Kitabı oku: «Richard III», sayfa 6
RICHARD. Sag, sie werd' eine mächt'ge Königin.
ELISABETH. Den Titel zu bejammern, sowie ich.
RICHARD. Sag, immerwährend lieben woll' ich sie.
ELISABETH. Wie lang wird wohl dies Wörtchen immer währen?
RICHARD. Bis an das Ende ihres holden Lebens.
ELISABETH. Wie lang wird wohl dies süße Leben währen?
RICHARD. So lang Natur und Himmel es verlängt.
ELISABETH. So lang's die Höll' und Richard leiden mag.
RICHARD. Sag, ich, ihr Herrscher, sei ihr Untertan.
ELISABETH. Zwar Untertanin, haßt sie solche Herrschaft.
RICHARD. Zu meinem Besten sei beredt bei ihr.
ELISABETH. Ein redlich Wort macht Eindruck, schlicht gesagt.
RICHARD. So sag ihr meine Lieb' in schlichten Worten.
ELISABETH. Schlicht und nicht redlich lautet allzu rauh.
RICHARD. Zu seicht und lebhaft sind mir Eure Gründe.
ELISABETH. Nein, meine Gründe sind zu tief und tot; Zu tief und tot im Grab die armen Kinder.
RICHARD. Rührt nicht die Saite mehr: das ist vorbei.
ELISABETH. Ich will sie rühren, bis das Herz mir springt.
RICHARD. Bei meinem George, dem Knieband und der Krone-
ELISABETH. Entweiht, entehrt, die dritte angemaßt!
RICHARD. Schwör ich-
ELISABETH. Bei nichts; denn dieses ist kein Schwur. Der George, entehrt, verlor die heil'ge Ehre; Befleckt, das Knieband seine Rittertugend; Geraubt, die Krone ihren Fürstenglanz. Willst du was schwören, das man glauben mag, So schwör bei etwas, das du nicht gekränkt.
RICHARD. Nun, bei der Welt-
ELISABETH. Voll deines schnöden Unrechts.
RICHARD. Bei meines Vaters Tod-
ELISABETH. Dein Leben schmäht ihn.
RICHARD. Dann bei mir selbst-
ELISABETH. Dein Selbst ist selbstgeschändet.
RICHARD. Beim Himmel-
ELISABETH. Gottes Kränkung ist die ärgste. Hättst du gescheut, den Schwur bei ihm zu brechen, Die Einigkeit, die mein Gemahl gestiftet, Wär' nicht zerstört, mein Bruder nicht erschlagen. Hättst du gescheut, den Schwur bei ihm zu brechen, Dies hehre Gold, umzirkelnd nun dein Haupt, Es zierte meines Kindes zarte Schläfen Und beide Prinzen wären atmend hier, Die nun, im Staub zwei zarte Bettgenossen, Dein treulos Tun zum Raub der Würmer machte. Wobei nun kannst du schwören?
RICHARD. Bei der künft'gen Zeit.
ELISABETH. Die kränktest du in der Vergangenheit. Mit Tränen muß ich selbst die Zukunft waschen, Für die Vergangenheit, gekränkt durch dich. Die Kinder, deren Eltern du ermordet, In unberatner Jugend leben sie Und müssen es bejammern noch im Alter. Die Eltern, deren Kinder du geschlachtet, Als unfruchtbare Pflanzen leben sie Und müssen es bejammern schon im Alter. Schwör bei der Zukunft nicht, so mißverwandelt Durch die vergangne Zeit, die du mißhandelt.
RICHARD. So wahr ich sinn auf Wohlfahrt und auf Reu'! So geh's mir wohl im mißlichen Versuch Feindsel'ger Waffen! Schlag ich selbst mich selbst! Himmel und Glück entzieh' mir frohe Stunden! Tag, weigre mir dein Licht! Nacht, deine Ruh'! Sei'n alle Glücksplaneten meinem Tun Zuwider! wo ich nicht mit Herzensliebe, Mit makelloser Andacht, heil'gem Sinn Um deine schön' und edle Tochter werbe! Auf ihr beruht mein Glück und deines auch: Denn ohne sie erfolgt für mich und dich, Sie selbst, das Land und viele Christenseelen Tod und Verwüstung, Fall und Untergang. Es steht nicht zu vermeiden, als durch dies; Es wird auch nicht vermieden, als durch dies. Drum, liebe Mutter (so muß ich Euch nennen), Seid meiner Liebe Anwalt: stellt ihr vor Das, was ich sein will, nicht, was ich gewesen; Nicht mein Verdienst, nein, was ich will verdienen; Dringt auf die Notdurft und den Stand der Zeiten, Und seid nicht launenhaft in großen Sachen.
ELISABETH. Soll ich vom Teufel so mich locken lassen?
RICHARD. Ja, wenn der Teufel dich zum Guten lockt.
ELISABETH. Soll ich denn selbst vergessen meiner selbst?
RICHARD. Wenn Eurer selbst gedenken selbst Euch schadet.
ELISABETH. Du brachtest meine Kinder um.
RICHARD. In Eurer Tochter Schoß begrab ich sie; Da, in dem Nest der Würz', erzeugen sie Sich selber neu, zu Eurer Wiedertröstung.
ELISABETH. Soll ich die Tochter zu gewinnen gehn?
RICHARD. Und seid beglückte Mutter durch die Tat.
ELISABETH. Ich gehe; schreibt mir allernächstens, Und Ihr vernehmt von mir, wie sie gesinnt.
RICHARD. Bringt meinen Liebeskuß ihr, und lebt wohl.
(Küßt sie. Elisabeth ab.)
Nachgieb'ge Törin! wankelmütig Weib! Nun? was gibt's Neues?
(Ratcliff tritt auf, und Catesby folgt ihm.)
RATCLIFF. Gewalt'ger Fürst, im Westen längs der Küste Wogt eine mächt'ge Flotte; hin zum Strand Drängt sich ein Haufe hohlgeherzter Freunde, Wehrlos und ohn' Entschluß, sie wegzutreiben. Man meinet, Richmond sei ihr Admiral. Sie liegen da, die Hilfe Buckinghams Erwartend nur, am Strand sie zu empfangen.
RICHARD. Ein flinker Freund soll hin zum Herzog Norfolk: Du, Ratcliff; oder Catesby: wo ist er?
CATESBY. Hier, bester Herr.
RICHARD. Catesby, flieg hin zum Herzog.
CATESBY. Das will ich, Herr, mit aller nöt'gen Eil'.
RICHARD. Ratcliff, komm her. Reit hin nach Salisbury: Wenn du dahin kommst- (Zu Catesby.) Unachtsamer Schurke, Was säumst du hier, und gehst nicht hin zum Herzog?
CATESBY. Erst, hoher Herr, erklärt die gnäd'ge Meinung, Was ich von Euer Hoheit ihm soll melden.
RICHARD. Wahr, guter Catesby! Gleich aufbringen soll er Die größte Macht und Mannschaft, die er kann, Und treffe mich alsbald zu Salisbury.
CATESBY. Ich gehe. (Ab.)
RATCLIFF. Was soll ich, wenn's beliebt, zu Salisbury?
RICHARD. Ei, was hast du zu tun da, eh' ich komme?
RATCLIFF. Eu'r Hoheit sagte mir, vorauszureiten.
(Stanley tritt auf.)
RICHARD. Ich bin itzt andern Sinns. – Stanley, was bringst du Neues?
STANLEY. Nichts Gutes, Herr, daß Ihr es gerne hörtet, Noch auch so schlimm, daß man's nicht melden dürfte.
RICHARD. Heida, ein Rätsel! weder gut noch schlimm! Was brauchst du so viel Meilen umzugehn, Statt grades Weges deinen Spruch zu sprechen? Nochmal, was gibt's?
STANLEY. Richmond ist auf der See.
RICHARD. Versänk' er da, und wär' die See auf ihm! Landläufer ohne Herz, was tut er da?
STANLEY. Ich weiß nicht, mächt'ger Fürst, und kann nur raten.
RICHARD. Nun, und Ihr ratet?
STANLEY. Gereizt von Dorset, Buckingham und Morton, Kommt er nach England und begehrt die Krone.
RICHARD. Ist der Stuhl ledig? ungeführt das Schwert? Ist tot der König? herrenlos das Reich? Sind Erben Yorks am Leben, außer mir? Und wer ist Englands König, als Yorks Erbe? Drum sage mir, was tut er auf der See?
STANLEY. Es sei denn dazu, Herr, kann ich's nicht raten.
RICHARD. Es sei denn, daß er komm', Eu'r Fürst zu sein, Könnt Ihr nicht raten, was der Wäl'sche will! Ich fürcht, Ihr fallt mir ab und flieht zu ihm.
STANLEY. Nein, mächt'ger Fürst; mißtraut mir also nicht.
RICHARD. Wo ist dein Volk denn, ihn zurückzuschlagen? Wo hast du deine Leut' und Lehnsvasallen? Sind sie nicht an der Küst' im Westen jetzt, Geleit zum Landen den Rebellen gehend?
STANLEY. Nein, meine Freunde sind im Norden, bester Herr.
RICHARD. Mir kalte Freunde: was tun die im Norden, Da sie ihr Fürst zum Dienst im Westen braucht?
STANLEY. Sie waren nicht befehligt, großer König. Geruht Eu'r Majestät mich zu entlassen, So mustr' ich meine Freund' und treff Eu'r Gnaden, Wo es und wann Eu'r Majestät beliebt.
RICHARD. Ja, ja, du möchtest gern zu Richmond stoßen: Ich will Euch, Herr, nicht traun.
STANLEY. Gewalt'ger Fürst, Ihr habt an meiner Freundschaft nicht zu zweifeln; Ich war und werde nimmer treulos sein.
RICHARD. Geht denn, mustert Volk. Doch, hört Ihr, laßt zurück George Stanley, Euren Sohn; und wankt Eu'r Herz, Gebt acht, so steht sein Kopf nicht allzu fest.
STANLEY. Verfahrt mit ihm, wie ich mich treu bewähre.
(Stanley ab. Ein Bote tritt auf.)
BOTE. Mein gnäd'ger Fürst, es sind in Devonshire, Wie ich von Freunden wohl berichtet bin, Sir Eduard Courtney und der stolze Kirchherr, Bischof von Exeter, sein ältrer Bruder, Samt vielen Mitverbündeten in Waffen.
(Ein andrer Bote tritt auf.)
Zweiter BOTE. Mein Fürst, in Kent die Guilfords sind in Waffen, Und jede Stunde strömen den Rebellen Mitwerber zu, und ihre Macht wird stark. (Noch ein andrer Bote tritt auf.)
Dritter BOTE. Mein Fürst, das Heer des großen Buckingham-
RICHARD. Fort mit euch Uhus! Nichts als Todeslieder?
(Er schlägt den Boten.)
Da, nimm das, bis du beßre Zeitung bringst.
Dritter BOTE. Was ich Eu'r Majestät zu melden habe, Ist, daß durch jähe Flut und Wolkenbrüche Buckinghams Heer zerstreut ist und versprengt Und daß er selbst allein sich fortgemacht; Wohin, weiß niemand.
RICHARD. Oh, ich bitt, entschuldigt! Da ist mein Beutel, um den Schlag zu heilen. Ließ nicht ein wohlberatner Freund Belohnung Ausrufen dem, der den Verräter greift?
Dritter BOTE. Ein solcher Ausruf ist geschehn, mein Fürst.
(Ein vierter Bote tritt auf.)
Vierter BOTE. Sie Thomas Lovel und der Marquis Dorset Sind, Herr, wie's heißt, in Yorkshire in den Waffen. Doch diesen guten Trost bring ich Eu'r Hoheit: Vom Sturm zerstreut ist die Bretagner Flotte; Richmond sandt' an die Küst' in Dorsetshire Ein Boot aus, die am Ufer zu befragen, Ob sie mit ihm es hielten oder nicht. Sie kämen, sagten sie, vom Buckingham Zu seinem Beistand; doch er traute nicht, Zog Segel auf, und steur'te nach Bretagne.
RICHARD. Ins Feld! ins Feld! weil wir in Waffen sind: Wo nicht zu fechten mit auswärt'gen Feinden, Zu Dämpfung der Rebellen hier zu Haus.
(Catesby tritt auf.)
CATESBY. Der Herzog Buckingham, Herr, ist gefangen: Das ist die beste Zeitung; daß Graf Richmond Mit großer Macht gelandet ist zu Milford, Klingt minder gut, doch will's gemeldet sein.
RICHARD. Wohlauf nach Salisbury! Indes wir schwatzen, Könnt' eine Hauptschlacht schon entschieden sein. Trag einer Sorge, Buckingham zu schaffen Nach Salisbury; ihr andern zieht mit mir.
(Alle ab.)
FÜNFTE SZENE
Ein Zimmer in Stanleys Hause
(Stanley und Sir Christopher Urswick, ein Priester, treten auf.)
STANLEY. Sir Christopher, sagt Richmond dies von mir: Im Kofen des blutdürst'gen Ebers sei Mein Sohn, George Stanley, eingestallt in Haft; Und fall ich ab, so fliegt des Knaben Kopf. Die Furcht hält meinen Beistand noch zurück. Doch sagt, wo ist der edle Richmond jetzt?
URSWICK. Zu Pembroke, oder Ha'rford-West, in Wales.
STANLEY. Wer hält sich zu ihm von namhaften Männern?
URSWICK. Sir Walter Herbert, ein berühmter Krieger; Sir Gilbert Talbot, Sir William Stanley; Oxford, der mächt'ge Pembroke, Sir James Blunt, Und Rice ap Thomas, mit beherzter Schar, Und viele mehr von großem Ruf und Wert; Und hin nach London richten sie den Zug, Wenn sie kein Angriff hindert unterwegs.
STANLEY. Wohl, eil zu deinem Herrn: empfiehl mich ihm, Sag ihm, die Königin woll' ihre Tochter Elisabeth ihm herzlich gern vermählen. Die Briefe hier eröffnen ihm das Weitre. Leb wohl.
(Er gibt ihm Papiere. Beide ab.)
FÜNFTER AUFZUG
ERSTE SZENE
Salisbury. Ein offner Platz
(Der Sheriff und die Wache, mit Buckingham, der zur Hinrichtung geführt wird.)
BUCKINGHAM. Will König Richard sich nicht sprechen lassen?
SHERIFF. Nein, bester Herr; drum faßt Euch in Geduld.
BUCKINGHAM. Hastings und Eduards Kinder, Rivers, Grey, Du heil'ger Heinrich und dein holder Sohn, Vaughan, und alle, die Ihr seid gestürzt Durch heimliche, verderbte, schnöde Ränke: Wenn Eure finstern, mißvergnügten Seelen Die Wolken durch, die jetz'ge Stunde schaun, So rächt Euch nur und spottet meines Falls! – Ist heut nicht Allerseelentag, ihr Leute?
SHERIFF. Ja, Mylord.
BUCKINGHAM. Nun, Allerseelentag ist meines Leibs Gerichtstag. Dies ist der Tag, den wünscht' ich über mich In König Eduards Zeit, wofern ich falsch An seinem Weib und Kindern würd' erfunden; Auf diesen Tag wünscht' ich mir meinen Fall, Durch dessen Falschheit, dem zumeist ich traute; ja dieser, dieser Allerseelentag Ist meiner armen Seele Sündenfrist. Der hoh' Allsehende, mit dem ich Spiel trieb, Wandt' auf mein Haupt mein heuchelndes Gebet Und gab im Ernst mir, was ich bat im Scherz. So wendet er den Schwertern böser Menschen Die eigne Spitz' auf ihrer Herren Brust. Schwer fällt Margrethas Fluch auf meinen Nacken: "Wenn er", sprach sie, "dein Herz mit Gram zerreißt, Gedenke, Margaretha war Prophetin." – Kommt, daß ihr mich zum Block der Schande führt; Unrecht will Unrecht, Schuld, was ihr gebührt.
(Sie führen ihn ab.)
ZWEITE SZENE
Ebne bei Tamworth
(Mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel treten auf Richmond, Oxford, Sir James Blunt, Sir Walter Herbert und andre, mit Truppen auf dem Marsch.)
RICHMOND. Ihr Waffenbrüder und geliebte Freunde, Zermalmet unterm Joch der Tyrannei! So weit ins Innerste des Landes sind Wir fortgezogen ohne Hindernis; Und hier von unserm Vater Stanley kommen Uns Zeilen tröstlicher Ermutigung. Der greulich blut'ge, räuberische Eber, Der Eure Weinberg' umwühlt, Eure Saaten, Eu'r warm Blut säuft wie Spülicht, Eure Leiber Ausweidet sich zum Trog: dies wüste Schwein Liegt jetzt in dieses Eilands Mittelpunkt, Nah bei der Stadt Leicester, wie wir hören; Von Tamworth bis dahin ist nur ein Tag. Frisch auf, in Gottes Namen, mut'ge Freunde, Die Frucht beständ'gen Friedens einzuernten Durch eine blut'ge Probe scharfen Kriegs. O xford. Jeglich Gewissen ist wie tausend Schwerter, Zu fechten mit dem blut'gen Bösewicht.
HERBERT. Ganz sicher fallen seine Freund' uns zu.
BLUNT. Erbat nur Freunde, die aus Furcht es sind; Die werden ihn in tiefster Not verlassen.
RICHMOND. Dies alles mir zugunsten. Auf, mit Gott! Hoffnung ist schnell und fliegt mit Schwalbenschwingen; Aus Kön'gen macht sie Götter, Kön'ge aus Geringen.
(Alle ab.)
DRITTE SZENE
Das Feld bei Bosworth
(König Richard mit Mannschaft; Herzog von Norfolk, Graf von Surrey und andre.)
RICHARD. Hier schlagt die Zelt' auf, hier im Feld bei Bosworth. – Mylord von Surrey, warum seht Ihr trübe?
SURREY. Mein Herz ist zehnmal heitrer als mein Blick.
RICHARD. Mylord von Norfolk-
NORFOLK. Hier, mein gnäd'ger Fürst.
RICHARD. Norfolk, hier gilt es Schläge? Ha, nicht wahr?
NORFOLK. Man gibt und nimmt sie, mein gewogner Herr.
RICHARD. Schlagt auf mein Zelt: hier will ich ruhn zu Nacht.
(Soldaten fangen an, des Königs Zelt aufzuschlagen.)
Doch morgen wo? Gut, es ist alles eins. – Wer spähte der Verräter Anzahl aus?
NORFOLK. Sechs, sieben Tausend ist die ganze Macht.
RICHARD. Ei, unser Heer verdreifacht den Belauf. Auch ist des Königs Nam' ein fester Turm, Woran der feindlichen Partei es fehlt. – Schlagt mir das Zelt auf. – Kommt, Ihr edlen Herrn, Laßt uns der Lage Vorteil überschaun. – Ruft ein'ge Männer von bewährtem Rat. Laßt Zucht uns halten und nicht lässig ruhn, Denn, Lords, auf morgen gibt's vollauf zu tun.
(Richard mit den übrigen ab.)
(An der andern Seite des Feldes treten auf Richmond, Sir William Brandon, Oxford und andre Herren. Einige Soldaten schlagen Richmonds Zelt auf.)
RICHMOND. Richmond Die müde Sonne ging so golden unter, Und nach des Feuerwagens lichter Spur Verheißt sie einen schönen Tag auf morgen. – Sir William Brandon, Ihr tragt mir mein Banner. – Gebt mir Papier und Tinte in mein Zelt. – Ich will der Schlachtordnung Gestalt entwerfen, Jedwedem Führer seinen Stand begrenzen Und recht verteilen unsre kleine Macht. Mylord von Oxford-Ihr, Sir William Brandon- Und Ihr, Sir Walter Herbert, bleibt bei mir; – Der Graf von Pembroke führt sein Regiment; Bringt, Hauptmann Blunt, ihm gute Nacht von mir, Und um die zweite Stunde früh ersucht Den Grafen, mich in meinem Zelt zu sprechen. Doch eins noch, guter Hauptmann, tut für mich: Wo hat Lord Stanley sein Quartier? Ihr wißt es?
BLUNT. Wenn ich mich nicht in seinen Fahnen irrte
(Was ich versichert bin, daß nicht geschehn),
So liegt sein Regiment eine halbe Meile Gen Süden von des Königs großem Heer.
RICHMOND. Ist's ohn' Gefährde möglich, lieber Blunt, So findet Mittel aus, mit ihm zu sprechen, Und gebt von mir ihm dies höchst nöt'ge Blatt.
BLUNT. Bei meinem Leben, Herr, ich unternehm's; Und somit geb' Euch Gott geruh'ge Nacht.
RICHMOND Gut' Nacht, mein guter Hauptmann BLUNT. Kommt, Herrn, Laßt uns das morgende Geschäft beraten. Ins Zelt hinein, die Luft ist rauh und kalt.
(Sie begeben sich in das Zelt.)
(König Richard geht zu seinem Zelte mit Norfolk, Ratcliff und CATESBY.)
RICHARD. Was ist die Uhr?
CATESBY. Nachtessenszeit, mein Fürst: Es ist neun Uhr.
RICHARD. Ich will zu Nacht nicht essen. – Gebt mir Papier und Tinte. Nun, ist mein Sturmhut leichter, als er war? Und alle Rüstung mir ins Zelt gelegt?
CATESBY. Ja, gnäd'ger Herr; ‘s ist alles in Bereitschaft.
RICHARD. Mach, guter Norfolk, dich auf deinen Posten, Halt strenge Wache, wähle sichre Wächter.
NORFOLK. Ich gehe, Herr.
RICHARD. Sei mit der Lerche munter, lieber NORFOLK.
NORFOLK. Verlaßt Euch drauf, mein Fürst. (Ab.)
RICHARD. Ratcliff-
RATCLIFF. Mein Fürst?
RICHARD. Send einen Waffenherold Zu Stanleys Regiment; heiß ihn sein Volk Vor Sonnenaufgang bringen, oder sein Sohn George Fällt in die blinde Höhle ew'ger Nacht. – Füllt einen Becher Weins; gebt mir ein Nachtlicht. – Sattelt den Schimmel Surrey früh zur Schlacht. Daß meine Schäfte fest und nicht zu schwer sind. – Ratcliff-
RATCLIFF. Mein Fürst?
RICHARD. Sahst du den melanchol'schen Lord Northumberland?
RATCLIFF. Er selbst und Thomas Graf von Surrey gingen, Im ersten Zwielicht eben, durch das Heer, Von Schar zu Schar ermunternd unsre Leute.
RICHARD. Das genügt mir. Gebt mir einen Becher Weins. – Ich habe nicht die Rüstigkeit des Geistes, Den frischen Mut, den ich zu haben pflegte. – So, setzt ihn hin. – Papier und Tint' ist da?
RATCLIFF. Ja, gnäd'ger Herr.
RICHARD. Heißt meine Schildwacht munter sein; verlaßt mich. Wenn halb die Nacht vorbei ist, kommt ins Zelt Und helft mich waffnen. – Verlaßt mich, sag ich.
(Richard zieht sich in sein Zelt zurück. Ratcliff und Catesby ab.)
(Richmonds Zelt öffnet sieh, man sieht ihn und seine Offiziere usw. Stanley tritt auf.)
STANLEY. Glück und Triumph bekröne deinen Helm!
RICHMOND Was nur für Trost die dunkle Nacht gestattet, Das sei dein Teil, mein edler Pflegevater! Sag mir, wie geht es unsrer teuren Mutter?
STANLEY. Ich segne dich aus Vollmacht deiner Mutter, Die im Gebet verharrt für Richmonds Wohl. So viel hievon. – Die leisen Stunden fliehn, Und streifig Dunkel bricht im Osten sich. Kurz, denn uns so zu fassen heischt die Zeit, Bereite deine Schlachtordnung frühmorgens Und stelle der Entscheidung blut'ger Streiche Und tödlich dräu'nden Kriegs dein Glück anheim. Ich, wie ich kann (ich kann nicht, wie ich wollte), Gewinne schlau der Zeit den Vorteil ab Und steh dir bei im zweifelhaften Sturm. Allein ich darf für dich nicht allzuweit gehn, Denn sieht man's, wird dein zarter Bruder George Vor seines Vaters Augen hingerichtet. Leb wohl! Die Muße und die bange Zeit Bricht ab der Liebe feierliche Schwöre Und langen Wechsel herzlichen Gesprächs, Der längst getrennte Freunde sollt' erfreun. Gott geb' uns Muße zu der Liebe Bräuchen! Nochmals leb wohl! Sei tapfer und beglückt!
RICHMOND Geleitet ihn zu seinem Regiment, Ihr lieben Lords; ich, mit verstörtem Sinn, Will unterdessen einzunicken trachten, Daß blei'rner Schlaf nicht morgen auf mir laste, Wann ich auf Siegesflügeln steigen soll. Gut' Nacht, noch einmal, liebe Lords und Herrn.
(Alle übrigen mit Stanley ab.)
O du, für dessen Feldherrn ich mich achte, Sieh deine Scharen an mit gnäd'gem Blick! Reich ihrer Hand des Grimms zermalmend Eisen, Daß sie mit schwerem Falle niederschmettern Die trotz'gen Helme unsrer Widersacher! Mach uns zu Dienern deiner Züchtigung, Auf daß wir preisen dich in deinem Sieg! Dir anbefehl ich meine wache Seele, Eh' ich der Augen Fenster schließe zu. Schlafend und wachend, schirme du mich stets.
(Schläft ein.)
(Der Geist des Prinzen Eduard, Sohnes Heinrichs des Sechsten, steigt zwischen den beiden Zelten auf.)
GEIST (zu König Richard). Schwer mög' ich morgen deine Seele lasten! Denk, wie du mich erstachst in meiner Blüte, Zu Tewkesbury: verzweifle drum und stirb! -
(Zu Richmond.)
Sei freudig, Richmond, denn gekränkte Seelen Erwürgter Prinzen streiten dir zum Schutz: Dich tröstet, Richmond, König Heinrichs Sohn.
(Der Geist König Heinrichs des Sechsten steigt auf.)
GEIST (zu König Richard). Du bohrtest mir, da ich noch sterblich war, Voll Todeswunden den gesalbten Leib; Denk an den Turm und mich; verzweifl' und stirb! Heinrich der Sechste ruft: verzweifl' und stirb!
(Zu Richmond .)
Heilig und tugendhaft, sei Sieger du! Heinrich, der prophezeit, du werdest König, Kommt, dich im Schlaf zu trösten: leb und blühe!
(Der Geist des Clarence steigt auf.)
GEIST (zu König Richard). Schwer mög' ich morgen deine Seele lasten! Ich, totgebadet einst in ekelm Wein, Der arme Clarence, den dein Trug verriet! Denk in der Schlacht an mich, und fallen laß Dein abgestumpftes Schwert! Verzweifl' und stirb!
(Zu Richmond.)
Du Sprößling aus dem Hause Lancaster, Es beten für dich Yorks gekränkte Erben. Dich schirm' ein guter Engel! Leb und blühe!
(Die Geister des Rivers, Grey und Vaughan steigen auf.)
RIVERS (zu König Richard). Schwer mög' ich morgen deine Seele lasten, Rivers, der starb zu Pomfret! Verzweifl' und stirb!
GREY (zu König Richard). Gedenk an Grey, und laß die Seel' verzweifeln!
VAUGHAN (zu König Richard). Gedenk an Vaughan, und laß die Lanze fallen Vor schuldbewußter Furcht! Verzweifl' und stirb!
ALLEDREI (zu Richmond). Erwach, und denk, für dich kämpf' unser Leiden In Richards Brust! Ewach und sieg im Feld!
(Der Geist des Hastings steigt auf.)
GEIST (zu König Richard). Blutig und schuldvoll, wache schuldvoll auf, Und ende deine Tag' in blut'ger Schlacht! Denk an Lord Hastings, und verzweifl‘ und stirb!
(Zu Richmond.)
In Frieden ruh'nde Seel', erwach, erwache, Und kämpf und sieg in unsers Englands Sache!
(Die Geister der beiden jungen Prinzen steigen auf.)
GEISTER. Von deinen Vettern träum, erwürgt im Turm; Und sei'n wir Blei in deinem Busen, Richard, Ziehn nieder dich in Unfall, Schmach und Tod! Die Seelen deiner Neffen rufen dir: Verzweifl' und stirb!
(Zu Richmond.)
Schlaf friedlich, Richmond, und erwach voll Mut! Dich schirm' ein Engel vor des Ebers Wut! Leb, und erzeug ein reiches Königshaus! Dich heißen Eduards arme Söhne blühen.
(Der Geist der Prinzessin Anna steigt auf.)
GEIST. Richard, dein Weib, Anna, dein elend Weib, Die keine ruh'ge Stunde schlief bei dir, Füllt deinen Schlaf jetzt mit Verstörungen. Denk in der Schlacht an mich und fallen laß Dein abgestumpftes Schwert! Verzweifl' und stirb!
(Zu Richmond.)
Schlaf, ruh'ge Seele, schlaf geruh'gen Schlaf! Dir zeige Glück und Sieg im Traume sich: Es betet deines Gegners Weib für dich.
(Buckinghams Geist steigt auf.)
GEIST (zu König Richard). Der erste war ich, der zum Thron dir half; Der letzte fühlt' ich deine Tyrannei: oh, in der Schlacht gedenk an Buckingham, Und stirb im Schrecken über deine Schuld! Träum weiter, träum von Tod und von Verderben: Du sollst verzweifeln und verzweifelnd sterben.
(Zu Richmond.)
Ich starb um Hoffnung, eh' ich Hilfe bot: Doch stärk dein Herz und habe keine Not. Gott samt den Engeln ficht zu Richmonds Schutz, Und Richard fällt in seinem höchsten Trotz.
(Die Geister verschwinden. König Richard fährt aus seinen Träumen auf.)
RICHARD. Ein andres Pferd! verbindet meine Wunden! Erbarmen, Jesus! – Still, ich träumte nur. O feig Gewissen, wie du mich bedrängst! – Das Licht brennt blau. Ist's nicht um Mitternacht? Mein schauerndes Gebein deckt kalter Schweiß. Was fürcht ich denn? mich selbst? Sonst ist hier niemand. Richard liebt Richard: das heißt, Ich bin Ich. Ist hier ein Mörder? Nein. – Ja, ich bin hier. So flieh. – Wie? vor dir selbst? Mit gutem Grund: Ich möchte rächen. Wie? mich an mir selbst? Ich liebe ja mich selbst. Wofür? für Gutes, Das je ich selbst hätt' an mir selbst getan? O leider, nein! Vielmehr haß ich mich selbst, Verhaßter Taten halb, durch mich verübt. Ich bin ein Schurke-doch ich lüg, ich bin's nicht. Tor, rede gut von dir! Tor, schmeichle nicht! Hat mein Gewissen doch viel tausend Zungen, Und jede Zunge bringt verschiednes Zeugnis, Und jedes Zeugnis straft mich einen Schurken. Meineid, Meineid, im allerhöchsten Grad, Mord, grauser Mord, im fürchterlichsten Grad, Jedwede Sünd', in jedem Grad geübt, Stürmt an die Schranken, rufend: Schuldig! schuldig! Ich muß verzweifeln. – Kein Geschöpfe liebt mich, Und sterb ich, wird sich keine Seel' erbarmen. Ja, warum sollten's andre? Find ich selbst In mir doch kein Erbarmen mit mir selbst. Mir schien's, die Seelen all, die ich ermordet, Kämen ins Zelt, und ihrer jede drohte Mit Rache morgen auf das Haupt des RICHARD.
(Ratcliff tritt auf.)
RATCLIFF. Mein Fürst-
RICHARD. Wer ist da?
RATCLIFF. Ratcliff, mein Fürst; ich bin's. Der frühe Hahn des Dorfs Tat zweimal Gruß dem Morgen; Eure Freunde Sind auf und schnallen ihre Rüstung an.
RICHARD. O Ratcliff, ich hatt' einen furchtbarn Traum! – Was denkst du? halten alle Freunde stand?
RATCLIFF. Gewiß, mein Fürst.
RICHARD. O Ratcliff! ich fürcht, ich fürchte-
RATCLIFF. Nein, bester Herr, entsetzt Euch nicht vor Schatten.
RICHARD. Bei dem Apostel Paul! es warfen Schatten Zu Nacht mehr Schrecken in die Seele Richards, Als wesentlich zehntausend Krieger könnten, In Stahl und angeführt vom flachen RICHMOND. Noch wird's nicht Tag. Komm, geh mit mir, Ich will den Horcher bei den Zelten spielen, ob irgendwer von mir zu weichen denkt.
(König Richard und Ratcliff ab.)
(Richmond erwacht. Oxford und andre treten auf.)
LORDS. Guten Morgen, Richmond.
RICHMOND. Bitt um Verzeihung, Lords und wache Herrn, Daß Ihr einen trägen Säumer hier ertappt.
LORDS. Wie schliefet Ihr, Mylord?
RICHMOND. Den süß'sten Schlaf und Träume schönster Ahndung, Die je gekommen in ein müdes Haupt, Hab ich gehabt, seit wir geschieden, LORDS. Mir schien's, die Seelen, deren Leiber Richard Gemordet, kämen in mein Zelt und riefen: Wohlauf! zum Sieg! Glaubt mir, mein Herz ist freudig In der Erinnrung solchen holden Traums. Wie weit schon ist's am Morgen, Lords?
LORDS. Auf den Schlag vier.
RICHMOND. So ist es Zeit, daß man sich rüst' und ordne.
(Er tritt vor zu den Truppen.)
Mehr als ich sagte, teure Landsgenossen, Verbietet darzulegen mir die Muße Und Dringlichkeit der Zeit. Jedoch bedenkt: Gott und die gute Sache ficht für uns; Gebete Heil'ger und gekränkter Seelen, Wie hohe Schanzen, stehn vor unserm Antlitz; Die, gegen die wir fechten, bis auf Richard, Sähn lieber siegen uns, als dem sie folgen. Was ist er, dem sie folgen? Wahrlich, Herrn, Ein blutiger Tyrann und Menschenmörder; Erhöht durch Blut und auch durch Blut befestigt; Der, was er hat, auf krummem Weg erlangt' Und die erwürgt, die ihm dazu verholfen; Ein schlechter Stein, erhoben durch die Folie Von Englands Stuhl, betrüglich drein gesetzt; Ein Mensch, der stets gewesen Gottes Feind. Nun, fechtet ihr denn wider Gottes Feind, So schirmt euch billig Gott als seine Krieger; Vergießt ihr Schweiß, den Dränger zu erlegen, So schlaft ihr friedlich, wenn der Dränger fiel; Führt ihr den Streit mit eures Landes Feinden, So wird des Landes Fett die Müh' euch zahlen; Führt ihr den Streit zur Obhut eurer Weiber, So grüßen eure Weiber euch als Sieger; Befreit ihr eure Kinder von dem Schwert, So lohnen's Kindeskinder euch im Alter. In Gottes Namen denn und dieser Rechte, Schwingt eure Banner, zieht eu'r willig Schwert. Mein Lösegeld für diese kühne Tat Sei diese kalte Leich' auf kalter Erde; Doch wenn's gelingt, soll am Gewinn der Tat Sein Teil auch dem Geringsten eurer werden. Schallt, Trommeln und Trompeten, froh zum Krieg! Gott und Sankt George! Richmond und Heil und Sieg!
(Alle ab.)
(König Richard und Ratcliff kommen zurück mit Gefolge und Truppen.)
RICHARD. Was hat Northumberland gesagt vom Richmond?
RATCLIFF. Er sei nicht auferzogen bei den Waffen.
RICHARD. Er sagte wahr. Was sagte Surrey drauf?
RATCLIFF. Er lächelte und sprach: Um desto besser.
RICHARD. Er hatte recht, so ist es in der Tat.
(Die Glocke schlägt.)
Zählt da die Glocke. – Gebt mir den Kalender. Wer sah die Sonne heut?
RATCLIFF. Ich nicht, mein Fürst.
RICHARD. So weigert sie den Schein, denn nach dem Buch Müßt' sie im Ost schon eine Stunde prangen. Dies wird ein schwarzer Tag für jemand werden. – Ratcliff-
RATCLIFF. Mein Fürst?
RICHARD. Die Sonne läßt sich heut nicht sehn; Der Himmel wölkt sich finster unserm Heer. Die tau'gen Tränen möcht ich weg vom Boden. – Nicht scheinen heut! Ei nun, was gilt das mir Mehr als dem Richmond? Denn derselbe Himmel, Der mir sich wölkt, sieht trüb herab auf ihn.
(Norfolk tritt auf.)
NORFOLK. Auf, auf, mein Fürst! Der Feind stolziert im Feld.
RICHARD. Kommt, tummelt, tummelt euch! Mein Pferd gezäumt! – Ruft Stanley auf, heißt seine Schar ihn bringen. – Ich führe meine Truppen in die Ebne, Und so soll meine Schlacht geordnet sein: Die Vorhut soll sich in die Länge dehnen, Aus Reitern und aus Knechten gleich gemischt; Die Schützen sollen in der Mitte stehn; John, Herzog Norfolk, Thomas, Graf von Surrey Soll'n dieser Knecht' und Reiter Führer sein. Die so geordnet, woll'n wir folgen Mit unserm Hauptheer, das auf beiden Flügeln Verstärken soll der Kern der Reiterei. Dies, und Sankt George dazu! – Was meinst du, Norfolk?
NORFOLK. Eine gute Ordnung, kriegrischer Monarch. Dies fand ich heut in meinem Zelt.
(Gibt ihm einen Zettel.)
RICHARD (liest). "Hans von Norfolk, laß klüglich dir raten! Richerz dein Herr ist verkauft und verraten." Das ist ein Stück, vom Feinde ausgedacht. – Nun geht, ihr Herrn, auf seinen Posten jeder. Laßt plauderhafte Träum' uns nicht erschrecken; Gewissen ist ein Wort für Feige nur, Zum Einhalt für den Starken erst erdacht: Uns ist die Wehr Gewissen, Schwert Gesetz. Rückt vor! dringt ein! recht in des Wirrwarrs Völle! Wo nicht zum Himmel, Hand in Hand zur Hölle! Was hab ich mehr euch vorzuhalten noch?
Bedenkt, mit wem ihr euch zu messen habt: Ein Schwarm Landläufer, Schelme, Vagabunden, Bretagner Abschaum, niedre Bauernknechte, Die ausgespien ihr übersättigt Land Zu tollen Abenteuern, sicherm Untergang. Ihr schlieft in Ruh': sie bringen Unruh' euch; Ihr seid mit Land, mit schönen Frau'n gesegnet: Sie wollen jenes einziehn, diese schänden. Wer führt sie als ein kahler Bursch, seit lange Von unsrer Mutter in Bretagn' ernährt? Ein Milchbart, einer, der sich lebenslang Nicht über seine Schuh' in Schnee gewagt? Peitscht dies Gesinde! übers Meer zurück! Stäupt fort dies freche Lumpenpack aus Frankreich, Die Bettler, hungrig, ihres Lebens müde, Die schon gehängt sich hätten, arme Ratzen, Wär' nicht der Traum von dieser läpp'schen Fahrt! Soll'n wir besiegt sein, nun, so sei's durch Männer, Und nicht durch die Bastarde von Bretagnern, Die unsre Väter oft in ihrem Lande Geschlagen, durchgedroschen und gewalkt Und sie der Schand' urkundlich preisgegeben. Solln diese unsre Länderei'n besitzen? Bei unsern Weibern liegen? unsre Töchter Bewält'gen? – Horcht! ich höre ihre Trommeln.