Kitabı oku: «Kommunikationswissenschaft», sayfa 3
Literatur
Beck, Klaus (2017): Kommunikationswissenschaft. 5. überarbeitete Auflage. Konstanz, München, Konstanz, München: UVK Verlagsgesellschaft.
Brünner, Gisela; Fiehler, Reinhard; Kindt, Walther (2002): Angewandte Diskursforschung. Mannheim: Verlag für Gesprächsforschung.
Höflich, Joachim R. (1996): Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation. Grundlagen, organisatorische Medienverwendung, Konstitution 'elektronischer Gemeinschaften'. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwiss.; Imprint (Studien zur Kommunikationswissenschaft, 8).
Höflich, Joachim R. (2016): Der Mensch und seine Medien. Mediatisierte interpersonale Kommunikation: eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
Knape, Joachim (Hg.) (2005): Medienrhetorik. Tübingen: Attempto-Verlag.
Krotz, Friedrich (2007): Mediatisierung Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwiss.
Lenke, Nils (1995): Grundlagen sprachlicher Kommunikation Mensch, Welt, Handeln, Sprache, Computer. München: Fink (UTB).
Schmidt, Siegfried J.; Zurstiege, Guido (2000): Orientierung Kommunikationswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Orig.-Ausg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (Rowohlts Enzyklopädie, 55618).
Schulz von Thun, Friedemann (1982): Miteinander reden. Störungen und Klärungen; Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Orig.-Ausg., 16.–22. Tsd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Strohner, Hans (2006): Kommunikation. Kognitive Grundlagen und praktische Anwendungen. [Vollst. überarb. und erw. Neuaufl.]. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Watzlawick, Paul (1969): Menschliche Kommunikation Formen, Störungen, Paradoxien. Bern u.a.: Huber.
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Weiterführende Literatur
Burkart, Roland; Hömberg, Walter (2015): Das Erkenntnisobjekt „Kommunikation“ – eine fachbezogene Auswahl universaler Kommunikationstheorien. In: Burkart, Roland; Hömberg, Walter (Hg.) (2015): Kommunikationstheorien. Ein Textbuch zur Einführung. 8., durchges. und akt. Aufl. Wien: new acad. Press, S. 11–15.
Pürer, Heinz; Springer, Nina; Eichhorn, Wolfgang (2015): Grundbegriffe der Kommunikationswissenschaft. 1. Aufl. Stuttgart, Konstanz: UTB. Online verfügbar unter http://www.utb-studi-e-book.de/9783838542980.
Rau, Harald (2013): Einladung zur Kommunikationswissenschaft. Baden-Baden, Stuttgart: Nomos; UTB (utb-studi-e-book, 3915). Online verfügbar unter http://www.utb-studi-e-book.de/9783838539157.
Schmidt, Siegfried J. (2007): Kommunikationswissenschaft. Systematik und Ziele. Originalausg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Problemstellung und Fragen
1 Kennen Sie die Schwerpunktbildung Ihres eigenen Studiengangs? In welchem Verhältnis steht er zu den genannten Teildisziplinen? Wo liegt Ihr eigenes Interesse?
2 Erstellen Sie eine Prioritätenliste über Themen, mit denen sich eine Kommunikationswissenschaft Ihrer Meinung nach auseinandersetzen sollte! Finden Sie in den Kapitelhinweisen in diesem Band (direkte) Anknüpfungspunkte?
3 Das Interesse an der Kommunikation ist gesellschaftlich sehr vielfältig. Es gibt deutliche Unterschiede bei den wissenschaftlichen Entwicklungen zwischen der USA und Deutschland. Welche können Sie benennen? Wo würden Sie den Standort Ihres Studiengangs sehen? (Vgl. 1.2)
4 Um Kommunikation verstehen zu lernen, bedarf es der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Wo werden gegenwärtig die zentralen Forschungsfelder gesehen und wie wird das begründet? (Vgl. 1.2)
5 Mit Kommunikation haben sich ganz unterschiedliche Fachdisziplinen auseinandergesetzt. Welche haben früh erkannt, wie wichtig Erkenntnisse über Kommunikation für den Einzelnen und die Gesellschaft sind? (Vgl. 1.3)
6 Wer sich mit Kommunikation befassen will, wird mit ganz unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert. Die Übersicht im Abschnitt 1.4 vermittelt einen ersten Eindruck davon. Wenn Sie Ihr gegenwärtiges Verständnis von Kommunikation dazu ins Verhältnis setzen, wo finden Sie Übereinstimmungen und wo Differenzen? (Vgl. 1.4)
Kommunikation setzt Kommunizieren voraus – der Alltag der Kommunikation
Inhalt
2.1 Der Gebrauch des Wortes Kommunikation 20
2.2 Kommunikation braucht Umgebungen 24
2.3 Kommunikation setzt Ordnung voraus 28
2.4 Kommunikation als Wissenschaft – die Anfänge der Theoriebildung 34
2.5 Literatur 39
2.6 Problemstellung und Fragen 41
Überblick
Kommunikation scheint allgegenwärtig, aber nicht alles, was so scheint, ist Kommunikation. Akteure nutzen alles Mögliche zur Kommunikation, ob und was davon kommunikativ wirksam wird, ist nicht ohne weiteres bestimmbar. Sie suchen nach Indizien für das, was Kommunikation sein kann. Selber verfügen sie über vielfältige Erfahrungen mit Situationen und Umgebungen, wo bestimmte Verhaltensformen regelmäßig zum Kommunizieren genutzt werden. Kommunikation ist ein komplexes Phänomen. Daher muss die Wissenschaft, die sich mit Kommunikation beschäftigt, einzelne Phänomene, wie beispielsweise das Signal und seine Übertragbarkeit, das Zeichen und seinen kulturellen Kontext, den Wechsel von Sprecher zu Sprecher oder die Gesellschaft als Ort des Kommunizierens, in den Griff bekommen.
Das Wort Kommunikation hat viele Bedeutungen. Um über Kommunikation sprechen zu können, muss daher immer geklärt werden, in welchem praktischen und theoretischen Handlungskontext darüber geredet werden soll. Die Alltagserfahrung konfrontiert den Handelnden mit vielfältigen Problemen. Die Wissenschaft greift auf diese nur sehr selektiv zu und beschreibt lediglich Teilaspekte Albert Einstein (1927) verweist auf die Schwierigkeit, mit der sich eine Wissenschaft konfrontiert sieht, wenn sie ihren Blick auf ein Phänomen ausrichtet.
Werner Heisenberg zitiert Einstein 1927 in: Heisenberg (1969, S. 85)
Aber vom prinzipiellen Standpunkt aus ist es ganz falsch eine Theorie nur auf beobachtbare Größen gründen zu wollen. Denn es ist ja in Wirklichkeit umgekehrt. Erst die Theorie entscheidet darüber, was man beobachten kann.
Der Gebrauch des Wortes KommunikationKommunikationBegriff
Was Kommunikation ist, weiß eigentlich jeder, was Kommunikation bedeutet, dazu kann jeder etwas sagen und irgendwas wird damit sicherlich auch erklärt. Der Wunsch nach einer grundsätzlichen Klärung macht indes wenig Sinn, denn das würde bedeuten, zu den von Faßler (Faßler 1997, S. 20) identifizierten 160 Definitionen weitere hinzuzufügen. Halten wir daher für uns fest: Kommunikation ist ein Phänomen, das uns allen vertraut ist und auf das wir mit dem Wort Kommunikation hinweisen. Eine Ausdifferenzierung der Begrifflichkeit wird im Verlauf und in Abhängigkeit zu den einzelnen Themen erfolgen.
Manfred Faßler (*1949)
Professor für Soziologie, Medienwissenschaftler, Schwerpunkte: Medienevolution und medienintegrierte Wissenskulturen
Kommunikation wird im allgemeinen gesellschaftlichen Bewusstsein stark mit Sprache assoziiert.KommunikationverbalKommunikationnonverbal Das ist gewiss nicht falsch, trifft aber nur eine ihrer spezifischen Formen. Generell kann Kommunikation weiter gefasst werden, und spätestens seit den Arbeiten von Watzlawick (1969) und der Paolo Alto Gruppe Ende der 60er Jahre ist das in der wissenschaftlichen Diskussion auch geschehen. Intensiv wurden die körperbezogenen Ausdrucksformen unter dem Begriff der nonverbalen Kommunikation diskutiert. Eco (1977) Eco, Umbertoöffnete als einer der ersten den Blick auch auf Bilder und ihre Kommunizierbarkeit. Um sich dem Phänomen der Kommunikation in einem ersten Schritt anzunähern, soll die Aufmerksamkeit einer kleinen Geschichte gelten. Die Erzählung entstand als Reaktion auf Überlegungen in der SprachphilosophieSprachphilosophie, wo der Frage nachgegangen worden war, ob Kommunikation ohne Sprache überhaupt vorstellbar sei.
Umberto Eco (1932–2016)
Italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph und Medienwissenschaftler, Schwerpunkt: Semiotik
Ein Vorspiel – die Beerenfalle
Jill und Jack kennen sich schon lange. Jill macht einen Waldspaziergang, als sie bemerkt, dass sie von Jack beobachtet wird. Sie weiß, dass Jack aus dem, was sie tun wird, jetzt seine Schlüsse ziehen wird. Sie steht vor einer Reihe von Sträuchern mit Beeren. Einige kann man essen, andere nicht. Sie weiß, dass sich Jack mit Beeren nicht auskennt, aber wie sie Brombeeren mag. Diese pflückt sie, um sie zu essen, und steckt auch einige in den Mund. Sie greift nur nach den Brombeeren an einem bestimmten Strauch. Sie tut damit zweierlei. Sie mag Beeren und pflückt sich diese, um sie zu essen. Da sie weiß, dass Jack sie beobachtet und er auch Beeren mag, aber keine Kenntnisse hat, welche giftig und welche nicht giftig sind, zeigt sie Jack mit ihrem Handeln, welche Beeren er pflücken und essen darf. Jack ist heimlich Jill gefolgt und glaubt, dass er nicht gesehen wird. Ihn interessiert, was Jill macht und wo sie hingeht. Dass sie Beeren pflückt, nimmt er mit besonderem Interesse wahr, weil er sich nicht traut, selbst welche zu pflücken, da er unsicher ist, welche essbar sind und welche nicht. Die Beobachtung von Jill, wo sie Beeren pflückt und welche sie dann isst, erlaubt ihm, daraus auf die Essbarkeit zu schließen.
Nach einer Idee von Sperber und Wilson Sperber, Dan Wilson, Deirdre
Dan Sperber (*1942)
Französischer Anthropologe und Linguist, Schwerpunkte: Anthropologie und Relevanztheorie
Deirdre Wilson (*1941)
Britische Linguistin und Kognitionswissenschaftlerin, Schwerpunkte: linguistische Pragmatik, Relevanztheorie und Sprachphilosophie
Merkmale der EpisodeDie Szene für sich betrachtet hat zunächst einmal nichts Ungewöhnliches, außer dass sie nicht unbedingt typisch dafür ist, als Ausgangsszene für die Betrachtung von Kommunikation gewählt zu werden. Denn das, was wir gemeinhin mit dem Begriff Kommunikation verbinden, kommt hier auf den ersten Blick nicht vor. Eigentlich könnte man sogar meinen, die Szene sei ein Beispiel dafür, wie Kommunikation nicht funktioniert. Denn eine der beiden beteiligten Personen will von der anderen noch nicht einmal gesehen werden. Und doch werden wir erkennen, dass sich Schlüsselfragen der Kommunikation gerade aus dieser Episode herleiten lassen.
Paar-StrukturAn Kommunikation, darüber besteht kein Zweifel, sind wenigstens zwei beteiligt, und das ist auch hier der Fall. Es müssen nicht immer Individuen sein, die an der Kommunikation teilnehmen; denn es gibt viele Formen, bei denen eine Institution der Kommunikationspartner sein kann, wenn beispielsweise die Polizei mir mitteilt, dass ich mein Auto falsch geparkt habe. Auch stehen Institutionen oder Organisationen in kommunikativem Austausch miteinander, wenn die Einwohnermeldebehörde von Rostock bei der von Passau anfragt, ob ich dort gemeldet bin.
Absichtsvolle HandlungDie zitierte Episode weist eine Besonderheit auf, denn Kommunikation lässt normalerweise erwarten, dass die daran Beteiligten etwas voneinander wollen und dass ihnen das auch im Normalfall bewusst ist. Zwar will Jill Jack etwas mitteilen und Jack möchte etwas erfahren, allerdings will er die Information unbemerkt und nur durch das Beobachten von Jill gewinnen. Dabei unterstellt er nicht, dass Jill ihm Informationen übermitteln will. Denn er will ja von Jill nicht gesehen werden, aber trotzdem wissen, was sie tut. Er informiert sich, nicht wissend, dass die Andere mit ihm „kommuniziert“. Erkennbar wird, dass das (Sich-)Informieren und das Jemandem-etwas-mitteilenMitteilung eigenen Gebrauchsbedingungen unterliegen. Information ist nicht automatisch Kommunikation.
Es scheint daher möglich, dass jemandem etwas mitgeteilt wird, ohne dass dieser eine Mitteilung erwartet. Trotzdem kann er von dem so Mitgeteilten profitieren, wie das Beispiel belegt. Des Weiteren fällt auf: Das Mitteilen selbst muss nicht durch einen expliziten Akt des Mitteilens erfolgen. Denn es wird nichts gesagt, was der Andere hören kann. Interessant ist nun aber beobachten zu können, dass auch Jills Beerenpflücken kommunikativ nutzbar ist. Denn Jill will ja Jack vor giftigen Beeren warnen bzw. ihm essbare zeigen. Ich kann also jemanden warnen, ohne dass ich ihm sage: Ich warne dich. Ferner kann ich jemanden darüber aufklären, was er darf oder nicht. Ein und dieselbe Handlung wird mehrfach und zu verschiedenen Zwecken genutzt, so dass man sagen kann: Nicht das Tun an sich ist kommunikativ, sondern die kommunikative Funktion erfolgt durch eine Zuschreibung der jeweils am Ereignis Beteiligten. Jill will mit ihrem Verhalten Jack warnen und ihm mitteilen, was er darf. Jack will wissen, welche Beeren essbar sind und welche nicht. Er sucht nach Informationen.
Vertraut ist uns der Gedanke, dass eine InformationInformation bzw. eine BotschaftBotschaft weitergegeben wird. Jill will Jack darüber informieren, wo er essbare Beeren findet. Überraschend ist hier eben das Wie. Die Voraussetzungen sind, dass Jack ein bestimmtes Verhalten beobachten kann und dass er daraus für sich Schlüsse zieht. Diese Schlüsse gehören zum Kalkül der beobachteten Person, denn sie will zeigen, welche Beeren essbar sind. Obwohl für den Rezipienten gar nicht offenkundig ist, dass ihm etwas mitgeteilt wird, kann ihm durch den Handelnden durchaus etwas mitgeteilt werden. Beide Akteure teilen nämlich den Blick auf eine ihnen bekannte Wirklichkeit – die Beeren – und das Bedürfnis, von diesen zu essen. Ohne diese Gemeinsamkeit gelänge der Austausch über die Eigenschaften des Nahrungsmittels nicht. Nur weil Jill weiß, was Jack will, und Jack weiß, dass Jill etwas tut, was Jack auch für sich möchte, kann er dem Tun von Jill vertrauen.
TransferleistungAus Vorfindlichem auf etwas damit Gemeintes zu schließen, ist im Alltag nichts Ungewöhnliches. Im Gebirge ist es üblich, die Wanderwege mit Farbpunkten zu markieren. Wenn diese Markierungen nicht sorgfältig gepflegt werden, verwittern die Punkte und verlieren ihre Farbqualität, so dass sie wie natürliche Flecken eines Steins aussehen können. Wenn wir den Wanderweg nehmen wollen, suchen wir in der Umgebung des Weges an den Steinen oder Baumstämmen nach Farbflecken, von denen wir annehmen, dass sie dort jemand hingepinselt hat. Wenn wir unsicher sind, vergleichen wir die Form und Farbqualität mit der Struktur des Steines, auf dem wir den Flecken vermuten, und entschließen uns dann, ihn als Markierung zu akzeptieren oder als natürliche Erscheinung zu betrachten. Im ersten Fall folgen wir dem Kommunikationsangebot dessen, der die Markierung gelegt hat. Im zweiten Fall unterstellen wir, dass dieser Färbung keine kommunikative Funktion zugeschrieben werden kann.
Markierung eines Bergwanderweges
Der Erfolg der Kommunikation zwischen Jill und Jack basiert daher auf der Fähigkeit von beiden, aus Beobachtungen in ihrer Umwelt auf etwas zu schließen, was für sie von Belang ist. Die Episode erzählt davon, dass Jill mit ihrem Verhalten die Erwartung verbindet, Jack werde es wahrnehmen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Jack weiß davon nichts, macht sich aber die Beobachtung des Verhaltens von Jill zunutze und beseitigt so sein Informationsdefizit. Wer eine Wanderung in einem fremden Gebiet macht, orientiert sich an Wegmarken. Diese können natürlich sein, markante Gesteinsformationen beispielsweise. Üblich sind jedoch kommunikativ gesetzte Markierungen wie Farbpunkte. Kommunikation erweist sich als ein Ereignis, das auf Gegenseitigkeit abzielt, ohne sich dieser sicher sein zu können. Denn was der Andere mit dem Angebot tun wird, hängt von seiner Befindlichkeit und den Umständen ab, in denen er sich gerade befindet. Dabei ist bedeutsam, dass jemand das in der Umwelt Vorgefundene nur so wahrnimmt, wie er es möchte oder kann.
Erklärung
Kommunikation ist nicht einfach da, sondern sie wird von jemandem gesucht oder sie wird versucht. Das setzt jemanden voraus, der sich darauf einlassen kann und will. Es muss nicht unbedingt eine Person sein, sondern kann beispielsweise ebenso in der Form einer Behörde in Erscheinung treten. Der Vorgang kann als gelungen wahrgenommen werden, wenn die betroffenen Akteure herausfinden bzw. erkennen können, was es mit dem Kommunikationsversuch auf sich haben könnte.
Kommunikation braucht Umgebungen
Um verstehen zu können, womit sich die Kommunikationswissenschaft beschäftigt und welche Probleme sie zu lösen hat, muss die besondere Rolle der Umwelt bzw. der Dinge, die uns umgeben, in Betracht gezogen werden und ebenso die Art, wie wir mit ihnen umgehen. Umwelt ist zuerst einmal der Wahrnehmungsraum eines jeden Einzelnen. Dieser Wahrnehmungsraum lässt sich formal als Datenmenge betrachten. Der Einzelne wird also mit einer Vielzahl von DatenDaten konfrontiert, die zuerst einmal nur als strukturelle Daten existieren.
Hörsaal aus der Dozentenperspektive
Wer zum ersten Mal einen Hörsaal betritt, findet alles Mögliche darin vor: Bänke und dazu gehörende Schreibflächen, einen Anstieg der Sitzreihen, eine breite Tafelwand vorne, links und rechts weiße Flächen für visuelle Präsentationen, an den Wänden Tafeln mit Schriftzeichen, Zeichen für Fluchtwege, Haken für Mäntel, leere Flaschen und liegen gelassene Papiere und anderes mehr. Das alles sind strukturelle Daten, die sich für ein Lebewesen wie einen Hund völlig anders als für einen Menschen darstellen würden. Wird der Raum vom Putzdienst aufgesucht, spielen leere Flaschen und weggeworfene Papiere eine andere Rolle als für Besucher, die am Tag der offenen Tür in den Hörsaal schauen.
Hörsaal aus der Studentenperspektive
Lehrende und Studenten sehen diese Dinge unter Umständen gar nicht. Was in einem solchen Raum Bedeutung erlangt und welche Bedeutung es erlangt, hängt also davon ab, was derjenige, der den Raum wahrnimmt, mit ihm machen möchte bzw. wofür er ihn nutzen will. Erst wenn eine Vorstellung über die Nutzung vorhanden ist, können die vorgefundenen Daten näher bestimmt und verstanden werden, und es lassen sich ihnen Eigenschaften zuweisen, aufgrund derer sie dann als Bankreihe und Wandtafel erkannt und benannt werden können, wenn die Vorstellung Hörsaal die Wahrnehmung ordnet. Aus strukturellen werden die relevanten Daten.
Besuch auf einer Werft – ein Beispiel
Wir sind im Alltag gewohnt, unbewusst und spontan auf Umgebungen zu reagieren. Zu Orientierungshandlungen kommt es erst dann, wenn sich die Umgebung mit den gewohnten Erwartungen nicht fassen lässt. Wir besichtigen eine Werft und werden in einen Schiffsrohbau geführt. Da sind wir von Metallplatten umgeben, die auf einzelne von uns wie bizarre Raumgebilde wirken, da fühlen wir uns verwirrt von Stiegen in höher gelegene Plateaus, die große runde Löcher enthalten. Jeder ordnet das, was er sieht, individuell. Der eine spricht von einem Schrottplatz, auf dem er sich befindet, der andere fühlt sich wie bei der Begehung einer modernen Skulptur, und wieder ein anderer sagt, er kenne sich überhaupt nicht aus und habe komplett die Orientierung verloren. Erst als uns der bauleitende Ingenieur erklärt, wir befänden uns im Bug-Teil des künftigen Schiffes, können wir den Formen und Flächen Eigenschaften zuweisen, die sie als Bug erkennbar machen. Das runde Loch wird als Öffnung nachvollziehbar, aus der die Ankerkette heruntergelassen wird. Bestimmte Bauteile lassen sich als Reling vermuten. Der uns angebotene Bezugshintergrund erlaubt es nun, den Daten Funktionen zuzuweisen.
Solche Bezugshintergründe ermöglichen das Verstehen unserer Umgebungen und das gilt nicht nur in physikalischer Hinsicht. Durch weitere Hinweise des Ingenieurs werden wir plötzlich fündig. Er macht uns nämlich auf kleine Markierungen an bestimmten Stellen der Platten aufmerksam, die bisher als Rostflecken oder Verschmutzung wahrgenommen worden waren. Die Platten werden nicht nur als Bauteile eines Schiffes erkennbar, sondern sie werden mit einem Mal „lesbar“; auch wenn wir das, was dort steht, nicht verstehen, so erkennen wir doch, dass es sich um Mitteilungen handelt, die von den Schweißern, wie uns der Bauleiter erklärt, als Anweisungen verstanden und insofern kommunikativ benutzt werden. Dieses Wissen eröffnet die Möglichkeit, etwas als kommunikativ nutzbare Daten von anderen Daten zu unterscheiden. Die Schweißer müssen die Daten als Markierung auf den Metallplatten erkennen und können sie deuten. Eine Vorbedingung für kommunikatives Handeln ist das Erkennen von Daten, die kommunikativ genutzt werden sollen.
DatenDatenDaten nennen wir bis auf Weiteres alles, was in der Umwelt von einer Person selektiv wahrgenommen und zu einem bestimmten Zweck kognitiv verarbeitet wird. Um mehr über die Daten zu erfahren, ist daher grundsätzlich zu fragen, welche Bedingungen für solche Daten gelten, die kommunikativ verwendet werden sollen. Denn an der Episode in der Werft ist deutlich geworden: Daten müssen sich von anderen abheben, um überhaupt in das Aufmerksamkeitsfeld der Beteiligten treten zu können. Sie tun das nicht aus sich heraus, sondern erst dann, wenn wir ihnen einen Funktionszusammenhang zuordnen können, d.h. wenn es einen Bezugshintergrund gibt, der sie für uns sichtbar und dann verarbeitbar macht.Kontext Dieser Vorgang wird intuitiv nachvollziehbar, wenn wir an sog. Vexierbilder denken, auf denen wir nicht ohne weiteres eine Figur erkennen und erst verschiedene Annahmen ausprobieren müssen, bis wir etwas gefunden haben, was als „ein Bild“ identifiziert wird, in dem sich die Einzelelemente aufgrund eines umfassenden Ganzen her verstehen lassen.
Vexierbild: Charles Allan Gilbert: All is vanity
Alles, was uns umgibt, kann daher zu relevanten Daten werden, wenn wir zu ihnen eine Position beziehen können und eine Einstellung ihnen gegenüber entwickeln. Solange diese unbestimmt bleiben, sprechen wir von strukturellen Daten. Diese existieren, ihnen sind jedoch noch keine Eigenschaften zugewiesen worden bzw. sie haben noch keine Funktion für uns. Um das Beispiel der Vexierbilder noch einmal aufzugreifen: Wir sehen auf einem Blatt viele graphische Elemente, Striche, schwarze Flecken, können sie aber nicht oder noch nicht weiterführend deuten. Wenn uns nun gesagt wird, es sei ein Spiegel abgebildet, suchen wir nach einer dafür geeigneten Gestalt.
Das setzt voraus, dass uns Deutungshilfen verfügbar sind, durch welche im Wahrgenommenen das Gemeinsame und zugleich davon Unterscheidbare gesehen werden kann. Aus den verschiedenen graphischen Elementen erkenne ich eine Gestalt. Die Geräusche und das Stimmengewirr in einer Straßenbahn hindern nicht, das „Guten Morgen“ eines Arbeitskollegen zu erkennen, weil beide gemeinsam am Morgen zur Arbeit fahren.
Wir sind ständig zum Handeln herausgefordert und können eigentlich gar nicht anders, als stets das, was uns umgibt, sofort „aufzuräumen“, ohne uns dessen bewusst zu sein, was wir genau tun. Dies wird immer wieder zum Problem unserer Alltagskommunikation werden, weil wir uns sehr schwer tun, anders zu denken, als wir es gewohnt sind. Eigentlich müssten wir immer auch die Möglichkeit des Anders-Denkens im Blick behalten, wenn wir mit einem Anderen kommunizieren. Denn er kann ja nur mit uns kommunikativ im Kontakt bleiben, wenn er mit der Umwelt so umgeht wie wir. In der Regel begnügen wir uns aber mit der Annahme, der Andere denke schon wie wir.
Erklärung
Um Kommunikation verorten zu können, brauchen die Akteure Daten aus ihrer Umwelt. Diese werden für sie räumlich und sozial sichtbar. Wollen sie miteinander kommunizieren, setzt das ein Gegenüber voraus, das möglichst auf dieselben Daten zugreift, wenn diese angesprochen werden, und sie auf eine möglichst ähnliche Weise sieht und verarbeitet. Je größer die Ähnlichkeit der Sichtweise und der Bearbeitung dieser Daten ist, umso wahrscheinlicher wird eine Kommunikation zwischen den Anwesenden und die Chance wächst, miteinander über dasselbe reden zu können.