Kitabı oku: «Männerphantasien - Fotomanien», sayfa 2
Die Kunst des Entblätterns
Endlich begannen sie mit den Aufnahmen, brauchten allerdings in der neuen Umgebung einige Zeit, um sich einzugewöhnen und einzuarbeiten. Die ersten Bilder waren dem entsprechend: stereotype, konventionelle Totalen, ausdrucksarme Halbporträts, Vollporträts ohne Inspiration, ohne das gewisse Etwas. Die junge Frau saß auf einem Stuhl, stand am Fenster, kauerte auf dem Fußboden. Die enge, dunkle Wohnung war kein guter Ort zum Fotografieren. Er bedauerte mehrfach lautstark, dass die „location“ nichts tauge. Es sei zu wenig Raum vorhanden, zu wenig Platz, um ein „model“ auch nur halbwegs gut in Szene zu setzten. Auch mit dem Licht, dieser bescheuerten Mischung aus Tageslicht und Deckenlampe, wie er ihr erklärte, war er nicht zufrieden. Er musste öfter als er wollte den Blitz einsetzen, obwohl die Gefahr groß war, dass dessen hartes Licht alles totschlug, den letzten Rest von Charme vertrieb, den Hauch von Geheimnis einfach zuballerte. Aber mit der Zeit fand er gerade diese beschränkte Situation doch recht interessant, eine fotografische Herausforderung. Er hatte nämlich begonnen, das obskure Objekt seiner Begierde hautnah aufzunehmen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er sezierte es mit der Kamera und arbeitete Details mikroskopisch heraus: die Hände mit Ringen sehr unterschiedlicher Qualität und Größe an fast allen Finger, einige schlicht und kaum wahrnehmbar, andere aufdringlich und pompös, die Füße mit dünnen Kettchen um die Fesseln in den abgetragenen Sandalen, die helle, nackte Haut zwischen Jeans und Bluse, den tiefen Ausschnitt zwischen den hochgewölbten Brüsten in dem lila BH. Am meisten angetan war er jedoch wieder von ihrem Gesicht, das ihn bereits im Freien am meisten inspiriert hatte: die hohen Backenknochen, die etwas zu großen Nase mit den schmalen Nüstern, der breite, grell rote Mund mit den tadellosen Zähnen, die hohe Stirn darüber der wirre Lockenberg und vor allem diese Augen, diese schwarzen Gazellenaugen, mit großen Wimpern und großen Pupillen, die ihn einmal ganz unschuldig, dann vulgär, als nächstes verträumt und schließlich sogar voller Verachtung anblickten. Er war begeistert von ihr, von ihrer Ausdrucksvielfalt und sagte ihr mehrfach, wie faszinierend ihr Gesicht und vor allem ihre Augen seien.
Doch bei aller Faszination hatte er auch hier, in dieser speziellen „location“ irgend wann alles aufgenommen, was es auf diese Weise aufzunehmen gab und nun wollte er endlich zum Höhepunkt, zu den avisierten Nacktaufnahmen, kommen. Sie machte jedoch von sich aus keine Anstalten, ihre Kleider abzulegen und so fragte er schließlich „Was ist denn jetzt mit den freizügigen Aufnahmen?“ Sie zögerte und schien ein wenig Angst vor der eigenen Courage zu haben. „Du bist nicht der erste Mann, vor dem ich mich ausziehe, aber fotografiert hat mich noch keiner dabei“, scherzte sie verlegen. Doch dann begann sie, ihre Kleider abzulegen, langsam und theatralisch. Erst schlüpfte sie aus den Sandalen, dann knöpfte sie die Bluse auf und streifte sie über die Schultern, danach zippte sie langsam, Millimeter für Millimeter den Reißverschluss der Jeans auf und zerrte diese, etwas angestrengter als es notwendig gewesen wäre, über die Hüften, über die Oberschenkel, die Knie, die Unterschenkel bis zu den Füßen. Nach diesem stripteaseartigen Akt richtete sie sich wieder auf und stand nun fast nackt vor ihm, nur noch der lila BH, ein filigraner Hauch von fast nichts und einem ebenso minimalen, wenn auch farblich unpassendem rosa Tangaslip. Gekonnt und konzentriert, ihn ständig anschauend, setzte sie den Strip fort. Verführerisch lächelnd wiegte sie sich in den Hüften, streckte die Brust vor, warf den Kopf mit all der Lockenpracht in den Nacken und kam langsam zum Höhepunkt ihrer Darbietung. Sie dreht ihm den Rücken zu, streifte erst den einen dann den anderen lilafarbenen Träger auf den Oberarm, wandte sich ihm wieder halb zu und holte nun erst die eine, dann die andere Brust aus den engen, Körbchen. Ihre Brüste waren wohlgeformt, nicht zu groß, nicht zu klein, fest und mit bräunlichen Brustwarzen, die leicht aufgerichtet waren. Sie schaute, ein wenig verlegen, erst auf ihre Brüste, dann auf den Fotograf, drehte den BH so, dass der Verschluss nun vorne war und nestelte an dem Häkchen. Sie tat so, als käme sie mit dem Verschluss nicht klar, als sei es das erste Mal, dass sie ein solches Kleidungsstück öffnete, doch dann, als sie es geschafft hatte, entledigte sich dieses Traums in Lila mit einem unerwarteten Schwung und warf ihn direkt auf das Objektiv des verdutzen Fotografen. Beide lachten laut über die kleine gelungene Überraschung und vor lauter Lachen konnte sie den letzten Teil ihrer Darbietung, das Abstreifen des Tangaslips, nicht mehr so aufreizend und gekonnt vornehmen, wie sie es vielleicht gewollt hatte. Das rosa Nichts landete mehr oder weniger unspektakulär auf ihren Füssen und wurde mit einem Tritt in eine Zimmerecke befördert. Er hatte sie, während sie sich auszog ständig im Sucher der Kamera beobachtet und den Prozess des Entblätterns im Detail festgehalten. Als sie schließlich doch ein wenig verlegen, fast bieder vor ihm stand, die Hände etwas schamhaft vor ihrer Scham, umrundete er sie und betrachtete unverhohlen die frisch entblößten Körperdetails, die straffen Brüste mit den braunen Brustwarzen, die nun sehr steil hoch standen und das schwarze Dreieck zwischen den Beinen, soweit es von ihren Händen nicht verdeckt war. Obwohl ihr seine direkte Art sie abzulichten, seine rücksichtslose Nähe, seine alles enthüllende Forschheit anscheinend nichts ausgemacht hatte, so lange sie angezogen war, wurde ihr seine plumpe Neugier, nun da sie vor ihm stand, wie Gott sie erschaffen hatte, sichtlich unangenehm. Sie wich leicht zurück und wenn er ihr Gesicht beobachtet hätte, hätte er gemerkt, dass er dabei war, eine Grenze zu überschreiten. Aber er sah ihr nicht in das Gesicht, er konzentrierte sich, ganz Spanner, auf die spannenderen Details und er hatte mittlerweile ein Problem. Es fiel ihm zunehmend schwer, sich wieder auf das Fotografieren zu konzentrieren, denn auch für ihn war die Arbeit mit einer nackten und zudem noch so sinnlichen Frau eine seltene, ungewöhnliche Situation. Mit jeder Aktion ihrerseits - er war fasziniert, wie gekonnt und aufreizend sie sich ihrer Kleider entledigt hatte, wie unbekümmert sie sich dabei zur Schau gestellt hatte, wie selbstverständlich sie ihn hatte gewähren lassen – mit jedem Kleidungsstück, das auf den Boden glitt, wuchs seine sexuelle Erregung. Jedes zusätzliche Stück freier Haut, das sichtbar wurde, steigerte sein Begehren. Ein Begehren, ja geradezu eine Gier, die bereits bei ihrem ersten Anblick aufgekeimt und seitdem latent vorhanden war und nun mit Macht in ihm tobte. Aber er hatte sich bisher beherrscht und er würde sich weiterhin beherrschen. Er hob nun wieder den Sucher ans Auge und konzentrierte sich verbissen auf die Bedienung der Kamera, auf die richtige Blende, die optimale Tiefenschärfe, auf den Einfall des Lichts und die beste Bildkomposition. Obwohl sein „model“ ihn auch als Frau sehr an- und aufregte, zwang er sich, in ihr nur ein Fotomotiv zu sehen, nur ein Objekt, das er unter schwierigen Bedingungen so gut wie möglich aufnehmen wollte.
Dieses Objekt musste seine innere Anspannung, seine Erregung mit Sicherheit bemerkt haben, aber, nachdem sich ihre erste Scheu, ihre unprofessionelle Abwehr gegen seine Anwesenheit, gelegt hatte, wurde sie wieder gelöster und im Verlauf der nun folgenden Nacktaufnahmen zunehmend sicherer. Sie erfand auch hier neue Positionen und setzte sich perfekt und mit starker erotischer Ausstrahlung in Szene. So beugte sie sich über den Küchentisch und streckte ihm ihren Hintern entgegen, setzte sich auf den Rand des Spülbeckens, den Oberkörper weit nach hinten gereckt, auf den Brüsten balancierten zwei Eierbecher als BH-Ersatz. Als nächstes hockte sie sich mit Knie hohen Schaftstiefeln in die leere Duschkabine und zur Krönung legte sich schließlich auf das breite Bett, spreizte die Beine und betastete mit den Händen lasziv ihren Körper. Nur noch ein winziger Schritt trennte die beiden von der reinen Pornografie oder waren sie dort schon angekommen? Doch selbst in diesen spannungsreichen, heiklen Situationen wirkte sie entspannt und amüsiert und auch er, der immer noch mit seinen Aufwallungen zu kämpfen hatte, war zumindest nach außen cool und beherrscht. Er hatte sich weitgehend gefangen und nutzte die einmalige Situation, eine hübsche, nackte, junge Frau detailliert und ausgiebig, ohne Beschränkungen, ohne Peinlichkeiten fotografieren zu können, weidlich aus. Er ging mit der Kamera wieder ganz dicht an das Objekt seiner Lust und seiner Leidenschaft, der objektiven wie auch der gefühlten, heran, doch statt der Augen, die ihn nun faszinierten, waren es die Brustwarzen, statt der Hände die Pobacken und statt der Lockenpracht ihres Haupthaars die krause Wildnis ihres Venusdreiecks. All diese Objekte erschienen Format füllend im Sucher der Kamera und wurden von dem Fotografen festgehalten, digital fixiert und so auch ein wenig in seinen Besitz genommen. Während er konzentriert arbeitete, stellte sich auch wieder die professionelle Abgeklärtheit des Fotografen ein, der ablichten und dokumentieren und nicht selbst erleben will, nicht selbst betroffen sein will, ein kühler, abgeklärter Beobachter, kein pubertierendes Jüngelchen. Wie schon zuvor bei den ersten Aufnahmen in der Wohnung, achtete er auch jetzt wieder darauf, dass die schäbige Umgebung des „Studios“ in genau der richtigen Dosis präsent war. Er überlegte sich, wie das Modell und das Milieu eine authentische Einheit bilden könnten und wie die pure Nacktheit eine Symbiose mit dem tristen Alltag bilden könnte. Er wollte den Widerspruch schöne Frau in schäbiger Wohnung möglichst spannend darstellen. Weil er wegen der Lichtverhältnisse mit sehr weit geöffneter Blende fotografieren musste, konnte er raffiniert mit der Tiefenschärfe spielen. Die unschönen Schatten und Lichter der „bescheuerten Lichtsituation“ setzte er bewusst als ungewöhnliches Stilelement ein. Er arrangierte die vorhandenen Assesoirs geschickt, um dramatische, aufregende Effekte zu erzielen. Viele Aufnahmen waren unscharf, verwischt und verwackelt, aber er fand, dass sie gerade wegen dieser Unvollkommenheiten in der hier gegebenen Situation durchaus angebracht waren.
Als sie nach einer Weile intensiven Arbeitens eine Pause machten und er der jungen Frau die Bilder auf dem kleinen Monitor der Kamera zeigte, rief sie begeistert: „Mann, seh ich toll aus! Kommt meine Figur nicht prima raus? Und diese Großaufnahmen erst, Spitze!“ Ganz zufrieden war sie aber nicht. „Mein Busen, ist der nicht zu groß und mein Hintern viel zu flach?“ Auch er war nicht so recht zufrieden, obwohl er es mit der Ausbeute hätte sein können, denn trotz aller Besonderheiten, die diese Bilderserie auszeichnete, trotz seines professionellen Vorgehens und der Aktivität und des Einfallsreichtums seines Modells, erschien ihm das Ergebnis reichlich konventionell. Nackte Frauen wurden schon Millionen Mal fotografiert und Aktbilder gab es zuhauf, auch solche in Wohnküchen und engen Badezimmern. Keine Pose, keine Stellung, keine Situation, keine Absonderlichkeit ist vorstellbar, die nicht schon irgendwann, irgendwo und von irgendwem festgehalten und veröffentlicht wurde. Was konnte man da noch anders machen? Womit konnte man noch jemanden beeindrucken? Eine gewisse Resignation breitete sich in ihm aus, gepaart mit Trauer, weil die Einfälle, sowohl seine als auch die der jungen Frau, nachließen und das „shooting“ sich anscheinend endgültig dem Ende näherte. Doch dann geschah etwas, etwas was die Situation veränderte, die Karten neu mischte, die erotische und fotografische Spannung mit einem Schlag wieder belebte. Es war eigentlich nur eine belanglose Kleinigkeit, aber letztendlich eine mit nachhaltigen Folgen. Durch eine fahrige Bewegung, stieß er mit der Kamera an ihren Arm, als sie gerade dabei war, ihre Lippen nachzuschminken. Die Folge war ein blutroter Streifen, der sich vom Mundwinkel zum Kinn hinabzog. Sie wollte das Missgeschick korrigieren und mit einem Tempotaschentuch abwischen, doch er starrt sie fasziniert an und hielt ihre Hand fest. „Lass das, so wie es ist. Das sieht ja aus wie Blut, wie eine Verletzung. Da könnten wir doch was draus machen“. Er entwickelte rasch, aus dem Stegreif einen neuen Plot und sie griff die Idee begeistert auf, spann sie fort und entwickelte daraus ein neues Spiel. Ein Spiel von Lust und Gewalt, das mit der verführerischen Anmache einer Sex hungrigen Frau beginnen, mit aufkeimender Geilheit fortfahren, mit einer fatalen Vergewaltigung seinen Höhepunkt erreichen sollte, um in Einsamkeit, Depression und Verzweiflung zu enden. Ein Spiel, in dem nur das Opfer auf den Bildern festgehalten wurde, nicht jedoch der Täter.
Nah an der Realität
Nachdem er zugesichert hatte, ihr zusätzlich Geld für eine neue Bluse und neue Unterwäsche zu geben, ging sie in das Schlafzimmer und kam mit abgetragenen Kleidern wieder. Die Bluse war wohl einmal blau gewesen, nun aber verwaschen und fleckig, die Jeans abgeschabt mit großen, zerfransten Löchern, echten Löchern, keine Designerlöcher. Der durchbrochene, lila BH war durch einen altmodischen weißen ersetzt, dessen einer Träger geknotet und in dessen einem Körbchen die Naht ein Stück weit aufgeplatzt war. Zur ersten Einstellung setzte sie sich mit halb aufgeknöpfter Bluse auf den Küchenstuhl, ein Bein ausgestreckt, das andere auf den Sitz hochgezogen. Sie blickte mit großen Kleinmädchenaugen in die Kamera, schelmisch, verführerisch, neugierig, erwartungsfroh. In der nächste Szene stand sie breitbeinig in der geöffneten Schlafzimmertür, die Bluse fast ganz aufgeknöpft, den Busen, der aus dem zu engen BH quoll, vor gereckt. Die Augen waren nur noch schmale Schlitze, die Zunge leckte ganz leicht die blutroten Lippen, gerade so, dass man die Wollust in dieser Frau ahnte. Der Höhepunkt der Verführungspose war die dritte Szene. Sie lag ausgestreckt auf dem Bett, das Laken zerknüllt, die Bluse weit aufgeknöpft, die Jeans bis zu den Knien herab gezogen. Der rosa Slip bedeckte nur knapp ihr Schamdreieck. Sie hatte den Unterleib leicht hochgereckt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Die Augen waren geschlossen, der Mund lasziv leicht geöffnet, bereit für heiße Küsse und andere Oralarbeit. Sie lag da, in sehnsüchtiger Erwartung eines aufgegeilten Mannes, der sich gleich auf sie stürzen würde. Nachdem diese Aufnahmen gemacht waren, bereitete sie sich, von ihrem eigenen Tun atemlos und aufgewühlt, für den zweiten Teil des Dramas vor. Mit Schminke und Wasserfarben malte sie sich Kratzwunden auf Arme und Beine, blaue Flecken auf die Brüste und Blutspuren in das Gesicht. Sie zog die Jeans aus, zerriss dekorativ die Bluse und vergrößerte die aufgeplatzte Naht des BHs so weit, das eine Brust frei war. Sie verwandelte sich, überzeugend und glaubwürdig, von der geilen Verführerin in das misshandelte, gedemütigte Opfer. Ein Opfer, das wieder halbnackt auf dem Bett lag, jedoch nicht in verführerischer Pose sondern verletzt, verzweifelt, geschändet, halbtot. Dann kroch sie mit letzter Kraft über den Fußboden in die Küche und lehnte sich, heulend und schluchzend, an ein Bein des Küchentischs.
Nach diesen aufregenden Aufnahmen, zogen sie Bilanz. Es war für beide harte Arbeit gewesen, aber eine Arbeit, die sich gelohnt hatte. Beide waren mit dem Resultat sehr zufrieden. Für die junge Frau hatte sich ein Traum erfüllt, weil sie ihr schauspielerisches Talent voll ausreizen und mit ihrem Hang zum Posieren kombinieren konnte. Sie war von ihren Fähigkeiten selbst überrascht und hatte begeistert die Gelegenheit ausgenutzt, sich einmal voll auszuleben, einmal das vor einer Kamera zu tun, was man sich sonst zu tun nicht traut. Sie hatte sich in ihre Rolle hineingesteigert, immer delikatere Stellungen und immer gewagtere Positionen eingenommen und diese Rolle, davon war sie überzeugt, sehr gut gespielt. Er bestärkte sie in ihrer Ansicht, überhäufte sie mit Komplimenten und sagte ihr, dass er rundum zufrieden sei. Er sagte ihr allerdings nicht, dass auch für ihn geheimste Wünsche endlich in Erfüllung gegangen waren. Es war nicht so sehr der Anblick einer nackten, schönen Frau, nicht so sehr das rein sexuelle, erotische Element, das ihn begeistert hatte, obwohl das auch, natürlich, er war ja ein Mann und hatte sich beherrschen müssen. Nein, es war die Erfahrung, als kühler, objektiver Fotograf diese irritierenden, hoch emotionalen Szenen distanziert und scheinbar emotionslos, akribisch festzuhalten. Bilder von Gewalt und Brutalität, selbst wenn sie nur gespielt, gut gespielt waren in Kunst zu verwandeln. Szenen von unbändiger Leidenschaft, aufwühlender Erotik und tiefer Scham, die sich vor seinen ungläubigen Augen abgespielt hatten, in faszinierende Fotosequenzen zu verwandeln. Kurz und gut, beide hatten diese inszenierte „reality show“ höchst spannend und dramatisch gefunden. Es war so völlig anders gewesen als alles, was beide bisher gemacht und erlebt hatten und einige bisher verborgene Talente in ihnen waren zu Tage getreten: das Mädchen als unentdecktes Modell und verkannte Schauspielerin, der Fotograf als unterschätzter Künstler und Regisseur dramatischer Szenen. Selbst auf dem kleinen Monitor sah er, dass die Bilder gut, ja sehr gut, waren. Er hatte mit verschiedenen Techniken gearbeitet. Viele Bilder waren wieder situationsbedingt unscharf, verwackelt und unterbelichtet. Sie glichen Bildern, die ein Voyeur zufällig geschossen hatte oder Bildern, die ein zynischer Verbrecher von seinem gedemütigten Opfer gemacht hatte, um es zusätzlich zu verhöhnen und seine Verzweiflung auch noch zu dokumentieren. Andere Bilder waren wiederum brutal scharf und hart und überbelichtet, weil er das Opfer direkt angeblitzt hatte, Bilder ohne jede Distanz und ohne Rücksichtnahme auf verletzte Gefühle. Es waren Bilder im Stil des legendären Polizeireporters Weegee der vierziger Jahre. Dann wieder Bilder, die seltsamerweise poetisch waren, anrührend, obwohl die „Tat“ im Hintergrund immer zu ahnen war. Die Art, wie er diese Frau in ihrer Rolle fotografiert hatte, widersprach jedenfalls allen Regeln der klassischen Akt- und Porträtfotografie. Die Ergebnisse waren von den geleckten Aufnahmen der Hochglanzmagazine und der verlogenen Beautyfotografie der Werbung, von den kümmerlichen Versuchen der Amateure im Schlafzimmer und des ausgebufften Profis in entsprechenden Magazinen weit entfernt, sie waren um Klassen besser als die vorausgegangenen, konventionellen Aufnahmen. Sie waren authentisch und realistisch und glaubwürdig, nicht nur, weil alles echt aussah, die aufgemalten Blessuren, Flecken und Schrammen, die schäbigen, zerfetzten Kleider, die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck der „misshandelten“ Frau. Nein, sie waren glaubwürdig, weil sein Modell, diese junge Frau vom Spielplatz so glaubwürdig war, so unheimlich gut ihre Rolle gespielt hatte, so beängstigend gut. Die Rolle einer Frau, die in der armselige Umgebung, in der sie leben musste, vergewaltigt worden war, als wäre das Leben allein unter solchen Bedingungen nicht Strafe genug. Vergewaltigt, misshandelt, gedemütigt und dabei noch fotografiert. Aber es war nicht nur die Dokumentation eines solch schlimmen Vorfalls, es war die künstlerische Erhöhung dieses Ereignisses, die gekonnte Inszenierung des nicht Darstellbaren, Perversion und Überhöhung zugleich. Wenn er diese Bilder veröffentlichen würde, er musste tief atmen, wenn die irgendwo erscheinen würden, dann hätte sich der Traum eines jeden Fotografen erfüllt, er wäre auf einen Schlag ein Star und er könnte sogar Geld verdienen, wenn er es richtig anstellen würde, richtig viel Kohle machen, denn viele Menschen sind Voyeure und geilen sich am Leid anderer mehr auf als an der Freude und genießen morbide, unmoralische Kunstwerke mehr als sie je zugeben würden.
Das Rollenspiel und die intensive Erfahrung des nahezu Realen, hatte beide so fasziniert und beschäftigt, dass sie das kleine Mädchen in seinem Hochstuhl fast vergessen hatten. Es hatte erst still dagesessen und begeistert dem unverständlichen, aber anscheinend vergnüglichen Treiben der Erwachsenen zugeschaut und war dann eingeschlafen. Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass es im Hochstuhl wartete und spielte und schlief. Doch nun war die Kleine aufgewacht, hatte Hunger und rief lautstark „Mama, Brot essen wollen“. Damit war der Zauberbann gebrochen und die seltsam angespannte, erotisierte Atmosphäre fort geweht, aber alle drei waren gut gelaunt, ja geradezu glücklich. Das Glück der jungen Frau wurde nur ein wenig dadurch getrübt, dass sie nicht soviel Geld bekam, wie sie sich erhofft hatte, als zusätzlichen Bonus für ihre Leistung. Aber er versicherte ihr, dass er nicht mehr dabei habe und zeigte ihr zum Beweis sein leeres Portemonnaie. Nach einigem Grummeln nahm sie das, was er ihr hinhielt. Als er nun schon zum zweiten Mal an diesem Nachmittag dem Kind zum Abschied über den Kopf strich, zögerte er einen Moment und war versucht, noch ein paar Aufnahmen von dem während des Fotografierens vernachlässigten, doch trotzdem freudig winkenden Mädchen in seinem Hochstuhl zu machen. Aber es ging nicht mehr, alle Speicherkarten waren voll und auch der Reserveakku war leer und auch sein Kopf und so richtig Lust auf weitere unkonventionelle Aufnahmen hätte er auch nicht gehabt. Genug ist schließlich genug. Im Treppenhaus reichte ihm die junge Frau nicht nur die Hand sondern umarmte ihn und drückte ihm sogar einen Kuss auf die Wange. „Danke für diesen Nachmittag, es war einer der schönsten und spannendsten in meinem ganzen Leben“ und, fügte sie hinzu „weißt du, was ich ganz prima fand? Dass du nicht versucht hast, mich anzumachen und mich zu begrabschen oder zu bumsen, dass du nur diese tollen Bilder gemacht hast“.
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