Kitabı oku: «Dreißig Stufen zum Paradies»
Wunibald Müller
Dreißig Stufen zum Paradies
Ein spirituelles Lebensprogramm
Wunibald Müller
Dreißig Stufen zum Paradies
Ein spirituelles Lebensprogramm
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
© 2010 Echter Verlag GmbH, Würzburg
Umschlag: Seitenwind, Regensburg (Foto: © veer)
Satz: Hain-Team, Bad Zwischenahn (www.hain-team.de)
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN 978-3-429-03296-8 (Print)
ISBN 978-3-429-06006-0 (Epub)
ISBN 978-3-429-03297-5 (PDF)
Inhalt
Vorwort
Zum Beginn des Aufstieges
1. STUFE: Entsage und ziehe dich zurück
2. STUFE: Lasse los und komme mit deinem Kerndasein in Berührung
3. STUFE: Richte den Blick auf den Himmel in dir und über dir
4. STUFE: Höre und gehorche
5. STUFE: Bereue und beweine deine Fehler
6. STUFE: Lebe mit dem Gedanken an deinen Tod
7. STUFE: Selig sind die Trauernden
8. STUFE: Mensch, ärgere dich nicht
9. STUFE: Verzeihe
10. STUFE: Rede nicht schlecht über andere
11. STUFE: Schweige
12. STUFE: Bleibe bei der Wahrheit
13. STUFE: Überwinde deinen inneren Schweinehund
14. STUFE: Schau gut hin, was dich wirklich nährt
15. STUFE: Unterstelle deine Leidenschaften deiner Seele
16. STUFE: Sei großherzig
17. STUFE: Sei einfühlsam
18. STUFE: Verschlafe nicht dein Leben
19. STUFE: Wache auf
20. STUFE: Fürchte dich nicht
21. STUFE: Nimm dich nicht so wichtig
22. STUFE: Überlasse dich Gott
23. STUFE: Hüte dich vor der Versuchung
24. STUFE: Sei sanftmütig
25. STUFE: Sei demütig
26. STUFE: Erspüre Gottes Willen
27. STUFE: Glaube
28. STUFE: Bete
29. STUFE: Überlasse dich der Kraft, die dich zum Himmel führt
30. STUFE: Glaube, hoffe, liebe
Zum Schluss
Literatur
Vorwort
Johannes Klimakus, der Verfasser des Werkes Die Leiter zum Paradies oder: Worte des Lebens, wodurch eifrige Seelen zur christlichen Vollkommenheit geleitet werden, lebte im 7. Jahrhundert über viele Jahrzehnte in einer Einsiedelei in der Wüste Sinai. Im hohen Alter wurde er zum Abt des St.-Katharinen-Klosters im Sinai ernannt. In dieser Zeit verfasste er sein Werk. Darin benennt er dreißig Stufen – in Anspielung an die dreißig Jahre des verborgenen Lebens Jesu –, die es zu bewältigen gilt, um am Ende im Paradies anzukommen.
Dreißig Stufen zum Paradies. Man könnte sich denken, dass ist doch keine große Sache und bei entsprechendem Training leicht zu bewältigen. Doch Vorsicht. Was Johannes Klimakus hier vorschlägt, ist keine leichte Kost. Es ist eigentlich ein Lebensprogramm und mit viel Ausdauer und Disziplin verbunden. Einmal meine ich die nächste Stufe erstiegen zu haben, um im nächsten Moment die Erfahrung zu machen, dass ich einige Stufen zurückgefallen bin.
Der Aufstieg zum Paradies, zum Glück oder auch zur Herzensruhe geht nur vom Ideal her gesehen von einer Stufe zur anderen, immer höher. Es ist aber in Wirklichkeit ein Aufsteigen und Absteigen. Ein Innehalten. Manchmal ist der Aufstieg begleitet von einem großen Elan, dann wieder ist er verbunden mit großen Mühen bzw. Niedergeschlagenheit und Zeiten, in denen man am liebsten aufgeben möchte.
Doch das sollte uns nicht entmutigen, sondern vielmehr anstacheln, das Paradies vor Augen, uns immer wieder erneut auf den Weg zu machen. Die Sehnsucht nach dem Paradies, „die Sehnsucht, Gott anzuhangen“ und in ihm zu ruhen, ist ja die Triebfeder, die uns nicht ruhen lässt, bis wir, wie es Augustinus so schön formuliert hat, Ruhe finden in Gott.
Der geschätzte Johannes Klimakus feuert uns jedenfalls an, den ersten Eifer stets in derselben Glut zu bewahren. Doch er gesteht uns auch zu, dass wir manchmal in unserem Eifer erlahmen, um uns dann wieder aufzumachen, „das Feuer zu vergrößern, die Wärme zu vermehren, unseren Eifer und unser Verlangen nach dem Himmel immer lebendiger zu machen“ (34).
Wenn ich von Himmel spreche, dann meine ich den Bereich, in den wir nach christlicher Vorstellung nach unserem Tod einkehren dürfen. Spreche ich vom Paradies, dann ist das so etwas wie Himmel auf Erden oder jetzt schon etwas vom Himmel schmecken zu dürfen.
So sind die dreißig Stufen auf der Leiter zum Paradies keine dreißig Tipps, die es zu befolgen gilt, um glücklich zu werden. Es sind vielmehr Ermutigungen, gängige Vorstellungen von Paradies und Glück aufzusprengen. Sie wollen dazu einladen, das Schwarzbrot des Alltags zu essen, das heißt zum Beispiel verzichten zu können, nicht im Mittelpunkt stehen zu müssen, Leidenschaften zuzulassen, ohne von ihnen beherrscht zu werden. Es geht dabei um ein Lebensprogramm, das anstrengend sein kann, weil es von uns abverlangt, immer mehr das Kreisen um uns selbst aufzugeben, den Einflüssen von außen zu entsagen, um so immer mehr von innen heraus, beeinflusst von den Einflüsterungen Gottes, unser Leben zu gestalten. Dann aber werden wir mit der Zeit, von Stufe zu Stufe, immer mehr in eine Erfahrungswelt hineingeführt, die uns Glück, Freude, Paradies als Herzensruhe erfahren lässt.
Wenn Sie, werter Leser, werte Leserin, Lust haben, mich bei diesem Aufstieg zum Paradies zu begleiten, lade ich Sie herzlich dazu ein. Auch weil es sicher gut ist, mit einigen zusammen den Aufstieg zu wagen. Denn, so Johannes Klimakus, „wehe dem, der allein ist, sagt der Prediger; wenn er in Trägheit oder Schlaf, Lauigkeit oder Verzweiflung fällt, ist niemand da, der ihn aufrichtet“ (34).
Es liegt an uns, für welchen Weg wir uns entscheiden. Ob unser Weg zum Himmel führt, erfahren wir erst, wenn wir uns auf den Weg machen. Manchmal wird man daher auch zwischendurch feststellen müssen, dass man den falschen Weg beschritten hat. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass der beschriebene Weg zum Paradies führen wird, jede einzelne Sprosse, die ich auf der Leiter zum Paradies hinter mich gebracht habe, mich dem Paradies, der Herzensruhe, näher bringt. Was uns freilich nicht davon abhalten mag, immer wieder auch zu zögern oder zunächst einmal einige Stufen wieder zurückzugehen. Oder dass Zweifel, andere Wünsche und Leidenschaften, vielleicht auch Triebe und Süchte, uns ablenken und zurückhalten, bis wir uns schließlich wieder neu aufmachen und den mühevollen Aufstieg auf der Leiter zum Paradies fortsetzen.
Je mehr ich mich mit Johannes Klimakus befasst habe, desto mehr meine ich bei ihm ein Lebensprogramm zu entdecken, das in vielem total dem entgegenläuft, was gängigerweise auch als Selbstverwirklichung propagiert wird. Dabei handelt sich nicht um ein Programm gegen Selbstverwirklichung. Es ist vielmehr eine Korrektur und Ergänzung gegenüber einem Verständnis von Selbstverwirklichung, das sich an dem Motto I do my own thing – Ich lebe mich aus orientiert. Bei Johannes Klimakus werden vielmehr Potenziale von uns angesprochen, die brach, ungenutzt bleiben, solange wir uns nur ausleben.
So verstehen sich auch die Aussagen, die ich von den Beschreibungen des Johannes Klimakus ableite, als spirituelle Anregungen, die uns weiterhelfen können bei der Bewältigung unseres Alltags und in unserer Sehnsucht nach Herzensruhe und letztlich nach Gott. Sie sind eine Einladung dazu, unser Leben in die Hand zu nehmen, es zu gestalten und dabei immer mehr selbst zu Kapitänen unseres Lebens zu werden, ohne dabei den Blick zum Himmel zu vergessen. Im Buch Genesis (28,12) heißt es von Jakob – und dieser Text dient ja auch Johannes Klimakus als Grundlage für seine Himmelsleiter zum Paradies –, dass er im Traum eine Leiter sah, „die auf der Erde stand und die bis zum Himmel reichte“. Das aber heißt: Es geht nicht darum, die Erde zu verlassen, unser Menschsein und Menschwerden außer Acht zu lassen. Es geht darum, die Möglichkeiten für unser Menschsein und Menschwerden zu nutzen, die sich auftun, wenn wir uns am Himmel ausrichten; wir die Leiter, die auf der Erde steht und bis zum Himmel reicht, besteigen, angetrieben von einem Verlangen, einer Sehnsucht, die uns nicht ruhen lässt, bis wir die Seelenruhe gefunden haben, wir ruhen in Gott.
Die ursprünglichen Adressaten sind für Johannes Klimakus Mönche. Ihm geht es darum, die Welt zu transzendieren, uns empfänglicher zu machen für die Welt der Ewigkeit. „Es hat zu tun mit einer Vision von Wirklichkeit, die uns von den Sinnen hinsichtlich ihrer weltlichen Funktionen befreit, so dass wir wieder die tiefere, verborgene Bedeutung der Wirklichkeit wahrnehmen“ (Eudes Bamberger 2008, 49).
Wir müssen keine Mönche werden. Wir können aber von den Mönchen lernen. Wir müssen mit dem einen Bein voll im Leben stehen, uns der Wirklichkeit unseres äußeren Lebens stellen, unseren Alltag bewältigen, unserer Verantwortung gegenüber unserer Gemeinschaft, unserer Familie, unserer Gesellschaft nachkommen. Zugleich trägt es aber zu einer Bereicherung unseres Lebens bei, wenn wir neben dem äußeren Leben beziehungsweise zusammen mit ihm ein inneres Leben führen, das uns, dem monastischen Leben vergleichbar, einen Zugang zu der tieferen, verschollenen Wirklichkeit unseres Lebens ermöglicht.
So soll die Leiter, die uns zum Paradies führt, auch als eine Leiter verstanden werden, die uns immer tiefer hineinführt in die verborgene Wirklichkeit unseres Lebens, uns empfänglicher und sensibler macht für die unsichtbare Welt, um jetzt schon einen Vorgeschmack des Himmels verkosten zu dürfen.
Da ich Sie in den folgenden Impulsen ganz persönlich ansprechen möchte, erlaube ich mir, Sie mit du anzusprechen. Die Zitate von Johannes Klimakus, die ich an den Anfang der einzelnen Kapitel stelle, stammen alle aus der Regensburger Ausgabe (1874) seines Werkes.
Heribert Handwerk vom Echter Verlag danke ich für die gute und inspirierende Zusammenarbeit.
Wunibald Müller
Zum Beginn des Aufstieges
Christ ist der, welcher, soweit es einem Menschen möglich ist, Christus nachahmt in Gesinnung wie in Worten und Werken und Gott liebt, insofern er die natürlichen Dinge gebraucht, so weit es ihm durch die Gesetze ohne Sünde gestattet ist, und nicht versäumt, das ihm mögliche Gute zu tun.
Zunächst geht es darum, dass du dich dafür entscheidest, die Leiter, die zum Paradies, zur Herzensruhe, führt, zu besteigen. „Unser Gott hat in seiner unbegreiflichen und unendlichen Güte allen von ihm erschaffenen vernünftigen Wesen das Vorrecht verliehen, sich nach eigenem freien Willen bestimmen zu können“ (22).
Zugleich aber ist niemand davon ausgeschlossen. Denn: „Gott ist das Leben Aller, die Vernunft und Freiheit haben. Er ist das Heil aller Gläubigen und Ungläubigen, der Gerechten und Ungerechten, der Frommen und Gottlosen, der Unschuldigen und Lasterhaften, der Kloster- und der Weltleute, der Gelehrten und Ungelehrten, der Gesunden und der Kranken, der Jungen und Alten, das Heil, an dem Alle gemeinschaftlich Teil haben an dem einströmenden Lichte, an dem Anblicke der Sonne und an dem Wechsel der Zeiten, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person“ (24).
„Die heiligen Tugenden lassen sich mit den Stufen der Leiter Jakobs vergleichen, die schändlichen Laster aber mit der Kette“ (153), mein Johannes Klimakus. Die heiligen Tugenden führen von der einen Stufe zur anderen und heben den, der sie befolgt, in den Himmel, die Laster aber blockieren sich gegenseitig.
Also folge den Tugenden! Je mehr du ihnen folgst, desto leichter wird der Aufstieg ins Paradies, desto früher wird sich die ersehnte Herzensruhe einstellen.
1. STUFE
Entsage und ziehe dich zurück
Wir sind mit Geschäften überhäuft, die uns nach Außen ziehen, wann können wir zu einem einsamen innerlichen Leben kommen? Ich sage: Tut alles Gute, was euch zu tun möglich ist. Tut ihr das, so seid ihr nicht mehr fern vom Himmelreiche.
Die erste Stufe der Leiter, die zur Herzensruhe führt, besteigt, wer wieder wird wie die Kinder. „Bei den Kindern findet man keine Bosheit und Hinterlist, ihre Begierde und ihr Magen ist nicht unersättlich, ihr Leib nicht zu unreiner Liebe entflammt“ (27).
Wieder werden wie die Kinder meint, das Leben nicht nur von äußeren Maßstäben wie Erfolg, Reichtum, Macht her zu gestalten und zu bewerten. Es meint weiter, zu einer Weisheit zurückzufinden, von der es bei Jesus Sirach (1,14) heißt: Die Weisheit wird dem Getreuen im Mutterschoß anerschaffen.
Das kann heißen, unser technisches, von Vernunft und Intellekt bestimmtes und gefülltes Wissen um die Offenheit für das „Wissen“ der ewigen Wahrheit zu ergänzen. Zu werden wie die Kinder kann weiter heißen, zu jener Ursprünglichkeit zurückzufinden, die es uns ermöglicht, mit der nach wie vor in uns deponierten natürlichen Weisheit wieder in Beziehung zu treten.
Abraham Cook vergleicht die Wiedergewinnung dieser Fähigkeit, Dinge zu sehen, wie wir sie als Kinder sehen konnten, mit der Kohle, die, wenn sie glüht, die Energie freisetzt, die sich in ihr zur Zeit ihrer Entstehung ansammelte. „Neue Weisen des Sehens entstehen aus der Weisheit, die im Schoße der Mutter in uns geformt wurde“ (in: Newell 2000,27).
Entsagung und Verzicht sind also angesagt: der Verzicht darauf, allein der Weisheit der Welt zu trauen; der Verzicht auf Boni; der Verzicht auf Ehrenstellungen; der Verzicht auf Macht und Reichtum; der Verzicht auf zu viel Essen und Trinken; der Verzicht auf Sex, dem es an Liebe und Respekt mangelt. Alles Dinge, die wir oft mit einer Selbstverständlichkeit für uns beanspruchen.
Das klingt zunächst nach alten Losungen und Forderungen, die man längst oft mit Recht hinter sich gebracht hat, weil hinter ihnen eine negative Einstellung zur Welt oder eine ungesunde Lebensverachtung standen. Erst wer im wohlgemerkt freiwilligen Verzicht eine Tugend entdeckt, die ihn näher an sein inneres Leben heranbringt, die eine neue Einstellung zum Leben, ein bewussteres Leben ermöglicht, wird zwar auch dann den Verzicht als schmerzvoll erfahren, zugleich aber auch zumindest anfanghaft ein Interesse daran finden und die Lust dazu spüren, die erste Stufe der Leiter zum Paradies zu besteigen.
Du wirst, wenn du bereit bist, dich zurückzuziehen von dem, was dich in deinem äußeren Leben beeinflusst, manchmal vielleicht sogar beherrscht, mit Seiten von dir in Berührung kommen, die du zugedeckt hast. Du wirst wieder mehr dich selbst spüren. Deine wirklichen Wünsche und Sehnsüchte. Den Ort, wo dich „inmitten von Versuchungen, Fallstricken und Beunruhigungen selige Ruhe“ (24) umgibt. Herzensruhe.
Dabei ist es wichtig, nicht aus Angst und Furcht auf etwas zu verzichten; dem zu entsagen, was dich innerlich unfrei sein lässt. Derjenige, der sich aus Furcht vor dem, was ihn bisher äußerlich bestimmt hat, zurückzieht, „ist brennendem Rauchwerk ähnlich, welches zuerst süße Wohlgerüche verbreitet, dann aber sich in Qualm auflöst“ (28). Wer aber aus Liebe zu Gott sich zurückzieht, „der empfängt gleich am Anfang eine himmlische Flamme, die, wie ein in den Wald geworfenes Feuer, sich immer heftiger entzündet und zu einem großen Brande anwächst“ (28).
Also: Wage, die erste Stufe hochzugehen! Lasse dich dabei entzünden und anstacheln von der himmlischen Flamme! Dann geht es leichter – auch bei der nächsten Stufe.
Gönne dir immer wieder eine Zeit des Rückzuges.
Lasse dich nicht zumüllen durch Werbung und Einflüsse,
die deiner Seele schaden.
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