Kitabı oku: «Bis zum Ende der Ewigkeit», sayfa 2

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»Es zweifelt niemand an ihrer Arbeit, Agent Stone. Ich bin derjenige, der es nicht sicherstellen kann, meine Aufgaben hundertprozentig zu erledigen, wenn sie bei mir im Team sind«, seine Stimme klang kalt und berechnet. Er vermied es jedoch weiterhin, sie anzuschauen. Verständnislos starrte Chris ihn an.

»Agent Stone, sie müssen verstehen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun müssen, um Fehlerquellen, die Außeneinsätze gefährden könnten, zu eliminieren. Und wenn ein Teamleiter mit einem anderen Teammitglied aus persönlichen Gründen nicht zusammenarbeiten kann, muss ich entsprechende Maßnahmen ergreifen und die Entscheidung meines Teamleiters akzeptieren. Deshalb werde ich sie bis auf weiteres in den Innendienst versetzten«, sagte Commander Meyer.

Ihr wurde für den Bruchteil einer Sekunde schwarz vor Augen. Alles, was ihr geblieben war, war ihre Arbeit. Es war das Einzige, was ihrem Leben noch einen Sinn gab. Worin sie Erfüllung fand. Und auch das wollte man ihr nun wegnehmen. Es war, als brach eine Welt für Chris zusammen.

»Es tut mir Leid, Agent Stone, doch ich muss bei meiner Entscheidung an das ganze Team denken«, versuchte Alex sich zu rechtfertigen. Ausdruckslos sah sie in seine Richtung, nahm ihn jedoch überhaupt nicht mehr wahr. Alles um sie herum schien plötzlich zu verschwimmen. Es lag sicherlich daran, dass sie ihre Tränen nun nicht länger zurückhalten konnte.

»War das alles?« brachte sie noch gequält hervor und durchsuchte verzweifelt die Jackentaschen ihrer blauen Regenjacke nach einem Taschentuch. Natürlich hatte sie nie eins dabei, wenn sie es brauchte.

»Ja, danke Agent Stone. Sie bekommen weitere Arbeitsanweisungen. Sie dürfen jetzt gehen«, beendete der Commander das Gespräch. Hastig stand Chris auf und schmiss beinahe noch den Stuhl um, auf dem sie gesessen hatte. Die Mühe zu grüßen machte sie sich auch nicht mehr. Verstört und mit tränenverschleierten Augen lief sie zur Tür und stürzte hinaus auf den Flur. Das Einzige was sie jetzt wollte, war, so weit wie möglich zu verschwinden. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Diese Lügen konnte sie nicht mehr ertragen. Eines war für sie klar; Alex wollte sie nur aus persönlicher Rache nicht mehr im Team haben. Damit wollte er sie nachträglich dafür bestrafen, dass sie sich gegen ihn entschieden hatte.

Mittlerweile hatte Chris das Gebäude verlassen und stand völlig verstört an der Straße. Hier ließ sie meinen Tränen freien Lauf. Es war ihr egal, ob die Leute sie anstarrten oder nicht. Eigentlich war ihr alles egal. Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, winkte sie ein Taxi herbei. Der Fahrer hielt an, sie öffnete die Tür und stieg zitternd hinein.

»Bringen sie mich bitte zum Südfriedhof«, bat sie ihn und sank dann auf dem Rücksitz wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. Der Taxifahrer hatte bemerkt, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte und tat es glücklicherweise auch. Als sie den Friedhof erreicht hatten, zahlte Chris und gab ihm noch vier Euro Trinkgeld. Freudestrahlend wünschte er ihr noch einen schönen Tag und fuhr weiter. Schön ist anders, dachte Chris bitter und lief langsam zum Eingang des Friedhofs.

Das große schmiedeeiserne Tor stand um diese Uhrzeit weit offen. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, lief sie die ihr nur zu vertrauten Pfade entlang. Der Friedhof war in den letzten vier Jahren ihr zweites zu Hause geworden. Hier kannte sie jeden Baum, jeden Strauch und jeden Stein. Wenn sie keinen Einsatz hatte, der sie in andere Städte oder Länder führte, war sie täglich hier.

Der Frühling hatte mit aller Macht Einzug gehalten. Die Sonne schien warm auf sie herab und tauchte alles in ein gleißendes, helles Licht. In dem hellgrünen Laub der Bäume zwitscherten die Vögel. Auf einer kleinen Lichtung zwischen den vielen Bäumen saß ein kleiner, brauner Feldhase und knabberte an frischen Grashalmen. Alles war so unwahrscheinlich friedlich. Ihre Lungen sogen die frische Luft tief ein, während sie schweren Herzens weiter lief. Nachdem sie die kleine weiße Kapelle hinter sich gelassen hatte, konnte sie ihr Ziel erblicken. Dort war es: Dennis Grab. Auf dem weißen Marmorstein, der auf dem Grab stand, waren in glänzenden schwarzen Buchstaben sein Name, sein Geburtsdatum und sein Todesdatum eingraviert. Und ein Wort: WARUM? Mehr nicht. Man hätte nicht in Worte fassen können, was Christine verloren hatte. Der Platz auf dem Stein hätte nicht ausgereicht um zu beschreiben was für ein Mensch er gewesen war. Mit weichen Knien näherte sie sich dem Grab. Durch ihr überstürztes Kommen hatte sie noch nicht einmal Blumen mitgebracht. Mit zitternden Händen strich sie sanft über den kalten Marmorstein. Unweigerlich wurde sie von einer überwältigenden Trauer erfasst. Sie ging ihr durch Mark und Bein und ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Unaufhaltsam stiegen ihr die heißen Tränen in die Augen. Einen Moment lang versuchte sie verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten, doch es ging nicht. Mit übermächtiger Gewalt brachen sie aus ihr heraus. Stöhnend sank sie auf die Knie und lehnte sich trostsuchend an seinen Grabstein. Auch wenn mittlerweile vier Jahre seit seinem Tod vergangen waren, konnte sie es nicht begreifen. Der Schmerz brachte sie immer noch fast um den Verstand. Immer noch hatte sie das Gefühl, er würde jeden Moment vor ihr stehen; sie mit seinen dunkelbraunen, sanften Augen liebevoll ansehen und ihr dann lachend zuzwinkern. Sie in den Arm nehmen um sie zu trösten, wenn sie traurig war. Einfach nur da zu sein, um ihr Kraft zu geben. Sie vermisste ihn so sehr, dass es ihr körperliche und seelische Qualen bereitete. >Dennis, Alex ist wieder da. Er ist mein neuer Vorgesetzter und seine erste Amtshandlung war, mich in den Innendienst zu versetzten. Er hat es damit begründet, dass er die Sicherheit seines Teams nicht gewährleisten könnte, wenn ich auch anwesend bin. Dennis, was soll ich nur tun? Wenn du mir doch nur helfen könntest. Ich ertrage seine Nähe nicht…< ihre Stimme versagte fast vor Verzweiflung und Schmerz. Irgendwie half es ihr, wenn sie mit Dennis sprach. Immer, wenn sie an seinem Grab stand, erzählte sie ihm was sie durchlebt hatte, von ihren Ängsten und Sorgen. Wie sehr er ihr fehlte und wie sehr sie ihn liebte. So, als wäre er noch bei ihr. Es tat ihr gut, dies zu tun. Es linderte ihren brennenden Schmerz ein wenig. Den ganzen Nachmittag verbrachte sie an Dennis Grab. Erst als die Sonne langsam begann unterzugehen und es anfing zu Dämmern stand sie auf, küsste den Grabstein und machte sich mit steifen Knien langsam auf den Weg nach Hause. Fröstelnd wickelte sie ihre Jacke fest um sich herum und blickte kurz in den dunkelroten Himmel, bevor sie ihren Weg einsam fortsetzte.

Zu Hause angekommen fiel ihr Blick als erstes auf ihren Anrufbeantworter. Das rote Lämpchen blinkte rhythmisch. Mit einer schnellen Bewegung schaltete sie das Gerät an. Die Nachrichten waren von Charlie. Sie machte sich Sorgen, weil Chris ihr Handy ausgeschaltet hatte. Chris hatte es völlig vergessen. Bevor sie zu Alex ins Büro gegangen war, hatte sie es ausgeschaltet, um nicht gestört zu werden. Nachdem sie dann aber Hals über Kopf aus der Zentrale gestürmt war, hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, es wieder einzuschalten. Auch jetzt verspürte sie keine Lust das Handy einzuschalten. Das Einzige was sie wollte, war Ruhe. Mit gezielten Schritten lief sie zu der Telefondose im Flur und zog mit einem Ruck das Kabel aus der Wand. Erschöpft und ausgelaugt ließ sie sich auf ihr weißes Ledersofa fallen, streifte sich die Turnschuhe von den Füssen und starrte eine Weile an die Zimmerdecke. Ihr psychisches Wohlbefinden befand sich mittlerweile auf dem Nullpunkt. Erschöpft schloss sie die Augen, schreckte jedoch innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder auf. Jedesmal wenn sie die Augen schloss erschien Alex Gesicht hämisch grinsend vor ihr. Irgendwann muss sie dann doch eingeschlafen sein, denn sie durchlebte einen regelrechten Albtraum. Um sich herum konnte sie nichts erkennen. Der Raum, in dem sie sich befand schien aus purem, gleißend hellen Licht zu bestehen. Es war eiskalt. Plötzlich hörte sie ein knarzendes Geräusch, so als ob jemand eine Tür öffnete. Dann erschien inmitten des hellen Lichtes Alex. Er stand direkt vor ihr und sah sie mit seinen wunderschönen himmelblauen Augen erstaunt an. Das Erstaunen verwandelte sich aber sehr schnell in kochende Wut und blanken Hass. Seine Augen wurden schmal und er warf ihr bitterböse, anklagende Blicke zu. Gleichzeitig hob er die Hand und deutete auf etwas, dass sie nicht erkennen konnte. Angestrengt versuchte sie auszumachen, auf was er zeigte. Aber sie konnte nichts sehen.

Kapitel 3

Schweißgebadet schrak Chris auf. Nun verfolgte er sie sogar schon in ihren Träumen. Verwirrt sah sie sich im Zimmer um. Draußen dämmerte langsam der Morgen. Der Himmel leuchtete in einem satten Orange. Die Vögel zwitscherten und hießen den neuen Tag willkommen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es kurz nach sechs war. Langsam stand sie auf und reckte ihre steifen Glieder. Die lederne Couch war nicht gerade bequem. Der Traum steckte ihr noch immer in den Knochen. Barfuß stolperte sie ins Badezimmer und durchsuchte ihre Hausapotheke nach Schlaftabletten. Im hintersten Eck wurde sie schließlich doch noch fündig. Sie nahm die angebrochene Packung aus dem Schränkchen und ging in die Küche. Auf der Arbeitsplatte stand noch eine angebrochene Flasche Rotwein. Nachdem sie sich zwei Schlaftabletten aus der Packung genommen und in den Mund gesteckt hatte, griff sie zur Rotweinflasche, nahm einen großen Schluck und spülte die Tabletten damit herunter. Prompt wurde sie von einem Hustenanfall erschüttert und verdrehte die Augen. Immer noch hustend nahm sie einen weiteren Schluck. Mit der Rotweinflasche in der Hand lief sie schließlich ins Schlafzimmer, ließ sich auf ihr Bett fallen und leerte die Flasche innerhalb weniger Minuten. Das Einzige was sie wollte, war zu vergessen. Die Wirkung der Tabletten und des Weins setzten ziemlich schnell ein und hatten den erwünschten Erfolg. Schnell fiel sie in einen tiefen traumlosen Schlaf. Es war, als wurde sie von einem schwarzen Loch verschluckt.

Irgendwann spürte sie, wie ihr Geist versuchte, der Dunkelheit zu entrinnen. Es war, als versuchte sie sich verzweifelt mit allerletzter Kraft aus einem dunkeln Brunnen zu ziehen, in den sie gefallen war. Ein Teil von ihr versuchte dagegen anzukämpfen ins Licht zu gehen. Der andere Teil, und der schien stärker zu sein, drängte sie immer mehr ins Licht. Unruhig warf sie sich hin und her. Von irgendwo her drangen laute Geräusche in ihr Unterbewusstsein. Stimmengewirr. Sie war auf einem Boot. Es schaukelte auf den hohen Wellen sanft auf und ab. Ein plötzlich aufkommender Sturm ließ das Boot zunehmend stärker auf und ab tanzen. Verzweifelt versuchte sie Halt zu finden. Die Wellen schienen immer höher und höher zu werden. Sie wurde hochgerissen und irgendetwas peitschte in ihr Gesicht. Der Wind, dachte sie verwirrt. Wie unter einer tonnenschweren Last schlug sie endlich langsam ihre Augen auf. Im ersten Moment konnte sie nichts erkennen. Es war hell und ihre Augen schmerzten. Stöhnend schloss sie sie wieder, was jedoch zum Ergebnis führte, dass sie erneut durchgeschüttelt wurde.

»Chris, wach auf. Sieh mich bitte an! Chris, nun mach schon. Bitte! « hörte sie eine vertraute Stimme wie aus weiter Ferne, die verzweifelt ihren Namen rief.

Wieder blinzelte sie und versuchte mühsam, die Augen zu öffnen. Das grelle Licht tat ihren Augen weh. Erneut entfuhr ihr ein Stöhnen.

»Dr. Brewer ist schon unterwegs. Sie scheint mehrere Schlaftabletten genommen zu haben. Und das in Kombination mit Rotwein«, auch diese Stimme schien ihr irgendwie vertraut zu sein, obwohl sie sehr sachlich und distanziert klang. Kühle Hände streichelten sanft über Christines Stirn und ihr Gesicht. Die vertraute Stimme rief wieder ihren Namen. Mit letzter Kraft durchdrang Chris den Schleier der Dunkelheit und schlug ihre Augen erneut auf. Blinzelnd sah sie direkt in Charlies Gesicht. Charlie strich ihr langsam über die Wange.

»Hey Chris. Was machst du denn nur für Sachen?«

Christine war total schwindelig. Langsam versuchte sie sich aufzurichten, doch Charlie drückte sie mit sanfter Gewalt zurück in das Kissen.

»Bitte bleib liegen, Chris. Dave ist gleich da um nach dir zu sehen«. Sie versuchte Christine ein wenig zu beruhigen. Verständnislos sah Chris sie an. Charlie zwinkerte ihr aufmunternd zu. Chris hatte Mühe ihre Augen aufzuhalten. Ihre Lieder waren so schwer, als wären sie mit Blei gefüllt.

»Er muss jeden Moment hier sein«, da war sie wieder, diese andere vertraute Stimme, die Chris einfach nicht zuordnen konnte. Unendlich langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung, aus der die zweite, bekannte Stimme kam und blinzelte angestrengt. Und da stand er und sah sie mit einer solchen Abscheu an, als wäre sie das Allerletzte. Alex! Ein leiser Aufschrei entrann ihrer Kehle, ohne dass sie es verhindern konnte. Augenblicklich erstarrte sie und wurde noch blasser, als sie es ohnehin schon war. Alex Augen schienen vor Wut blaue Funken zu versprühen. Was tat er nur hier? Christines Verzweiflung war kaum mehr in Worte zu fassen. Charlie konnte sie nur schwer beruhigen.

»Schscht, Chris bitte beruhige dich doch. Es wird alles wieder gut«. Charlies Stimme war sanft aber bestimmt. Alex wandte sich ruckartig ab. Chris bemerkte, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. Charlie nahm sie in den Arm und drückte ihren Kopf sanft an ihre Schulter. Chris spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen, während sie in Charlies Armen lag.

»Hallo zusammen, was ist denn hier passiert?« ertönte eine dritte vertraute Stimme. Es war Dave. Seine hellblonden, kurzen Haare waren völlig zerzaust und standen in alle Himmelsrichtungen und er sah ziemlich müde aus. Trotzdem musterten seine hellgrünen Augen Chris besorgt. Er war nicht sehr groß und schlank. Er hatte feine Gesichtszüge und eine gerade Nase. Seine Lippen waren schmal und immer wenn er lachte, entblößte er seine lustigen Grübchen. Eigentlich lachte Dave häufig und gerne. Nur im Moment war ihm nicht zu Lachen zu Mute. Ganz im Gegenteil. Eilig kam er an Chris Bett, stellte seinen Koffer auf dem Boden ab und sah sie besorgt an. Chris sah wie durch einen Schleier, wie Charlie ihm die Verpackung der Schlaftabletten gab und auf die Weinflasche deutete, die auf dem Nachttisch stand. Daves Gesichtsausdruck sah nun sehr besorgt aus. Er setzte sich auf die Bettkante und sah sich Chris Augen an.

»Christine, was ist passiert? Wie viele von diesen Tabletten hast du genommen? Hast du die ganze Flasche Wein ausgetrunken?«

»Dave, bitte sag ihm er soll gehen. Ich will ihn nicht hier haben«, wisperte Chris leise und ihre Stimme zitterte. Verständnislos sah Dave sie an. Langsam überkam Christine Panik. Sie hielt es nicht länger aus, von Alex so angestarrt zu werden. Seine verabscheuenden Blicke brachten sie fast um den Verstand.

»Raus, er soll hier verschwinden und zwar sofort«, fing sie an zu schreien und ließ sich kaum noch beruhigen. Mit aller Kraft versuchte sie aufzustehen, um diesen Blicken zu entfliehen, doch ihr fehlte die Kraft. Dave drückte sie sanft zurück in die Kissen.

»Charlie, halt sie bitte fest. Ich muss ihr erst einmal etwas zur Beruhigung geben. Was ist denn nur los mit ihr?«

Charlie nahm sie wieder in den Arm und strich ihr beruhigend über den Kopf.

»Charlie, sag ihm er soll verschwinden. Bitte« Christines Stimme war nur noch ein Wispern. Dave gab ihr eine Spritze und ging dann rüber zu Alex. Das Beruhigungsmittel fing sehr schnell an zu wirken. Es war, als wurde Chris erneut von einer Art Nebel eingehüllt. Charlie spürte, wie sich Chris langsam entspannte und drückte sie sanft zurück ins Kissen.

»Können sie bitte draußen warten, Captain Ryan? Ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie scheint ihre bloße Anwesenheit sie in Panik zu versetzen. Ich werde einen Krankenwagen rufen und sie ins Krankenhaus bringen lassen. Ich befürchte, ihr muss der Magen ausgepumpt werden, weil ich nicht genau weiß, wie viele Schlaftabletten sie eingenommen hat. Haben sie eine Ahnung, was passiert sein könnte?« Dave hatte eine steile Sorgenfalte auf der Stirn, während er mit Alex sprach. Alex stand jedoch völlig regungslos da und zuckte nur mit den Schultern. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich und maskenhaft.

»Ich möchte, dass Sie mir genau diese Frage beantworten. Und außerdem möchte ich, dass ein psychologisches Gutachten erstellt wird, um sicherzustellen, ob Agent Stone überhaupt in der Lage ist, ihren Aufgaben nachzukommen«, sagte er eisig und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen.

Der Krankenwagen kam ziemlich schnell und brachte Chris ins Krankenhaus. Dave schien ihr ein sehr starkes Beruhigungsmittel gegeben zu haben, da sie sich an die nächsten Stunden überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Das erste was sie sah, als sie wieder zu sich kam, war Charlies Gesicht, das sie besorgt beobachtete. Verwirrt sah Chris sich um.

»Charlie, wo bin ich?« Chris Stimme war nur ein Wispern. Ihr Hals brannte. Als sie ihren rechten Arm bewegen wollte, bemerkte sie die Infusionsnadel, die in ihm steckte. Panik ergriff sie und sie versuchte sich die Infusionsnadel aus dem Arm zu ziehen. Charlie hielt sie mit sanfter Gewalt zurück und versuchte sie zu beruhigen.

»Es ist alles in Ordnung, Christine. Du bist im Krankenhaus. Kannst du dich noch an irgendetwas erinnern?« Benommen schüttelte Chris den Kopf.

»Was ist passiert, Charlie?« Charlie nahm Chris Hand vorsichtig in die ihre.

»Ich habe versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war ausgeschaltet. Auch dein Festnetzanschluss funktionierte nicht. Normalerweise hast du immer den Anrufbeantworter eingeschaltet. Doch es war ständig besetzt, obwohl du eine ISDN Leitung hast. Auch über die Zentrale konnte man dich nicht erreichen. Also hab ich angefangen mir Sorgen zu machen und es Captain Ryan gemeldet. Der hat sofort angewiesen, dass deine Wohnung durchsucht wird. Ich bin auch auf schnellstem Weg zu deiner Wohnung gefahren. Dort haben wir dich dann gefunden. Du warst total benommen. Neben deinem Bett lag eine leere Packung Schlaftabletten und eine leere Flasche Wein. Der Captain hat sofort Dave kommen lassen. Wir wussten nicht, wie viele Schlaftabletten du genommen hast. Also hat Dave dich ins Krankenhaus bringen lassen, wo man dir den Magen ausgepumpt hat. Was ist nur in dich gefahren? Wolltest du dich etwa umbringen?«

Charlie beobachtete Chris angespannt und gleichzeitig besorgt. Das alles schien sie total fertig gemacht zu haben. Sie gab sich jedoch Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Angestrengt versuchte Chris sich daran zu erinnern, was passiert war, doch in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen.

»Charlie, ich kann mich an nichts mehr erinnern«, erwiderte sie schwach und stöhnte prompt auf. Jedes Wort das sie sagte, löste sofort krampfartige Kopfschmerzen aus. Bevor Charlie antworten konnte, klopfte es an der Tür. Sie sahen auf. Dave und Alex betraten das sterile, weiße Krankenhauszimmer. Ihre Blicke lagen auf Chris und sie spürte erneut Panik in sich aufsteigen.

»Agent Thompson, würden sie uns bitte für einen Moment allein lassen. Wir müssen allein mit Agent Stone sprechen«, wandte sich Alex mit eiskalter Stimme an Charlie. Sein gesamtes Auftreten wirkte ziemlich einschüchternd. Charlie nickte, blinzelte Chris noch mal aufmunternd zu und verschwand eilig aus dem Zimmer. Dave trat zu Chris ans Bett und fühlte ihren Puls. Aufmerksam betrachtete er die Pupillen ihrer Augen und überprüfte die Infusion.

»Wie fühlst du dich, Chris«, fragte er sie leise und beobachtete sie besorgt.

»Es geht einigermaßen«, brachte sie mühsam hervor und schloss erschöpft die Augen. Die geringste Anstrengung kostete sie enorme Kraft.

»Captain Ryan muss dir einige Fragen stellen. Fühlst du dich in der Lage, sie zu beantworten«, forschend sah er sie an. Ihre Hände krallten sich in das Bettlaken. Langsam nickte sie. Auch die letzte Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Dave nickte Alex zu. Alex kam zwei Schritte auf das Bett zu, hielt jedoch noch genügend Abstand.

»Agent Stone, hatten sie vor Selbstmord zu begehen?« seine Stimme war eiskalt und seine Mine undurchdringlich. Seine Blicke durchbohrten Chris fast.

»Was?« Schockiert starrte sie ihn an. Er zeigte nicht die geringste Reaktion.

»Agent Stone, sie haben eine beträchtliche Menge Schlaftabletten und Alkohol zu sich genommen. Wollten sie sich umbringen?« fragte er erneut und seine Stimme wurde lauter. Fassungslos starrte sie ihn an.

»Nein, zum Teufel noch mal. Ich habe zwei oder drei Schlaftabletten genommen und eine halbe Flasche Wein getrunken. Wenn ich mich hätte umbringen wollen, hätte ich es anders gemacht, das können sie mir glauben, Sir«, entgegnete sie matt. Dabei vermied sie es, ihn anzusehen. Dave trat wieder zu ihr ans Bett.

»Chris, nur zwei oder drei Tabletten? Wir sind davon ausgegangen, dass du alle Tabletten genommen hast. Das Päckchen war leer. Du warst so benommen, dass wir vom Schlimmsten ausgegangen sind«, sagte er ernst. Traurig sah sie ihn an.

»Gerade du hättest wissen müssen, dass ich so etwas nie tun würde. Ich bin damals durch die Hölle gegangen und habe so etwas nicht versucht. Warum sollte ich es jetzt tun?« Große Enttäuschung schwankte in ihrer Stimme, während sie verzweifelt versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. Ihr Kopf schmerzte bestialisch. Gequält schloss sie wieder die Augen. Alex und Dave sahen sich verwirrt an und schwiegen betreten. Nachdem das Schweigen gerade unerträglich zu werden schien, brach Dave es.

»Chris, es tut mir Leid«, hörte sie ihn leise sagen. Am Klang seiner Stimme merkte sie, dass ihm die ganze Situation wirklich sichtlich unangenehm war und es ihm ehrlich Leid tat. Nur Alex war weiterhin uneinsichtig. Ihn schien die ganze Situation weitaus weniger zu berühren als Dave.

»Die Kombination von Alkohol und Tabletten ließ leider keine andere Schlussfolgerung zu. Also frage ich sie nochmal: warum haben sie ihre Telefone abgestellt und sich mit Schlaftabletten und Alkohol betäubt?«

Alex Stimme war immer noch so frostig wie der Polarwind, während er sein Verhör fortsetzte. Wieso quälte er sie nur so? Innerlich bebte sie vor Wut.

»Agent Stone, ich habe sie etwas gefragt. Und ich erwarte eine Antwort. Sofort«, fuhr er aufgebracht fort und sah sie herausfordernd an. Plötzlich überkam Chris eine unbändige Wut. Wie konnte er ihr nur so etwas vorwerfen? Mit zusammengekniffenen Zähnen mobilisierte sie ihre letzten Kraftreserven und richtete sich im Bett auf. Dabei starrte sie ihn hasserfüllt an.

»Du weißt genau wieso. Ganz genau sogar…. Und jetzt lass mich in Ruhe, hast du mich verstanden. Ich ertrage dich nicht«, schrie sie außer sich und zitterte am ganzen Körper. Mit einer gezielten Bewegung riss sie sich die Infusionsnadel aus dem Arm und wollte aufspringen. Glücklicherweise stand Dave immer noch dicht neben ihrem Bett. Er hielt sie sanft zurück und versuchte sie zu beruhigen. Der Anflug unbändiger Wut, der sie so plötzlich ergriffen hatte, verebbte fast genau so schnell wieder, wie er gekommen war. Matt lehnte sie den Kopf an Daves Schulter. Er strich ihr beruhigend über das Haar. Nur langsam bekam sie ihren bebenden Körper wieder unter Kontrolle. Alex starrte sie fassungslos an. Mit so einer Reaktion schien er nicht gerechnet zu haben. Dave machte Alex mit einem einzigen Blick unmissverständlich klar, dass er das Zimmer sofort verlassen sollte. Gleichzeitig klingelte er nach der Krankenschwester. Die kam auch prompt herbeigeeilt. Nachdem sie Chris Arm sah, kniff sie kurz die Augenbrauen zusammen.

»Na was machen sie denn für Sachen?«, wunderte sie sich und schüttelte den Kopf. Dave drückte Chris vorsichtig zurück ins Kissen. Ihre Wut war verraucht und hatte einer großen Leere Platz gemacht, die ihr Inneres fast vollständig ausfüllte. Völlig fassungslos lag sie da und ertrug wortlos die Versuche der dunkelhaarigen Krankenschwester, ihr erneut die Infusion zu legen.

»Chris, ich bin sofort wieder da«. Dave verließ mit einem Kopfnicken das Zimmer. Erschöpft schloss Chris die Augen und durchlebte in Gedanken noch mal die letzte halbe Stunde. Erst sah sie Charlies besorgtes Gesicht. Dann die Gesichter von Dave und Alex. Auch sie schienen besorgt und fassungslos zu sein. Oder bildete sie sich das jetzt nur ein? In ihren Gedanken schien plötzlich alles ganz anders zu sein. Alex machte sich Sorgen um sie. Angst lag in seinem Blick, während er sie mit seinen blauen Augen besorgt beobachtete. Verwirrt schlug sie die Augen wieder auf. Ihre Gedanken spielten ihr scheinbar einen Streich. Es war unmöglich, dass er sich um sie sorgte. Schließlich hasste er sie. Endlich hatte die Krankenschwester es geschafft, sie erneut an den Infusionsschlauch zu hängen. Es musste auch ein Beruhigungsmittel mit in der Infusion gewesen sein, denn schon einige Augenblicke später wurde Chris schläfrig und schloss erschöpft die Augen.

Erst am nächsten Morgen erwachte sie wieder. Ihr Kopf war leer und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wo war sie bloß? Was war passiert? Sie brauchte eine Weile, um sich zu erinnern, was passiert war. Benommen sah sie sich in dem spartanisch eingerichteten Krankenhauszimmer um. Glücklicherweise war sie allein auf dem Zimmer. Suchend schaute sie sich nach ihren Sachen um, konnte aber nichts entdecken. Sie musste hier raus und zwar sofort. Das Einzige was sie wollte war, nach Hause zu fahren. Entschlossen biss sie die Zähne zusammen und riss sich erneut die Infusionsnadel aus dem Arm. Der kurze, stechende Schmerz ließ sie zischend ausatmen. >Verdammt noch mal<, dachte sie. Mit zitternden Knien stand sie auf und lief schwankend zu dem kleinen weißen Schrank, der sich rechts hinten im Zimmer neben dem Fenster befand. Alles um sie herum schien sich zu drehen. >Wer weiß, was in dieser blöden Infusion war<, dachte sie benommen. Mit zitternden Händen öffnete sie den Schrank, nahm ihre Sachen heraus und zog sich langsam um. Das kostete sie einen ziemlich großen Kraftaufwand. Nachdem sie es endlich geschafft hatte und umgezogen war, lief sie langsam zur Tür. In dem Moment, als sie nach der Türklinke griff, wurde die Tür von außen mit Schwung geöffnet und jemand betrat das Zimmer. Damit hatte Chris überhaupt nicht gerechnet. Mit einem leisen Aufschrei kämpfte sie um ihr Gleichgewicht. Es war, als würde ihr der Boden unter den Füssen weggerissen. Ihre Hände versuchten verzweifelt sich irgendwo festzukrallen, fanden jedoch keinen Halt. Fluchend fiel sie nach hinten. Bevor sie jedoch hart auf dem Boden aufschlug, wurde ihr Sturz wie durch ein Wunder abgefangen. Starke Arme fingen sie auf, hielten sie fest und stützten sie. Mit einem Ruck wurde sie hochgehoben, als wäre sie federleicht. Verwirrt schlug sie die Augen auf und starrte direkt in Alex himmelblaue Augen. Für einen kurzen Moment musterte er sie besorgt, bevor er schnell wieder einen undurchdringlichen Gesichtsausdruck aufsetzte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich unheimlich geborgen gefühlt. Doch nachdem sie sah, wie sein Blick wieder undurchdringlich und abweisend wurde, fühlte sie sich noch elender als zuvor. Verzweifelt versuchte sie sich aus seinen starken Armen zu befreien, doch er hielt sie eisern fest und trug sie zum Bett, als wäre sie ein hilfloses Kleinkind. Dort setzte er sie vorsichtig ab und betätigte die Klingel, um die Krankenschwester zu verständigen. Während der ganzen Zeit hatten sie noch kein Wort gewechselt. Eine junge blonde Krankenschwester kam sofort herbeigeeilt. Sie war so Anfang zwanzig. Verwundert sah sie sich Chris Arm an. Die Einstichstelle, aus der Chris sich die Nadel gezogen hatte, blutete ein wenig. Die Krankenschwester fühlte Chris den Puls.

»Sie bleiben bitte hier und warten so lange, bis ich den Arzt gerufen habe«, sagte sie und sah Chris streng an. Genervt verdrehte Chris die Augen.

»Ich möchte nach Hause und zwar sofort«, protestierte sie matt. Für eine direkte Konfrontation fehlte ihr einfach die Kraft, doch sie versuchte, sich so gut es ging durchzusetzen. »Schwester Mary, rufen sie bitte Dr. Brewer. Ich werde in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass Miss Stone sich nicht von der Stelle rührt«, wandte sich Alex mit einem absolut charmanten Lächeln und einem gekonnten Augenzwinkern an die hübsche blonde Krankenschwester. Dabei ließ er seine Grübchen aufblitzen. Die himmelte ihn kurz an, wandte sich anschließend schnell ab und stolperte dabei fast über ihre eigenen Füße. Alex löste bei Frauen immer solche Reaktionen aus.

Er sah unwahrscheinlich gut aus. Wie beschreibt man jemanden, der fast perfekt war? Alex selber wusste leider nur zu gut, dass er unheimlich gut bei Frauen ankam und er nutzte es auch aus. Er war zwar nicht sehr groß, aber dafür sehr athletisch gebaut. Jeder einzige Muskel seines Körpers war durchtrainiert. Dabei hatte er nicht viel Muskelmasse, sondern war eher schlank. Er war nicht der Bodybuilder, sondern eher der Kampfsportler. Sein Gang erinnerte an den eines Panthers, schleichend und abwartend, aber immer zum Angriff bereit. Seine kurzen glatten Haare waren pechschwarz. Meistens bändigte er sie mit ein wenig Gel, weil sie sonst wie wild in alle Himmelsrichtungen standen. Er hatte markante, ebenmäßige Gesichtszüge, die jeden Bildhauer in höchste Verzückung versetzt hätten. Er erinnerte Chris immer an einen römischen Feldherrn aus der Antike, irgendwie strahlte er etwas Aristokratisches aus. Seine strahlend blauen Augen, die von dichten schwarzen Augenbrauen und Wimpern umrahmt wurden, brachten sicherlich jede Frau um den Verstand. Sie waren so blau wie das karibische Meer, so blau wie der Sommerhimmel bei strahlendem Sonnenschein. Dieser Kontrast seiner strahlend blauen Augen zu dem tiefschwarzen Haar verlieh seinem Gesichtsausdruck etwas Unwiderstehliches. Und er konnte jemanden mit seinen Blicken so in den Bann ziehen, wie sie es noch bei keinem anderen Mann erlebt hatte. Er hatte absolut sinnliche, volle Lippen und immer wenn er lächelte, entblößte er zwei Reihen strahlend weißer Zähne. Angespannt saß Chris auf dem Bett und vermied es, ihn anzuschauen. Stattdessen starrte sie auf die weißen Bodenfliesen. Ein unerträgliches Schweigen hatte sich im Zimmer ausgebreitet. Alex räusperte sich einmal kurz und ging dann langsam rüber zum Fenster. Dort blieb er stehen, schob die Gardine zur Seite und sah hinaus. Ihre Hände hatten sich auf der Suche nach etwas Halt in das Bettlaken gekrallt. Nach einer gefühlten Ewigkeit und ohne einen Wortwechsel zwischen Alex und ihr, öffnete sich die Tür und Dave betrat das Zimmer. Sein Blick ging kurz zwischen Alex und Chris hin und her, bevor er zu ihr ans Bett trat. Mit erhobenen Augenbrauen sah er sie an. »Chris, was ist passiert? Ich habe gehört, du wolltest das Krankenhaus einfach so verlassen«, begann er und sah sie fragend an.

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