Kitabı oku: «Die Dame von Monsoreau», sayfa 13
Fünfzehntes Kapitel
Was Diana von Méridor war
Die Heirat
»Mittlerweile waren die zwei Männer, welche wir an der Ecke der Rue Saint-Paul erblickt hatten, an den Häusern hin geschlichen und hielten sich unter unsern Fenstern.
»Wir öffneten sachte eines derselben.
›Weißt Du gewiss, dass es hier ist?»« fragte eine Stimme.
›Ja, Monseigneur, vollkommen gewiss. Es ist das fünfte Haus von der Ecke der Rue Saint-Paul an gerechnet.«
« ›Und glaubst, der Schlüssel werde passen?‹
›Ich habe den Abdruck vom Schloss genommen.‹
»Ich griff nach dem Arme von Gertrude und drückte ihn heftig.
›Und sind wir innen?‹
›Sind wir innen, so lasst mich sorgen. Die Zofe wird uns öffnen. Eure Hoheit besitzt in ihrer Tasche einen goldenen Schlüssel, der so viel wert ist, als dieser.‹
›So öffne also.‹
»Wir hörten das Knirschen des Schlüssels im Schlosse. Doch die an der Ecke des Hotel im Hinterhalt liegenden Männer trennten sich plötzlich von der Mauer, stürzten auf den Prinzen und Aurilly los und riefen: ›Schlagt sie tot!‹
»Ich begriff nichts mehr; ich erriet nur, eine unerwartete, ungehoffte, unerhörte Hilfe sei uns zugekommen, fiel auf die Knie und dankte dem Himmel.
»Der Prinz hatte nur seinen Namen zu sagen, und alle Stimmen schwiegen und alle Degen fielen nieder in die Scheide, und jeder Angreifer wich einen Schritt zurück.
»Ja, ja,« sagte Bussy, »sie wollten nicht dem Prinzen an das Leben, sondern mir.«
»Jedenfalls entfernte dieser Angriff den Prinzen,« fuhr Diana fort. »Wir sahen, wie er sich durch die Rue de Jouy zurückzog, während die fünf Edelleute des Hinterhaltes wieder ihren Posten an der Ecke des Hotel des Tournelles einnahmen.
»Die Gefahr war wenigstens für diese Nacht offenbar von uns entfernt; denn die fünf Edelleute hatten es nicht auf mich abgesehen. Doch wir waren zu unruhig und zu sehr aufgeregt, um zu Bette zu gehen. Wir blieben am Fenster stehen und erwarteten irgend ein unbekanntes Abenteuer, dessen Herannahen wir instinktartig fühlten.
»Unser Warten dauerte nicht lange. Es erschien ein Mann zu Pferde, die Mitte der Rue Saint-Antoine halten. Es war ohne Zweifel derjenige, auf welchen die im Hinterhalte liegenden fünf Männer lauerten, denn sobald sie ihn erblickten, riefen sie: Zu den Degen! zu den Degen! und stürzten auf ihn zu.
»Ihr wisst Alles, was sich auf diesen Reiter bezieht,« sprach Diana, »da Ihr es selbst wart.«
»Im Gegenteil, Madame,« erwiderte Bussy, der aus der Erzählung der jungen Frau irgend ein Geheimnis ihres Herzens zu entnehmen hoffte, »im Gegenteil, ich weiß nichts, als den Kampf, denn nach dem Kampfe wurde ich ohnmächtig.«
»Ich brauche Euch nicht zu sagen,« fuhr Diana mit einer leichten Röte fort, »ich brauche Euch nicht zu sagen, welchen Anteil wir an dem so ungleichen und dennoch so mutig ausgehaltenen Streite nahmen. Jede Episode des Kampfes entriss uns einen Schauer, einen Schrei, ein Gebet. Wir sahen Euer Pferd wanken und niederstürzen. Wir hielten Euch für verloren; doch dem war nicht so, der brave Bussy verdiente seinen Ruf. Ihr sankt mit dem Pferde so nieder, dass Ihr auf Eure Füße zu stehen kamt und Euch nicht einmal zu erheben brauchtet, um Eure Feinde niederzuschlagen; von allen Seiten umgeben, bedroht, zoget Ihr Euch wie der Löwe, das Gesicht Euren Gegnern zugewendet, zurück und lehntet Euch an die Türe an; dann kam Gertrude und mir derselbe Gedanke, der Gedanke, hinabzugehen, um Euch zu öffnen; sie schaute mich an: ja, sagte ich zu ihr, und wir eilten Beide gegen die Treppe; doch wir hatten uns erwähnter maßen von innen verrammelt und bedurften einiger Sekunden, um die Gerätschaften zu beseitigen, welche den Weg versperrten, und in dem Augenblick, wo wir auf den Ruheplatz gelangten, hörten wir die Haustür sich schließen.
»Wir blieben Beide unbeweglich. Wer war die Person, welche eingetreten, und wie war sie herein gekommen?
»Ich stützte mich auf Gertrude, und wir verharrten in stummer Erwartung.
»Bald ließen sich Tritte im Gange vernehmen. Ein Mann erschien wankend, streckte die Arme aus, und fiel auf die ersten Stufen, einen dumpfen Seufzer von sich gebend, nieder.
»Dieser Mann wurde offenbar nicht verfolgt; er hatte die glücklicher Weise von dem Herzog von Anjou offen gelassene Türe zwischen sich und seine Gegner gebracht und war gefährlich, vielleicht auf den Tod verwundet unten an der Treppe niedergestürzt.
»Jedenfalls hatten wir nichts zu befürchten, und dieser Mann bedurfte im Gegenteil unserer Hilfe.
»Die Lampe!« sagte ich zu Gertrude.
»Sie lief weg und kehrte mit dem Lichte zurück.
»Wir hatten uns nicht getäuscht: Ihr wart ohnmächtig. Wir erkannten in Euch den braven Ritter, der so mutig gekämpft hatte, und ohne Zögern entschlossen wir uns, Euch Hilfe zu bringen.
»In einem Augenblick wart Ihr in mein Zimmer getragen und auf dem Bette niedergelegt.
»Eure Ohnmacht dauerte immer noch fort; die Behandlung eines Wundarztes schien dringend. Gertrude erinnerte sich, von einer wunderbaren Kur gehört zu haben, die ein paar Tage zuvor ein Doktor der Rue Beautreillis gemacht haben sollte. Sie wusste seine Adresse und bot sich an, ihn zu holen.
›Doch dieser junge Mann kann uns verraten,‹ sagte ich.
›Seid unbesorgt,‹ erwiderte sie, ›ich werde meine Maßregeln nehmen.‹
»Es war eine zugleich mutige und kluge Person,« fuhr Diana fort, »ich vertraute ihr ganz und gar. Sie nahm Geld, einen Schlüssel und meinen Dolch, und ich blieb allein bei Euch … und für Euch betend …«
»Ach!« rief Bussy, »ich kannte mein ganzes Glück nicht, Madame.«
«Eine Viertelstunde nachher kam Gertrude zurück und brachte den jungen Arzt; er hatte zu Allem eingewilligt und folgte ihr mit verbundenen Augen.
«Ich blieb im Salon, während man ihn in das Zimmer führte. Hier erlaubte man ihm, die Binde abzunehmen, die seine Augen bedeckte.«
»Ja,« sprach Bussy, »und in diesem Momente kam ich zu mir; meine Augen richteten sich nach Eurem Portrait und ich glaubte Euch eintreten zu sehen.«
»Ich trat wirklich ein; meine Unruhe trug den Sieg über die Klugheit davon. Ich wechselte einige Worte mit dem jungen Arzt; er untersuchte Eure Wunde, verbürgte sich für Euch, und ich war erleichtert.«
»Alles dies blieb in meinem Geiste,« sprach Bussy, »doch wie ein Traum im Gedächtnis bleibt; und dennoch sagte mir irgend Etwas, ich hätte nicht geträumt,« fügte der junge Mann, die Hand auf das Herz legend, bei.
»Als der Arzt Eure Wunde verbunden hatte, zog er aus seiner Tasche ein Fläschchen, das einen rothen Saft enthielt, und goss ein paar Tropfen von diesem Safte auf Eure Lippen: es war, wie er mir sagte, ein Elixier, bestimmt, Euch Schlaf zu verleihen und das Fieber zu bekämpfen.
»Einen Augenblick, nachdem Ihr diesen Trank verschluckt hattet, schlosst Ihr wirklich abermals die Augen und fielt wieder in eine Art von Ohnmacht, aus der Ihr für kurze Zeit erwacht wart.
»Ich erschrak; doch der Arzt beruhigte mich; er sagte mir, es stehe Alles gut; man müsse Euch nur schlafen lassen.
»Gertrud bedeckte ihm abermals die Augen mit einem Sacktuch und führte ihn bis an den Eingang der Rue Beautreillis zurück.
»Sie glaubte nur zu bemerken, dass er die Schritte zählte.«
»Er zählte sie in der Tat, Madame,« sagte Bussy.
»Diese Vermutung erschreckte uns. Der junge Mann konnte uns verraten. Wir beschlossen, jede Spur der Gastfreundschaft, die wir Euch gewährt, zu vertilgen; das Wichtigste dabei aber war, Euch vor Allem verschwinden zulassen.
»Ich raffte meinen ganzen Mut zusammen; es hatte zwei Uhr Morgens geschlagen, die Straßen waren öde und verlassen. Gertrude machte sich anheischig, Euch aufzuheben; es gelang ihr; ich unterstützte sie und wir trugen Euch auf die Böschung der Gräben des Temple. Dann kehrten wir ganz erschrocken über diese Keckheit zurück, die uns, zwei Frauen, zu einer Stunde hatte allein ausgehen lassen, wo selbst die Männer nur begleitet ausgingen. Gott wachte über uns: wir begegneten Niemand und kehrten, ohne gesehen worden zu sein, nach Hause zurück.
»Als ich in das Zimmer trat, unterlag ich der Last der Aufregung und wurde ohnmächtig.«
»Oh Madame! Madame!« sprach Bussy, die Hände faltend, »wie werde ich Euch je für das danken, was Ihr für mich getan habt?«
Während eines augenblicklichen Stillschweigens, das nun eintrat, schaute Bussy Diana mit glühenden Blicken an. Die junge Frau hatte den Ellenbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf auf die Hände fallen lassen.
Mitten unter diesem Stillschweigen hörte man die Uhr der Sainte-Catherine Kirche schlagen.
»Zwei Uhr!« sprach Diana zitternd. »Zwei Uhr und Ihr noch hier!«
»Oh Madame!« flehte Bussy, »schickt mich nicht fort, ohne mir Alles mitgeteilt zu haben. Schickt mich nicht fort, ohne mir die Mittel genannt zu haben, durch die ich Euch nützlich sein kann; nehmt an, Gott habe Euch einen Bruder geschenkt, und sagt diesem Bruder, was er für seine Schwester zu tun vermag.«
»Ach! nun nichts mehr; es ist zu spät,« sprach die junge Frau.
»Was begegnete Euch am andern Tage?« fragte Bussy, »was tatet Ihr an diesem Tage, an welchem ich nur an Euch dachte, ohne jedoch sicher zu sein, ob Ihr nicht ein Traum meiner erhitzten Einbildungskraft, eine Vision meines Fiebers wäret?«
»Im Verlaufe dieses Tages ging Gertrude aus und begegnete Aurilly,« antwortete Diana. »Aurilly war zudringlicher als je: er sagte nicht ein Wort von dem, was am Abend vorher vorgefallen war, doch er bat im Namen seines Herrn um eine Zusammenkunft.
»Gertrude schien einzuwilligen, forderte jedoch eine Frist bis Mittwoch, das heißt, bis heute, um mich zu bestimmen.
»Aurilly versprach, sein Herr würde sich bis dahin Gewalt antun.
»Wir hatten also drei Tage vor uns.
»Am Abend kam Herr von Monsoreau zurück.
»Wir erzählten ihm Alles, mit Ausnahme dessen, was auf Euch Bezug halte. Wir sagten ihm, der Herzog habe die Türe mit einem falschen Schlüssel geöffnet, sei aber in dem Augenblick, wo er einzutreten im Begriffe gewesen, von fünf Edelleuten, worunter die Herren von Épernon und von Quélus, angegriffen worden. Ich hatte diese zwei Namen aussprechen hören und wiederholte sie ihm.
›Ja, ja,‹ sagte der Graf, ›es ist mir etwas hiervon zu Ohren gekommen; er hat also einen falschen Schlüssel … ich vermutete es.‹
›Könnte man nicht das Schloss verändern?‹ fragte ich.
›Er wird sich einen andern Schlüssel machen lassen,‹ sagte der Graf.
›Riegel an die Türe legen?‹
›Er wird mit zehn Mann kommen und Thür und Riegel sprengen lassen.‹
›Doch das Ereignis, das Euch Gewalt über den Herzog geben sollte?‹ bemerkte ich.
›Ist auf unbestimmte Zeit verschoben.‹
»Ich blieb stumm; der Schweiß trat auf meine Stirne und ich verleugnete mir nicht, dass es, um dem Herzog von Anjou zu entgehen, kein anderes Mittel gab, als die Frau des Grafen zu werden.«
›Mein Herr,‹ sagte ich, ›der Herzog hat sich durch das Organ seines Vertrauten verbindlich gemacht, bis Mittwoch Abend zu warten; ich verlange von Euch Frist bis Dienstag.‹
›Dienstag Abend, Madame, zu derselben Stunde werde ich hier sein,‹ sprach der Graf.
Und ohne ein Wort beizufügen, stand er auf und ging hinaus.
»Ich folgte ihm mit den Augen, doch statt sich zu entfernen, stellte er sich ebenfalls in die düstere Mauerecke der Tournelles und schien entschlossen, mich die ganze Nacht zu bewachen.
»Jeder Beweis der Ergebenheit von Seiten dieses Mannes war ein neuer Dolchstich für mein Herz.
Die zwei Tage vergingen mit der Schnelligkeit eines Augenblicks. Nichts störte uns in unserem öden Hause. Was ich während dieser zwei Tage, den raschen Flug der Stunden wahrnehmend, litt, lässt sich nicht beschreiben.
»Als die Nacht des zweiten Tages kam, war ich völlig entkräftet; jedes Gefühl schien sich allmählich von mir zurückzuziehen. Ich war kalt, stumm, scheinbar unempfindlich wie eine Bildsäule; da mein Herz allein schlug, so schien mein übriger Körper zu leben aufgehört zu haben.
»Gertrude stand am Fenster. Ich saß hier, wo ich jetzt bin, und fuhr nur von Zeit zu Zeit mit dem Sacktuche über meine von Schweiß feuchte Stirn. Plötzlich streckte Gertrude die Hand gegen mich aus; doch diese Gebärde, bei der ich früher aufgesprungen wäre, ließ mich unempfindlich.
›Mein Fräulein!‹ sagte sie.
›Nun?‹ fragte ich
›Vier Männer; … ich sehe vier Männer … sie nähern sich unserem Hause … sie öffnen die Türe … sie treten ein.‹
»Laß sie eintreten,‹ antwortete ich, ohne eine Bewegung zu machen.
›Aber diese vier, Männer sind ohne Zweifel der Herzog von Anjou, Aurilly und zwei Personen ihres Gefolges.‹
»Statt jeder Antwort zog ich meinen Dolch und legte ihn neben mich auf den Tisch.
›Oh! lasst mich wenigstens nachsehen,‹ rief Gertrude aus der Türe laufend.
›Sieh nach,‹ erwiderte ich.
»Einen Augenblick nachher trat Gertrude ein.
›Mein Fräulein,‹ sagte sie, ›es ist der Herr Graf.‹
»Ich verbarg meinen Dolch wieder in meiner Brust, ohne ein Wort zu sprechen, und wandte nur meinen Kopf gegen den Grafen um.
»Ohne Zweifel war er erschrocken über meine Blässe.
›Was sagt mir Gertrude!‹ rief er, ›Ihr hättet mich für den Herzog gehalten, und, wäre es der Herzog gewesen, Euch getötet?'«
»Ich sah ihn zum ersten Male bewegt. War diese Erschütterung wahr oder geheuchelt?«
›Gertrude hat Unrecht gehabt, Euch das zu sagen,‹ versetzte ich, ›sobald es nicht der Herzog ist, ist Alles gut.‹
»Es trat ein kurzes Stillschweigen ein.
›Ihr wisst, dass ich nicht allein gekommen bin,‹ sagte der Graf.
›Gertrude hat vier Männer gesehen.‹
›Ihr vermutet, wer sie sind?‹
›Ich nehme an, der eine ist ein Priester und die zwei andern sind Eure Zeugen.‹
›Ihr seid also bereit, meine Frau zu werden?‹
›Ist das nicht eine abgemachte Sache? Nur erinnere ich mich des Vertrags; es war verabredet, dass ich mich ohne eine von meiner Seite anerkannte Dringlichkeit nicht anders, als in Gegenwart meines Vaters verheiraten würde.‹
›Auch ich erinnere mich vollkommen dieser Bedingung, mein Fräulein; doch glaubt Ihr nicht, dass eine solche Dringlichkeit vorliegt?‹
›Ja, ich glaube es.‹
›Nun?‹
›Ich bin bereit, Euch zu heiraten, mein Herr, aber vergesst nicht, dass ich nicht eher wirklich Eure Frau sein werde, als bis ich meinen Vater wiedergesehen habe.‹
»Der Graf faltete die Stirne, biss sich auf die Lippen und sprach:
›Mein Fräulein, es ist nicht meine Absicht, Eurem Willen Zwang anzutun; hattet Ihr Euer Wort verpfändet, so gebe ich es Euch zurück: Ihr seid frei; nur …‹
»Er näherte sich dem Fenster, warf einen Blick auf die Straße und fügte bei:
›Nur schaut hier.‹
»Ich stand auf, in Bewegung gesetzt durch die mächtige Anziehungskraft, welche uns antreibt, uns von unserem Unglück zu überzeugen, und erblickte unter dem Fenster einen in einen Mantel gehüllten Mann, der ein Mittel zu suchen schien, um in das Haus zu dringen.
»Oh, mein Gott!« rief Bussy, »und Ihr sagt, dies sei gestern gewesen?«
»Ja, Graf, gestern gegen neun Uhr Abends.«
»Fahrt fort,« sprach Bussy.
»Nach einem Augenblick kam ein zweiter Mann zu dem ersten; der zweite hielt eine Laterne in der Hand.«
»Was denkt Ihr von diesen beiden Männern?‹ fragte mich Herr von Monsoreau.
›Ich denke, es ist der Herzog und sein Vertrauter,‹ antwortete ich.
Bussy stieß einen Seufzer aus.
›Nun befehlt,‹ fuhr der Graf fort, »«soll ich bleiben, soll ich mich entfernen?‹
»Ich schwankte einen Augenblick; ja, trotz des Briefes von meinem Vater, trotz der geschworenen Zusage, trotz der gegenwärtigen, fühlbaren, drohenden Gefahr, schwankte ich; und wären diese Männer nicht da gewesen …«
»Oh! ich Unglücklicher!« rief Bussy, »der Mann mit dem Mantel war ich, und derjenige, welcher die Laterne trug, war Remy der Haudouin, der junge Arzt, den Ihr hattet rufen lassen.«
»Ihr wart es!« rief Diana ganz bestürzt.
»Ja, ich; ich, der ich immer mehr von der Wirklichkeit meiner Erinnerungen überzeugt, das Haus, in welchem man mich aufgenommen, das Zimmer, in das man mich gebracht hatte, und die Frau, oder vielmehr den Engel, der mir erschienen, wieder aufzufinden suchte. Oh! ich hatte also sehr Unrecht, wenn ich mich einen Unglücklichen nannte!«
Und Bussy blieb wie niedergeschmettert von dem Gewicht dieses unseligen Verhängnisses, das sich seiner bedient hatte, um Diana zu bestimmen, ihre Hand dem Grafen zu geben.
»Ihr seid somit seine Frau?« sprach er nach einem Augenblick.
»Seit gestern,« antwortete Diana.
Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, das nur durch den keuchenden Atem der zwei jungen Leute unterbrochen wurde.
»Doch Ihr?« fragte plötzlich Diana, »wie seid Ihr in dieses Haus gekommen, und wie findet Ihr Euch hier?«
Bussy zeigte ihr stillschweigend den Schlüssel.
»Ein Schlüssel!« rief Diana, »woher habt Ihr diesen Schlüssel, wer hat Euch denselben gegeben?«
»Hatte Gertrude dem Prinzen nicht versprochen, ihn diesen Abend bei Euch einzuführen? Der Prinz sah Herrn von Monsoreau und sah mich; da Herr von Monsoreau und ich auch ihn gesehen hatten, so befürchtete er eine Falle und schickte mich an seiner Stelle.«
»Und Ihr nahmt den Auftrag an?« sagte Diana im Tone des Vorwurfs.
»Es war das einzige Mittel, zu Euch zu dringen. Solltet Ihr so ungerecht sein, es mir zu verargen, dass ich eine der größten Freuden und einen der größten Schmerzen meines Lebens aufsuchte?«
»Ja, ich verarge es Euch, denn es wäre besser gewesen, Ihr hättet mich nicht wiedergesehen und mich, meinen Anblick meidend, vergessen.«
»Nein, Madame,« sprach Bussy, »Ihr täuscht Euch. Gott hat mich im Gegenteil zu Euch geführt, um tiefer in dieses Gewebe zu dringen, dessen Opfer Ihr seid. Hört, von dem Augenblicke an, wo ich Euch sah, widmete ich Euch mein Leben. Die Sendung, die ich mir auferlegt habe, beginnt. Ihr habt Kunde von Eurem, Vater verlangt?«
»Oh! ja,« rief Diana, »denn ich weiß in der Tat nicht, was aus ihm geworden ist.«
»Wohl!« sprach Bussy, »ich übernehme es, Euch Kunde zu geben; nur bewahrt ein gutes Andenken demjenigen, welcher von dieser Stunde an durch Euch und für Euch leben wird.«
»Doch dieser Schlüssel?« fragte Diana unruhig.
»Dieser Schlüssel,« sagte Bussy, »ich gebe ihn Euch zurück, denn ich will ihn nur von Eurer Hand empfangen; verpfände Euch jedoch mein adeliges Ehrenwort, dass nie eine Schwester den Schlüssel ihres Zimmers einem ergebeneren und ehrfurchtsvolleren Bruder anvertraut haben wird.«
»Ich baue auf das Wort des braven Bussy, nehmt, mein Herr,« sprach Diana und gab dem jungen Manne den Schlüssel zurück.
»Madame,« rief Bussy, »in vierzehn Tagen werden wir wissen, was Herr von Monsoreau wirklich ist.«
Und er grüßte Diana mit einer Ehrfurcht, in welche sich glühende Liebe und tiefe Traurigkeit mischten, und verschwand auf der Treppe.
Diana neigte den Kopf gegen die Türe, um auf das abnehmende Geräusch der Tritte des jungen Mannes zu hören, und dieses Geräusch war längst erloschen, als sie, das Herz springend und die Augen in Tränen gebadet, immer noch horchte.
Sechzehntes Kapitel
Wie der König Heinrich III. reiste und wie viel Zeit er brauchte, um von Paris nach Fontainebleau zu kommen
Als sich der Tag vier oder fünf Stunden nach den von uns erzählten Ereignissen erhob, sah er bei dem Scheine einer bleichen Sonne, welche kaum die Fransen einer röthlichen Wolke versilberte, den Aufbruch von Heinrich III. nach Fontainebleau, wo erwähnter maßen für den zweiten Tag eine große Jagd beabsichtigt war.
Dieser Aufbruch, der bei einem Andern unbemerkt geblieben wäre, bildete, wie alle Handlungen im Leben dieses seltsamen Fürsten, dessen Regierung wir zu skizzieren unternommen haben, im Gegenteil ein Ereignis durch die geräuschvolle Bewegung, welche dadurch veranlasst wurde.
Auf dem Quai des Louvre erschienen wirklich gegen acht Uhr Morgens, in langen Reihen aus der großen zwischen der Tour du Coin und der Rue de l'Astruce liegenden Pforte hervorkommend, eine Menge von Edelleuten im Dienste, auf guten Pferden reitend und in Pelzmäntel gehüllt, sodann Pagen ohne Zahl, hierauf eine Welt von Lackeien, und endlich eine Compagnie von Schweizern, welche unmittelbar der königlichen Sänfte voranging.
Diese von acht reich gezäumten Maultieren gezogene Sänfte verdient eine besondere Erwähnung.
Es war eine ein langes Viereck bildende Maschine, getragen von vier Rädern, im Innern ganz ausgeschmückt mit Kissen, außen ganz drapirt mit Brocatvorhängen; sie mochte ungefähr fünfzehn Fuß lang und acht Fuß breit sein. An zu schwierigen Stellen oder bei zu steilen Bergen ersetzte man die acht Maultiere durch eine ungeheure Anzahl von Ochsen, deren langsames, aber kräftiges, halsstarriges Wesen die Schnelligkeit allerdings nicht vermehrte, aber wenigstens die Sicherheit verlieh, dass man, wenn nicht eine Stunde, doch mindestens zwei bis drei Stunden später am Ziele ankommen müsse.
Diese Maschine enthielt den König Heinrich und seinen ganzen Hof, mit Ausnahme der Königin Louise von Vaudemont, welche, es ist nicht zu leugnen, abgesehen von den Pilgerfahrten und Prozessionen, so wenig zu dem Hofe ihres Gemahls gehörte, dass es sich nicht der Mühe lohnt, davon zu sprechen.
Lassen wir also die arme Königin bei Seite und sagen wir, woraus der Reisehof des Königs bestand.
Er bestand vor Allem aus König Heinrich III., aus seinem Arzte Marc Miron, aus seinem Kaplan, dessen Name nicht bis auf unsere Zeit aufbewahrt worden ist, aus seinem Narren Chicot, unserem alten Bekannten, aus fünf bis sechs in Gunst stehenden Mignons, welche für den Augenblick Quélus, Schomberg, Épernon, d'O und Maugiron waren, aus einem Paar großer Windhunde, welche mitten durch diese sitzende, liegende, stehende, kniende, anlehnende Welt ihre langen Schlangenköpfe von Minute zu Minute zu einem übermäßigen Gähnen durchstreckten, und einem Körbchen kleiner englische Hunde, das der König bald auf seinem Schoße, bald an einer Kette oder an Bändern an seinem Halse hängend trug.
Von Zeit zu Zeit zog man aus einer zu diesem Behufe angebrachten Nische eine Hündin mit vollen Brüsten, welche diesem ganzen Körbchen mit kleinen Hunden zu trinken gab, das mitleidig und ihre spitzige Schnauze an den Rosenkranz von Totenköpfen haltend, der in der linken Hand des Königs klapperte, die zwei Windhunde betrachteten, welche, sicher der großen Gunst, der sie sich erfreuten, sich nicht einmal die Mühe gaben, eifersüchtig zu werden.
An der Decke der Sänfte schaukelte sich ein Käfig von vergoldetem Kupferdraht, die schönsten Turteltauben der Welt enthaltend, Turteltauben mit einem schneeweißen Gefieder und einem doppelten schwarzen Halsbande.
Kam zufällig eine Frau in die königliche Sänfte, so vermehrte sich die Menagerie um zwei bis drei Affen von der Art der Ouistitis oder der Sapajous, denn der Affe war in diesem Augenblick das Lieblingstier der eleganten Damen am Hofe des letzten Valois.
Eine Liebe Frau von Châtres, von Jean Goujon für den König Heinrich II. aus Marmor ausgehauen, stand im Hintergrunde der Sänfte in einer vergoldeten Nische und senkte auf ihren göttlichen Sohn Blicke herab, welche über das, was sie sahen, ganz erstaunt zu sein schienen.
Alle Pamphlete der Zeit, und es fehlte nicht daran, alle satirische Gedichte jener Epoche, und es wurden solche in großer Anzahl geboren, erwiesen dieser Sänfte die Ehre, sich sehr häufig mit ihr zu beschäftigen, und bezeichneten sie mit dem Namen Arche Noah.
Der König saß im Hintergrunde der Sänfte, gerade unter der Nische Unserer Lieben Frau; zu seinen Füßen flochten Quélus und Maugiron Bänder, was eine von den ernsthaftesten Beschäftigungen der jungen Leute jener Zeit war, von denen es einige durch eine bis dahin unbekannte und seitdem nicht wieder aufgefundene Kombinationskraft dahin gebracht hatten, dass sie zwölfteilige Flechten zu machen wussten; Maugiron vollendete in einer Ecke eine Stickerei mit seinem Wappen mit einer neuen Devise, die er gefunden zu haben glaubte, aber nur wiedergefunden hatte; in der andern Ecke plauderten der Kaplan und der Doktor; d'O und Épernon schauten durch die Öffnungen und gähnten, zu früh aufgeweckt, wie die Windhunde; auf einem von den Schlägen sitzend, die Beine zur Maschine hinaus hängend, um stets je nach seiner Laune zum Aussteigen oder Einsteigen bereit zu sein, saß endlich Chicot, sang Hymnen, deklamierte Pasquille oder machte nach der Wut der Zeit Anagramme, und fand in jedem Namen eines Höflings, mochte er ein französischer oder ein lateinischer sein, für denjenigen, dessen Individualität er verstümmelte, unendlich unangenehme Persönlichkeiten.
Als man auf den Platz des Châtelet kam, stimmte Chicot ein geistliches Lied an.
Der Kaplan, der, wie gesagt, mit Miron plauderte, wandte sich um und faltete die Stirne.
»Chicot, mein Freund,« sprach Seine Majestät, »nimm Dich in Acht, haue meine Mignons, zerlege meine Majestät in Stücke, sage von Gott, was Du willst, Gott ist gut, aber entzweie Dich nicht mit der Kirche.«
»Ich danke für den Rat, mein Sohn,« sagte Chicot, »ich sah nicht unsern würdigen Kaplan, der dort mit dem Doktor über den letzten Todten spricht, den dieser ihm zum Begraben zugeschickt hat, und sich darüber beklagt, dass es der Dritte an einem Tage war, und zwar stets zu den Stunden seiner Mahle, was ihn gewaltig belästigt. Keine Hymnen, Du sprichst goldene Worte; das ist zu, alt. Ich will Dir ein ganz neues Lied singen.«
»Auf welche Melodie?« fragte der König.
»Immer dieselbe,« sagte Chicot, und er fing an aus voller Kehle zu singen:
»Zweimal hundert Milliönchen
Schuldet Catharinens Söhnchen,
»Ich bin mehr schuldig,« sagte Heinrich, »Dein Dichter ist schlecht unterrichtet, Chicot.«
Chicot fuhr fort, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen:
»Zweimal hundert Milliönchen
Schuldet Catharinens Söhnchen,
Die die Mignons nur verschwendet;
Rasch den Witz nun aufgewendet,
Neue Steuern zu erfinden,
Eingeweid heraus zu winden
Aus des armen Volkes Haut,
Das sein Leben muss hinziehen
An den Klauen der Harpyen,
Deren Maul nur frißt, nie kaut.«
»Gut!« rief Quélus, während er an seiner Seide flocht, »Du hast eine schöne Stimme; die zweite Strophe, mein Freund.«
»Höre, Valois,« sagte Chicot, ohne Quélus zu antworten, »verhindere doch Deine Freunde, mich ihren Freund zu nennen; das demütigt mich.«
»Sprich in Versen, Chicot,« erwiderte der König, »Deine Prosa taugt nichts.«
»Gut,« versetzte Chicot und fuhr dann fort:
»Seht, wie üppig Tracht und Worte,
Führte sie ein ehrlich Weib,
Schimpfte man zum Zeitvertreib
Bald gewiss an jedem Orte.
Stach der steifen Krause Falten
Muss sich streng ihr Hals gestalten;
Weizen stärkt nicht mehr genug,
Das Hemd kriegt da und dort 'neu Bug,
Und wird erst zierlich, rein und weiß,
Seitdem man stärkt mit teurem Reiß.«
»Bravo!« sagte der König, »nicht wahr, d'O du hast die Stärke von Reiß erfunden?«
»Nein, Sire,« entgegnete Chicot, »Herr von Saint-Mégrin, der im vorigen Jahr unter den Streichen von Herrn von Mayenne gestorben ist; den Teufel! nehmt dem armen Toten dieses Verdienst nicht, er zählt nur auf diese Stärke und auf das, was er Herrn von Guise getan hat, um auf die Nachwelt überzugehen; würdet Ihr ihm die Stärke nehmen, so müsste er auf halbem Wege stehen bleiben.«
Und ohne auf das Gesicht des Königs Rücksicht zu nehmen, das sich bei dieser Erinnerung sichtbar verdüsterte, fuhr Chicot fort:
»Erlasst mir die dritte Strophe, die sich gar zu ausführlich über den Gummi in ihren Haaren verbreitet, und eben so übergehe ich die vierte wegen ihrer unmoralischen Anspielungen. Doch die fünfte soll Euch nicht vorenthalten werden:
Glaubet, Frankreichs stolze Ahnen,
Die mit ihren Siegerwaffen
Ruhm und Ehre sich geschaffen,
Oft gebeugt des Feindes Fahnen,
Deren Mut sich stets bewähret,
Die man nah und fern geehret,
Glaubet, Freunde, glaubet nicht,
Dass sie die Perrück frisierten,
Mit gestärktem Hemd sich zierten,
Daß geschminkt sie ihr Gesicht.«
»Bravo!« rief Heinrich, »wenn mein Bruder da wäre, müsste er Dir sehr dankbar sein, Chicot.«
»Wen nennst Du Deinen Bruder, mein Sohn? Etwa Joseph Foulon, den Abt von Sainte-Geneviève, bei welchem Du, wie man sagt, Dein Gelübde ablegen willst?«
»Nein,« versetzte Heinrich, der sich allen Scherzen von Chicot hingab. »Ich spreche von meinem Bruder Franz.«
»Ah! Du hast Recht, jener ist nicht Dein Bruder in Gott, sondern im Teufel. Gut! gut! Du sprichst von Franz, Sohn von Frankreich durch die Gnade Gottes, Herzog von Brabant, Luxemburg, Geldern, Alençon, Anjou, Touraine, Berry, Évreux und Château-Tierry, Graf von Flandern, Holland, Seeland, Zutphen, Maine und Perche, von Mantes, Meulan und Beaufort, Markgraf des heiligen römischen Reichs, Herr von Friesland und Mecheln, Verteidiger der belgischen Freiheit, dem die Natur eine Nase gegeben, dem die Pocken zwei Nasen gegeben, und über den ich folgende Strophe gemacht habe:
Meine Herren, staunet nicht,
Wenn Ihr an Franz zwei Nasen seht,
Denn ein doppeltes Gesicht
Stets auch mit zwei Nasen geht.«
Die Mignons brachen in ein Gelächter aus, denn der Herzog von Anjou war ihr persönlicher Feind und das Epigramm gegen den Prinzen ließ sie einen Augenblick das Pasquill vergessen, das Chicot gegen sie gesungen hatte.
Der König, der bis jetzt nur die Spritzer dieses laufenden Feuers erhalten hatte, lachte lauter als alle Andere, schonte Niemand, gab Zucker und Pasteten seinen Hunden, und fiel mit der Zunge über seinen Bruder und über seine Freunde her.
Plötzlich rief Chicot:
»Oh! das ist nicht politisch, Heinrich, das ist vermessen und unklug.«
»Was denn?« versetzte der König.
»Nein, so wahr ich Chicot heiße, Du solltest dergleichen Dinge nicht zugestehen … Pfui doch!«
»Was für Dinge?« fragte Heinrich erstaunt.
»Das, was Du alle Tage von Dir selbst sagst, wenn Du Deinen Namen unterzeichnest; ah! Henriquet, ah! mein Sohn.«
»Gebt Acht, Sire,« rief Quélus, der irgend eine Bosheit unter der äußerst gutmütigen Miene von Chicot vermutete.
»Was Teufels willst Du damit sagen, Narr?« fragte der König.
»Wie unterzeichnest Du, lass hören?«
»Bei Gott ich unterzeichne … ich unterzeichne … Henri de Valois.«
»Gut, merkt auf, meine Herren!« sagte Chicot, »lässt sich nicht ein V in diesen dreizehn Buchstaben finden?«
»Allerdings, Valois beginnt mit einem V.«
«Nehmt Eure Schreibtafel, Herr Kaplan, denn Ihr sollt den Namen hören, unter dem Ihr fortan den König einzutragen habt: Henri de Valois ist nur ein Anagramm.«
»Wie so?«
»Ja, nur ein Anagramm, ich will Euch den wahren Namen Seiner gegenwärtig regierenden Majestät nennen. Wir sagen: In Henri de Valois findet sich ein V, setzt ein V auf Eure Schreibtafel.«
«Es ist geschehen,« antwortete Épernon.