Kitabı oku: «Trojanische Hühner», sayfa 4

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Die Unruhen und Demonstrationen nahmen zu, jetzt waren es nicht mehr nur die Studenten, die Lebensmittel wurden immer knapper und die Preise schienen täglich nach oben zu schießen, obwohl das Land nur so auf dem Öl schwimmt, wurde der Treibstoff knapp und mancher Taxifahrer verbrachte die meiste Zeit am Tag vor irgendwelchen Tankstellen und dort bekam er auch nicht, was er wirklich für den Rest des Tages benötigte, um seine Familie ernähren zu können.

Nachts wurden Parolen an Hauswände geschrieben, selbst der Palast des Herrschers blieb nicht mehr verschont, bis er endlich aufgab und das Land verließ.

Eine neue Zeit brach an, von nun an wurde wieder gesäubert, Menschen verschwanden einfach oder wurden öffentlich hingerichtet, die Einführung der neuen Ordnung hatte viel Menschenleben gekostet, so ist es nun einmal, wenn eine neue Gerechtigkeit eingeführt wird, das kostet eben immer große Opfer.

Sait störte sich nicht daran, er war wie besessen von seinen Rachegedanken den er jetzt umsetzen wollte und hierfür hatte er eine Idee.

Zuerst mussten der Herrscher und sein Klan zur Rechenschaft gezogen werden, danach wollte er sich an seinen Peinigern rächen.

Özlem ging weiterhin jeden Tag in die Klink, ein neuer Chef wurde von der Bruderschaft ernannt, der fast alles auf den Kopf stellte aber selbst fast keine chirurgische Erfahrung hatte.

Weißt du was Özlem, ich habe eine Idee wie wir den Herrscher zurück bekommen können, nicht durch eine Entführung wie das die Israelis vor einigen Jahren mit Eichmann gemacht hatten, dazu sind wir nicht fähig.

Die haben aber hier eine Botschaft, in der sich meist mehr als fünfzig Personen befinden, wenn wir die Botschaft besetzen und das Personal in Geiselhaft nehmen und drohen, wir würden täglich einen von ihnen erschießen, dann müssen sie den Herrscher früher oder später im Gegenzug ausliefern.

So ein Vorhaben musste aber sorgfältig geplant und organisiert werden, wichtig war vor allem die Zustimmung durch die Bruderschaft und dem obersten Ajatollah. Nachdem Sait seinen Plan dem Rat vorgetragen hatte, vergingen drei Wochen bevor er grünes Licht hierfür bekam, alle hatten ihn für gut befunden und waren davon überzeugt, dass Sait hierfür der richtige Mann ist.

Als erstes musste er eine zuverlässige Mannschaft aus dem alten Studentenstamm zusammenstellen und das Geschehen innerhalb und in die Umgebung vor dem Botschaftsbereich erkunden.

In den nächsten Tagen fuhr er und Özlem einige male mit seinem Motorrad die Straße entlang und fotografierten alle Häuser im Umkreis der Botschaft.

Die Schikanen in der Klinik und die Inkompetenz des neuen Chefs waren ihr zu viel geworden, sie hatte ihre Kündigung eingereicht und wollte sich nur noch für unser großes Ziel einsetzten. Vor jeder Fahrt hatte sich Sait wieder als Verwandlungskünstler erwiesen, für sich und für Özlem. Bei der Auswertung der Fotos fiel ihnen das Haus gegenüber der Botschaft besonders auf, an der Außenwand befanden sich in den Fugen einige dunkle Knöpfe, die bei Vergrößerung wie optische Linsen aussahen.

Das Haus, das als Lagerhaus deklariert war, reichte rückwärts bis zur nächsten Seitenstraße, hatte aber dort weder Fenster noch eine Eingangstür. Mit Erlaubnis des Rates schafften seine Leute einen Zugang mit einer verschließbaren Sicherheitstür. Hierfür wurde die Hauswand tagsüber durchbrochen, damit der Straßenlärm den Lärm der Presslufthämmer verschluckte und in der Botschaft kein Verdacht entstand. In diesen Tagen hatte auch kaum jemand die Botschaft verlassen oder sie betreten, so verlief die Operation unentdeckt.

Als sie zum ersten Mal in den dunklen Raum eintraten, sahen sie, dass vor der Wand zur Botschaft hin, mehrere Kabel von der Decke herunterhingen, die alle in einem gemeinsamen Kasten endeten. Schnell wurde klar was dies zu bedeuten hatte, sie brauchten nur die Kabel in ihre eigene Anlage zu stecken und so wurden sie die Herren über die gesamte Videoanlage, jetzt konnten sie ungesehen die Botschaft und die gesamte Straße überwachen.

Nach weiterem Durchsuchen fanden sie auch einen mit altem Möbel vollgestellten Kellerraum, hinter einigen Schränken und Stühlen verborgen befand sich eine mächtige Stahltür, die offensichtlich einen Geheimgang verschloss, der sicherlich zur Botschaft auf der anderen Straßenseite führt. Als kleine Besonderheit ließ Sait die Tür nicht zumauern, sondern eine weitere, noch stärkere Stahltür dahinter anbringen, die nur von der Lagerhausseite aus geöffnet werden konnte.

Bei der Durchsicht der Videoaufnahmen viel Sait ein Mann auf, er war etwa 30-35 Jahre alt, mit schwarzen Haaren und einer großen Hakennase, und energischen Gesichtsausdruck, er sah anders aus als die anderen, der gehörte sicherlich nicht zum Wachpersonal und ein Botschaftsmitglied war er sicherlich auch nicht. Dieser Mann war suspekt und Sait nannte ihn nur den Spion, den wollte er später einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Für die Besetzung der Botschaft war der vierte November vorgesehen. Einige Tage nach der Besetzung ließ Sait sich die Fotos aller Personen vorlegen die sich am Tag nach der Besetzung in der Botschaft befanden, das Gesicht seines Spions erkannte er sofort, nach den Unterlagen sollte er angeblich Jim Miller heißen, ein verdächtiger jedermanns Name. Einen Tag später ließ er in der Botschaft nach seinem Spion suchen, vergeblich, er war nicht aufzufinden, wie konnte er nur aus der Botschaft entkommen?

Auch die Videoaufzeichnungen ergaben keinen eindeutigen Hinweis wie er entkommen konnte. Er ließ das Foto an alle Bahnstationen, den Flughafenschaltern und an allen Grenzübergängen verteilen, aber er blieb wie vom Erdboden verschwunden.

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Es war schon spät am Abend, die Sonne war schon untergegangen und die Stadt lag in der Dämmerung, es war Anfang November als ich zum ersten Mal die Botschaft durch den Hintereingang betrat. Der Wachposten wurde schon vorher von meiner Ankunft informiert und winkte mich ohne weitere Kontrollen hinein.

Ich bekam ein Gästezimmer mit spärlicher Einrichtung, mit sehr einfachen Möbeln, die Matratze war hart, Stühle und der Tisch stammten wohl aus einem ehemaligen Feldlager.

Das Bewachungspersonal der Botschaft, alle Marines, mussten sich immer zu viert ein Zimmer teilen und auf dem Gang befand sich für je zwanzig Personen eine große Gemeinschaftstoilette, mit fünf separaten Duschen. Nur das gehobene Personal und der Botschafter hatten komfortable Zimmer, im zweiten Stock des Gebäudes, mit gesicherten Türen, Badewanne, Dusche und einer separaten Toilette.

Ich war seit fünf Tagen hier, eingereist war ich mit einem roten Reisepass, das Passfoto war echt, der Name aber nicht, die Echtheit wurde nie angezweifelt, er wurde ja auch von offiziellen Behörden ausgestellt, da es ein Diplomaten Pass war konnte ich auch ohne besondere Kontrolle einreisen.

Etwa einhundert Meter von der Botschaft entfernt, auf der anderen Straßenseite, befand sich ein altes Lagerhaus, das von einem Strohmann, als Abstellraum angemietet wurde. Ein früher Botschafter hatte das gesamte Haus anonym gekauft und die Kellerräume zur Verschleierung mit alten Möbeln, Kühlschränken und weiteren unnützen Dingen füllen lassen.

Vom Botschaftsgebäude aus wurde heimlich und illegal ein enger Gang unter der Straße hindurch zu einem der Lagerräume gegraben, meist nachts, durch Holzbretter abgestützt, bis der Beton gehärtet war. Es gab nur eine spärliche Beleuchtung, aber keine Belüftung für den Gang. Die angefallenen Erdmassen und Steine wurden bei Dunkelheit aus der Botschaft abtransportiert und im weiten Umfeld heimlich abgelegt, nur wenige Personen in der Botschaft wussten von dem Vorhaben. Die Eingänge des Schachtes wurden auf beiden Seiten durch starke Eisentüren abgesichert und Schränke, gefüllt mit unauffälligen Gegenständen, verdeckten den Blick darauf.

Ein Jahr nach dem Erwerb ließ der Botschafter die Außenwände und das Dach renovieren, in den Mauerfugen und unter der Dachrinne hatten die hauseigenen Handwerker Kameras angebracht, von der Straße aus erschienen sie wie kleine schwarze Knöpfe, die zwischen den Fugen wie Halterungen wirkten. Eine Kamera war direkt auf den Eingang der Botschaft gerichtet, mit den anderen konnte die gesamte Straße in beiden Richtungen bestens überwacht werden.

Alle zwei Tage wurden die aufgezeichneten Aufnahmen ausgewertet. Erschien eine Personen mehr als zweimal vor der Botschaft, dann erfolgte eine geheimdienstliche Erfassung. Auffällig war, dass sich seit einigen Tagen an den Straßenenden immer wieder kleine Gruppen von jungen Menschen versammelten, besonders aufgefallen waren zehn jugendliche Personen, die fast täglich erschienen und Aufnahmen von der Umgebung machten und wiederholt auf der anderen Straßenseite am Botschaftsgelände vorbei gingen und die Botschaft fotografierten. Geheimdienstliche Nachforschungen ergaben, dass es sich bei den jungen, bärtigen Männern um Studenten handelte, die sich in der Universität und in der Öffentlichkeit durch aggressive Hetzreden hervortaten.

Vor einigen Tagen waren alle Überwachungssysteme ausgefallen, nur die vom Botschaftsgelände am Eingang funktionierte noch. Besonders aufgefallen war ein in schwarz gekleideter Mann mit einer Kapuze, immer tief ins Gesicht gezogen und eine große Frau, ebenfalls in schwarzer Kleidung, auf einem Motorrad. Sie führen mehrmals am Tag die Straße von Süden nach Norden und wieder zurück von Norden nach Süden. Der Geheimdienst versuchte vergeblich ihre Gesichter erkenntlich zu machen. Eines Abends stieg die Frau vom Motorrad und sprühte auf die Wände des Lagerhauses in großen Buchstaben Hassparolen wie, Tod den USA, Tod den Ungläubigen und Rache für das, was ihr uns angetan habt.

Ich hatte hier eine spezielle Aufgabe, ich sollte in Erfahrung bringen, was aus den geheimen Waffenlieferungen wurde. Unsere Regierungen der letzten Jahrzehnte hatten das Land massiv mit Waffen unterstützt und Anleitungen zur Erstellung von illegalen Systemen gegeben, nicht offiziell, aber jeder der sich dafür interessierte, konnte es erfahren. So wurden Abhängigkeiten geschaffen und der Empfänger machte sich erpressbar. Einige Monate bevor der Herrscher aus dem Land geflohen war, hatte die Regierung nicht nur Luftabwehr Raketen geliefert, sondern auch Bauanleitungen für die Produktion von Kernwaffen und einige Zentrifugen für die Urananreicherung, die als Haushaltsgeräte deklariert eingeführt wurden, schließlich galt es sich gegen einen gemeinsamen Feind zu verteidigen, und da waren nun mal alle Mittel recht, der Kongress musste nicht nach seiner Meinung gefragt werden.

Der vierte November begann als sonniger Tag, gefrühstückt hatte ich noch nicht, im Konferenzraum standen mehrere Thermosflaschen mit Kaffee, Zucker, Milch und Tassen auf einem schweren Holztisch, daneben eine geöffnete Dose mit Keksen, frisches Obst lag auf mehreren Tellern.

Meine wesentlichen Informationen bekam ich verdeckt durch Ali. Ali war in Teheran geboren und hatte ebenfalls in Boston studiert, wir wurden gute Freunde und teilten uns für vier Semester meine Studentenbude. Die liegt in einer kleinen Bucht hinter dem Hafen an einem Kanal, früher war dies eine no go Gegend, bis die Bulldozer kamen und die alten Hütten niederwalzten.

Danach entstand daraus eine vornehme Gegend, mit weißen Häusern, alle nur drei Stockwerke hoch, mit Gehwegen am Kanal entlang, die reinste Idylle. Auch die Metro, die nur einige Meter von meinem Apartment verläuft, konnte wieder mit gutem Gewissen benutzt werden, auch nachts, seitdem gab es nur noch sehr selten Belästigungen oder Überfälle.

Als ich die erste Nacht dort verbrachte wurde ich vor Beginn der Dämmerung durch laute Knallgeräusche von der Straße kommend aufgeschreckt. Ich stand auf, ging ans Fester und sah sie, die Möwen. Sie stürzten pfeilartig ins Wasser, holten sich Muscheln von den Felsen und stiegen danach etwa hundert Meter in die Höhe auf. Erst über der Straße ließen sie die Muscheln wieder fallen, mit einem lauten Knall zerplatzten ihre Schalen auf dem Asphalt und konnten so von den Möwen gefressen werden. Bei Einbruch der Dämmerung unterbrachen sie ihr Schauspiel bis zum nächsten Morgen, erst als der Straßenverkehr für sie zu gefährlich wurde, beendeten sie ihr großes Muschelfressen.

Da Terri auf keinen Fall in das freie Zimmer einziehen wollte, sie hatte zwar einen Wohnungsschlüssel, sie wolle aber unbedingt ihre Freiheit behalten, hatte ich am schwarzen Brett in der Mensa einen Zettel angebracht, suche einen freundlichen und klugen Kommilitonen für meine Studentenbude, zwei separate geräumige Zimmer, ein großes gemeinsames Wohnzimmer mit Kamin, sowie Küche und zwei Bäder.

Noch am gleichen Tag meldete sich Ali bei mir, wir trafen uns am Metro Eingang und gingen in meine Kneipe auf ein Bier. Einige Zeit später kam auch Terri hinzu, bestellte wie immer einen Softdrink, sie trank nie Alkohol in der Kneipe, danach besichtigten wir drei gemeinsam meine Bude, zwei Tage später zog Ali bei mir ein, und so wurden wir schnell sehr enge Freunde, die sich fast alles teilten.

Ali war wirklich ein Genie, jeder von uns, der einst an der Eliteuniversität in Boston studierte, hielt sich für ein Genie, aber Ali war wirklich ein Genie und kein Fachidiot.

Um als Student in Harvard aufgenommen zu werden gibt es zwei Möglichkeiten, die Eltern müssen stinkreich sein und wiederholt große Summen auf das Konto der Universität als Spende überwiesen haben, oder der Bewerber musste ein sehr ausgedehntes Auswahlverfahren überstehen. Nur solche, die schon in den einzelnen Bundesstaaten die Auswahl überstanden hatten, konnten sich bewerben und wurden zu Einzelgesprächen eingeladen. Die dauerten meist drei Tage, der Kandidat wurde immer von vier Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen eingehend befragt, dabei ging es auch um Kenntnisse und Aktivitäten aus allen nur denkbaren Bereichen.

Ali hatte die Aufnahme in der ersten Runde geschafft und sich im Fachbereich Physik immatrikuliert. Nach zwei Semestern wurde ihm ein Stipendium angeboten, unter der Voraussetzung, dass er ein zweites Fach belegt und keine Prüfung wiederholen muss.

Während die Studiengebühren normalerweise zweitausend US$ monatlich betragen, werden diese nicht nur dem Stipendiaten erlassen, sondern er bekommt auch noch zusätzlich monatlich zweitausend US$ dazu. Fällt aber der Student einmal bei einer Prüfung durch, dann entfällt das Stipendium und er muss die gesamte Summe, die er bisher erhalten hatte, wieder zurück zahlen. Ali wählte als zweites Fach Mathematik und bestand alle Examina mit Glanz und Gloria. Ali konnte uns nicht nur die Maxwellsche Gleichung für elektromagnetische Felder im Vakuum und mit Materie erklären, für ihn war auch die Raum-Zeitverschiebung eine Selbstverständlichkeit. Er war wohl einer der wenigen unter uns, der Einstein wirklich verstand und auch die von Einstein vorhergesagten Gravitationswellen als beweisbar ansah, er meinte nur, hierfür würden zurzeit leider noch die experimentellen Voraussetzen fehlen.

Die meisten Studenten, wenn sie einmal von der Uni aufgenommen wurden interessierten sich nur für zwei Dinge, ihr Studium und für Partys. Nicht so Ali, er sog alles in sich auf, was ihm über den Weg lief, wie ein Schwamm.

Neunzig Prozent unserer Kommilitonen assoziierten einen Boxer mit Goethes Faust, Ali hingegen konnte nicht nur den gesamten ersten Teil von Faust frei zitieren, er konnte auch vortrefflich die weiche und ausgeglichene Stimme von Faust und die zynisch, diabolische des Mephistos imitieren.

Wir alle hatten erkannt, dass unsere Professoren zwar tafelweise Formeln ohne ein Manuskript in ihren Händen ableiten konnten, aber ansonsten waren sie auch nur gewöhnliche Menschen.

Eines Abends als ich mit Terri im Bett lag, fragte sie mich, wie aus heiterem Himmel, Mike was hältst du davon, wenn ich auch mal mit Ali schlafen würde. Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte, ich wusste ja, dass Terri nie genug davon bekam und fast immer Lust auf Sex hat. Hätte ich nein gesagt, dann hätte sie es heimlich getan, so war sie nun mal. Seit diesem Tag suchte sie sich immer einen von uns aus, mit dem sie die Nacht verbringen wollte, ihr Auswahlverfahren blieb für uns immer ein Geheimnis, manchmal, wenn sie nicht genug davon hatte, wechselte sie das Zimmer und kroch zum anderen ins Bett. Sie liebte die einfühlsame Art, die zarte Berührung, wenn sie auf dem Rücken lag, war ihr Anblick immer wie ein verzauberndes, erotisches Wunder.

Manchmal, wenn wir abends spät nach Hause kamen, lag sie schon nackt in einem unserer Betten, da gab es keine lange Diskussion, sie hatte ihre Entscheidung schon für die Nacht getroffen, und damit war es eben so, basta. Zu besonderen Anlässen, wie bestandenes Examen oder Geburtstage ging sie gleich mit uns beiden ins Bett, manchmal erfand sie einfach einen Anlass, wie heute hatte es zu viel geregnet oder es war eben tagsüber zu warm für mich, dies war für uns immer ein ganz besonderer Kick.

Dieses ungewöhnliche Dreierverhältnis hätte bei vielen zum Zerwürfnis geführt, nicht so bei mir, Ali und Terri, wir scherzten oft darüber, und es führte uns noch enger zusammen, Ali meinte immer, eine gemeinsame Freundin ist schon was Besonderes und Terri, sie kann nie genug davon bekommen, so bekam jeder was er wollte, keiner von uns hatte sich jemals beklagt oder wollte etwas verändern.

Ich sagte zu Ali, weißt du der Hauptgrund, warum es bei uns so gut funktioniert ist der, dass keiner von uns beiden einen Besitzanspruch auf Terri erhoben hat, das ist das besondere Geheimnis an unserer Dreierbeziehung.

Als ich den Konferenzraum betrat, war es noch alles dunkel, ich machte das Licht an, schenkte mir einen Kaffee ein, ohne Milch und ohne Zucker.

Ali hatte die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und war kurz vor der Flucht des Tyrannen in seine Heimat zurück gekehrt und hatte mit seinen Kenntnissen sofort eine zentrale Stellung im Forschungsministerium erhalten, das auch für die Waffen-entwicklung zuständig war. Es gab ja nur eine kleine Anzahl von Wissenschaftlern, die die nötige Kompetenz hatten und vom neuen Regime ebenfalls akzeptiert wurden, nach eingehender Gesinnungsüberprüfung.

Als ich Ali nach einigen Monaten zum ersten Mal wieder sah, war seine erste Frage, wie geht es Terri, er hatte sie seit seiner Rückkehr nicht mehr gesehen. Ali hatte sich äußerlich verändert, er trug schwarze Kleidung, hatte sich einen langen Bart wachsen lassen und sah wie ein gläubiger Muslime aus. Trotz aller Verkleidung erkannte ich sofort, dies war immer noch der alte Ali wie ich ihn aus Boston kannte.

Zuerst kamen einige hohe Militärs in Uniform in den Konferenzraum, sagten kein Wort, nicht einmal guten Morgen und schenkten sich Kaffee ein. Etwa dreißig Minuten später erschien der Botschafter, ein Mittvierziger mit kurzem Haar und ausdrucksvollen Gesichtszügen, alle standen auf und begrüßten seine Exzellenz.

Das erste Thema befasste sich mit der Sicherheitslage in der Stadt und die Frage wie man sich vor einem möglichen Übergriff durch den Mob schützen konnte. Es war nicht zu übersehen, dass es in der Bevölkerung rumorte. Die Militärs meinten, mit den zwanzig gut ausgebildeten Marines als Sicherheitssoldaten könnte die Botschaft lange verteidigt werden, Waffen und Munition wären mehr als genug vorhanden, damit könne man einen ganzen Krieg führen und die Verpflegung würde für etwa zwanzig Tage reichen.

Ich schaute dem Botschafter ins Gesicht und konnte dessen Zweifel erkennen, offensichtlich schätzte er die Lage anders ein als sein Militär, verzichtete aber auf eine weitere Diskussion.

Bevor ich meinen Bericht erstatten konnte, ertönte ein lautes Hämmern und Klopfen an der Sicherheitstür, dies war ungewöhnlich, normalerweise durften Geheimsitzungen nicht gestört oder unterbrochen werden.

Der Wachposten berichtete von Menschenmassen, die sich vor der Botschaft versammelt hätten, und einige von ihnen, junge Studenten, seien schon über den Zaun auf das Botschaftsgelände vorgedrungen. Seine Exzellenz möge sich bitte schnell nach oben begeben und entscheiden was zu machen ist, die Wachposten ständen schon um das Haus herum verteilt, mit Gewehren im Anschlag, mit scharfer Munition.

Der Botschafter war ein gebildeter Mann, mit guten Sprach-kenntnissen, der auch nicht zu unüberlegten Handlungen neigte. Noch bevor er an der Eingangstür angekommen war, gab er den Befehl, dass sich alle Wachposten in das Botschaftsgebäude zurückziehen müssen und es darf auf keinen Fall von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden, dies war eine eindeutige Anordnung, der sich auch die Offiziere unterwerfen mussten, die Nichteinhaltung würde nur zu einer Eskalation führen. Durch Fenster im Erdgeschoss hindurch konnten wir sehen, dass das Tor zur Botschaft schon offen stand und immer mehr Personen auf das Botschaft Gelände strömten.

Der Botschafter öffnete die Eingangstür und von hinten reichte ihm jemand ein Megaphon. Mit ruhiger Stimme bat er die Eindringlinge in der Landessprache, das Gelände zu verlassen, dies sei exterritoriales Gebiet. Seine Ansage wurde nur durch hundertfaches Hohngelächter beantwortet.

Aus der Masse traten drei junge Männer hervor, sie waren dem Aussehen nach Studenten und nicht älter als fünfundzwanzig, Einer von ihnen schien der Mann mit dem Motorrad zu sein, sein Gesicht war nicht genau zu erkennen, er hatte die Kapuze seiner Jacke weit über das Gesicht gezogen und sich ein Tuch über die Nase und den Mund gebunden. Trotz aller Bemühungen war er auch nicht in der Kartei des Geheimdienstes erfasst, sie nannten ihn nur Mohamed, er war eindeutig der Rädelsführer, auffällig waren seine Hände an denen jeweils einige Finger fehlten, ich nannte ihn daher für mich den Fingerlosen, irgend einen Namen musste ich ihm halt geben.

Er erklärte die amerikanische Botschaft sei hiermit besetzt und sie hätten das Sagen, ab sofort, er sei der Sprecher des Rats der freien Studenten.

Ihre Hauptforderung ist die sofortige Rückführung des Schahs aus den USA und die Auslieferung der Unsummen an Gold und Geld, das sein Klan über Jahre hinweg dem Land geraubt und auf private Konten in der Schweiz und in anderen Ländern deponiert hatten, hierüber kann nicht verhandelt werden.

Nach dieser Mitteilung drangen etwa einhundert Stunden in das Botschaftsgebäude ein, entwaffneten das Personal und fanden kurz danach den Waffenraum, den sie sofort leer räumten und den gesamten Inhalt aus dem Gebäude heraus transportierten. Die entwaffneten Wachsoldaten sahen dem Geschehen tatenlos zu, was sollten sie auch anderes machen. Hunderte von Schnellfeuerwaffen aller Art und Kisten mit Munition wurden auf einen bereitstehenden Lastwagen geladen und abtransportiert. Nach einer Stunde waren sämtliche Räume der Botschaft besetzt und das gesamte Personal wurde in Geiselhaft genommen.

Im Büro des Botschafters wurden alle Regale umgekippt und der Inhalt auf den Boden geworfen, ebenso der Inhalt aller Schreibtischschubladen. Hinter dem Bild von G. Washington entdeckten sie den Botschaftssafe und forderten freundlich den Botschafter um die Herausgabe des Codes auf. Im Safe befanden sich die gesamten Pässe des Personals, frische Passport Formulare sowie die entsprechenden Stempel für die Ausstellung eines gültigen Passes, Geheimdokumente und eine größere Summe an Bargeld, alles nur US Dollars, die nicht nur für den Kauf von Lebensmittel vorgesehen waren, das meiste war für dunkle Geschäfte bestimmt und tauchte in keiner Bilanz je auf. Zunächst weigerte sich der Botschafter den Safe zu öffnen, schließlich erkannte er die Sinnlosigkeit seiner Weigerung, hatten die Besatzer doch nun hinreichend Mittel den Safe mit Gewalt zu sprengen, so nannte er die Zahlenkombination.

Der Fingerlose hatte das Botschaftsgebäude selbst nie betreten, auch seine Beifahrerin nicht, keiner der Mitarbeiter hatte jemals ihre Gesichter richtig gesehen um Fotos davon machen zu können.

Andere Studenten hatten am ersten Tag nach der Besetzung Fotos von allen Personen der Botschaft gemacht und die Namen registriert, egal ob sie einen roten Diplomatenpass hatten oder nicht. Internationale Regeln interessierten sie nicht. Mein Name nützte ihnen nicht viel. Die CIA, wir nannten sie untereinander nur die Firma, hatte eine lange Liste von Pseudopersonen, die es nicht wirklich gab, für die aber Bankkonten, Telefonrechnungen und weitere Identitäten vorhanden waren, aber von keinem gab es Frontalfotos oder Porträtfotos, nur solche, die Jedermann sein konnten.

Aus dem einen Tag wurden viele, die Anzahl der Besetzer die Tag und Nacht in der Botschaft blieben war fast immer gleich geblieben, nur die Gesichter waren meist anders. Im Konferenzraum wurden Tische und Stühle entfernet und 30 Matten für die männlichen Mitarbeiter als Aufenthalts und Schlafraum ausgelegt. Die Frauen der Botschaft bekamen einen kleinen separaten Raum. Nur der Botschafter und der Militärhäuptling durften ihr Zimmer behalten. Alle anderen Räume okkupierten die Besetzer. Sie verhielten sich uns gegenüber indifferent, es kam zu keinen Tätlichkeiten oder Übergriffen auch Grundnahrungsmittel wurden nach zwei Wochen zur Verfügung gestellt, die Alkoholvorräte waren bald aufgebraucht, Bier oder Wein zu den Mahlzeiten gab es nicht mehr. Belastend waren die hygienischen Bedingungen, zwar hatte der Botschafter seine Dusche auch für die anderen zur Verfügung gestellt, nur der Militärhäuptling nicht, er meinte ihm stehe auf Grund seines hohen Dienstgrades die alleinige Benutzung seiner Dusche zu und damit basta, trotzdem bildeten sich morgens und am Abend lange Schlangen vor den Duschräumen und die Duschdauer wurde auf fünf Minuten begrenzt.

An manchen Tagen schikanierten sie uns, stellten Strom und Wasser für einige Stunden ab. Am dritten Tag der Belagerung versuchte ich heimlich einen Fluchtversuch aus der Botschaft. Nur dem Botschafter teilte ich am Nachmittag mein Vorhaben mit, er erzählte mir von der Existenz des Geheimgangs als möglichen Fluchtweg und händigte mir den Schlüssel für die Sicherheitstüren aus.

Am späten Abend betrat ich den kleinen Abstellraum im Kellergeschoss hinter dem Sitzungssaal, schob den Schrank zur Seite und verharrte noch eine Weile im Dunklen, die Taschenlampe hatte ich noch nicht angeschaltet, um sicher zu sein, dass mein Vorhaben nicht bemerkt werden konnte. Als ich mich sicher fühlte öffnete ich problemlos die Stahltür mit dem Schlüssel und betrat den dunklen Gang, er war schmal, nicht breiter als eine männliche Person und roch muffig, ich lehnte die Tür hinter mir an, ohne sie zu verschließen und schaltete die Taschenlampe ein, nach wenigen Minuten erreichte ich eine zweite Stahltür am anderen Ende des Ganges, im Lagerhaus auf deren Straßenseite, ich steckte den Schlüssel in das Schloss und versuchte die Tür möglichst geräuschlos zu öffnen. Nach dem zweiten Versuch ging sie mit lautem Knarren auf, zu meiner Überraschung sah ich nicht in einen Lagerraum hinein, sondern stand vor einer weiteren Stahlwand, die kein Türschloss hatte. Mir wurde klar, dass diese Tür auch nicht mit Gewalt zu öffnen war, dies hätte auch zu viel Lärm gemacht und die Besatzer herbei gelockt. Da in der letzten Zeit der Gang nicht benutzt wurde und keiner von der Botschaft den Lagerraum aufgesucht hatte, war die Veränderung auch nicht aufgefallen. Die Besatzer hatten also den Gang entdeckt und den Ausgang versperrt. So verblieb mir nur die Rückkehr in das Botschaftsgebäude. Ich machte kehrt, und ging den stinkenden Gang eilig zurück.

In der Grundschule, ich glaube es war im vierten Schuljahr, hatte uns der Musiklehrer auf dem Flügel die Nocturnes op 9 no1 und op 9 no 2 vorgespielt, danach ließ er die Noten auf dem Flügel liegen, ich ging in der Pause hin, sah sie mir genau an und prägte sie mir sicher ein, auf den wenigen Metern im Gang bis zur Botschaft zurück sah und hörte ich es wieder, jede einzelne Note, nur wenige Töne, vier bis fünf unterschiedliche, sie waren wie sanfte Wolken, die kreisend mein Gemüt durchzogen und jeder einzelne Ton umfasste meine Seele mit beiden Händen. Ich wusste nicht warum ich es plötzliche hörte, war es die Dunkelheit die mich an die Nocturnes von Chopin erinnerten?

Gemälde und Skulpturen fixieren den Moment, können auch Geschichten erzählen, man muss sie nur intensiv betrachten und etwas nachdenken um sie zu erfassen, Musik erfühlt man, man braucht nicht nachzudenken, jedes Mal klingt es anders, wird immer wieder zum neuen Erlebnis, aber jeder hat die Freiheit es so zu hören wie es ihm gefällt, es klingt nicht immer gleich, der Moment bestimmt es, wie ich es höre. Religionen wollen keine Wahrheiten vermitteln, die Kunst auch nicht, sie will uns Wesentliches zeigen, es gibt keine richtige oder falsche Kunst, nur gute oder schlechte und die Töne, sie haben das Privileg unsere Seele in Wallung zu bringen.

Ich hatte mich schon öfters darüber gewundert, dass ich in einem Bruchteil einer Sekunde plötzlich ganze Szenarien sehen, Stimmen hören und Gerüche wahrnehmen kann. Dabei bin ich zugleich Akteur und Betrachter, so als würde ich mich in meinem eigenen Film von allen Seiten sehen können.

Noch bevor ich alles richtig durchdacht hatte, stand ich schon wieder neben der ersten Stahltür, trat hindurch und verschloss sie, schob den Schrank davor, alles sah wieder so wie zuvor aus.

Dies war der erste Ausbruchsversuch und nur der Botschafter wusste davon, es sollte nicht mein letzter Versuch sein. Vom Fenster aus im zweiten Stock hatte ich das tägliche Treiben auf dem Hof und vor dem Gebäude genauestens verfolgt. Dabei war mir aufgefallen, dass die Anzahl der Besatzer immer etwa gleich blieb, aber die Gesichter sich fast täglich änderten, bis auf wenige, es waren die Anführer, die sich nur im zwei Tage Rhythmus abwechselten. Einer war mir wieder besonders aufgefallen, er war ihr Anführer, der Fingerlose, er war von mittlerer Statur und zeigte ein energisches Auftreten, er wurde von den anderen Besatzern respektiert und machte immer einen konzentrierten Eindruck. Vor dem muss ich mich besonders in acht nehmen.

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9783754181355
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