Kitabı oku: «Der Wohlstand der Nationen», sayfa 60
Zweiter Artikel
Ausgaben für Anstalten des Jugend-Unterrichts
Die Anstalten für den Unterricht der Jugend können gleichfalls Einnahmen liefern, die hinreichen, um ihre Kosten zu decken. Das Schulgeld bildet eine solche Einnahmequelle.
Auch wo die Besoldung des Lehrers nicht gänzlich aus dieser natürlichen Quelle fließt, braucht sie doch nicht aus den Staatseinnahmen, deren Ertrag und Verwendung in den meisten Ländern der Regierung überlassen ist, entnommen zu werden. Meist liegt auch in Europa die Ausstattung von niederen und höheren Schulen dem Staat entweder gar nicht oder nur zum kleinsten Teil ob, sondern wird überall vorzugsweise aus Gemeinde- oder Bezirksmitteln, aus der Rente von Grundbesitz oder den Zinsen eines Kapitals bestritten, die bald unter eigener, bald unter Staatsverwaltung stehen und öfters durch Privatwohltätigkeit gestiftet sind.
Haben diese öffentlichen Zuwendungen im Allgemeinen zur Beförderung des Zwecks ihrer Einrichtung beigetragen? Haben sie dazu beigetragen, den Fleiß der Lehrer anzuspornen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln? Haben sie den Unterricht auf nützlichere Gegenstände geleitet, nützlicher für die einzelnen wie für die Gesellschaft, als auf die, denen er sich von selbst zugewendet haben würde? Es dürfte nicht schwerfallen, auf jede dieser Fragen eine zureichende Antwort zu geben.
In jedem Beruf richtet sich das Bemühen der Meister stets nach der Nötigung, unter der sie sich befinden, sich zu bemühen. Diese Nötigung ist am größten bei denen, deren Berufseinkommen die einzige Quelle ist, von der sie ihr Vermögen oder auch nur ihre gewöhnlichen Einnahmen und ihren täglichen Unterhalt erwarten. Um dies Vermögen zu erwerben oder auch nur ihren Unterhalt zu gewinnen, müssen sie im Laufe eines Jahres eine gewisse Menge Arbeit von einem bekannten Werte verrichten, und wo der Wettbewerb frei ist, zwingt der Wetteifer der Konkurrenten, die einander zu verdrängen streben, jeden, eine möglichst vollendete Arbeit zu liefern. Die Größe der Ziele, die in manchem Beruf zu erreichen sind, feuert ohne Zweifel zuweilen die Bemühungen einiger Leute von Geist und Ehrgeiz an; doch sind große Ziele offenbar nicht notwendig, um die größten Bemühungen zu veranlassen. Nebenbuhlerschaft und Wetteifer machen auch in geringen Berufen Auszeichnung zum Ziele des Ehrgeizes, und bewirken oft die grüßten Anstrengungen. Dagegen haben große Ziele allein ohne Unterstützung durch den Zwang zum Fleiß selten hingereicht, um bedeutende Anstrengungen hervorzurufen. In England bietet das Richteramt sehr bedeutende Ziele des Ehrgeizes, und doch wie wenige, die von Haus aus vermögend waren, haben je in diesem Lande hervorragendes in diesem Beruf geleistet.
Die Dotierungen der niederen und höheren Schulen haben die Nötigung zum Fleiß bei den Lehrern entschieden mehr oder weniger verringert. Ihr Unterhalt, soweit er aus ihrem Gehalt herrührt, ist offenbar einem von ihrem Erfolg und Huf ganz unabhängigen Fonds entnommen.
Auf manchen Universitäten macht das Gehalt nur einen Teil, und oft nur einen sehr kleinen Teil der Einnahmen des Lehrers aus, deren größerer Teil in den Honoraren oder den Kollegiengeldern besteht. In diesem Fall ist die Nötigung zum Fleiße, wenn sie auch immer mehr oder wolliger vermindert ist, doch nicht gänzlich aufgehoben. Ruf zu erlangen hat für ihn doch immer einigen Wert, und er ist doch einigermaßen von der Liebe, Dankbarkeit und günstigen Meinung seiner Schüler abhängig, und diese günstigen Gesinnungen wird er sich auf keine Weise besser zuwenden, als wenn er sie verdient, d. h. durch das Geschick und die Sorgfalt, womit er alle seine Pflichten erfüllt.
Auf anderen Universitäten ist es dem Lehrer verboten, Honorar oder Kollegiengelder von seinen Zuhörern anzunehmen, und sein Gehalt macht das ganze Einkommen aus, das er von seinem Amte bezieht. In diesem Fall ist sein Interesse so direkt im Gegensatz zu seiner Pflicht gesetzt, wie nur immer möglich. Jedermann hat das Interesse, so bequem wie möglich zu leben, und wenn seine Einkünfte sich gleichbleiben, ob er gewisse mühsame Pflichten erfüllt oder nicht, so hat er sicherlich das Interesse, wenigstens nach den vulgären Begriffen von Interesse, sie entweder ganz zu vernachlässigen, oder, falls er einer Aufsicht untersteht, die dies nicht zugeben würde, sie so sorglos und lässig zu erfüllen, wie es die Aufsicht zulässt Ist er von Natur tätig und ein Freund der Arbeit, so liegt es in seinem Interesse, diese Tätigkeit lieber in einer Weise anzuwenden, von der er Vorteil hat, als in der Erfüllung seiner Pflicht, von der er keinen hat.
Ist die Behörde, der er untergeben ist, die Korporation, die Lehranstalt oder Universität, der er als Mitglied angehört, und deren übrige Mitglieder gleich ihm Lehrer sind oder sein sollten, so machen sie wahrscheinlich gemeinschaftliche Sache, sehen einander durch die Finger und machen einander aus der Pflichtvernachlässigung keinen Vorwurf. Auf der Universität Oxford tun seit vielen Jahren die meisten Professoren nicht einmal mehr so, als hielten sie Vorlesungen.
Ist aber die Behörde, der er untergeben ist, nicht die Korporation selbst, der er als Mitglied angehört, sondern eine außenstehende Person, z. B. der Bischof der Diözese, der Gouverneur der Provinz oder vielleicht ein Minister, so wird er allerdings seine Pflicht wohl nicht gänzlich vernachlässigen dürfen; allein alles, wozu ihn solche Vorgesetzte anhalten können, ist, dass er seinen Schülern eine gewisse Anzahl von Stunden widmet, d. h. ihnen in jeder Woche oder in jedem Jahre eine gewisse Anzahl Vorlesungen hält. Ihre Beschaffenheit hängt doch von dem Eifer des Lehrers ab, und dieser Eifer richtet sich wahrscheinlich nach den Gründen, die er hat, eifrig zu sein. Überdies kann eine derartige außerhalb stehende Überwachung ohne Sachkenntnis und launisch geübt werden; sie ist ihrer Natur nach willkürlich und diskretionär und die Personen, die sie üben, besuchen vielleicht die Vorlesungen des Lehrers nicht oder verstehen auch nichts von den Wissenschaften, die er zu lehren hat, und sind daher kaum imstande, ihres Amts mit Einsicht zu walten. Oft macht sie auch der Hochmut des Amts gleichgültig dagegen, wie sie es verwalten, und sie sind sehr geneigt, ihre Untergebenen leichtsinnig und ohne gerechten Grund zu tadeln oder ihres Amts zu entsetzen. Der einer solchen Oberaufsicht Unterworfene wird dadurch unvermeidlich herabgewürdigt und zu einem der niedrigsten und verächtlichsten Menschen in der Gesellschaft gemacht, anstatt einer der geachtetsten zu sein. Nur durch mächtigen Schutz kann er sich wirksam gegen die schlechte Behandlung schützen, der er stets ausgesetzt ist, und diesen Schutz wird er nicht durch Fähigkeit und Eifer in seinem Berufe, sondern viel sicherer durch Willfährigkeit gegen seine Vorgesetzten und durch die Bereitwilligkeit erwerben, die Hechte, die Interessen und die Ehre der Korporation, der er angehört, zu opfern. Wer längere Zeit die Verwaltung einer französischen Universität beobachtet hat, muss Gelegenheit gehabt haben, die Folgen kennen zu lernen, welche aus einer willkürlichen und außerhalb stehenden Kontrolle dieser Art hervorgehen.
Aller Zwang, eine Lehranstalt oder Universität zu besuchen, ohne Rücksicht auf das Verdienst oder den Ruf der Lehrer, dient mehr oder weniger zur Beseitigung der Notwendigkeit, sich Verdienste und Ruf zu erwerben. Können die Vorrechte der Graduierten in Philosophie, Jurisprudenz, Medizin und Theologie nur durch den Aufenthalt auf gewissen Universitäten erworben werden, so zwingen sie zum Besuch dieser Universitäten, ohne Rücksicht auf Verdienste oder Ruf der Professoren. Die Vorrechte der Graduierten sind eine Art von Lehrbriefen, die zur Verbesserung des Unterrichts just so viel beigetragen haben, wie die Lehrbriefe zur Hebung von Handwerk und Industrie.
Die milden Stiftungen von Freistellen, Preisen, Stipendien usw. ziehen Studierende nach bestimmten Lehranstalten, ob diese nun gut sind oder nicht. Würde es den Studenten, die solche milde Stiftungen genießen, freigestellt, welche Lehranstalt sie wählen wollen, so könnte diese Freiheit vielleicht dazu dienen, unter den verschiedenen Lehranstalten einen Wetteifer zu erwecken. Eine Anordnung aber, die selbst den unabhängigen Mitgliedern einer Lehranstalt verbietet, sie zu verlassen und eine andere zu besuchen, ohne zuvor die Erlaubnis der Lehranstalt, welche sie verlassen wollen, nachgesucht und erhalten zu haben, muss diesen Wetteifer geradezu ersticken.
Wenn der Lehrer, der die Studierenden in allen Künsten und Wissenschaften zu unterrichten hat, nicht vom Studierenden gewählt, sondern von dem Vorsteher der Anstalt ernannt wird, und wenn, falls er nachlässig, unfähig oder parteiisch ist, der Studierende ihn doch nicht ohne nachgesuchte und erhaltene Erlaubnis wechseln darf, so wird dadurch nicht nur aller Wetteifer unter den Lehrern vernichtet, sondern auch bei allen die Achtsamkeit auf ihre Zöglinge vermindert werden. Lehrer in dieser Lage werden, selbst wenn sie von ihren Zuhörern sehr gut bezahlt werden, doch ebenso sehr geneigt sein, sie zu vernachlässigen, wie diejenigen, die von ihnen überhaupt nicht bezahlt werden, sondern auf ihr Gehalt angewiesen sind.
Ist der Lehrer ein Mann von Verstand, so muss es ihm peinlich sein, bei seinen Vorlesungen das Bewusstsein zu haben, dass er Unsinn oder nicht viel Besseres schwatzt oder vorliest. Es muss ihm auch peinlich sein, wenn er sieht, dass die meisten seiner Zuhörer aus den Vorlesungen fortbleiben oder sie nur mit offenbaren Zeichen von Unaufmerksamkeit, Verachtung und Spott anhören. Muss er eine gewisse Anzahl von Vorlesungen halten, so können schon diese Beweggründe allein ohne jedes andere Interesse ihn anspornen, etwas Erträgliches zu leisten. Man ist jedoch auf verschiedene Mittel verfallen, wodurch diesen Reizmitteln zum Fleiße tatsächlich die Spitze abgebrochen wird. Der Lehrer kann, anstatt seinen Zuhörern die zu lehrende Wissenschaft selbst zu entwickeln, ein Buch darüber vorlesen, und wenn dieses in einer alten oder fremden Sprache geschrieben ist, es ihnen übersetzen, oder was ihn noch weniger Mühe kostet, es sie übersetzen lassen und nur hie und da eine gelegentliche Bemerkung machen. Dazu reicht schon der geringste Grad von Kenntnissen und Fleiß aus und er braucht sich nicht der Verachtung oder dem Spott auszusetzen, noch etwas zu sagen, was geradezu dumm, abgeschmackt oder lächerlich ist. Die in der Anstalt eingeführte Disziplin erlaubt ihm zugleich, alle Zöglinge zum pünktlichsten Besuche seiner Pseudo-Vorträge und zur Beobachtung eines anständigen und ehrerbietigen Betragens während der Stunde anzuhalten.
Die Disziplin der Kollegien und Universitäten ist in der Regel nicht zum Vorteil der Schüler, sondern zugunsten oder vielmehr zur Bequemlichkeit der Lehrer ersonnen. Ihr Zweck ist in allen Fällen der, das Ansehen des Lehrers aufrecht zu erhalten, und, mag er seine Pflicht versäumen oder erfüllen, die Schüler zu einem solchen Betragen gegen ihn zu zwingen, als wenn er den größten Eifer und die größte Fähigkeit bewiese. Sie scheint bei der einen Klasse die vollkommenste Weisheit und Tugend, bei der andern dagegen die größte Schwäche und Torheit vorauszusetzen. Wo aber die Lehrer ihre Pflicht wirklich erfüllen, da ist es, glaube ich, beispiellos, dass die meisten Schüler die ihrige vernachlässigten. Es bedarf niemals der Disziplin, um Aufmerksamkeit bei Vorträgen, die des Zuhörens wirklich wert sind, zu erzwingen, wie die Erfahrung überall zeigt. Bei Kindern oder sehr jungen Knaben ist sicher ein gewisser Grad von Zwang nötig, um sie zum Achtgeben auf die Unterrichtsgegenstände anzuhalten, die man ihnen in dieser ersten Periode des Lebens beibringen zu müssen glaubt; aber nach dem zwölften oder dreizehnten Jahre bedarf es dazu schwerlich mehr eines Zwanges, wenn nur der Lehrer seine Pflicht tut. Die meisten jungen Leute sind so gut veranlagt, dass sie, weit entfernt den Unterricht des Lehrers zu versäumen oder zu verachten – vorausgesetzt nämlich, er zeige den ernsten Willen, ihnen nützlich zu sein —, im Allgemeinen vielmehr geneigt sind, ihm selbst viele Mängel nachzusehen, und manchmal sogar grobe Vernachlässigungen vor dem Publikum zu verbergen.
Diejenigen Unterrichtsgegenstände, für die keine öffentlichen Anstalten bestehen, werden bemerkenswerterweise in der Regel am besten gelehrt. Geht ein junger Mensch in eine Fecht- oder Tanzstunde, so lernt er freilich nicht immer sehr gut fechten oder tanzen, aber er lernt es doch. Der gute Erfolg des Reitunterrichts ist nicht immer gewährleistet. Die Kosten einer Reitschule sind so groß, dass sie an den meisten Orton eine öffentliche Anstalt ist. Die drei wesentlichsten Teile der Schulbildung, Lesen, Schreiben und Rechnen, werden bis jetzt viel häufiger in Privatschulen, als in öffentlichen Schulen erlernt, und es kommt sehr selten vor, dass jemand nicht so viel davon lernt, wie er braucht.
In England sind die öffentlichen Schulen weit weniger verderbt, als die Universitäten. In den Schulen lernt die Jugend Griechisch und Lateinisch, oder kann es wenigstens lernen; das ist Alles, was die Lehrer überhaupt lehren wollen, und was man von ihnen erwartet. Auf den Universitäten hingegen worden die Wissenschaften, die zu lehren die Aufgabe dieser zünftigen Körperschaften ist, nicht gelehrt, noch sind dazu die rechten Mittel vorhanden. Der Lohn des Schulmeisters hängt meist größtenteils, öfters fast allein von dem Schulgelde ab. Schulen haben kein Monopol. Um graduiert zu werden, braucht man kein Zeugnis über vorangegangenen Schulbesuch beizubringen. Wenn die Prüfung herausstellt, dass man kann, was dort gelehrt wird, so fragt niemand, wo man es gelernt habe.
Man gibt nun vielleicht zu, dass der Unterricht auf Universitäten nicht allzu gut sei; wären sie aber nicht vorhanden, so würden, kann man meinen, die Wissenschaften vielleicht gar nicht gelehrt werden, zum großen Schaden des einzelnen wie des Publikums.
Die meisten europäischen Universitäten waren ursprünglich kirchliche Korporationen zur Ausbildung von Geistlichen. Sie wurden auf Befehl des Papstes gegründet, und standen unter seinem unmittelbaren Schutze, so dass alle ihre Glieder, Lehrer wie Studierende das Beneficium Cleri hatten, d. h. von der bürgerlichen Gerichtsbarkeit befreit und nur den geistlichen Gerichten unterworfen waren. Was auf den meisten dieser Universitäten gelehrt wurde, war, entsprechend dem Zweck ihrer Einrichtung, entweder Theologie oder Vorbereitung auf Theologie.
Als das Christentum in den westlichen Ländern Europas herrschend wurde, war ein verdorbenes Latein die allgemeine Sprache. Darum wurde sowohl der Gottesdienst in diesem verdorbenen Latein abgehalten, wie die Bibel in lateinischer Übersetzung in den Kirchen vorgelesen. Nach dem Eindringen der barbarischen Völkerschaften, die das römische Reich zerstörten, hörte das Latein nach und nach auf, die Sprache europäischer Länder zu sein. Die Pietät hält jedoch die einmal eingeführten Formeln und Zeremonien der Religion noch lange aufrecht, nachdem die Verhältnisse, denen sie ihre Einführung verdanken und unter denen sie allein vernünftig sind, längst aufgehört haben. Obgleich daher das Latein von der großen Masse des Volkes nicht mehr verstanden wurde, so hielt man doch den Gottesdienst noch immer in dieser Sprache ab. So wurden in Europa, ähnlich wie im alten Ägypten, zwei verschiedene Sprachen herrschend: eine Sprache der Priester und eine Sprache des Volks, eine heilige und eine profane, eine gelehrte und eine ungelehrte Sprache. Nun mussten doch die Priester etwas von der heiligen und gelehrten Sprache, in der sie den Gottesdienst abhielten, verstehen, und so wurde das Studium des Lateinischen von Anfang an ein wesentlicher Teil des Universitätsunterrichts.
Mit dem Griechischen und Hebräischen hatte es nicht die nämliche Bewandtnis. Die unfehlbaren Dekrete der Kirche hatten die unter dem Namen der Vulgata bekannte lateinische Übersetzung der Bibel für ebenso vom göttlichen Geiste diktiert erklärt, wie die griechische und hebräische Urschrift. Da folglich die Kenntnis dieser beiden Sprachen kein unerlässliches Erfordernis für einen Geistlichen war, so machte ihr Studium lange keinen notwendigen Teil des Universitätsunterrichts aus. Auf einigen spanischen Universitäten soll das Studium des Griechischen nie getrieben worden sein. Die ersten Reformatoren fanden den griechischen Text des neuen Testaments und selbst den hebräischen des alten ihren Meinungen günstiger als die Vulgata, die begreiflicherweise allmählich nach den Lehren der katholischen Kirche zugestutzt war. Sie wiesen die vielen Irrtümer jener Übersetzung nach, und die römisch-katholische Geistlichkeit sah sich dadurch gezwungen, diese zu verteidigen oder zu erklären. Dies konnte aber nicht ohne einige Kenntnis der Ursprachen geschehen, deren Studium deshalb nach und nach auf den meisten Universitäten eingeführt wurde, sowohl auf denen, welche die Lehren der Reformation annahmen, als an denen, welche diese verwarfen. Die griechische Sprache war mit der ganzen klassischen Gelehrsamkeit verknüpft, die anfänglich besonders von Katholiken und Italienern gepflegt worden war, um die Zeit der Reformation aber allgemein Mode wurde. Auf den meisten Universitäten wurde daher das Griechische früher als die Philosophie, und sobald der Studierende einige Fortschritte im Lateinischen gemacht hatte, gelehrt. Das Studium der hebräischen Sprache, die in keinem Zusammenhang mit der klassischen Gelehrsamkeit steht, und in der außer der heiligen Schrift kein einziges geschätztes Buch geschrieben ist, wurde in der Regel erst nach dem der Philosophie begonnen, nachdem der Studierende in das Studium der Theologie eingetreten war.
Ursprünglich wurden auf den Universitäten die Anfangsgründe des Griechischen und Lateinischen gelehrt, und auf manchen Universitäten geschieht es noch jetzt. Auf anderen muss der Studierende sich die Anfangsgründe wenigstens der einen oder beider Sprachen bereits angeeignet haben, deren Studium fortgesetzt einen sehr großen Teil des Universitätsunterrichts ausmacht.
Die alte griechische Philosophie zerfiel in drei Hauptzweige: Physik oder Naturphilosophie, Ethik oder Moralphilosophie und Logik. Diese allgemeine Einteilung scheint der Natur der Dinge vollkommen zu entsprechen.
Die großen Naturerscheinungen, der Umlauf der Himmelskörper, die Finsternisse, Kometen, Donner, Blitz, und andere Meteore, die Erzeugung, das Leben, Wachsen und Sterben der Pflanzen und Tiere sind Gegenstände, die ebenso unvermeidlich das Erstaunen des Menschen erregen, wie naturgemäß den Wunsch in ihm wecken, ihre Ursachen kennen zu lernen. Anfänglich suchte der Aberglaube dieser Wissbegierde Genüge zu tun, indem er alle jene wunderbaren Ereignisse von der unmittelbaren Einwirkung der Götter ableitete. Später bemühte sich die Philosophie, sie aus bekannteren oder einleuchtenderen Ursachen zu erklären. Da jene großen Erscheinungen die ersten Gegenstände der menschlichen Wissbegierde sind, so musste auch die Wissenschaft, die sie zu erklären verspricht, der erste Zweig der Philosophie sein, der gepflegt wurde. Daher sind die ersten Philosophen, deren die Geschichte erwähnt, Naturphilosophen gewesen.
In jedem Zeitalter und in jedem Lande der Welt musste die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Charakter, die Absichten und Handlungen anderer gerichtet sein, und viele treffliche Regeln und Maximen der Lebenshaltung wurden durch allgemeine Übereinstimmung aufgestellt und gutgeheißen. Als das Schreiben aufkam, suchten weise Männer oder wer sich dafür hielt, die Anzahl jener anerkannten und beachteten Maximen zu vermehren und ihre eigne Meinung über richtiges oder unrichtiges Verhalten zum Ausdruck zu bringen, bald in der künstlicheren Form von Gleichnissen, wie die sogenannten äsopischen Fabeln, bald in der einfacheren von Denksprüchen, wie die Sprüche Salomos, die Verse des Theognis und Phocyllides und einige Stellen Hesiods. Lange Zeit vermehrte man vielleicht nur die Zahl jener Klugheits- und Moralregeln, ohne zu versuchen, sie in eine bestimmte methodische Ordnung zu bringen oder sie gar durch ein oder mehrere allgemeine Prinzipien zu verbinden, aus denen sie alle gleich Wirkungen aus ihren natürlichen Ursachen herzuleiten wären. Denn die Schönheit einer systematischen Anordnung verschiedener durch gemeinsame Prinzipien verknüpfter Beobachtungen war zuerst in den kunstlosen Versuchen des Altertums sichtbar, ein System der Naturphilosophie aufzustellen. Ähnliches versuchte man in der Folge mit der Moral. Die Maximen des gemeinen Lebens wurden in eine methodische Ordnung gebracht und durch einige allgemeine Prinzipien verknüpft, ebenso wie man früher die Naturerscheinungen zu ordnen und zu verknüpfen gesucht hatte. Die Wissenschaft, welche jene verbindenden Prinzipien zu erforschen und zu erklären unternimmt, ist die sogenannte Moralphilosophie.
Verschiedene Schriftsteller haben Systeme der Natur- und Moralphilosophie aufgestellt. Aber die Gründe, durch die sie ihre Systeme stützten, waren oft, weit entfernt Beweise zu sein, nur sehr schwache Wahrscheinlichkeiten und zuweilen bloße Sophismen, die nur auf der Ungenauigkeit und Zweideutigkeit der Volkssprache beruhten. Spekulative Systeme sind zu allen Zeiten angenommen worden, die, wenn es sich um irgendein Geldinteresse gehandelt hätte, von jedem verständigen Menschen zu nichtig befunden worden wären. Grobe Sophisterei hat kaum je auf die Meinungen der Menschen Einfluss geübt außer in Angelegenheiten der Philosophie und Spekulation; aber in diesen oft auch einen sehr großen. Die Verfechter jedes naturphilosophischen oder Moralsystems suchten natürlich die Schwäche der zur Unterstützung der gegnerischen Systeme beigebrachten Gründe aufzudecken. Bei der Prüfung dieser Gründe musste ihnen der Unterschied zwischen einem wahrscheinlichen und einem beweiskräftigen, einem trügerischen und einem bündigen Grunde auffallen, und aus Beobachtungen dieser Art entstand die Logik oder die Wissenschaft von den allgemeinen Grundsätzen richtige]! und falschen Denkens. Obgleich ihrem Ursprunge nach später als die Physik und die Ethik, wurde sie doch in den meisten alten Philosophenschulen vor jenen beiden Wissenschaften gelehrt, da man der Ansicht sein mochte, der Studierende müsse erst den Unterschied zwischen richtigem und falschem Denken verstehen, ehe er an Gegenstände von so großer Wichtigkeit gehe.
Diese alte Einteilung der Philosophie in drei Teile wurde auf den meisten europäischen Universitäten in eine fünfteilige umgewandelt.
In der alten Philosophie machten die Lehren von der Natur des menschlichen Geistes oder der Gottheit einen Teil der Physik aus. Diese Wesen, wie man sie auch erklärte, waren jedenfalls Teile des Weltsystems, und zwar Teile, welche die wichtigsten Wirkungen hervorbrachten. Was die menschliche Vernunft von ihnen schließen oder aber vermuten konnte, machte gleichsam zwei Bruchteile, wenn auch ohne Zweifel zwei sehr wichtige Bruchteile der Wissenschaft aus, welche den Ursprung und die Bewegung des großen Weltsystems zu erklären suchte. Auf den europäischen Universitäten jedoch, wo die Philosophie nur als Dienerin der Theologie angesehen wurde, verweilte man natürlich bei diesen beiden Kapiteln länger als bei jedem anderen. Sie wurden nach und nach immer mein- ausgedehnt und in viele Unterabteilungen zerlegt, bis zuletzt die Lehre vom Geist, von dem man so wenig wissen kann, einen ebenso großen Kaum in dem Systeme der Philosophie einnahm, als die Lehre von den Körpern, von denen man so viel wissen kann. Beide Lehren wurden als zwei verschiedene Wissenschaften betrachtet. Die sogenannte Metaphysik oder Pneumatik wurde der Physik entgegengesetzt, und nicht nur als die erhabenere, sondern auch als für die Zwecke eines besonderen Berufs nützlichere angesehen. Experimente und Beobachtungen, durch die so viele nützliche Entdeckungen zu machen sind, wurden fast ganz vernachlässigt; der Gegenstand aber, an dem die sorgfältigste Beobachtung außer einigen sehr einfachen und fast augenfälligen Wahrheiten nichts als Dunkelheit und Ungewissheit entdecken, und der folglich nur zu Spitzfindigkeiten und Sophismen Anlass geben kann, wurde vorzugsweise gepflegt.
Als man diese beiden Wissenschaften in Gegensatz gebracht hatte, rief der Vergleich zwischen ihnen eine dritte hervor, die sogenannte Ontologie oder die Wissenschaft, welche von den dem Geist und dem Stoff gemeinschaftlichen Eigenschaften handelt. Aber wenn die Metaphysik schon meist aus Spitzfindigkeiten und Sophismen bestand, so herrschten sie erst recht in dem Spinngewebe der Ontologie, die gleichfalls zuweilen Metaphysik hieß.
Worin das Glück und die Vollkommenheit des Menschen nicht allein als Individuum, sondern als Glied einer Familie, eines Staats oder der großen menschlichen Gesellschaft besteht, war der Untersuchungsgegenstand der alten Moralphilosophie, in der die Pflichten des menschlichen Lebens als dem Glück und der Vollendung des menschlichen Lebens dienend behandelt wurden. Als aber sowohl die Moral wie die Naturphilosophie nur als Disziplinen der Theologie gelehrt wurden, behandelte man die Pflichten des menschlichen Lebens als der Seligkeit eines künftigen Lebens dienend. In der alten Philosophie galt die Tugend als glückbringend schon in diesem Leben; in der neueren galt sie für in der Regel oder fast stets unvereinbar mit jedem Glück in diesem Leben, und der Himmel war nur durch Buße und Ertötung des Fleisches, durch mönchische Kasteiungen und Demutsübungen, nicht durch freie, edle und mutige Gesinnung zu erwerben. Kasuistik und asketische Moral waren in den meisten Fällen die Hauptsache in der Moralphilosophie der Schulen. Anstatt der wichtigste Zweig der Philosophie zu sein, wurde sie auf diese Art der allerverderbteste.
Der gewöhnliche Gang des philosophischen Unterrichts war mithin auf den meisten europäischen Universitäten folgender. Zuerst wurde die Logik gelehrt, dann kam die Ontologie, als dritte die die Lehre vom Wesen der menschlichen Seele und der Gottheit umfassende Pneumatologie, und viertens ein verunstaltetes Moralsystem, das als unmittelbar mit den Lehren der Pneumatologie, mit der Unsterblichkeit der menschlichen Seele und den Belohnungen und Bestrafungen, die von der göttlichen Gerechtigkeit in einem künftigen Leben zu erwarten wären, zusammenhängend betrachtet wurde. Ein kurzes und oberflächliches System der Physik beschloss gewöhnlich den Kursus.
Alle diese Veränderungen, welche die europäischen Universitäten in den alten Kursus der Philosophie einführten, waren auf die Ausbildung Geistlicher und auf die geeignetere Vorbereitung des theologischen Studiums berechnet. Aber die Beigabe von Spitzfindigkeit und Sophistin, Kasuistik und asketischer Moral machten sie sicherlich nicht geeigneter zur Bildung Weltlicher oder zur Aufklärung des Verstandes und zur Besserung des Herzens.
Dieser philosophische Kursus wird noch heute auf den meisten europäischen Universitäten gelehrt, mit mehr oder weniger Sorgfalt, je nachdem die Verfassung einer Universität den Lehrern die Sorgfalt mehr oder weniger unerlässlich macht. Auf einigen der reichsten und bestdotierten Universitäten begnügen sich die Lehrer, ein paar abgerissene Fetzen und Bruchstücke dieses verderbten Kursus, und selbst diese gewöhnlich sehr nachlässig und oberflächlich vorzutragen.
Die Fortschritte, welche in neueren Zeiten in einigen Wissenszweigen gemacht wurden, sind größtenteils nicht von den Universitäten ausgegangen, obwohl einige allerdings. Die meisten Universitäten haben sich nicht einmal beeilt, die Fortschritte, nachdem sie gemacht waren, zu adoptieren, und manche dieser gelehrten Körperschaften zogen es vor, noch lange die Freistätten zu bleiben, wo verrostete Systeme und verjährte Vorurteile, nachdem sie aus allen übrigen Winkeln der Erde vertrieben worden waren, Schutz fanden. Im Allgemeinen waren die reichsten und bestdotierten Universitäten immer am trägsten zum Fortschritt und einer erheblichen Veränderung in dem einmal eingeführten Unterrichtsplane am feindlichsten. Leichter fanden sie bei ärmeren Universitäten Eingang, wo das Einkommen der Lehrer meist von ihrem Ruf abhängt und sie auf die herrschenden Strömungen mehr achten müssen.
Obwohl aber die öffentlichen Schulen und Universitäten Europas ursprünglich nur auf die Ausbildung zu einem gewissen Beruf, dem der Geistlichen, berechnet waren, und obwohl sie ihre Zöglinge nicht einmal immer in den für diesen Beruf erforderlich gehaltenen Wissenschaften mit Sorgfalt unterrichteten, zogen sie doch allmählich die Ausbildung aller anderen Leute, besonders fast aller adligen und reichen, an sich. Man verfiel auf keine bessere Methode, den langen Zwischenraum zwischen der Kindheit und derjenigen Periode des Lebens auszufüllen, wo der Mensch sich ernstlich den wahren Geschäften der Welt, dem Beruf, der die übrige Lebenszeit ausfüllen soll, zu widmen beginnt. Das meiste jedoch, was auf Schulen und Universitäten gelehrt wird, dürfte nicht die geeignetste Vorbereitung für diese Geschäfte sein.
In England wird es immer mehr Sitte, junge Leute, nachdem sie die Schule verlassen haben, sofort auf Reisen ins Ausland zu schicken, ohne sie erst eine Universität besuchen zu lassen, und man rühmt, dass sie meist viel reifer zurückkämen. Freilich ist ein junger Mann, der mit siebzehn oder achtzehn Jahren die Heimat verlässt und im einundzwanzigsten zurückkommt, um drei oder vier Jahre älter, und in diesem Alter muss man wohl in drei oder vier Jahren reifer werden. Auf seinen Reisen erlangt der junge Mann einige Kenntnisse von gewöhnlich einer oder zwei fremden Sprachen, Kenntnisse, die jedoch zum richtig Sprechen oder Schreiben nicht genügen. In anderen Beziehungen aber kehrt er gewöhnlich dünkelhafter, grundsatzloser, lockerer und zu ernsten Studien oder Geschäften unfähiger zurück, als er es in einer so kurzen Zeit hätte werden können, wenn er daheim geblieben wäre. Durch das Reisen in so jungen Jahren und durch die Vertändelung der kostbarsten Lebenszeit fern von der Aufsicht seiner Eltern und Verwandten in eitlen Zerstreuungen, wird jede nützliche Gewohnheit, welche die frühere Erziehung ihm etwa eingepflanzt hat, statt einwurzeln und stark werden zu können, fast unvermeidlich geschwächt und vertilgt. Nichts als der Misskredit, in den die Universitäten geraten sind, konnte eine so törichte Sitte, wie die des Reisens in einer so frühen Periode des Lebens in Aufnahme bringen. Indem ein Vater seinen Sohn ins Ausland schickt, befreit er sich wenigstens auf einige Zeit von einem so unangenehmen Anblick, wie der eines unbeschäftigten, vernachlässigten, vor seinen Augen dem Verderben entgegengehenden Sohnes ist.