Kitabı oku: «La San Felice Band 6», sayfa 6
Siebentes Capitel.
In welchem der Unterschied zwischen freien und unabhängigen Völkern auseinandergesetzt wird
Der König hielt das Caracciolo gegebene Versprechen. Laut und entschlossen erklärte er im Cabinetsrath, daß er nach der Volksmanifestation, deren Zeuge er am Abende vorher gewesen, sich vorgenommen habe, in Neapel zu bleiben und den Franzosen den Einmarsch in sein Königreich bis aufs Aeußerste streitig zu machen.
Gegen eine so bestimmt ausgesprochene Erklärung war keine Opposition möglich. Diese Opposition hätte nur durch die Königin geschehen können, und beruhigt durch Actons positives Versprechen, daß er ein Mittel finden würde, den König zur Abreise nach Sicilien zu bewegen, hatte sie einem offenen Kampf entsagt, in welchem Ferdinand, wie dies bei seinem Charakter vorauszusehen war, die größte Starrköpfigkeit entwickelt haben würde.
Als der König den Cabinetsrath verließ, fand er den Cardinal Ruffo in seinem Zimmer.
Dieser hatte seinerseits und einer gewohnten Pünktlichkeit gemäß gethan, was er mit dem König verabredet.
Ferrari war in der Nacht bei ihm gewesen und eine Stunde später nach Wien mit dem gefälschten Brief abgereist, welcher dem Kaiser vorgelegt werden sollte.
Es lag Ferdinand viel daran, sich mit dem Kaiser nicht zu veruneinigen, denn dieser war in Folge des Einflusses, den er in Italien ansübte, der Einzige, der ihn gegen Frankreich aufrecht erhalten konnte, eben so wie in entgegengesetzter Beziehung Frankreich die einzige Macht war, welche den Kampf gegen Oesterreich aufzunehmen vermochte.
Eine im Namen des Königs von Ruffo's Hand geschriebene und von diesem unterzeichnete erklärende Note begleitete den Brief und gab zu diesem Räthel den Schlüssel, ohne welchen der Kaiser es niemals hätte begreifen können,
Der König erzählte ihm, was zwischen ihm, Caracciolo und Nelson gesprochen worden. Ruffo zollte dem König Beifall und bestand auf einer Conferenz zwischen ihm und Caracciolo in Gegenwart des Königs.
Es ward beschlossen, die Nachricht von der Wirkung abzuwarten, welche Pronios Manifest in den Abruzzen hervorgerufen haben würde. Je nach diesem Ergebniß wollte man einen Entschluß fassen.
Noch denselben Tag empfing der König den Besuch des jungen Corsen Cesare. Man erinnert sich, daß er ihn zum Capitän gemacht und ihm befohlen hatte, sich ihm in seiner neuen Uniform vorzustellen, damit er, der König, sich überzeugen könne, daß seine Befehle ausgeführt worden und daß der Kriegsminister dem jungen Mann sein Patent ausgestellt.
Acton, der mit der Vollziehung des königlichen Willens beauftragt war, hatte Sorge getragen, dies zu thun, und der junge Mann, den die Thürsteher wegen seiner Aehnlichkeit mit dem Kronprinzen anfänglich für diesen angesehen, präsentierte sich bei dem König mit seiner Uniform bekleidet und im Besitze eines Patents.
Der junge Capitän war freudig erregt und stolz. Er kam, um dem König seine Dienste und die seiner Cameraden zu Füßen zu legen.
Ein einziger Umstand verhinderte sie, sofort Beweise von diesem Diensteifer zu geben.
Die alten Prinzessinnen hielten sie bei ihrem ihnen gegebenen Wort, ihnen als Leibgarde zu dienen, und wollten dieses Wort nicht eher zurückgeben, als bis sie sich an Bord des Schiffes befänden, welches sie nach Triest bringen sollte.
Die sieben jungen Leute hatten sich daher verbindlich gemacht, sie bis nach Manfredonia, den Ort ihrer Einschiffung, zu begleiten. Von Manfredonia wollten sie, sobald die Prinzessinnen einmal eingeschifft wären, nach Neapel zurückkehren, um ihren Platz unter den Vertheidigern des Thrones und des Altars einzunehmen.
Es dauerte nicht lange, so liefen die Nachrichten ein, welche man von Pronio erwartete.
Dieselben übertrafen Alles, was man hoffen konnte. Die Stimme des Königs hatte einen Wiederhall gefunden, als ob es die Stimme Gottes gewesen wäre.
Die Priester, die Edelleute, die Beamten hatten sich zum Echo derselben gemacht; der Ruf: »Zu den Waffen!« hallte von Isoletta bis nach Capua und von Aquila bis nach Itri.
Pronio hatte auch Fra Diavolo und Mammone gesprochen und die ihnen zugedachte Mission angekündigt.
Mit Begeisterung hatten sie sich dazu bereiterklärt. Mit ihrem Patent in der Hand und dem Namen des Königs im Munde hatte ihre Macht keine Grenzen, denn das Gesetz schützte sie, anstatt sie zu zügeln.
Von nun an konnten sie ihrer Brigandage eine politische Farbe geben und versprachen, das ganze Land aufzuwiegeln.
Die Brigandage ist nämlich in den Provinzen des südlichen Italiens eine nationale Sache. Sie ist eine einheimische Frucht, welche im Gebirge gedeiht. Man könnte, wenn man von den Naturerzeugnissen der Abruzzen, der Terra di Lavoro, der Basilicata und Calabriens spricht, sagen: Die Thäler erzeugen Getreide, Mais und Feigen; die Hügel Oliven, Nüsse und Trauben, die Gebirge Briganden.
Die Brigandage ist in den von mir soeben aufgezählten Provinzen ein Handwerk wie jedes andere. Man ist Brigand ebenso, wie man Bäcker, Schneider oder Schuhmacher ist. Das Handwerk hat nichts Entehrendes. Der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester des Brigand werden durch das Handwerk ihres Sohnes oder ihres Bruders durchaus nicht geschändet, weil ja das Handwerk selbst nicht zum Makel gereicht.
Der Brigand arbeitet acht oder neun Monate des Jahres, das heißt im Frühling, Sommer und Herbst. Nur die Kälte und der Schnee vertreiben ihn aus dem Gebirge und in sein Dorf zurück. Er betritt dasselbe wieder und ist willkommen. Er begegnet dem Richter, grüßt ihn und wird von ihm wieder gegrüßt. Oft ist er der Freund, zuweilen der Verwandte desselben.
Bei Rückkehr des Frühlings greift er wieder zu seiner Flinte, seinen Pistolen, einem Dolch und kehrt in die Gebirge zurück.
Daher das Sprichwort: Die Brigands kommen mit den Blättern hervor.
Seitdem es in Neapel eine Regierung gibt – und ich habe alle Archive vom Jahre 1503 bis auf unsere Zeit zu Rathe gezogen – gibt es auch Ordonnanzen gegen die Brigands und seltsamerweise sind die Ordonnanzen der spanischen Vicekönige genau dieselben wie die der italienischen Gouverneure, weil die Verbrechen dieselben sind: Diebstähle mit Einbruch, Raub mit bewaffneter Hand auf der Heerstraße, Erpressungsbriefe mit Androhung von Brandstiftung, Verstümmelung und Mord und Verwirklichung dieser angedrohten Verbrechen, wenn die Briefe nicht die erwartete Wirkung äußern.
In Zeiten der Revolution gewinnt die Brigandage riesige Verhältnisse. Die politische Meinung wird ein Vorwand, die Fahne eine Entschuldigung.
Der Brigand gehört stets der Reactionspartei an, das heißt er ist für Thron und Altar, weil nur diese beiden dergleichen Bundesgenossen annehmen, während dagegen die Liberalen, die Progressisten und die Revolutionäre sie zurückweisen und verachten.
Die berüchtigtsten Jahre in den Annalen der Brigandage sind die Jahre politischer Reaction, wie zum Beispiel 1799, 1809, 1821, 1848, 1862, das heißt alle Jahre, wo die absolute Gewalt, nachdem sie eine Niederlage erlitten, die Brigandage zu Hilfe ruft.
Die Brigandage ist in diesem Falle um so mehr unausrottbar, als sie von den Behörden unterstützt wird, welche zu andern Zeiten die Aufgabe haben, sie zu unterdrücken. Die Syndici, die Adjuncte, die Capitäne der Nationalgarde sind nicht blos Manutengoli, das heißt: Unterstützer der Brigands, sondern oft selbst dergleichen.
Hauptsächlich sind es die Priester und die Mönche, welche die Brigandage moralisch unterstützen. Sie sind die Seele derselben. Die Brigands, welche von ihnen den Aufstand haben predigen hören, empfangen, wenn sie sich demselben angeschlossen, von ihnen geweihte Medaillen, welche sie unverwundbar machen sollen. Werden sie zufällig trotz der Medaille verwundet, todtgeschlagen oder erschossen, so ist die auf Erden ohnmächtige Medaille eine untrügliche Einlaßmarke in den Himmel.
Der gefangene Brigand steht mit dem Fuße auf ersten Sprosse jener Jacobsleiter, welche direkt in das Paradies führt. Er küßt die Medaille und stirbt heldenmüthig, in der Ueberzeugung, daß die tödtliche Kugel ihn die übrigen Stufen ersteigen läßt.
Woher aber rührt dieser Unterschied zwischen den Individuen und den Massen? Woher kommt es, daß der Soldat zuweilen beim ersten Kanonenschuß flieht, während der Bandit als Held stirbt?
Wir wollen versuchen, es zu erklären, denn ohne diese Erklärung würde der weitere Verlauf unserer Erzählung eine gewisse Unruhe in dem Gemüth unserer Leser zurücklassen. Sie würden sich fragen, woher dieser moralische und physische Widerspruch zwischen denselben Menschen, wenn sie in Massen versammelt sind, und wenn sie einzeln kämpfen.
Der Grund ist folgender:
Der Muth der Massen ist die Tugend der freien Völker.
Der persönliche Muth ist die Tugend der Völker welche blos unabhängig sind.
Beinahe alle Gebirgsvölker – die Schweizer, die Corsen, die Schotten, die Sicilianer, die Montenegriner, die Albanesen, die Drusen, die Circassier – können die Freiheit sehr wohl entbehren, dafern man ihnen die Unabhägigkeit läßt.
Erklären wir nun den ungeheuren Unterschied, welcher zwischen den beiden Worten Freiheit und Unabhängigkeit besteht.
Die Freiheit ist der Verzicht, welchen jeder Bürger auf einen Theil seiner Unabhängigkeit leistet, um davon einen gemeinschaftlichen Fonds zu bilden, welchen man das Gesetz nennt.
Die Unabhängigkeit ist für den Menschen der vollständige Gemuß aller seiner Fähigkeiten, die Befriedigung aller seiner Wünsche.
Der freie Mensch ist der Mensch der Gesellschaft; er stützt sich auf seinen Nachbar, welcher sich seinerseits auf ihn stützt; und da er bereit ist, sich für den Andern zu opfern, so hat er das Recht zu verlangen, daß die Andern sich auch für ihn opfern.
Der unabhängige Mensch ist der Mensch der Natur. Er verläßt sich nur auf sich selbst. Sein einziger Bundesgenosse ist das Gebirge und der Wald; sein Schutz ist ein Feuerrohr und ein Dolch, seine Hilfstruppen sind Auge und Ohr.
Aus freien Männern bildet man Armeen, aus unabhängigen Männern macht man Banden.
Zu freien Männern sagt man wie Bonaparte bei den Pyramiden: »Schließt die Reihen!«
Zu unabhängigen Männern sagt man wie Charrette bei Machecoul: »Macht Euch lustig, Jungens!«
Der freie Mann erhebt sich auf den Ruf eines Königs oder seines Vaterlands. Der unabhängige Mann erhebt sich auf den Ruf eines Eigennutzes und seiner Leidenschaft.
Der freie Mann kämpft.
Der unabhängige Mann schlägt todt.
Der Freie sagt: Wir.
Der Unabhängige sagt: Ich.
Der freie Mensch ist die Brüderlichkeit.
Der unabhängige Mensch ist blos der Egoismus.
Nun befanden sich die Neapolitaner im Jahre 1798 nur erst im Zustand der Unabhängigkeit. Sie kannten weder die Freiheit noch die Brüderlichkeit. Deshalb wurden sie in regelmäßiger Schlacht durch eine Armee überwunden, welche fünfmal weniger zahlreich war als die ihrige.
Die Landleute der neapolitanischen Provinzen sind aber stets unabhängig gewesen.
Auf den Ruf der Mönche, die im Namen Gottes, auf den Ruf des Königs, der im Namen der Familie, besonders auf den Ruf des Haffes, der im Namen der Habgier, der Plünderung und des Mordes sprach, erhob sich daher Alles.
Jeder nahm sein Gewehr, sein Beil, sein Messer und rückte ins Feld ohne andern Zweck als die Vernichtung, ohne andere Hoffnung als Plünderung.
Er unterstützte seinen Anführer, ohne ihm zu gehorchen, und folgte seinem Beispiel, aber nicht seinen Befehlen.
Massen waren vor den Franzosen geflohen, einzelne Männer marschierten gegen sie.
Eine Armee war verschwunden, ein Volk tauchte aus dem Boden auf.
Es war auch Zeit. Die Nachrichten, welche von der Armee einliefen, lauteten fortwährend ungünstig.
Ein Theil der Armee hatte sich unter den Befehlen eines General Moesk, den Niemand kannte – nicht einmal Nelson, der in seinen Briefen fragt, wer er sei – nach Calvi zurückgezogen und sich dort verschanzt.
Macdonald, welcher, wie wir erwähnt, von Championnet beauftragt worden, den Sieg zu verfolgen und den Rückzug der königlichen Truppen zu beunruhigen, hatte dem General Maurice Mathieu Befehl gegeben, diese Stellung zu nehmen.
Mathieu faßte demgemäß auf allen Höhen, welche die Stadt beherrschte, Posto und forderte den General Moesk auf, sich zu ergeben.
Dieser erklärte sich dazu bereit, aber unter Bedingungen, auf welche nicht eingegangen werden konnte.
General Maurice Mathieu gab sofort Befehl, in die Mauern eines Klosters Bresche zu schießen und durch dieselbe in die Stadt einzudringen.
Nachdem der zehnte Schuß abgefeuert worden, erschien ein Parlamentär. Ohne denselben aber sprechen zu lassen, sagte der General Maurice Mathieu zu ihm:
»Entweder sich auf Gnade und Ungnade ergeben, oder über die Klinge springen.«
Die Königlichen ergaben sich auf Gnade und Ungnade.
Die Schnelligkeit der von Macdonald geführten Schläge rettete einen Theil der von Mack gemachten Gefangenen, konnte sie aber nicht alle retten.
In Ascoli waren dreihundert Republikaner an Bäume gebunden und erschossen worden.
In Abricalli hatte man dreißig Kranke oder Verwundete, von welchen einige so eben erst amputiert worden, in der Ambulanz erschlagen.
Die andern waren auf dem Stroh liegend ohne Erbarmen verbrannt worden.
Championnet aber hatte, seiner Proclamation treu, alle diese Barbareien blos durch Acte der Humanität erwidert, welche zu den Grausamkeiten der königlichen Soldaten einen eigenthümlichen Gegensatz bildeten.
Nur der General Damas, ein französischer Emigrant und der in dieser Eigenschaft seinen Degen dem Dienste Ferdinands widmen zu müssen geglaubt, hatte in Folge jener furchtbaren Niederlage bei Civita Castellana die Ehre der weißen Fahne aufrecht erhalten.
Von dem General Mack, der nur an Eins gedacht, nämlich den König zu retten, mit einer Colonne von siebentausend Mann vergessen, ließ er den General Championnet, welcher, wie man weiß, eben nach Rom zurückgekehrt war, um die Erlaubniß bitten, durch die Stadt marschieren zu dürfen und zu den Trümmern der königlichen Armee am Teverone zu stoßen – Trümmern, welche, wie wir bereits gesagt, immer noch fünfmal zahlreicher waren als die siegreiche Armee.
Championnet ließ einen jener jungen Officiere kommen, die gleich einer Pflanzschule seine Umgebung bildeten.
Es war der Generalstabschef Bonami.
Diesem befahl er, von dem Stand der Dinge Kenntniß zu nehmen und ihm darüber Bericht zu erstatten.
Bonami stieg zu Pferde und brach sofort auf.
Diese großartige Epoche der Republik ist die, wo jeder Officier der französischen Armeen, so wie er an den Augen des Lesers vorübergeht, eigentlich eine Beschreibung verdient, welche an die erinnert, die Homer in der Iliade den griechischen Anführern, und Tasso in dem »befreiten Jerusalem« den Befehlshabern der Kreuzzüge widmet.
Wir wollen uns jedoch damit begnügen, zu sagen, daß Bonami, wie Thiébaut, einer jener denkenden und entschlossenen Männer war, zu welchen ein General sagen kann: »Sehen Sie mit Ihren Augen und handeln Sie den Umständen gemäß.«
An der Porta Solara begegnete Bonami der Cavallerie des Generals Rey, welche in die Stadt zurückzumarschieren begann.
Er unterrichtete diesen von dem, um was es sich handelte, und forderte, ohne durch einen Befehl dazu berechtigt zu sein, ihn auf, Recognoscirungen auf der Straße von Albano und Frascati vorzunehmen.
Er selbst ging an der Spitze eines Detachements Cavallerie über die Ponte Molla, im Alterthum die Milviusbrücke, und ritt so rasch, als sein Pferd ihn zu tragen vermochte, in der Richtung weiter, wo, wie er wußte, der General Damas zu finden war, während General Rey mit seinem Detachement und Macdonald mit seiner leichten Cavallerie ihm folgten.
Bonami hatte sich so beeilt, daß er die Truppen Macdonald's und Reys hinter sich gelassen, welche wenigstens eine Stunde brauchten, um ihn einzuholen. Um ihnen dazu Zeit zu lassen, präsentierte er sich als Parlamentär.
Man führte ihn zum General Damas.
»Sie haben an den Obercommandanten der französischen Armee geschrieben, General?« sagte er zu ihm. »Er schickt mich zu Ihnen, damit Sie mir auseinandersetzen, was Sie von ihm wünschen.«
»Freien Durchmarsch für meine Division,« antwortete der General Damas.
»Und wenn er Ihnen denselben verweigert?«
»Dann bleibt mir nur ein Ausweg: mich durchzuschlagen.«
Bonami lächelte.
»Sie sehen wohl selbst ein, General,« sagte er, »daß es eine Sache der Unmöglichkeit ist, Ihnen und Ihren siebentausend Mann gutmüthig den Durchmarsch zu gestatten. Was das Durchschlagen betrifft, so sage ich Ihnen im Voraus, daß dies ein schweres Stück Arbeit sein würde.«
»Was schlagen Sie mir dann aber sonst vor, Oberst?« fragte der emigrierte General.
»Was man dem Commandanten eines Corps in der Lage, worin sich das Ihrige befindet, gewöhnlich vorschlägt, General – die Waffen zu strecken.«
Nun war die Reihe des Lächelns an dem General Damas.
»Mein Herr Generalstabschef, « antwortete er, »wenn man an der Spitze von siebentausend Mann steht und jeder dieser siebentausend Mann mit achtzig Patronen versehen ist, dann ergibt man sich nicht, sondern man schlägt sich durch oder man stirbt.«
»Nun gut, dann sei es so,« sagte Bonami, »schlagen wir uns denn, General.«
Der General schien nachzudenken.
»Geben Sie mir sechs Stunden,« sagte er, »um einen Kriegsrath zu versammeln und mich mit diesem über die mir von Ihnen gemachten Vorschläge zu berathen.«
Bonami glaubte hierauf nicht eingehen zu dürfen.
Sechs Stunden brauchen Sie nicht,« sagte er. »Ich gewähre Ihnen eine Stunde.«
Dies war gerade so viel Zeit, als der Generalstabschef bedurfte, um seine Infanterie herankommen zu lassen.
Man kam daher überein, daß der General Damas, da er sich einmal in der Gewalt der Franzosen befand, in einer Stunde seine Antwort geben würde.
Bonami setzte sein Pferd wieder in Galopp und ritt zurück, dem General Rey entgegen, um den Marsch seiner Truppen zu beschleunigen.
Der General Damas aber benutzte diese Stunde seinerseits ebenfalls, und als Bonami mit seinen Truppen zurückkam, fand er, daß Damas in guter Ordnung auf der Straße von Orbitello auf dem Rückzuge begriffen war.
Sofort machten der General Rey und der Generalstabschef Bonami an der Spitze, der eine eines Detachements vom sechzehnten Dragoner-, der andere einer Abtheilung vom siebenten Chasseurregiment, sich an die Verfolgung der Neapolitaner und holten sie an der Storta ein, wo sie sofort einen energischen Angriff auf sie eröffneten.
Die Arrièregarde der Neapolitaner machte Halt, um den Republikanern die Spitze zu bieten.
Rey und Bonami stießen zum ersten Mal bei diesem Feind auf ernsten Widerstand, vernichteten ihn aber durch ihre wiederholten Angriffe.
Mittlerweile brach die Nacht ein. Die Selbstverläugnung und der Muth der Arrièregarde hatten die Armee gerettet. Der General Damas benützte die Dunkelheit und seine Kenntniß des Terrains, um seinen Rückzug weiter fortzusetzen.
Die Franzosen, welche zu ermüdet waren, um ihren Sieg zu verfolgen, kehrten nach der Hueta zurück, wo sie die Nacht zubrachten.
Bonami ward zum Lohn für die Intelligenz, womit er bei der Unterhandlung zu Werke gegangen, und für den Muth, den er im Kampfe gezeigt, von Championnet zum Brigadegeneral ernannt.
Der General Damas war aber mit den Republikanern noch nicht fertig. Macdonald schickte einen seiner Adjutanten ab, um Kellermann, welcher mit Truppen, die nicht so ermüdet waren als die, welche am Tage gekämpft, in Borchetta lag, von der Richtung, welche die neapolitanische Colonne genommen, in Kenntniß zu setzen.
Kellermann raffte sofort seine Truppen zusammen und marschierte über Ronceglione auf Toscanelli, wo er auf die Colonne des General Damas stieß.
Diese Truppen, welche, von einem neapolitanischen General befehligt so leicht flohen, hielten unter einem französischen Anführer festen Stand, und wehrten sich auf das Kräftigte.
Damas ward aber trotzdem zum Rückzug gezwungen, den er deckte, indem er sich selbst zur Arrièregarde begab, wo er mit bewunderungswürdigem Muth kämpfte.
Einer jener Angriffe, wie Kellermann sie zu machen verstand, und eine Wunde, welche der emigrierte General empfing, entschieden den Sieg zu Gunsten der Franzosen.
Schon hatte der größere Theil der neapolitanischen Colonne Orbitello erreicht und Zeit gehabt, an Bord der neapolitanischen Schiffe zu gehen, welche im Hafen lagen. In die Stadt hineingedrängt, hatte Damas eben noch Zeit, die Thore hinter sich schließen zu lassen und erhielt, sei es nun aus Rücksicht auf seinen Muth, sei es, daß der französische General seine Zeit nicht an die Erstürmung eines elenden Nestes verschwenden wollte, gegen Zurücklassung einer Artillerie das Zugeständniß, sich mit seiner Avantgarde ohne weitere Belästigung einschiffen zu dürfen.
Das Ergebniß hiervon war, daß der einzige General er neapolitanischen Armee, welcher in diesem kurzen und schmachvollen Feldzuge seine Pflicht gethan, ein französischer General war.