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Kitabı oku: «Timon von Athen», sayfa 5

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Vierter Aufzug

Erste Scene

(Ein Plaz ausser den Mauern von Athen.)

(Timon tritt auf.)

Timon. Laßt mich noch einmal nach euch zurüksehen, o ihr Mauern, die diese Wölfe umzingeln! Versink' in den Erdboden, Athen! ihr vermählten Frauen, werdet unkeusch! ihr Kinder empört euch wider eure Eltern, und Sclaven und wahnwizige mögen den ehrwürdigen grauen Senat von seinen Bänken reissen, und an ihrer Stelle den Staat regieren! Gieb dich der allgemeinen Unzucht Preiß, unreiffe Jungferschaft, thut es vor euerer Eltern Augen! haltet fest, ihr Bankerotierer; eh ihr den Rüken kehret, die Messer heraus, und schneidet euern Gläubigern die Kehlen ab! Stehlt, ihr Sclaven; euere ehrsamen Herren sind nur Diebe mit längern Händen, und stehlen unter dem Schuz der Geseze. In deines Herrn Bette, Mädchen; deine Frau ist im Bordell. Sechszehnjähriger Sohn, reiß deinem alten hinkenden Vater die Krüke aus der Hand, und schlag ihm damit das Hirn aus! Furcht und Mitleiden, Scheu vor den Göttern, Friede, Gerechtigkeit, Wahrheit, häusliche Zucht, Nacht-Ruhe, Nachbarschaft, Unterricht, Sitten, Religions-Gebräuche, Unterschied der Stände, Herkommen, Gewohnheiten und Geseze, artet in euer zerrüttendes Gegentheil aus, und nichts als die Zerrüttung bestehe! – Ihr Plagen alle, deren der Mensch fähig ist, häuffet eure gährenden anstekenden Fieber über Athen zusammen; es ist reif zum Untergang! Du kalte Gicht, mach' unsre Rathsherren zu Krüppeln, damit ihre Glieder so lahm seyn mögen als ihre Aufführung! Zaumlose Ueppigkeit und wilde Frechheit kriech in die Herzen und in das Mark unsrer Jugend, daß sie dem Strom der Tugend entgegen arbeiten, und sich selbst in Ruchlosigkeit ertränken! Kräze und Eyterbeulen überdeken jeden Atheniensischen Busen, und ihr Kropf sey lauter Aussaz; ein Athem steke den andern an, damit ihre Gesellschaft (wie ihre Freundschaft) durch und durch vergiftet sey. Nichts will ich aus dir hinaustragen als Naktheit, du abscheuliche Stadt! Nimm noch, mit vervielfachten Flüchen, diese Versicherung: Timon will in den Wald, wo er die wildesten Thiere milder als den Menschen finden wird. Die Götter verderben (o hört mich, ihr guten Götter alle!) die Athenienser inner- und ausserhalb ihrer Mauern, und verleihen, daß mit jedem Tage seines Lebens Timons Haß gegen das ganze Geschlecht der Menschen wachse!

(Geht ab.)

Zweyte Scene

(Verwandelt sich in Timons Haus.)

(Flavius mit zween oder dreyen Bedienten.)

1. Bedienter. Hört ihr, guter Herr Verwalter, wo ist unser Herr? Sind wir verdorben, ist alles aus, ist nichts übrig?

Flavius. Ach, meine lieben Cameraden, was soll ich euch sagen? So wahr als ich wünsche, daß die wohlthätigen Götter sich meiner erinnern, ich bin so arm als ihr.

1. Bedienter.

Daß ein solches Haus gebrochen, ein so edler Herr gefallen seyn soll! Alles hin! und nicht ein einziger Freund, der ihm in seinem Unglük unter die Arme greiffe?

2. Bedienter.

Wie wir uns von einem Bekannten wegwenden, der in sein Grab gesenkt worden, so schleichen seine Freunde von seinem begrabnen Glüksstand alle hinweg, hinterlassen ihm ihre treulosen Schwüre und Versprechungen; und er selbst, ein dem freyen Himmel preißgegebner Bettler, mit einem Uebel das alle Welt von ihm scheucht, mit Dürftigkeit behaftet, geht, bleibt, gleich der Verachtung, allein. —

Noch mehr von unsern Cameraden. (Es treten noch einige Bediente auf.)

Flavius.

Lauter zerbrochnes Geräthe eines zerstörten Hauses!

3. Bedienter. Doch tragen unsre Herzen noch Timons Liverey, das seh' ich in euer aller Gesicht. Wir sind noch alle Cameraden, die, da sie ihrem Herrn sonst nichts mehr dienen können, ihre Treu durch ihren Kummer zeigen. Unsre Barke ist lek, und wir armen Tropfen stehen auf dem sinkenden Verdek, und hören die Wellen dräuen; wir müssen alle in dem Meer der weiten Luft, jeder so gut er kan, seine Rettung suchen.

Flavius. Meine guten Cameraden, ich will das äusserste meines Vermögens mit euch theilen. Wo wir uns jemals wieder antreffen, wollen wir, um Timons willen, immer gute Freunde seyn, unsre Köpfe schütteln, und sagen: Wir haben bessere Tage gesehen. Jeder nehme seinen Antheil; nein, streket alle eure Hände aus – Kein Wort mehr —

(Er giebt ihnen Geld, sie umarmen einander und scheiden, der eine diesen, der andre einen andern Weg.)

Wer wollte sich Reichthum wünschen, wenn Reichthum in Elend und Verachtung aufhört? Wer wollte (nach diesem Beyspiel,) sich durch einen Traum von schimmerndem Glük und Freundschaft täuschen lassen? Durch ein Gepränge von Herrlichkeit und Wohlleben, aber alles nur gemahlt, wie diese gefirnißten Freunde! Mein armer redlicher Herr! durch sein eignes gutes Herz so weit herunter gebracht! Durch Güte zu Grunde gerichtet! Wie seltsam, daß zuviel Güte eines Menschen gröste Sünde seyn soll! Unbegränzte Güte macht Götter, und verderbt Menschen – Mein theurester Herr, einst so glüklich um desto elender, so reich um desto dürftiger zu seyn; dein grosser Wohlstand ist die Gelegenheit zu deinen grösten Widerwärtigkeiten worden! Ach! der gütige Herr! Er ist in Wuth aus dem undankbaren Siz unnatürlicher Freunde geflohen, und hat nichts mit sich genommen, was sein Leben unterhalten, oder diesen Unterhalt verschaffen kan. Ich will ihm folgen und ihn aufsuchen; ich will ihm um seines Herzens willen immer mit bestem Willen dienen, und, so lang ich Gold habe, immer sein Verwalter bleiben.

(Er geht ab.)

Dritte Scene

(Der Wald.)

(Timon tritt auf.)

Timon. O Sonne, Quelle der segensvollesten Einflüsse, ziehe faule Dünste aus der Erde, und vergifte die Luft unter deiner Schwester Kreis – Zwillings-Brüder, zugleich gezeugt, von einer Mutter gebohren und gesäugt, sind im Glüke getheilt. Der Grössere verschmäht den Kleinern. Die menschliche Natur selbst, sie, die von so unzählbaren Uebeln belagert wird, kan zu keinem grossen Glüke kommen, ohne sich ihrer selbst zu schämen. Erhebt mir diesen Bettler und zieht mir diesen Lord aus, so wird der Lord so verachtet seyn, als ob er zum Bettler gebohren worden wäre, und der Bettler geehrt werden, als ob er kein gebohrner Bettler wäre. Es ist die Weide, die des Widders Seiten spikt, und der Mangel, der ihn mager macht. Wo ist der, dem die Aufrichtigkeit seiner eignen unverfälschten Seele den Muth giebt aufzustehen, und zu sagen: Dieser Mann ist ein Schmeichler? Wenn einer es ist, sind es alle; denn jede Stuffe des Glüks findt ihre Schmeichler eine Stuffe niedriger; der gelehrte Kopf bükt sich vor dem goldnen Narren; alles ist krumm, es ist nichts gerades in unsrer verfluchten Natur, als unverbesserliche Büberey. So sey dann alle Gesellschaft und alle Gemeinschaft mit Menschen von mir verabscheut! Alle von seiner Gattung, ja sich selbst hasset Timon. Verderben über das ganze Menschen-Geschlecht! – Erde, gieb mir Wurzeln.

(Er gräbt die Erde auf.)

Wer etwas bessers von dir begehrt, dem würze den Rachen mit deinem würksamsten Gifte! – Was ist hier! Gold! gelbes, blinkendes, feines Gold? Nein, ihr Götter, das verlangt' ich nicht von euch; Wurzeln, gütiger Himmel! Nur so viel von diesem hier ist genug, weiß, schwarz; schön, häßlich; unrecht, recht; niederträchtig, edel; ein altes Gesicht, jung; und eine feige Memme, tapfer zu machen. Ihr Götter, wozu das? warum das? Ihr Götter! wie, das kan eure Priester von eurer Seite loken, und Leute mit frischem Herzen ins Grab befördern; dieser gelbe Sclave kan geheiligte Bündnisse zusammenkütten und auflösen; dem Verfluchten Segnungen, und dem grindigen Aussaz Anbetung zuziehen; Diebe zu Ehrenstellen erheben und ihnen neben den Senatoren, Titel, Kniebeugungen und Beyfall geben: Diß ist's, was die bekümmerte Wittwe wieder freyen macht, und was einer von Geschwüren und Krebsschäden zerfressenen Candidatin des Siechenhauses, durch seine balsamische Kraft die frische Anmuth der Jugendblüthe wieder giebt. Komm, du verdammte Erde, du gemeine Meze des menschlichen Geschlechts, die so viel Lermens unter der Rotte der Nationen macht —

(Man hört von fern einen Marsch.)

Ha, eine Trummel – Du bist sehr lebendig, aber ich will dich doch begraben; wenn deine podagrische Besizer nicht mehr stehen, kanst du noch davon lauffen – Doch nein, bleib noch ein wenig da, ich will dich für Handgeld gebrauchen.

(Er stekt eine Anzahl Goldstüke zu sich.)

Vierte Scene

(Alcibiades zieht auf eine kriegrische Weise mit Trummel und Pfeiffen auf; und Phrynia und Timandra.)

Alcibiades.

Wer bist du hier? Sprich!

Timon. Eine Bestie, wie du bist. Daß der Krebs dein Herz dafür durchfresse, daß du mir wieder ein menschliches Gesicht zu sehen giebst!

Alcibiades. Wie ist dein Name? Ist der Mensch dir so verhaßt, und du bist selbst ein Mensch?

Timon. Ich bin Misanthropos, und hasse das menschliche Geschlecht. Was dich betrift, so wünscht' ich, du wär'st ein Hund, damit ich dich ein wenig lieben könnte.

Alcibiades. Ich kenne dich wol; aber was für Unfälle dir zugestossen seyn müssen, davon weiß ich nichts.

Timon. Ich kenne dich auch, und verlange nicht mehr von dir zu wissen, als ich weiß; zieh deiner Trummel nach, färbe den Boden mit Menschen- Blut; roth, roth; – Religions-Gebräuche, bürgerliche Geseze sind grausam, was soll dann der Krieg seyn? Diese faule Meze hier hat mit allen ihren Cherubin-Bliken mehr Zerstörung in sich als dein Schwerdt.

Phrynia.

Daß dir die Lippen verfaulen!

Timon.

Das könnte nur begegnen wenn ich dich küßte, und das will ich nicht.

Alcibiades.

Wie kam der edle Timon zu diesem Wechsel?

Timon.

Wie der Mond, weil er kein Licht mehr zu geben hatte; aber ich konnte mich nicht wieder erneuern wie der Mond, denn es waren keine Sonnen da, von denen ich hätte borgen können.

Alcibiades.

Edler Timon, was für Freundschaft kan ich dir erweisen?

Timon.

Keine, als mich in meiner Meynung zu bestärken.

Alcibiades.

Was ist diese, Timon?

Timon. Mir Freundschaft zu versprechen, und keine zu halten. Wenn du mir keine versprechen willst, so verderben dich die Götter! denn du bist ein Mensch; und wenn du sie hältst, so sollen sie dich gleichfalls verderben, denn du bist ein Mensch.

Alcibiades. Es sind mir einige verworrne Nachrichten von deinen Unglüksfällen zu Ohren gekommen.

Timon.

Du sahst sie, wie ich im Wohlstand saß.

Alcibiades.

Ich seh sie izt, damals war eine glükliche Zeit.

Timon.

Wie die deinige izt ist, zwischen einem Paar Mezen.

Timandra. Ist das der allgemeine Liebling von Athen, von dem die Welt so viel rühmliches sagte?

Timon.

Bist du Timandra?

Timandra.

Ja.

Timon. Bleib immer eine Hure; die lieben dich nicht, die dich gebrauchen; häng ihnen Krankheiten an, wenn sie ihre Lust mit dir gebüßt haben; mach einen guten Gebrauch von deinen bittern Stunden, bringe die Sclaven zu Schwiz-Kästen und Bädern, bring die rosenwangichte Jugend zur Hunger-Cur5, und zur Diät.

Timandra.

An den Galgen, du Ungeheuer.

Alcibiades. Vergieb, meine liebe Timandra, seine Wiederwärtigkeiten haben seinen Verstand überwältiget. Ich habe nur wenig Geld übrig, wakrer Timon, und der Mangel daran verursacht täglichen Aufruhr unter meiner abgemergelten Kriegs-Schaar. Ich hörte mit Bekümmerniß, wie das verfluchte Athen, deiner Verdienste uneingedenk, und undankbarlich der Zeit vergessend, da sie ohne dein Schwerdt und deine Reichthümer, von ihren Nachbarn mit Füssen zertreten worden wären —

Timon.

Ich bitte dich, laß deine Trummel rühren, und geh' deines Wegs.

Alcibiades.

Ich bin dein Freund, und habe Mitleiden mit dir, mein liebster Timon.

Timon. Wie kanst du Mitleiden mit dem haben, den du beunruhigest; ich wollte lieber allein seyn.

Alcibiades.

Nun, so fahr wohl; hier hast du Gold.

Timon.

Behalt es, ich kan es nicht essen.

Alcibiades.

Wenn ich das stolze Athen in einen Steinhauffen umgekehrt habe —

Timon.

Ziehst du gegen Athen?

Alcibiades.

Ja, Timon, und aus einer gerechten Ursache.

Timon. Die Götter verderben sie alle durch deine Hand, und wenn du sie vernichtet hast, dich auch!

Alcibiades.

Warum mich, Timon?

Timon. Weil du gebohren wardst, durch Ermordung von Bösewichtern mein Vaterland zu Grunde zu richten. Ließ dein Gold wieder auf. Geh weiter, hier ist noch mehr Gold, geh; sey wie eine Planetarische Seuche, wenn Jupiter über irgendeine lastervolle Stadt sein Gift in die sieche Luft aushängt; laß dein Schwerdt nicht einen einzigen überspringen; schone dem ehrwürdigen Greis nicht um seines weissen Barts willen, er ist ein Wucherer; schlage die Ehefrau nieder, ihr Kleid allein ist ehrlich, sie ist eine Kupplerin. Laß nicht die jungfräuliche Wange dein schneidendes Schwerdt stumpf machen; schone dieses milchweissen Busens nicht, der unter dem gläsernen Flor zu den Augen der Männer emporschwillt, er ist ein schändlicher Verräther. Schone nicht des Säuglings, dessen kindisches Lächeln Narren zur Erbarmung zwingt; denk es ist ein Bastard, von dem ein dunkles Orakel vorhergesagt hat, daß er dir die Kehle abschneiden soll, und zerhak' ihn ohne Bedenklichkeit. Verschwöre dich wider jeden Gegenstand, der dein Herz erweichen könnte; leg' eine Rüstung um deine Ohren und deine Augen, deren Stählung weder das Heulen der Mütter, das Geschrey der Jungfrauen, und das Wimmern der Kinder; noch der Anblik von Priestern, deren Blut über ihre heiligen Kleider herab strömt, nur um eine Nadelspize durchdringen möge. Hier ist Gold, deine Soldaten zu bezahlen. Verbreite Verderben um dich her, geh', und wenn du deine Wuth ausgelassen hast, so verdirb selbst! Antworte nicht, geh!

Alcibiades. Hast du noch Gold? Ich nehme das Gold an, das du mir giebst, und lasse dir deinen Rath.

Timon.

Du folgest ihm oder nicht, so falle der Fluch des Himmels auf dich!

Timandra, Phrynia.

Gieb uns auch etwas Gold, guter Timon; hast du noch mehr?

Timon. Genug, um zu machen daß eine Hure ihr Handwerk verschwöre und eine – Kupplerin werde. Hebt auf, ihr Schlütten**, die Schürze auf! Ihr seyd nicht eydfähig, ob ich gleich weiß, daß ihr schwören würdet; schwören, daß die unsterblichen Götter die euch hören, vor Entsezen schaudern müßten. Spart eure Schwüre, ich will euerm blossen Versprechen glauben. Bleibt immer Huren, und dem, dessen frommer Zuspruch euch bekehren will, dem macht es dreymal ärger als den übrigen; ködert ihn an, brennt ihn bis auf die Knochen; laßt nicht eher von ihm ab, biß euer Feuer über seinem Rauch Meister wird; doch sollt ihr dafür alle Jahre sechs Monate eine ganz entgegengesezte Mühe haben. Sezt euch falsche Haare an, und dekt eure arme dünne Schädel mit Aufsäzen von Todten (wenn schon einige davon gehangen sind, das hindert nichts); tragt sie, betrügt damit, und h** immer auf ihren Credit hin; schminkt euch, bis ein Pferd in euerm Gesicht steken bleiben möchte; der Henker hole die Runzeln!

Beyde. Gut, gut, nur mehr Gold; glaubt uns, um Gold thun wir was ihr nur wollt.

Timon. Säet Auszehrung in ihre marklosen Knochen, lähmet ihre dünnen Beine, und dämpfet den männlichen Trieb. Brecht die Stimme des Advocaten, daß er untüchtig werde schlimme Sachen zu führen, und Rabulisten- Streiche durch sein Geschrey gut zu machen; stekt den Priester an, der wider die Triebe des Fleisches eifert und sich selbst nicht glaubt; herab mit der Nase, platt ab, nehmt ihm den Nasenknörpel ohne Verschonen, der, seinen Privat-Nuzen ausser Gefahr zu sezen, das gemeine Beste aufopfert. Macht krausköpfichte Spizbuben kahl, und laßt auch die jungen Eisenfresser nicht leer ausgehen, die mit ihren grossen Thaten pralen, und nur nicht eine Narbe davon aufzuweisen haben. Verpestet alle Welt, und ruhet nicht, bis ihr die Quelle der Vermehrung selbst gänzlich verstopft und ausgetroknet habt. – Hier ist mehr Gold für euch, bringt alle andre ins Verderben, dann verfaulet selbst und Misthauffen mögen euer aller Grab seyn.

Beyde.

Mehr Rath und mehr Geld, guter Timon.

Timon.

Ihr müßtet es erst besser verdienen; ihr habt nun euer Handgeld.

Alcibiades. Rührt die Trummel, und gegen Athen zu. Lebe wohl, Timon, wenn es mir gelungen seyn wird, will ich dich wieder besuchen.

Timon. Wenn mich die Hoffnung nicht betrügt, werd ich dich nicht mehr sehen.

Alcibiades.

Ich that dir nie was zu leide.

Timon.

Ja, du redtest Gutes von mir.

Alcibiades.

Nennst du das beleidigen?

Timon. Die Menschen erfahren es alle Tage. Geh deines Weges, pake dich, und nimm deine Dachshunde mit.

Alcibiades.

Wir sind ihm nur beschwerlich; rührt die Trummel!

(Alcibiades, Timandra und Phrynia gehen ab.)

Fünfte Scene

Timon. Daß die Natur noch zu eben der Zeit hungern soll, da der Unmuth über des Menschen Unbarmherzigkeit sie des Lebens überdrüßig macht! – Allgemeine Mutter, du deren unermeßliche Schoos und unbegrenzte Brust alles gebiehrt und säuget; o du, deren nemliche Zeugungs-Hize, woraus der stolze Mensch aufdunset, die schwarze Kröte zeugt, und die blaue Schlange, die goldflekichte Eidechs und den blinden vergifteten Wurm mit allem andern verabscheuten Ungeziefer, das Hyperions Feuer belebt: Gieb dem der alle deine menschlichen Söhne hasset, gieb ihm aus deinem unerschöpflichen Busen eine einzige arme Wurzel. Verstopfe deine fruchtbare gern empfangende Schooß; laß sie nichts mehr für den undankbaren Menschen hervorbringen. Geh nur mit Tygern, Drachen, Wölfen und Bären schwanger; schwill von neuen Ungeheuern auf, die dein emporgerichtetes Antliz dem umwölbenden Himmel nie gezeigt hat! – O! eine Wurzel – habet Dank, ihr Götter! – trokne deine lokern Adern auf, und deine vom Pflug zerrißne Schollen, aus denen der undankbare Mensch diese geistigen Säfte und diese niedlichen Bissen zieht, die sein reines Gemüth mit einem Fett umgeben, woran alle Betrachtung abglitscht.

5.(Tub-Fast), (Tonne-Fasten) im Englischen. Der Autor zielt auf die Venerische Seuche und ihre Würkungen. Die Cur derselben wurde in damaligen Zeiten entweder durch (Guaiacum), oder Mercurialische Salben gemacht; und in beyden Fällen wurde der Patient sehr warm und eingesperrt gehalten; das erste, damit der Schweiß befördert werde; und das andre, damit er sich nicht wieder erkälte, welches gefährlich war. Das Regimen beym Gebrauch des (Guaiacum), oder (Lignum Sanctum) (sagt Dr. Friend in seiner Geschichte der Arzney- Kunst, 2. Theil, S. 380.) war anfangs mit ausserordentlichen Umständen begleitet, und so strenge, daß der Patient in ein enges dunkles Loch gesperrt wurde, damit er desto besser schwizen möchte; und durch diese Veranstaltung wurde, wie sich Fallopius ausdrukt, der ganze Mensch bis auf die Knochen selbst durchgebeizt. Wisemann sagt, in England habe man sich zu diesem Zwek, anstatt der anderwärts üblichen Keller, Bak-Ofen, u. d. gl. einer Tonne bedient. Was die Unction betrift, so wurde sie zuweilen sieben und dreyßig Tage fortgesezt, wie er S. 375. bemerkt, und während dieser ganzen Zeit war eine ausserordentliche Abstinenz nothwendig. Daher dann das Wort (Tub-Fast.) Warbürton. ** Ein Provinzial-Wort für das Englische (Slut), für welches dem Uebersezer kein hochdeutsches Wort bekannt ist.