Kitabı oku: «Heimische Singvögel», sayfa 2

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Dazu sei angemerkt, dass Dialektgesang innerhalb der Singvogelwelt ein verbreitetes Phänomen ist. Für die jungen Männchen ergeben sich durch den Lernprozess gewisse Freiräume, sodass zahlreiche, meist geringfügige individuelle Variationen entstehen – bis hin zu regionalen Dialekten (siehe dazu die Beschreibungen zum Grünfink, S. 54, zum Buchfink, S. 51 und zur Goldammer, S. 107). Dialekte können über größere Zeiträume verhältnismäßig stabil sein. Veränderungen sind aber möglich, wenn beispielsweise neue Gesangsmotive von einer benachbarten Population übernommen werden. Und manche Dialekte entstehen dadurch, dass Jungvögel vor der endgültigen Gesangsausformung ihren Geburtsraum verlassen und in Gebiete geraten, in denen es keine Artgenossen gibt, von denen sie weiter lernen könnten.

Die Gesangsaktivität unserer Singvögel steigert sich in Mitteleuropa im Spätwinter und Frühjahr mit zunehmender Tageslänge (siehe die Betrachtungen zur «Vogeluhr», S. 31 ff.). Unter der steigenden Lichteinwirkung wird die Hormonproduktion bei den Vogelmännchen gefördert. Während der Fortpflanzungszeit unterliegen die Vögel offensichtlich hormonellen Einflüssen, sie sind erregt, und es wird teilweise heftig um die Reviere gekämpft. Jeder von uns kann diesem intensiven Treiben zusehen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Hormone und Gesang in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht werden. Der Reviergesang als Werbe- und Verteidigungsgesang mag in dieser «Form der Lautäußerung weitgehend mit dem hormonalen Status gekoppelt» sein (Tembrock 1982), aber eine Vielfalt von Gesängen lässt sich damit nicht begründen, sondern scheint völlig unabhängig vom Hormonhaushalt zu erklingen (Bornemisza 1999).

Bei vielen unserer Singvögel gibt es eindeutige Revierverteidigung. Um das Territorium zu schützen, setzen die Männchen meistens akustische Signale ein. Nicht selten folgen zu Beginn der Brutzeit auch Auseinandersetzungen, die allerdings häufig auf gesanglicher Ebene geregelt werden. Da aber der Reviergesang in der Regel zweckgebunden, also unter den Aspekten des Selektionsvorteils, betrachtet wird, gelten andere Lautäußerungen oft als «funktionslos» und werden dementsprechend vernachlässigt, zum Beispiel Gesangsformen wie Chorgesang, Duettsingen, Jugendgesang, Plaudergesang bis hin zum Herbst- und Wintergesang. Hier erleben wir in besonderer Weise den spielerischen Umgang mit der Stimme.

Schon nach wenigen Vogelstimmenexkursionen können wir wahrnehmen, dass zahlreiche Singvögel ihre Strophen und Gesangsmotive häufig variieren, so als würden sie mit den Tönen spielen. Manche lassen sich sogar von anderen Sängern inspirieren und übernehmen fremde Motive. Es ist aber in keiner Weise vorgegeben, wie Nachahmungen in den eigenen Gesang eingebaut beziehungsweise verändert werden. Hier haben wir es unmittelbar mit einem spielerischen Aspekt zu tun. Es ist vielleicht nicht jeder Forscher bereit, von einem freiheitlichen Aspekt zu sprechen. Dass aber zahlreiche Singvögel mit dem Ton in einer fast spielerischen Weise umzugehen verstehen, dürfte für jeden, der unvoreingenommen diesem Klangzauber lauscht, zur Gewissheit werden.

In dem spielerischen Element der Gesänge leuchtet etwas Freiheitliches auf. Die Singvögel vermitteln uns in ihren fein strukturierten und melodiösen Liedern farbenprächtige Klangbilder ihrer Intelligenz.

In den Gesängen mehrerer Arten können wir sogar fremde Laute und Gesangsteile wahrnehmen. Sobald wir beginnen, diese Fähigkeit zur Imitation (siehe S. 13) intensiver zu beachten, bemerken wir, dass etliche Vögel nicht wahllos Töne nachahmen, sondern dass sie bevorzugt diejenigen Laute und Motive in ihr eigenes Stimmrepertoire übernehmen, die ihrer Stimme verwandt sind oder in ihrer Tonhöhe liegen. Und in der Tat wissen die Forscher von vielen Vogelarten zu berichten, «dass sie aus der Umgebung solche Laute aufgreifen, die ihren eigenen Gesängen entsprechen oder gut dazu passen» (Wickler 1986).

Wenn wir uns im Frühjahr aufmerksam dem Verhalten der einzelnen Vogelarten zuwenden, so bemerken wir, dass fast alle Vogelmännchen zu Beginn der Brutzeit eine gewisse Erregung zeigen, die sich in Aggression und kämpferischer Auseinandersetzung ausdrücken kann. Es geht, wie bereits erwähnt, vor allem um das Revier. Gleich möchte man an ein genügend großes Nahrungsrevier für den Revierinhaber und die Vogelfamilie denken. Wenn Singvögel jedoch in fremden Revieren fressen, aber nicht singen dürfen, so sollten wir den gesanglichen Aspekt bei der Revierverteidigung stärker beachten (Streffer 2007).

Gute Sänger mit teils vollendet ausgebildeten und vielfältigen Strophen, melodisch-rhythmischen und teils komplizierten Strukturen, großer Klangfülle oder kraftvollem Gesang sind meistens stark territorial. Zu unseren ausdrucksstarken Sängern zählen vor allem Singdrossel, Amsel, Misteldrossel, Nachtigall, Sprosser, Rotkehlchen, Blaukehlchen, Pirol, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter, Heidelerche, Feldlerche, Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper, Baumpieper, Waldlaubsänger, Fitis, Buchfink, Zaunkönig, Kleiber, Heckenbraunelle, Kohl- und Blaumeise, Grünfink und Braunkehlchen. Diese begabten Sänger verhalten sich singenden Artgenossen gegenüber meistens recht aggressiv. Es ist von Art zu Art verschieden, wie viel Revierraum beansprucht wird, und auch, wie heftig oder wie ausdauernd dieser Raum verteidigt wird. Die unterschiedliche Inanspruchnahme eines «eigenen» Raums durch unsere Singvögel, unabhängig vom Nahrungsrevier, hängt eng mit der Qualität des Gesanges und mit dem Gesangsvortrag zusammen.

Einfache Sänger wie Rauch- und Mehlschwalbe, Wacholderdrossel, Schwanzmeise, Haus- und Feldsperling leben meist gesellig und tragen ihre einfachen Gesänge ohne große Distanz zu den Artgenossen vor.

Bei den Drosselarten können wir den direkten Zusammenhang zwischen Gesangsausbildung und Revierverteidigung erkennen: Von der Amsel bis zur Wacholderdrossel ist eine nachlassende musikalische Begabung wahrzunehmen und parallel dazu auch eine abnehmende Territorialität (Streffer 2003).

Bei Singvögeln ist die Reizschwelle, die innerartliche Aggression mit nachfolgenden Kämpfen auslöst, unterschiedlich hoch und korreliert sehr häufig mit den musikalischen Qualitäten der jeweiligen Art. Gesangsbegabte Singvögel verteidigen in der Regel einen größeren Raum als schwächere Sänger und auch heftiger als diese. Mit abnehmender Gesangsqualität ist eine Tendenz zur Verträglichkeit und Geselligkeit wahrzunehmen.

Aber auch bei sozial lebenden Arten sind psychische Barrieren zu beobachten. Wird beispielsweise ein gewisser Mindestabstand nicht respektiert, so können sich auch friedliche Vögel teils heftig attackieren. Deshalb reicht es nicht, territoriale Arten von geselligen (verträglichen) Arten allein aufgrund der Häufigkeit oder der Heftigkeit ihrer Auseinandersetzungen voneinander zu unterscheiden. Eine zunehmende Verträglichkeit bis hin zu ausgeprägter Geselligkeit zeigt sich vor allem in einer geringer werdenden Distanz zu brütenden Artgenossen.

Es gibt einige heimische Singvögel, die außerhalb der Brutperiode, also im Herbst, auf dem Zug oder im Winterquartier nicht nur singen, sondern parallel zu diesen ungewöhnlichen Gesangszeiten sich auch erstaunlicherweise territorial verhalten. Was für eine Art von Revier wird da verteidigt? Der Fitis singt auch nach der Sommermauser, und es ist «wiederum ein kurzes ausgeprägtes Revierverhalten zu beobachten» (Schubert 1967). Nachtigallen singen im afrikanischen Winterquartier und sind entsprechend territorial, Zaunkönige singen im Winter und verteidigen ein Revier, und singende Blaukehlchen verteidigen auf dem Zug ein sogenanntes «Rastrevier» (Glutz 11/1). Rotkehlchen singen fast ganzjährig und verhalten sich auch das ganze Jahr über territorial.

Diese durchweg guten Sänger zeigen also auch außerhalb der Brutzeit ein territoriales Verhalten. Aber sie verteidigen dann weder ein Nahrungs- noch ein Brutrevier. Es scheint vielmehr ein Klangrevier zu sein, das sie beanspruchen. Ein begabter Sänger nimmt sozusagen den eigenen Klangraum mit und verhält sich dann, unabhängig wann und wo er singt, territorial.

Bei territorialen Singvögeln findet sich «im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung eine zunehmende Auflockerung der angeborenen Bestandteile des Gesangs durch erlernte Teile, bis hin zu Vögeln, deren Gesang fast nur noch erlernt wird … Das bringt eine immer stärkere stimmliche Individualisierung mit sich» (Kneutgen 1969). Oder umgekehrt: Die gesangsbegabteren Vogelarten haben sich im Laufe der Evolution von angeborenen Lautäußerungen durch individuelles Lernen gelöst und beanspruchen zunehmend für ihre komplizierteren und teils volltönenden Strophen einen eigenen Klangraum. Das macht sie zu territorialen Arten.

Da Klang- und Brutreviere häufig deckungsgleich sind und die Interpretation der Verhaltensweisen in der Regel vom Zweckmäßigen her erfolgt, ist der Blick oft vorrangig auf die Verteidigung des Brut- und Nahrungsreviers gerichtet. Selbstverständlich setzen die Singvögel ihre musikalischen Begabungen auch funktionell sinnvoll ein. Wir sollten jedoch nicht einseitig folgern, dass der Motivreichtum und die Klangreinheit zahlreicher Vogelstimmen wie auch die teils recht komplizierten Strukturen der Gesänge sich allein um eines biologischen Vorteils willen entwickelt hätten.

Reviergesänge erfüllen durchaus biologische Funktionen. Aber nach allem, was wir über den spielerischen Stimmgebrauch und das Klangrevier wissen, dürfte es einsichtig sein, dass sich die gesangliche Vielfalt der Singvögel nicht in zweckmäßigen Funktionen erschöpft. Und deshalb sollten wir die «Musik der Natur» nicht darauf reduzieren.

Durch das akustische Revier wird verständlich, warum in einigen Fällen sogar singende Weibchen zu ihren singenden Partnern auf Distanz gehen. Bei Rotkehlchen, Blaumerle und Schamadrossel singen beispielsweise beide Geschlechter, und sowohl Männchen als auch Weibchen verhalten sich territorial (siehe die Betrachtungen zum Rotkehlchen, S. 70 ff.). Die singenden Weibchen beanspruchen ebenfalls einen Klangraum für sich. Die Frage ist: Wie nah erträgt ein Singvogel einen singenden Artgenossen?

Vielstimmiger zwitschernder Schwalbengesang klingt genauso verträglich, wie es die Schwalben sind; gute Sänger werden dagegen bei singenden Artgenossen schnell aggressiv. Es ist zwar möglich, mehrere Amseln in großer Nähe nahrungssuchend zu sehen. Aber wer hat je zwei Amseln oder Rotkehlchen auf einem Zweig singend beobachtet?

Es ist richtig, dass zahlreiche Vogelarten zumindest zeitweilig zusammenleben, aber man muss sich auch ertragen können. Und vorzügliche, kraftvolle Sänger dulden sich nicht in unmittelbarer Nähe, zumindest nicht singend – und wenn noch so viele zweckmäßige Gründe dafür sprechen sollten. Das, und weniger die Ernährungsweise, scheint der Grund dafür zu sein, warum die meisten geselligen Singvögel weniger ausdrucksvolle Gesänge ausgebildet haben und warum «Meistersänger» sich (als Solisten) durchweg ausgeprägt territorial verhalten.

Während des Singens gehen gute Sänger in der Regel also auf Distanz. Ausnahmen gibt es etwa beim Chorgesang, wenn mehrere Männchen recht friedlich zusammen singen; aber Chorgesang gehört, wie zuvor erwähnt, zu den Gesangsformen, bei denen Singvogelmännchen eindeutig miteinander singen (siehe die Beschreibung zum Sumpfrohrsänger, S. 96).

Zusammenfassend lässt sich sagen: Gesellig lebende Singvögel verteidigen häufig keine Reviere, sondern beachten lediglich eine sogenannte Individualdistanz. Es sind zumeist einfache Sänger, also weniger gesangsbegabte Vögel. Gute Sänger zeichnen sich, wie bereits geschildert, durch herausragende musikalische Fähigkeiten aus: Klangreinheit, klare musikalische Gesangsformen, großer Variationsreichtum (oft in Verbindung mit Imitationen), Improvisation der Motive und teilweise kompositorische Begabung. Begabte Sänger grenzen sich von ihren singenden Artgenossen stärker ab. Sie sind echte Gesangssolisten. Sie sind autonomer, territorialer als ihre schlicht singenden Verwandten; sie erfüllen einen bestimmten Klangraum mit ihrem Gesang und verteidigen ihn entsprechend.

Diese Verhaltensweisen lassen sich leichter beobachten, wenn wir die einzelnen Sänger an ihren Stimmen erkennen können. Denn die meisten Singvögel teilen uns ihre Anwesenheit im Mai bei einem Waldspaziergang häufiger auf akustische als auf visuelle Weise mit. Und von unseren gefiederten Freunden können wir etwas sehr Schönes lernen: Singvögel haben die musikalische Leichtigkeit entwickelt, den größten Teil ihrer territorialen Auseinandersetzungen durch Gesang zu schlichten.

*In den Tropen gibt es auch zahlreiche singende Weibchen, zum Beispiel die Duettsänger.

*Das Gesangsverhalten der Nachtigall liefert uns dazu wichtige Hinweise (siehe S. 73 ff.).

Die «Vogeluhr»
und der große Chor am Morgen

Um das große Vogelkonzert zu erleben, sollten wir morgens etwa sechzig bis fünfzig Minuten vor Sonnenaufgang draußen sein. Es ist dann zwar etwas schwieriger, die Gesänge der einzelnen Arten zu erkennen, aber es geht zunächst darum, sich in den wundervollen Vogelchor als Ganzes hineinzuhören, denn er ist ein musikalisches Erlebnis besonderer Art. Es ist ähnlich wie bei einem Konzert: Wer wollte sich den Genuss eines Symphoniekonzertes entgehen lassen, weil er vielleicht nicht alle Instrumente sicher voneinander unterscheiden kann? Das Erlebnis der gesamten Komposition bewegt uns tiefer.

So ist es auch am frühen Morgen. Mit der Fülle des Gehörten und Erlebten wenden wir uns danach den einzelnen Stimmen zu. Und es ist empfehlenswert, schon einige Minuten vor Gesangsbeginn im Wald zu sein, um noch die nächtliche Stille wahrzunehmen.

Wir können uns vorstellen, wie eine gewaltige Gesangswoge von Osten kommend über den asiatischen und europäischen Kontinent hinwegfließt. Dem Licht der aufgehenden Sonne voraus strömt und tönt eine einzigartige Gesangswelle. Und dieser jubelnde vielstimmige Chor bewegt sich auf uns zu und zieht dann weiter nach Westen. Aber wir können mitten darin sein! Das kann wie ein meditatives Einfühlen in die Musik der Natur sein. Wir mögen dabei etwa an den Prolog aus Goethes Faust denken: «Die Sonne tönt nach alter Weise …». Dieses großartige kosmisch-musikalische Bild vermag in uns eine ähnliche Stimmung zu erzeugen, wie wir sie am frühen Morgen erleben können. Leider ist es jeweils nur die kurze Frühjahrszeit, in der wir an diesem außergewöhnlichen Geschenk der Natur teilhaben können.

Frühmorgens hören wir im Wald oft zuerst die zarten Töne eines Rotkehlchens. Ein zweites antwortet. An manchen Tagen beginnen Amseln oder Singdrosseln. Auch sie singen zuerst ein wenig verhalten, um dann aber rasch ihren lauten, volltönenden Gesang zu entfalten. Manchmal führt auch ein Zaunkönig das Konzert an. In der Regel ist es dann etwa sechzig bis fünfundvierzig Minuten vor Sonnenaufgang; an klaren Tagen kann es früher, an bedeckten Tagen auch später sein.

Das Phänomen der «Vogeluhr» – dass bestimmte Arten im gleichbleibenden Zeitabstand vor Sonnenaufgang mit ihrem Gesang beginnen – ist weitgehend bekannt. Wenn wir häufiger unterwegs sind, können wir feststellen, dass es zeitliche und regionale Verschiebungen sowie individuelle Varianten gibt. So kann sich der Gesangsbeginn der Drosseln und Rotkehlchen im Mai und Juni um etliche Minuten verfrühen; auch wird das morgendliche Konzert zum Ende der Gesangsperiode (Juni / Juli) kürzer. Die «Vogeluhr» ist kein streng festgelegter Zeitplan. Allerdings singt am frühen Morgen selten ein Buchfink vor einer Amsel oder gar ein Haussperling vor einem Rotkehlchen. Die nachfolgende Betrachtung ist mehr als anregende Orientierung zu verstehen – allerdings gilt, dass Insektenfresser meistens vor den Körnerfressern singen.

Nach den Drosseln und Rotkehlchen ist meistens der Zaunkönig zu hören. Bald erklingen in ihren bestimmten Lebensräumen die Gesänge der begabten Grasmücken und munteren Fliegenschnäpper. Etwas später erschallen die markanten Gesangsstrophen des Kleibers und der Meisen, denen sich die Gesänge der beiden Baumläuferarten, des Fitis und der Heckenbraunelle, anschließen, in der Regel – je nach Lebensraum – gefolgt von Goldhähnchen und Ammern wie auch von Buchfink, Zilpzalp, Gimpel, Kernbeißer und Grünfink; Stare und Sperlinge sind ausgesprochene Langschläfer. Bei Sonnenaufgang singen noch fleißig die Buchfinken, während Stare (und oft auch Grünfinken) erst mit ihrem Gesang beginnen. Auch Waldlaubsänger und Neuntöter sind meistens erst nach Sonnenaufgang zu hören.

Insgesamt ist es dann ruhiger geworden; der Gesangsgipfel ist vorbei. Nach der langen Nacht sind die meisten Vögel mit Nahrungssuche beschäftigt. Aber danach singen wieder einzelne Männchen. Ihre Gesänge lassen sich jetzt – im Vergleich zum großen Chor – besser wahrnehmen und studieren.

Am Abend gibt es ebenfalls eine stärkere, wohltönende Gesangsintensität. Der Tag klingt in unseren Lebensräumen meistens mit den Liedern der Amsel und der Singdrossel oder mit dem Gesang des Rotkehlchens aus. So verläuft das Leben der Singvögel in enger Beziehung zum Licht.

Außerhalb der Brutzeit schlafen Vögel in der Regel nicht in ihren Nestern. Nur bei einigen ist das der Fall, zum Beispiel bei Mehlschwalben, Zaunkönigen und Haussperlingen. Kohl- und Blaumeisen nächtigen ebenfalls häufig in Nisthöhlen, Kleiber und Spechte dagegen seltener. Stare und Feldsperlinge suchen wintertags gelegentlich Schlafhöhlen auf. Und es gibt einige Vogelarten, die geduckt in Bodenmulden schlafen wie die Feldlerche, der Baumpieper, die Schafstelze, das Braunkehlchen oder der Steinschmätzer.

Die Mehrzahl unserer heimischen Singvögel hockt dagegen während der Schlafenszeit geschützt im Gebüsch, auf Bäumen, in Baum- oder Felsennischen oder nächtigt im Schilf. Singvögel plustern zur Wärmeisolation das Kleingefieder auf und nehmen während des Schlafens eine kugelige Gestalt an, den Kopf fast immer tief im Rückengefieder verborgen. Die Zehen sind so eingerichtet, dass sie einen Zweig fest umklammern, sobald der Vogel, um seine hockende Schlafstellung einzunehmen, die Knie einknickt. Aufgrund dieser weisheitsvollen Einrichtung der Natur können schlafende Vögel nicht vom Zweig fallen.

Im Häusermeer der Stadt hören wir noch vor den Drosseln und Rotkehlchen frühmorgens den Hausrotschwanz. In Gärten, Streuobstwiesen und an Bauerngehöften trägt der farbenfrohe Gartenrotschwanz seine melodische Strophe vor. Beide Arten singen oft bereits neunzig Minuten vor Sonnenaufgang. Über den Feldern beginnen die Feldlerchen ebenfalls zu dieser frühen Stunde mit ihrem Singflug. Auch Baumpieper singen oft schon vierzig Minuten vor Sonnenaufgang.

Aber nicht alle Singvögel haben in ihrem Gesangsleben ein so rhythmisches Verhältnis zum Sonnenlicht wie die bisher genannten Arten; einige scheinen ganz unabhängig von der «Vogeluhr» nicht nur am Tage, sondern auch nachts zu singen. Dort, wo Nachtigallen brüten oder der Feldschwirl sein Revier hat, können wir sie zum Beispiel während der ganzen Mainacht hören (vor allem in der zweiten Nachthälfte). Das Gleiche gilt für den wehmütigen Gesang der selten gewordenen Heidelerche, die in Heidegebieten und Ödland noch vereinzelt brütet. Auch Sumpfrohrsänger und seine nahen Verwandten, die im Schilf ihre kunstvollen Nester bauen, singen nachts.

Vogeluhr – Gesangsbeginn in Minuten vor Sonnenaufgang


90+ Nachtigall, Heidelerche, Feldschwirl, Sumpf- und Drosselrohrsänger
90-80 Feldlerche, Gartenrotschwanz, Braunkehlchen, Blaukehlchen, Teichrohrsänger
75-70 Hausrotschwanz, Rauchschwalbe
60-45 Amsel, Singdrossel, Rotkehlchen, Gartengrasmücke, Zaunkönig, Pirol
40 Mönchsgrasmücke, Trauerschnäpper, Goldammer, Winter- und Sommergoldhähnchen
40-30 Kohlmeise, Blaumeise, Heckenbraunelle, Baumpieper, Fitis, Gartenbaumläufer
25 Buchfink, Zilpzalp, Girlitz
20-15 Haussperling, Star
10 Grünfink, Gelbspötter

Der Gesang der Singvögel folgt einer recht genauen zeitlichen Abfolge, denn Singvögel haben eine innere Uhr, die sich hauptsächlich am Zeitpunkt des Sonnenaufgangs orientiert. Die sogenannte Vogeluhr ist eine biologische Uhr. Die morgendliche Dämmerung, also die Zeit vor Sonnenaufgang, ist verantwortlich dafür, wann ein Vogel aufwacht und mit seinem Gesang beginnt. Aber Temperatur, Regen und Wind können einen gewissen Einfluss darauf haben. Deshalb kann es je nach Umgebungsreizen und regionalen Umweltbedingungen durchaus zu zeitlichen Verschiebungen kommen, sodass sich die hier dargestellte Reihenfolge etwas verändern kann.

In jedem Falle ist unmittelbar erlebbar, welch entscheidenden Einfluss das Licht auf den morgendlichen Gesangsbeginn hat. Dazu gehört auch das Phänomen, dass Amseln und Rotkehlchen, die in der Nähe hell erleuchteter Straßenkreuzungen leben, zum Teil bereits mehr als zwei Stunden vor Sonnenaufgang singen.

Das Licht bestimmt sowohl die Gesangsaktivität als auch den Tagesrhythmus der Singvögel: In einem etwa gleichen Abstand zur Tagesmitte beginnen und enden die Gesänge. Die ersten Sänger am Morgen sind abends die letzten, während die Spätaufsteher früh schlafen gehen.

In ähnlicher Weise hängt auch der Vogelzug eng mit dem Licht und mit dem Stand der Sonne zusammen: Sehr früh im Jahr eintreffende Vögel wie zum Beispiel Feldlerche, Singdrossel und Zilpzalp ziehen auch sehr spät ab. Dagegen verlassen uns Vögel, die erst Anfang Mai kommen wie Pirol, Gelbspötter oder Sumpfrohrsänger, schon Ende Juli, Anfang August. Die Zugvögel, besonders die Langstreckenzieher, kommen und ziehen bei einer ganz bestimmten Sonnenstellung. Johanni steht im Zentrum des Vogeljahres. Die Verweildauer ist bei uns vor Johanni etwa so lange wie danach. Abweichungen hängen meist damit zusammen, dass einige Arten nicht bei uns mausern. Innere, annähernd jahresperiodische Rhythmen scheinen das Wann und Wie der Wanderung mitzubestimmen.*

Die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die Zugvögel sind aber nicht zu übersehen: So kehren inzwischen zahlreiche Zugvögel im Frühjahr etwa zehn bis vierzehn Tage früher aus ihren Winterquartieren zurück als noch vor dreißig Jahren, sodass der Brutbeginn vorverlegt wird. Die gesamte Aufenthaltsdauer im Brutgebiet wird zusätzlich dadurch verlängert, dass manche Arten im Herbst später wegziehen. Kurzstreckenzieher wie Buchfinken entwickeln sich so immer mehr zu Standvögeln, die im Winter ihr Brutgebiet kaum noch verlassen.

Im Gegensatz zu den Kurzstreckenziehern halten klassische Langstreckenzieher wie Fitis, Nachtigall und Gartengrasmücke stärker an ihren Zugmustern fest. Sie müssen sich aber mit der zunehmenden Ausdehnung der Sahara auseinandersetzen, das heißt, ihre Flugstrecken werden größer und anstrengender.

*Die einzelnen Vogelarten tragen gewissermaßen ihren eigenen Dämmerungswert wie eine innere Uhr in sich. Die Zirbeldrüse, das «dritte Auge», scheint als lichtempfindliches Organ bei den Vögeln der Sitz der inneren Periodik zu sein (Gwinner 1986).

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