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Kitabı oku: «König Heinrich der vierte. Der Erste Theil», sayfa 5

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Vierte Scene

(Verwandelt sich in den Audienz-Saal zu Windsor.)

(König Heinrich, der Prinz von Wales, Lords und Gefolge treten auf.)

König Heinrich

Lords, verlaßt uns eine Weile; der Prinz von Wales und ich müssen allein mit einander sprechen; aber entfernt euch nicht weit, denn wir werden euch bald wieder nöthig haben.

(Die Lords gehen ab.)

Ich weiß nicht, ob es Gott so haben will, daß zu Befriedigung seines geheimen Grimms über irgend eine mißfällige That meines Lebens aus meinem eignen Blut ein Rächer und eine Peitsche für mich entstehen sollte; aber der ganze Zusammenhang deiner Aufführung und Lebensart läßt mich nichts anders glauben, als daß du ganz allein zum Werkzeug der heissen Rache des Himmels wieder mich bestimmt bist. Oder sage mir, wär es sonst möglich, daß so zügellose und niederträchtige Neigungen, so elende, so pöbelhafte, so schändliche, so ruchlose Handlungen, so nichtswürdige Belustigungen, eine so verächtliche, so wilde Gesellschaft, als diejenige womit du gepaart oder mit der du vielmehr ganz in eins verwachsen bist, fähig seyn sollten, dich deiner angebohrnen Hoheit vergessen zu machen, und dein fürstliches Herz zu sich herunter zu ziehen?

Prinz Heinrich

Gnädigster Herr, ich wünschte daß ich von allen Vergehungen so frey wäre, als ich gewiß bin, mich von vielen reinigen zu können, die mir zur Last gelegt werden. Indessen erlaubet mir wenigstens so viele Nachsicht von Euer Majestät zu erbitten, daß, wenn viele von diesen nachtheiligen Erzählungen, womit niederträchtige Zeitungs- Mäkler das Ohr der Fürsten zu umsumsen pflegen, sich falsch befinden, meine aufrichtige Reue wegen einiger würklicher Vergehungen, worinn meine Jugend ausschweiffend und tadelhaft gewesen ist, Vergebung erlangen möge.

König Heinrich

Der Himmel vergebe dir! Aber laß mich dir mein Erstaunen darüber bezeugen, Harry, daß deine Neigungen sich so weit von dem edeln Flug aller deiner Vorältern entfernen. Du hast durch deine rohe Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch deinen jüngern Bruder erfüllt wird; du hast die Herzen des ganzen Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich selbst prophetisch deinen Fall vorher. Hätte ich deine Sitten gehabt, hätt' ich in den Augen der Welt mich so gemein und verächtlich gemacht, durch eine so pöbelhafte Gesellschaft mir selbst meinen Werth benommen; die Meynung, die mir zur Crone half, würde dem vorigen Besizer treu geblieben seyn, und mich in ruhmloser Verbannung, unbemerkt und in der Menge des verdienstlosen Hauffens, verlohren, vergessen haben. Aber da ich selten gesehen wurde, erschien ich niemals, ohne wie ein Comet, jedes Aug' auf mich zu ziehen. Die Väter sagten dann zu ihren Kindern: Diß ist er! Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom Himmel, dieses göttliche Feuer, wodurch die Könige die Liebe ihrer Unterthanen nähren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth, in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes Zujauchzen und frolokende Grüsse, selbst in der Gegenwart des gekrönten Königs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto größrer Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein öffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt wurde. Der hüpfende König trabte indeß in einer Gesellschaft von Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie dürre Reiser gleich angezündt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine Königliche Würde, mengte sich unter unbärtige Spaßvögel und Geken, und erlaubte ihnen seine Majestät durch Scherze und unanständige Vertraulichkeit zu entweihen; er ließ sich, wie die gemeinsten Pflastertreter, in allen Gassen sehen, und sättigte die Leute durch seinen täglichen Anblik so sehr, bis er ihnen ekelhaft wurde. Mußte er sich hernach bey öffentlichen Anläsen sehen lassen, so ward er nur, wie der Gukguk im Brachmonat, gehört, nicht geachtet; geseh'n, aber mit dem nachläßigen Blik, der über einen alltäglichen Gegenstand hinweggleitet; nicht mit dem weitoffnen wundervollen Auge, das auf die sonnengleiche Majestät geheftet wird, wenn sie selten aus ihrer Verhüllung hervorglänzt; sondern mit schläfrigen, gesenkten Augliedern, mit dem düstern verdrießlichen Blik, den man auf einen Feind wirft, von dessen Gegenwart man belästigt, gedrükt und überfüllt wird. Und in eben dieser Linie, Harry, stehst du. Du hast deine fürstliche Vorrechte verlohren, indem du dich niederträchtiger Gesellschaft Preiß gegeben hast. Nicht ein einziges Auge, das nicht deines alltäglich gewordnen Anbliks überdrüßig ist; das meinige ausgenommen, das dich zu sehen verlangt hat, und nun, wider meinen Willen, von den Zeichen einer allzugrossen Zärtlichkeit überfließt.

Prinz Heinrich

Ich werde mich beeifern, mein gnädigster Herr, künftig mehr ich selbst zu seyn.

König Heinrich

Um alles in der Welt, was du in dieser Stunde bist, war Richard damals da ich aus Frankreich zu Ravenspurg ans Land sezte, und gerade was ich damals war, ist Percy izt. Bey meinem Scepter und bey meiner Seele! er hat mehr würklichen Antheil am Staat, als du, der künftige Thronfolger. Ohne Recht, ohne den Schatten eines Rechts füllt er die Felder mit Harnischen, erhebt sein Haupt gegen des Löwen gewafnete Tazen, und, ob er gleich nicht älter ist als du, führt er doch bejahrte Helden und ehrwürdige Bischöffe zu blutigen Schlachten an. Was für eine unsterbliche Ehre hat er an dem ruhmvollen Dowglas eingelegt, dessen grosse Thaten und seltne Kriegs-Erfahrenheit ihm den Namen des größten Feldherrn in allen Christlichen Königreichen erworben haben? Dreymal hat dieser Hot- Spur, dieser Kriegs-Gott in Windeln, dieser unmündige Held, den grossen Douglas in offner Schlacht überwunden, einmal ihn sogar gefangen genommen, aber wieder in Freyheit gesezt, und einen Freund aus ihm gemacht, um mit seinem Beystand den Frieden und die Sicherheit unsers Throns zu erschüttern. Und was sagst du hiezu? Percy, Northumberland, der Erzbischoff von York, Douglas und Mortimer, haben einen Bund gegen uns gemacht, und empören sich – Aber wem, und wozu erzähl' ich diese Neuigkeiten? Wie, Harry, muß ich vielleicht dich selbst, den nächsten an meinem Herzen und an meinem Thron, auch dich, unter meine Feinde zählen? Du bist fähig genug, aus unterwürfiger feiger Niederträchtigkeit, oder einem Anstoß von Spleen, in Percys Solde wider mich zu fechten; und, wie ein Hund um seine Fersen dich schmiegend, und höflich einen gnädigen Blik von ihm erbuhlend, zu zeigen, wie sehr du abgeartet bist.

Prinz Heinrich

Denket nicht so, Gnädigster Herr, ihr werdet es anders finden, und der Himmel verzeihe denen, die mich in Eu. Majestät Gedanken so tief erniedriget haben. Aber an Percys Kopf will ich mich rechtfertigen, und am Schluß irgend eines glorreichen Tages, mit dem Bewußtseyn, daß ich's werth bin, euch sagen, ich sey euer Sohn; und das soll der Tag seyn, er komme wann er will, da dieser Sohn der Ehre und des Ruhms, dieser tapfre Hot-Spur, dieser überall geprießne Ritter, und euer nichts geachteter Harry, im blutigen Felde zusammen kommen werden. Möchte immerhin jede Ehre die auf seinem Helm sizt, und jede Schmach über meinem Haupte sich verdoppeln! Denn er soll kommen, der Tag, da dieser junge Nordische Held seine glänzenden Thaten gegen meine Verachtung austauschen soll. Percy ist nur mein Factor, Gnädigster Herr, der glorreiche Thaten für mich aufhäuffen muß; ich will ihn zu einer scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den kleinsten ausgenommen, einhändigen, oder ich will ihm die Rechnung aus seinem Herzen reissen. Diß versprach ich im Namen des Himmels hier; und wenn ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu. Majestät zu bitten, daß es als eine Genugthüung für die Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses Gelübds brechen sollte.

König Heinrich

Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklärung. Du sollst einen Auftrag, und hiezu unbeschränkte Vollmacht bekommen. (Blunt kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kündigen etwas Unerwartetes vorher.

Blunt

Der Lord Mortimer von Schottland hat die Nachricht eingesandt, daß Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu Schrewsbury sich vereinigen würden. Sie machen ein furchtbares Heer aus, wenn jeder von den Verschwornen sein Versprechen hält, so furchtbar, als jemals die Empörung in einem Staat aufgebracht hat.

König Heinrich

Der Graf von Westmorland, und mein Sohn Johann von Lancaster, sind heute schon aufgebrochen; denn diese Nachricht ist schon fünf Tage alt. Auf nächste Mittwoche, Harry, sollt du, und Donnstags wollen wir selbst ausziehen, und zu Bridgnorth wollen wir zusammentreffen. Du, Harry, sollt deinen Marsch durch Glocester-Schire nehmen; und in zwölf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu Bridgnorth sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns verspäten, ist ein Vortheil für sie.

(Sie gehen ab.)

Fünfte und sechste Scene

(Ein paar pöbelhafte und schmuzige Zwischen-Scenen aus dem Wirthshaus zum Bären-Kopf in East-Cheap, zwischen Falstaff, Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.)

Vierter Aufzug

Erste Scene

(Verwandelt sich in Schrewsbury.)

(Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.)

Hot-Spur

Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, für Schmeicheley gehalten würde. Aber ein Dowglas muß von solchem Gehalt seyn, daß kein Kriegsmann vom Gepräge dieser Zeit einen so allgemeinen Cours durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln; aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr. Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord.

Dowglas

Du bist der König der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt, der dir den Vorzug streitig machen will, wer er auch sey, dem will ich Troz bieten.

(Ein Bote zu den Vorigen.)

Hot-Spur

Thut das, und ihr thut wohl – Was für Briefe hast du hier? —

Bote

Von euerm Vater.

Hot-Spur

Briefe von ihm? Warum kommt er nicht selbst?

Bote

Er kan nicht kommen, Milord, er ist gefährlich krank.

Hot-Spur

Himmel! Wie hat er die Musse in dieser entscheidenden Zeit krank zu seyn? Wer führt seine Truppen an? Unter wessen Commando kommen sie?

Bote

Seine Briefe müssen seine Gesinnung entdeken; mir ist nichts bekannt.

Hot-Spur

Seine Gesinnung?

Worcester

Muß er denn zu Bette liegen?

Bote

Er lag schon vier Tage eh ich abgieng; und wie ich abreißte, waren die Aerzte seinetwegen in grossen Sorgen.

Worcester

Ich wollte, der Zustand dieser Zeit wäre erst geheilt gewesen, eh er krank geworden wäre; seine Gesundheit war nie mehr werth, als izt.

Hot-Spur

Krank in einer solchen Zeit! O! diese Krankheit stekt das Lebensblut unsrer Unternehmung an! Sie wird unser ganzes Lager ansteken. Er schreibt mir hier, daß eine heftige Krankheit – und daß seine Freunde durch Abgeordnete nicht sobald zusammen gebracht werden könnten, ja daß er es nicht einmal rathsam halte, ein so wichtiges und gefährliches Geschäft einer andern Seele als seiner eigenen anzuvertrauen. Indeß rathet er uns doch mit unsrer kleinen Macht auszurüken, und eine Probe zu machen, wie das Glük für uns gesinnt sey; denn, seinem Bericht nach, läßt sich nimmer zaudern, indem der König von unserm ganzen Vorhaben unterrichtet ist. Was sagt ihr dazu?

Worcester

Euers Vaters Krankheit ist ein grosser Nachtheil für uns.

Hot-Spur

Es ist ein Glied, das uns abgehauen ist – und doch, in der That, ist es nicht so; wir werden ihn würklich weniger vermissen als es izt scheint. Wär' es gut, unser ganzes Glük auf einen einzigen Wurf zu sezen? Ein so grosses Capital dem schlüpfrigen Ungefehr einer zweifelhaften Stunde zu überlassen? Es wäre nicht gut; denn wie leicht könnten wir in dieser einzigen Stunde das Ende aller unsrer Hoffnungen finden.

Dowglas

Vermuthlich würd' es so gegangen seyn; da uns hingegen, wie die Sachen izt ligen, eine Zuflucht übrig bleibt, deren Gewißheit uns zu unserm Vorhaben desto kühner machen wird.

Hot-Spur

So ists, ein Sammelplaz, wo wir uns wieder erholen können, wenn der Teufel und ein feindseliger Zufall unsre erste Unternehmung mißlingen macht.

Worcester

Dem ungeachtet wünschte ich, euer Vater wäre hier. Die Natur unsrer Unternehmung leidet keine Theilung; viele, welche nicht wissen, warum er abwesend ist, werden glauben, daß Klugheit, Treue, und blosses Mißfallen an unserm Verfahren den Grafen zurük halte. Ihr sehet leicht, wie nachtheilig eine solche Vermuthung unsrer Parthey seyn muß. Uns ist alles daran gelegen, die schwache Seite unsrer Unternehmung zu verbergen, und jedes Taglicht, jede Öffnung und Rize zu verstopfen, durch die das Auge der Vernunft in das Inn're derselben dringen könnte. Diese Abwesenheit euers Vaters zieht einen Vorhang auf, der den Unberichteten eine Ursache zur Furcht zeigt, wovon sie vorher nicht geträumt haben.

Hot-Spur

Ihr geht zu weit, Milord. Ich sehe seine Abwesenheit vielmehr als einen Umstand an, der unserm grossen Vorhaben einen Glanz giebt, und eine größre Meynung davon erweken muß, als wenn er hier wäre; denn müssen nicht die Leute denken, wenn wir ohne ihn im Stande seyen, dem Königreich einen Stoß zu versezen, so werden wir, mit seinem Beystand, unfehlbar alles unter über sich kehren. Noch geht alles gut, noch ziehen alle unsre Strike.

Dowglas. Wie wir's nur wünschen können; in Schottland wird kein Wort von dergleichen Besorgnissen gehört.

Zweyte Scene

(Sir Richard Vernon zu den Vorigen.)

Hot-Spur

Mein Vetter Vernon, willkommen, bey meiner Seele!

Vernon

Wollte der Himmel, daß meine Zeitung einen Willkomm werth wäre,

Milord

Der Graf von Westmorland ist in Begleitung des Prinzen Johann von Lancaster mit siebentausend Mann im Anzug.

Hot-Spur

Das kan er; was mehr?

Vernon

Ueberdem hab' ich in Erfahrung gebracht, daß der König in eigner Person entweder schon ausgerükt, oder doch entschlossen sey, aufs schleunigste mit einer grossen Macht hieher zu kommen.

Hot-Spur

Er soll auch willkommen seyn. Wo ist sein Sohn? der leichtfüßige, und tollköpfige Prinz von Wales und seine Cameraden, die die Welt auf die Seite lachen, und ihr sagen, sie könne gehen wohin sie wolle.

Vernon

Sie sind alle gerüstet, alle in Waffen, alle befiedert wie die Straussen, alle in Gold schimmernd wie die Bilder in der Kirche, lebhaft wie der May, prächtig wie die Sonne im Junius, muthwillig wie junge Geissen, und wild wie die Löwen. Ich sah ihn, den jungen Heinrich, mit aufgezognem Viesier, in voller Rüstung, gleich dem beflügelten Mercur sich vom Boden auf- und so leicht in seinen Sattel schwingen, als ob ein Engel aus den Wolken herabgeschlüpft wäre, um auf einem feurigen Pegasus sich um die Unterwelt herum zu tummeln.

Hot-Spur

Nichts mehr, nichts mehr; dieses Lob ist ungesunder als die Sonn' im Merz. Laßt sie kommen; sie kommen als Schlacht-Opfer, mit Blumen bekränzt, um der feueraugichten Kriegs-Göttin, alle warm und blutend, aufgeopfert zu werden. Der beschupte Mars soll bis an die Ohren im Blut auf seinem Altar sizen. Ich bin ganz in Feuer, da ich höre, daß eine so reiche Beute so nah, und doch noch nicht unser ist. Kommt, laßt mich mein Pferd besteigen, welches mich wie einen Donnerkeil gegen den Busen dieses Prinzen von Wales schleudern soll. Ein Harry soll dem andern begegnen, und nicht ablassen, bis einer von beyden fällt. O daß Glendower hier wäre!

Vernon

Das erinnert mich noch an einen Umstand. Ich hörte zu Worcester, da ich durchritt, daß er vor diesen vierzehn Tagen seine Macht nicht zusammenbringen kan.

Dowglas

Das ist die schlimmste Zeitung unter allen.

Worcester

Ja, in der That, das hat einen frostigen Ton.

Hot-Spur

Wie stark mag des Königs Armee seyn?

Vernon

Dreyßigtausend Mann.

Hot-Spur

Laßt es vierzigtausend seyn; da mein Vater und Glendower nicht hier sind, so mag unsre einzelne Macht diesen grossen Tag aushalten. Kommt, wir wollen unsre Leute mustern; der jüngste Tag ist nahe; sterben wir alle, und mit Freuden, wenn es je gestorben seyn muß!

Dowglas

Redet nicht vom Sterben; für dieses nächste halbe Jahr fürcht' ich den Tod nicht.

(Sie gehen ab.)

Dritte Scene

(Verwandelt sich in eine Landstrasse ohnweit Coventry.)

(Falstaff und Bardolph treten auf.)

Falstaff

Bardolph, geh du voran nach Coventry, und füll' mir eine Flasche mit Sect: Unsre Soldaten sollen nur durchmarschiren; wir wollen unser Nachtquartier zu Sutton-Cop-Hill nehmen.

Bardolph

Wollt ihr mir Geld geben, Hauptmann?

Falstaff

Leg du's aus, leg du's aus.

Bardolph

Eine Flasche Sect macht einen Engel.8

Falstaff

Und wenn sie's macht, so nimm ihn für deine Mühe; und wenn sie zwanzig macht, so nimm alle zwanzig; ich stehe für das Gepräge.

Sag meinem Lieutenant Peto, daß er am Thor auf mich warten soll.

Bardolph

Ich will, Hauptmann; Adieu.

(Er geht ab.)

Falstaff

Wenn ich mich nicht meiner Soldaten schäme, so sey ich ein Stokfisch: ich habe des Königs Werb-Patent verflucht mißbraucht. An hundert und fünfzig Soldaten hab' ich dreyhundert und etliche Pfund gewonnen. Wie gieng das zu? Ich preßte niemand als haushäbiger Leute Bauer-Jungens, oder versprochne Junggesellen, die schon zweymal proclamirt worden, so eine Gattung von warmen Sclaven, die eben so gern den Teufel hörten als eine Trummel, Bursche die vor dem blossen Namen einer Canone ärger zittern als eine angeschoßne wilde Ente. Ich presse mir keine andre als solche geröstete Butterschnitten, die kaum soviel Herz im Leib haben, als ein Steknadel-Kopf groß ist, und die kauffen sich alle vom Dienst los. Und nun besteht meine ganze Compagnie aus lauter alten abgeschabnen Corporals, Lieutenants, und dergleichen; Leuten, welche, die Wahrheit zu sagen, nie Soldaten gewesen sind, aber doch so zerlumpt aussehen wie Lazarus in den alten Tapeten, wenn ihm des reichen Schlemmers Hunde seine Schwären leken; abgedankte Bediente, jüngere Söhne von jüngern Brüdern, rebellische Bierzapfer, ausgehaußte Wirthe; kurz, alles Ungeziefer, das ein langer Friede auszubrüten pflegt; Kerls, die euch glauben machten, ich habe hundert und fünfzig verlohrne Söhne zusammengebracht, die nur eben vom Schweinhüten und Treberfressen hergekommen seyen. Ein närrischer Bursche begegnete mir unterwegs, und sagte, ich hätte alle Galgen abgeleert, und sogar todte Leichname gepreßt. Keines Menschen Auge hat jemals solche Vögel-Schreker gesehen; ich marschire nicht mit ihnen durch Coventry, das ist eine ausgemachte Sache. Und die Galgenschwengel treten noch dazu mit so weit auseinander gerekten Beinen einher, als ob sie in Fesseln giengen; in der That, ich bekam die meisten von ihnen aus Gefängnissen. Es sind nicht mehr als anderthalb Hemder in meiner ganzen Compagnie, und das halbe sind zwey zusammengenähte Teller-Tücher, wie ein Herolds-Mantel ohne Ermel um die Schultern geworfen; und das Hemd ist, wenn ich die Wahrheit sagen soll, meinem Wirth zu St. Albans gestohlen worden, oder dem rothnasichten Bierschenken zu Daintry. Aber das ist all eins, sie werden Wäsche genug an jedem Zaune finden.

(Der Prinz Heinrich und Westmorland treten auf.)

Prinz Heinrich

Wie gehts, diker Jak? Wie gehts, Matraze?

Falstaff

Ha, ist das nicht Hal? Hey da, närrischer Junge, was zum T** machst du in Warwikschire? Ah, mein guter Lord von Westmorland, ich bitt' euch um Verzeihung; ich dachte Euer Herrlichkeit sey würklich schon zu Schrewsbury.

Westmorland

In der That, Sir John, es wäre mehr als Zeit daß ich dort seyn sollte, und ihr auch; aber meine Leute sind schon dort. Der König giebt auf uns alle acht, das kan ich euch sagen; wir müssen diese Nacht alle fort.

Falstaff

Gut, sorget nicht für mich, ich bin so wachtsam wie eine Kaze, wenn's Rahm zu mausen giebt.

Prinz Heinrich

Sag mir Jak, wem sind diese Kerls, die dort hinter uns drein kommen?

Falstaff

Mein, Hal, mein.

Prinz Heinrich

In meinem Leben hab ich keine so armselige Lumpenhunde gesehen.

Falstaff

Wohl, wohl; sie sind gut genug zum Verschiessen; Futter für Pulver, Futter für Pulver; sie füllen einen Graben so gut aus als brave Leute; das sind Leute, die ich dem Tod zuführe, Mann.

Westmorland

Das ist schon gut, aber, sie sehen doch gar zu armselig und hungrig aus, Sir John, gar zu bettelhaft.

Falstaff

Auf meine Treu, was ihre Armuth anlangt, so weiß ich nicht woher sie sie haben; und ihr hungriges Aussehen betreffend, so bin ich gewiß, daß sie es mir nicht abgesehen haben.

Prinz Heinrich

Darauf will ich selber schwören – Aber, Junge, beschleunige dich, wir müssen weiter; Percy ist schon ausgerükt.

Falstaff

Wie, ist der König schon im Lager?

Westmorland

Das ist er, Sir John; ich fürchte, wir halten uns zu lang auf.

Falstaff

Gut: ein anders ist zu einem Treffen, und ein anders zu einem Schmause gehen; man kommt zum ersten immer früh genug.

(Sie gehen ab.)

8.Eine Münze, die zehn Englische Schillinge gilt.