Kitabı oku: «Hamlet», sayfa 2
DRITTE SZENE
Ein Zimmer in Polonius’ Hause. Laertes und Ophelia treten auf.
LAERTES
Mein Reisegut ist eingeschifft. Leb wohl!
Und, Schwester, wenn die Winde günstig sind
Und Schiffsgelegenheit sich findet, schlaf nicht,
Laß von dir hören.
OPHELIA
Zweifelst du daran?
LAERTES
Was Hamlet angeht und sein Liebsgetändel,
So nimm’s als Sitte, als ein Spiel des Bluts,
Ein Veilchen in der Jugend der Natur,
Frühzeitig, nicht beständig – süß, nicht dauernd,
Nur Duft und Labsal eines Augenblicks;
Nichts weiter.
OPHELIA
Weiter nichts?
LAERTES
Nur dafür halt es;
Denn die Natur, aufstrebend, nimmt nicht bloß
An Größ und Sehnen zu; wie dieser Tempel wächst,
So wird der innre Dienst von Seel und Geist
Auch weit mit ihm. Er liebt Euch jetzt vielleicht,
Kein Arg und kein Betrug befleckt bis jetzt
Die Tugend seines Willens; doch befürchte,
Bei seinem Rang gehört sein Will ihm nicht;
Er selbst ist der Geburt ja untertan.
Er kann nicht, wie geringe Leute tun,
Für sich auslesen, denn an seiner Wahl
Hängt Sicherheit und Heil des ganzen Staats.
Deshalb muß seine Wahl denn auch beschränkt sein
Vom Beifall und der Stimme jenes Körpers,
Von welchem er das Haupt. Wenn er nun sagt, er liebt dich,
Geziemt es deiner Klugheit, ihm zu glauben,
Soweit er, nach besonderm Recht und Stand,
Tat geben kann dem Wort, das heißt, nicht weiter,
Als Dänemarks gesamte Stimme geht.
Bedenk, was deine Ehre leiden kann,
Wenn du zu gläubig seinem Liede lauschest,
Dein Herz verlierst und deinen keuschen Schatz
Vor seinem ungestümen Dringen öffnest.
Fürcht es, Ophelia, fürcht es, liebe Schwester,
Und halte dich im Hintergrund der Neigung,
Fern von dem Schuß und Anfall der Begier!
Das scheuste Mädchen ist verschwendrisch noch,
Wenn sie dem Monde ihren Reiz enthüllt.
Selbst Tugend nicht entgeht Verleumdertücken,
Es nagt der Wurm des Frühlings Kinder an,
Zu oft noch, eh die Knospe sich erschließt,
Und in der Früh und frischem Tau der Jugend
Ist giftger Anhauch am gefährlich’sten.
Sei denn behutsam! Furcht gibt Sicherheit,
Auch ohne Feind hat Jugend innern Streit.
OPHELIA
Ich will den Sinn so guter Lehr bewahren
Als Wächter meiner Brust; doch, lieber Bruder,
Zeig nicht, wie heilvergeßne Prediger tun,
Den steilen Dornenweg zum Himmel andern,
Derweil als frecher, lockrer Wollüstling
Er selbst den Blumenpfad der Lust betritt
Und spottet seines Rats.
LAERTES
O fürchte nichts!
Zu lange weil ich – doch, da kommt mein Vater.
Polonius kommt.
Zwiefacher Segen ist ein zwiefach Heil;
Der Zufall lächelt einem zweiten Abschied.
POLONIUS
Noch hier, Laertes? Ei, ei, an Bord, an Bord!
Der Wind sitzt in dem Nacken Eures Segels,
Und man verlangt Euch. Hier mein Segen mit dir –
Indem er dem Laertes die Hand aufs Haupt legt
Und diese Regeln präg in dein Gedächtnis:
Gib den Gedanken, die du hegst, nicht Zunge,
Noch einem ungebührlichen die Tat.
Leutselig sei, doch mach dich nicht gemein.
Den Freund, der dein, und dessen Wahl erprobt,
Mit ehrnen Haken klammr ihn an dein Herz.
Doch schwäche deine Hand nicht durch Begrüßung
Von jedem neugeheckten Bruder. Hüte dich,
In Händel zu geraten; bist du drin,
Führ sie, daß sich dein Feind vor dir mag hüten.
Dein Ohr leih jedem, wenigen deine Stimme;
Nimm Rat von allen, aber spar dein Urteil.
Die Kleidung kostbar, wie’s dein Beutel kann,
Doch nicht ins Grillenhafte: reich, nicht bunt;
Denn es verkündigt oft die Tracht den Mann,
Und die vom ersten Rang und Stand in Frankreich
Sind darin ausgesucht und edler Sitte.
Kein Borger sei und auch Verleiher nicht;
Sich und den Freund verliert das Darlehn oft,
Und Borgen stumpft der Wirtschaft Spitze ab.
Dies über alles: Sei dir selber treu,
Und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage,
Du kann’st nicht falsch sein gegen irgendwen.
Leb wohl! Mein Segen fördre dies an dir!
LAERTES
In Ehrerbietung nehm ich Abschied, Herr.
POLONIUS
Euch ruft die Zeit; geht, Eure Diener warten.
LAERTES
Leb wohl, Ophelia, und gedenk an das,
Was ich dir sagte.
OPHELIA
Es ist in mein Gedächtnis fest verschlossen,
Und Ihr sollt selbst dazu den Schlüssel führen.
LAERTES
Lebt wohl!
Ab.
POLONIUS
Was ist’s, Ophelia, das er Euch gesagt?
OPHELIA
Wenn Ihr erlaubt, vom Prinzen Hamlet war’s.
POLONIUS
Ha, wohl bedacht!
Ich höre, daß er Euch seit kurzem oft
Vertraute Zeit geschenkt, und daß Ihr selbst
Mit Eurem Zutritt sehr bereit und frei wart.
Wenn dem so ist – und so erzählt man mir’s,
Und das als Warnung zwar –, muß ich Euch sagen,
Daß Ihr Euch selber nicht so klar versteht,
Als meiner Tochter ziemt und Eurer Ehre.
Was gibt es zwischen euch? Sagt mir die Wahrheit!
OPHELIA
Er hat seither Anträge mir getan
Von seiner Zuneigung.
POLONIUS
Pah, Zuneigung! Ihr sprecht wie junges Blut,
In solchen Fährlichkeiten unbewandert.
Und glaubt Ihr den Anträgen, wie Ihr’s nennt?
OPHELIA
Ich weiß nicht, Vater, was ich denken soll.
POLONIUS
So hört’s denn: Denkt, Ihr seid ein dummes Ding,
Daß Ihr für bar Anträge habt genommen,
Die ohn Ertrag sind. Nein, betragt Euch klüger,
Sonst, um das arme Wort nicht tot zu hetzen,
Trägt Eure Narrheit noch Euch Schaden ein.
OPHELIA
Er hat mit seiner Lieb in mich gedrungen,
In aller Ehr und Sitte.
POLONIUS
Ja, Sitte mögt Ihr’s nennen; geht mir, geht!
OPHELIA
Und hat sein Wort beglaubigt, lieber Herr,
Beinah durch jeden heilgen Schwur des Himmels.
POLONIUS
Ja, Sprenkel für die Drosseln. Weiß ich doch,
Wenn das Blut kocht, wie das Gemüt der Zunge
Freigebig Schwüre leiht. Dies Lodern, Tochter,
Mehr leuchtend als erwärmend, und erloschen
Selbst im Versprechen, während es geschieht,
Nehmt keineswegs für Feuer! Kargt von nun an
Mit Eurer jungfräulichen Gegenwart
Ein wenig mehr; schätzt Eure Unterhaltung
Zu hoch, um auf Befehl bereit zu sein!
Und was Prinz Hamlet angeht, traut ihm so:
Er sei noch jung und habe freiern Spielraum,
Als Euch vergönnt mag werden. Kurz, Ophelia,
Traut seinen Schwüren nicht; denn sie sind Kuppler,
Nicht von der Farbe ihrer äußern Tracht,
Fürsprecher sündlicher Gesuche bloß,
Gleich frommen, heiligen Gelübden atmend,
Um besser zu berücken. Eins für alles:
Ihr sollt mir, grad heraus, von heute an
Die Muße keines Augenblicks so schmähn,
Daß Ihr Gespräche mit Prinz Hamlet pflöget.
Seht zu, ich sag’s Euch! Geht nun Eures Weges.
OPHELIA
Ich will gehorchen, Herr.
Beide ab.
VIERTE SZENE
Die Terrasse. Hamlet, Horatio und Marcellus treten auf.
HAMLET
Die Luft geht scharf, es ist entsetzlich kalt.
HORATIO
’s ist eine schneidende und strenge Luft.
HAMLET
Was ist die Uhr?
HORATIO
Ich denke, nah an zwölf.
MARCELLUS
Nicht doch, es hat geschlagen.
HORATIO
Wirklich schon?
Ich hört es nicht; so rückt heran die Stunde,
Worin der Geist gewohnt ist umzugehn.
Trompetenstoß und Geschütz abgefeuert hinter der Szene.
Was stellt das vor, mein Prinz?
HAMLET
Der König wacht die Nacht durch, zecht vollauf,
Hält Schmaus und taumelt den geräuschgen Walzer;
Und wie er Züge Rheinweins niedergießt,
Verkünden schmetternd Pauken und Trompeten
Den ausgebrachten Trunk.
HORATIO
Ist das Gebrauch?
HAMLET
Nun freilich wohl.
Doch meines Dünkens, bin ich eingeboren
Und drin erzogen schon, ist’s ein Gebrauch,
Wovon der Bruch mehr ehrt als die Befolgung.
Dies schwindelköpfge Zechen macht verrufen
Bei andern Völkern uns in Ost und West;
Man heißt uns Säufer, hängt an unsre Namen
Ein schmutzig Beiwort; und fürwahr, es nimmt
Von unsern Taten, noch so groß verrichtet,
Den Kern und Ausbund unsers Wertes weg.
So geht es oft mit einzeln Menschen auch,
Daß sie durch ein Naturmal, das sie schändet,
Als etwa von Geburt – worin sie schuldlos,
Weil die Natur nicht ihren Ursprung wählt –,
Ein Übermaß in ihres Blutes Mischung,
Das Dämm und Schanzen der Vernunft oft einbricht,
Auch wohl durch Angewöhnung, die zu sehr
Den Schein gefällger Sitten überrostet –
Daß diese Menschen, sag ich, welche so
Von einem Fehler das Gepräge tragen
– Sei’s Farbe der Natur, sei’s Fleck des Zufalls –,
Und wären ihre Tugenden so rein
Wie Gnade sonst, so zahllos wie ein Mensch
Sie tragen mag: in dem gemeinen Tadel
Steckt der besondre Fehl sie doch mit an,
Der Gran von Schlechtem zieht des edlen Wertes
Gehalt herab in seine eigne Schmach.
HORATIO
O seht, mein Prinz, es kommt!
Der Geist kommt.
HAMLET
Engel und Boten Gottes, steht uns bei! –
Sei du ein Geist des Segens, sei ein Kobold,
Bring Himmelslüfte oder Dampf der Hölle,
Sei dein Beginnen boshaft oder liebreich,
Du kommst in so fragheischender Gestalt,
Daß ich dich sprechen will. Ich nenn dich, Hamlet,
Fürst, Vater, Dänenkönig; o gib Antwort!
Laß mich in Blindheit nicht vergehn! Nein, sag,
Warum dein fromm Gebein, verwahrt im Tode,
Die Leinen hat gesprengt, warum die Gruft,
Worin wir ruhig eingeurnt dich sahn,
Geöffnet ihre schweren Marmorkiefer,
Dich wieder auszuwerfen? Was bedeutet’s,
Daß, toter Leichnam, du in vollem Stahl
Aufs neu des Mondes Dämmerschein besuchst,
Die Nacht entstellend, daß wir Narren der Natur
So fürchterlich uns schütteln mit Gedanken,
Die unsern Seelen nicht erreichbar sind?
Sag, was ist dies? Warum? Was solln wir tun?
Der Geist winkt Hamlet zu sich.
HORATIO
Es winkt Euch zu, mit ihm hinwegzugehn,
Als ob’s nach einer Mitteilung verlangte
An Euch allein.
MARCELLUS
Seht, wie es Euch mit freundlicher Gebärde
Hinweist an einen mehr entlegnen Ort;
Geht aber nicht mit ihm!
HORATIO
Nein, keineswegs!
HAMLET
Es will nicht sprechen; wohl, so folg ich ihm.
HORATIO
Tut’s nicht, mein Prinz!
HAMLET
Was wäre da zu fürchten?
Mein Leben acht ich keine Nadel wert;
Und meine Seele, kann es der was tun,
Die ein unsterblich Ding ist, wie es selbst?
Es winkt mir wieder fort, ich folg ihm nach.
HORATIO
Wie, wenn es hin zur Flut Euch lockt, mein Prinz,
Vielleicht zum grausen Gipfel jenes Felsen,
Der in die See nickt über seinen Fuß?
Und dort in andre Schreckgestalt sich kleidet,
Die der Vernunft die Herrschaft rauben könnte
Und Euch zum Wahnsinn treiben? O bedenkt!
Der Ort an sich bringt Grillen der Verzweiflung
Auch ohne weitern Grund in jedes Hirn,
Der so viel Klafter niederschaut zur See
Und hört sie unten brüllen.
HAMLET
Immer winkt es. –
Geh nur, ich folge dir.
MARCELLUS
Ihr dürft nicht gehn, mein Prinz!
HAMLET
Die Hände weg!
HORATIO
Hört uns, Ihr dürft nicht gehn!
HAMLET
Mein Schicksal ruft
Und macht die kleinste Ader dieses Leibes
So fest als Sehnen des Nemeer Löwen.
Der Geist winkt.
Es winkt mir immerfort: laßt los!!
Sich von ihnen losreissend.
Beim Himmel!
Den mach ich zum Gespenst, der mich zurückhält!
Ich sage, fort! – Voran, ich folge dir.
Der Geist und Hamlet ab.
HORATIO
Er kommt ganz außer sich vor Einbildung.
MARCELLUS
Ihm nach! Wir dürfen ihm nicht so gehorchen.
HORATIO
Kommt, folgen wir! Welch Ende wird dies nehmen?
MARCELLUS
Etwas ist faul im Staate Dänemark.
HORATIO
Der Himmel wird es lenken.
MARCELLUS
Laßt uns gehn!
Beide ab.
FÜNFTE SZENE
Ein abgelegener Teil [der Terrasse] des Schlosses. Der Geist und Hamlet kommen.
HAMLET
Wo führst du hin mich? Red, ich geh nicht weiter.
GEIST
Hör an!
HAMLET
Ich will’s.
GEIST
Schon naht sich meine Stunde,
Wo ich den schweflichten, qualvollen Flammen
Mich übergeben muß.
HAMLET
Ach, armer Geist!
GEIST
Beklag mich nicht, doch leih dein ernst Gehör
Dem, was ich kund will tun.
HAMLET
Sprich! Mir ist’s Pflicht
Zu hören.
GEIST
Auch zu rächen, wenn du erst
Wirst hörn.
HAMLET
Was?
GEIST
Ich bin deines Vaters Geist;
Verdammt auf eine Zeitlang, nachts zu wandern
Und tags, gebannt, zu fasten in der Glut,
Bis die Verbrechen meiner Zeitlichkeit
Hinweggeläutert sind. Wär mir’s nicht untersagt,
Das Innre meines Kerkers zu enthüllen,
So höb’ ich eine Kunde an, von der
Das kleinste Wort die Seele dir zermalmte,
Dein junges Blut erstarrte, deine Augen
Wie Stern’ aus ihren Kreisen schießen machte,
Dir die verworrnen krausen Locken trennte
Und sträubte jedes einzelne Haar empor
Wie Nadeln an dem zorngen Stacheltier;
Doch diese ewge Offenbarung faßt
Kein Ohr von Fleisch und Blut. – Horch, horch, o horch!
Wenn du je deinen teuren Vater liebtest –
HAMLET
O Himmel!
GEIST
– räch seinen schnöden, unerhörten Mord!
HAMLET
Mord?
GEIST
Ja, schnöder Mord, wie er aufs beste ist,
Doch dieser unerhört und unnatürlich.
HAMLET
Eil, ihn zu melden, daß ich auf Schwingen, rasch
Wie Andacht und des Liebenden Gedanken,
Zur Rache stürmen mag!
GEIST
Du scheinst mir willig;
Auch wärst du träger als das feiste Kraut,
Das ruhig Wurzel treibt an Lethes Bord,
Erwachtest du nicht hier. Nun, Hamlet, höre:
Es heißt, daß, als ich schlief in meinem Garten,
Mich eine Schlange stach; so wird das Ohr des
Reich’s
Durch den erlognen Hergang meines Todes
Schmählich getäuscht! Doch wisse, edler Jüngling,
Die Schlang, die deines Vaters Leben stach,
Trägt seine Krone jetzt.
HAMLET
O mein prophetisches Gemüt! Mein Oheim?
GEIST
Ja, der blutschänderische Ehebrecher,
Durch Witzes Zauber, durch Verrätergaben
– O arger Witz und Gaben, die imstand
So zu verführen sind! – gewann den Willen
Der scheinbar tugendsamen Königin
Zu schnöder Lust. O Hamlet, welch ein Abfall!
Von mir, des Liebe von der Echtheit war,
Daß Hand in Hand sie mit dem Schwure ging,
Den ich bei der Vermählung tat, erniedert
Zu einem Sünder, von Natur durchaus
Armselig gegen mich!
Allein wie Tugend nie sich reizen läßt,
Buhlt Unzucht auch um sie in Himmelsbildung;
So Lust, gepaart mit einem lichten Engel,
Wird dennoch eines Götterbettes satt
Und hascht nach Wegwurf. –
Doch still, mich dünkt, ich wittre Morgenluft:
Kurz laß mich sein. – Da ich im Garten schlief,
Wie immer meine Sitte nachmittags,
Beschlich dein Oheim meine sichre Stunde
Mit Saft verfluchten Bilsenkrauts im Fläschchen,
Und träufelt’ in den Eingang meines Ohrs
Das schwärende Getränk, wovon die Wirkung
So mit des Menschen Blut in Feindschaft steht,
Daß es durch die natürlichen Kanäle
Des Körpers hurtig wie Quecksilber läuft,
Und wie ein saures Lab, in Milch getropft,
Mit plötzlicher Gewalt gerinnen macht
Das leichte, reine Blut. So tat es meinem,
Und Aussatz schuppte sich mir augenblicklich,
Wie einem Lazarus, mit ekler Rinde
Ganz um den glatten Leib.
So ward ich schlafend und durch Bruderhand
Um Leben, Krone, Weib mit eins gebracht,
In meiner Sünden Blüte hingerafft,
Ohn Abendmahl, ohn Beicht, ohn letzte Ölung,
Die Rechnung nicht geschlossen, ins Gericht
Mit aller Schuld auf meinem Haupt gesandt.
HAMLET
O schaudervoll! O schaudervoll, höchst schaudervoll!
GEIST
Hast du Natur in dir, so leid es nicht,
Laß Dänmarks königliches Bett kein Lager
Für Blutschand und verruchte Wollust sein!
Doch wie du immer diese Tat betreibst,
Befleck dein Herz nicht; dein Gemüt ersinne
Nichts gegen deine Mutter; überlaß sie
Dem Himmel und den Dornen, die im Busen
Ihr stechend wohnen. Lebe wohl mit eins!
Der Glühwurm zeigt, daß sich die Frühe naht,
Und sein unwirksam Feuer wird schon blasser.
Ade! Ade! Ade! Gedenke mein!
Ab.
HAMLET
O Heer des Himmels! Erde! – Was noch sonst?
Nenn ich die Hölle mit? O pfui! Halt, halt, mein Herz!
Ihr meine Sehnen, altert nicht sogleich,
Tragt fest mich aufrecht! Dein gedenken? Ja,
Du armer Geist, solang Gedächtnis haust
In dem zerstörten Ball hier. Dein gedenken?
Ja, von der Tafel der Erinnrung will ich
Weglöschen alle törichten Geschichten,
Aus Büchern alle Sprüche, alle Bilder,
Die Spuren des Vergangnen, welche da
Die Jugend einschrieb und Beobachtung;
Und dein Gebot soll leben ganz allein
Im Buche meines Hirnes, unvermischt
Mit minder würdgen Dingen. Ja, beim Himmel!
O höchst verderblich Weib!
O Schurke, lächelnder, verdammter Schurke!
Schreibtafel her, ich muß mir’s niederschreiben,
Daß einer lächeln kann und immer lächeln
Und doch ein Schurke sein; zum wenigsten
Weiß ich gewiß, in Dänmark kann’s so sein.
Schreibt.
Da steht Ihr, Oheim! – Jetzt zu meiner Losung!
Sie heißt: Ade, ade! Gedenke mein! –
Ich hab’s geschworen.
HORATIO
Hinter der Szene.
Mein Prinz! Mein Prinz!
MARCELLUS
Hinter der Szene.
Prinz Hamlet!
HORATIO
hinter der Szene.
Gott beschütz ihn!
HAMLET
So sei es!
MARCELLUS
Hinter der Szene.
Heda, ho! Mein Prinz!
HAMLET
Ha, heißa, Junge! Komm, Vogel, komm!
Horatio und Marcellus kommen.
MARCELLUS
Wie steht’s, mein gnädger Herr?
HORATIO
Was gibt’s, mein Prinz?
HAMLET
O wunderbar!
HORATIO
Sagt, bester, gnädger Herr!
HAMLET
Nein, Ihr verratet’s.
HORATIO
Ich nicht, beim Himmel, Prinz.
MARCELLUS
Ich gleichfalls nicht.
HAMLET
Was sagt Ihr? Sollt’s ’ne Menschenseele denken? –
Doch Ihr wollt schweigen? –
HORATIO UND MARCELLUS
Ja, beim Himmel, Prinz!
HAMLET
Es lebt kein Schurk im ganzen Dänemark,
Der nicht ein ausgemachter Bube wär.
HORATIO
Es braucht kein Geist vom Grabe herzukommen,
Uns das zu sagen.
HAMLET
Richtig, Ihr habt recht!
Und so, ohn alle weitre Förmlichkeit,
Denk ich, wir schütteln uns die Händ und scheiden;
Ihr tut, was Euch Beruf und Neigung heißt
– Denn jeder Mensch hat Neigung und Beruf,
Wie sie denn sind –, ich für mein armes Teil,
Seht Ihr, will beten gehn.
HORATIO
Dies sind nur wirblichte und irre Worte, Herr.
HAMLET
Es tut mir leid, daß sie Euch ärgern, herzlich;
Wahrhaftig herzlich.
HORATIO
Kein Ärgernis, mein Prinz!
HAMLET
Doch, bei Sankt Patrik, gibt es eins, Horatio;
Groß Ärgernis. Was die Erscheinung angeht,
Ich sag Euch, ’s ist ein ehrliches Gespenst.
Die Neugier, was es zwischen uns doch gibt,
Bemeistert, wie Ihr könnt. Und nun, Ihr Lieben,
Wofern Ihr Freunde seid, Mitschüler, Krieger,
Gewährt ein Kleines mir!
HORATIO
Was ist’s? Wir sind bereit.
HAMLET
Macht nie bekannt, was Ihr die Nacht gesehn!
HORATIO UND MARCELLUS
Wir wollen’s nicht, mein Prinz.
HAMLET
Gut, aber schwört!
HORATIO
Auf Ehre, Prinz, ich nicht!
MARCELLUS
Noch ich, auf Ehre!
HAMLET
Schwört auf mein Schwert!
MARCELLUS
Wir haben schon geschworen.
HAMLET
Im Ernste, auf mein Schwert, im Ernste.
GEIST
Unter der Erde.
Schwört!
HAMLET
Haha, Bursch, sagst du das? Bist du da, Grundehrlich?
Wohlan – Ihr hört im Keller den Gesellen –
Bequemt Euch denn, zu schwören!
HORATIO
Sagt den Eid!
HAMLET
Niemals von dem, was Ihr gesehn, zu sprechen,
Schwört auf mein Schwert!
GEIST
Unter der Erde.
Schwört!
HAMLET
Hic et ubique? Wechseln wir die Stelle!
Hierher, Ihr Herren, kommt
Und legt die Hände wieder auf mein Schwert;
Schwört auf mein Schwert,
Niemals von dem, was Ihr gehört, zu sprechen.
GEIST
Unter der Erde.
Schwört!
HAMLET
Brav, alter Maulwurf! Wühlst so hurtig fort?
O trefflicher Minierer! – Nochmals weiter, Freunde!
HORATIO
Beim Sonnenlicht, dies ist erstaunlich fremd.
HAMLET
So heiß als einen Fremden es willkommen.
Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
Als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.
Doch kommt!
Hier, wie vorhin, schwört mir, so Gott Euch helfe,
Wie fremd und seltsam ich mich nehmen mag,
Da mir’s vielleicht in Zukunft dienlich scheint,
Ein wunderliches Wesen anzulegen,
Ihr wollet nie, wenn Ihr alsdann mich seht,
Die Arme so verschlingend, noch die Köpfe
So schüttelnd, noch durch zweifelhafte Reden,
Als: Nun, nun, wir wissen – oder: Wir könnten,
Wenn wir wollten – oder: Ja, wenn wir reden möchten –
Oder: Es gibt ihrer, wenn sie nur dürften –
Und solch verstohlnes Deuten mehr, verraten,
Daß Ihr von mir was wisset: Dieses schwört,
So Gott in Nöten und sein Heil Euch helfe!
GEIST
Unter der Erde.
Schwört!
HAMLET
Ruh, ruh, verstörter Geist! – Nun, liebe Herrn,
Empfehl ich Euch mit aller Liebe mich,
Und was ein armer Mann, wie Hamlet ist,
Vermag, Euch Lieb und Freundschaft zu bezeugen,
So Gott will, soll nicht fehlen. Laßt uns gehn
Und, bitt ich, stets den Finger auf den Mund!
Die Zeit ist aus den Fugen; Fluch der Pein,
Muß ich sie herzustelln geboren sein! –
Nun kommt, laßt uns zusammen gehn.
Alle ab.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.