Kitabı oku: «Das Buch der Chinesischen Heilkunst»
Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
Das Buch der Chinesischen Heilkunst
Bewährtes Heilwissen aus dem Reich der Mitte
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
Das Buch der Chinesischen Heilkunst
Bewährtes Heilwissen aus dem Reich der Mitte
E-Book (pdf): ISBN 978-3-938396-84-1
(Druckausgabe: ISBN 978-3-938396-67-4, 2. Auflage 2013)
Mankau Verlag GmbH
Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee
Im Netz: www.mankau-verlag.de
Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Text: Anna Cavelius, Schondorf a. Ammersee
Vermittelt durch: Josef K. Pöllath, Dachau
Lektorat: Ulrich Nigge, Lünen
Endkorrektorat: Dr. Thomas Wolf, MetaLexis
Gestaltung Umschlag:
Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München, www.guter-punkt.de Gestaltung Innenteil: vitaledesign, Berlin |www.vitaledesign.com
Illustrationen: Sascha Wuillemet, München; Thomas Pelletier, Saarbrücken Kalligrafien: Monika Mey, Chinesisch-Sprachschule München, www.ChinaCoachingCenter.de
Fotos: iStockphoto.com/xxapril (S. 9), iStockphoto.com/HultonArchive (S. 10), iStockphoto.com/duncan1890 (S. 11), netsuthep – Fotolia.com (S. 14),
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Druck: Westermann Druck Zwickau GmbH, Zwickau / Sachsen
Hinweis des Verlags
Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Inhalte ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.
Inhalt
Vorwort
Kapitel 1: Die Grundpfeiler der chinesischen Medizin
Die ganzheitliche Sicht
Geschichte und Gegenwart
Die Lehre von Yin und Yang
Die Lehre von den Fünf Elementen
Der Shen-Zyklus
Der Ko-Zyklus
Die Grundelemente
Das Meridiansystem
Das Zang-Fu-System
Wie Krankheiten entstehen
Traditionelle chinesische Diagnoseverfahren
Kapitel 2: Traditionelle chinesische Heilmittel
Pflanzen
Tierische Bestandteile
Mineralien
Chinesische Heilmittel von A bis Z
Sonderseiten: Chinesische Kräutertees
Kapitel 3: Akupressur und Heilmassagen
Die Akupunkturpunkte
Moxibustion
Schröpfen
Selbstbehandlung mit Akupressur
Selbstbehandlung mit Tuina-Massage
Kapitel 4: Qi Gong und Tai Chi Quan
Zwei Arten des Qi Gong
Der Atem beim Qi Gong
Die Wirkung von Qi Gong
Qi-Gong-Übungen für jeden Tag
Heilgymnastik Tai Chi Quan
Die Wirkung von Tai Chi Quan
Tai-Chi-Quan-Übungen für zuhause
Kapitel 5: Ernährung nach den Fünf Elementen
Das Temperaturverhalten der Nahrungsmittel
Die Geschmacksrichtungen der Nahrungsmittel
Immunstärkende Sieben-Tage-Ernährungskur nach den Fünf Elementen
Kapitel 6: Alltagsbeschwerden mit TCM behandeln
Beschwerden des Atemsystems
Erkrankungen der Sinnesorgane
Beschwerden von Herz und Kreislauf
Beschwerden des Verdauungssystems
Nieren- und Blasenbeschwerden
Frauenbeschwerden
Beschwerden des Bewegungsapparats
Hautbeschwerden
Beschwerden des Nervensystems
Zum Autor
Anhang
Fünf-Elemente-Meditationen
Heilmassagen
Herz-Meditation und Bittentherapie
Adressen, die weiterhelfen
Bücher, die weiterhelfen
Stichwortregister
Rezeptregister
Vorwort
Machen wir uns auf die Spurensuche: Wenn wir versuchen, die wesentlichen Unterschiede zwischen der modernen westlichen Medizin und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu benennen, so fallen zwei Punkte ins Gewicht. Im Mittelpunkt der jahrtausendealten Heilkunde Chinas steht die ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen. Und die Diagnostik von Beschwerden und Krankheiten sowie ihre Behandlung erfolgen immer mit Blick auf die Natur, aus der wir stammen. Das bedeutet zum einen, dass jeder Mensch eine organische Einheit bildet Seine Organe – dabei handelt es sich um Speicher- wie um Hohlorgane (chin Zang fu) – im Inneren werden durch Leitbahnen verbunden. Diese Meridiane spielen in der Akupunktur, der Akupressur, der Heilmassage, aber auch in der Heilkräuterkunde eine wichtige Rolle Auf ihnen fließt die Lebensenergie Qi. Die chinesische Medizin deutet zum anderen alle Phänomene, die in der Welt vorkommen, also alle Lebewesen, alle tote Materie und damit natürlich auch den Menschen und die ihn umgebende Natur als Gegensätze zwischen den Polen Yin und Yang. Bei jeder Beschwerde, sei sie körperlicher oder seelischer Natur, liegt eine Störung dieses Gleichgewichts zugrunde. Deshalb geht es bei der Behandlung immer darum, das aus dem Lot geratene Gleichgewicht wiederherzustellen, so die Selbstheilungsfunktionen des Körpers zu wecken und den Fluss der Lebensenergie Qi anzuregen.
Zwar sind die Aussagen über den menschlichen Körper und seine Störungen in der TCM nicht objektivierbar in einem naturwissenschaftlichen Sinne. Dennoch handelt es sich hier um eine analytische, systematische Erfahrungsheilkunde, in der Materielles und Energetisches, Körperliches und Seelisches teilweise ungetrennt enthalten sind.
Dieses Buch bietet Ihnen einen umfassenden Leitfaden zur Einführung in die chinesische Medizin. Sie finden hier die Konzepte und Ideen, auf denen die Traditionelle Chinesische Medizin beruht. Wenn Sie die Unterstützung durch einen TCM-Arzt bei einem gesundheitlichen Problem in Erwägung ziehen, so erfahren Sie hier, was zur Diagnose und Behandlung gehört. Darüber hinaus bietet dieser Ratgeber eine Fülle von praktischen Anregungen, mit denen Sie sich und Ihre Familie bei verschiedenen Alltagsbeschwerden sanft und ohne Nebenwirkungen stärken und wieder ins Gleichgewicht bringen können.
Kapitel 1
Die Grundpfeilerder chinesischen Medizin
Die Traditionelle Chinesische Medizin besteht aus einem vielschichtigen System aus Diagnose- und Behandlungsformen, das sich über 3.500 Jahre hinweg immer weiterentwickelt hat. Eine der wesentlichen philosophischen Grundlagen dieser Heilkunde ist die Einheit von Körper, Geist und Seele. Diese Einheit bildet jeder Mensch – und dieser wiederum ist Teil des von Energie erfüllten Universums, unseres Planeten und der uns umgebenden Natur. Diese spirituellen Einsichten entstammen dem so genannten Daoismus. Innerhalb dieser Weltsicht hängt alles voneinander ab und ist miteinander verwoben. Ein Leben im Einklang mit allem, was lebt, sowie die Erlangung der Unsterblichkeit stehen im Zentrum dieser Lehre.
Aus diesem gedanklichen System entwickelten sich höchst verfeinerte Techniken zur Vorbeugung und – wenn es dafür zu spät ist – für die ganzheitliche Behandlung von Krankheiten Dazu gehören Akupunktur, Heilkräuter, Ernährung, Meditation und Körperübungen. Zweifellos hat die westliche Schulmedizin großartige Erfolge in vielen Bereichen, insbesondere in der Diagnostik und der Chirurgie, erzielt. Bei Alltagsbeschwerden, aber auch bei Stoffwechselkrankheiten oder Schmerzen kann sie jedoch allenfalls die Symptome lindern. In den letzten Jahrzehnten erfreuen sich deshalb auch in westlichen Ländern insbesondere die Akupunktur, Akupressur, aber auch Heilkräuterkunde, Tai Chi Quan, Qi Gong und Meditation wachsender Beliebtheit.
Lao-tse ist der Begründer des Daoismus.
KONFUZIUS
Der chinesische Philosoph Konfuzius.
Auch der Philosoph Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) prägte das Menschenbild im alten China. Innerhalb seiner Lehre stand der Mensch als Teil einer Gesellschaft mit Rechten und Pflichten im Mittelpunkt. So sicherte er ein soziales System, und jenes wiederum gab ihm Schutz. Von ihm ist das Zitat überliefert: „Ein Mann ohne Beharrlichkeit kann weder ein guter Schamane noch ein guter Arzt werden.“
Die ganzheitliche Sicht
Innerhalb des Universums sind Körper, Geist und Seele bestimmte Ausprägungen der universellen Lebenskraft. Bei der Diagnose von Beschwerden sieht ein TCM-Arzt deshalb immer die Abhängigkeiten seelischer Symptome, Gefühle und Umweltfaktoren. So erkennt er, wie mögliche Disharmonien entstehen konnten Ziel einer Behandlung ist dann die Wiederherstellung des energetischen Gleichgewichts des Menschen, der sich in seinem Umfeld wohl und gesund fühlt. Dabei wird ein gutes Maß an Selbstverantwortung und Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und seinem Umfeld groß geschrieben. Ideal ist die Verbindung von westlicher Medizin mit chinesischem. Heilwissen So kann eine TCM-Behandlung beispielweise nach einer Operation oder einer medikamentösen Behandlung ausgleichend und regenerierend wirken.
LEBENSREGELN UND NATURVERSTÄNDNIS
Innerhalb der chinesischen Medizin steht die Vermeidung von Krankheiten im Vordergrund. Daher gehören bestimmte Lebensregeln und das Naturverständnis zu ganz natürlichen täglichen „Übungen“, die der Vorbeugung dienen. So werden Heilkräuter auch beim Kochen verwendet und Tai Chi ist ein beliebter Frühsport – nicht nur für bewegliche Senioren. Diese Alltagstauglichkeit bildet wiederum die Grundlage des Heilsystems. Denn der Schutz der Gesundheit sichert das eigene Wohlergehen, die Erhaltung der Leistungsfähigkeit und der Schaffenskraft des Einzelnen, der Familie und letztlich auch der ganzen Gesellschaft.
Betrachten Sie diesen Schriftzug in aller Ruhe. Allein sein Anblick und die Versenkung in seine Idee versprechen eine heilende Erfahrung. Das chinesische Schriftzeichen bedeutet zu Deutsch „Heilung“.
Geschichte und Gegenwart
Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich alle medizinischen Behandlungen und Empfehlungen zur Gesunderhaltung aus der Beobachtung der Natur entwickelt haben. Auf schamanische Heiler geht beispielsweise das wichtige Symbol des Drachenkopfes zurück, das stark auf den Energiefluss einwirken soll. Neben Erscheinungen der Natur spielen auch mythische Gestalten eine bedeutende Rolle in der chinesischen Philosophie und Heilkunde. Die schwebenden Bewegungen von Qi Gong beispielsweise haben ihren Ursprung im Flug der Wildgänse. Schon während der Shang-Dynastie um 1000 v. Chr. scheint man sich näher mit Krankheiten und Heilung befasst zu haben. Damals stand jedoch noch der Glaube an durch Dämonen verursachte Beschwerden im Vordergrund. Vermutlich wurde zu jener Zeit die eine oder andere Beschwerde auch durch Beschwörungen oder die betäubende Wirkung von rauchenden Moxa-Stäbchen „weggezaubert“ … Noch im 6. Jahrhundert v. Chr. war die Beziehung zwischen Schamanen und Heilkundigen eng. Beharrlich wurde die Medizin weiterentwickelt: So entstanden Akupunktur und Massage ebenfalls durch die jahrhundertelange Beobachtung von Wirkungen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. begann man mit der systematischen Aufzeichnung des Heilwissens. Rund 200 Jahre später war der berühmte „Innere Klassiker“, ein Dialog zwischen dem legendären gelben Kaiser und seinem Minister Qi Bo, fertiggestellt. Nun existierte erstmals eine Aufzeichnung über den menschlichen Blutkreislauf. Der „Innere Klassiker“ erfuhr im Lauf der Zeit immer wieder Erweiterungen, unter anderem um Akupunktur und Heilkräuter. So stammt das bekannte Arzneimittelbuch „Shen-nung pen-tsáo“ aus dem 2 Jahrhundert v Chr Aus diesen Anfängen entwickelten sich die fünf Säulen der chinesischen Heilkunde:
Akupunktur, Akupressur und Moxibustion
Heilkräuterkunde
Ernährung nach den Fünf Elementen
Heilmassage (Tuina-Therapie)
Qi Gong und Tai Chi Quan
Siddharta Gautama, der erste Buddha (450 – 370 v. Chr.), stammte aus dem Norden des alten Indien, dem heutigen Nepal. In China fand seine Lehre von der Vorbereitung des Menschen auf die Erlösung aus seinem irdischen Leiden viele Anhänger. Durch die rechte Geisteshaltung und das rechte Handeln sowie durch innere Sammlung – so die Grundzüge seiner Lehre – könne sich der Mensch aus dem endlosen Zyklus der Wiedergeburt lösen und ins Nirwana eingehen. Neben Lao-tse und Konfuzius ist er der dritte bedeutende Lehrer, dessen Philosophie auch Eingang in die Traditionelle Chinesische Medizin gefunden hat.
Siddharta Gautama begründete den Buddhismus.
Die Lehre von Yin und Yang
Um die chinesische Medizin zu verstehen, wenden wir unseren Blick auf eines ihrer Schlüsselkonzepte: Yin und Yang. Die Idee von Yin und Yang wurde das erste Mal in dem großen Orakelbuch „I Ging“ niedergeschrieben, das etwa aus dem 11 Jahrhundert n. Chr. stammt. Auch dieses Konzept wurde aus der Betrachtung der Natur und der Beobachtung entwickelt, dass es in ihr immer Paare gibt. Diese bedingen einander, sind aber zugleich gegensätzlich: So gibt es ohne den Tag keine Nacht, ohne Kälte keine Wärme, ohne Sommer keinen Winter, ohne das Tal keinen Berg, ohne hinauf kein hinab.
Alles steht hier in einem dynamischen Zusammenspiel, das auf Wandel angelegt ist. Aus dem einen entsteht das andere. Es gibt nur vorübergehende Phasen, in denen das eine immer dem anderen entgegenstrebt. In jedem Menschen ist das Prinzip von Yin und Yang, vom Hellen und vom Dunklen, wirksam.
VON YIN UND YANG …
Yin bedeutet übersetzt „die dunkle Seite des Berges“. Es steht für: Mond, Nacht, Winter, Kälte, Ruhe, Passivität, Frau, weich, hervorbringen, dunkel, innen und verborgene Fähigkeiten.
Yang hingegen bedeutet „die helle Seite des Berges“ Es steht für: Sonne, Tag, Sommer, Wärme, Aktivität, Mann, hart, erzeugen, außen und Ausdruck.
In der Gesundheitslehre wird nun der Körper eines Menschen als Yin- und Yang-Muster betrachtet. Herrscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den beiden Polen, so bedeutet dies Gesundheit. Ist das Gleichgewicht aus der Balance, weist dies auf Krankheit hin. Ziel einer traditionellen chinesischen Behandlung ist immer der Ausgleich der Yin- und Yang-Aspekte des Körpers. Fieber ist beispielsweise ein Zuviel an Yang. Sinkt die Temperatur, so wird sie wieder zu Yin. Ist das Fieber jedoch begleitet von Frösteln, so bedeutet das ein Zuviel an Yin Hier hilft Wärme, wieder Yang zu erzeugen.
Yin-Körper: unterer Körperabschnitt, vordere Körperseite, rechte Körperhälfte, innere Körperteile, Körperhöhlen, Vollorgane, Haut und Knochen
Yang-Körper: oberer Körperabschnitt, hintere Körperseite, linke Körperhälfte, äußere Körperteile, Außenseite, Hohlorgane, Sehnen und Knorpel
Die Lehre von den Fünf Elementen
Das zweite Schlüsselkonzept zum Verständnis der traditionellen chinesischen Medizin ist die Lehre von den Fünf Elementen. Die Zahl Fünf gilt in der chinesischen Philosophie als Zahl des Lebens. Die Theorie der Fünf Elemente geht auf unterschiedliche dynamische Prozesse zurück, denen allen auch das Wechselspiel von Yin und Yang zugrunde liegt. So entsteht aus einem Samenkorn (Yin) eine Pflanze (Yang), die beim Absterben wieder zu Yin (Tod) wird. Diese Bilder finden sich wieder in dem System der Fünf Elemente und dem der fünf Wandlungsphasen. Die Fünf Elemente finden sich in dynamischen Prozessen, der Umwelt, in den Jahreszeiten, der Tageszeit, der Himmelsrichtung, dem Klima, der Farbe, dem Geschmack und Geruch sowie einem Yin-Organ (Zang), einem Yang-Organ (Fu), einem Sinnesorgan, einem Gewebe, einem Gefühl und einem Ausdruck wieder. Auch das Lebensalter eines Menschen und eine energetische Qualität können diesen Elementen zugeordnet werden.
Auf die Weise, in der sich die Elemente zueinander verhalten, beschreiben die chinesischen Ärzte auch die Wechselwirkungen der einzelnen Körperorgane zueinander.
Der Shen-Zyklus
Dieser Kreislauf der gegenseitigen Erzeugung zeigt, wie sich die Elemente gegenseitig erzeugen beziehungsweise unterstützen. Den fünf Phasen des Jahres werden die verschiedensten körperlichen, geistigen und emotionalen Funktionen zugeordnet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin nennt man sie die fünf Wandlungsphasen: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Für die Jahreszeiten bedeutet dies: Der Frühling (Holz) geht über in den Sommer (Feuer), dieser in den Altweibersommer (Erde), jener in den Herbst (Metall) und Letzterer in den Winter (Wasser). Die Erde verbindet jede Phase mit der anderen. Oder: Das Wasser nährt das Holz und lässt eine Pflanze entstehen (Holz). Dieses kann verbrannt werden (Feuer). Aus der Asche entsteht dann Erde, und die Erde erzeugt Metalle, die wiederum Wasser sammeln. Auf der körperlichen Ebene sind die Organe entsprechend verbunden: Milz und Magen (Erde) unterstützen Lunge und Dickdarm (Metall). Diese unterstützen wiederum Nieren und Blase (Wasser), jene die Leber und die Gallenblase (Holz) und diese Herz und Dünndarm (Feuer).
Der Ko-Zyklus
Doch die Elemente erzeugen und unterstützen sich nicht nur gegenseitig. Sie kontrollieren einander auch. Das ist wichtig, sonst würden sich die Elemente im Shen-Zyklus nur aufschaukeln. So kontrolliert beispielsweise das Feuer das Metall, da es dieses schmelzen kann. Metall wiederum kontrolliert Holz, da es dieses schneiden kann. Holz kontrolliert die Erde, da es sie formen kann, und Erde das Wasser, da sie Überschüssiges aufsaugen kann. Überträgt man die Kraft der Elemente auf alle Wirkbereiche, auf die Familie, die Entwicklung einer speziellen Persönlichkeit und auch wieder auf den organischen Bereich, so landen wir immer wieder bei der Idee der Harmonie. Denn Disharmonien innerhalb des Shen- oder Ko-Zyklus lassen Krankheit entstehen. Die schädigenden Einflüsse werden so zu stark und der Körper wird schwach: Eine schwache Lunge (Metall) kann beispielsweise die Leber (Holz) nicht mehr kontrollieren. Das kann zu Bluthochdruck und Kopfschmerzen führen. Oder eine zu starke Leberenergie (Holz) kann Magen und Milz (Erde) schwächen So kommt es zu Verdauungsstörungen oder Blähungen. Ein chinesischer Arzt wird Symptome immer nach den hier beschriebenen Ursachen behandeln.
Die Grundelemente
In der westlichen Betrachtungsweise ist die Grundlage der Medizin die Physiologie des Körpers, also unser Bauplan von den kleinsten Zellen über Muskeln und Haut bis hin zum Skelett. Im chinesischen Modell hingegen wird der Körper als Energiesystem betrachtet. Verschiedene Substanzen wirken hier zusammen. Dabei handelt es sich um materielle, aber auch um immaterielle Bestandteile: Qi, Jing, Blut, Lymphe (Körpersäfte) und Shen.
Qi lässt sich am ehesten mit einer alles erfüllenden Lebensenergie gleichsetzen Alles im Universum besteht aus Qi. Trotzdem ist es keine reine Energie und auch keine reine Grundsubstanz. Es gibt verschiedene Arten des Qi: Das Ursprungs-Qi (Yuan-Qi) erhalten wir bereits vor der Geburt, schon bei der Zeugung durch unsere Eltern. Hierbei handelt es sich um unsere angeborene Energie, die als Essenz in den Nieren gespeichert wird. Es wird ergänzt durch das nachgeburtliche, normale Qi, ohne das ein Baby nicht überleben könnte. Quelle für das normale Qi sind Nahrung und Atemluft. Aus der Muttermilch bezieht das Kind Gu-Qi, aus der Luft Kong-Qi Beide vermischen sich zum Atmungs-Qi (Zong-Qio). Dieses „Meer des Qi“ wird schließlich zu dem Qi, das durch die unsichtbaren Leitbahnen des Körpers (Meridiane) fließt Es heißt Zheng-Qi. Dieses nährt alle Körpergewebe, ist die Grundlage für ein funktionierendes Immunsystem (Abwehr-Qi) und schützt vor Disharmonien.
Qi ist Quelle jeder körperlichen Aktivität, es hält die Körpertemperatur aufrecht, es schützt den Körper, es wandelt Nahrung und Luft in lebenswichtige Stoffe um und es bewahrt die Körpersubstanzen.
Ihr Qi können Sie durch einen ausgewogenen Lebensstil, einen strukturierten Tagesablauf mit regelmäßigen Mahlzeiten (siehe hierzu auch Seite 87 ff.). sowie regelmäßigen Einschlaf- und Aufwachzeiten stabilisieren. Meditation, Qi Gong und Tai Chi Quan unterstützen den harmonischen Fluss des Qi. Nicht umsonst finden wir den Begriff des Qi auch in den meditativen Bewegungsübungen wieder (siehe hierzu auch Seite 71 ff.).
Jing ist die Essenz. Während Qi für alle täglichen Aktivitäten im Körper zuständig ist, so ist das Jing verantwortlich für die langsameren Prozesse im Körper. Jing ist als eine Art nährende oder geistige Energie zu verstehen. Jing ist in jedem Körper von Geburt an nur in einer begrenzten Menge vorhanden und bestimmt die Grundeigenschaften eines Menschen. Auch dieses vorgeburtliche Jing (Xian Tian Zhi Jing) wird durch das nachgeburtliche Jing (Hou Tian Zhi Jing) genährt. Es besteht aus den Nahrungsmitteln und Getränken, die wir zu uns nehmen. Das Jing begleitet uns über alle langfristigen Veränderungen hinweg von der Geburt bis in den Tod.
Das Jing regelt Wachstum und Entwicklung eines Menschen, es regt das Nieren-Qi an, baut Rückenmark und damit auch Gehirnsubstanz auf und bestimmt die Widerstandsfähigkeit eines Menschen
Xue ist das Blut. In der chinesischen Medizin ist es nicht nur eine Substanz des Körpers, sondern ist auch eng mit Qi verbunden. Blut entsteht immer aus der Umwandlung von Nahrung mit Hilfe von Milz, Magen, Lunge, Herz und Nieren.
Xue nährt und befeuchtet den Körper Zudem unterstützt es den Geist (Shen). Der Zusammenhang zwischen Qi und Blut lässt sich folgendermaßen beschreiben: Qi stellt Blut her, bewegt es durch den Körper und hält es in den Blutgefäßen Das Blut wiederum nährt das Qi.
Jiin-Ye sind die Körpersäfte oder die Lymphe. Ihr Begriff umfasst alle anderen Flüssigkeiten im Körper, die seiner Befeuchtung dienen. Alle Körpersäfte entstehen durch die Nahrungsaufnahme und die Umwandlung der Nährstoffe in Milz und Magen. Daraus entstehen reine Flüssigkeiten, die in die Lunge geschickt und von hier aus weiterverteilt werden. Und es bilden sich unreine Flüssigkeiten, die zum Dünndarm und von hier aus in Blase und Dickdarm geleitet werden. Jiin-Ye befeuchten den Körper und wirken so auf Muskeln, Haut und Haare, Gelenke und Gehirn – aber auch auf Schweiß, Tränen und Speichel. Für die Herstellung und Regulation der Körpersäfte ist Qi essenziell Umgekehrt ist die Qualität der Körpersäfte entscheidend für ein gesundes Qi. Blut und Körpersäfte nähren sich gegenseitig.
Shen ist der reine Geist oder die Seele eines Menschen, wobei der Begriff Geist es am ehesten trifft. Denn für die Seele kennt die chinesische Heillehre verschiedene Erscheinungsformen. Betrachtet man Jing als die dichteste Grundsubstanz des Körpers, so ist Shen die feinstofflichste. Gemeinsam mit Jing und Qi bildet Shen die lebenswichtigen Bestandteile des Lebens, die „drei Schätze“. Shen lässt sich durch Meditation stärken und wieder in Balance bringen. Es hält so den Geist klar und wach.