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Kitabı oku: «Die beiden Dianen», sayfa 53

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Während dieses Ausfalles der Königin Mutter schwebte ein trauriges Lächeln über die Lippen von Gabriel.

Er erinnerte sich in seinem Innern der zwei letzten Verse der Weissagung von Nostradamus:

 
»Ihn wird lieben, dann – o weh! – tödten
Des Königs Dame.«
 

Ah! die bis jetzt so genaue Prophezeiung sollte bis zum Ende in Erfüllung gehen! Catharina würde denjenigen, welchen sie geliebt hatte, verurtheilen und umkommen lassen! Gabriel erwartete dies; Gabriel war darauf gefaßt.

Doch die Florentinerin, welche vielleicht selbst einsah, daß sie sehr rasch und sehr weit ging, hielt inne, wandte sich so freundlich, als sie vermochte, an den immer noch schweigenden Herzog von Guise und sprach:

»Ihr sagt nichts, Herr von Guise? Ihr seid meiner Meinung, nicht wahr?«

»Nein, Madame,« entgegnete langsam der Balafré, »nein, ich gestehe, ich bin nicht Eurer Meinung, und deshalb sagte ich nichts.«

»Ah! Ihr auch! . . . Ihr widersetzt Euch mir auch!« erwiderte Catharina mit dumpfem, drohendem Tone.

»Ja, zu meinem Bedauern muß ich es diesmal thun,« sagte der Herzog von Guise. »Ihr seht indessen, daß ich bis jetzt auf Eurer Seite gewesen und daß ich bei dem, was den Connétable und Frau von Valentinois betraf, ganz in Eure Absichten eingegangen bin.«

»Ja, weil sie die Eurigen unterstützten,« murmelte Catharina von Medicis, »zu spät sehe ich es jetzt.«

»Was aber Herrn von Montgommery betrifft,« fuhr der Balafré ruhig fort, »so kann ich nach meinem Gewissen die Ansicht Eurer Majestät nicht theilen. Es scheint mir unmöglich, für ein Unglück, das rein dem Zufall zuzuschreiben ist, einen braven und redlichen Edelmann verantwortlich zu machen. Ein Proceß würde ihm zum Triumphe, seinem Ankläger zur Beschämung gereichen. Und hinsichtlich der Gefahren Madame, denen das Leben der Könige Eures Dafürhaltens eine Nachsicht, welche eher an einen Unfall, als an ein Verbrechen glauben will, preisgeben würde, finde ich im Gegentheil, daß es gefährlich wäre, das Volk zu sehr an den Gedanken zu gewöhnen, die königlichen Existenzen seien nicht für Jedermann so unverletzlich und heilig, als es annimmt . . .«

»Das sind ohne Zweifel hohe politische Maximen,« versetzte Catharina voll Bitterkeit.

»Ich halte sie wenigstens für wahr und vernünftig,« fügte der Balafré bei, »und aus diesen und anderen Gründen bin ich der Meinung, daß wir uns nur noch bei Herrn von Montgommery wegen einer willkürlichen Verhaftung entschuldigen müssen, welche zum Glück geheim geblieben ist, – mehr noch zum Glück für uns, als für ihn! und sind unsere Entschuldigungen von ihm angenommen, so haben wir ihn sogleich frei zu lassen, ehrenhaft und geehrt, wie er es gestern war, wie er es morgen, wie er es immer sein wird. Ich habe es gesagt.«

»Vortrefflich,« rief Catharina hohnlächelnd.

Und sie wandte sich ungestüm an den jungen König und fragte ihn:

»Diese Meinung, sprecht, ist es zufällig auch die Eurige, mein Sohn?«

Die Haltung von Maria Stuart, die dem Herzog von Guise mit einem Lächeln und einem Blick dankte, gestattete dem Geist von Franz II. kein Zögern.

»Ja, meine Mutter,« sagte er, »ich gestehe, daß die Ansicht meines Oheims auch die meinige ist.«

»Ihr verrathet also das Andenken Eures Vaters?« sprach Catharina mit einer tiefen, zitternden Stimme.

»Ich ehre es im Gegentheil, Madame,« erwiderte Franz II. »War nicht das erste Wort, das mein Vater nach seiner Verwundung sprach, daß er Herrn von Montgommery nicht zu beunruhigen befahl? Hat er nicht in einem seiner lichten Augenblicke diesen Befehl wiederholt? Erlaubt seinem Sohn, zu gehorchen, Madame!«

»Gut, und mittlerweile und von Anfang, an verachtet Ihr den heiligen Willen Eurer Mutter?«

»Madame,« unterbrach sie der Herzog von Guise, »erlaubt, daß ich Euch an Eure eigenen Worte erinnere: »Ein einziger Wille im Staat!«

»Aber ich habe gesagt, der des Ministers dürfe erst nach dem des Königs kommen,« rief Catharina.

»Ja, Madame,« entgegnete Maria Stuart, »doch Ihr fügtet bei, der des Königs könne durch die Personen erleuchtet werden, deren einziges Interesse offenbar das seines Heiles und seines Ruhmes sei. Ich denke aber, Niemand hat dieses Interesse mehr, als ich, seine Frau. Und ich rathe ihm, mit meinem Oheim von Guise, mehr an die Redlichkeit, als an die Treulosigkeit eines erprobten und tapferen Unterthanen zu glauben, und nicht seine Regierung durch eine Ungerechtigkeit einzuweihen.«

»Solchen Eingebungen schenkt Ihr Gehör, mein Sohn?« sagte Catharina.

»Ich folge der Stimme meines Gewissens, meine Mutter,« antwortete der junge König mit mehr Festigkeit, als man von ihm hätte erwarten dürfen.

»Und das ist Euer letztes Wort, Franz?« fragte Catharina. »Nehmt Euch in Acht! Wenn Ihr Eurer Mutter die erste Bitte abschlagt, die sie an Euch richtet, wenn Ihr Euch so von Anfang für sie als unabhängiger Gebieter und für Andere als gelehriges Werkzeug benehmt, so werdet Ihr wohl allein regieren können, mit oder ohne Eure getreuen Minister! Ich bekümmere mich um nichts mehr, was den König oder das Reich betrifft, ich entziehe Euch den Rath meiner Erfahrung und meiner Ergebenheit; ich kehre in meine Einsamkeit zurück und verlasse Euch, mein Sohn, bedenkt das wohl!«

»Wir würden diesen Rückzug bedauern, aber uns darein fügen,« sagte mit leiser Stimme Maria Stuart, die nur Franz II. allein hörte.

Aber der Verliebte und unvorsichtige junge Mann wiederholte laut wie ein getreues Echo:

»Wir würden diesen Rückzug bedauern, aber uns darein fügen, Madame.«

»Es ist gut!« sprach Catharina.

Und flüsternd fügte sie, indem sie Gabriel bezeichnete, bei:

»Diesen werde ich früher oder später wiederfinden.«

»Ich weiß es,« erwiderte der junge Mann, der abermals an die Weissagung dachte.

Aber Catharina hörte ihn nicht.

Wüthend umhüllte sie gleichsam das reizende königliche Paar und den Herzog von Guise mit einem Schlangenblick, mit einem furchtbaren, blutigen, unseligen Blick, aus dem man schon alle Verbrechen der Herrschsucht von Catharina und die ganze finstere Geschichte der letzten Valois hätte ahnen können.

Nach diesem gräßlichen Blick ging sie hinaus, ohne ein Wort beizufügen.

XIV.
Guise und Coligny

Nachdem Catharina von Medicis weggegangen war, trat für einen Augenblick Stillschweigen ein. Der junge König schien selbst erstaunt über seine Kühnheit. In einer edlen Besorgniß ihrer Zärtlichkeit dachte Maria mit einem gewissen Schrecken an den letzten drohenden Blick der Königin Mutter. Der Herzog von Guise aber war insgeheim unendlich erfreut, sich schon in der ersten Stunde seiner Macht von einer herrschsüchtigen und gefährlichen Verbündeten befreit zu sehen.

Gabriel, der diese ganze, Unruhe veranlaßt hatte, nahm zuerst das Wort und sprach:

»Sire und Ihr, Madame, und auch Ihr, Monseigneur, ich danke Euch für Eure guten und edlen Absichten gegen einen Unglücklichen den selbst der Himmel verläßt. Doch trotz dieser tiefen Dankbarkeit, von der mein Herz durchdrungen ist, sage ich Euch: wozu soll es nützen, die Gefahren und den Tod von einem so traurigen und so verlorenen Dasein, wie das meinige ist, zu entfernen? Mein Leben dient zu nichts und Niemand mehr. Ah! ich hätte es Frau Catharina nicht streitig gemacht, weil es fortan unnütz ist . . .«

In seinem Innern fügte er traurig bei:

»Und weil es noch eines Tags schädlich sein könnte.«

»Gabriel,« erwiderte der Herzog von Guise, »Euer Leben war in der Vergangenheit glorreich und gut ausgefüllt und wird in der Zukunft abermals gut ausgefüllt und glorreich sein. Ihr seid ein Mann von Thatkraft, wie diejenigen, welche die Reiche regieren, viele haben sollten, während sie nur zu wenige finden.«

»Und dann,« fügte die trostreiche und sanfte Stimme von Maria Stuart bei, »und dann, Herr von Montgommery, seid Ihr ein großes und edles Herz. Ich kenne Euch seit langer Zeit, und oft habe ich mich mit Frau von Castro über Euch unterhalten.«

»Mein Herr,« sagte Franz II., »Eure früheren Dienste erlauben mir, auf Eure zukünftigen Dienste zu rechnen. Die gegenwärtig erloschenen Bürgerkriege können sich wieder entzünden, und nach meinem Willen soll nicht ein Augenblick der Verzweiflung, was auch der Beweggrund hiervon sein mag, das Vaterland eines, ich bin es fest überzeugt, ebenso redlichen als tapferen Vertheidigers berauben.«

Gabriel hörte, mit einem gewissen schwermüthigen Erstaunen diese freundlichen Worte der Ermuthigung und Hoffnung. Er schaute abwechselnd jede von den hohen Personen an, welche dieselben an ihn richteten, und schien tief nachzudenken.

»Wohl! es sei,« sagte er endlich, »diese unerwartete Güte, die Ihr für mich an den Tag legt, Ihr Alle, die Ihr mich vielleicht hassen solltet, diese Güte verändert meine Seele und mein Geschick. Euch, Sire Euch, Madame und Monseigneur, Euch widme ich, so lange Ihr lebt, dieses Dasein, mit dem Ihr mir gleichsam ein Geschenk gemacht habt. Ich bin nicht böse geboren. Diese Wohlthat rührt mich im Grunde meines Herzens. Ich war geschaffen, um mich hinzugeben, um mich aufzuopfern, um als Werkzeug für schöne Ideen und große Menschen zu dienen – ein zuweilen glückliches, zuweilen unseliges Werkzeug! Ach! der Zorn Gottes wußte es nur zu sehr! . . . Doch sprechen wir nicht mehr von der finsteren Vergangenheit, da Ihr noch an eine Zukunft für mich glauben wollt. Diese Zukunft gehört jedoch nicht mir, sondern Euch, meiner Bewunderung und meiner Ueberzeugung. Ich entsage meinem Willen. Die Wesen und die Dinge, an die ich glaube, mögen mit mir machen, was ihnen beliebt. Mein Schwert, mein Blut, Alles, was ich bin, ist ihre Sache. Ich gebe ohne Rückhalt und ohne Umkehr meinen Arm Eurem Genie, Monseigneur, wie meine Seele der Religion . . .«

Er sagte nicht, welcher, doch diejenigen, welche ihn umgaben, waren zu blinde Katholiken, als daß der Gedanke der Reformation ihnen einen Augenblick in den Sinn gekommen wäre.

Die beredte Selbstverleugnung des jungen Grafen rührte sie. Maria hatte Thränen in den Augen. Der König beglückwünschte sich, daß er fest gewesen, um dieses dankbare Herz zu retten. Was den Herzog von Guise betrifft, so glaubte er besser als irgend Jemand zu wissen, wie weit bei Gabriel diese glühende Tugend der Aufopferung ging.

»Ja, Freund,« sprach er, »ich werde Eurer bedürfen, ja, ich werde eines Tags im Namen Frankreichs und des Königs dieses tapfere Schwert, das Ihr uns zusagt, von Euch fordern.«

»Es wird bereit sein, Monseigneur, morgen, heute, immer!«

»Behaltet es auf einige Zeit in der Scheide,« erwiderte der Herzog von Guise. »Seine Majestät hat es Euch gesagt, der Augenblick ist ruhig, die Kriege und die Parteien haben Waffenstillstand gemacht. Ruht also aus, Gabriel, und laßt so den unseligen Lärmen, der in den letzten Tagen Euren Namen umgeben hat, sich besänftigen und legen. Gewiß denkt keiner von denen, die den Titel und das Herz eines Edelmanns haben, daran, Euch wegen Eures Unglücks anzuklagen. Doch Euer wahrer Ruhm fordert, daß Euer grausamer Ruf ein wenig verlösche. Später, in einem oder in zwei Jahren, werde ich vom König wieder für Euch die Stelle des Kapitäns der Garden fordern, der Ihr würdig zu sein nie aufgehört habt . . .«

»Ah! es sind nicht Ehren, nach denen ich trachte, sondern Gelegenheiten, dem König und Frankreich nützlich zu sein, Gelegenheiten, zu kämpfen; aus Furcht, Euch undankbar zu scheinen, wage ich es nicht mehr, zu sagen, Gelegenheiten, zu sterben.«

»Sprecht nicht so,« entgegnete der Herzog von Guise. »Sagt mir nur, daß Ihr, wenn Euch der König gegen seine Feinde ruft, sogleich diesem Rufe folgen werdet.«

»Wo ich auch sein mag und wohin ich gehen soll, ja, Monseigneur.«

»Es ist gut, ich verlange nichts Anderes von Euch,« sprach der Herzog von Guise.

»Und ich,« sagte Franz II., »ich danke Euch für dieses Versprechen und werde Sorge tragen, daß Ihr nicht bereut, es gehalten zu haben.«

»Und ich,« fügte Maria Stuart bei, »ich versichere Euch, daß unser Vertrauen stets Eurer Ergebenheit entsprechen wird, und daß Ihr in unseren Augen einer von den Freunden sein werdet, vor denen man nichts verbirgt, und denen man auch nichts verweigert.«

Mehr erschüttert, als er es sich selbst gestehen wollte, verbeugte sich der junge Graf und berührte ehrfurchtsvoll mit seinen Lippen die Hand, die ihm die Königin reichte.

Dann drückte er die des Herzogs von Guise, und entfernte sich, entlassen durch eine huldvolle Gebärde des Königs, fortan durch eine Wohlthat für den Sohn desjenigen erworben, den er bis in seine Nachkommenschaft zu verfolgen sich gelobt hatte.

* * *

Als Gabriel nach Hause kam, fand er den Admiral Coligny der auf ihn wartete.

Aloyse hatte dem Admiral, der seinen Gefährten von Saint-Quentin besuchen wollte, mitgetheilt, daß man ihren Herrn am Morgen in den Louvre geholt habe; sie hatte ihm ihre Unruhe und ihre Befürchtungen nicht verborgen, und Coligny wollte bleiben, bis die Rückkehr des Grafen von Montgommery ihn und die Amme beruhigt haben würde.

Er empfing Gabriel mit einem liebevoller Freude und befragte ihn über das, was vorgefallen war.

Ohne in Einzelheiten einzugehen, sagte ihm Gabriel nur, daß er auf eine einfache von ihm gegebene Erklärung über den beklagenswerthen Tod von Heinrich II. unversehrt an seiner Person und an seiner Ehre entlassen worden sei.

»Es konnte nicht anders sein,« erwiderte der Admiral, »der ganze französische Adel würde gegen einen Verdacht protestiert haben, der so einen seiner würdigsten Vertreter befleckt hätte.«

»Lassen wir diesen Gegenstand,« sprach Gabriel mit einer ernsten, traurigen Miene. »Es freut mich Euch zu sehen, Herr Admiral. Ihr wißt, daß ich schon dem Herzen nach der reformierten Religion angehöre; ich habe es Euch gesagt und geschrieben. Da Ihr denkt, ich werde die Sache, an die ich glaube, nicht entehren, so will ich und kann ich nun abschwören; Eure Reden, die von Meister Ambroise Paré, und die Bücher und meine eigenen Betrachtungen haben mich ganz und gar überzeugt, und ich bin einer der Eurigen.«

»Eine gute Kunde, die zu gelegener Zeit kommt!« sagte der Admiral.

»Mir scheint indessen, es wäre im Interesse der Religion vielleicht gut, meine Bekehrung noch einige Zeit geheim zu halten. Es ist, wie mir Herr von Guise so eben bemerkte, aller Lärmen um meinen Namen her für den Augenblick zu vermeiden. Dieser Verzug wird überdies neuen Pflichten entsprechen, die ich zu erfüllen habe.«

»Wir werden stets glücklich sein, Euch öffentlich den Unsrigen zu nennen,« sprach der Admiral.

»Aber es ist meine Sache, dieses kostbare Zeichen Eurer Achtung auszuschlagen, oder wenigstens zu vertagen,« erwiderte Gabriel. »Es liegt mir nur daran, dieses Pfand meinem innigen und unerschütterlichen Glauben zu geben und mich in meinem Gewissen einen Eurer Brüder der Absicht und der That nach zu nennen.«

»Vortrefflich!« rief Herr von Coligny. »Ich verlange nichts Anderes, als daß Ihr mir erlaubt, den Häuptern unserer Partei die ausgezeichnete Eroberung, welche unsere Ideen entschieden gemacht haben, verkündigen zu dürfen.«

»Oh, dazu willige ich von ganzem Herzen ein,« sagte Gabriel.

»Der Prinz von Condé, la Renaudie, der Baron von Castelnau kennen Euch schon und schätzen Euch zu Eurem wahren Werth.«

»Ah! ich befürchte, sie übertreiben ihn: dieser Werth hat sich in jedem Fall sehr vermindert.«

»Nein, nein! sie haben Recht in ihrer Schätzung. Auch ich kenne Euch! Uebrigens,« fuhr er die Stimme dämpfend fort, »übrigens werden wir vielleicht binnen Kurzem Gelegenheit haben, Euren Eifer auf die Probe zu stellen.«

»Ah! wahrhaftig!« versetzte Gabriel erstaunt. »Ihr wißt, Herr Admiral, daß Ihr auf mich rechnen könnt, jedoch mit gewissen Vorbehalten, mit denen ich Euch bekannt machen werde.«

»Wer hat nicht seine Vorbehalte?« erwiderte der Admiral. »Doch hört, Gabriel; es war nicht allein der Freund, es war auch der Anhänger der Reformation, der Euch heute seinen Besuch machen wollte. Wir haben über Euch mit dem Prinzen und mit la Renaudie gesprochen. Selbst vor Eurem entschiedenen Beitritt zu unseren Grundsätzen hielten wir Euch für einen Beistand von ganz besonderem Verdienst und von unantastbarer Redlichkeit. Wir kamen überein, Euch als einen Mann, fähig, uns zu dienen, wenn er es vermöchte, und unfähig, uns zu verrathen, was sich auch ereignen dürfte, zu betrachten.«

»Ich habe in der That diese letzte Eigenschaft in Ermanglung der ersten. Man darf immer, wenn nicht auf meine Hilfe, doch wenigstens auf mein Wort bauen.«

»Wir haben auch beschlossen, nie etwas vor Euch geheim zu halten. Ihr sollt, wie eines der Häupter in alle unsere Pläne eingeweiht werden und nur die Verantwortlichkeit des Stillschweigens haben. Ihr seid kein Mensch wie die Anderen, und ausnahmsweisen Menschen gegenüber muß man ausnahmsweise handeln, Ihr werdet frei bleiben, und wir allein werden gebunden sein.«

»Ein solches Vertrauen! . . .«

»Verpflichtet Euch, ich wiederhole es, nur zur Verschwiegenheit. Und um einen Anfang zu machen erfahrt eines: die Pläne, die Euch in der Versammlung der Place Maubert enthüllt worden sind und hatten vertagt werden müssen, sind heute ausführbar. Die Schwäche des jungen Königs, die freche Anmaßung der Guisen, die Absicht der Verfolgung, die man nicht mehr vor uns verleugnet und verbirgt, Alles fordert uns zur Thätigkeit auf, und wir sind im Begriff, zu handeln.«

»Verzeiht!« unterbrach ihn Gabriel. »Ich sagte Euch, Herr Admiral, daß ich mich Euch nur innerhalb gewisser Grenzen hingebe. Ehe Ihr in Euren Geständnissen weiter geht, muß ich Euch erklären, daß ich gerade in keiner Hinsicht die politische Seite der Reformation zu berühren gedenke, wenigstens so lange die Regierung, welche eben anfängt, dauern wird. Für die Verbreitung unserer Ideen und unsern moralischen Einfluß biete ich gern mein Vermögen, meine Zeit, mein Leben. Doch ich habe das Recht, in der Reformation nur eine Religion, und nicht eine Partei zu sehen. Franz II., Maria Stuart, und selbst der Herzog von Guise haben edelmüthig und groß gegen mich gehandelt. Ich werde an ihrem Vertrauen eben so wenig, als an dem Eurigen zum Verräther werden. Gestattet, daß ich mich der Thätigkeit enthalte und mich nur mit der Idee beschäftige. Fordert mein Zeugniß, wann Ihr wollt, aber ich behalte mir die Unabhängigkeit meines Schwertes bevor.«

Herr von Coligny dachte einen Augenblick nach und erwiderte dann:

»Meine Worte, Gabriel, waren keine leeren Worte. Ihr seid frei und werdet stets frei sein. Geht allein auf Eurem Pfade, wenn es Euch zusagt, handelt ohne uns oder handelt nicht. Wir werden keine Rechenschaft von Euch verlangen, denn wir wissen,« fügte er mit einer bezeichnenden Miene bei, »wir wissen, daß es zuweilen Eure Art und Weise ist, weder Verbündete noch Rathgeber haben zu wollen.«

»Was wollt Ihr damit sagen?« fragte Gabriel erstaunt.

»Ich verstehe mich,« antwortete der Admiral. »Für den Augenblick wünscht Ihr Euch nicht in unsere Conspirationen gegen die königliche Gewalt zu mischen? Es sei! Unsere Rolle wird sich darauf beschränken, daß wir Euch von unseren Bewegungen und Plänen in Kenntnis setzen. Folgt uns oder bleibt allein, das ist Eure Sache und geht nur Euch an. Ihr werdet stets durch Briefe oder durch Boten erfahren, wann und wie wir Eurer bedürfen, und Ihr werdet dann handeln, wie es Euch gut dünkt. Kommt Ihr, so seid Ihr willkommen; enthaltet Ihr Euch, so wird Euch Niemand einen Vorwurf zu machen haben; das war in Beziehung auf Euch unter den Häuptern der Partei verabredet, sogar ehe Ihr mich von Eurer Stellung in Kenntnis gesetzt habt. Solche Bedingungen könnt Ihr annehmen, wie mir scheint.«

»Ich nehme sie auch an und danke Euch,« sagte Gabriel.

* * *

In der Nacht, welche auf diesen Tag folgte, kniete Gabriel in der Gruft der Grafen von Montgommery vor dem Grabe seines Vaters, sprach mit seinem theuren Todten und sagte:

»Ja, es ist wahr, o mein Vater, ich hatte geschworen, nicht allein Deinen Mörder in seinem Leben zu bestrafen, sondern ihn auch nach ihm in seinem Geschlecht zu bekämpfen. Es ist wahr, mein Vater, oh! es ist wahr! Doch ich hatte das, was geschieht, nicht vorhergesehen. Gibt es nicht Pflichten, welche noch heiliger sind, als der Schwur? Welche Verbindlichkeit kann uns zwingen, einen Feind zu schlagen, der uns das Schwert in die Hand gibt und die nackte Brust unsern Streichen darbietet? Wenn Du noch lebtest, mein Vater, würdest Du mir, ich bin es fest überzeugt, rathen, meinen Zorn zu vertagen und das Vertrauen nicht durch den Verrath zu erwidern. Verzeihe mir also, Todter, daß ich thue, was Du mir, wenn Du leben würdest, befehlen mußtest . . . Ueberdies sagt mir irgend Etwas, daß meine Rache nicht auf lange ausgesetzt ist. Du weißt da oben, was wir hienieden nur ahnen können. Aber die Blässe dieses schwächlichen Königs, der furchtbare Blick, mit dem ihn seine Mutter bedrohte, die bis jetzt getreuen Weissagungen, die mein eigenes Leben durch den Groll dieser Frau zu erlöschen verurtheilen, die gegen diese gestern erst begonnene Regierung angezettelte Verschwörung, Alles beweist mir, daß das Kind von sechszehn Jahren noch weniger lang thronen wird, als der Mann von vierzig, und daß ich bald, mein Vater, mein Werk und meinen Sühnungsschwur unter einem andern Sohn von Heinrich II. werde wieder aufnehmen können.«

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
Hacim:
1070 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain