Kitabı oku: «Wie es Euch gefällt»
Personen:
Der Herzog, (in der Verbannung)
Friedrich, (Bruder des Herzogs und Usurpator seines Gebiets)
Amiens (und) Jacques, (Edelleute, die den Herzog in der Verbannung begleiten)
Le Beau, (ein Hofmann in Friedrichs Diensten)
Charles, (Friedrichs Ringer)
Oliver, Jakob (und) Orlando, (Söhne des Freiherrn Roland de Bois)
Adam (und) Dennis, (Bediente Olivers)
Probstein, (der Narr)
(Ehrn) Olivarius Textdreher, (ein Pfarrer)
Corinnus (und) Silvius, (Schäfer)
Wilhelm, (ein Bauernbursche, in Käthchen verliebt)
(Eine Person, die den Hymen vorstellt)
Rosalinde, (Tochter des vertriebnen Herzogs)
Celia, (Friedrichs Tochter)
Phöbe, (eine Schäferin)
Käthchen, (ein Bauernmädchen)
(Edelleute der beiden Herzoge, Pagen, Jäger und andres Gefolge)
Die Szene ist anfänglich bei Olivers Hause; nachher teils am Hofe des Usurpators, teils im (Ardenner Wald)
Erster Aufzug
Erste Szene
Olivers Garten
(Orlando und Adam treten auf)
Orlando. Soviel ich mich erinnre, Adam, war es folgendergestalt: Er vermachte mir im Testament nur ein armes Tausend Kronen und, wie du sagst, schärfte meinem Bruder bei seinem Segen ein, mich gut zu erziehn, und da hebt mein Kummer an. Meinen Bruder Jakob unterhält er auf der Schule, und das Gerücht sagt goldne Dinge von ihm. Was mich betrifft, mich zieht er bäurisch zu Hause auf, oder eigentlicher zu sagen, behält mich unerzogen hier zu Hause. Denn nennt Ihr das Erziehung für einen Edelmann von meiner Geburt, was vor der Stallung eines Ochsen nichts voraus hat? Seine Pferde werden besser besorgt; denn außer dem guten Futter lernen sie auch ihre Schule, und zu dem Ende werden Bereiter teuer bezahlt; aber ich, sein Bruder, gewinne nichts bei ihm als Wachstum, wofür seine Tiere auf dem Mist ihm ebenso verpflichtet sind wie ich. Außer diesem Nichts, das er mir im Überfluß zugesteht, scheint sein Betragen das Etwas, welches die Natur mir gab, von mir zu nehmen; er läßt mich mit seinen Knechten essen, versperrt mir den brüderlichen Platz und, soviel an ihm liegt, untergräbt er meinen angebornen Adel durch meine Erziehung. Das ist's, Adam, was mich betrübt, und der Geist meines Vaters, der, denke ich, auf mir ruht, fängt an, sich gegen diese Knechtschaft aufzulehnen. Ich will sie nicht länger ertragen, wiewohl ich noch kein kluges Mittel weiß, ihr zu entgehen.
Adam
Dort kommt mein Herr, Euer Bruder.
(Oliver tritt auf.)
Orlando
Geh beiseit, Adam, und du sollst hören, wie er mich anfährt.
Oliver
Nun, Junker, was macht Ihr hier?
Orlando
Nichts. Man hat mich nicht gelehrt, irgend etwas zu machen.
Oliver
Was richtet Ihr denn zugrunde?
Orlando
Ei, Herr, ich helfe Euch zugrunde richten, was Gott gemacht hat,
Euren armen unwerten Bruder, mit Nichtstun.
Oliver
Beschäftigt Euch besser und seid einmal nichtsnutzig.
Orlando
Soll ich Eure Schweine hüten und Treber mit ihnen essen? Welches
verlornen Sohns Erbteil habe ich durchgebracht, daß ich in solch
Elend geraten mußte?
Oliver
Wißt Ihr, wo Ihr seid, Herr?
Orlando
O Herr, sehr gut! hier in Eurem Baumgarten.
Oliver
Wißt Ihr, vor wem Ihr steht?
Orlando. Ja, besser als der mich kennt, vor dem ich stehe. Ich kenne Euch als meinen ältesten Bruder, und nach den sanften Banden des Bluts solltet Ihr mich ebenso kennen. Die gute Sitte der Nationen gesteht Euch Vorrechte vor mir zu, weil Ihr der Erstgeborne seid; aber derselbe Gebrauch beraubt mich meines Blutes nicht, wären auch zwanzig Brüder zwischen uns. Ich habe soviel vom Vater in mir als Ihr, obwohl Ihr der Verehrung, die ihm gebührt, näher seid, weil Ihr früher kamt.
Oliver
Was, Knabe?
Orlando
Gemach, gemach, ältester Bruder! Dazu seid Ihr zu jung.
Oliver
Willst du Hand an mich legen, Schurke?
Orlando
Ich bin kein Schurke! ich bin der jüngste Sohn des Freiherrn
Roland de Boys. Er war mein Vater, und der ist dreifach ein
Schurke, der da sagt, solch ein Vater konnte Schurken zeugen.
Wärst du nicht mein Bruder, so ließe meine Hand deine Kehle nicht
los, bis diese andre dir die Zunge für dies Wort ausgerissen hätte.
Du hast dich selber gelästert.
Adam. Liebe Herren, seid ruhig! um des Andenkens eures Vaters willen, seid einträchtig!
Oliver
Laß mich los, sag ich.
Orlando. Nicht eher, bis mir's gefällt. Ihr sollt mich anhören. Mein Vater legte Euch in seinem Testament auf, mir eine gute Erziehung zu geben. Ihr habt mich wie einen Bauern großgezogen, habt alle Eigenschaften, die einem Edelmann zukommen, vor mir verborgen und verschlossen gehalten. Der Geist meines Vaters wird mächtig in mir, und ich will es nicht länger erdulden; darum gesteht mir solche Übungen zu, wie sie dem Edelmann geziemen, oder gebt mir das geringe Teil, das mir mein Vater im Testament hinterließ, so will ich mein Glück damit versuchen.
Oliver
Und was willst du anfangen? Betteln, wenn das durchgebracht ist?
Gut, geht nur hinein, ich will mich nicht lange mit Euch quälen,
Ihr sollt zum Teil Euren Willen haben. Ich bitt Euch, laßt mich
nur.
Orlando. Ich will Euch nicht weiter belästigen, als mir für mein Bestes notwendig ist.
Oliver
Packt Euch mit ihm, alter Hund!
Adam. Ist "alter Hund" mein Lohn? Doch es ist wahr, die Zähne sind mir in Eurem Dienst ausgefallen. – Gott segne meinen alten Herrn, er hätte solch ein Wort nicht gesprochen.
(Orlando und Adam ab.)
Oliver. Steht es so? Fängst du an, mir über den Kopf zu wachsen? Ich will dir den Kitzel vertreiben und die tausend Kronen doch nicht geben. He, Dennis!
(Dennis kommt.)
Dennis
Rufen Euer Gnaden?
Oliver
Wollte nicht Charles, des Herzogs Ringer, mit mir sprechen ?
Dennis
Wenn es Euch beliebt: er ist hier an der Tür und bittet sehr um
Zutritt zu Euch.
Oliver
Ruft ihn herein.
(Dennis ab.)
Das wird eine gute Auskunft sein, und morgen ist der Wettkampf schon.
(Charles kommt.)
Charles
Euer Gnaden guten Morgen!
Oliver
Guter Monsieur Charles! – Was sind die neuesten Neuigkeiten am neuen
Hof?
Charles. Keine Neuigkeiten am Hof als die alten: nämlich, daß der alte Herzog von seinem jüngern Bruder, dem neuen Herzog, vertrieben ist, und drei oder vier getreue Herren haben sich in freiwillige Verbannung mit ihm begeben; ihre Ländereien und Einkünfte bereichern den neuen Herzog, darum gibt er ihnen gern Erlaubnis, zu wandern.
Oliver
Könnt Ihr mir sagen, ob Rosalinde, des Herzogs Tochter, mit ihrem
Vater verbannt ist?
Charles. O nein, denn des Herzogs Tochter, ihre Muhme, liebt sie so, da sie von der Wiege an zusammen aufgewachsen sind, daß sie ihr in die Verbannung gefolgt, oder gestorben wäre, wenn sie hätte zurückbleiben müssen. Sie ist am Hofe, und der Oheim liebt sie nicht weniger als seine eigne Tochter. Niemals haben sich zwei Frauen mehr geliebt als diese.
Oliver
Wo wird sich der alte Herzog aufhalten?
Charles
Sie sagen, er ist bereits im Ardenner Wald, und viele lustige Leute
mit ihm, und da leben sie wie Zigeunervolk. Es heißt, viele junge
Leute strömen ihm täglich zu und versaufen sorglos die Zeit wie im
Goldnen Alter.
Oliver
Sagt, werdet Ihr morgen vor dem neuen Herzoge ringen?
Charles. Ganz gewiß, Herr, und ich komme, Euch etwas zu eröffnen. Man hat mich unter der Hand benachrichtigt, daß Euer jüngster Bruder, Orlando, gewillt ist, gegen mich verkleidet einen Gang zu wagen. Morgen, Herr, ringe ich für meinen Ruhm, und wer ohne zerbrochene Gliedmaßen davonkommt, wird von Glück zu sagen haben. Euer Bruder ist jung und zart, und um Euretwillen sollte es mir leid tun, ihn so zuzurichten, wie ich doch meiner eignen Ehre wegen müßte, wenn er sich stellt. Darum kam ich aus Liebe zu Euch her, Euch Nachricht davon zu geben, damit Ihr ihn entweder von seinem Vorhaben zurückhaltet oder nicht übelnehmen mögt, was über ihn ergeht, weil er sich's doch selber zugezogen hat und es ganz gegen meinen Willen geschieht.
Oliver. Charles, ich danke dir für deine Liebe zu mir, die ich freundlichst vergelten will, wie du sehn sollst. Ich habe selbst einen Wink von dieser Absicht meines Bruders bekommen und unter der Hand gearbeitet, ihn davon abzubringen; aber er ist entschlossen. Ich muß dir sagen, Charles – er ist der hartnäckigste junge Bursch in Frankreich, voll Ehrgeiz, ein neidischer Nebenbuhler von jedermanns Gaben, ein heimlicher und niederträchtiger Ränkemacher gegen mich, seinen leiblichen Bruder. Darum tu nach Gefallen; mir wär's so lieb, du brächest ihm den Hals als die Finger; und du magst dich nur vorsehn, denn wenn du ihm nur eine geringe Schmach zufügst oder wenn er keine große Ehre an dir einlegen kann, so wird er dir mit Gift nachstellen, dich durch irgendeine Verräterei fangen und nicht von dir lassen, bis er dich auf diese oder jene Weise ums Leben gebracht hat; denn ich versichere dir – und fast mit Tränen sage ich es – : es lebt kein Mensch auf Erden, der so jung und so verrucht wäre. Ich spreche noch brüderlich von ihm; sollte ich ihn dir zergliedern, so wie er ist, so müßte ich erröten und weinen, und du müßtest blaß werden und erstaunen.
Charles. Ich bin herzlich erfreut, daß ich zu Euch kam. Stellt er sich morgen ein, so will ich ihm seinen Lohn geben. Wenn er je wieder auf die Beine kommt, so will ich mein Lebtag nicht wieder um den Preis ringen. Gott behüte Euer Gnaden!
(Ab.)
Oliver. Lebt wohl, guter Charles! – Nun will ich den Abenteurer anspornen. Ich hoffe, sein Ende zu erleben; denn meine Seele, ich weiß nicht warum, hasset nichts so sehr als ihn. Doch ist er von sanftem Gemüt, nicht belehrt und dennoch unterrichtet, voll edlen Trachtens, von jedermann bis zur Verblendung geliebt; und in der Tat so fest im Herzen der Leute, besonders meiner eignen, die ihn am besten kennen, daß ich darüber ganz geringgeschätzt werde. Aber so soll es nicht lange sein – dieser Ringer soll alles ins reine bringen. Es bleibt nichts zu tun übrig, als daß ich den Knaben dorthin hetze, was ich gleich ins Werk richten will.
(Ab.)
Zweite Szene
Eine Esplanade vor des Herzogs Palast
(Rosalinde und Celia treten auf)
Celia
Ich bitte dich, Rosalinde, liebes Mühmchen, sei lustig.
Rosalinde. Liebe Celia, ich zeige mehr Fröhlichkeit, als ich in meiner Gewalt habe, und du wolltest dennoch, daß ich noch lustiger wäre? Kannst du mich nicht lehren, einen verbannten Vater zu vergessen, so mußt du nicht verlangen, daß mir eine ungewöhnliche Lust in den Sinn kommen soll.
Celia. Daran sehe ich, daß du mich nicht in so vollem Maße liebst, wie ich dich liebe. Wenn mein Oheim, dein verbannter Vater, deinen Oheim, den Herzog, meinen Vater verbannt hätte, und du wärst immer bei mir geblieben, so hätte ich meine Liebe gewöhnen können, deinen Vater als den meinigen anzusehn. Das würdest du auch tun, wenn deine Liebe zu mir von so echter Beschaffenheit wäre als die meinige zu dir.
Rosalinde. Gut; ich will meinen Glücksstand vergessen, um mich an deinem zu erfreun.
Celia. Du weißt, mein Vater hat kein Kind außer mir und auch keine Aussicht, eins zu bekommen; und wahrlich, wenn er stirbt, sollst du seine Erbin sein; denn was er deinem Vater mit Gewalt genommen, will ich dir in Liebe wiedergeben. Bei meiner Ehre, das will ich, und wenn ich meinen Eid breche, mag ich zum Ungeheuer werden! Darum, meine süße Rose, meine liebe Rose, sei lustig!
Rosalinde. Das will ich von nun an, Mühmchen, und auf Späße denken. Laß sehen, was hältst du vom Verlieben?
Celia. Ei ja, tu's, um Spaß damit zu treiben. Aber liebe keinen Mann im wahren Ernst, auch zum Spaß nicht weiter, als daß du mit einem unschuldigen Erröten in Ehren wieder davonkommen kannst.
Rosalinde
Was wollen wir denn für Spaß haben?
Celia. Laß uns sitzen und die ehrliche Hausmutter Fortuna von ihrem Rade weglästern, damit ihre Gaben künftig gleicher ausgeteilt werden mögen.
Rosalinde
Ich wollte, wir könnten das; denn ihre Wohltaten sind oft gewaltig
übel angebracht, und am meisten versieht sich die freigebige blinde
Frau mit ihren Geschenken an Frauen.
Celia. Das ist wahr; denn die, welche sie schön macht, macht sie selten ehrbar, und die, welche sie ehrbar macht, macht sie sehr häßlich.
Rosalinde. Nein, da gehst du über von Fortunens Amt zu dem der Natur; Fortuna herrscht in den weltlichen Gaben, nicht in den Zügen der Natur.
(Probstein kommt.)
Celia. Nicht? wenn die Natur ein schönes Geschöpf gemacht hat, kann es Fortuna nicht ins Feuer fallen lassen? – Wiewohl uns die Natur Witz genug verliehen hat, um des Glücks zu spotten, schickt es nicht diesen Narren herein, dem Gespräch ein Ende zu machen?
Rosalinde. In der Tat, da ist das Glück der Natur zu mächtig, wenn es durch einen natürlichen Einfaltspinsel dem natürlichen Witz ein Ende macht.
Celia
Wer weiß, auch dies ist nicht das Werk des Glückes, sondern der
Natur, die unsern natürlichen Witz zu albern findet, um über solche
Göttinnen zu klügeln, und uns diesen Einfältigen zum Schleifstein
geschickt hat; denn immer ist die Albernheit des Narren der
Schleifstein der Witzigen. – Nun Witz, wohin wanderst du?
Probstein
Fräulein, Ihr müßt zu Eurem Vater kommen.
Celia
Seid Ihr als Bote abgeschickt?
Probstein
Nein, auf meine Ehre, man hieß mich nur nach Euch gehn.
Rosalinde
Wo hast du den Schwur gelernt, Narr?
Probstein. Von einem gewissen Ritter, der bei seiner Ehre schwur, die Pfannkuchen wären gut, und bei seiner Ehre schwur, der Senf wäre nichts nutz. Nun behaupte ich: die Pfannkuchen waren nichts nutz und der Senf gut, und doch hatte der Ritter nicht falsch geschworen.
Celia
Wie beweiset Ihr das in der Hülle und Fülle Eurer Gelahrtheit ?
Rosalinde
Ei ja, nun nehmt Eurer Weisheit den Maulkorb ab.
Probstein. Tretet beide vor, streicht euer Kinn und schwört bei euren Bärten, daß ich ein Schelm bin.
Celia
Bei unsern Bärten, wenn wir welche hätten, du bist einer.
Probstein. Bei meiner Schelmerei, wenn ich sie hätte, dann wär ich einer. Aber wenn ihr bei dem schwört, was nicht ist, so habt ihr nicht falsch geschworen; ebensowenig der Ritter, der auf seine Ehre schwur, denn er hatte niemals welche, oder wenn auch, so hatte er sie längst weggeschworen, ehe ihm diese Pfannkuchen und der Senf zu Gesicht kamen.
Celia
Ich bitte dich, wen meinst du?
Probstein
Einen, den der alte Friedrich, Euer Vater, liebt.
Celia
Meines Vaters Liebe reicht hin, ihm zur Ehre zu verhelfen. Genug,
sprecht nicht mehr von ihm; Ihr werdet gewiß nächstens einmal für
Euren bösen Leumund gestäupt.
Probstein. Desto schlimmer, daß Narren nicht mehr weislich sagen dürfen, was weise Leute närrisch tun.
Celia. Meiner Treu, du sagst die Wahrheit; denn seit das bißchen Witz, das die Narren haben, zum Schweigen gebracht worden ist, so macht das bißchen Narrheit, das weise Leute besitzen, große Parade. Da kommt Monsieur Le Beau. (Le Beau tritt auf.)
Rosalinde
Den Mund voll von Neuigkeiten.
Celia
Die er uns zukommen lassen wird, wie Tauben ihre Jungen füttern.
Rosalinde
Da werden wir also mit Neuigkeiten gemästet.
Celia
Desto besser, so stehn wir ansehnlicher zu Markt. Guten Morgen,
Monsieur Le Beau! was gibt es Neues?
Le Beau
Schöne Prinzessin, Euch ist ein guter Spaß entgangen.
Celia
Ein Spaß? wohin?
Le Beau
Wohin, Madame? wie soll ich das beantworten?
Rosalinde
Wie es Witz und Glück verleihen.
Probstein
Oder wie das Verhängnis beschließt.
Celia
Gut gesagt! Das war wie mit der Kelle angeworfen.
Probstein
Ja, wenn ich meinen Geschmack nicht behaupte —
Rosalinde
So verlierst du deinen alten Beigeschmack.
Le Beau. Ihr bringt mich aus der Fassung, meine Damen. Ich wollte euch von einem wackern Ringen erzählen, das ihr versäumt habt, mit anzusehn.
Rosalinde
Sagt uns doch, wie es dabei herging.
Le Beau. Ich will euch den Anfang erzählen und wenn es euer Gnaden gefällt, könnt ihr das Ende ansehn; denn das Beste muß noch geschehen, und sie kommen hieher, wo ihr seid, um es auszuführen.
Celia
Gut, den Anfang, der tot und begraben ist.
Le Beau
Es kam ein alter Mann mit seinen drei Söhnen —
Celia
Ich weiß ein altes Märchen, das so anfängt.
Le Beau
Drei stattliche junge Leute, vortrefflich gewachsen und männlich —
Rosalinde
Mit Zetteln am Halse: "Kund und zu wissen sei männiglich" —
Le Beau. Der älteste unter den dreien rang mit Charles, des Herzogs Ringer. Charles warf ihn in einem Augenblick nieder und brach ihm drei Rippen entzwei, so daß fast keine Hoffnung für sein Leben ist; ebenso richtete er den zweiten und den dritten zu. Dort liegen sie, und der arme alte Mann, ihr Vater, erhebt eine so jämmerliche Wehklage über sie, daß alle Zuschauer ihm mit Weinen beistehn.
Rosalinde
Ach!
Probstein
Aber welches ist der Spaß, Herr, der den Damen entgangen ist?
Le Beau
Nun, der, wovon ich spreche.
Probstein
So wird man alle Tage klüger! Das ist das erste, was ich höre, daß
Rippenentzweibrechen ein Spaß für Damen ist.
Celia
Ich auch, das versichere ich dir.
Rosalinde
Aber ist denn noch jemand da, den nach dieser Seitenmusik gelüstet?
Ist noch sonst wer auf zerbrochene Rippen erpicht? – Sollen wir das
Ringen mit ansehen, Muhme?
Le Beau
Ihr müßt, wenn ihr hier bleibt; denn sie haben diesen Platz zum
Kampfe gewählt; er wird gleich vor sich gehn.
Celia
Wirklich, dort kommen sie. Laß uns nun bleiben und zusehn.
(Trompetenstoß. Herzog Friedrich, Herren vom Hofe, Orlando,
Charles und Gefolge.)
Herzog Friedrich. Wohlan! Da der junge Mensch nicht hören will, so mag er auf seine eigne Gefahr vorwitzig sein.
Rosalinde
Ist der dort der Mann?
Le Beau
Das ist er, mein Fräulein.
Celia
Ach, er ist zu jung, doch hat er ein siegreiches Ansehn.
Herzog Friedrich
Ei, Tochter und Nichte! Seid ihr hierher geschlichen, um das
Ringen zu sehn?
Rosalinde
Ja, mein Fürst, wenn Ihr uns gütigst erlaubt.
Herzog Friedrich. Ihr werdet wenig Vergnügen daran finden: das kann ich euch sagen; das Paar ist zu ungleich. Aus Mitleid mit des Ausforderers Jugend möchte ich ihn gern davon abbringen, allein er läßt sich nicht raten. Sprecht mit ihm, Fräulein; seht, ob Ihr ihn bewegen könnt.
Celia
Ruft ihn hieher, guter Monsieur Le Beau.
Herzog Friedrich
Tut das, ich will nicht dabei sein.
(Der Herzog entfernt sich.)
Le Beau
Herr Ausforderer, die Prinzessinnen verlangen Euch zu sprechen.
Orlando
Ich bin ehrerbietigst zu ihrem Befehl.
Rosalinde
Junger Mann, habt Ihr Charles, den Ringer, herausgefordert?
Orlando. Nein, schöne Prinzessin; er ist der allgemeine Ausforderer; ich komme bloß, wie andre auch, die Kräfte meiner Jugend gegen ihn zu versuchen.
Celia. Junger Mann, Euer Mut ist zu kühn für Eure Jahre. Ihr habt einen grausamen Beweis von der Stärke dieses Menschen gesehn: wenn Ihr Euch selbst mit Euren Augen sähet oder mit Eurem Urteil erkanntet, so würde Euch die Furcht vor dem Ausgange ein gleicheres Wagstück anraten. Wir bitten Euch um Euer selbst willen, an Eure Sicherheit zu denken und das Unternehmen aufzugeben.
Rosalinde. Tut das, junger Mann; Euer Ruf soll deswegen nicht herabgesetzt werden. Es soll unser Gesuch beim Herzoge sein, daß das Ringen nicht vor sich gehe.
Orlando. Ich beschwöre euch, straft mich nicht mit euren nachteiligen Gedanken; ich erkenne mich selbst für schuldig, daß ich so schönen und vortrefflichen Fräulein irgend etwas verweigre. Laßt nur eure schönen Augen und freundlichen Wünsche mich zu meiner Prüfung geleiten. Wenn ich zu Boden geworfen werde, so kommt nur Schmach über jemand, der noch niemals in Ehren war; wenn umgebracht, so ist nur Jemand tot, der sich nichts andres wünscht. Ich werde meinen Freunden kein Leid zufügen, denn ich habe keine, mich zu beweinen, und der Welt keinen Nachteil, denn ich besitze nichts in ihr; ich fülle in der Welt nur einen Platz aus, der besser besetzt werden kann, wenn ich ihn räume.
Rosalinde
Ich wollte, das bißchen Stärke, das ich habe, wäre mit Euch.
Celia
Meine auch, um ihre zu ergänzen.
Rosalinde
Fahrt wohl! Gebe der Himmel, daß ich mich in Euch betrüge.
Celia
Eures Herzens Wunsch werde Euch zuteil.
Charles
Wohlan, wo ist der junge Held, dem so danach gelüstet, bei seiner
Mutter Erde zu liegen?
Orlando
Hier ist er, Herr; aber sein Wille hegt eine anständigere Absicht.
Herzog Friedrich
Ihr sollt nur (einen) Gang machen.
Charles. Ich stehe Euer Hoheit dafür, Ihr werdet ihn nicht zu einem zweiten bereden, nachdem Ihr ihn so dringend vom ersten abgemahnt habt.
Orlando. Ihr denkt nachher über mich zu spotten: so braucht Ihr's nicht vorher zu tun. Doch kommt zur Sache.
Rosalinde
Nun, Herkules steh dir bei, junger Mann!
Celia. Ich wollte, ich wäre unsichtbar, um dem starken Manne das Bein unterwegs ziehen zu können.
(Charles und Orlando ringen.)
Rosalinde
O herrlicher junger Mann!
Celia
Hätte ich einen Donnerkeil in meinen Augen, so weiß ich, wer zu
Boden sollte.
(Charles wird zu Boden geworfen. Jubelgeschrei.)
Herzog Friedrich
Nicht weiter! nicht weiter!
Orlando
Doch, wenn es Euer Hoheit beliebt! ich bin noch nicht recht ins
Schnaufen gekommen.
Herzog Friedrich
Wie steht's mit dir, Charles?
Le Beau
Er kann nicht sprechen, mein Fürst.
Herzog Friedrich
Tragt ihn weg. Wie ist dein Name, junger Mensch?
Orlando
Orlando, mein Fürst, der jüngste Sohn des Freiherrn Roland de Boys.
Herzog Friedrich
Ich wollt, du wärst sonst jemands Sohn gewesen.
Die Welt hielt deinen Vater ehrenwert,
Doch ich erfand ihn stets als meinen Feind.
Du würdst mir mehr mit dieser Tat gefallen,
Wenn du aus einem andern Hause stammtest.
Doch fahre wohl! du bist ein wackrer Jüngling!
Hättst du 'nen andern Vater nur genannt!
(Herzog Friedrich mit Gefolge und Le Beau ab.)
Celia
Wär ich mein Vater, Mühmchen, tät ich dies?
Orlando
Ich bin weit stolzer, Rolands Sohn zu sein,
Sein jüngster Sohn – und tauschte nicht den Namen,
Würd ich auch Friedrichs angenommner Erbe.
Rosalinde
Mein Vater liebte Roland wie sein Leben,
Und alle Welt war so wie er gesinnt.
Hätt ich zuvor den jungen Mann gekannt,
Den Bitten hätt ich Tränen zugesellt,
Eh er sich so gewagt.
Celia
Komm, liebe Muhme,
Laß uns ihm danken und ihm Mut einsprechen;
Denn meines Vaters rauhe Art und Groll
Gehn mir ans Herz. – Herr, Ihr habt Lob verdient;
Wenn Ihr im Lieben Eur Versprechen haltet,
Wie Ihr verdunkelt, was man sich versprach,
Ist Eure Liebste glücklich.
Rosalinde (gibt ihm eine Kette von ihrem Halse)
Junger Mann,
Tragt dies von mir, von einer Glückverstoßnen,
Die mehr wohl gäbe, fehlt' es nicht an Mitteln.
Nun, gehn wir, Muhme?
Celia
Ja – lebt wohl denn, edler Junker!
Orlando
Kann ich nicht sagen: Dank? mein beßres Teil
Liegt ganz darnieder; was noch aufrecht steht,
Ist nur ein Wurfziel, bloß ein leblos Holz.
Rosalinde
Er ruft uns nach – mein Stolz sank mit dem Glück —
Ich frag ihn, was er will. – Rieft Ihr uns, Herr? —
Herr, Ihr habt brav gekämpft und mehre noch
Besiegt als Eure Feinde.
Celia
Komm doch, Mühmchen.
Rosalinde
Ich komme schon. Lebt wohl!
(Rosalinde und Celia ab.)
Orlando
Welch ein Gefühl belastet meine Zunge?
Ich kann nicht reden, lud sie gleich mich ein.
(Le Beau kommt.)
Armer Orlando! du bist überwältigt,
Charles oder etwas Schwächers siegt dir ob.
Le Beau
Mein guter Herr, ich rat aus Freundschaft Euch
Verlaßt den Ort; wiewohl Ihr hohen Preis
Euch habt erworben, Lieb und echten Beifall,
So steht doch so des Herzogs Stimmung jetzt,
Daß er mißdeutet, was Ihr nun getan.
Der Fürst ist launisch; was er ist, in Wahrheit,
Ziemt besser Euch zu sehn, als mir zu sagen.
Orlando
Ich dank Euch, Herr, und bitt Euch, sagt mir dies:
Wer war des Herzogs Tochter von den beiden,
Die hier beim Ringen waren?
Le Beau
Von beiden keine, wenn's nach Sitten gilt;
Doch wirklich ist die kleinste seine Tochter,
Die andre, Tochter des verbannten Herzogs,
Von ihrem Oheim hier zurückbehalten
Zu seiner Tochter Umgang; ihre Liebe
Ist zärtlicher als schwesterliche Bande.
Doch sag ich Euch: seit kurzem hegt der Herzog
Unwillen gegen seine holde Nichte,
Der auf die Ursach bloß gegründet ist,
Daß sie die Welt um ihre Gaben preist
Und sie beklagt um ihres Vaters willen;
Und, auf mein Wort, sein Ingrimm auf das Fräulein
Bricht einmal plötzlich los. – Lebt wohl, mein Herr!
Dereinst in einer bessern Welt als diese
Wünsch ich mir mehr von Eurer Lieb und Umgang.
Orlando
Ich bleib Euch sehr verbunden; lebet wohl!
(Le Beau ab.)
So muß ich aus dem Dampf in die Erstickung,
Von Herzogs Druck in Bruders Unterdrückung. —
Doch Engel Rosalinde! —
(Ab.)