Kitabı oku: «Die zwölf Jünger Jesu», sayfa 18

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1.2.7.2 Literarischer Kontext

Die ersten beiden Propositionen V.16a-b haben eine überleitende Funktion: sie schließen einerseits den ersten großen Redeblock V.5b-15 ab, und sie leiten andererseits den zweiten großen Redeblock V.16-39 ein:1 Ἰδοὺ ἐγὼ ἀποστέλλω ὑμᾶς in V.16a ist teilweise parallel zu Τούτους τοὺς δώδεκα ἀπέστειλεν ὁ Ἰησοῦς in V.5a. Weil aber diese beiden Propositionen V.5a und V.16a die ersten beiden großen Redeblöcke einleiten, markiert V.16a nicht nur den Anfang eines zweiten Redeblocks, sondern er macht es auch möglich, dass sich der zweite Redeblock inhaltlich auf den ersten Redeblock bezieht. Das macht der in V.16b folgende Vergleich ὡς πρόβατα ἐν μέσῳ λύκων deutlich. Denn V.16b weist einerseits zurück auf einen bestimmten Aspekt aus V.5-15, nämlich den unmittelbar vorangehenden Unterabschnitt V.13c-15b, in dem Jesus seinen zwölf Jüngern Handlungsanweisungen zum Umgang mit Ablehnung während ihrer Missionstätigkeit gibt. Andererseits weist V.16b voraus: erstens leitet V.16b das Thema des zweiten großen Redeblocks V.16-39 ein, in dem Jesus seinen zwölf Jüngern hauptsächlich Anweisungen für den Umgang mit Widrigkeiten während ihrer Mission gibt. Und zweitens gibt V.16b das Thema des Abschnitts V.16-23 vor.

V.16-23 grenzt sich nach hinten von V.24f ab. Dafür spricht erstens, dass V.23 einen zeitlichen Rahmen für die in V.17-22 thematisierten Aspekte nennt; zweitens, dass das „Amen-Wort“ in V.23c, in Analogie zu den Amen-Worten in V.15a und V.42b, möglicherweise als formaler Marker funktioniert, der einen Abschnitt abschließt, und v.a. drittens, dass in V.24f drei Vergleiche folgen, die thematisch nicht ohne weiteres an V.23 anschließen. Nichtsdestoweniger sind V.24f und V.16-23 inhaltlich miteinander verbunden.

1.2.7.3 Aufbau

V.16a-b. Der drastische Vergleich, die Jünger seien „wie Schafe zu den Wölfen“ (V.16a: ὡς πρόβατα ἐν μέσῳ λύκων) gesandt, und die daraus geschlussfolgerte Warnung, „klug wie die Schlangen“ (V.16b: φρόνιμοι ὡς οἱ ὄφεις) und „einfältig wie die Tauben“ (V.16b: ἀκέραιοι ὡς αἱ περιστεραί) zu sein, gibt – einer Überschrift gleich – das Thema des Abschnitts V.16-23 vor:1 V.16a. Der erste Teil der Überschrift (V.16a) passt zur Ankündigung in den folgenden Versen: dass die Jünger an Gerichte überliefert (V.17b), in Synagogen gegeißelt (V.17c) und vor Statthalter und Könige geführt (V.18) werden. Sogar Familienangehörige werden einander überliefern und töten lassen (V.21a-c), Hass wird ihnen entgegenschlagen (V.22a) und sie werden verfolgt werden (V.23a). V.16b. Der zweite Teil der Überschrift (V.16b) passt zu den konkreten Handlungsanweisungen in den folgenden Versen: sich vor den Menschen zu hüten (V.17a), sich nicht zu sorgen, weil der Geist ihnen die angemessenen Worte eingibt (V.19b-20d), auszuharren (V.22b) und vor Verfolgungen zu fliehen (V.23b). V.17a-18. V.17a fordert dazu auf, sich vor den Menschen zu hüten. Darauf folgen in V.17b-18 drei Begründungen, die jeweils in einer Ankündigung bestehen, dass sie an einen bedrohlichen Ort gebracht werden (V.17b: εἰς συνέδρια; V.17c: ἐν ταῖς συναγωγαῖς αὐτῶν; 18: ἐπὶ ἡγεμόνας δὲ καὶ βασιλεῖς).2 V.19a-20d. V.19a spricht den Fall an, dass sie an einen solchen bedrohlichen Ort gebracht werden (vgl. παραδίδομαι). Darauf folgt in V.19b-c die Aufforderung, sich dann nicht zu sorgen, was sie reden sollen (beachte das viermalige Vorkommen von λαλέω in V.19a-20d). Diese Aufforderung wird in V.19d-20d mit dem sinngemäßen Kontrast, „nicht ihr, sondern Gottes Geist wird reden“ begründet (wobei V.19d-e und V.20c-d [jeweils: Gottes Geist wird reden] V.20a-b [nicht ihr werdet reden] umrahmen).3 V.21a-22a. V.21a-22a beziehen sich wieder auf V.17a-18a, indem sie ankündigen, welche Personen die Jünger ablehnen werden, nämlich sogar Familienmitglieder (V.21a-c; vgl. wieder παραδίδωμι), ja alle Menschen (V.22a; vgl. ἀνθρώπων in V.17a). V.22b-c. V.22b-c verheißt demjenigen, der angesichts der in V.16a-22a genannten Bedrohungen ausharrt, das ewige Leben. Indem V.22b das Ausharren zeitlich als „bis zum Ende“ (εἰς τέλος) bestimmt, leitet es zu V.23a-e über. V.23a-e. Die Propositionen V.23a-e verweisen zurück auf die anfängliche Aussendung der Zwölf, von Stadt zu Stadt zu ziehen (V.5f; vgl. V.11a-14c). Die Aussendung der Zwölf und das Kommen des Menschensohns bilden demnach einen zeitlichen Rahmen. In diesen zeitlichen Rahmen fügen sich die Verfolgungen und die Reaktionen darauf ein (V.17-22; vgl. V.11a-14c; u.a.).

1.2.7.4 Kommentar und Analyse

V.16a. Ἰδού. Die Partikel ἰδού hat hier die Funktion einer Interjektion: sie weckt die Aufmerksamkeit für das Nachfolgende und qualifiziert es dadurch als etwas Wichtiges. ἐγώ. Jesus betont durch das emphatische ἐγώ, dass er selbst seine Jünger aussendet.1 Das macht die Verbindung zu V.5b deutlich: es ist Jesus, der die zwölf Jünger anweist, hinzugehen, zu heilen, usw. Damit wird bestätigt, dass die zwölf Jünger Jesu „Apostel“ (V.2a: ἀποστόλων) sind. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Jesus sich dadurch mit seinen Jüngern vergleicht.2 Wahrscheinlicher – aber nicht sicher – ist, dass Jesus sich dadurch mit Gott vergleicht, der es sonst ist, der seine Boten aussendet (vgl. v.a. Mt 11,10 und 15,24), so dass wir hier das „hoheitliche Ich“ vorliegen hätten.3 Möglicherweise vergleicht sich Jesus dadurch mit sonstigen Menschen, die andere zu bestimmten Aufgaben beauftragen, so dass die Botschaft lautete, dass es Jesus ist, der sie in die lebensgefährlichen Situationen bringt. Dann könnte Jesu Autorität die Jünger darin bekräftigen, den lebensgefährlichen Auftrag tatsächlich auszuführen. In Jesu Autorität könnte auch ein Trost für die Jünger liegen, vor Gefahren errettet zu werden oder das ewige Leben zu erhalten (vgl. V.22c). ἀποστέλλω ὑμᾶς. Insbesondere durch das Verb ἀποστέλλω wird ein Rückbezug auf das Vorangegangene erkennbar: bereits in V.5a werden Jesu Worte an die zwölf Jünger V.5b-15 als „aussenden“ (V.5a: ἀπέστειλεν) klassifiziert und dadurch die Zwölf indirekt als „Apostel“ ausgewiesen (dazu s.o. zu V.2). Gleichzeitig wird dadurch Jesu eigene Autorität wiederholt, woraus ableitbar ist, dass Jesu Autorität auch hinter seinen Handlungsanweisungen in V.16bff steht. ὡς πρόβατα ἐν μέσῳ λύκων. Diese in V.5b-15 ausgeführte Aussendung der zwölf Jünger wird hier mit einem Bild verglichen, nämlich der Situation von Schafen inmitten von Wölfen. Hatte Jesus in V.13c-14d Anweisungen für die Vorgehensweise gegeben, falls die Adressaten „verschlossen“ (im doppelten Sinne) reagieren sollten, so beschreibt Jesus in V.16a die Aussendung der Zwölf als eine lebensgefährliche Mission: die Adressaten der Botschaft (gleichzusetzen mit den „reißenden“ Wölfen; so in Mt 7,15; vgl. z.B. Joh 10,12; Apg 20,29) würden sogar offensiv feindselig auf die zwölf Boten und ihre Botschaft (gleichzusetzen mit den harmlosen, wehrlosen Schafen; vgl. neben Mt 7,15 auch 9,36; 18,12) reagieren. Die konkreten Gefahren einer Schafherde unter Wölfen werden in nicht-bildhafter Weise in V.17b-18; V.21a-22a und V.23a ausgeführt. Auf der Bildebene passiert hier ein bemerkenswerter Rollenwechsel: wurde in 9,36 und 10,6 noch das Volk Israel mit der „abgematteten“ und „am Boden liegenden“ Schafherde verglichen, zu denen die Zwölf als Mitarbeiter des Hirten gehen, so werden hier die Zwölf selbst mit Schafen verglichen, und das Volk Israel mit den Wölfen, die Schafe bedrohen. Dafür, dass mit den Wölfen tatsächlich das Volk Israel gemeint ist, spricht: Erstens die allgemeine Warnung vor „den Menschen“ in V.17a; zweitens die innerfamiliären Feindseligkeiten in 10,21a-c (vgl. auch V.35-37); und drittens die absolute Aussage in 10,22a, „alle“ würden die Jünger hassen.4 Dieser Rollenwechsel auf der Bildebene kann auf unterschiedliche Weise gedeutet werden:5 Erstens (m.E. möglich): Die zunächst notleidende Schafherde wird später zur reißenden Wolfherde. Zweitens (m.E. unwahrscheinlich): Die nur als notleidend und harmlos erscheinende Schafherde erweist sich als verkleidete Wolfherde (vgl. 7,15). Und drittens (m.E. am plausibelsten): Während ein Teil des Volkes Israel mit dem Bild der notleidenden und harmlosen Schafherde gemeint ist, ist ein anderer Teil des Volkes Israel mit dem Bild der reißenden Wolfherde gemeint. In diesem Fall würde man „alle“ in V.22a hyperbolisch deuten und darunter eine große Menge oder gar eine Mehrheit des Volkes verstehen. Zu dieser Wolfherde könnte man auch viele Volksanführer zählen (vgl. erstens die negativ bewerteten Hirten im Gegenüber zum Volk in 9,36, und zweitens die Schriftgelehrten und Pharisäer im Kontext der Parallele 23,34). Für diese dritte Deutung spricht besonders stark, dass in der gesamten Aussendungsrede auch von der positiv zu wertenden Aufnahme der zwölf Jünger die Rede ist. Der Vergleich des Volkes, oder doch zumindest eines großen Teiles des Volkes mit gemeingefährlichen Wölfen, enthält eine tiefgreifende Kritik, wurde im AT das Volk Israel doch mit dem bildhaften Gegenüber, nämlich der Schafherde, verglichen (vgl. z.B. Hes 34).6 Hier aber übernehmen die zwölf Jünger die Rolle der Schafherde.

V.16b. οὖν. Aufgrund der Konjunktion οὖν ist Jesu Anweisung in V.16b die logische Konsequenz auf die in V.16a beschriebene lebensgefährliche Situation. γίνεσθε […] φρόνιμοι […] καὶ ἀκέραιοι […]. Die Zwölf sollen bei der Ausführung ihres Auftrages zwei Tugenden aktivieren: klug (φρόνιμοι) und unverdorben / rein / lauter (ἀκέραιοι) sein. φρόνιμοι. Als „klug“ oder „weise“ (φρόνιμος)7 wird im MtEv der Mann beschrieben, der sein Haus auf Felsen baut (7,24), der Knecht, der „zur rechten Zeit“ das „Gesinde“ des Herrn mit Nahrung versorgt (24,45 par Lk 12,42), und die fünf Jungfrauen, die sich mit genügend Öl versorgt haben (25,2.4.8.9). Alle drei Figuren (-gruppen) sind klug bzw. weise, weil sie vorausschauend handeln, sich also rechtzeitig auf eine Situation vorbereiten (auf den Sturm, auf die Rückkehr des Herrn, auf die Ankunft des Bräutigams), deren genauen Zeitpunkt sie nicht kennen.8 ὡς οἱ ὄφεις. Dieser Vergleich mit den Schlangen ist relativ überraschend, da die Schlange im NT (mit Ausnahme von Joh 3,14) durchgehend negativ beschrieben wird: Sie ist erstens giftig, deswegen auch ungenießbar, vielmehr lebensbedrohlich.9 Ihr werden zweitens bestimmte Eigenschaften und Absichten zugeschrieben: sie ist klug, listig, hinterhältig, „falsch“, sie verführt und sie will töten.10 Dieses Bild ist v.a. darin begründet, dass sie Eva verführt hat.11 Somit ist die Schlange ein Symbol für Satan.12 Drastischer als Jesu Wehe-Ruf gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer in Mt 23,33 (vgl. auch 3,7) kann eine Beleidigung und Drohung kaum sein. Aufgrund der großen Bedeutsamkeit von Gen 3,1ff für das Bild von der Schlange im NT und aufgrund der dortigen Verwendung des Adjektivs φρόνιμος,13 ist es nicht unwahrscheinlich, dass V.16b eine Anspielung auf Gen 3,1 ist. Nichtsdestoweniger wäre es ein grobes Missverständnis, dass Jesus in V.16b seine Jünger auffordern würde, sich auf die Seite Satans zu stellen und gegen Gott zu agieren. Verbindet man damit, was zu φρόνιμος im MtEv gesagt wurde, dann lässt sich an eine an sich wertneutrale Klugheit bzw. Weisheit denken, die negativ oder positiv einsetzbar ist. Als Fazit lässt sich festhalten: Zwar mögen die Zwölf bedroht sein wie harmlose und wehrlose Schafe inmitten von Wölfen, aber sie sollen dennoch – und vielleicht gerade deswegen – klug sein. Doch sind die Zwölf klug, dann wissen sie um die anstehenden Bedrohungen, sie bereiten sich darauf vor, und sie (re-) agieren inmitten der Bedrohungen und Leiden durchdacht und geschickt, vermutlich um sich zu schützen und damit die Ausführung des Auftrags zu ermöglichen. ἀκέραιοι. Als „unverdorben“ / „rein“ (ἀκέραιος)14 gilt laut Rö 16,19 und Phil 2,15 derjenige, der für das Böse unzugänglich und unempfänglich ist, d.h. sich durch das Böse nicht verderben lässt, also in moralischer Hinsicht „rein“ und „unschuldig“ bleibt.15 ὡς αἱ περιστεραί. Im Gegensatz zu der Schlange wird die Taube im NT positiv beschrieben: Es ist erstens ein Tier, das geopfert werden durfte (Mt 21,12; Mk 11,15; Lk 2,24; Joh 2,14.16; vgl. z.B. Gen 15,9; Lev 1,14-17; 5,7; 14,21f). Und es kommt zweitens der Heilige Geist „wie eine Taube“ auf Jesus herab (Mt 3,16; Mk 1,10; Lk 3,22; Joh 1,32).16 Inmitten der allseitigen Bedrohungen sollen sich die Zwölf nicht durch das Böse moralisch verderben lassen, sondern dagegen unempfänglich und unzugänglich sein. Das verunreinigende Böse kann viele verschiedene Formen haben. Aufgrund des textuellen Zusammenhangs ist zunächst an das erste Bild von der klugen Schlange zu denken, d.h. in Verfolgungen klug zu reagieren, sich dabei aber nicht zu versündigen. Und zweitens ist an die Versuchung zu denken, Jesu Missionsauftrag nicht auszuführen und Jesus stattdessen zu verleugnen (V.18.22.27.32f). Nur wenn man die Harmlosigkeit bzw. Wehrlosigkeit als eine der Assoziationen zum Bild von der Taube in den Vordergrund rückt, ist in V.16b der Appell zu hören, sich bewusst den Bedrohungen hinzugeben und auszusetzen und / oder sich nicht gegen die Bedrohungen zu wehren. Zumindest ersteres ist aber wahrscheinlich nicht gemeint: erstens wegen der Bedeutung des vorangegangenen Bildes von der klugen Schlange, zweitens weil Jesus sie in V.23 zur Flucht auffordert, und drittens weil die Reinheit der Taube geistlich-moralisch zu verstehen ist.17 Mt 10,10 spricht (der Verzicht auf einen Stab ist der Verzicht auf die gewalttätige Abwehr von Gewalt) gegen das letztere, und 5,38-42 auch gegen das erstere. Schlussfolgerung: dass die Zwölf klug wie eine Schlange den Verfolgungen begegnen dürfen und sollen, bedeutet weder, dass sie das unter allen Umständen tun dürfen (da sie geistlich-moralisch rein wie eine Taube den Auftrag ausführen sollen, wozu auch die Richtlinie gehört, nicht mit Gewalt auf Gewalt zu reagieren), noch dass sie sämtliche Verfolgungen vermeiden werden können (vgl. V.17ff) und sollen (Jesus vermied einerseits Verhaftung und Gewalt [z.B. 4,12; 14,13], andererseits ließ er es zu einem bestimmten Zeitpunkt zu [z.B. 16,21ff]).

V.17-18. Jesus fordert in V.17a die zwölf Jünger außerdem dazu auf, vor den Menschen (ἀπὸ τῶν ἀνθρώπων) auf der Hut zu sein bzw. sich vor ihnen in Acht zu nehmen (Προσέχετε). Sie sollen „wach“, aufmerksam, konzentriert, vorsichtig sein; ganz grundsätzlich bei allen Menschen, denen sie bei ihrer Missionstätigkeit begegnen werden,18 da von ihnen eine potentielle Gefahr ausgeht;19 die sie dadurch rechtzeitig erkennen und umgehen können.20 V.17b nennt den ersten konkreten Grund dafür (vgl. γάρ): Die Menschen, zu denen die Zwölf gehen werden, werden sie an Synedrien überliefern. Mit συνέδρια können entweder die jüdischen „Lokalgerichte“ gemeint sein,21 wofür die pluralische Form spricht, oder ein ganz bestimmtes jüdisches Gericht, nämlich das Synedrium bzw. der „Hohe Rat“ in Jerusalem, wofür spricht, dass συνέδριον im NT (fast?) immer eindeutig darauf bezogen ist.22 Sollte hier in V.17b der Hohe Rat gemeint sein, dann ließe sich daraus ableiten, dass den Jesusjüngern ein ernsthaftes Vergehen vorgeworfen wird,23 und über sie sogar das Todesurteil ausgesprochen werden konnte, was eigentlich nicht vollstreckt werden durfte (Joh 18,31), aber dennoch vorkam (vgl. Apg 6,12-7,1.57-8,1). Doch unabhängig davon, ob mit συνέδρια allgemein Behörden bzw. Gerichtshöfe an verschiedenen jüdischen Orten oder speziell der Hohe Rat in Jerusalem gemeint ist, kann man festhalten, dass sowohl die Verhaftung und Überlieferung an das Synedrium als auch die dort drohende Bestrafung unter Anwendung von Gewalt geschehen würde. Mt 26,57ff berichtet davon, dass Jesus selbst genau das erfahren hat: er wurde von Judas an den Hohen Rat „überliefert“ (παραδίδωμι; vgl. 10,4; 20,18; 26,14-14.21-25.45-48; 27,3). V.17c nennt einen zweiten konkreten Grund dafür, auf der Hut zu sein: Die Menschen, zu denen die Zwölf gehen werden, werden sie in ihren Synagogen auspeitschen lassen. Die Synagogen waren als Versammlungsort ein wichtiger Raum des gesellschaftlichen Lebens, die v.a., aber nicht nur, für religiöse Zwecke genutzt wurden.24 Das MtEv berichtet davon, dass Jesus sich in Synagogen aufhielt, konkret: dort lehrte (Mt 4,23; 13,54; vgl. auch 23,2.6: „Moses Kathedra / Lehrstuhl“ befand sich in der Synagoge) und heilte und z.B. letzteres rechtfertigte (12,9ff). Dort wurden Almosen gegeben (6,2) und es wurde gebetet (6,5),25 aber dort konnte auch als eine rechtsgemäße Strafe das Auspeitschen durchgeführt werden.26 Doch anders als in V.17b und V.18 wird hier die Verurteilung durch eine Rechtsinstanz vorausgesetzt. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass es in der Forschung üblich ist, den Ausdruck „ihre Synagogen“ (ἐν ταῖς συναγωγαῖς αὐτῶν) als Ausdruck der Distanz zur Synagoge zu verstehen. Demnach würden die Missionare von einer jüdischen Instanz ausgepeitscht werden, der sie nicht (mehr) zugehören. Auch hier besteht eine Parallele zu Jesus, der vor seiner Tötung ausgepeitscht wurde, allerdings nicht in einer Synagoge (Mt 20,19; 27,26). V.18 nennt einen dritten konkreten Grund dafür, auf der Hut zu sein: Die Menschen, zu denen die Zwölf gehen werden, werden sie vor Herrscher und Könige (ἡγεμόνας δὲ καὶ βασιλεῖς) führen lassen. Aus dem textuellen Zusammenhang (v.a. aus V.17b-c) ist der Gedanke zu ergänzen, dass sie dort angeklagt und evtl. verurteilt werden. Anders als in V.17b-c ist hier nicht eindeutig, ob jüdische oder heidnische Anführer gemeint sind. Denn obwohl im NT mit ἡγεμών meistens entweder Statthalter wie Pilatus oder Felix gemeint sind, also heidnische Herrscher, werden in Mt 2,6 aus Juda stammende Anführer so genannt. Und in V.18 ist αὐτοῖς καὶ τοῖς ἔθνεσιν mehrdeutig: αὐτοῖς bezieht sich wahrscheinlich auf die unmittelbar zuvor genannten ἡγεμόνας δὲ καὶ βασιλεῖς;27 dann aber müsste τοῖς ἔθνεσιν sich auf Personen beziehen, die bisher nicht im Blick waren, nämlich heidnische Völker. Dennoch ist es möglich ἡγεμόνας δὲ καὶ βασιλεῖς und αὐτοῖς auf heidnische Anführer bezogen zu deuten, weil τοῖς ἔθνεσιν dann im Unterschied zu ihnen auf die heidnischen Völker bezogen gedeutet werden kann. Beachtenswert ist auch, dass im NT mit βασιλεύς meistens Personen aus der Familie des Herodes gemeint sind, wobei Agrippa in Apg 25,13ff eine wichtige Ausnahme darstellt. Außerdem spricht für die heidnische Identität der Anführer, dass mit den jeweiligen juristischen Instanzen ein vollständiges Bild geschaffen wäre.28 Das aber würde mindestens viererlei bedeuten: 1. Da nur die römischen Anführer die Todesstrafe vollstrecken konnten, steht auch dieses höchste Strafmaß im Raum (vgl. v.a. 23,34). 2. In Kombination mit V.17b-c wäre eine Vollständigkeit erreicht. Die Botschaft lautet demnach: die Zwölf werden an verschiedene Instanzen, an verschiedenen Orten, überliefert werden, wo ihnen Verurteilung und Bestrafung droht.29 3. Daraus lässt sich nichts über die Nationalität der Überlieferer ableiten, es könnten grundsätzlich jüdische oder heidnische Menschen sein, aber aufgrund von V.5b-6 und V.17b-c und V.23 sind jüdische Menschen wahrscheinlicher.30 4. Weder die stilistische Abweichung von V.17a-b noch die Tatsache, dass es heidnische Anführer sind, heben die ausdrückliche exklusive Hinwendung zu Israel auf. Es war m.W. nicht ungewöhnlich, dass Israeliten ihre „Landsleute“ auch vor heidnische Gerichte brachten. Jesus selbst ist das erste und beste Beispiel dafür, v.a. im Kontext des MtEv (vgl. 23,34; 27,1ff). Dieser letzte Punkt lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass die zwölf Jünger auch in dieser Hinsicht, nämlich in Hinsicht zu ihrem „Schicksal“, in Parallele zu Jesus stehen (könnten). Nun zu ἕνεκεν ἐμοῦ εἰς μαρτύριον αὐτοῖς καὶ τοῖς ἔθνεσιν: Könnte es sein, dass dieser Satzteil nicht allein auf den ersten Teil von V.18 bezogen ist, sondern darüber hinaus auch auf die beiden vorangehenden Propositionen V.17b-c?31 Dafür spricht, dass alle drei Propositionen ähnlich aufgebaut sind. Außerdem passt das „Zeugnis“ als Zweck dieser Bedrohungen zu allen drei Propositionen. Demnach müsste man αὐτοῖς καὶ τοῖς ἔθνεσιν als eine doppelte Richtung des Zeugnisses deuten: αὐτοῖς in Bezug auf die jüdischen Instanzen, und τοῖς ἔθνεσιν in Bezug auf die heidnischen Instanzen. Doch gegen eine Bezugnahme von ἕνεκεν ἐμοῦ εἰς μαρτύριον αὐτοῖς καὶ τοῖς ἔθνεσιν auf alle drei Propositionen spricht besonders stark, dass ein Verb fehlt, und dass es auch sonst keine grammatischen Hinweise für die Trennung vom ersten Teil des Verses gibt. Weil die Zwölf Jesu wegen (ἕνεκεν ἐμοῦ)32 – D.h.: weil er sie ausgesandt hatte, seine Botschaft zu verkünden – vor die Herrscher und Könige gestellt werden, erhalten sie die Gelegenheit, dort Jesus zu bezeugen (εἰς μαρτύριον), vor den Herrschern und Königen (αὐτοῖς) und vor den Menschen der heidnischen Völkern (τοῖς ἔθνεσιν), zu ihren Gunsten (jeweils ein dativus commodi).33 D.h: Obwohl die zwölf Jünger ausschließlich unter den Israeliten missionieren sollen (V.5b-6), erreicht ihre Botschaft auf indirektem Wege dennoch auch die Heiden, indem Israeliten die zu ihnen gekommenen Missionare an die heidnischen Machthaber überliefern (vgl. 21,42f; 22,1-10).34 Zusammenfassung: Einerseits sollen sie sich aufgrund der genannten konkreten Bedrohungen in Acht nehmen, worin der Gedanke enthalten ist, dass sie durch ihre Achtsamkeit die drohende Gewalt umgehen könnten. Andererseits werden sie das alles nicht umgehen können, sondern tatsächlich erleben, was aber einen guten Zweck erfüllen wird, nämlich die Botschaft von Jesus zu bezeugen, worin der Gedanke enthalten ist, dass es von Vorteil ist, wenn sie in diese bedrohlichen Situationen geraten.35

In V.19a-20d gibt Jesus seinen Jüngern Anweisungen, in einer bestimmten Weise zu handeln, wenn die Bedrohung bereits Realität geworden ist.36 Durch das Verb παραδίδωμι wird insbesondere auf die in V.17b angedeutete Situation vor den Synedrien verwiesen, aber die in V.19-20 gegebene Handlungsanweisung lässt sich ebenso auf die anderen beiden konkreten Bedrohungen V.17c und V.18 anwenden.37 Dafür spricht auch, dass das „Zeugnis“ in V.18 zum Reden des Heiligen Geistes in V.19-20 passt. Befinden sie sich aber in der prekären Situation, sich vor einer jüdischen oder heidnischen Instanz rechtfertigen zu müssen, so kann das bei ihnen ein Sich-Sorgen auslösen. Dieses ängstliche Sich-Sorgen kann zwei – sich nicht ausschließende – Objekte haben. Erstens die Sorge vor einer Verurteilung durch das menschliche Gericht. Zweitens die Sorge vor der Verleugnung Jesu. Sie werden sich in einem Dilemma befinden: gleichgültig ob sie Jesus bekennen oder verleugnen, droht ihnen entweder durch das menschliche oder durch das göttliche Gericht die Verurteilung. Und so erklingt auch hier, wie schon zuvor in Mt 6,25-34, die Aufforderung, sich eben nicht um Form (πῶς) oder Inhalt (τί) der Rede zu sorgen. Der logische Grund (γάρ), sich trotz der bedrohlichen Lage nicht um ihre Verteidigungsrede zu sorgen, liegt darin, dass Gott selbst ihnen die richtigen Worte geben wird (δοθήσεται ist ein passivum divinum). So wie Gott Fürsorge trägt für das alltägliche Leben (Mt 6,25-34, v.a. V.27), so auch für die richtigen Worte in einer Rechtfertigungssituation.38 Auffallend ist, dass sie sich laut V.19b-c weder um den Inhalt noch um die Form der Rede sorgen sollen, Jesus ihnen hier aber nur zusagt, dass Gott den Inhalt (τί) der Worte (ein-) geben wird. Offen bleibt, ob hier auch das „Wie“ (πῶς), d.h. die Form der Rede mitgedacht ist. In V.20 wird die Begründung wiederholt und konkretisiert: Wenn Gott ihnen die richtigen Worte für ihre Verteidigung geben wird (V.19d-e), dann werden nicht sie es sein (V.20a), die reden (V.20b), sondern der Geist ihres Vaters (V.20c), der in ihnen bzw. durch sie redet (V.20d). Aufgrund von V.19d-e (Gott gibt ihnen die Worte [ein]) ist der Kontrast zwischen den zwölf Jüngern und dem Geist Gottes so zu verstehen, dass die Worte (zumindest der Inhalt des Gesagten; s.o. zu τί und πῶς) auf Gott zurückgehen, die die zwölf Jünger aussprechen. Mit anderen Worten: wenn die zwölf Jünger sprechen werden, spricht eigentlich der Heilige Geist. Das führt zu der Frage, ob Jesu Aufforderung, sich nicht darum zu sorgen, entweder bedeutet, dass sie sich nicht auf die Verteidigungsrede vorbereiten, sondern spontan reden sollen, oder dass sie keine Angst davor haben sollen, was die Vorbereitung nicht notwendigerweise ausschließt. Diese Frage muss offen bleiben.39 Dieser Gedanke der „Inspiration“ ist besonders auffallend, weil im MtEv nirgendwo die Rede davon ist, dass die Jünger den Geist Gottes empfangen hätten. Dass sie in / mit dem Heiligen Geist getauft worden wären (3,11), ist zwar nicht undenkbar, aber auch nicht nachweisbar (vgl. dazu auch die Auslegung von 28,19). Deswegen ist die Parallelität zu Jesus nur bedingt gegeben, der den Heiligen Geist unmittelbar vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens empfangen hatte (3,16; 4,1). Erwägenswert ist auch die Verbindung zu Mt 12,18: hat sich demnach die Verheißung Jesajas auch in den zwölf Jüngern erfüllt? Im Kontrast zu Jesus wird den Jüngern der Heilige Geist nicht dauerhaft, sondern punktuell zugesagt, für den Moment ihrer Verteidigung, was mit der „Verkündigung“ zusammenhängt, hier in V.20 (vgl. 22,43 als die nächste Parallele im MtEv dazu [David sprach im / durch den Heiligen Geist]),40 und evtl. für den Moment ihrer Exorzismen in 10,1.8a. Der Geist, der in / durch sie spricht, ist der Geist ihres Vaters, der Geist Gottes (vgl. 3,16). Dadurch erhalten ihre Worte eine besondere göttliche Autorität. Die Autorität und Kraft des Geistes zeigt sich besonders deutlich bei Jesu Zeugung (1,18.20), bei den Exorzismen (12,28), bei der Lästerung des Geistes (12,31f) und schließlich bei der Taufe (28,19). Doch der konkrete Inhalt der Rede bleibt mehr oder weniger offen. Aus dem Kontext kann man ableiten, dass die von Gott (ein-) gegebenen Worte die Botschaft von Jesus und seinem Himmelreich, weswegen sie wahrscheinlich angeklagt werden, nicht verleugnen werden (vgl. V.32f), im Gegenteil, es wird zum „Zeugnis“ geschehen (V.18). Und ob die Rede letztlich dazu führt, dass sie nicht verurteilt werden, bleibt ebenfalls offen. Dass die Jünger nicht grundsätzlich vor Verurteilungen und Strafen, vor Schmerz oder Tod, verschont werden, belegen z.B. die in V.17c angekündigte Geißelung oder die in V.21a-c angekündigte Tötung.

V.21a-22a zeigen das ganze Ausmaß der drohenden Gefahr:41 Denn selbst Familienangehörige stellen sich gegeneinander (ἀδελφός – ἀδελφόν; πατήρ – τέκνον; τέκνα – γονεῖς) und lassen einander töten (Παραδώσει […] εἰς θάνατον; ἐπαναστήσονται […] θανατώσουσιν).42 In diesem textuellen Zusammenhang bezieht sich diese Feststellung erstens auf die Zeit der Missionstätigkeit der zwölf Jünger (vgl. aber 24,3ff) und zweitens auf die zwölf Jünger, d.h. sie sind es, die von den eigenen Familienmitgliedern überliefert werden (vgl. V.34-39). D.h., dass die Wölfe (V.16a) und die Menschen, die die Jünger in Lebensgefahr bringen (V.17a-18), in den eigenen Familien zu finden sind. Mitgedacht ist: Wenigstens innerhalb der eigenen Familie hätte ein Jünger Loyalität erwarten können. Durch die Überlieferung eigener Familienangehöriger an den Henker ist ein moralischer Tiefpunkt erreicht (vgl. z.B. Ex 20,12).43 Zum wiederholten Mal wird im MtEv klar, wie tief der Konflikt zwischen der Loyalität gegenüber der eigenen Familie und der Loyalität gegenüber Jesus reicht (vgl. dazu V.34-39).44 Es besteht eine gewisse Analogie zwischen der Überlieferung der Jünger durch ihre Angehörigen „zum Tod“ und der Überlieferung Jesu durch den ihm nahestehenden Jünger Judas „zum Tod“. V.22a bezieht sich am ehesten zurück auf die Beschreibungen der vielfältigen Bedrohungen in V.16a.17.18.19a und v.a. in V.21a-c. Das Ausmaß der Bedrohung wird hier wiederholt und konkretisiert: sie werden von allen Menschen gehasst werden (vgl. die Steigerung von τῶν ἀνθρώπων in V.17a zu πάντων hier in V.22a). Das absolute πάντων ist wahrscheinlich nicht wörtlich zu verstehen, da laut Kontext die Missionare auch auf solche treffen werden, die ihnen gegenüber aufgeschlossen sind. Mit „alle“ ist stattdessen eine große Menge von Personen oder die Mehrheit der Personen, denen sie begegnen, gemeint, und / oder Personen ungeachtet aller (etwa sozialer, nationaler, aber wohl mit Ausnahme religiöser) Grenzen. Für Letzteres spricht V.21: sogar engste Verwandte werden sie hassen.45 Zum ersten Mal wird seit V.16 ein Grund bzw. ein Motiv für das ab V.16 beschriebene Handeln genannt: Hass (μισούμενοι). Aber es wird auch ein Grund für den Hass genannt: weil die betreffende Person zuallererst zu Jesus gehört (διὰ τὸ ὄνομά μου; vgl. V.18: ἕνεκεν ἐμοῦ),46 wobei nach V.21 (und vor V.35-37) gedanklich zu ergänzen ist: und nicht (mehr) zuallererst zu der ursprünglichen Familie. Von V.22a aus lässt sich also über V.21a-c sagen, dass der Hass so groß ist, dass sogar Familienangehörige einander überliefern.47

V.22b-c bezieht sich zurück auf V.22a und dadurch wiederum zurück auf die Beschreibungen der Bedrohungen in V.16a.17.18.19a.21. Der erste Satzteil ὁ δὲ ὑπομείνας εἰς τέλος beschreibt eine Bedingung und der zweite Satzteil οὗτος σωθήσεται dessen Folge: wer durchhält, der wird errettet. Weil die Errettung eine positive Folge ist (dazu s.u.), ist sie eine Zusage, die einer Belohnung gleichkommt. Somit funktioniert sie als Motivation für den ersten Teil, nämlich „durchzuhalten“ (dazu s.u.), im Positiven wie auch im Negativen. Im Negativen, weil auch der Umkehrschluss zulässig sein dürfte: auch das Ausbleiben der Belohnung ist eine Folge der Bedingung: der Nicht-Standhafte wird eben nicht errettet werden (vgl. V.33). Somit funktioniert die Folge auch als eine eindringliche Warnung. Umso lauter hört man die Anweisung, „durchzuhalten“ bzw. „standhaft zu bleiben“. Allerdings muss an dieser Stelle an V.19-20 erinnert werden, an den Geist Gottes, der ihnen die richtigen Worte gibt. Das könnte auch demjenigen Trost und Zuversicht sein, der sich darum sorgt, eben nicht durchzuhalten. Die Jünger sollen dem Druck, den die zwischen V.16-22a beschriebenen Verfolgungen auslösen, nicht nachgeben, sondern „standhalten, durchhalten, aushalten“,48 indem sie weiterhin zu Jesus stehen (vgl. V.16a: ἐγὼ ἀποστέλλω ὑμᾶς; V.18: ἕνεκεν ἐμοῦ; V.22a: διὰ τὸ ὄνομά μου) und ihn bekennen (vgl. V.18: εἰς μαρτύριον; V.32: ὁμολογήσει ἐν ἐμοί). Diesem enormen (Leidens-) Druck (sogar innerhalb von Familien, sogar bis zur Tötung) sollen sie „bis zum Ende“ (εἰς τέλος) standhalten, womit vermutlich nicht das individuelle Lebensende gemeint ist, sondern das Ende der Zeit / Welt, wenn der Menschensohn kommen und das Leiden seiner „Auserwählten“ beenden wird,49 ein Zeitpunkt, den außer Gott selbst niemand kennt, weswegen sie bis zum Schluss durchhalten sollen.50 Doch wer tatsächlich bis zum Ende standhält, wird dafür belohnt werden,51 nämlich errettet werden (οὗτος σωθήσεται), nicht in erster Linie von seinem (Leidens-) Druck oder von Krankheit und leiblichem Tod,52 den die Verfolgungen und Bedrohungen auslösen,53 sondern (im übertragenen, theologisch-soteriologischen Sinne) von seinen Sünden (1,21) und von „Höllenpein“ (vgl. v.a. 10,28).54

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