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Kitabı oku: «Gesänge und Inschriften», sayfa 6

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DER MYSTISCHE TROMPETER

1
 
Horch, welch wilder Musikant, welch seltsamer Trompeter
Unsichtbar heute Nacht in Lüften schwebt und tolle Weisen schmettert.
 
 
Ich höre dich, Trompeter, scharf lauschend vernehm ich dein Spiel,
Jetzt um mich strömend, wirbelnd wie ein Sturm,
Jetzt leise, unterdrückt, jetzt in der Ferne verloren.
 
2
 
Komm näher, Körperloser, vielleicht erklingt in dir
Ein toter Komponist, vielleicht erdrückte dich
Ein hohes Streben, ungeformtes Wollen,
Chaotisch drängten sich Klangwogen, Ozeane stiegen,
Daß nun dein Geist ekstatisch sich mir neigt und dröhnend schütternd seine Rhythmenflut
Vertrauensvoll in meine, meine Ohren gießt,
Daß ich sie übersetze.
 
3
 
Blase, Trompeter, frei und hell, ich folge,
Und wie dein Vorspiel heiter froh verfließt,
Schwindet die fressende Welt, die Straßen, die lärmenden Stunden des Tags,
Heilige Stille senkt sich wie Tau auf mich nieder,
Ich wandle in kühl erfrischender Nacht die Pfade des Paradieses,
Mir duftet das Gras, die feuchte Luft und die Rosen;
Dein Lied entfaltet den starr gefesselten Geist – befreit mich, läßt mich los,
Ich schwimme wohlig im Himmelssee.
 
4
 
Blase nur, Trompeter! und vor die sehenden Augen
Stell mir die alten Heiden, bring die feudale Welt.
Was Zaubers wirkt dein Spiel! es tauchen vor mir auf
Längst tote Herrn und Damen, Barone in ihren Schlössern, die Troubadoure singen,
Gewappnet ziehn Ritter dem Unrecht entgegen oder suchen den heiligen Gral;
Ich sehe Turniere und Streiter in schwerer Rüstung auf knirschenden Rossen,
Ich höre das Jauchzen, das Dröhnen von Hieben und Stichen;
Ich sehe der Kreuzzugsheere Getümmel – horch, wie die Zimbeln schallen,
Sieh dort den Zug der Mönche mit hoch erhobenem Kreuz.
 
5
 
Blas nur Trompeter! und zum Thema
Nimm nun das Thema, das alle einschließt, lösend und bindend,
Liebe, den Takt der Welt, den Trost und die Tränen,
Mannes und Weibes Herz mit nichts als Liebe,
Kein andres Thema als Liebe, – knüpfende, hegende, allüberschwemmende Liebe.
 
 
O wie die unsterblichen Wesen sich um mich drängen!
Ich sehe den großen Vergaser ewig tätig, ich kenne die Flammen, die Heizer der Welt,
Glut und Röte, pochende Herzen der Liebenden,
So selig manche, und manche so still, dunkel, nahe dem Tode;
Liebe, außer der Liebenden nichts ist – Liebe, die Zeit und Raum überwindet,
Liebe, die Tag und Nacht ist – Liebe, die Sonne und Mond ist und Sterne,
Liebe in Scharlach und Üppigkeit, duftkranke Liebe,
Keine Worte als Worte der Liebe, kein andres Denken als Liebe.
 
6
 
Blas nur, Trompeter – beschwöre den Krieg.
Schnell rollt deinem Ruf ein murrendes Beben wie ferner Donner,
Sieh, die Bewaffneten eilen – sieh durch geballten Staub das Glitzern der Bajonette,
Da Kanoniere finsteren Blicks, und jetzt der rosige Blitz aus dem Rauch, ich höre den Krach der Geschütze;
Nicht Krieg allein – dein furchtbares Lied, wilder Spieler, bringt jegliches Schreckensgesicht,
Taten ruchloser Räuber, Plünderung, Mord – ich höre die Hilfeschreie!
Ich sehe scheiternde Schiffe auf hoher See, gewahre auf Deck und unter Deck die gräßlichen Szenen.
 
7
 
Trompeter, mir ist ganz, als spieltest du auf mir,
Du schmelzest Herz und Hirn – rührst sie und ziehst und wandelst sie nach Laune;
Und jetzt erfüllt dein dumpfes Tönen mich mit Finsternis,
Du raubst das muntre Licht und jedes Hoffen,
Ich sehe die Getretnen, Unterjochten, Leidenden, Gedrückten des ganzen Erdenrunds,
Ich fühle meines Geschlechts Demütigung und maßlose Schmach, sie wird die meine,
Mein auch die Empörung der Menschheit, der Schimpf der Jahrhunderte, die zuschanden gemachten Fehden und Wüte,
Völlige Niederlage lastet auf mir – alles verloren – der Feind triumphiert,
(Doch in den Trümmern steht wie ein Riese der Stolz, ungebrochen zum Äußersten,
Geduld, Entschlossenheit zum Äußersten.)
 
8
 
Trompeter, nun zum Ende
Gewähre höhere Weise als bisher,
Sing meiner Seele zu, erneure ihr sehnendes Hoffen,
Rüttle den trägen Glauben empor, gib mir Vision der Zukunft,
Gib mir einmal ihr Bild und ihre Lust.
 
 
O froher, jauchzender, gipfelnder Sang!
Nicht aus der Erde quillt dir die Gewalt,
Siegsmärsche – der entjochte Mensch – der Überwinder,
Dem Weltengott des Weltenmenschen Hymnen – lauter Lust!
Die Menschheit neugeboren – die Welt vollkommen, lauter Lust!
Frauen und Männer gesund, unschuldig, weise – lauter Lust!
Lachende, rauschende Feste strotzend voll mit Lust!
Krieg, Elend, Kummer fort – Erde von Fäulnis rein – Lust einzig übrig!
Die Meere lusterfüllt – die Lüfte lauter Lust!
Lust! Lust! in Freiheit, Andacht, Liebe! Lust! Lust! Im Überschwang des Lebens!
Genug das bloße Sein! Genug zu atmen!
Lust! Lust! Überall Lust!
 

WANDL ICH DURCH DIE BREIT MAJESTÄTISCHEN TAGE

 
Wandl ich durch die breit majestätischen Tage des Friedens,
(Denn der Krieg, der Blutstreit ist aus, und du, o grauenvolles Ideal,
Nach ruhmvollem Sieg gegen gewaltige Übermacht,
Folgst nun deiner Bahn, bald aber vielleicht dichteren Kriegen zu,
Vielleicht um bald in furchtbarere Kämpfe und Nöte zu treten,
Längere Feldzüge und Krisen, der Arbeit vor allen andern,)
So höre ich um mich den Lärm der Welt, Politik, Produktion,
Anerkannter Dinge Ankündigungen, Wissenschaft, Technik,
Das erfreuliche Wachstum der Städte, die Flut der Erfindungen.
 
 
Ich sehe die Schiffe (sie dauern ein paar Jahre),
Die gewaltigen Fabriken mit Werkführern, Arbeitern,
Und höre all das akzeptiert und hab nichts dagegen.
 
 
Doch auch ich verkünde gediegene Dinge,
Politik, Wissenschaft, Technik, Schiffe, Städte, Fabriken sind nicht nichts,
Wie ein gewaltiger Zug, der Musik ferner Signale zuströmend, im Siegerschritt und Herrlicheres vor Augen,
Ersetzen sie Wirklichkeiten – alles ist, wie es sein soll.
 
 
Nun meine Wirklichkeiten;
Was sonst ist so wirklich wie meines?
Freiheit und göttliche Ausgleichung, jedes Sklaven Erlösung auf dem Antlitz der Erde,
Die entzückten Verheißungen und Lichtgebilde der Seher, die geistige Welt, zeitentrotzend diese Gesänge,
Und unsre Gesichte, die Gesichte der Dichter, die gediegensten Ankündigungen von allen.
 

HELLE MITTERNACHT

 
Dies ist deine Stunde, o Seele, die freie Flucht ins Wortlose,
Weg von Büchern, weg von Kunst, der Tag gelöscht, der Unterricht aus,
Hebst du dich völlig empor, schweigend, schauend, deine liebsten Gegenstände betrachtend,
Nacht, Schlaf, Tod und die Sterne.
 

JAHRE DES MODERNEN

 
Jahre des Modernen! Jahre des Unfertigen!
Euer Horizont erhebt sich, ich seh ihn schwinden für erhabnere Dramen,
Ich sehe nicht bloß Amerika, nicht bloß die Freiheitsnation, sondern andre Nationen bereit,
Ich sehe erschütternde Auftritte und Abgänge, neue Zusammenschlüsse, die Gemeinschaft der Rassen,
Ich seh diese Macht mit unwiderstehlicher Gewalt auf die Weltbühne treten,
(Haben die alten Mächte, die alten Kriege ihre Rolle gespielt? sind die Akte, die ihnen gemäß sind, zu Ende?)
Ich sehe die Freiheit, völlig gewappnet, siegreich und herrlich, links vom Gesetz und rechts vom Frieden geleitet,
Ungeheures Trio einig im Schritt gegen das Kastenwesen;
Was für geschichtlichen Schürzungen eilen wir zu?
Ich sehe Männer hin und wieder marschieren in raschen Millionen,
Ich sehe die Grenzen und Schranken der alten Aristokratien zertrümmert,
Ich sehe die Grenzsteine europäischer Könige entfernt,
Ich sehe den Tag, wo das Volk seine Grenzsteine setzt (alle andern verschwinden);
Nie wurden so scharfe Fragen gestellt wie heute,
Nie war der Durchschnittsmensch, seine Seele, energischer, näher an Gott,
Hört, wie er drängt und drängt und den Massen nicht Ruhe läßt!
Sein kühner Fuß ist allenthalben zu Land und See, den Stillen Ozean besiedelt er und die Inselmeere,
Mit dem Dampfer, dem elektrischen Telegraphen, der Zeitung, den Welthandels-Kriegsmaschinen,
Damit und mit den Fabriken in aller Welt verkettet er alle Länder zu einer Geographie;
Was für ein Flüstern, o Länder, läuft über euch weg, schlüpft unter den Meeren durch?
Sind alle Völker geeint? Soll der Erdball nur ein Herz noch haben?
Bildet sich Menschheit im großen? wahrlich, Tyrannen erzittern, Kronen verdüstern,
Ein neues Zeitalter setzt sich die störrische Erde, vielleicht allgemeinen heiligen Krieg,
Niemand weiß, was nächstens geschieht, solche Zeichen füllen Tage und Nächte;
Jahre der Prophetie! der Raum, wie ich vorwärts strebe und umsonst mich mühe, ihn zu durchdringen, ist voller Gespenster,
Ungeborene Taten, Dinge, die bevorstehn, werfen ihre Schatten um mich,
Diese unglaubliche Hast und Hitze, diese seltsam ekstatischen Fieberträume, o Jahre!
Eure Träume, o Jahre, wie durchbohren sie mich! (ich weiß nicht, schlaf ich oder wach ich;)
Das fertige Amerika und Europa verglimmen, fallen schattenhaft von mir ab,
Das Unfertige, riesenhafter als je, dringt auf mich, dringt auf mich ein.
 
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 haziran 2018
Hacim:
38 s. 1 illüstrasyon
Tercüman:
Telif hakkı:
Public Domain

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