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Kitabı oku: «Julius Caesar»

Yazı tipi:

Personen:

Julius Cäsar

Octavius Cäsar, Marcus Antonius und M. Ämilius Lepidus,

Triumvirn nach dem Tode des Julius Cäsar

Cicero, Publius und Popilius Lena, Senatoren

Marcus Brutus, Cassius, Casca, Trebonius, Ligarius, Decius Brutus,

Metellus Cimber und Cinna, Verschworene gegen Julius Cäsar

Flavius und Marullus, Tribunen

Artemidorus, ein Sophist von Knidos

Ein Wahrsager

Cinna, ein Poet

Ein anderer Poet

Lucilius, Titinius, Messala, Der junge Cato und Volumnius,

Freunde des Brutus und Cassius

Varro, Clitus, Claudius, Strato, Lucius und Dardanius,

Diener des Brutus

Pindarus, Diener des Cassius

Calpurnia, Gemahlin der Cäsar

Portia, Gemahlin des Brutus

Senatoren, Bürger, Wache, Gefolge usw.

Die Szene ist einen großen Teil des Stücks hindurch zu Rom, nachher zu Sardes und bei Philippi

Erster Aufzug

Erste Szene

Rom. Eine Straße

 
Flavius, Marullus und ein Haufe von Bürgern
 
Flavius
 
Packt euch nach Haus, ihr Tagediebe! fort!
Ist dies ein Feiertag! Was? wißt ihr nicht,
Daß ihr als Handwerksleut an Werkeltagen
Nicht ohn ein Zeichen der Hantierung dürft
Umhergehn? – Welch' Gewerbe treibst du? sprich!
 
Erster Bürger
 
Nun, Herr, ich bin ein Zimmermann.
 
Marullus
 
Wo ist dein ledern Schurzfell und dein Maß?
Was machst du hier in deinen Sonntagskleidern? —
Ihr, Freund, was treibt Ihr?
 
Zweiter Bürger

Die Wahrheit zu gestehn, Herr, gegen einen feinen Arbeiter gehalten, mache ich nur, sozusagen, Flickwerk.

Marullus
 
Doch welch Gewerb? Antworte gradezu.
 
Zweiter Bürger

Ein Gewerbe, Herr, das ich mit gutem Gewissen treiben kann, wie ich hoffe. Es besteht darin, einen schlechten Wandel zu verbessern.

Marullus
 
Welch ein Gewerb, du Schuft? welch ein Gewerb?
 
Zweiter Bürger
 
Nein, ich bitte Euch, Herr, laßt Euch die Geduld nicht reißen.
Wenn aber ja was reißt, so gebt Euch nur in meine Hand.
 
Marullus
 
Was meinst du damit? Mich in deine Hand geben, du naseweiser Bursch?
 
Zweiter Bürger
 
Nun ja, Herr, damit ich Euch flicken kann.
 
Flavius
 
Du bist ein Schuhflicker, nicht wahr?
 
Zweiter Bürger

Im Ernst, Herr, ich bin ein Wundarzt für alte Schuhe: wenn's gefährlich mit ihnen steht, so mache ich sie wieder heil. So hübsche Leute, als jemals auf Rindsleder getreten, sind auf meiner Hände Werk einhergegangen.

Flavius
 
Doch warum bist du in der Werkstatt nicht?
Was führst du diese Leute durch die Gassen?
 
Zweiter Bürger

Meiner Treu, Herr, um ihre Schuhe abzunutzen, damit ich wieder Arbeit kriege. Doch im Ernst, Herr, wir machen Feiertag, um den Cäsar zu sehen und uns über seinen Triumph zu freuen.

Marullus
 
Warum euch freun? Was hat er wohl erobert?
Was für Besiegte führt er heim nach Rom
Und fesselt sie zur Zier an seinen Wagen?
Ihr Blöck'! ihr Steine! schlimmer als gefühllos!
O harte Herzen! arge Männer Roms!
Habt ihr Pompejus nicht gekannt? Wie oft
Stiegt ihr hinan auf Mauern und auf Zinnen,
Auf Türme, Fenster, ja auf Feueressen,
Die Kinder auf dem Arm, und saßet da
Den lieben langen Tag, geduldig wartend,
Bis durch die Straßen Roms Pompejus zöge?
Und saht ihr seinen Wagen nur von fern,
Erhobt ihr nicht ein allgemeines Jauchzen,
So daß die Tiber bebt' in ihrem Bett,
Wenn sie des Lärmes Widerhall vernahm
An ihren hohlen Ufern?
Und legt ihr nun die Feierkleider an?
Und spart ihr nun euch einen Festtag aus?
Und streut ihr nun ihm Blumen auf den Weg,
Der siegprangt über des Pompejus Blut?
Hinweg!
In eure Häuser lauft, fallt auf die Knie
Und fleht die Götter an, die Not zu wenden,
Die über diesen Undank kommen muß!
 
Flavius
 
Geht, geht, ihr guten Bürger! und versammelt
Für dies Vergehen eure armen Brüder;
Führt sie zur Tiber, weinet eure Tränen
Ins Flußbett, bis ihr Strom, wo er am flachsten,
Die höchsten ihrer Uferhöhen küßt.
    (Die Bürger ab.)
Sieh, wie die Schlacken ihres Innern schmelzen!
Sie schwinden weg, verstummt in ihrer Schuld.
Geht Ihr den Weg, hinab zum Kapitol;
Hierhin will ich. Entkleidet dort die Bilder,
Seht Ihr mit Ehrenzeichen sie geschmückt.
 
Marullus
 
Ist das erlaubt?
Ihr wißt, es ist das Luperkalienfest.
 
Flavius
 
Es tut nichts: laßt mit den Trophäen Cäsars
Kein Bild behängt sein. Ich will nun umher
Und will den Pöbel von den Gassen treiben.
Das tut auch Ihr, wo Ihr gedrängt sie seht.
Dies wachsende Gefieder, ausgerupft
Der Schwinge Cäsars, wird den Flug ihm hemmen,
Der, über Menschenblicke hoch hinaus,
Uns alle sonst in knechtscher Furcht erhielte. (Beide ab.)
 

Zweite Szene

Ein öffentlicher Platz In einem feierlichen Aufzuge mit Musik kommen Cäsar, Antonius, zum Wettlauf gerüstet, Calpurnia, Portia, Decius, Cicero, Brutus, Cassius und Casca; hinter ihnen ein großes Gedränge, darunter ein Wahrsager

Cäsar
 
Calpurnia!
 
Casca
 
Still da! Cäsar spricht.
 

(Die Musik hält inne.)

Cäsar
 
Calpurnia!
 
Calpurnia
 
Hier, mein Gemahl!
 
Cäsar
 
Stellt dem Antonius grad Euch in den Weg
Wenn er zur Wette läuft. – Antonius!
 
Antonius
 
Erlauchter Cäsar?
 
Cäsar
 
Vergeßt, Antonius, nicht, in Eurer Eil
Calpurnia zu berühren; denn es ist
Ein alter Glaube, unfruchtbare Weiber,
Berührt bei diesem heilgen Wettelauf,
Entladen sich des Fluchs.
 
Antonius
 
Ich werd es merken.
Wenn Cäsar sagt: "Tu das", so ist's vollbracht.
 
Cäsar
 
Beginnt; laßt nichts von den Gebräuchen aus.
 

(Musik.)

Wahrsager
 
Cäsar!
 
Cäsar
 
He, wer ruft?
 
Casca
 
Es schweige jeder Lärm: noch einmal, still!
 

(Die Musik hält inne.)

Cäsar
 
Wer ist es im Gedräng, der mich begehrt?
Durch die Musik dringt gellend eine Stimme,
Die "Cäsar!" ruft. Spricht Cäsar neigt sein Ohr.
 
Wahrsager
 
Nimm, vor des Märzen Idus dich in acht.
 
Cäsar
 
Wer ist der Mann?
 
Brutus
 
Ein Wahrsager; er warnt Euch vor des Märzen Idus.
 
Cäsar
 
Führt ihn mir vor, laßt sein Gesicht mich sehn.
 
Casca
 
Komm aus dem Haufen, Mensch; tritt vor den Cäsar.
 
Cäsar
 
Was sagst du nun zu mir? Sprich noch einmal.
 
Wahrsager
 
Nimm vor des Märzen Idus dich in acht.
 
Cäsar
 
Er ist ein Träumer; laßt ihn gehn, und kommt.
 

(Ein Marsch. Alle bis auf Brutus und Cassius gehn ab.)

Cassius
 
Wollt Ihr den Hergang bei dem Wettlauf sehn?
 
Brutus
 
Ich nicht.
 
Cassius
 
Ich bitt Euch, tut's.
 
Brutus
 
Ich hab am Spiel nicht Lust, mir fehlt ein Teil
Vom muntern Geiste des Antonius;
Doch muß ich Euch in Eurem Wunsch nicht hindern.
Ich laß Euch, Cassius.
 
Cassius
 
Brutus, seit kurzem geb ich acht auf Euch;
Ich find in Eurem Blick die Freundlichkeit,
Die Liebe nicht, an die Ihr mich gewöhnt.
Zu unwirsch und zu fremd begegnet Ihr
Dem Freunde, der Euch liebt.
 
Brutus
 
Mein Cassius,
Betrügt Euch nicht. Hab ich den Blick verschleiert,
So kehrt die Unruh meiner Mienen sich
Nur gegen mich allein. Seit kurzem quälen
Mich Regungen von streitender Natur,
Gedanken, einzig für mich selbst geschickt,
Die Schatten wohl auf mein Betragen werfen.
Doch laßt dies meine Freunde nicht betrüben
 

(Wovon Ihr einer sein müßt, Cassius),

 
Noch mein achtloses Wesen anders deuten,
Als daß, mit sich im Krieg, der arme Brutus
Den andern Liebe kund zu tun vergißt.
 
Cassius
 
Darin, Brutus, mißverstand ich Euren Unmut.
Deshalb begrub hier diese Brust Entwürfe
Von großem Werte, würdige Gedanken.
Sagt, Brutus, könnt Ihr Euer Antlitz sehn?
 
Brutus
 
Nein, Cassius, denn das Auge sieht sich nicht,
Als nur im Widerschein, durch andre Dinge.
 
Cassius
 
So ist's;
Und man beklagt sich sehr darüber, Brutus,
Daß Ihr nicht solche Spiegel habt, die Euren
Verborgnen Wert Euch in die Augen rückten,
Auf daß Ihr Euren Schatten säht. Ich hörte,
Wie viele von den ersten Männern Roms
 

(Nur Cäsarn nehm ich aus), von Brutus redend,

 
Und seufzend unter dieser Zeiten Joch,
Dem edlen Brutus offne Augen wünschten.
 
Brutus
 
Auf welche Wege, Cassius, lockt Ihr mich,
Daß Ihr mich heißt in meinem Innern suchen,
Was doch nicht in mir ist?
 
Cassius
 
Drum, lieber Brutus, schickt Euch an zu hören.
Und weil Ihr wißt, Ihr könnt Euch selbst so gut
Nicht sehn als durch den Widerschein, so will
Ich, Euer Spiegel, Euch bescheidentlich
Von Euch entdecken, was Ihr noch nicht wißt.
Und denkt von mir kein Arges, werter Brutus.
Wär ich ein Lacher aus der Menge; pflegt ich
Mein Herz durch Alltagsschwüre jedem neuen
Beteurer auszubieten; wenn Ihr wißt,
Daß ich die Menschen streichle, fest sie herze
Und dann sie lästre; oder wenn Ihr wißt,
Daß ich beim Schmaus mich mit der ganzen Schar
Verbrüdern mag, dann hütet Euch vor mir.
 

(Trompeten und Freudengeschrei.)

Brutus
 
Was heißt dies Jauchzen? Wie ich fürchte, wählt
Das Volk zum König Cäsarn.
 
Cassius
 
Fürchtet Ihr's?
Das hieße ja, Ihr möchtet es nicht gern.
 
Brutus
 
Nein, Cassius, nicht gern; doch lieb ich ihn.
Doch warum haltet Ihr mich hier so lange?
Was ist es, das Ihr mir vertrauen möchtet?
Ist's etwas, dienlich zum gemeinen Wohl,
Stellt Ehre vor ein Auge, Tod vors andre,
Und beide seh ich gleiches Mutes an.
Die Götter sein mir günstig, wie ich mehr
Die Ehre lieb, als vor dem Tod mich scheue.
 
Cassius
 
Ich weiß, daß diese Tugend in Euch wohnt,
Sogut ich Euer äußres Ansehn kenne.
Wohl! Ehre ist der Inhalt meiner Rede.
Ich weiß es nicht, wie Ihr und andre Menschen
Von diesem Leben denkt; mir, für mich selbst,
Wär es so lieb, nicht da sein, als zu leben
In Furcht vor einem Wesen wie ich selbst.
Ich kam wie Cäsar frei zur Welt, so Ihr;
Wir nährten uns sogut, wir können beide
Sogut wie er des Winters Frost ertragen.
Denn einst, an einem rauhen stürmschen Tage,
Als wild die Tiber an ihr Ufer tobte,
Sprach Cäsar zu mir: "Wagst du, Cassius, nun
Mit mir zu springen in die zornge Flut
Und bis dorthin zu schwimmen?" – Auf dies Wort,
Bekleidet, wie ich war, stürzt ich hinein
Und hieß ihn folgen; wirklich tat er's auch.
Der Strom brüllt' auf uns ein; wir schlugen ihn
Mit wackern Sehnen, warfen ihn beiseit
Und hemmten ihn mit einer Brust des Trotzes.
Doch eh wir das gewählte Ziel erreicht,
Rief Cäsar: "Hilf mir, Cassius! ich sinke."
Ich, wie Äneas, unser großer Ahn,
Aus Trojas Flammen einst auf seinen Schultern
Den alten Vater trug, so aus den Wellen
Zog ich den müden Cäsar. – Und der Mann
Ist nun zum Gott erhöht, und Cassius ist
Ein arm Geschöpf und muß den Rücken beugen,
Nickt Cäsar nur nachlässig gegen ihn.
Als er in Spanien war, hatt er ein Fieber,
Und wenn der Schaur ihn ankam, merkt ich wohl
Sein Beben: ja, er bebte, dieser Gott!
Das feige Blut der Lippen nahm die Flucht,
Sein Auge, dessen Blick die Welt bedräut,
Verlor den Glanz, und ächzen hört ich ihn.
Ja, dieser Mund, der horchen hieß die Römer
Und in ihr Buch einzeichnen seine Reden,
Ach, rief: "Titinius! gib mir zu trinken!"
Wie'n krankes Mädchen. Götter! ich erstaune,
Wie nur ein Mann so schwächlicher Natur
Der stolzen Welt den Vorsprung abgewann,
Und nahm die Palm allein.
 

(Jubelgeschrei. Trompeten.)

Brutus
 
Ein neues Jauchzen!
Ich glaube, dieser Beifall gilt die Ehren,
Die man auf Cäsars Haupt von neuem häuft.
 
Cassius
 
Ja, er beschreitet, Freund, die enge Welt
Wie ein Colossus, und wir kleinen Leute,
Wir wandeln unter seinen Riesenbeinen,
Und schaun umher nach einem schnöden Grab.
Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister:
Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus,
Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.
Brutus und Cäsar – was steckt doch in dem Cäsar,
Daß man den Namen mehr als Euren spräche?
Schreibt sie zusammen: ganz so schön ist Eurer;
Sprecht sie: er steht den Lippen ganz so wohl;
Wägt sie: er ist so schwer; beschwört mit ihnen:
Brutus ruft Geister auf so schnell wie Cäsar.
    (Jubelgeschrei.)
Nun denn, im Namen der gesamten Götter,
Mit was für Speise nährt der Cäsar sich,
Daß er so groß ward? Zeit, du bist entehrt.
Rom, du verlorst die Kraft des Heldenstamms.
Welch Alter schwand wohl seit der großen Flut,
Das nicht geglänzt durch mehr als einen Mann?
Wer sagte jemals, wenn er sprach von Rom,
Es faß ihr weiter Kreis nur einen Mann?
Nun ist in Rom fürwahr des Raums genug:
Find't man darin nur einen einzgen Mann.
O, beide hörten wir von unsern Vätern:
"Einst gab es einen Brutus, der so gern
Des alten Teufels Hof als einen König
Geduldet hätt in Rom."
 
Brutus
 
Daß Ihr mich liebt, bezweifl' ich keineswegs;
Worauf Ihr bei mir dringt, das ahn ich wohl;
Was ich davon gedacht und von den Zeiten,
Erklär ich Euch in Zukunft. Doch für jetzt
Möcht ich, wenn ich Euch freundlich bitten darf,
Nicht mehr getrieben sein. Was ihr gesagt,
Will ich erwägen; was Ihr habt zu sagen,
Mit Ruhe hören und gelegne Zeit,
So hohe Dinge zu besprechen, finden.
Bis dahin, edler Freund, beherzigt dies:
Brutus wär lieber eines Dorfs Bewohner,
Als sich zu zählen zu den Söhnen Roms
In solchem harten Stand, wie diese Zeit
Uns aufzulegen droht.
 
Cassius
 
Ich bin erfreut, daß meine schwachen Worte
Dem Brutus so viel Funken nur entlockt.
Cäsar und sein Zug kommen zurück.
 
Brutus
 
Das Spiel ist aus, und Cäsar kehrt zurück.
 
Cassius
 
Wenn sie uns nahn, zupft Casca nur am Ärmel,
Er wird nach seiner mürr'schen Art Euch sagen,
Was von Belang sich heut ereignet hat.
 
Brutus
 
Ich will es tun. Doch seht nur, Cassius,
Auf Cäsars Stirne glüht der zornge Fleck,
Die andern sehn gescholtnen Dienern gleich.
Calpurnias Wang ist blaß, und Cicero
Blickt mit so feurigen und roten Augen,
Wie wir ihn wohl im Kapitol gesehn,
Wenn Senatoren ihn im Rat bestritten.
 
Cassius
 
Casca wird uns berichten, was es gibt.
 
Cäsar
 
Antonius!
 
Antonius
 
Cäsar?
 
Cäsar
 
Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein,
Mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen.
Der Cassius dort hat einen hohlen Blick;
Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.
 
Antonius
 
O fürchtet den nicht; er ist nicht gefährlich,
Er ist ein edler Mann und wohlgesinnt.
 
Cäsar
 
Wär er nur fetter! – Zwar ich fürcht ihn nicht;
Doch wäre Furcht nicht meinem Namen fremd,
Ich kenne niemand, den ich eher miede
Als diesen hagern Cassius. Er liest viel;
Er ist ein großer Prüfer und durchschaut
Das Tun der Menschen ganz; er liebt kein Spiel,
Wie du, Antonius, hört nicht Musik;
Er lächelt selten, und auf solche Weise,
Als spott er sein, verachte seinen Geist,
Den irgend was zum Lächeln bringen konnte.
Und solche Männer haben nimmer Ruh,
Solang die jemand größer sehn als sich;
Das ist es, was sie so gefährlich macht.
Ich sag dir eher, was zu fürchten stände,
Als was ich fürchte; ich bin stets doch Cäsar.
Komm mir zur Rechten, denn dies Ohr ist taub,
Und sag mir wahrhaft, was du von ihm denkst.
 

(Cäsar und sein Gefolge ab; Casca bleibt zurück.)

Casca
 
Ihr zogt am Mantel mich; wollt Ihr mich sprechen?
 
Brutus
 
Ja, Casca, sag uns, was sich heut begeben,
Daß Cäsar finster sieht.
 
Casca
 
Ihr wart ja bei ihm; wart Ihr nicht?
 
Brutus
 
Dann fragt ich Casca nicht, was sich begeben.
 
Casca

Nun, man bot ihm eine Krone an, und als man sie ihm anbot, schob er sie mit dem Rücken der Hand zurück: so – ; und da erhob das Volk ein Jauchzen.

Brutus
 
Worüber jauchzten sie zum andern Mal?
 
Casca
 
Nun, auch darüber.
 
Cassius
 
Sie jauchzten dreimal ja; warum zuletzt?
 
Casca
 
Nun, auch darüber.
 
Brutus
 
Wurd ihm die Krone dreimal angeboten?
 
Casca

Ei, meiner Treu, wurde sie's, und er schob sie dreimal zurück; jedesmal sachter als das vorige Mal; und bei jedem Zurückschieben jauchzten meine ehrlichen alten Freunde.

Cassius
 
Wer bot ihm die Krone an?
 
Casca
 
Je nun, Antonius.
 
Brutus
 
Sagt uns die Art und Weise, lieber Casca.
 
Casca

Ich kann mich ebensogut hängen lassen, als euch die Art und Weise erzählen: es waren nichts als Possen, ich gab nicht acht darauf. Ich sah den Mark Anton ihm eine Krone anbieten – doch eigentlich war's keine rechte Krone, es war so 'ne Art von Stirnband – und wie ich euch sagte, er schob sie einmal beiseite; aber bei alledem hätte er sie nach meinem Bedünken gern gehabt. Dann bot er sie ihm nochmals an, und dann schob er sie nochmals zurück; aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart an, die Finger wieder davonzutun. Und dann bot er sie ihm zum dritten Male an; er schob sie zum dritten Male zurück; und jedesmal, daß er sie ausschlug, kreischte das Gesindel und klatscht in die rauhen Fäuste und warfen die schweißigen Nachtmützen in die Höhe und gaben eine solche Last stinkenden Atems von sich, weil Cäsar die Krone ausschlug, daß Cäsar fast daran erstickt wäre; denn er ward ohnmächtig und fiel nieder, und ich für mein Teil wagte nicht zu lachen, aus Furcht, ich möchte den Mund auftun und die böse Luft einatmen.

Cassius
 
Still doch! ich bitt Euch. Wie? er fiel in Ohnmacht?
 
Casca

Er fiel auf dem Marktplatze nieder, hatte Schaum vor dem Munde und war sprachlos.

Brutus
 
Das mag wohl sein; er hat die fallende Sucht.
 
Cassius
 
Nein, Cäsar hat sie nicht. Doch Ihr und ich
Und unsrer wackrer Casca, wir haben sie.
 
Casca

Ich weiß nicht, was Ihr damit meint; aber ich bin gewiß, Cäsar fiel nieder. Wenn das Lumpenvolk ihn nicht beklatschte und auszischte, je nachdem er ihnen gefiel oder mißfiel, wie sie es mit den Komödianten auf dem Theater machen, so bin ich kein ehrlicher Kerl.

Brutus
 
Was sagt' er, als er zu sich selber kam?
 
Casca

Ei nun, eh er hinfiel, als er merkte, daß der gemeine Haufe sich freute, daß er die Krone ausschlug, so riß er euch sein Wams auf und bot ihnen seinen Hals zum Abschneiden – triebe ich irgend 'ne Hantierung, so will ich mit den Schuften zur Hölle fahren, wo ich ihn nicht beim Wort genommen hätte – und damit fiel er hin. Als er wieder zu sich selbst kam, sagte er, wenn er irgendwas Unrechtes getan oder gesagt hätte, so bäte er Ihre Edeln, es seinem Übel beizumessen. Drei oder vier Weibsbilder, die bei mir standen, riefen – "Ach, die gute Seele!" und vergaben ihm von ganzem Herzen. Doch das gilt freilich nicht viel; wenn er ihre Mütter totgeschlagen hätte, sie hätten's ebensogut getan.

Brutus
 
Und darauf ging er so verdrießlich weg?
 
Casca
 
Ja.
 
Cassius
 
Hat Cicero etwas gesagt?
 
Casca
 
Ja, er sprach griechisch.
 
Cassius
 
Was wollt er denn?
 
Casca

Ja, wenn ich Euch das sage, so will ich Euch niemals wieder vor die Augen kommen. Aber die ihn verstanden, lächelten einander zu und schüttelten die Köpfe. Doch was mich anlangt, mir war es griechisch. Ich kann Euch noch mehr Neues erzählen: dem Marullus und Flavius ist das Maul gestopft, weil sie Binden von Cäsars Bildsäulen gerissen haben. Lebt wohl. Es gab noch mehr Possen, wenn ich mich nur darauf besinnen könnte.

Cassius
 
Wollt Ihr heute abend bei mir speisen, Casca?
 
Casca
 
Nein, ich bin schon versagt.
 
Cassius
 
Wollt Ihr morgen bei mir zu Mittag speisen?
 
Casca
 
Ja, wenn ich lebe und Ihr bei Eurem Sinne bleibt und Eure Mahlzeit das
Essen verlohnt.
 
Cassius
 
Gut, ich erwart Euch.
 
Casca
 
Tut das; lebt beide wohl! (Ab.)
 
Brutus
 
Was für ein plumper Bursch ist dies geworden?
Er war voll Feuer als mein Schulgenoß.
 
Cassius
 
Das ist er jetzt noch bei der Ausführung
Von jedem kühnen, edlen Unternehmen,
Stellt er sich schon so unbeholfen an.
Dies rauhe Wesen dient gesundem Witz
Bei ihm zur Brüh; es stärkt der Leute Magen,
Eßlustig seine Reden zu verdaun.
 
Brutus
 
So ist es auch. Für jetzt verlaß ich Euch,
Und morgen, wenn Ihr wünscht mit mir zu sprechen,
Komm ich zu Euch ins Haus; doch wenn Ihr wollt,
So kommt zu mir, und ich will Euch erwarten.
 
Cassius
 
Das will ich; bis dahin gedenkt der Welt.
    (Brutus ab.)
Gut, Brutus, du bist edel; doch ich sehe,
Dein löbliches Gemüt kann seiner Art
Entwendet werden. Darum ziemt es sich,
Daß Edle sich zu Edlen immer halten.
Wer ist so fest, den nichts verführen kann?
Cäsar ist feind mir, und er liebt den Brutus,
Doch wär ich Brutus nun, er Cassius,
Er sollte mich nicht lenken. Diese Nacht
Werf ich ihm Zettel von verschiednen Händen,
Als ob sie von verschiednen Bürgern kämen,
Durchs Fenster, alle voll der großen Meinung,
Die Rom von seinem Namen hegt, wo dunkel
Auf Cäsars Ehrsucht soll gedeutet sein.
Dann denke Cäsar seines nahen Falles;
Wir stürzen bald ihn, oder dulden alles. (Ab.)