Kitabı oku: «Dreißig Stufen zum Paradies», sayfa 2
2. STUFE
Lasse los und komme mit
deinem Kerndasein in Berührung
Denen, die auf dem Meer des geistlichen Lebens fahren, ist wohl bekannt, dass der Hafen Rettung bieten, aber auch Gefahr bringen kann. Es ist ein trauriger Anblick, wenn man sieht, dass die, welche dem offenen Meere entrannen, noch im Hafen Schiffbruch erleiden.
Johannes Klimakus findet harte Worte, um die zweite Stufe zu beschreiten. Zunächst klingt das nach totaler Weltverachtung. Und nimmt man seine Worte wörtlich, dann spricht aus ihnen auch Weltverachtung: „Wer den Herrn wahrhaft liebt und wahrhaft das Reich Gottes sucht, der liebt in diesem Leben nichts mehr und ist um nichts mehr bekümmert und besorgt, weder um Geld noch Gut, weder um seine Eltern noch um die eitle Ehre des Lebens, weder um Freunde noch Brüder, kurz das Vergängliche und Irdische beschäftigt ihn nicht mehr, er legt vielmehr jede Begierde nach solchen Dingen ab, verbannt jede Sorge um sie und hasst außerdem seinen eigenen Leib“ (35).
Da sträubt sich zunächst alles in einem – und das mit Recht. Ich kann seine zweite Stufe zum Paradies, zum Glück, zur Herzensruhe, mitgehen, wenn ich darunter verstehe, mich von den irdischen Dingen nicht bestimmen zu lassen. Mein Glück, meine Sinnerfüllung nicht von diesen oder jenen Dingen oder auch von bestimmten Menschen abhängig zu machen. Ich finde es wichtig, voll im Leben zu stehen und auch die schönen Dinge in unserem Leben zu würdigen und zu genießen. Etwas vom Himmel jetzt schon zu kosten.
Doch das muss und sollte dich nicht davon abhalten, in eine innere Distanz zu Dingen und Menschen treten zu können. Nie zu vergessen, dass wir vergänglich und sterblich sind. Du vergisst dann nicht den Blick zum Himmel, von dem du Hilfe erwartest. Du kannst mit Johannes Klimakus mit Blick auf Gott sagen: „Dir hängt meine Seele an.“
Wie oft bin ich schon Menschen begegnet, die meinen, ohne den Beruf, ohne diesen Erfolg nicht leben zu können. Oder Menschen, deren unsterbliche Liebe nicht erwidert wird und die glauben, ohne den anderen Menschen nicht leben zu können, und darüber fast verzweifeln. Die zweite Stufe auf der Leiter des Paradieses zu besteigen kann daher für dich heißen, mit deinem Kerndasein in Kontakt kommen.
Wenn ich aber aus meinem Kern lebe, dem, was übrig bleibt, wenn ich alle Schichten abgestreift habe, die ich nur anscheinend bin, lebe ich aus meinem Sein, dem, was ich wirklich bin. Dann gilt, was Irvin D. Yalom uns zuspricht: „Du bist nicht deine Karriere, du bist nicht dein herrlicher Körper. Du bist nicht Mutter oder Vater oder ein weiser Mensch oder ewige Krankenschwester. Du bist dein Selbst, dein Kerndasein. Ziehe eine Linie darum: Die anderen Dinge, die Dinge, die außerhalb der Linie sind, die sind nicht du; sie können verschwinden, und du wirst immer noch existieren“ (2005, 98).
Wenn du dich auf dein Kerndasein besinnst, geht es dir nicht wie jenen, die Johannes Klimakus bei der Vorstellung der zweiten Stufe wie folgt beschreibt: „Sie wurden von eitler Ehre wie aus einer Pfütze bewässert, von Ruhmseligkeit gepflegt und von Menschenlob gedüngt; nachher aber, als sie in die Einsamkeit, auf einen dem Weltmenschen und dem schlammigen Wasser der eitlen Ehre unzugänglichen Boden verpflanzt wurden, vertrockneten sie sehr bald“ (37). Wenn du dein Sein nicht von äußeren Dingen und Menschen abhängig machst, vertrocknest du nicht, wenn diese Dinge und Menschen dir nicht länger zur Verfügung stehen.
Du machst die Erfahrung, dass es in dir selbst eine Welt gibt, in die du dich begeben und in die du dich verankern kannst; es in dir einen Kern gibt, der mehr ist als das, was du äußerlich darstellst; es wichtig ist, immer wieder mit deinem Kern in Berührung zu kommen, von dort her dein Leben zu sehen und zu leben.
Komme mit deinem Kern in Berührung.
Du bist mehr als deine Karriere,
deine Beziehungen, dein Scheitern, deine Defizite.
3. STUFE
Richte den Blick auf den Himmel
in dir und über dir
Die Sehnsucht nach Gott verdrängt die Sehnsucht nach den Eltern.
Der Aufstieg nach oben geht steil aufwärts. Die Richtung, die Johannes Klimakus vorgibt, ist klar. Es ist nichts weniger als der Himmel. Weg vom Irdischen, hin zum Überirdischen. Dabei müssen beide Augen zum Himmel ausgerichtet sein, nicht etwa das eine zum Himmel und das andere zur Erde. Er verlangt einen radikalen Schnitt. Eine radikale Kehrtwendung. „Eine Widmung des Menschen an den Himmel“ (40).
Für mich heißt das: eine Kehrtwendung nach innen. Die Leiter führt, so paradox das klingen mag, über den Abstieg in die Tiefe in die Höhe des Himmels. Johannes Klimakus geht es bei der dritten Stufe um „ein Denken in der Tiefe der Seele“; „einen Verzicht auf den Ruhm der Welt“; „einen Abgrund des Schweigens“. „Die Zurückziehung aus der Welt ist die Mutter der Tugend, durch welche wir keinen Sinn für das Irdische haben“ (42). Rückzug, Exil, um uns von allem zu trennen, was uns daran hindern könnte, um ganz auf Gott ausgerichtet sein zu können.
Es geht dabei um das, was der Tiefenpsychologe C. G. Jung die Person Nr. 2 nennt. Die Person Nr. 1 ist die Person, die ihren Platz in der Welt und in der Gesellschaft hat beziehungsweise sucht, im Unterschied zu der Person Nr. 2, die nach innen hört, ein reiches Innenleben führt, eintaucht in ihre Tiefe, wo sie mit ihrer Sehnsucht nach dem Grenzenlosen, dem Ewigen in Kontakt kommt. Die Pflege dieses inneren Lebens ist nicht weniger wichtig als die Pflege und Gestaltung des äußeren Lebens, ja nach Klimakus sogar wichtiger.
Der Kontakt mit Gott, die Pflege der Beziehung zu Gott, wird von der äußeren Person wahrgenommen etwa durch die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oder einer Kirche, die Teilnahme an Gottesdiensten, das persönliche Beten. Allein die innere Person trägt dafür Sorge, dass der äußere Versuch, mit Gott in Kontakt zu kommen, zu einem inneren Geschehen wird, bei dem die Verbindung mit Gott innerlich erfahrbar wird. Wir jetzt schon in uns etwas von der Sehnsucht nach dem Himmel, hinter der letztlich die Sehnsucht nach Gott steht, anfanghaft erfahren dürfen. Diese Sehnsucht nach Gott aber verdrängt, so Johannes Klimakus, die Sehnsucht nach dem, was uns an Irdischem geschenkt worden ist, einschließlich unserer Eltern und Freunde.
So wirst du in der dritten Stufe auf der Leiter zum Paradies dazu aufgefordert, dich von der Sehnsucht nach dem Größeren, der Sehnsucht nach Gott, leiten zu lassen. Der Melodie zu folgen, die vom Himmel kommt. Alles zu vermeiden, was dich davon abhält, dieser Melodie zu folgen. Auch nicht von Überzeugungen, die dir einflössen, gebraucht zu werden, die anderen nicht im Stich zu lassen. „Wenn wir uns eine geringe Fähigkeit im Leben oder oberflächliche Kenntnisse erworben haben, so meinen wir, wir müssten nun zur Belehrung und Rettung der Welt in die Welt zurückgehen – ja, damit auf dem Meere wieder verloren gehe, was im Hafen gesammelt ist“ (43).
Das alles könnte auch als Egotrip missverstanden werden, und die Gefahr, dass es zu einem Egotrip wird, besteht. Es geht dann nicht um Egotrip, wenn du dabei das für dich tust, was du für dich tun kannst, um deiner Sehnsucht nach Gott die Bahn zu brechen, um glücklich zu werden. Du nicht glaubst, das Heil und das Glück, gar die Erlösung der anderen hingen von dir ab. Du dich von Allmachtsphantasien frei machst, die dich letztlich von der Auseinandersetzung mit dir selbst abhalten.
Folgst du aber deiner Sehnsucht nach Gott, folgst du der Stimme deiner Seele, angefeuert von der göttlichen Flamme. „Beeile dich also, wenn du die göttliche Flamme erhalten hast, denn du weißt nicht, wann sie erlischt und dich in Finsternis lässt“ (41).
Schenke deinem Innenleben genauso viel
Aufmerksamkeit wie deinem äußeren Leben.
4. STUFE
Höre und gehorche
Aus dem Gehorsam entsteht die Demut und aus ihr die selige Ruhe des Geistes.
Umgürte deine Lenden mit dem Schoßtuche des Gehorsams.“ Mit dieser Aufforderung lädt Johannes Klimakus dazu ein, die vierte Stufe auf der Leiter, die zum Paradies führt, zu besteigen. Man muss, um Johannes Klimakus zu verstehen und sich nicht von seinen drastischen Beispielen geleisteten Gehorsams abschrecken zu lassen, das Ziel immer vor Augen haben, Seelenruhe zu finden und Gott immer näher zu kommen.
Da heißt es bei ihm zum Beispiel: „Der Gehorsam ist das Grab des eigenen Willens“ (41).
Letztlich geht es darum, das eigene Denken und Wollen dem Willen Gottes zu unterstellen. Dabei kommt dem Seelenführer nach Johannes Klimakus eine wichtige Rolle zu. Diesen gilt es, bevor du ihn dir als Begleiter wählst, mit aller Vorsicht zu prüfen und zu beobachten, „damit wir nicht einen gewöhnlichen Matrosen statt eines Steuermanns, einen Kranken für einen Arzt, einen sündhaften für eine sündlosen Mensch, das gefahrvolle Meer für den Hafen der Ruhe in unserer Unwissenheit wählen“ (52).
Haben wir uns aber für einen Seelenführer entschieden, dann sollen wir „über unseren guten Lehrmeister nicht mehr zu Gerichte sitzen, selbst wenn wir an ihm – denn auch er ist ein Mensch – einige kleine Schwächen wahrnehmen“ (52). Ihm sollen wir alle Dinge bekennen, unsere Verschuldigungen und Wunden, „denn Wunden, die man offen zeigt, werden dadurch nicht schlimmer, sondern vielmehr geheilt“ (54).
Ob Johannes Klimakus mir zustimmt, wenn ich ihm sage, dass Gehorsam auch von Hören, sprich Zuhören kommt, weiß ich nicht. Für mich gehört das jedenfalls zum Gehorsam. Da hört jemand – zum Beispiel der Seelenführer und die Seelenführerin – mit mir hin, was Gottes Wille ist. Er nimmt sich die Zeit dafür. Ist wirklich daran interessiert, was Gott von mir will. Hält sich zurück, versucht nicht, mir seine Interessen schmackhaft zu machen usw.
Interessanterweise tauchen bei Johannes Klimakus in diesem Kapitel Begriffe wie „Glück“, „Ewige Freiheit“ und „Geistige Ruhe“ auf. „Die sich dem Herrn in Einfalt des Herzens unterwerfen, wandeln auf dem Weg des Glücks“ (54). Wer sich einmal dem Schicksal überlassen hat, der ist befreit, sagt viele Jahrhunderte nach Johannes Klimakus Hermann Hesse. Das aber heißt: Du entscheidest dich, Gott in der Einfalt deines Herzens zu unterwerfen. Du überlässt dich dem Schicksal. Du könntest dich auch anders entscheiden – und bleibst trotzdem dem Schicksal überlassen.
Überlässt du dich aber dem Schicksal, überlässt du dich der Führung Gottes, kehren selige Ruhe, Gelassenheit in dein Leben ein. Dann bist du „ruhig und gefasst (es ist das Schönste und wiewohl Seltenste) im Geiste inmitten der Sorgen und Verwirrungen“ (71), die dich umgeben.
Ja, das riecht tatsächlich nach Glück. Also klettere weiter auf der Leiter, die zum Glück, zur Herzensruhe, führt.
Höre auf die Stimme deines Herzens.
Überlasse dich der Fügung Gottes.
5. STUFE
Bereue und beweine deine Fehler
Habet acht auf meine Worte, neiget euer Ohr zu mir, wenn ihr Gott durch eine wahrhafte Bekehrung wieder mit euch versöhnen wollet.
Hast du noch Lust, mich auf dem Aufstieg zu begleiten? Oder ist dir die Lust vergangen? Ich muss dich warnen. Was Johannes Klimakus als nächste Stufe beschreibt, ist harte Kost.
Es geht um die Buße. Die Älteren unter den Lesern mit einer katholischen Tradition im Hintergrund erinnern sich sicher noch an die Buße, die einem nach der Beichte aufgetragen wurde. „Bete zur Buße drei Vater unser und Gegrüßet seist du, Maria.“ Heute begegnet uns das Wort noch im Bußgeld, das wir zahlen müssen, wenn wir uns verkehrswidrig verhalten haben. Auf alle Fälle hat das Wort Buße einen faden Beigeschmack.
Und da will uns Johannes Klimakus die Buße schmackhaft machen. Doch auf den ersten Blick ist das, was er da zu sagen hat, schwer verdaulich. „Die Buße ist eine immerwährende innerliche Verurteilung seiner selbst“ (101). „Ein Büßender ist der, welcher sich selber stets Kreuz und Leiden schafft. Die Buße ist eine wirksame Abtötung der sinnlichen Natur“ (102). Doch auf den zweiten Blick registriert man, dass Johannes Klimakus es nicht bei der inneren Verurteilung belässt, sondern zugleich von der Buße auch „als sicherer Heilung, die jeder mit sich vornimmt“ (101) spricht, sie die Tochter der Hoffnung nennt und sie als „fortwährende Besserung der Schäden unserer Seele“ (102) preist.
Auffällig ist, wie oft Johannes Klimakus in diesem Kapitel von Tränen spricht. Über die Tränen bekommst du einen Zugang zur Buße. Es sind die Tränen, die geweint werden müssen, wenn du dich schuldig gemacht hast. Wenn du dich durch dein Verhalten ins Unrecht gesetzt hast. Die Tränen der Reue, weil es dir leidtut, ja vielleicht sogar weh tut. Es sind die Tränen, die verhindern, dass du erstarrst, in Depression, Apathie und Verzweiflung gerätst. Leistest du keine Bußtrauer – das ist seine Wortbildung –, macht dir dein Gewissen das Leben zur Hölle, überkommt dich „schreckliche Herzensangst“ (104).
Lässt du den Schmerz zu, den du in dir – hoffentlich – spürst, weil du dich schuldig gemacht hast, trägst du damit dazu bei, dass in dir wiedergutgemacht wird, was in dir zerstört worden ist. Du lässt dich auf einen Prozess ein, der dich am Ende von der Last deiner Schuld befreit, so dass du wieder unbelastet leben kannst.
Jetzt wird deutlich, dass die Buße zur „Wiederbelebung der in der Taufe empfangenen Gnade“ (101) werden kann. Eine Bekehrung mit ihr einhergehen kann, die zur Versöhnung mit dir selbst und dem Menschen, dem gegenüber du dich schuldig gemacht hast, und schließlich mit Gott führen kann. „Wenn ein Kind zu Tränen gerührt wird, nicht aus Furcht vor Strafen, sondern aus Reue, braucht es keine Züchtigung“ (Horace Mann, in: Beck 2009, 55).
Johannes Klimakus steht nicht an, jene „für glücklicher zu halten, die nach ihrem Falle solche Trauer empfinden, als die, die nie gefallen sind, und solche Tränen nicht über sich vergießen. Ihnen ist ihr Fall der Grund zu einer seligen Auferstehung geworden“ (113). Sie dürfen wieder erfahren, was sie so sehr vermissten, solange sie die Last ihrer Schuld nicht ernst nahmen, die Tränen der Buße nicht vergossen hatten: „die Zeit der früheren Tage, an denen mich Gott beschützte, als die Leuchte seines Lichtes über meinem Herz strahlte; die Reinheit und die kindliche Zuversicht, mit der wir beteten; die bitteren und doch so süßen Tränen; die Hoffnung der innersten Herzensfreiheit und Keuschheit – die Erwartung seliger und heiterer Ruhe“ (112).
Lasse Tränen der Reue
über gemachte Fehler zu.
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