Kitabı oku: «Tagebuch eines frommen Chaoten», sayfa 3
Mittwoch, 15. Januar
Setzte mich am Abend mit Lunchingtons Buch hin, in der Hoffnung, mir ein paar gute Tipps von ihm zu holen. Was für ein erstaunliches Werk! Ich verstehe nicht, wann dieser Mann Zeit findet, um zu essen oder zu schlafen. Sein Leben ist buchstäblich eine Aneinanderreihung von atemberaubenden Wundern. Wem er auch begegnet und was er auch tut – das alles könnte direkt aus dem Neuen Testament stammen! Besser gesagt: Das Neue Testament wirkt wie ein frühes und eher missglücktes Vorspiel zu Lunchingtons Leben.
Der Mann weiß nicht, wie es ist, wenn man Zweifel, Depressionen, Versagen oder Mutlosigkeit erlebt. Jeder, dem er begegnet, scheint sich auf der Stelle zu bekehren, und absolut nichts kann diesen Mann runterziehen. Und erst die Straßenevangelisation! Soweit ich sehe, muss Lunchington nur einen Schritt aus der Haustür machen und schon wimmelt es auf einem bis dato gänzlich verwaisten Abschnitt des Bürgersteigs von einer unüberschaubaren Menge von Menschen, die schubsen und drängeln, um nah genug an Lunchington ranzukommen, damit er ihnen bei ihrer Glaubensentscheidung mit Rat und Tat zur Seite steht. Fiel nach der Lektüre des Buches ausgelaugt in den Sessel zurück.
War verwirrt, als ich in meinem Hinterkopf den leisen, aber definitiven Wunsch bemerkte, diesem Lunchington einen gezielten Tritt zu verpassen, am besten zwischen zwei Wundern. Wies diesen unwürdigen Impuls als Anfechtung des Feindes von mir und wählte Leonards Nummer.
Ich sagte: »Hallo, Leonard, ich wollte dir nur sagen, dass ich gerade ein großartiges Buch übers Zeugnisgeben gelesen habe, und ich denke, wir sollten es machen wie dieser Mann und am Freitagabend in der Kraft des Glaubens hinausschreiten, angetan mit der Waffenrüstung des Geistes und in der Gewissheit, dass der Sieg bereits unser ist, bevor wir überhaupt anfangen!«
Thynn sagte: »Ganz deiner Meinung, aber können wir vielleicht vorher bei George’s reinschauen und uns ein oder zwei kühle Helle genehmigen, nur ‘nen Schluck gegen die Muffe oder was?«
Wenn ich einst meine geistliche Autobiografie verfasse, wird Thynn nicht darin vorkommen – oder bestenfalls in etwas nachgebesserter Form. Anstatt »ein oder zwei kühle Helle« vorzuschlagen, wird er sagen: »Amen, Bruder! Halleluja!«
Donnerstag, 16. Januar
Habe heute früher mit der Arbeit aufgehört. Machte einen Spaziergang zur Mugley-Siedlung, um Bill und Kitty Dove zu besuchen, unsere Lieblings-Senioren in der Gemeinde. Saßen am Kamin, aßen warme Waffeln und tranken Tee. Bill und Kitty haben beide ein Lächeln, als ob hinter ihrem Gesicht ein Licht angeknipst worden ist.
Kitty sagte: »Oooh, beeil dich! Deine Waffeln werden gleich kalt!«
Bill sagte: »Trink ‘ne schöne Tasse Tee mit uns. Komm ans Feuer und erzähl uns, was der kleine Gerald so treibt.«
»Hi-hi-hi!«, kicherte Kitty. »Der kleine Gerald, hi-hi-hi!«
Erzählte ihnen von Weihnachten und Tante Marjorie und Onkel Ralph und der Band. Sie nickten und strahlten und nickten.
Bill sagte: »Und du? Was treibst du so?«
Erzählte ihnen über unser Zeugnis am Freitag.
Kitty leuchtete mich an. Sie sagte: »Du bist ein wundervoller Mann, dass du den Leuten von unserm lieben Herrn Jesus erzählen willst. Da wird er sich aber freuen!«
Fühlte mich plötzlich weinerlich und windelweich. Ich sagte: »Ganz so ist es nicht. Ich bin überhaupt nicht wundervoll und … «
Bill sagte: »Oh doch, das bist du. Gott liebt dich bis zum Platzen. Er ist absolut verrückt nach dir, also musst du wundervoll sein. Nimm noch eine Waffel und stell dich nicht so an!«
Verließ die beiden und fühlte mich bestens versorgt.
Guter Hauskreis heute Abend, außer als Doreen Cook sagte: »Nur fürs Gebet und unter dem Siegel der Verschwiegenheit, aber habt ihr die Sache mit Raymond schon gehört?« Edwin bremste sie mit sanft tadelndem Ton, von wegen Klatsch und Tratsch.
Dieses Paar, die Flushpools, waren wieder da. Sagten kein Sterbenswort, außer als Gerald Mrs. Flushpool eine Tasse Kaffee anbot und sie mit den Worten ablehnte: »Als ich noch im Fleisch wandelte, pflegte ich …, aber jetzt nicht mehr!«
Fragte Anne später, warum sie sich so geziert hat, die beiden einzuladen. Sie schüttelte langsam den Kopf und sagte, sie wüsste es selber nicht. Sonderbar …
Wüsste doch zu gern, was Doreen über Raymond erzählen wollte.
Freitag, 17. Januar
Schweißtreibende Stille Zeit. Bat zunächst Gott um ein Zeichen, dass heute Abend alles gut gehen würde. Erinnerte mich augenblicklich an die Stelle, wo es heißt: » … ein böses und ehebrecherisches Geschlecht sucht ein Zeichen.« Musste sodann an Johannes den Täufer denken, der im Gefängnis die Zuversicht verloren hatte und Jesus um ein Zeichen bat und fühlte mich wieder in guter Gesellschaft; augenblicklich fiel mir jedoch der ungläubige Thomas ein, und ich hatte wieder Schuldgefühle; dann kam mir Gideons Vlies in den Sinn und ich fühlte mich wieder legitimiert …
Es wäre vielleicht ewig so weitergegangen, aber Anne rief, dass es Zeit ist, zur Arbeit zu gehen.
Gerald hatte für mich ein kleines Silberkreuz dagelassen, das ich tragen sollte, und einen Zettel, auf dem stand, dass Evangelisieren ein Anagramm von Viel Gas rein? Nee! ist.
Abends zu nervös, um vor dem Feldzug noch zu essen. Suchte eine Weile nach einer Ausgabe der Heiligen Schrift, die auf das Auge Uneingeweihter wie »Die Gewehre von Navarone« wirkt. Fand schließlich ein unaufdringliches Exemplar.
Leonard erschien um sieben mit einer gigantischen, messingbeschlagenen Familienbibel unterm Arm. Er sagte, seine Mutter wollte, dass er die nimmt, weil schon ihr seliger Großvater sie dabeigehabt hätte, als er 1906 auf der Straße predigte. Thynn hatte einen grotesken altväterlichen schwarzen Anzug an, der aussah, als hätte er ursprünglich einem Totengräber gehört. Sagte, das sei sein bestes Stück.
Bezogen Posten vor der Hamburger-Braterei. Leonard wirkte wie ein gemeingefährlicher Geistesgestörter mit religiösen Wahnvorstellungen, der in Begleitung seines Wärters Ausgang hat. Fühlte mich absolut miserabel und hoffnungslos. Immer, wenn ich jemanden ansprach, der die Imbissstube betrat oder rauskam, echote Leonard jedes meiner Worte.
Ich: »Nabend!«
Kunde: »Nabend!«
Leonard: »Nabend!«
Ich: »Ganz schön zugig, was?«
Kunde: (lachend) »Harn se recht!«
Leonard: »Ganz schön zugig, was?«
Kunde: »Wie bitte?«
Leonard: »Ganz schön zugig, was?«
Kunde: (unsicher) »Äääh … ja!« (hastiger Abgang)
oder
Ich: »Entschuldigen Sie mich!«
Kunde: »Ja, was …?«
Leonard: (am Ende der Nerven) »Entschuldigen Sie mich!«
Kunde: »Wie bitte?«
Leonard: »Ääh … entschuldigen Sie uns beide!«
Kunde: (blickt auf Thynns lächerlichen Aufzug samt Bibel)
»Ja, natürlich, ich entschuldige Sie.« (hastiger Abgang)
Nicht gerade der dynamischste geistliche Dialog aller Zeiten! Am Ende hatten wir beide Hunger und gingen in den Laden, um uns ein paar Pommes zu leisten. Gerieten unabsichtlich mit einem Mann namens Ted ins Gespräch, der sich entschlossen hatte, hier in der Wärme einen Hamburger zu verdrücken, bevor er nach Hause ging. Nachdem wir eine Weile geredet hatten, hatte Leonard plötzlich die Eingebung, dass das ja jetzt »ES« sein könnte und begann hinter Teds Rücken, stumme, aber eindeutige Mundbewegungen zu mir hin zu machen: »Komm schon, bekehr ihn!« Fühlte mich dadurch komplett blockiert. Brachte es immerhin fertig, Ted stotternd zu fragen, ob er jemals gedacht hat, christliche Werte sollten in unsrer Gesellschaft stärker zur Geltung kommen. Hatten danach eine ganz gute Diskussion, die – wer hätte das gedacht! – damit endete, dass Ted sagte, er hätte nichts dagegen, am nächsten Sonntag mit uns zur Kirche zu kommen!!
Als sich draußen vor dem Laden unsere Wege trennten, sagte Ted: »Übrigens von wegen Werte in der Gesellschaft und so, drum komm ich ja jetzt immer am Freitag und ess hier mein Abendbrot. Da ist so ‘ne Bande von Halbstarken, die machen freitagabends mit ihrer Bumsmusik immer so ‘nen ekligen Krach, und das dauert so zwei Stunden. Ist direkt neben mir, in der Unity Hall. Also, das ist mal wirklich was, was verboten gehört! Na ja, nichts für ungut, bis Sonntag früh dann also! Nabend allerseits!«
Später, als Leonard (unter Absingung von Let It Be! auf den Text: »Wir haben einen, haben einen … «) nach Hause gegangen war, versicherte ich mich, dass Gerald nicht in der Nähe war, und erzählte Anne, was Ted über den »ekligen Krach« gesagt hatte.
»Was passiert Sonntag«, sagte ich, »wenn Ted merkt, dass die Halbstarkenbande, die ihn jeden Freitagabend aus dem Haus treibt, in unserer Kirche spielt? Und dass einer der Bandenführer mein Sohn ist?!«
Anne sagte: »Ich weiß nicht, was passiert, aber ich bin sicher, dass alles gut wird. Denk an Lunchington. Der würde sich wegen so was keine grauen Haare wachsen lassen.«
Ha! Lunchington! Ich wage zu behaupten, der hätte die ganzen Fischburger zum Leben erweckt und jedem von ihnen ein Traktat in die Flosse gedrückt.
Sagte am Abend nur ein kurzes Gebet: »Gott, bitte bring Ted zu dir. Amen.«
Samstag, 18. Januar
Brauchte heute früh fast eine Stunde im Bad, um zwei widerspenstige Haarsträhnen zu zähmen, die – was ich auch versuchte – immer wieder dergestalt hochstanden, dass ich wie der böse Feind persönlich aussah. Kaum hatte ich sie in die Knie gezwungen, versetzte sie Gerald abermals hinterrücks in Rebellion, als ich gerade mein Frühstücksei köpfen wollte.
Aufgekratzt ist gar kein Ausdruck! Er sagte: »Morgen ist der Tag, Papa! Edwin hat uns gestern Abend gehört und sagt, der Count-down für Sonntagmorgen kann anlaufen. Mama, Papa.« Er war plötzlich ganz ernst. »Ihr werdet morgen stolz auf mich sein.«
Anne sagte: »Da sind wir ganz sicher, mein Lieber!«
Machte meinen Mund auf, aber meine Gedanken kamen sich gegenseitig derart in die Quere, dass ich keinen Ton rausbrachte. Gerald merkte nichts. Er sagte: »Muss gehn, muss gehn! Zeit für die Arbeit! Sind selber schuld, wenn sie so blöd sind und mich anstellen!« Er tanzte im Walzerschritt durch die Tür und sang dabei: »Das ist die Schlappe von Woolworth … «
Verschwand, steckte aber schon ein paar Sekunden später den Kopf erneut durch die Tür.
»Übrigens, Papa.«
»Ja.«
»Dieser Typ, den du gestern Abend kennengelernt hast.«
»Ja?«
»Vielleicht ist es ja unsre Musik, die ihn an den Punkt bringt, wo er wirklich eine Entscheidung fällt.«
»Ja, Gerald«, sagte ich, »da könntest du recht haben.«
Hmmm …
Sah heute Nachmittag unseren zukünftigen Nachbarn flüchtig durchs Flurfenster, als er ins Haus ging – um was auszumessen, nehme ich an. Er wirkt entspannt, zufrieden, raucht eine große gemütliche Pfeife; irgendwie strahlt er so was wie Glück aus.
Unwahrscheinlich, dass er Christ ist, scheint mir. Werden es rauskriegen, sobald er eingezogen ist.
Sonntag, 19. Januar
Gerald schon früh auf und davon, um die Anlage für die Band in der Kirche aufzubauen. Natürlich total aufgeregt.
Kam mit Anne später auch zur Kirche, in der leisen Hoffnung, dass Ted doch nicht aufkreuzt. Saß wie üblich ganz hinten und behielt die Tür im Blick. Sah plötzlich Ted, der ziemlich nervös durch den Eingang schwankte. Spürte eine plötzliche Woge von Stolz. Da drüben stand mein ganz persönlicher potenzieller Bekehrter! Mir gehörte er! Und sonst niemand! Mir! Erhob mich in der Absicht, ihn mit ausdrucksstarker, wenn auch stiller Bescheidenheit und Wärme zu grüßen, als Thynn zu meinem Entsetzen durch den ganzen Kirchensaal dröhnte: »Ah, Ted, mein alter Freund! Als wir Sie neulich abends fragten, ob Sie mit uns zur Kirche kommen, waren wir nicht sicher, ob Sie wirklich kommen. Aber jetzt sind Sie da! Hat natürlich nichts mit uns zu tun. Das wissen wir alle. Ha, ha!«
Eine abscheuliche Zurschaustellung für meinen Geschmack – und sehr frustrierend. Konnte doch jetzt schlecht aufstehen und sagen: »Entschuldigt mich bitte, aber ich war auch dabei. In Wirklichkeit habe ich die meiste Zeit geredet.«
Immerhin geleitete ihn Leonard zu dem leeren Stuhl, den ich direkt neben mir reserviert hatte. Kurz danach begann der Gottesdienst, den zum Glück Edwin selber leitete. Edwin hat zwar manchmal den Hang, dieselben ausgelutschten Geschichten immer wieder aufzuwärmen, aber dafür hat er nichts dagegen, ob du sitzt oder stehst oder mit den Händen in der Luft wackelst oder tanzt oder nicht tanzt oder pantomimisch Schneewittchen und die sieben Zwerge aufführst oder sonst was machst, solange du dich dabei wohlfühlst und keinem anderen in die Quere kommst. Ted schien das Singen und Beten ganz gut zu gefallen. Edwins Verkündigung (fünf vollständig konsumierte Gummibärchen und ein sechstes gerade zwischen den Zähnen) war ein bisschen enttäuschend. Es ging die ganze Zeit um die christliche Familie und wie man besser miteinander zurechtkommt, nicht das knallharte Evangelium, das Ted meiner Meinung nach hätte hören sollen. Blinzelte zur Seite um zu sehen, ob er schon Tränen in den Augen hat. Habe das Gefühl, das ist immer ein vielversprechendes Zeichen. Auch nicht das leiseste Glitzern, soweit ich sehen konnte! Er hörte jedenfalls zu.
Dann kam der Teil, dem ich entgegengezittert hatte. Edwin sagte: »Und jetzt, liebe Freunde, möchte ich, dass ihr eine brandneue christliche Band hört, die ausschließlich aus jungen Leuten unserer Gemeinde besteht. Sie haben für ihren heutigen Auftritt wirklich schwer geackert und wollen jetzt eine ihrer eigenen Kompositionen spielen – Friede ist nah. Wie wär’s mit einem freundlichen und ermutigenden Willkommensapplaus für Bad News for the Devil?«
Sie waren besser, kein Zweifel, aber es handelte sich noch immer um eine solide Geräuschkulisse. Der junge William Farmer trommelte und sang wie jemand, dem man elektrische Leitungen an einem sehr empfindlichen Körperteil installiert hat.
Bemerkte mit einer gewissen Nervosität, dass sich Ted in seinem Stuhl nach vorn beugte, einen verwirrten Gesichtsausdruck annahm und angespannt der Musik lauschte.
Als es aus war, herrschte einige Augenblicke lang betäubtes Schweigen, das von Mrs. Thynn unterbrochen wurde, die fragte: »Wie sagt er, heißen die?«
Leonard sagte: »Schlechte Nachricht für den Teufel, Mutter.«
Hoffe um Geralds willen, dass der Beifall, der in diesem Moment einsetzte, Mrs. Thynns Replik übertönte: »Schlechte Nachricht für jedermann, wenn du mich fragst.« Merkte plötzlich, dass mir Ted auf die Schulter tippte. »Hörn Sie mal«, flüsterte er, »die Typen da klingen genauso wie die Typen, die jeden Freitag in der Unity Hall sind.«
Räusperte mich: »Also, Ted, ääh also, ich meine, diese Typen hier sind diese Typen da, ääh, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der eine, der die Lead Gitarre spielt, ist sogar mein Sohn – Gerald.«
»Wolln Sie damit sagen«, fragte Ted, »dass Sie mich gefragt haben, ob ich nicht herkommen will, und dann hab ich das mit den Halbstarken gesagt, und Sie haben mich trotzdem eingeladen?«
Merkte plötzlich, dass Gerald ans Mikrofon getreten war. Puterrotes Gesicht vor Nervosität, überhaupt nicht wie Gerald. Sah ihn plötzlich als kleinen Jungen vor mir.
»Wir sind noch ziemlich mies«, sagte er, »aber wir werden uns noch steigern, und ich wollte bloß sagen, dass das Lied, das wir gerade gebracht haben, also, das ist einem neuen Freund von meinem Papa gewidmet, der Ted heißt. Er sitzt dort hinten, und wir wollen Ted bloß sagen, dass wir hoffen, dass er, ääh, dass er also auch bald zur Familie gehört.«
Konnte aus irgendeinem Grund nicht schlucken. Ted schaute finster vor sich hin und schüttelte langsam den Kopf: »Hab nie ‘ne Familie gehabt«, sagte er grimmig.
Am Ende des Gottesdienstes meinte Ted: »Möcht mal gern ein Wort mit dem Obermacker reden.« Ich stellte ihn Edwin vor. Konnte es mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass ich ihn eingeladen habe. Sie verschwanden zusammen in einem Nebenzimmer.
Schwebte nach Hause.
ICH BIN EIN CHRIST, DER ZEUGNIS ABLEGT UND MENSCHEN ZUM HERRN FÜHRT!!!
Wenn es so weitergeht, könnte man mich eines Tages einladen, bei christlichen Konferenzen zu reden!
Montag, 20. Januar
Wachte heute Morgen auf und fühlte mich älter, reifer und irgendwie patriarchalischer. Hoffte, Anne und Gerald würden mit etwas mehr Respekt als sonst auf jene Aura stiller Heiligkeit reagieren, die ich um mich spürte. Als ich nach unten kam, sagte Anne: »Die Katze hat hintern Fernseher gekotzt. Machst du das bitte weg, ja!? Ich muss ein paar wichtige Sachen erledigen.«
Gerald überreichte mir ein gefaltetes Blatt Papier, bevor er zum College aufbrach. Als ich es öffnete, fand ich darauf die Frage: »Lieber Papa, wusstest du schon, dass egozentrisch ein Anagramm ist für noch zeigt Er’s!?«
Ging zur Arbeit.
Dienstag, 21. Januar
Machte heute Nachmittag auf dem Nachhauseweg eine kleine Unterbrechung, um mit einem Mann zu plaudern, der ein paar Häuser weiter die Straße runter im Garten arbeitete. Dachte, ich sollte meine neue Gabe des Zeugnisgebens ausprobieren. Als ich sagte, ich sei Christ, antwortete er: »Schön, wenn das so ist, warum beschneiden Sie dann nicht Ihre beschissene Hecke ein bisschen, damit wir Heiden nicht jedes Mal in der Gosse landen, wenn wir an Ihrem Haus vorbeimüssen.«
Ging mit hochrotem Kopf weiter. Dieser Kotzbrocken! Soll sich bloß nicht einbilden, er kann mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe! Wie es der Zufall will, hatte ich mich gerade selber entschlossen, mir heute mal die Hecke vorzunehmen, aber NICHT wegen dem, was der gesagt hat. Borgte mir die elektrische Gartenschere von Mr. Brain, unserem ältlichen Nachbarn, der ab und zu in die Kirche kommt, und hatte die Sache in null Komma nichts erledigt.
Erwähnte gegenüber Anne nicht, was der Mann gesagt hatte. Sie quengelt auch schon einige Zeit wegen der Hecke – genauer gesagt, seit letztem Sommer.
Gerald erklärt mir, er will zu Hause sein, wenn morgen die Flushpools kommen. Sagt, er sei neugierig.
Mittwoch, 22. Januar
Im Geschäft Anruf von Kitty Dove. Erzählte, Ted sei gestern bei ihnen zum Tee gewesen und hätte gesagt, er möchte Jesus gern nachfolgen, aber Edwin hätte ihm geraten, die Sache ein paar Wochen lang gründlich zu durchdenken und sich in der Zwischenzeit ab und zu mit den Doves zu treffen.
»Er spricht in höchsten Tönen von dir, mein Lieber«, sagte Kitty, »und ich finde, er hat ganz recht!«
Wie kommt es, dass ich immer dann, wenn mir die Doves was Nettes sagen, das dringende Bedürfnis habe, ihnen zu versichern, dass ich nicht so gut bin, wie sie meinen?
»Hat gefragt, ob er uns die nächsten beiden Male freitagabends besuchen kann«, fuhr Kitty fort. »Der Zeitpunkt war ihm ganz besonders wichtig. Sagte, Freitag wäre der beste Abend für ihn, wenn wir nichts dagegen hätten. Ist das nicht wundervoll?«
Grinste in mich rein. »Ja«, sagte ich, »das ist wundervoll.«
Als abends um sechs das Telefon klingelte, nahm Gerald den Hörer ab. Kam zurück und sah verblüfft aus.
Er sagte: »Das war Mrs. Flushpool. Sie können nicht, sagt sie, weil ihr Mann an einer alten Krankheit laboriert, die ihm im Fleisch noch immer zu schaffen macht, und sie würden gern nächsten Donnerstag kommen, so Gott will und sie leben und es passt. Kannst du zurückrufen, wenn nicht?«
Ist es nicht HERRLICH, wenn etwas, was passieren sollte, obwohl du nicht wirklich wolltest, dass es passiert, aber dachtest, es müsste passieren, weil es so richtig ist, dann doch nicht passiert – und du bist nicht schuld?
Verbrachte einen sehr gemütlichen Abend mit Anne und einer Flasche Wein. Gerald futterte seine eigene Portion und die Portionen von Mr. und Mrs. Flushpool auf und ging dann aus. Alles höchst erfreulich.
Ich würde doch zu gerne wissen, was Doreen letzte Woche über Raymond erzählen wollte. Nur fürs Gebet natürlich …
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.