Kitabı oku: «Akrons Crowley Tarot Führer», sayfa 18

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Weiterführende Bemerkungen

1 Normalerweise interpretieren wir im Hinterteil (= hinteren Teil) das Verdrängte, Abgewandte, also all das, was wir im Leben nicht sehen wollen. Da wir im vorderen Teil aber die sieben Masken des Tieres erblicken, begegnet uns die tiefere Wahrheit im Schwanz: im Bild der Löwenschlange6. Sie verbindet Hingabe und Glut und steht für die wilde und unkontrollierbare Flut, die den Menschen in seiner Ekstase mitreißt. Die Schlange ist auch die Kundalini-Schlange, die ihren Sitz im untersten Chakra hat (beim Löwen ist das der Schwanz). In der nächsten Karte, Atu XII – Der Gehängte, ist sie es, die ihr Gift verspritzt.7 Deshalb aufgepasst! Das Ganze endet oft wie ein Drogenrausch in einem unbefriedigenden Gefühl der Sehnsucht nach immer mehr Lust bei ständig stärkerer Ekstase – kurz: dem gemeinsamen Verschmelzen im vernichtenden Glutstrom des Nichts. Der Mut der Frau, ihre persönliche Begrenzung aufzuheben, führt nicht immer nur zu einem Gefühl der höchsten Selbstaufgabe, also Ich-Vernichtung, sondern fördert im Schatten des Tieres (Schatten) auch die destruktive Haltung einer ekstatischen Selbst-Zerstörung.


2 Die rechte Hand der Frau trägt im obersten Kartendrittel den Heiligen Gral mit der befruchteten Eizelle8, der den menschlichen Lebenssinn in der sexuellen Verschmelzung und Vermehrung anzeigt. Es sind die Flammen der Ekstase, die Kraft des Lebens selbst, die nur dem Ängstlichen erschreckend erscheinen, der vor dem Leben davonrennt, oder dem Weisen, der sich den Instinkten bewusst entgegenstellt. Die von den Lebenskräften berührte Göttin leistet der Natur keinen Widerstand, und indem sie sich in die Reihe der Urmütter stellt, gehorcht sie mit all ihrem Mut und der Zielbewusstheit ihrer archaischen Weiblichkeit, die die sexuelle Vereinigung und Schwangerschaft unsentimental und natürlich auffasst. Die Stärke unseres Verlangens und unseres Sehnens schenkt uns die Macht der über das Leben gebietenden Götter, und wir können sie dazu verwenden, uns aus den Serpentinen des Lebens zu entfernen oder uns neu zu erschaffen. Dies ist der definitive Akt der Schwangerschaft, das Geläute des Lebens, das Eintreten in einen neuen Zyklus des Werdens und Vergehens. Keine magische Operation ist diesem Ereignis ebenbürtig, wenn man sich in die Kette der menschlichen Entwicklung stellt. Der Advocatus Diaboli würde sagen: Fortpflanzung ist das Besoffensein durch die Verliebtheit am Leben selbst. Im Sinne der göttlichen JHVH-Formel entspricht das der üblichen Entwicklung im Leben: Töchter und Söhne werden den Platz der Mütter und Väter einnehmen.

Andere Verbindungen


Das Streben der Vielheit nach Einheit auf der Ebene Seele, Leib und Geist

Wenn junge Menschen sich verlieben, tauschen sie ihre wechselseitigen Suchbilder nach dem Traumprinzen oder der Liebesprinzessin in der Regel noch ohne jede Vorbelastung aus.9 Auf der Stufe der Lust steigt die Hitze des Begehrens als samenspendende Flamme vor dem schöpferischen Hintergrund in der Absicht auf, sich zu vermehren. Mit zunehmenden Jahren verläuft der Prozess schließlich umgekehrt: Indem man sich der eigenen schwierigen Eigenschaften immer bewusster wird, versucht man seine Anima oder seinen Animus zu reinigen und zu erlösen, indem man alles Negative, das man in der Vergangenheit auf seine Liebespartner übertragen hat, durch Aufarbeitung der alten Erfahrungen rückgängig zu machen sucht.10 Die größere Lebenserfahrung lässt es nicht mehr zu, immer noch so romantisch und unbeschwert wie in jungen Jahren zu sein, und das bedeutet auch die Aufopferung vieler liebgewordener Ideale. Die Meisterschaft der Kunst besteht in der Transformation der Lust, sich von negativem Liebeskarma zu erlösen und den sexuellen Akt zu verfeinern und auf eine spirituelle Ebene zu heben. Erst wenn man reif genug geworden ist, die Gegensätze des Lebens in ihrem ganzen schöpferischen Zusammenhang zu sehen, ergibt sich die Möglichkeit, sie in hermaphroditischer Vereinigung miteinander zu versöhnen, womit der Kreis zu den Liebenden geschlossen ist.


Der Tod ist gleichermaßen Ziel und Gegenprinzip zur zeugenden und empfangenden Lust als ursprünglichem Quell der kreativen Schöpfungsenergie. Deshalb kann man sich der Frage nicht enthalten, ob die Frau, die auf dem siebenköpfigen Tier völlig entrückt erscheint, im Moment nicht durch das Feuer der Lust und das Wasser der Ekstase hindurchdiffundieren muss, um uns zu zeigen, wie die verbrauchte Gestalt der Anima in ihr ursprüngliches Element zurückkehrt, aus dem sie anfänglich ebenso hervorging wie die Sonne aus dem Feuer oder Venus aus dem Meer. Der Tod schwingt im Unbewussten der Seele wahrscheinlich auf der gleichen energetischen Frequenz wie der Höhepunkt der Liebe, auch wenn uns das aus Sicht des Verstandes ungeheuerlich erscheint. Nur wenn wir sehen, dass der Tod als unsichtbarer Gast jeder Vereinigung oder Zeugung beiwohnt, da der Sinn des Gezeugten gerade auf der Vergänglichkeit des Zeugenden beruht, und das Neue, das durch uns entsteht, bildlich ausgedrückt gerade unser eigenes Ende verursacht, dann sind wir für die Botschaft dieser Karte bereit: Stirb kraftvoll in der Liebe, die dich unsterblich macht! In einem Satz: Das Stirb ist die Voraussetzung des Werde, auch wenn diese Weisheit vom Ego nicht ohne Widerstände akzeptiert werden will.

Deutungen

Im persönlichen Erleben ist es oft nötig, Neues anzufangen, denn das Feuer unseres Willens gibt uns die nötige Kraft, uns von schöpferischen Umbrüchen inspirieren zu lassen. Ziel der Lust ist es, in vollkommener Übereinstimmung mit den eigenen Bauchgefühlen zu handeln und beispielsweise wie eine Hexe auf dem Besen in die nächste Pizzeria zu reiten, wenn es uns danach verlangt. Nur dann kann sie uns lehren, dass sich das persönliche Schicksal auf der Grundlage unserer emotionalen Prägungen inszeniert und wir sozusagen tun, was wir sind. Als Frau verschaffen wir uns im Beruf oder im Haushalt Respekt, und als Mann fühlen wir uns zu energischen, souveränen Frauen hingezogen. Wir öffnen uns dem Leben und lassen uns kompromisslos auf jede Chance ein, denn eine aktivere Energie als die, die uns mit dieser Karte durchströmt, gibt es selten. Das bedeutet Antrieb, Impuls, Willensstärke und Phasen großer Motivation und außerordentlicher Schaffenskraft, denn durch die Lust, in deren feurigem Drängen wir unsere Wünsche zum Ausdruck bringen, spüren wir nicht nur genau, was getan werden muss, sondern füllen auch jedes Vakuum durch Stärke, Kraft und Vitalität auf. Das ist die gute Nachricht. Aber Vorsicht: Es gibt auch eine dunklere Perspektive! Leider schießen wir oft auch über unsere Ziele hinaus, besonders wenn wir versuchen, die anderen zu überrumpeln, denn für diesen Trumpf ist es nicht ungewöhnlich, dass wir äußere Hindernisse provozieren, um sie mit der ganzen Lust unserer alles niederwalzenden Impulsivität anschließend überwinden zu können. Auf der anderen Seite verschaffen wir uns mit unseren egoistischen Sprüngen im Bereich unserer Frage auch großen Respekt.

Auf der emotionalen Bühne lieben wir die Liebe um der Liebe willen, wobei die Libido der anderen unsere eigenen Triebe durchströmt und sich die Vorstellungen auf der Plattform der Erwartungen gegenseitig reflektieren können. Sexualität macht Spaß, und auf der emotionalen Ebene bedeutet die Löwendompteuse oder Bändigerin des sexuellen Ungeheuers, dass der Weg zu unserer körperlichen Erfüllung in der flammenden Vereinigung liegt. Wir erleben die Sexualität als belebend, hungrig und instinktiv, und möchten vom Traumpartner geliebt, begehrt und (oft auch) unterworfen werden. Nicht nur das: Manchmal verkörpert sie jene ungezähmte weibliche Sinnlichkeit, die den Mann lieber unter als neben (oder gar über) sich spürt und vom widersprüchlichen Reiz der Spannung zwischen Dominanz, Unterwerfung und dem aufreizenden Pendeln zwischen beidem lebt. Es ist das ewige Thema der Erlösung durch Liebe, die dazu fähig ist, Ewigmännliches und Ewigweibliches miteinander zu verbinden, der instinktive Herzschlag der Lust, der in uns pocht und gleichzeitig auch die belebende Anziehung durch die sexuelle Kraft des anderen anzeigt, dessen Hormone auf dem Höhepunkt sind. Erst wenn wir die Energie des anderen getrunken und seine Lust wie eine Hostie verzehrt haben, können wir alles um uns herum vergessen und zur alles verbrennenden göttlichen Flamme werden. Auch wenn wir merken – wenn wir wieder erwacht sind –, dass es uns nicht um den anderen, sondern immer nur um unsere eigene Lust geht, tut das weder unserer Liebe noch unserem Willen einen Abbruch, denn am Ende steht immer die Erkenntnis, wenn wir unseren Horizont erweitern wollen.


Lust in der Magick

– Tiefergehende Erkenntnisse –

XI und VIII (Feuer und Schwert)


Beachte die enge Verbindung im Tarot zwischen »Leo« und »Libra«, die Nummern VIII und XI ihrer Trümpfe sind ausgetauscht mit XI und VIII. Hier ist kein so gewaltsamer Widerspruch wie der zwischen Osiris und Horus, Stärke wird das Regiment der Gerechtigkeit vorbereiten. Wir sollten, wie ich meine, schon beginnen, diese Gerechtigkeit (Ausgleichung) als das Ideal zu betrachten, dessen Weg wir durch den Wert unserer Kraft und unseres Feuers bereiten sollten.11

Fassen wir den weit gespannten Bogen dieser beiden miteinander vertauschten Karten zusammen: Auf der Karte Lust ist es die Aufgabe unserer Herrin BABALON, den Löwen zu bändigen (Sie sitzt rittlings auf ihm, so dass sie ihn mit ihren Schenkeln würgen kann12), während sie in Atu VIII sowie auf der Ebene des Liber Legis dazu auserkoren worden ist, als Galionsfigur eines neuen Zeitalters das magische Schwert zu führen (Die Frau sei vor mir mit einem Schwert gegürtet. Lass Blut in meinem Namen fließen – III/​11).

Crowley schreibt:

Ein anderer Prophet wird sich erheben (Tier 666) und frisches Fieber von den Himmeln bringen (»Feuer« von Horus – »Himmel« von Nuit). Eine andere Frau wird erwachen (Scarlet Women) und die Lust und Verehrung der Schlange erwecken (Kult der Samenzelle), eine andere Seele von Gott und Tier (die Vereinigung von Aiwass und Crowley) wird sich in dem Priester des Erdballs vermischen; ein anderes Opfer wird das Grabmal färben (Sex als der Schlüssel zum Leben), ein anderer König wird herrschen (Horus, das gekrönte Kind), und dem falkenköpfigen mystischen Herrn wird nicht länger Segen (Samen) zufließen!

Liber Legis III/​34


Unsere Herrin BABALON als Domina mit Schwert

In der Karte Lust begegnet uns Nut oder Nuit, die ägyptische Himmelsgöttin und Herrin der Sterne in ihrer crowleyschen Auskleidung als Göttin BABALON, was einer Umschreibung der apokalyptischen Hure Babylon aus der Johannes-Offenbarung gleichkommt, deren menschlichen Verkörperungen er in Form seiner weiblichen Beziehungen den Titel Scarlet Women oder Scharlachweib verleiht.

Ihre Aufgabe ist nicht nur, was auf dem Bild dieser Karte erscheint, die Überwindung des Tiers, sondern in einem übertragenen Sinne auch das Überwinden des Patriarchats und – im Buch des Gesetzes deutlich herausgestellt – das Führen des Schwerts zur Errichtung eines Neuen Æons. Im Grunde ist das Schwert als Branding des Helden weniger ein Zeichen der Befreiung vom Patriarchat, sondern mehr die Befreiung von der zwanghaften Abhängigkeit von der Sexualität, was die Libido stärkt, denn es ist eine Form der Abhängigkeit von der Mutter, und in diesem Sinne sind Amazone und Scharlachfrau auf einer höheren Ebene zwar sich ergänzende Gegensätze, doch auf der Alltagsbühne treten sie uns erst einmal als Rivalinnen entgegen. Die eine versucht mit dem Schwert zu lösen, was die andere an Mutterimago bindet, und beide bilden zusammen die Brückenpfeiler der Straße, auf der sich die menschliche Entwicklung vollzieht. Um erwachsen zu werden muss der Mensch seine Bewusstheit der Mutterbindung abringen, die in seiner eigenen emotionalen Bindung wie in einer Gebärmutter eingerollt liegt, und dazu benötigt er das Schwert des Vaters – ein Phallussymbol. Ein sehr schmerzvoller und lang andauernder Prozess, verbindet sich doch der mentale Teil mit der scharfen Schneide männlicher Vernunft und neigt dazu, im Zeichen vermeintlicher Klarheit zu trennen und dort Ordnung zu schaffen, wohingegen die emotionale Seite ihre Aufgabe darin sieht, alle Energien zu bündeln, aufzunehmen und in sich zu vereinigen. Für Crowley bedeutet die Frau mit Schwert die aus den patriarchalischen Fängen befreite Frau, die der (patriarchalischen!) Idee eines von ihm entworfenen Zeitalters in Zukunft vorstehen wird. Überspitzt formuliert steht das in Verbindung damit, dass er den Menschen den gesellschaftlichen Modellen entwöhnen und aus den kommunikativen Zusammenhängen herauslösen und in seine eigene magische Kultur einbinden will, was wiederum davon abhängt, ob seine Jünger ihre gesellschaftlichen Bindungen in ausreichendem Maße überwinden.

Die Idee von Crowley ist schon klar: Er will die Priesterin, die dem Priester in der Ausführung der magischen Operationen diente oder sich ihm als (sexueller) Altar zur Verfügung stellen musste, nun in den Mittelpunkt der kultischen Handlung und damit über den »Magus« erheben, indem er sie den magischen Prozess selbstständig leiten lässt. Der Haken an der Geschichte ist der, dass er sich selbst als Schöpfer der Geschichte nicht unter ihre Fuchtel stellt. Er sieht sich selbst als der göttliche Demiurg, der noch über allen Huren und Schwertgöttinnen thront, womit sich ein Spannungsbogen zu seinen sexuellen Vorlieben spannt: Er will die Frau als Herrscherin oder Göttin aufbauen, wobei er im Hintergrund aber alle Fäden in der Hand hält, kurz: Er braucht eine Marionette und nennt sie Göttin. Sehen wir, was ihm Aiwass zu diesem Thema diktiert:

Das Scharlachweib soll sich hüten! Wenn Mitleid und Anteilnahme und Sanftmut ihr Herz heimsuchen, wenn sie meine Arbeit vernachlässigt, um mit den alten Gelüsten zu spielen, dann soll ihr meine Rache bewusst werden. Ich werde ihr Kind erschlagen, ich werde ihr Herz entfremden, ich werde sie von den Menschen ausstoßen. Als eine verwachsene, verachtete Hure wird sie durch dämmrige nasse Straßen kriechen und an Kälte und Hunger sterben. Doch wenn sie sich in Stolz erhebt, mir folgt auf meinem Weg, das Werk der Gottlosigkeit wirken lässt, ihr Herz tötet, schrill und ehebrecherisch ist, sich mit Juwelen und reichen Gewändern bedeckt und schamlos vor allen Männern ist, dann werde ich sie zu den Gipfeln der Macht führen und mit ihr ein Kind zeugen, mächtiger als alle Könige der Erde. Ich werde sie mit Freude erfüllen. Mit meiner Kraft wird sie sehen und auf die Anbetung Nuits stoßen: sie wird Hadit erlangen.

Liber Legis III/43-45

Animus und Anima = Tier und Scharlachweib

Um Crowleys Scharlachweib richtig zu verstehen, müssen wir einen kleinen Rückblick auf Jungs komplexe Erkenntnisse hinsichtlich der gegengeschlechtlichen Teile eines Menschen in seiner Seele machen: Die Bezeichnung Anima oder Animus geht auf C. G. Jung zurück, der damit die innere Weiblichkeit des Mannes bzw. die innere Männlichkeit der Frau bezeichnete. Der andersgeschlechtliche innere Teil eines Menschen zeigt sich im normalen Fall in seinem Suchbild im außen, da er den fehlenden Zugang zu seinem andersgeschlechtlichen Teil durch eine geeignete Projektionsfläche abdeckt nach dem Motto: Du bist alles, was mir fehlt!13 Bei visionären Künstlern wie Crowley ist das allerdings nochmals etwas anderes. Solche Menschen verfügen über die Fähigkeit, sich in die Psyche ihrer gegengeschlechtlichen inneren Personen hineinzuspüren und durch deren Sicht Erkenntnisse zu schildern, die ihre Umwelt verblüffen, da sich die Botschaften dieser »psychischen Figuren« authentisch anfühlen.

Crowley wurde von seiner Scharlachhure unermesslich, wenn auch ohne Wissen, gejagt. Einerseits war sie sein Suchbild, seine Muse und seine Inspiration, die Trägerin jener unheimlichen Schöpferkraft, die Crowley gleichermaßen genial wie besessen in der Außenwelt ausleben konnte, und andererseits war sie ein Ausdruck seiner irrationalen und unberechenbaren Seite, die ihn von seiner kalten und grausamen Seite zeigte und ihn in der Umwelt als Gefühlskrüppel erscheinen ließ. In ihrer sexuellen Freiheit erschien sie ihm wie eine eigene innere Person und ihr Einfluss war für ihn so subtil, dass er am Ende glaubte, im Namen der Götter zu handeln, die über seine innere Vision ein Neues Zeitalter installieren wollten. In ihrer positiven Ausformung unterstützte sie ihn dabei, seine dichterische Kraft und seine kreativen sexuellen Visionen mit schöpferischer Kraft hervorzubringen, und von ihrer dunklen Seite gebärdete sie sich sehr eifersüchtig und versuchte die äußeren Frauen in Crowleys Leben zu vernichten, sobald sich diese auf ihre innere Frequenz einzuschwingen begannen. Ein unlösbarer Widerspruch in sich, denn Frauen, die sich auf das innere Scharlachhuren-Suchbild von Crowley nicht einließen, zogen ihn nicht an, und Frauen, die in ihrer Art mit dem Suchbild von Crowley korrespondierten, wurden von ihr vernichtet, sobald sich eine tiefere innere Nähe einstellte. Er musste sie stellvertretend für das beschissene Gefühl zerstören, das ihn beschlich, gegenüber der eigenen Mutter fremd zu gehen. Und solange er nicht den Mut hatte, sich selbst zu vernichten, noch die Kraft, sich einzugestehen, dass es sein verletzter Stolz war, der seine schwache Mutter ohne sein Wissen zu einem ungreifbaren Monster aufblähte, weil es ihm nicht gelang, ihre Liebe in der Kindheit zu erzwingen, blieb ihm nur der Lohn, sich »selbst zu ficken«. Das war der Preis, um den er sich von ihr lösen konnte: extreme Rollenspiele in den Abteilungen Unterwerfung, Umkonditionierung oder Ekeltraining, die ihre Wurzeln notgedrungen in den Verdrängungen blockierter Energieströme hatten. Die dunkle Anima hielt Crowley vollkommen in ihren Fängen fest. Zeitlebens musste er seiner dunklen inneren Göttin dienen, und die zeigte sich ihm nicht in einer, sondern in jeder geeigneten Frau:

Ich bin über euch und in euch. Meine Verzückung ist in euch.

Meine Freude ist, eure Freude zu sehen.

Liber Legis I/13

Wo aber lag der tiefere Grund? Möglicherweise in der kalten Gefühlsatmosphäre seiner korrekten, aber vom Sektengeist angehauchten Eltern, und ganz spezifisch in der Beziehung zu seiner Mutter. Über viele Jahre intensiver wechselseitiger Projektionen waren Mutter und Sohn in einem gemeinsamen Gefühlskerker eingeschlossen, in dem sie sich gegenseitig belasteten, unfähig zur Aussöhnung noch zur endgültigen Trennung, was in der Manifestation negativer Gefühle in der Kreierung eines Anti-Mutterbildes in Form einer »lüsternen Schlampe« kulminierte. Durch das symbolische »Reiten des Tiers« geht er in direkte Konfrontation zu ihr. Jeder Widerstand gegen das im Unterbewusstsein existierende Bild der Mutter sorgt normalerweise für Schuldgefühle, ganz egal, wie der Betreffende über seine Mutter denkt. Wenn er das aber in einem Rollenspiel ausagiert, unterbricht er diese Schuldgefühle, weil er jetzt magisch gesprochen »nur eine Rolle spielt«. Es ist Crowleys völlig legitimer Versuch, seine kindliche Prägung mit einer schrillen Alternative zu »übertönen«, um an seine Gefühle herankommen zu können. Im Grunde hatte er die Scharlachhure nur entwickelt, um den Animus seiner Mutter zu besiegen, den sie ihm durch ihre Prüderie in seiner Kindheit unterschwellig introjiziert hatte. Das hätte auch ein intuitiver Weg der Selbstheilung werden können. Dadurch aber, dass es ihm gelang, seine Vorstellung auf jede »magische Frau« zu übertragen, hat sie ihn gefangen und sich vor ihm unsichtbar gemacht: Ich bin erhaben in deinem Herzen, und die Küsse der Sterne regnen hart auf deinen Leib. Du bist erschöpft in der lustvollen Fülle der Inspiration; das Aushauchen ist süßer als der Tod, schneller und heiterer als die Liebkosung des Höllenwurms.14 Im Reiten des Tiers lassen sich weder Animus und Anima verbinden noch Erkenntnisse finden, wohl aber Crowleys kompensierende Reaktion nach Unterwerfung der Hure erfüllen – wobei er ab und an selbst die Hure war.

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