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Kitabı oku: «Memoiren einer Favorite», sayfa 55

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Endlich am 14. August kam er, nachdem er von seinen Schiffen diejenigen, die noch die hohe See halten konnten, in Cornwallis zurückgelassen, mit den andern, welche notwendiger Ausbesserungen bedurften, nach Portsmouth zurück, wo er am 18. desselben Monats vor Anker gegangen war.

Ich befand mich damals mit Mistreß Bellington und Horatia in Southend. Sobald ich Nelsons Ankunft erfuhr, beeilte ich mich, nach Merton zurückzukehren, um ihn zu empfangen. Alle seine Freunde kamen ebenso herbeigeeilt, wie die meinigen.

Nun war jeder Tag ein Fest. Das Haus ward nicht leer und die Tafel zählte nie weniger als zwanzig bis fünfundzwanzig Kuverts.

Ich führte bei diesen Festen und Diners den Vorsitz und wir, Nelson sowohl als ich, dachten gar nicht mehr daran, über unser vertrautes Verhältnis einen Schleier zu werfen. Im Gegenteile, jedes von uns war stolz darauf und Mylord stellte mir die Gäste vor, als ob ich wirklich Lady Nelson gewesen wäre.

Schon am Tage nach seiner Ankunft fügte er in Gemäßheit der in seinen Briefen ausgesprochenen Absichten seinem Testament folgendes Kodizill zu Horatias Gunsten bei:

»Ich vermache an Miß Horatia Nelson-Thompson, die am 13. Mai d. J. in dem Kirchspiel St. Marylebone durch den Pfarrer Benjamin Lawrence unter der Assistenz des Küsters John Willock getauft worden, und die ich als meine Adoptivtochter anerkenne, die Summe von viertausend Pfund Sterling, sechs Monate nach meinem Ableben oder, wenn es möglich ist, noch eher zahlbar, und ich ernenne meine teure Freundin Emma, verwitwete Lady Hamilton, zur alleinigen Vormünderin der genannten Horatia Nelson-Thompson. Bis diese das achtzehnte Lebensjahr zurückgelegt hat, sollen die Zinsen der viertausend Pfund Sterling für die Erziehung und den Unterhalt meiner Adoptivtochter an Lady Hamilton gezahlt werden. Ich wünsche, daß nur diese Horatias Erzieherin sei, denn ich bin überzeugt, daß sie ihr die Grundsätze der Tugend und Religion einflößen und ihr alle Eigenschaften, welche sie selbst in so hohem Grade besitzt, mitteilen wird, so daß sie einmal die würdige Gattin meines lieben Neffen Horatio Nelson werden kann, dem ich sie zur Frau bestimme, wenn er ihrer würdig ist, und wenn er nach Lady Hamiltons Ansicht verdient, einen solchen Juwel zu besitzen.«

Diesmal rechnete Nelson wirklich darauf, nicht wieder zur See gehen zu müssen. Der Triumphe müde, mit Ruhm gesättigt, mit Ehren überladen und am Körper verstümmelt, trachtete er nach weiter nichts, als nach Einsamkeit und Ruhe.

In dieser Hoffnung war er beschäftigt, alle Kostbarkeiten, die er in London besaß, nach Merton schaffen zu lassen.

Ich glaubte mich auf diese Weise der Zukunft sicherer als je, als ein plötzlicher Donnerschlag mich aus diesem süßen Traume aufschreckte.

Am 2. September, also kaum zwölf Tage nach Nelsons Rückkehr, ward gegen fünf Uhr morgens an unserer Tür gepocht.

Nelson, welcher sogleich eine Botschaft von der Admiralität ahnte, sprang aus dem Bett und ging dem frühen Gast entgegen.

Es war der Kapitän Henry Blackwood, der in der Tat im Auftrage der Admiralität kam und die Nachricht brachte, daß die vereinigten Flotten von Frankreich und Spanien, welche Nelson so lange vergeblich gesucht, in den Hafen von Cadix eingelaufen seien.

Als Nelson den Kapitän erkannte, rief er:

»Ich wette, Blackwood, daß Sie mir Kunde von den vereinigten Flotten bringen, und daß man mich beauftragt dieselben zu vernichten.«

Es war dies allerdings die Meldung, welche Blackwood brachte, ebenso wie die Vernichtung, welche man von Nelson erwartete.

Alle seine schönen Pläne waren nun mit einem Male zerronnen. Er sah nun nichts weiter, als jenen kleinen Winkel Land oder vielmehr See, wo sich die vereinigten Flotten befanden. Freudestrahlend sagte er mit jenem Vertrauen, welches ihm seine früheren Siege einflößten, mehrmals hintereinander zu Blackwood:

»Seien Sie überzeugt, lieber Freund, daß ich Villeneuve eine Lektion geben werde, die er sobald nicht vergißt.«

Seine Absicht war anfangs gewesen, nach London zu gehen und alle für diese Expedition notwendigen Anstalten zu treffen, ohne mir von dem ihm erteilten neuen Auftrage etwas zu sagen.

Da ich aber fast gleichzeitig mit ihm aufgestanden war und nach seiner Unterredung mit Blackwood recht wohl bemerkte, daß ihm etwas im Kopfe herumging, so führte ich ihn in einen Teil des Gartens, welchen er allen übrigen vorzog und seine Quartierbank nannte.

»Was fehlt Ihnen, mein Freund?« fragte ich. »Sie werden von etwas beunruhigt, was Sie mir nicht sagen wollen.«

Er zwang sich zu lächeln.

»Ach,« antwortete er, »ich bin der glücklichste Mensch von der Welt. Was könnte ich auch in der Tat weiter wünschen? Reich in deiner Liebe, umgeben von meiner Familie, in der Tat, ich würde nicht sechs Pence darum geben, daß der König mein Onkel wäre.«

Ich unterbrach ihn.

»Ich kenne Sie, Nelson,« sagte ich, »und Sie würden vergebens versuchen, mich zu täuschen. Sie wissen jetzt, wo Sie die vereinigten Flotten zu suchen haben; Sie betrachten dieselben im voraus als Ihre Beute, und Sie wären der unglücklichste aller Menschen, wenn ein anderer als Sie diese Flotten vernichtete.«

Nelson sah mich an, wie um mich zu befragen.

»Wohlan, mein Freund,« hob ich wieder an, »vernichten Sie diese Flotten! Beenden Sie das, was Sie so gut begonnen. Diese Vernichtung wird der Lohn der zweijährigen Mühen sein, welche Sie soeben überstanden.«

Nelson sah mich immer noch an; obschon er aber schwieg, so gewann doch sein Gesicht einen unaussprechlichen Ausdruck von Dankbarkeit.

Ich fuhr fort:

»Wie groß für mich auch der Schmerz Ihrer Abwesenheit sein möge, so bieten Sie doch, wie Sie immer getan, Ihre Dienste dem Vaterlande und gehen Sie sofort nach Cadix. Diese Dienste werden mit Dankbarkeit angenommen werden und Ihr Herz wird darin seine Ruhe wiederfinden. Sie werden einen letzten glänzenden Sieg erfechten und zurückkehren, glücklich, hier Ruhe im Verein mit Ehre und Würde zu finden.«

Nelson sah mich noch einige Sekunden lang schweigend an, dann rief er, während ihm die Tränen in die Augen traten:

»Wackere Emma! Gute Emma! Ja, du hast in meinem Herzen gelesen, ja, du bist in meine Gedanken eingedrungen. Wenn es auf der Welt keine Emma mehr gäbe, so würde es auch keinen Nelson mehr geben. Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin. Noch heute gehe ich nach London.«

In der Tat reisten wir zwei Stunden später mit seinen Schwestern nach London ab.

Nelson ließ uns in seinem Hause in Clergystreet und begab sich auf die Admiralität. Der durch den Telegraphen herbeigerufene »Victory« erschien noch denselben Abend in der Themse, und schon am nächstfolgenden Morgen traf man alle Anstalten zum Aufbruch.

Dennoch blieben mir noch zehn Tage beisammen, obschon Nelson die fünf letzten fast ausschließlich auf der Admiralität zubrachte.

Am 11. machten wir unserem lieben Merton Place einen letzten Besuch. Wie sehr ich mich auch zu bezwingen suchte, so konnte ich doch, sobald ich mich einen Augenblick allein sah, nicht umhin zu weinen.

Den ganzen Tag des 12. blieben wir miteinander allein in Merton und übernachteten auch hier. Eine Stunde vor Tagesanbruch erhob sich Nelson, ging in das Zimmer seiner Tochter, neigte sich über ihr Bett und betete lautlos, aber mit großer Inbrunst und Tränen vergießend.

Er war sehr religiös.

Um sieben Uhr Morgens nahm er Abschied von mir. Ich geleitete ihn bis an seinen Wagen und er drückte mich lange und innig an sein Herz. Meine Tränen flossen unaufhaltsam, dennoch versuchte ich dabei zu lächeln, indem ich sagte:

»Schlagen Sie sich nicht eher, als bis Sie den kleinen Vogel wieder gesehen haben.«

Dies waren die letzten Worte, die ich an ihn richtete. Der Wagen rollte davon. Als er um die Ecke bog, winkte Nelson mir noch einmal zu.

Ich sah ihn nicht wieder.

Am nächstfolgenden Tage, sechs Uhr morgens, langte er in Portsmouth an und am 15. September stach er in See.

Das Wetter war aber so ungünstig, daß der »Victory«, wie eilig er es auch hatte, zwei ganze Tage in Sicht der britischen Küste blieb.

Diese Verzögerung gestattete Nelson, mir, ehe es weiter ging, noch zwei Billetts zuzusenden, welche die lebhafteste Zärtlichkeit für seine Tochter und mich atmeten, aus welchen aber schon einige bange Ahnungen hervorzublicken begannen.

Endlich, nachdem der Wind günstig geworden, konnte Nelson den Kanal verlassen, und am 20. September, um sechs Uhr nachmittags, stieß er mit vollen Segeln zu der Flotte von Cadix, welche aus dreiundzwanzig Reserveschiffen unter dem Kommando des Vizeadmirals Collingwood bestand.

Gerade an diesem Tage vollendete Nelson sein sechsundvierzigstes Lebensjahr.

Am ersten Oktober gab er mir durch folgenden Brief Nachricht von seiner Vereinigung mit dem Admiral Collingwood und von einem nervösen Anfall, an welchem er gelitten. Diese Anfälle, mit welchen er behaftet war, hatten große Ähnlichkeit mit epileptischen Anwandlungen, so heftig waren sie.

›Victory‹, am 1. Oktober 1805.

Meine innigstgeliebte Emma! Es ist ein großer Trost für mich, die Feder zur Hand zu nehmen, und Dir eine Zeile zu schreiben, denn ich habe heute morgen einen meiner schmerzhaften Krampfanfälle gehabt, der mich vollständig entnervt hat. Ich glaube, einer dieser Anfälle wird früher oder später mein Tod sein. Indessen jetzt ist es vollständig vorüber und es ist mir von meinem Unwohlsein nichts zurückgeblieben, als sehr große Schwäche. Ich hatte gestern sieben Stunden lang geschrieben, und diese Anstrengung hat wahrscheinlich den Anfall herbeigeführt.

Ziemlich spät abends am 20. September erreichte ich die Flotte, konnte aber erst am nächstfolgenden Morgen mit ihr verkehren. Ich glaube, meine Ankunft ist nicht bloß dem Kommandanten, sondern auch der ganzen Mannschaft willkommen. Als ich den Offizieren meinen Schlachtplan vorlegte, erschien ihnen derselbe wie eine Offenbarung, bei der sie ihre Begeisterung kaum zu mäßigen vermochten. Einige brachen geradezu in Tränen aus. Die Sache war neu und originell und dennoch einfach. Wenn man diesen Plan auf die französische Flotte in Anwendung bringen kann, so ist der Sieg sicher. »Sie sind von Freunden umgeben, welche volles Vertrauen zu Ihnen haben,« riefen mir alle diese Offiziere zu. Es ist möglich, daß auch ein Judas unter ihnen steckt, die Mehrzahl aber ist sicherlich sehr glücklich darüber, daß ich sie kommandiere.

Soeben habe ich Briefe von der Königin und dem König von Neapel erhalten, wodurch meine Briefe vom 18. Juli und 12. Juli beantwortet wurden. Kein Wort für Dich! In der Tat, dieser König und diese Königin würden selbst die Undankbarkeit erröten machen. Ich füge die Abschrift dieser Briefe dem meinigen bei, welcher mit der ersten Gelegenheit nach England abgehen und Dir sagen wird, wie sehr ich Dich liebe.

Der kleine Vogel hat sich noch nicht sehen lassen, aber es ist noch nichts versäumt.

Mein verstümmelter Körper ist hier, aber mein Herz ist bei Dir.

H. Nelson.«

An demselben Tage, dem 20. September, wo Nelson seine Vereinigung mit Collingwoods Flotte bewirkte, empfing der Admiral von Villeneuve von seiner Regierung den Befehl, in See zu stechen, die Meerenge zu passieren, Truppen auf die Küsten von Neapel zu weisen und nachdem er das mittelländische Meer von den englischen Schiffen gesäubert, in den Hafen von Toulon zurückzukehren.

Die vereinigte Flotte bestand aus dreiunddreißig Linienschiffen, achtzehn französischen und fünfzehn spanischen. Sie begann sich, von einer leichten Brise getrieben, Sonnabend am 19. Oktober, um sieben Uhr morgens, zu zeigen.

Am Nachmittage desselben Tages, als die Schlacht nahe bevorzustehen schien, schrieb Nelson an mich und an das arme Kind, welches nun bald verwaist dastehen sollte, die zwei folgenden Briefe, die man nach seinem Tode in seinem Pult fand, und welche mir später der Kapitän Hardy überbrachte:

»Meine teure, vielgeliebte Emma! – Soeben geht die Nachricht ein, daß die feindliche Flotte den Hafen verläßt. Wir haben sehr wenig Wind, so daß ich nicht hoffen kann, vor morgen mit ihr zusammenzutreffen. Möge der Gott der Schlachten meine Bemühungen mit glücklichem Erfolge krönen. Auf alle Fälle bin ich, mag ich siegen oder fallen, überzeugt, daß mein Name dadurch Dir und Horatia, welche ich mehr liebe als mein eigenes Leben, nur um so teurer werden wird.

Bete für deinen Freund.

Nelson.«

An Horatia schrieb er:

»Victory, 19. Oktober 1805.

Mein teurer Engel! Ich bin, nachdem ich Dein liebes Briefchen vom 19. September erhalten, der glücklichste Mensch von der Welt. Es macht mir großes Vergnügen, zu wissen, daß Du ein gutes Mädchen bist, und daß Du meine teure Lady Hamilton liebst, welche Dich ihrerseits anbetet. Gib ihr einen Kuß für mich. Die vereinigte Flotte des Feindes läuft, wie man mir meldet, von Cadix aus. Deshalb beeile ich mich, Deinen Brief zu beantworten, meine teure Horatia, um Dir zu sagen, daß Du fortwährend der Gegenstand meiner Gedanken bist. Ich bin überzeugt, daß Du für mein Wohlergehen, für meinen Ruhm und für meine baldige Rückkehr betest.

Empfange, mein Kind, den Segen Deines Dich liebenden Vaters

Nelson.«

Am nächstfolgenden Tage fügte er meinem Briefe noch die Nachricht hinzu:

»20. Oktober, morgens.

Wir langen eben an den Ausmündungen der Meerenge an. Man sagt mir, man sehe in der Ferne vierzig Segel. Ich glaube, es sind dreiunddreißig Linienschiffe und sieben Fregatten, da der Wind aber sehr kalt ist und das Meer sehr hoch geht, so glaube ich, sie werden noch vor Einbruch der Nacht in den Hafen zurückkehren.«

Endlich, in dem Augenblicke, wo er die vereinigte Flotte erblickte, schrieb er in sein eigenes Tagebuch:

»Möge der große Gott, vor welchem ich anbetend niedersinke, England im allgemeinen Interesse des unterdrückten Europas einen großen und ruhmreichen Sieg verleihen, und möge er auch gestatten, daß dieser Sieg durch keinen Fehler von seiten derer, welche kämpfen und triumphieren werden, verdunkelt werde. Was mich persönlich betrifft, so befehle ich mein Leben in die Hände dessen, der es mir gegeben. Möge der Herr des Himmels die Anstrengungen segnen, die ich machen werde, um meinem Vaterland treu zu dienen. Ich stelle ihm allein die heilige Sache anheim, zu deren Verteidiger er mich heute, in seiner Gnade berufen hat. Amen! Amen! Amen!«

Nach diesem Gebet, in welchem man jenes Gemisch von Mystizismus und Enthusiasmus findet, welches in gewissen Augenblicken unter der rauhen Schale des Seemannes hindurchblickt, schrieb er noch folgendes Todestestament:

»Am 21. Oktober 1805 in Sicht der ungefähr noch zehn Meilen von uns entfernten vereinigten Flotten von Frankreich und Spanien.

In Erwägung, daß die ausgezeichneten Dienste, welche von Emma Lyonna, Sir William Hamiltons Witwe, dem König und der Nation geleistet worden, niemals eine Belohnung, weder vom König noch von der Nation empfangen haben,

»Erinnere ich hier namentlich daran:

1. Daß Lady Hamilton im Jahre 1799 die Mitteilung eines Briefes des Königs von Spanien an seinen Bruder, den König von Neapel erlangt hat, in welchem ersterer letzteren von seiner Absicht, England den Krieg zu erklären, in Kenntnis setzte, und daß, durch diesen Brief gewarnt, der Minister an Sir John Jervis den Befehl schicken konnte, sich, wenn sich die Gelegenheit dazu darböte, auf die spanischen Arsenale und auf die spanische Flotte zu werfen, und doch, wenn keines von beiden geschehen, dies nicht Lady Hamiltons Schuld ist.

2. Daß die unter meinem Befehl stehende britische Flotte nicht zum zweiten Male nach Aegypten hätte zurückkehren können, wenn nicht durch Lady Hamiltons Einfluß auf die Königin von Neapel dem Gouverneur von Syrakus Befehl gegeben worden wäre, der Flotte zu erlauben, sich in den Häfen von Sizilien mit allem zu versehen, was sie brauchte, und daß ich auf diese Weise alles erlangte, was ich bedurfte, und in den Stand gefetzt ward, die französische Flotte zu vernichten.

In Anbetracht alles dessen überlasse ich meinem König und meinem Vaterland die Sorge, diese Dienste zu belohnen, und Lady Hamiltons Zukunft in freigebiger Weise sicherzustellen.

Ebenso vertraue ich auch dem Wohlwollen der Nation meine Adoptivtochter, Horatia Nelson-Thompson, und wünsche, baß sie fortan den Namen Nelson trage.

Dies sind die einzigen Begünstigungen, welche ich von dem König und von England in dem Augenblicke erlange, wo ich im Begriff stehe, für beide mein Leben aufs Spiel zu setzen. Gott segne meinen König und mein Vaterland und alle, die mir teuer sind.

Nelson.«

Alle diese Vorsichtsmaßregeln, welche Nelson traf, um meine Zukunft sicherzustellen, sind Beweise, daß er von Todesahnungen verfolgt ward. Um den Urkunden, die er seinem Tagebuch einverleibt, noch mehr Gültigkeit zu geben, rief er seinen Flaggenkapitän Hardy und den Kapitän Blackwood vom »Euryalus«, denselben, der ihn in Merton aufgesucht, und ließ von ihnen beiden das Geschriebene als Zeugen mit unterschreiben. In der Tat finden sich ihre beiden Namen auch in dem Tagebuch neben dem Nelsons.

Neuntes Capitel

Mittlerweile näherten sich die beiden Flotten einander.

In diesem feierlichen Augenblicke, welcher einem der furchtbarsten Kämpfe voranging, deren Schauplatz jemals das Meer gewesen, gab jeder Kommandant seinen Tagesbefehl.

Der französische Admiral sagte zu seinen Kapitänen:

»Man darf nicht auf die Signale des Admirals warten, die in der Verwirrung des Kampfes nicht gesehen werden können. Es muß vielmehr ein jeder auf die Stimme der Ehre hören und sich dahin begeben, wo die Gefahr am größten ist. Jeder Kapitän ist auf seinem Posten, wenn er im Feuer ist.«

Von Seiten der Engländer waren aller Augen auf das Admiralsschiff geheftet, um den Tagesbefehl zu lesen, der an Bord des verbündeten Geschwaders schon verteilt war. Es dauerte nicht lange, so sah man an der Spitze des großen Mastes des »Victory« einen Zettel, auf welchem die lakonische Anrede geschrieben stand:

»England erwartet, daß ein jeder seine Pflicht tue.«

Nelsons guter Genius, der kleine glückverkündende Vogel, war nicht zum Vorschein gekommen.

Und nun verleihe Gott mir Kraft, zu schreiben, was mir noch zu erzählen übrig bleibt.

Es war ein Uhr nachmittags und man befand sich auf der Höhe des Kaps Trafalgar, als das Feuer begann.

Nelson trug einen blauen Rock und auf der Brust den Bath-Orden, den Ferdinands-Orden, den Verdienst-Orden, den Joachims-Orden, das Maltheserkreuz und den ottomanischen Halbmond.

Diese Dekorationen mußten ihn natürlich zum Zielpunkt aller Schüsse machen und der Kapitän Hardy wollte ihm durchaus einen andern Rock anziehen.

»Es ist zu spät,« sagte Nelson. »Man hat mich nun schon in diesem gesehen.«

Der Kampf war furchtbar und vier Schiffe, der »Victory«, der »Formidable«, der »Bucentaurus« und der »Temeraire« schossen aus nächster Nähe auf einander.

Der erste Mann, der an Bord des »Victory« fiel, war Nelsons Sekretär. Er ward von einer Kugel zerrissen, während er mit dem Kapitän Hardy sprach.

Da Nelson diesen jungen Mann sehr liebte, so ließ Hardy seine Leiche sofort beseitigen, damit ihr Anblick den Admiral nicht betrüben möchte.

Beinahe in demselben Augenblicke warfen zwei Kettenkugeln acht Mann, mitten durchgerissen, auf das Deck herab,

»O, o,« sagte Nelson, »dieses Feuer ist zu lebhaft, als daß es lange dauern könnte.«

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so schnitt der Luftdruck einer an seinem Munde vorüberfliegenden Kanonenkugel ihm den Atem ab, so daß er beinahe erstickt wäre. Er klammerte sich an die Arme eines seiner Leutnants, taumelte eine Minute mühsam nach Luft schnappend hin und her und sagte dann, sich wieder ermannend:

»Es ist nichts, es ist nichts!«

Dieses Feuer hatte ungefähr seit zwanzig Minuten gedauert, als Nelson plötzlich wie vom Blitze getroffen auf das Deck niederstürzte.

Es war genau ein Viertel auf zwei.

Eine aus dem Besanmastkorbe des »Formidable« abgefeuerte Kugel hatte ihn von oben getroffen, war, ohne durch die Epaulette matt gemacht zu werden, durch die linke Schulter gegangen und hatte das Rückgrat zerschmettert. Er stand gerade an derselben Stelle, wo sein Sekretär getroffen worden, und stürzte mit dem Gesichte in dessen Blut.

Er versuchte, auf die linke Hand gestützt, sich wieder auf ein Knie emporzurichten. Hardy, der nur zwei Schritte von ihm entfernt stand, sprang hinzu und stellte ihn, von zwei Matrosen und dem Sergeant Seeter unterstützt, wieder auf die Füße.

»Ich hoffe, Mylord,« sagte er, »daß Sie nicht gefährlich verwundet sind.«

Nelson aber antwortete:

»Diesmal, Hardy, hat man mir den Rest gegeben.«

»O, das will ich nicht hoffen!« rief der Kapitän.

»Dennoch ist es so,« sagte Nelson.

»An der Erschütterung meines ganzen Körpers fühle ich, daß das Rückgrat getroffen ist.«

Hardy gab sogleich Befehl, den Admiral nach dem Posten der Verwundeten zu tragen. Während die Matrosen ihn dorthin trugen, bemerkte er, daß die Taue, mittels deren man das Steuerruder handhabt, durch den Kugelhagel zerrissen waren. Er machte den Kapitän Hardy darauf aufmerksam und befahl einem Kadetten, die zerrissenen Taue durch neue zu ersetzen.

Nachdem er diese Befehle erteilt, zog er sein Tuch aus der Tasche und bedeckte sich Gesicht und Orden, damit die Matrosen ihn nicht erkennen möchten und soviel als möglich niemand erfahre, daß er verwundet sei.

Als man ihn in das Zwischendeck hinabgeschafft hatte, kam Mr. Beatty, der Schiffschirurg, herbeigeeilt, um ihm Beistand zu leisten.

»Ach, mein Lieber Beatty,« sagte Nelson, »wie groß auch Ihre Wissenschaft sei, so können Sie doch jetzt nichts mehr für mich tun. Das Rückgrat ist mir zerschossen.«

»Ich hoffe, daß, die Wunde nicht so schwer sei, wie Sie glauben, Mylord,« sagte der Wundarzt.

In diesem Augenblicke näherte sich Mr. Scott, der Schiffskaplan. Der Admiral erkannte ihn und rief mit vor Schmerz bebender, aber dennoch kräftiger Stimmt:

»Ehrwürdiger Herr, grüßen Sie Lady Hamilton grüßen Sie Horatia, grüßen Sie alle meine Freunde von mir. Sagen Sie ihnen, daß ich mein Testament gemacht, und daß ich meinem Vaterland aufgetragen, für Lady Hamilton und meine Tochter Horatia zu sorgen. Merken Sie wohl, was ich Ihnen in dieser Stunde sage, und vergessen Sie es niemals.«

Nelson ward auf ein Bett getragen. Mit großer Mühe zog man ihm seinen Rock aus und bedeckte ihn mit einem Tuche.

Während man auf diese Weise mit ihm beschäftigt war, sagte er zu dem Kaplan:

»Doktor, ich bin verloren! Doktor, ich bin ein Kind des Todes!«

Der Arzt untersuchte die Wunde. Er versicherte Nelson, daß er sie sondieren könne, ohne ihm großen Schmerz zu verursachen. Er sondierte sie auch wirklich und ermittelte, daß die Kugel in die Brust eingedrungen und im Rückgrat steckengeblieben war.

»Ich bin überzeugt,« sagte Nelson, während man ihn sondierte, »daß die Kugel durch und durch gegangen ist.«

Der Arzt untersuchte den Rücken, derselbe war unversehrt.

»Sie irren sich Mylord,« sagte er.

»Versuchen Sie aber, mir zu erklären, was Sie empfinden.«

»Es ist mir,« antwortete der Verwundete, »als ob mit jedem Atemzuge ein Blutstrom in mir aufstiege. Der untere Teil meines Körpers ist schon wie tot. Ich atme nur mit Mühe, und obschon Sie das Gegenteil sagen, so behaupte ich doch, daß das Rückgrat entzwei ist.«

Diese Symptome verrieten dem Arzt, daß keine Hoffnung auf Rettung mehr möglich sei; dennoch wußte davon, daß die Wunde tödlich war, niemand an Bord etwas als der Arzt, der Kapitän Hardy, der Kaplan und die beiden Hilfschirurgen.

Die Tränen treten mir in die Augen und hindern mich weiter zu schreiben. In den neun Jahren, welche seit diesem Ereignis vergangen sind, habe ich diesen ruhmreichen Tod oft in allen seinen Einzelheiten erzählt, aber es ist jetzt das erste Mal, daß ich ihn niederschreibe. Ich werde fortfahren, sobald ich mich wieder stark genug fühle.

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30 kasım 2019
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