Kitabı oku: «Beziehungswirklichkeit im Personalmanagement des christlichen Krankenhauses - Proprium und strategischer Erfolgsfaktor», sayfa 3

Yazı tipi:

2. Spannungsfeld Theologie – Ökonomie

Im Personalmanagement des christlichen Krankenhauses treffen Theologie und Ökonomie zusammen und gehen eine auf die Praxis der Caritas ausgerichtete Verbindung ein. Im Zuge der interdisziplinären Ansiedlung der vorliegenden Arbeit ist es von Bedeutung, das grundsätzliche Zueinander von Theologie und Ökonomie anzusprechen und zu reflektieren.

Das christliche Krankenhaus ist als Ganzes ein konkreter Ort, an dem theologische und wirtschaftliche Ansätze und Ansprüche aufeinander treffen: In einem christlichen Krankenhaus realisiert die Kirche im Dasein für die Kranken den Auftrag Jesu Christi zur tätigen Nächstenliebe. Das christliche Menschenbild fließt ebenso wie die ethischen Prinzipien des Christentums in das Selbstverständnis solch eines Krankenhauses mit ein. Gleichzeitig ist ein christliches Krankenhaus aber auch eine Organisation, die gemäß den vorgegebenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie ein Unternehmen agieren und wirtschaften muss, um sein Überleben zu sichern.

Wie gehen nun eine theologisch gegründete Sichtweise – das christliche Krankenhaus als Ort gelebter Nächstenliebe – und ein wirtschaftswissenschaftliches Verständnis des christlichen Krankenhauses als Unternehmen zusammen? Mit dieser Frage wird gleichzeitig die Grundsatzfrage nach dem Zusammenhang von Theologie und Ökonomie sowie von Caritas/Diakonie und betriebswirtschaftlichen Handlungsweisen gestellt.22

Wichtige Hinweise zur erkenntnistheoretischen Grundlage des Zueinanders von Theologie und Ökonomie finden sich in der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ des II. Vatikanischen Konzils. In der Frage nach dem Verhältnis von göttlicher und irdischer Wirklichkeit wird dort ausdrücklich die Autonomie der so genannten irdischen Kultursachbereiche betont23, zu denen auch die Wirtschaft gehört: „Wenn wir unter Autonomie der irdischen Wirklichkeiten verstehen, dass die geschaffenen Dinge und auch die Gesellschaften ihre eigenen Gesetze und Werte haben, die der Mensch schrittweise erkennen, gebrauchen und gestalten muss, dann ist es durchaus berechtigt, diese Autonomie zu fordern. Das ist nicht nur eine Forderung der Menschen unserer Zeit, sondern entspricht auch dem Willen des Schöpfers. Durch ihr Geschaffensein selber nämlich haben alle Einzelwirklichkeiten ihren festen Eigenstand, ihre eigene Wahrheit, ihre eigene Gutheit sowie ihre Eigengesetzlichkeit und ihre eigenen Ordnungen, die der Mensch unter Anerkennung der den einzelnen Wissenschaften und Techniken eigenen Methode achten muss.“ (GS 36). Dieses Verständnis von der Autonomie der irdischen Wirklichkeit umfasst mithin auch die Ökonomie, die in ihrer Eigengesetzlichkeit und Eigenwertigkeit anerkannt wird. Gleichzeitig stellt das II. Vatikanische Konzil klar, dass eine recht verstandene Autonomie sich immer auf den göttlichen Schöpfungs- und Heilsplan rückzubinden hat. „Die legitime Autonomie der irdischen Wirklichkeit ist somit eine Autonomie in Beziehung zu Gottes Schöpfung.“24 Die Kohärenz der Welt mit dem Heilsplan Gottes darf in dieser relationalen Betrachtungsweise nicht außer Acht gelassen werden. Die Autonomie der irdischen Wirklichkeiten ist als eine relative Autonomie zu verstehen. Denn – so betonen die Konzilsväter – wird „mit den Worten ‘Autonomie der zeitlichen Dinge’ gemeint, dass die geschaffenen Dinge nicht von Gott abhängen und der Mensch sie ohne Bezug auf den Schöpfer gebrauchen könne, so spürt jeder, der Gott anerkennt, wie falsch eine solche Auffassung ist. […] Überdies wird das Geschöpf selbst durch das Vergessen Gottes unverständlich.“ (GS 36).

Auf der Basis dieser grundlegenden Verhältnisbestimmung kann für das Zueinander von Theologie und Ökonomie deutlich werden: Eine Position, die von Seiten der Theologie jegliche Erkenntnisse aus den Wirtschaftswissenschaften rigoros ablehnen würde, lässt sich auf diesem dargestellten Hintergrund nicht vertreten. Mögliche Befürchtungen, dass die Forderung nach Wirtschaftlichkeit den spezifischen Auftrag der Caritas behindere, würden hier zu kurz greifen und die autonome Eigenwertigkeit des wirtschaftlichen Handelns verkennen. Aber auch eine gegenteilige Haltung, welche die ökonomischen Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten unreflektiert und unkritisch übernimmt und überschätzt, ohne sie in Beziehung zu setzen mit Gott und seiner Schöpfung, ist nicht mit dem Grundverständnis einer relativen Autonomie der irdischen Wirklichkeit kompatibel. Es gilt hier, die Gefahr zu bedenken, dass unhinterfragt betriebswirtschaftliche Kategorien im theologisch gegründeten Handeln der Caritas so in den Vordergrund treten könnten, dass tatsächlich die genuin christliche Gestalt der Nächstenliebe nicht mehr erkennbar wäre.

Im Verhältnis von Theologie und Ökonomie sind aus christlicher Sicht weder grundsätzliche Ablehnung noch unkritische Angleichung gutzuheißen. Vielmehr wird eine Verhältnisbestimmung von theo-logischer und anthropo-logischer Wissenschaft zu suchen sein, die sich der gegenseitigen Verwiesenheit von Theologie und Anthropologie bewusst ist. Im christlichen Selbstverständnis sind Gott und Welt aufs Innigste zusammengerückt: „Indem Gott in Jesus Christus Mensch wird, ist das Göttliche so in das Menschliche eingetaucht, dass es von außen nicht einfach zu unterscheiden ist.“25 Welt und Gott, Schöpfungs- und Erlösungsordnung treten in Verbindung zueinander und sind nicht mehr getrennt voneinander zu betrachten.26 Die „Wirk“-lichkeiten und „Logiken“ Gottes (Theo-logie) und der Menschen (Anthropo-logie) sind einander ähnlich ohne miteinander gänzlich identisch zu sein. Die Verbindung zwischen diesen beiden „Wirk“-lichkeiten kann mit dem Begriff der „Ana-logie“ ins Wort gebracht werden: zwischen Gott und Welt besteht im christlichen Verständnis weder eine Identität noch eine Beziehungslosigkeit.27 „Zwei unterschiedliche ‘Wirk’-lichkeiten ereignen sich in analoger Weise, besitzen eine ähnliche Reaktions- und Ziellogik. Hervorzuheben ist dabei, dass sie nicht analog sind sondern analog geschehen.“28 Die Korrelation zwischen Logik der Schöpfung und Logik der Erlösung lässt sich somit als Struktur-Analogie (nicht Seins-Analogie) beschreiben.29 Theologie und Humanwissenschaften stehen miteinander in Beziehung30, und das gilt auch konkret für das Zueinander von Caritas und Ökonomie: Das caritative Handeln von Kirche geschieht in der Welt, unter den dort vorzufindenden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen. Aus der Korrespondenz von Anthropologie und Theologie heraus lässt sich auch für das Zueinander von Ökonomie und Caritas sagen, dass grundsätzlich ein Dialog zwischen beiden Wirklichkeiten möglich und gewollt ist. In der Begegnung zwischen Theologie und Ökonomie darf nicht eine Seite ganz untergehen. Vielmehr ist eine verantwortete Zusammenschau von Nöten, wie sie in der vorliegenden Untersuchung auf dem Weg der struktur-analogen Korrelation versucht wird. „Die geistige Wirklichkeit braucht einerseits die sachliche Dienstleistung, um sichtbar zu werden; die sachliche Dienstleistung braucht andererseits die geistige Wirklichkeit, um menschlich zu sein und zu bleiben.“31

Demgemäß ist eine undifferenzierte Marktanpassung caritativer Diakonie nicht denkbar – denn Liebe, gerade auch in der Form christlicher Nächstenliebe, lässt sich nicht in rein ökonomischen Kategorien erfassen. Ein verantwortetes wirtschaftliches Handeln der Caritas/Diakonie, das sich der relativen Autonomie der Ökonomie wertschätzend bewusst bleibt, ist jedoch unverzichtbar.32 Wirtschaftlichkeit und caritative Menschlichkeit schließen sich nicht aus. Vielmehr muss das Management eines christlichen Krankenhauses die Dimension „Christlichkeit“ genauso im Blick behalten wie die Dimension „Wirtschaftlichkeit“. Hierzu ist es notwendig, dass Theologen und Ökonomen zusammen in stetigem Dialog Ziele diskutieren und operationalisieren und dass so Nächstenliebe nicht nur gefordert, sondern auch im Betriebsprozess unterstützt und mittels moderner Managementinstrumente umgesetzt wird. Heute und in Zukunft kommt es für das christliche Krankenhaus darauf an, dass die Grundhaltung der Nächstenliebe zusammengebracht wird mit menschlichem Können, Fachlichkeit und Sachverstand, um damit die beiden Elemente kirchlicher Trägerschaft miteinander zu verbinden, die nur scheinbar Widersprüche sind: religiöse Motivation und zeitgemäßes Management.

Zu betonen ist jedoch nochmals, dass Theologie und Ökonomie in dieser Betrachtungsweise nicht gänzlich gleichgewichtet nebeneinander stehen. Zwar ist ein gegenseitiges Voneinanderlernen möglich und notwendig. Die vorliegende Arbeit will gerade auf diese Punkte ein besonderes Augenmerk legen. Der theologische Anspruch jedoch bleibt im Diskurs mit der Ökonomie immer als normativer Anhaltspunkt bestehen. Theologisch fundierte Inhalte, Werte und Ziele bilden die Grundlage christlichen Handelns – auch im christlichen Krankenhaus. Das wirtschaftliche Arbeiten in der christlichen Klinik muss sich an diesen Grundwerten ausrichten. In der caritativen Diakonie der Kirche hat sich Ökonomie – im Sinne einer relativen Autonomie des Kultursachbereiches Wirtschaft – theologisch zu verantworten.33 So ergeben sich im Zueinander von Theologie und Ökonomie auch Grenzen und bleibende Unterscheidungspunkte, auf die in der späteren Erarbeitung gesondert einzugehen sein wird.

22 Eine Grundsatzfrage, der hier nur in Hinweisen nachgegangen werden kann. Vgl. dazu: HAASS, Hanns-Stephan: Theologie und Ökonomie : Ein Beitrag zu einem diakonierelevanten Diskurs. Gütersloh : Gütersloher Verlagshaus, 2006; POMPEY, Heinrich (Hrsg.): Caritas im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit. Würzburg : Echter, 1997; QUASDORFF, Rolf-Gunter: Wie Diakonieunternehmen erfolgreich am Markt bestehen können : Betriebswirtschaftliche Handlungsweisen als Herausforderung für Kirche und Diakonie. Neukirchen-Vluyn : Neukirchener Verlag, 2005; FLEßA, Steffen; STÄDTLER-MACH, Barbara (Hrsg.): Konkurs der Nächstenliebe? : Diakonie zwischen Auftrag und Wirtschaftlichkeit. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 2001; OEHLSCHLÄGER, Rainer; BRÜLL, Hans-Martin (Hrsg.): Unternehmen Barmherzigkeit.

23 Vgl. zur Autonomie der irdischen Wirklichkeiten auch: LOSINGER, Anton: Der soziale Lehrauftrag der Kirche. In: RAUSCHER, Anton (Hrsg.): Handbuch der Katholischen Soziallehre. Berlin : Duncker & Humblot, 2008, S. 93-101

24 LOSINGER, Anton: Der soziale Lehrauftrag der Kirche, S. 97

25 SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ (Hrsg.): Caritas als Lebensvollzug der Kirche und als verbandliches Engagement in Kirche und Gesellschaft, S. 15.

26 Vgl. zu diesem Zueinander und der darin zum Ausdruck kommenden Wertschätzung der weltlichen Autonomie auch nochmals „Gaudium et spes“: „Wenn auch derselbe Gott Schöpfer und Erlöser ist, Herr der Profangeschichte und der Heilsgeschichte, so wird doch in eben dieser göttlichen Ordnung die richtige Autonomie der Schöpfung und besonders des Menschen nicht nur nicht aufgehoben, sondern vielmehr in ihre eigene Würde eingesetzt und in ihr befestigt.“ (GS 41).

27 Vgl. ausführlicher zu diesem Analogieverständnis, v.a. zur „Struktur-Analogie“ und ihrer philosophischen Grundlegung in Bezugnahme auf Heinrich ROMBACH: POMPEY, Heinrich: Beziehungstheologie – Das Zueinander theologischer und psychologischer „Wirk“-lichkeiten und die biblischtheologische Kontextualisierung von Lebens- und Leidenserfahrungen. In: POMPEY, Heinrich (Hrsg.): Caritas – Das menschliche Gesicht des Glaubens : Ökumenische und internationale Anstöße einer Diakonietheologie. Würzburg : Echter, 1997 (Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral Bd. 10), S. 92-127.

28 Ebd., S. 93f, Hervorhebungen im Original.

29 In der vorliegenden Arbeit wird daher das analoge Arbeiten, welches Korrelationen zwischen Wirtschaftswissenschaften und Theologie herstellt, im Sinne dieser „Struktur-Analogie“ nach ROMBACH/POMPEY verstanden. Alternativ wäre beispielsweise auch ein Zugang möglich gewesen, der die in dieser Arbeit zentrale Rede von der Beziehungswirklichkeit mit Rückgriff auf das Seins-Verständnis bei Klaus HEMMERLE verdeutlicht und auf diesem Weg einen Bezug zwischen Anthropologie und Theologie herstellt, vgl. dazu ergänzend Kap. I.4, S.35.

30 Das II. Vatikanische Konzil hat eindringlich die Pflicht der Kirche betont, „nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten“ (GS 4). Die Rede von den „Zeichen der Zeit“ entstammt aus der Theologie des französischen Missionstheologen Marie-Dominique CHENU (1895-1990), der die Vision einer Theologie und eines Glaubens entfaltete, „der mit der Zeit solidarisch ist“. Aus missionstheologischer Sicht kommt hier die Hochschätzung des theologischen Eigenwertes der Geschichte zum Ausdruck. Vgl. hierzu: BÜNKER, Arnd: Zwischen Scham und Charme – Theologische Vergewisserungen über Mission im weltkirchlichen Gespräch. In: KRANEMANN, Benedikt; PILVOUSEK, Josef; WIJLENS, Myriam (Hrsg.): Mission – Konzepte und Praxis der katholischen Kirche in Geschichte und Gegenwart. Würzburg : Echter, 2009, S. 11-28, v.a. S. 22-26. Eine solchermaßen der Geschichte zugewandte Theologie, wie sie hier von missionstheologischer Warte her deutlich wird, betont zugleich die Notwendigkeit und Legitimität theologischen Arbeitens, das die Geschichte und die Schöpfungswirklichkeit der Menschen aufgreift und mit der theologischen Reflexion verbindet – wie es in der vorliegenden Arbeit für das Zueinander von Theologie und Ökonomie angestrebt wird.

31 KLOSTERMANN, Siegfried: Management im kirchlichen Dienst : Über Sinn und Sorge kirchengemäßer Führungspraxis und Trägerschaft. Paderborn : Bonifatius, 1997, S. 129.

32 Es ist deutlich festzuhalten, dass der Ort wirtschaftlichen Handelns – der „Markt“ – in der Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ positiv gewürdigt wird als Ort moralischen Handelns: „Die Soziallehre der Kirche ist der Ansicht, dass wahrhaft menschliche Beziehungen in Freundschaft und Gemeinschaft, Solidarität und Gegenseitigkeit auch innerhalb der Wirtschaftstätigkeit und nicht nur außerhalb oder ‘nach’ dieser gelebt werden können. Der Bereich der Wirtschaft ist weder moralisch neutral noch von seinem Wesen her unmenschlich und antisozial. Er gehört zum Tun des Menschen und muss, gerade weil er menschlich ist, nach moralischen Gesichtspunkten strukturiert und institutionalisiert werden.“ (CiV 36)

33 Vgl. z.B. exemplarisch das Konzept der Diakonischen Unternehmenspolitik bei: JÄGER, Alfred: Diakonie als christliches Unternehmen : Theologische Wirtschaftsethik im Kontext diakonischer Unternehmenspolitik. 4. Aufl., Gütersloh : Gütersloher Verl.-Haus Mohn, 1993; JÄGER, Alfred: Diakonische Unternehmenspolitik : Analysen und Konzepte kirchlicher Wirtschaftsethik. Gütersloh : Gütersloher Verl.-Haus Mohn, 1992.

3. Hypothese: zentrale Bedeutung der Beziehungswirklichkeit

Für das Proprium des christlichen Krankenhauses spielt die Gestaltung der Beziehungswirklichkeit eine entscheidende Rolle. In der vorliegenden Arbeit wird die Hypothese vertreten, dass sich die Propriumsfrage an der im christlichen Krankenhaus erfahrbaren Beziehungswirklichkeit entscheidet. Im Beziehungsgeschehen zwischen Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen muss hierbei das christliche Profil spürbar werden und bei den Menschen ankommen. Der hierbei zu Grunde liegende Ansatz der Beziehungstheologie soll in der Folge näher erläutert werden.

Der beziehungstheologische Ansatz34 knüpft in struktur-analoger Weise an die Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft an, die jeder Interaktion und Kommunikation sowohl einen Inhalts- als auch einen Beziehungsaspekt zuordnet. In jeder Handlung und jeder Aussage steckt demnach sowohl ein Inhaltsaspekt, der durch die Frage nach dem „Was?“ gekennzeichnet ist, als auch ein Beziehungsaspekt, dem mit der Frage nach dem „Wie?“ nachgespürt werden kann. Auch die Theologie kennt eine analoge Unterscheidung – der Glaube besitzt eine Inhalts- und eine Beziehungsebene: Der Aspekt des „Fides quae creditur“ (Akkusativ des Glaubens) bezeichnet die Glaubensinhalte, das „Was“ des Glaubens. Diese Inhalte des Glaubens finden sich wieder in der Heiligen Schrift und in der kirchlichen Überlieferung, die sich z.B. in Konzilsaussagen, Glaubensbekenntnissen oder in Formulierungen von Theologen und Verantwortlichen der Kirche niederschlägt. Der zweite Aspekt des Glaubens versteht unter dem „Fides qua creditur“ (Dativ des Glaubens) die Art und Weise, das „Wie“ des Glaubens. Es geht hierbei um die gelebte Beziehung des Glaubenden zu Gott und zu seinen Mitmenschen. Hervorzuheben ist hierbei die grundlegende Bedeutung der Beziehungsdimension. Glaube ereignet sich als Beziehungsgeschehen, ist Kommunikation und interaktive Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen. Diese Beziehungs-„wirk“-lichkeit des Glaubens umfasst die Wirklichkeit des In-Beziehung-Stehens mit Gott und den Menschen, das Verbundensein in einer Grundhaltung der Liebe und Barmherzigkeit. Der Beziehungsaspekt des Fides-quacreditur geht dem Inhaltsaspekt voraus und bildet daher die Grundlage inhaltsbezogenen Glaubens: „Der gelebte Glaube bestimmt die Beziehung des Menschen zu sich wie zum Mitmenschen (Diakonie) und zu Gott (Liturgie). Theologisch geht es um die Art und Weise des Glaubens (fides qua creditur) und erst an zweiter Stelle um die Glaubensinhalte (fides quae creditur).“35

Die Unterscheidung von Beziehungsaspekt und Inhaltsaspekt lässt sich auch konkret auf die Bereiche der caritativen Diakonie der Kirche übertragen, wie z.B. auf das christliche Krankenhaus. Im christlichen Krankenhaus verbinden sich Fachlichkeit und Christlichkeit zu einem gemeinsamen Dienst für den Menschen. Die Fachlichkeit des Krankenhausbetriebes, mit seinem medizinischen, pflegerischen und wirtschaftswissenschaftlichem Fachwissen und -können, das „Was-getan-wird“, nimmt dabei primär Maß an den Erkenntnissen der Humanwissenschaften. Die Beziehungswirklichkeit drückt sich jedoch in der Art und Weise aus, wie ein Patient im christlichen Krankenhaus behandelt wird. In diesem „Wie-es-getan-wird“ kommt der christliche Geist einer Einrichtung zum Ausdruck, wenn in der Gestaltung der Beziehungswirklichkeit Maß an Gott genommen wird.

Der Fokus der vorliegenden Arbeit richtet sich auf die Beziehungswirklichkeit im Personalmanagement des christlichen Krankenhauses. Damit ist die Beziehungsdimension caritativen Helfens im Krankenhaus angesprochen. Der beziehungstheologische Ansatz soll hier mithelfen bei der Klärung und Bewahrung des christlichen Profils eines Krankenhauses. Die im Krankenhaus herrschende und erlebbare Beziehungswirklichkeit darf als zentraler Aspekt gelten, an dem sich ein christliches Profil und Proprium zeigt und entscheidet. In diesem Zusammenhang soll im Folgenden das Personalmanagement ins Zentrum der Erarbeitung gestellt werden. Patienten und Angehörige im christlichen Krankenhaus können eine christlich geprägte Beziehungswirklichkeit nur durch Menschen erfahren: der christliche Charakter eines Krankenhauses zeigt sich nicht durch inhaltlich geprägte Glaubensvermittlung, sondern entfaltet sich in einer personal vermittelten und gelebten Glaubenserfahrung. „Der christliche Glaube ist im Tiefsten Beziehungsrealität“36, und diese Beziehungsrealität kann nur durch die im christlichen Krankenhaus arbeitenden Menschen vermittelt werden. Dem Personal und dem Personalmanagement kommt demnach eine entscheidende Rolle zu bei der Aufgabe, eine christlich gestaltete Beziehungswirklichkeit für Patienten und Angehörige erfahrbar zu machen und so das Proprium des christlichen Krankenhauses zu sichern. Sollen die Mitarbeiter durch eine christlich geprägte Beziehungswirklichkeit das christliche Profil eines Hauses verlebendigen, so muss als Voraussetzung dazu bedacht werden, dass auch die Mitarbeiter selbst in der Art und Weise, wie sie von Vorgesetzten und vom Dienstgeber behandelt werden, den Geist christlicher Beziehungsrealität erfahren können. Hier steht zu fragen, wie die Mitarbeiter eines christlichen Krankenhauses in ihrem Arbeitsalltag die in einer Klinik herrschende Beziehungswirklichkeit erleben. Welche Impulse gibt hierbei das Personalmanagement des Krankenhauses und wie kann Führung und Personalmanagement die christliche Ausgestaltung des Beziehungsgeschehens unterstützen? Welche Anstöße und Hilfen kommen hier gegebenenfalls auch aus dem Bereich der Humanwissenschaften, d.h. aus der aktuellen personalwirtschaftlichen Diskussion, und können im Personalmanagement des christlichen Krankenhauses aufgegriffen werden? Welche theologischen Grundlinien sind bei der Gestaltung der Beziehungswirklichkeit zu beachten?

34 Vgl.: POMPEY, Heinrich: Beziehungstheologie. In: LThK, 3.Augl., Bd. 2, Sp. 358f; POMPEY, Heinrich: Beziehungstheologie – Das Zueinander theologischer und psychologischer „Wirk“-lichkeiten und die biblisch-theologische Kontextualisierung von Lebens- und Leidenserfahrungen, v.a. S. 106-109.

35 POMPEY, Heinrich: Caritas zwischen Ökonomisierung/Management und Anspruch der caritativ-diakonischen Praxis Jesu. In: LÜTTIG, Josef; SCHALLENBERG, Peter (Hrsg.): Caritatives Handeln zwischen Bibel und Bilanz. Münster : LIT, 1999, S. 5-54, hier S. 19.

36 POMPEY, Heinrich: Zur Neuprofilierung der caritativen Diakonie der Kirche, S. 53.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
446 s. 27 illüstrasyon
ISBN:
9783429060497
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Serideki 27 kitap " Beziehungswirklichkeit im Personalmanagement des christlichen Krankenhauses - Pr..."
Serinin tüm kitapları