Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Hamlet, Prinz von Dännemark», sayfa 7

Yazı tipi:

Zehnte Scene

(Verwandelt sich in das Cabinet der Königin.)

(Die Königin und Polonius treten auf.)

Polonius. Er wird sogleich da seyn; seht, daß ihr rund mit ihm zu Werke geht; sagt ihm, die Streiche die er gespielt habe seyen zu grob, zum Ausstehen; der König sey sehr ungehalten darüber, und wenn ihr nicht seine Fürsprecherin gewesen wäret, so hätte es Folgen haben können – Ich will mich hier verbergen; ich bitte euch, sagt ihm die Meynung fein scharf.

Hamlet (hinter der Scene.)

Mutter! Mutter! —

Königin. Seyd deßwegen ohne Sorge; verlaßt euch auf mich – Entfernt euch, ich hör' ihn kommen.

(Polonius verbirgt sich hinter die Tapeten.)

(Hamlet tritt auf.)

Hamlet.

Nun, Mutter, was ist die Sache?

Königin.

Hamlet, du hast deinen Vater sehr beleidiget.

Hamlet.

Mutter, ihr habt (meinen) Vater sehr beleidiget.

Königin.

Kommt, kommt, ihr gebt mir eine verkehrte Antwort.

Hamlet.

Sie schikt sich auf eine boshafte Anrede.

Königin.

Wie, was soll das seyn, Hamlet?

Hamlet.

Was wollt ihr dann?

Königin.

Kennst du mich nicht mehr?

Hamlet.

Nein, beym Himmel, das nicht; ihr seyd die Königin, euers Gemahls Bruders Weib, aber ich wollte, ihr wäret es nicht! – Ihr seyd meine Mutter.

Königin. Gut, wenn du aus diesem Ton anfängst, so will ich dir jemand antworten lassen, der reden kan —

Hamlet. Kommt, kommt, und sezt euch nieder; ihr sollt mir nicht von der Stelle: Ich laß euch nicht gehen, bis ich euch einen Spiegel vorgehalten habe, worinn ihr euch bis auf den Grund eurer Seele sehen sollt.

Königin.

Was hast du im Sinn? Du wirst mich doch nicht ermorden wollen?

Hülfe! ho!

Polonius (hinter der Tapete.)

Wie? He, Hülfe!

Hamlet.

Was giebt's da? Eine Maus? Todt um einen Ducaten, todt.

(Er ersticht den Polonius.)

Polonius.

O, ich bin ein Mann des Todes.

Königin.

Weh mir! Was hast du gethan?

Hamlet.

In der That, ich weiß es nicht: Ist es der König?

Königin.

O, was für eine rasche und blutige That ist das!

Hamlet.

Eine blutige That; beynahe so schlimm, meine gute Mutter, als einen König ermorden und seinen Bruder heyrathen.

Königin.

Einen König ermorden?

Hamlet.

Ja, Gnädige Frau, das war mein Wort.

(Zu Polonius.)

Du unglüklicher, unbesonnener, unzeitig-geschäftiger Thor, fahr du wohl! Ich hielt dich für einen Grössern als du bist; habe nun, was du dir zugezogen hast; du erfährst nun, daß es gefährlich ist, sich gar zu viel zu thun zu machen —

(Zur Königin.)

Macht nicht so viel Hände-Ringens, still, sezt euch nieder, und laßt mich euer Herz in die Presse nehmen; denn das will ich thun, wenn es anders von lasterhafter Gewohnheit nicht so eisenhart worden ist, daß es alles Gefühl verlohren hat.

Königin. Was hab ich gethan, das dich vermessen genug macht, mich so rauh anzulassen?

Hamlet. Eine That, welche die keusche Röthe der Unschuld selbst verdächtig macht, und die Tugend eine Heuchlerin nennt; die Rose von der schönen Stirne einer rechtmäßigen Liebe wegreißt und eine Eyter- Beule an ihre Stelle sezt; eine That, die den Ehgelübden nicht mehr Glauben übrig läßt, als die Schwüre falscher Würfel-Spieler haben – O! so eine That, die den ehrwürdigsten Verträgen die Seele ausreißt, und die holde Religion in leeren Wörter-Schall verwandelt. Des Himmels Angesicht sieht, seit dem diese That geschehen ist, mit trübem Auge auf diesen Erdball herab; so düster und traurig, wie beym Anbruch des Welt-Gerichts.

Königin.

Weh mir, was für eine That?

Hamlet. Die so laut brüllt, daß sie bis in die Indien donnert – Seht hieher, seht auf dieses Gemählde, und auf dieses, die Abbildungen zwoer Brüder: seht, was für eine Würde saß auf dieser Stirne – Hyperions Loken – die Stirne des Jupiters selbst – ein Auge, wie des Kriegs- Gottes, zu schreken oder Befehle zu herrschen; eine Stellung, wie des Herolds der Götter, der sich eben auf einen himmelküssenden Hügel herabgeschwungen hat; eine Gestalt, auf welche jeder Gott sein Siegel gesezt zu haben schien um der Welt zu urkunden, daß das ein Mann sey. Das war euer Gemahl – Seht nun hieher; hier ist euer Gemahl, er, der wie der Mihlthau eine gesunde Ähre, seinen Bruder vergiftete. Habt ihr Augen? Konntet ihr die gute Weyde auf diesem schönen Berge verlassen, um euch in diesem Morast zu wälzen? Ha! habt ihr Augen? Ihr könnt es nicht Liebe heissen; denn, in euerm Alter, ist das Blut zahm, und läßt sich von der Vernunft leiten; und welche Vernunft würde von (diesem) zu (diesem) übergehen? Sinnlichkeit habt ihr, das ist gewiß; sonst könntet ihr keine Vorstellung haben; aber diese Sinnen sind vom Schlage getroffen: Wahnwiz könnte sich nicht so sehr verirrt haben; so toll wird niemand, daß ihm nicht noch immer so viel Unterscheidungs-Kraft übrig bleibe, eine solche Verschiedenheit wahrzunehmen – Was für ein Teufel hat euch denn die Augen verbunden, wie ihr diese Wahl machtet? Augen ohne Gefühl, Gefühl ohne Augen, Ohren ohne Hände oder Augen, oder nur ein kranker Rest eines einzigen unverblendeten Sinn's hätte sich nicht so verfehlen können – O Schaam! wo ist deine Röthe? Rebellische Hölle, wenn du in den Gebeinen einer Matrone einen solchen Aufruhr machst, so laß immer die Keuschheit der Jugend Wachs seyn, und in ihrem eignen Feuer wegschmelzen. Ruft keine Schande aus, wenn der ungestüme Trieb der Jugend-Hize in Ausschweiffung auflodert, da der Frost selbst eben so ungezähmt brennt, und Vernunft die Kupplerin schnöder Lüste wird.

Königin. O Hamlet, halte ein! Du drehst meine Augen in meine innerste Seele, und da seh ich so schwarze, so häßliche Fleken, daß sie nimmermehr ihre Farbe verliehren werden.

Hamlet.

Gewiß nicht, so lang ihr fähig seyd in dem stinkenden Schweiß eines blutschändrischen Bettes zu leben, der Liebe in einem unflätigen Schwein-Stalle zu pflegen —

Königin. O höre auf; diese Reden dringen wie Dolche in meine Ohren – Nichts mehr, lieber Hamlet.

Hamlet. Ein Mörder, und ein schlechter Kerl oben drauf! – Ein Sclave, der nicht der zwanzigste Theil eines Zehentheils von euerm ersten Herrn ist, der Pikelhäring unter den Königen, ein feiger Schurke und Gaudieb, der die Krone von einem Küssen wegstahl, und sie in seinen Schnapsak stekte —

Königin.

Genug, genug —

(Der Geist läßt sich sehen.)

Hamlet.

Ein zusammengeflikter Lumpen-König – Himmel!

(Er starrt mit Entsezen auf.)

umschwebet mich mit euern Flügeln, ihr himmlischen Wächter! – Was will deine ehrwürdige Erscheinung?

Königin.

O weh! er ist wahnsinnig —

Hamlet. Kommt ihr nicht, euern trägen Sohn zu beschelten, der die Zeit in unthätigem Gram verliehrend, das grosse Werk, das ihr ihm anbefohlen habt, liegen läßt?

Geist. Vergiß es nicht: Dieser Besuch hat sonst keine Absicht, als deinen fast stumpfen Vorsaz zu wezen. Aber, siehe! Erstaunen ergreift deine Mutter! O tritt zwischen sie und ihre kämpfende Seele: In den schwächsten Körpern wirkt die Einbildung am stärksten. Rede mit ihr, Hamlet.

Hamlet.

Wie steht es um euch, Gnädige Frau?

Königin. O weh! wie steht es um dich? daß du deine Augen so auf einen Ort ohne Gegenstand heftest, und mit der unkörperlichen Luft Gespräche führst? Deine Geister schauen wild aus deinen Augen heraus, und gleich schläfernden Soldaten bey einem plözlichen Alarm, starren deine Haare, wie beseelt, empor, und stehen unbeweglich auf ihren Enden – O mein lieber Sohn, sprize kalte Geduld auf das Feuer deiner Leidenschaft – Was schauest du so an?

Hamlet. Ihn! Ihn selbst! – Seht ihr den düstern Schein, den er von sich giebt? Seine Gestalt und seine Sache zusammengenommen, könnten Steine in Bewegung und Leidenschaft sezen – O sieh mich nicht an, oder dieser traurige Blik verwandelt meinen frömmern Vorsaz in Wuth – und macht hier Blut für Thränen fliessen.

Königin.

Mit wem redet ihr?

Hamlet.

Seht ihr denn nichts hier?

(Er zeigt mit dem Finger auf den Geist.)

Königin.

Nicht das geringste; und doch seh ich alles was ist.

Hamlet.

Hört ihr auch nichts?

Königin.

Nein, nichts als uns beyde.

Hamlet. Wie, seht nur dorthin! Seht, wie es hinweg gleitet! Mein Vater in seiner leibhaften Gestalt! Seht, eben izt geht es durch die Thüre hinaus.

(Der Geist verschwinde.)

Königin.

Es ist ein blosses Gespenst euers Hirns, ein unwesentliches Geschöpf der schwärmenden Phantasie.

Hamlet. Was Phantasie? Mein Puls schlägt so regelmässig als der eurige – Ich habe nicht in tollem Muth gesprochen; sezt mich auf die Probe; ich will euch alles von Wort zu Wort wieder hersagen; das kan der Wahnwiz nicht – Mutter, um des Himmels willen, legt diese schmeichlerische Salbe nicht auf eure Seele, als ob nicht euer Verbrechen, sondern meine Tollheit rede: Das würde nur den eyternden Schaden mit einer Haut überziehen, indeß das fäulende Gift inwendig um sich frässe und das Übel unheilbar machte. Beichtet eure Sünde dem Himmel; bereuet, was geschehen ist, und vermeidet, was noch geschehen kan – Leget keine Düngung auf Unkraut, um es noch üppiger zu machen. Vergebet mir diese meine Tugend; weil doch in dieser verdorbnen Zeit die Tugend das Laster um Vergebung bitten, und sich noch büken und krümmen muß, um Erlaubniß zu erhalten, ihm Gutes zu thun.

Königin.

O Hamlet! Du hast mir das Herz entzwey gebrochen.

Hamlet. O werft den schadhaften Theil weg, und lebt desto gesünder mit der andern Hälfte. Gute Nacht; aber geht nicht in meines Oheims Bette: Zwingt euch zur Tugend, wenn ihr sie nicht in euerm Herzen findet. Die Gewohnheit, dieses Ungeheuer, welches das Gefühl aller bösen Fertigkeiten wegfrißt, ist doch darinn ein Engel, daß sie auch die Ausübung schöner und guter Handlungen erleichtert: Thut euch diese Nacht Gewalt an; das wird die folgende Enthaltung schon weniger mühsam machen; die nächstfolgende wird schon leichter seyn: Denn Übung im Guten kan sogar den Stempel der Natur auslöschen, ja den Teufel selbst überwältigen und austreiben, so sehr er sich entgegen sträubt. Noch einmal, gute Nacht! und wenn ihr selbst nach dem himmlischen Segen begierig seyd, denn will ich euch um euern Segen bitten – Was diesen ehrlichen Mann betrift,

(er zeigt auf die Leiche des Polonius)

so ist mir's leid; aber es hat nun dem Himmel so gefallen, einen durch den andern zu straffen, und mich zur Geisel zu machen, um sie zu züchtigen. Ich will für ihn sorgen, und für den Tod, den ich ihm gab, soll sein Geist Genugthüung von mir haben; hiemit noch einmal gute Nacht! Ich muß grausam seyn, um eine gute Absicht zu erhalten – Der Anfang ist nun gemacht, aber das Schlimmste steht noch bevor.

Königin (in Verlegenheit.)

Was soll ich thun?

Hamlet (entrüstet und spöttisch.) Ja bey Leibe nichts von allem, warum ich euch gebeten habe – Euch von euerm strozenden König wieder in sein Bette loken, in die Baken zwiken, sein Mäuschen nennen lassen; um ein paar stinkende Küsse, oder dafür, daß er euch mit seinen verdammten Fingern am Halse herum krabbelt, euch den ganzen Inhalt unsrer Unterredung abtändeln lassen, und daß ich nicht wirklich, sondern nur verstellter Weise toll bin. Es wäre recht gut, wenn ihr ihn das wissen liesset. Denn warum sollte auch eine so schöne, kluge, tugendsame Königin Sachen von solcher Wichtigkeit vor einer Kröte, vor einer Fledermaus, vor einer Meer-Kaze geheim halten? Wer wollte das thun? Nein, troz der Vernunft und Verschwiegenheit! Zieht den Nagel aus dem Korb auf dem Dach, laßt die Vögel ausfliegen, und kriecht, wie der Affe in der Fabel, dafür in den Korb hinein, und wenn ihr euern eignen Hals darüber brechen solltet.

Königin. Sey du versichert, wenn Worte aus Athem, und Athem aus Leben gemacht sind, so hab ich kein Leben, um zu athmen was du mir gesagt hast.

Hamlet.

Ich muß nach England, das wißt ihr doch?

Königin.

Ach ja, das hatt' ich vergessen; so ist's beschlossen worden.

Hamlet. Die Briefe sind schon gesiegelt, und meine zween Schul-Cameraden (denen ich trauen will, wie ich einer Otter in meiner Hand trauen wollte) tragen die Instruction; sie sollen mit mir reisen, und meine Wegweiser in die Grube seyn, die mir gegraben ist: Wir wollen sehen, was daraus wird – Denn das ist eben der Spaß, wenn der Artillerist in seiner eignen Mine in die Luft gesprengt wird; und es muß hart hergehen, wenn ich nicht eine Ruthe tiefer als sie grabe und sie in den Mond hinein blase. O es ist ein Vergnügen, wenn eine List in gerader Linie auf die andre stößt! – Diesen wakern Mann hier will ich aufpaken – Er ist zu schwer; ich will den Wanst in das nächste Zimmer schleppen; gute Nacht, Mutter – In der That, dieser geheime Rath, der in seinem Leben ein alberner plauderhafter Bube war, ist nun auf einmal gesezt, gravitätisch und verschwiegen worden. Kommt, Sir, wir wollen euch an Ort und Stelle bringen – Gute Nacht, Mutter.

(Hamlet geht ab, und schleppt den Polonius nach.)

Vierter Aufzug

Erste Scene

(Das Königliche Zimmer.)

(Der König, die Königin, Rosenkranz und Güldenstern treten auf.)

Der König (zur Königin.)

Diese Seufzer sind von Inhalt schwer; es ist nöthig, daß wir ihre Bedeutung verstehen. Wo ist euer Sohn?

Königin.

Laßt uns auf einen Augenblik allein.

(zu Rosenkranz und Güldenstern welche sich entfernen.)

König.

Was ist's, Gertrude? Was macht Hamlet?

Königin. Er ist rasender als die See und der Wind, wenn beyde kämpfen, welches das mächtigste sey; in einem solchen Anstoß von unbändiger Wuth hört er etwas hinter den Tapeten sich rühren, zieht den Degen, ruft, eine Maus! und ersticht in dieser Einbildung den ungesehenen guten alten Mann.

König. Himmel! welch ein Unfall – So würde es (uns) gegangen seyn, wenn wir an des Alten Plaz gewesen wären: Seine Freyheit drohet allgemeine Gefahr, euch selbst und jederman. Wehe uns! Wie werden wir diese blutige That rechtfertigen können? Sie wird uns zur Last gelegt werden, weil wir die Vorsicht hätten haben sollen, diesen rasenden jungen Menschen eingesperrt zu halten. Aber so weit gieng unsre Liebe zu ihm; wir verblendeten uns selbst gegen das was die Klugheit erforderte, und glichen hierinn einem Menschen, der mit einem bösen Schaden behaftet ist, und ihn aus Furcht daß er bekannt werden möchte, so lange nährt, bis er das Mark seines Lebens weggefressen hat. Wo ist er hingegangen?

Königin. Den Leichnam des Ermordeten wegzuschaffen, bey dem er sich so gebehrdet, daß man deutlich siehet, wie sein Wille keinen Theil an dem Werk seiner Raserey habe. Er beweint, was er gethan hat.

König. O Gertrude, kommt mit mir; die Sonne soll nicht bälder die Gebirge berühren, als wir ihn von hier zu Schiffe senden wollen: Und was diese böse That betrift, so werden wir alles unsers Ansehens und unsrer Klugheit nöthig haben, um ihren Folgen vorzubauen – He! Güldenstern! (Rosenkranz und Güldenstern kommen zurük.) Meine Freunde, geht, und nehmet noch einige Leute mit euch; Hamlet hat in einem Anfall von Raserey den Polonius erschlagen, und ihn aus seiner Mutter Cabinet weggeschleppt; geht, sucht ihn auf, redet freundlich mit ihm, und bringt den Leichnam in die Schloß-Capelle. Ich bitte euch, säumt euch keinen Augenblik.

(Rosenkranz und Güldenstern gehen ab.)

Kommt, Gertrude, wir wollen die Klügste von unsern Freunden zusammenberuffen lassen, und ihnen anzeigen, sowol was wir zu thun vorhaben, als was Hamlet unglüklicher Weise gethan hat. Es ist nur allzu besorglich, daß das Gerücht diese That in kurzem durch die ganze Welt flüstern, und vielleicht unsern Namen durch heimliche Anschuldungen vergiften wird – Kommt, kommt; mein Gemüth ist voller Unruh und innerlichem Streit —

(Sie gehen ab.)

Zweyte Scene

(Hamlet tritt auf.)

Hamlet.

Nun liegt er wo er hin gehört —

(Hinter der Scene: Hamlet! Prinz Hamlet!)

Hamlet.

Was für ein Lerm? Wer ruft Hamlet? Ha, da kommen sie angestochen —

(Rosenkranz und Güldenstern treten auf.)

Rosenkranz.

Was habt ihr mit dem todten Körper angefangen, Gnädiger Herr?

Hamlet.

Ihn dem Staub gegeben, zu dem er ein Anverwandter ist.

Rosenkranz. Sagt uns, wo er liegt, damit wir ihn abholen und in die Capelle tragen können.

Hamlet.

Das bildet euch nicht ein —

Rosenkranz.

Was einbilden?

Hamlet.

Daß ich euer Geheimniß verschweigen könnte und mein eignes nicht.

Zudem, wenn der Fräger ein Erdschwamm ist, was für eine Antwort kan der Sohn eines Königs geben?

Rosenkranz.

Seht ihr mich für einen Schwamm an, Gnädiger Herr?

Hamlet. Ja Herr, für einen Schwamm, der des Königs Blike, Winke und Minen aufsaugt; aber solche Diener thun einem König den besten Dienst erst am Ende; wenn er dessen bedarf, was ihr eingeschlukt habt, so drukt er euch aus, und ihr werdet wieder der trokne löchrichte Schwamm, der ihr vorher waret.

Rosenkranz.

Ich weiß nicht was ihr damit sagen wollt, Gnädiger Herr?

Hamlet.

Das ist mir lieb; eine spizige Rede schläft in einem närrischen Ohr.

Rosenkranz. Gnädiger Herr, ihr müßt uns sagen, wo der Leichnam ist, und mit uns zum Könige gehen.

Hamlet.

Der Leichnam ist schon beym Könige, aber der König nicht bey dem Leichnam. Der König ist ein Ding —

Güldenstern.

Ein Ding, Gnädiger Herr?

Hamlet. Von – Nichts: fährt mich zu ihm; Verstek dich, Fuchs, und alle hinten drein.

(Sie gehen ab.)

Dritte Scene

(Der König tritt auf.)

König.

Ich habe Befehl gegeben, ihn zu mir führen, und den Leichnam aufsuchen zu lassen; wie gefährlich es ist, diesen Menschen so frey herumgehen zu lassen! Und doch dürfen wir ihn nicht nach der Strenge des Gesezes behandeln; der Pöbel, der seine Neigungen nicht nach seiner Vernunft, sondern nach seinen Augen abmißt; der Pöbel, der ihn liebt, würde in seiner Bestraffung, nicht ihr Verhältniß gegen sein Verbrechen, sondern nur die Härte der Straffe sehen. Glüklicher Weise fügt es sich, daß dieser Vorfall zu seiner plözlichen Verschikung einen Vorwand giebt. Gegen verzweifelt gewordene Schäden muß man verzweifelte Mittel gebrauchen oder gar keine. (Rosenkranz tritt auf.) Was giebts? Was ist vorgefallen?

Rosenkranz.

Gnädigster Herr, wir können nicht von ihm heraus bringen, wo der Leichnam hingekommen ist.

König.

Wo ist dann er?

Rosenkranz.

Draussen, Gnädigster Herr, mit einer Wache, euern Befehl erwartend.

König.

Führt ihn herein.

Rosenkranz.

He! Güldenstern, fährt den Prinzen herein. (Hamlet und Güldenstern treten auf.)

König.

Nun, Hamlet, wo ist Polonius?

Hamlet.

Beym Essen.

König.

Beym Essen? wo dann?

Hamlet.

Nicht wo (er) ißt, sondern wo er gegessen wird; eine gewisse Versammlung von politischen Würmern ist wirklich an ihm. Wo es aufs Schmausen ankommt, ist in der Welt nichts über einen Wurm.

Wir mästen alle Creaturen damit sie uns mästen sollen, und für wen mästen wir uns als für Maden? Euer fetter König, und euer magrer Bettler sind nur verschiedne Gerichte; zwey Schüsseln auf eine Tafel; das ist das Ende vom Liede.

König.

O weh! o weh!

Hamlet.

Ein Mensch, kan mit dem Wurm der einen König gegessen hat, einen Fisch angeln, und den Fisch essen, der diesen Wurm gegessen hat.

König.

Was willst du damit sagen?

Hamlet. Nichts, als daß ich euch zeigen will, wie es mit einem König so weit kommen kan, daß er eine Reise durch die Gedärme eines Bettlers machen muß.

König.

Wo ist Polonius?

Hamlet. Im Himmel, schikt nur hin, und laßt nach ihm fragen. Wenn ihn euer Abgesandter dort nicht findt, so sucht ihn an dem andern Orte selbst. Aber, im Ernst zu reden, wenn ihr ihn binnen diesem Monat nicht findet, so werdet ihr ihn riechen, wenn ihr die Treppe in die Galerie hinauf geht.

König.

Geht, sucht ihn dort.

Hamlet.

Er wird euch gewiß nicht davon lauffen.

König. Hamlet, diese deine That macht zu deiner eignen Sicherheit (für welche wir eben so sehr besorgt sind, als höchlich wir das was du gethan hast, mißbilligen) nothwendig, daß du in feuriger Eile nach England abgehest. Schike dich also dazu an; das Schiff liegt fertig, der Wind ist günstig, deine Gefährten warten, und alles kehrt sich schon nach England hin.

Hamlet.

Nach England?

König.

Ja, Hamlet.

Hamlet.

Gut.

König.

So ist es, wenn du unsre Absichten kennnest.

Hamlet.

Ich sehe einen Cherub, der sie sieht; aber kommt, nach England!

Lebet wohl, liebe Mutter.

König.

Dein liebender Vater, Hamlet.

Hamlet.

Meine Mutter; Vater und Mutter ist Mann und Weib; Mann und Weib ist Ein Fleisch, und also seyd ihr meine Mutter – Kommt nach England!

(Er geht ab.)

König. Folgt ihm auf dem Fusse; lokt ihn mit guten Worten an Bord; keinen Aufschub! Ich will ihn noch in dieser Nacht fort haben. Hinweg, es ist alles schon fertig und gesegelt, was sonst zur Sache gehört; ich bitte euch, macht hurtig —

(Rosenkranz und Güldenstern gehen ab.)

Und, England, wenn du meine Freundschaft werth hältst, wie du in Ansehung meiner Macht thun solltest, da die Narben noch so rauh und roth aussehen, die das dänische Schwerdt dir gegraben hat: So magst du dich hüten, unsern Auftrag, der nichts geringere als den unfehlbaren Tod Hamlets zum Gegenstand hat, kaltsinnig auszuführen. Thu es England; Denn er raßt in meinem Blut wie ein zehrendes Fieber, und du must mich curieren. Bis ich weiß daß es geschehen ist, werde ich, so groß mein Glüks-Stand ist, keines frohen Augenbliks geniessen.

(Er geht ab.)