Kitabı oku: «Das Erwachen zum wahren Selbst», sayfa 2

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Die Nur-Geist-Lehre des Zen

Das, was wir im Allgemeinen als die Realität unserer erlebten Außenwelt bezeichnen, hat in Wahrheit nicht mehr Substanz als ein Traumgebilde.

Mit den Worten des chinesischen Zen-Meisters Hanshan aus dem 17. Jahrhundert:

Die Dinge dieser Welt sind nur Erscheinungen eines Traumes. Wenn man erwacht, verschwinden der Träumer und die Erscheinungen.

Was in einem Traum lebt, muss mit dem Traum sterben; aber hinter dem Traum steht ein wahrhaftiges Sein, das nicht mit dem Traum vergeht.

Alles, was wir in der Welt wahrnehmen, auch die scheinbare Festigkeit der Substanz, ist demnach nichts anderes als die illusorische Vorstellung des Geistes. Unsere früheren Gedanken und Handlungen haben bestimmte karmische Tendenzen in uns erzeugt, die Ursache dafür sind, dass unser Geist diese Welt projiziert, die wir jetzt erleben. Was wir als solide, konkrete äußere Welt wahrnehmen, ist in Wirklichkeit nichts weiter als eine Summe von Ereignissen und Objekten der Wahrnehmung, die sich gegenseitig bedingen und voneinander abhängig sind. Alles beruht auf einer gegenseitigen Wechselwirkung.

Das heißt: Es gibt keine unabhängige Existenz. Die Welt, die wir erleben, existiert nicht wirklich, sie ist nichts weiter als eine Täuschung – eine aus unseren eigenen Geistesregungen hervorgegangene Manifestation.

Wenn wir aber meinen, durch die sinnliche Wahrnehmung einer äußeren Welt auch auf ihr tatsächliches Vorhandensein schließen zu können, unterliegen wir einem gewaltigen Irrtum.

Den einzigen Beweis, den wir hier erbringen können, ist der der Funktionsfähigkeit unserer Sinne. Doch da unser Körper und somit auch unsere Sinne nur Vorstellungen des Geistes sind, beweist das nur, dass unser Bewusstsein die Sinneseindrücke erfährt.

Da wir die äußere Welt, die wir erleben, nur mittels unserer sechs Sinne und des Bewusstseins wahrnehmen, müssen wir uns demzufolge eingestehen, dass die einzige Welt, von der wir überhaupt sprechen können, die Welt unserer subjektiven Erfahrung ist.

Dies bedeutet in letzter Konsequenz: Die Welt ist nichts anderes als »unsere Vorstellung«.

Ein sehr gutes Beispiel für die Nur-Geist-Lehre ist die folgende Begebenheit aus dem 8. Jahrhundert in China:

Die Tempelfahne über dem großen Tor des Zen-Klosters des sechsten Patriarchen Hui-neng flattert im Wind hin und her. Zwei Mönche stehen unter der Fahne und streiten sich darüber. Der eine sagt: »Schau, wie die Fahne sich bewegt«, der andere meint: »Nein, es ist der Wind, der sich bewegt.« So diskutieren sie hin und her und können sich nicht einigen.

Plötzlich steht der sechste Patriarch hinter den beiden laut sich ereifernden Streithähnen und sagt: »Weder der Wind noch die Fahne bewegen sich. Einzig und allein der Geist bewegt sich.«


Kapitel 2
Die grenzenlose Weite des Geistes
Bewusstseinsverengung

Alles ist der Eine Geist, neben dem nichts anderes existiert. Unendlich und alldurchdringend durchstrahlt er in seiner Grenzenlosigkeit das ganze Universum.

In unserem Erwachen aus dem Traum einer äußeren Erscheinungswelt werden wir erkennen, dass dieser Eine Geist unser wahres, göttliches Selbst ist und dass es keine verschiedenen individuellen Selbste gibt.

In der durch unsere geistige Verblendung bedingten Unkenntnis dieser Tatsache haben wir jedoch ein künstliches Ich erzeugt mit dem damit verbundenen Glauben, ein von allem anderen getrenntes Einzelwesen zu sein. Dieses fälschliche Ichgefühl verschleiert unseren Blick für die Wirklichkeit unseres wahren Seins und ist so die eigentliche Ursache unserer Unwissenheit.

Wir wissen nicht, dass wir im Grunde unseres Wesens der Eine Geist, die geburt- und todlose Wirklichkeit, sind. Wir haben unsere ursprüngliche, wahre Natur vergessen und leben unser Leben in der Identifizierung mit Körper, Sinnen und Verstand. So haben wir uns zu Sklaven des Karma-Gesetzes von Geburt und Tod gemacht.

Das individuelle Ich ist letztlich nichts anderes als der durch das dualistische und somit eingrenzende Denken hervorgerufene »mikrokosmische Teilaspekt« dieses allumfassenden Einen Geistes. Die grenzenlose Weite des Einen Geistes hat sich so zum kleinen Kreis des individuellen Bewusstseins verengt.

Es ist, als schauten wir durch einen Strohhalm hindurch in den Himmel und hielten das solcherart begrenzte Wahrnehmungsfeld für den ganzen Himmel. So halten wir an unserer dualistischen, verengten Sichtweise fest, als wäre sie die absolute Wahrheit.

Wir halten uns fest an unseren konditionierten Vorstellungen und bewegen uns nur innerhalb unserer selbst geschaffenen Grenzen, so dass wir all das, was über unser begrenztes Vorstellungsvermögen hinausgeht, für unmöglich halten.

In einem alten indischen Gleichnis wird die Situation des in seiner begrenzten Betrachtungsweise gefangenen Menschen mit einem Frosch im Brunnen verglichen.

Ein Frosch lebte seit langer Zeit in einem alten Brunnen, der sich am Rande des Meeres befand. Er wurde in ihm geboren und wuchs darin auf. Eines Tages fiel ein Fisch, der aus Versehen aus dem Meer gesprungen war, in den Brunnen. Als der Frosch sich von seinem ersten Schreck erholt hatte, fragte er vorsichtig den Neuankömmling:

»Was bist denn du für ein sonderbares Wesen und wo kommst du überhaupt her?«

Der Fisch antwortete: »Ich bin ein Fisch und komme aus dem großen Meer.«

»Vom großen Meer?«, fragte der Brunnenfrosch ganz erstaunt. »Wie groß ist denn das Meer?«

»Sehr groß«, gab der Fisch zur Antwort.

Der Frosch streckte seine Beine nach beiden Seiten aus und fragte: »Ist das Meer so groß?«

»Es ist viel größer!«, sagte der Fisch.

Da hüpfte der Frosch mit einem gewaltigen Sprung von der einen Seite des Brunnens zur anderen hin und fragte : »Ist es etwa so groß?«

»Mein Freund«, sprach da der Fisch, »das Meer ist so groß, dass du es nicht mit deinem Brunnen vergleichen kannst.«

»Ha!«, rief da der Frosch, »jetzt hast du dich verraten, du Lügner! Denn etwas Größeres als meinen Brunnen kann es gar nicht geben!«

Im Schattendunkel der Maya

Solange wir unser wahres Wesen des unbegrenzten überweltlichen Geistes mit allen Arten von Begriffen und Vorstellungen überdecken, befinden wir uns in diesem bedauernswerten Zustand der Bewusstseinsverengung. Die Folgeerscheinung ist, dass wir nur einen winzigen Ausschnitt, einen kleinen Teilaspekt der gesamten Wirklichkeit, erfassen können.

In diesem Zustand der Bewusstseinsverengung ist sich der Mensch der Universalität seines Geistes nicht mehr bewusst. So lebt er ein kümmerliches Dasein im Schattendunkel der Maya – dem großen Trugbild einer scheinbar äußeren Erscheinungswelt.

Wie wir uns aus dieser Leidenswelt befreien können, erklärt uns Milarepa, einer der bedeutendsten Meister des tibetischen Buddhismus aus dem 12. Jahrhundert:

Wenn jemand im eigenen Geist sich besinnt auf den ursprünglichen Zustand seines Geistes, dann lösen sich alle trügerischen Gedanken von selber auf in das Reich der letzten Wirklichkeit. Dann ist niemand mehr zu finden, der Leiden verursacht, und niemand, der leidet.

Das erschöpfendste Studium der buddhistischen Schriften lehrt uns nicht mehr als dies Eine.

Wollen wir ernsthaft auf den Grund allen Seins hinabtauchen, müssen wir alle unsere geliebten und gewohnten Wortbegriffe und Vorstellungen opfern und uns einem neuen Weg der Betrachtung öffnen. Erst dann werden wir der durch das begrenzende, begriffliche Denken hervorgerufenen Versklavung entrinnen.

Solange wir zu diesem Schritt nicht bereit sind, bleiben wir am »Finger, der zum Mond weist«, hängen, in der irrtümlichen Ansicht, der Finger sei das Ziel, auf das er hinweist. Im Lankavatara-Sutra, einer der wesentlichen Schriften des Mahayana-Buddhismus, heißt es:

Wenn ein Mensch mit dem Finger auf etwas weist, so könnte der Finger irrtümlich als das Ding genommen werden, auf das hingewiesen werden sollte. In gleicher Weise sind die Unwissenden und Einfältigen unfähig, die Idee aufzugeben, dass im Wort der Sinn selber enthalten sei.

Zen-Meister Hui-neng, der sechste Patriarch des Zen aus dem 8. Jahrhundert, sagt hierzu:

Die den Sinn kennen, sind über sinnleere Worte hinausgegangen und haben die Buchstaben transzendiert. Wer den Sinn erlangt, der vergisst die Worte; er schaut den Grund und lässt alle Lehren weit hinter sich.

Kapitel 3
Zen – jenseits des Denkens
Das augenblickliche Erfassen der Wirklichkeit

Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass unsere gewohnte logische Denkweise unfähig ist, unser ursprüngliches, wahres Wesen und somit die grundlegende Natur aller Dinge zu verstehen. Deshalb halten die Meister des Zen nichts von abstrakten Erklärungen und mühseligen philosophischen Debatten, die uns nur in das Rankengewirr des logischen Dualismus verstricken.

Alle Philosophien und religiösen Systeme sind Folgeerscheinungen verstandesmäßiger Spekulationen. Man mag diesen Lehren allenfalls einen hinführenden, vorbereitenden Wert zugestehen.

Doch in den Augen der alten chinesischen Zen-Meister wie Lin-chi, Hui-neng oder Yün-men waren alle Schriften des traditionellen Buddhismus nur wertloses Papier. So sagt auch der chinesische Zen-Meister Hung-jen (7. Jh.):

Haben wir erst einmal erkannt, dass die Buddha-Natur in allen Wesen so rein ist wie die Sonne hinter den Wolken, brauchen wir uns nur darum zu bemühen, dass der grundlegende, wahre Geist vollkommen klar bleibt, damit die Wolken der irrenden Gedanken sich auflösen und die Sonne der Erkenntnis hervorstrahlt.

Was braucht man sich da noch groß Wissen anzueignen über die Leiden der Geburt und des Todes, über alle möglichen Lehrmeinungen und Prinzipien und über vergangene, gegenwärtige und künftige Dinge? Es ist, wie den Staub von einem Spiegel zu wischen; sobald der Staub ganz beseitigt ist, scheint die Klarheit von selbst auf.

In diesen Worten von Zen-Meister Hung-jen kommt das ursprüngliche, authentische Zen der alten Meister zum Ausdruck. Es ist die reine Form des chinesischen Chan, von der hier in diesem Buch die Rede sein wird und die sich von dem heutzutage vermarkteten Zen-Buddhismus wesentlich unterscheidet.

Das ursprüngliche, lebendige Zen der alten chinesischen Meister ist die Wahrheit jenseits aller Gegensätze. Es zeichnet sich aus durch radikale Unabhängigkeit und lässt sich nicht durch weitschweifige Erörterungen und scharfsinnige Spekulationen verstehen. Es ist die Wahrheit des augenblicklichen Erfassens der Wirklichkeit und deutet immer unmittelbar auf den »Herz-Geist« – das wahre Wesen des Menschen.

Zen ist stets von erfrischender Direktheit, ohne alles übrige Drum und Dran, und somit eine Sache der reinen Erfahrung. Wie das Wasser, das durch die Finger rinnt, entzieht es sich jeder Begriffsbestimmung. Die Dinge sind vollkommen klar, aber sie werden unklar durch unser unterscheidendes, begriffliches Denken.

Zen hat nur ein einziges Ziel: Es will alle unsere Verhaftungen an Worte und unsere konditionierte Vorstellung von Körper, Geist und Welt gründlich zerstören, damit wir aus dem Traum von Geburt und Tod erwachen.

Es erhebt sich über jede Logik des sogenannten gesunden Menschenverstandes und wendet sich unmittelbar an die geistige Intuition des Menschen. Deshalb bleibt es für denjenigen unverständlich und rätselhaft, der glaubt, Zen ausschließlich mit seinem Verstand erfassen zu können.

Aber da wir Menschen in unserem blinden Vertrauen auf unseren Verstand alles mit dem Kopf machen wollen, haben wir uns den Zugang zur Erkenntnis der Wahrheit jenseits aller Worte selbst verbaut. Hinter jeder Antwort, die wir mit den Mitteln des unterscheidenden, begrifflichen Denkens gefunden haben, erhebt sich eine neue Frage, und je mehr wir auf das Ziel zugehen, umso mehr entfernen wir uns von ihm.

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