der jetzt zu gehen ist, nach den Taten, die jetzt möglich sind. Denn es gibt einen fruchtbaren Gegensatz, aber »keinen Widerspruch zwischen einem Feststehen in der Wahrheit und gleichzeitiger Offenheit für größeres Verstehen«.

»Verschwundene Flüsse unterm Karst«

Auge in Auge mit der Wahrheit, die meist allmählich im Lauf eines Lebens ins Bewusstsein steigt, lernt die Begleitete ihr Leben zu führen und als liebevolle Herrin den eigenen Lebenshaushalt zu verantworten. Sie ahnt: Immer beide Augen zudrücken, bis man sie mir zudrückt, würde bedeuten, niemals Herrin in der eigenen Lebensführung werden. Herrin werde ich nur Auge in Auge mit der Wahrheit. Die unbequeme Wahrheit anzunehmen heißt, mit Gottes Wahrheitsliebe wieder mehr übereinzustimmen, der die Wahrheit liebt. Verharmlosen hilft nicht. Wo verharmlost und weggeschaut wird, gedeihen Lüge und Machtmissbrauch.

In einem Gedicht von Christine Busta heißt es:

Einer, der weiß,

was alles

mit dem Leben

geschehen kann,

geht auch

den verschwundenen

Flüssen nach

unterm Karst.

Die unterirdischen Flüsse der Wahrheit sind gefesselte, gebündelte Lebensenergien. Die Wahrheit, von der Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen spricht, ist mit dieser verborgenen Wahrheit verbunden. Denn zuerst lässt Jesus die verborgene Wahrheit dieser Frau ans Licht kommen: »Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt« (Joh 4,17f). Und Jesus fährt fort: »Wenn du Gott anbetest, musst du im Geist und in der Wahrheit anbeten. So wird das Wasser, das ich dir gebe, in dir zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt« (Vgl. 4,24.14).

Wer sein Lebenshaus aufrichtig bewohnt, ist in der Wahrheit gegründet und kann über sich hinauswachsen. So ist das Ziel geistlicher Begleitung: sich vom göttlichen Geist in die Wahrheit führen lassen und die Wahrheit tun – die Wahrheit, die Leben ist und Weg.

Buchtipp:

Stefan Lauscher, Lebenskrisen und ihre Botschaften.

Von Anfängen und Übergängen. Echter Verlag, Würzburg.

ISBN 978-3-429-05600-1

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?

Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin.

Und wo ich hingehe – den Weg dahin wisst ihr.

Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

Johannes 14, 1–7

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9783429065140
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