Kitabı oku: «Alles, was Sie über Trading wissen müssen», sayfa 2
3. Die Chancen stehen gegen Sie
Warum machen die meisten Trader Verlust und werden aus dem Markt gespült? Wichtige Gründe sind emotionales und gedankenloses Trading, aber es gibt noch einen anderen. Die Märkte sind nämlich tatsächlich so angelegt, dass die meisten Trader zwangsläufig Verlust machen. Die Trading-Industrie richtet die Trader durch Gebühren und Slippage langsam zugrunde.
Man bezahlt Gebühren, wenn man einen Trade eingeht, und man bezahlt wieder Gebühren, wenn man aussteigt. „Slippage“ ist die Differenz zwischen dem Preis, zu dem man seine Order aufgibt, und dem Preis, zu dem sie ausgeführt wird. Wenn man eine Limit-Order platziert, wird sie zum gewünschten oder einem besseren Preis ausgeführt oder sie wird überhaupt nicht ausgeführt. Wenn Sie unbedingt mittels einer Market-Order einen Trade eingehen oder daraus aussteigen wollen, dann wird sie häufig zu einem schlechteren Preis als dem ausgeführt, zu dem Sie sie aufgegeben haben.
Die meisten Laien sind sich des Schadens, den Gebühren und Slippage anrichten, genauso wenig bewusst, wie sich die Bauern im Mittelalter vorstellen konnten, dass winzige unsichtbare Keime sie töten konnten. Wenn man die Slippage ignoriert und über einen Broker handelt, der hohe Gebühren verlangt, dann handelt man wie ein Bauer, der während einer Cholera-Epidemie Wasser aus einem gemeinschaftlichen Teich trinkt.
Die Trading-Industrie saugt stets riesige Geldsummen aus den Märkten. Die Börsen, die Regulierungsbehörden, die Broker und die Berater leben von den Märkten, während Generationen von Tradern aus den Märkten gespült werden. Die Märkte benötigen genauso Nachschub an Verlierern, wie die Erbauer der antiken Pyramiden Nachschub an Sklaven benötigten. Die Verlierer bringen das Geld in den Markt hinein, das die Trading-Industrie braucht, um zu gedeihen.
Ein „Minussummenspiel“
Bei einem Nullsummenspiel verdienen die Gewinner so viel, wie die Verlierer verlieren. Wenn Sie und ich um 20 Dollar darauf wetten, in welche Richtung sich der Dow Jones bei seiner nächsten Bewegung um 100 Punkte entwickeln wird, dann nimmt einer von uns 20 Dollar ein, der andere verliert 20 Dollar. Bei einer einzelnen Wette ist Glück im Spiel, aber über einen gewissen Zeitraum gewinnt diejenige Person, die mehr weiß, öfter, als sie verliert.
Die Menschen kaufen der Trading-Industrie die Propaganda ab, Trading sei ein Nullsummenspiel, sie schlucken den Köder und eröffnen Depots. Ihnen ist nicht klar, dass Trading ein „Minussummenspiel“ ist. Da die Industrie Geld aus den Märkten saugt, bekommen die Gewinner weniger, als die Verlierer verlieren.
Ein anderes Beispiel für ein Minussummenspiel ist Roulette im Casino, weil das Casino von jedem Einsatz drei bis sechs Prozent einkassiert. Deshalb lässt sich Roulette auf lange Sicht nicht gewinnen. Sie und ich können in ein Minussummenspiel geraten, wenn wir die Wette um 20 Dollar und die Frage, in welche Richtung die nächsten 100 Punkte des Dow Jones gehen werden, über Broker abschließen. Wenn wir dann abrechnen, wird der Verlierer 23 Dollar los und der Gewinner bekommt nur 17 Dollar, während zwei Broker auf dem Weg zu ihrer Bank grinsen.
Die Gebühren und die Slippage sind für Trader das, was der Tod und die Steuern für uns alle sind. Sie entziehen dem Leben den Spaß und beenden es irgendwann. Der Trader muss seinen Broker und die Börsenmaschinerie unterstützen, bevor er auch nur einen Groschen einnimmt. „Besser als der Durchschnitt“ zu sein reicht noch nicht. Um in einem Minussummenspiel zu gewinnen, muss man die Masse deutlich hinter sich lassen.
Gebühren
In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Gebühren stark gesunken. Noch vor 20 Jahren gab es Broker, die für einen Trade ein halbes bis ganzes Prozent des Handelswerts verlangten. Wenn man 1.000 Aktien von General Electric für einen Stückpreis von 20 Dollar, also im Wert von 20.000 Dollar, kaufte, konnte einen das beim Einstieg 100 bis 200 Dollar kosten – und beim Ausstieg noch einmal das Gleiche. Zum Glück für Trader sind die Gebühren regelrecht abgestürzt.
Ganz verschwunden sind die unverschämten Gebühren allerdings nicht. Während ich dieses Buch druckfertig machte, bekam ich eine E-Mail von einem Kunden aus Griechenland mit einem kleinen Depot, dessen Broker – eine europäische Großbank – von ihm bei allen Trades eine Mindestgebühr von umgerechnet 40 Dollar kassierte. Ich nannte ihm meinen Broker, der für 100 Aktien nur eine Mindestgebühr von einem Dollar verlangt.
Wenn man nicht aufpasst, können auch vermeintlich kleine Zahlen eine hohe Erfolgshürde errichten.
Schauen wir uns einen recht aktiven Trader mit einem Depot in Höhe von 20.000 Dollar an, der an vier Tagen die Woche je einen vollständigen Trade – Eröffnung und Schließung – durchführt. Bezahlt er pro Handelsrichtung 10 Dollar, gibt er pro Woche 80 Dollar für Gebühren aus: 40 Dollar für Einstiege und 40 Dollar für Ausstiege. Macht er das 50 Wochen im Jahr (vorausgesetzt, er hält so lange durch), dann hat er am Ende des Jahres 4.000 Dollar für Gebühren aufgebracht. Das wären 20 Prozent seines Depots!
George Soros, einer der besten Vermögensverwalter, erzielt eine durchschnittliche Jahresrendite von 29 Prozent. Er wäre nicht dort, wo er jetzt ist, wenn er jährlich 20 Prozent Gebühren bezahlt hätte! Auch eine „geringe Gebühr“ kann also eine bedeutende Erfolgshürde errichten! Ich habe schon Broker Kunden auslachen hören, die sich abstrampelten, nur um in diesem Spiel keine roten Zahlen zu schreiben.
Erkundigen Sie sich nach den niedrigsten möglichen Gebühren. Scheuen Sie sich nicht, niedrigere Preise auszuhandeln. Ich habe schon viele Broker über einen Mangel an Kunden klagen hören, aber noch nicht viele Kunden über einen Mangel an Brokern. Erklären Sie Ihrem Broker, dass es in seinem Interesse liegt, von Ihnen geringe Gebühren zu verlangen, weil Sie dann überleben und lange sein Kunde bleiben werden. Konstruieren Sie ein Handelssystem, das nicht so oft handelt.
Ich selbst führe ein Depot bei einem Broker, der ohne Umsatzbeschränkung für einen Trade 7,99 Dollar verlangt, und eines bei einem Broker, der einen Cent pro Aktie bei einer Mindestgebühr von einem Dollar verlangt. Wenn ich mit teuren Aktien trade, von denen ich weniger als 800 Stücke kaufe, gebe ich die Order bei dem Broker auf, der einen Cent pro Aktie verlangt, andernfalls bei dem Broker mit den 7,99 Dollar pro Trade. Wer als Trading-Anfänger seine ersten Schritte macht, sollte sich einen Broker mit einem Cent je Aktie suchen. Dann kann man für einen Dollar 100 Aktien handeln. Als Futures-Trader kann man davon ausgehen, dass ein vollständiger Trade – Kauf und Verkauf – nur wenige Dollar kostet.
Slippage
Mit Slippage ist gemeint, dass eine Order zu einem anderen Preis als demjenigen ausgeführt wird, den man auf dem Bildschirm sah, als man die Order aufgab. Das ist, als würde man im Lebensmittelladen für einen Apfel, dessen Preis mit 49 Cent angegeben ist, 50 Cent bezahlen. Ein Cent ist so gut wie nichts, aber wenn man 1.000 Äpfel oder 1.000 Aktien mit einem Cent Slippage kauft, dann sind das schon 10 Dollar pro Order – mehr als die Transaktionsgebühr.
Es gibt zwei Haupttypen von Orders: Market-Orders und Limit-Orders. Ihre Slippage hängt davon ab, welchen dieser beiden Typen Sie nutzen.
Eine Limit-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel für 49 Cent.“ Dabei ist der Preis garantiert, nicht aber die Ausführung. Dabei bezahlt man zwar höchstens 49 Cent, jedoch steht man am Ende womöglich ohne den Apfel da, den man haben wollte.
Eine Market-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel.“ Sie wird garantiert ausgeführt, aber der Preis ist nicht garantiert. Steigt der Apfelpreis, wenn Sie die Order aufgeben, kann es durchaus passieren, dass Sie mehr bezahlen, als Sie auf dem Bildschirm gesehen haben, als Sie auf die Schaltfläche „Kaufen“ klickten. Es kann passieren, dass die Slippage Sie erwischt.
Die Slippage bei Market-Orders steigt mit zunehmender Volatilität des Marktes. Wenn der Markt ins Laufen kommt, geht die Slippage durch die Decke.
Haben Sie eine Ahnung, wie viel die Slippage Sie kostet?
Das können Sie nur auf eine Art herausfinden: Notieren Sie den Preis zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie eine Market-Order aufgegeben haben, vergleichen Sie ihn mit Ihrem Ausführungskurs und multiplizieren Sie die Differenz mit der Anzahl der Aktien oder Kontrakte. Es versteht sich von selbst, dass man ein gutes Aufzeichnungssystem braucht, beispielsweise eine Tabellenkalkulation mit Spalten für die soeben erwähnten Zahlen. Wir bieten eine solche Tabelle auf der Website www.elder.com als Dienstleistung für Trader an.
Sie werden in diesem Buch immer wieder lesen: „Protokollieren Sie dieses“ und „Protokollieren Sie jenes“. Vergessen Sie nicht, dass gewissenhafte Aufzeichnungen für Ihren Erfolg unentbehrlich sind. Sie müssen ein Auge auf Ihre Gewinne und ein noch schärferes Auge auf Ihre Verluste haben, weil Sie aus Letzteren viel mehr lernen können.
Hier nun eine schockierende Zahl, die Sie überprüfen können, indem Sie gewissenhafte Aufzeichnungen führen: Ein durchschnittlicher Trader gibt für Slippage dreimal so viel aus wie für Gebühren.
Es war bereits die Rede davon, dass die Gebühren eine Erfolgshürde errichten. Die aus der Slippage entstehende Hürde ist dreimal so hoch. Deshalb müssen Sie es, egal wie verlockend ein Kauf ist, vermeiden, „billigst“ oder „bestens“ – also mittels einer Market-Order – zu kaufen.
Sie sollten die Kontrolle behalten und nur zu Preisen handeln, die Ihnen recht sind. Es gibt Tausende Aktien und Dutzende Terminkontrakte (Futures). Wenn Ihnen ein Trade wegen einer Limit-Order entgeht, wird es noch zahllose andere Gelegenheiten geben. Bezahlen Sie nicht zu viel! Ich verwende fast immer Limit-Orders und greife nur dann auf Market-Orders zurück, wenn ich Stoppkurse setze. Wird ein Stoppkurs erreicht, wird daraus eine Market-Order. Wenn ein Trade in die Hose geht, ist nicht die Zeit zum Sparen. Steigen Sie langsam ein, aber schnell wieder aus.
Um die Slippage zu reduzieren, handeln Sie an liquiden Märkten mit hohen Umsätzen und meiden Sie dünn gehandelte Aktien, bei denen die Slippage meist höher ist. Nehmen Sie Long- oder Short-Positionen dann ein, wenn der Markt ruhig ist, und setzen Sie Limit-Orders ein, um zu bestimmten Preisen zu kaufen oder zu verkaufen. Protokollieren Sie die Preise zu dem Zeitpunkt der Orderplatzierung. Fordern Sie Ihren Broker auf, nötigenfalls auf dem Parkett um einen besseren Ausführungspreis zu kämpfen.
Geld-Brief-Spannen
Während der Handelszeit gibt es zu allen Handelsinstrumenten immer zwei Preise – einen Geldkurs und einen Briefkurs. Der Geldkurs (englisch „Bid“) ist der Preis, den die Menschen für den Kauf des betreffenden Wertpapiers zum betreffenden Zeitpunkt anbieten. Der Briefkurs (englisch „Ask“) ist der Preis, den die Verkäufer für seinen Verkauf verlangen. Der Geldkurs ist immer niedriger, der Briefkurs immer höher und die Spanne zwischen den beiden Preisen (der „Spread“) ändert sich ständig.
Die Geld-Brief-Spannen sind an verschiedenen Märkten unterschiedlich und variieren am selben Markt im Laufe der Zeit. Bei dünn gehandelten Instrumenten sind die Bid-Ask-Spreads größer, weil die Profis, die an solchen Märkten dominieren, hohe Gebühren von denjenigen verlangen, die auch mit von der Partie sein wollen. An ruhigen Tagen sind die Geld-Brief-Spannen lebhaft gehandelter Aktien, Futures oder Optionen hauchdünn und betragen vielleicht nur einen Tick. Sie wachsen, wenn die Preise nach oben oder unten anziehen, und sie können nach einem schweren Kursverfall oder einem rasanten Anstieg riesig werden – Dutzende Ticks.
Market-Orders werden am falschen Ende der Geld-Brief-Spanne ausgeführt. Eine Market-Order kauft zum Briefkurs (teuer) und verkauft zum Geldkurs (billig). Da ist es kein Wunder, dass viele professionelle Händler gut davon leben können, dass sie Market-Orders ausführen. Füttern Sie nicht die Wölfe – verwenden Sie, wann immer möglich, Limit-Orders!
Die Hürden, die dem Erfolg im Wege stehen
Dank Slippage und Gebühren ist Trading so ähnlich, wie wenn man in einem Fluss schwimmt, in dem es vor Piranhas nur so wimmelt. Und es gibt noch weitere Kosten, die das Kapital der Trader aufzehren. Die Kosten für Computer und Daten, Gebühren für Beratungsdienstleistungen und Bücher – auch für dasjenige, das Sie gerade lesen –, all das geht von Ihren Trading-Mitteln ab.
Suchen Sie sich den Broker mit den niedrigsten Gebühren aus und beobachten Sie ihn mit Argusaugen. Konstruieren Sie ein Handelssystem, das relativ selten Signale liefert und es Ihnen ermöglicht, in ruhigen Zeiten in den Markt einzusteigen. Verwenden Sie fast ausschließlich Limit-Orders – außer wenn Sie Stoppkurse setzen. Achten Sie darauf, für welche Tools Sie Geld ausgeben: Magische Lösungen gibt es nicht. Erfolg lässt sich nicht kaufen, man muss ihn sich verdienen.
TEIL 1
Persönliche Psychologie
4. Warum tradet man?
Trading wirkt täuschend einfach. Es kommt vor, dass sich ein Anfänger vorsichtig an die Börse begibt, ein paarmal Gewinne erzielt und sich deshalb brillant und unbesiegbar vorkommt. Doch dann geht er extreme Risiken ein und erleidet schwere Verluste.
Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen traden, und manche davon sind rational, manche irrational. Trading bietet die Chance, im Nu viel Geld zu verdienen. Für viele Menschen steht Geld für Freiheit, auch wenn sie häufig gar nicht wissen, was sie damit anfangen sollen.
Wenn man weiß, wie das Traden geht, kann man sich die Zeit frei einteilen, man kann wohnen und arbeiten, wo man will, und man hat keinen Chef vor der Nase. Trading ist ein faszinierendes Spiel: Schach, Poker und ein Videospiel in einem. Die Börse lockt Menschen an, die Herausforderungen lieben.
Sie lockt risikofreudige Menschen an und stößt risikoscheue Menschen ab. Der Durchschnittsbürger steht morgens auf, geht zur Arbeit, macht zwischendurch Mittagspause, trinkt nach dem Heimkommen ein Bier und isst zu Abend, sieht fern und geht schlafen. Hat er ein bisschen Geld übrig, zahlt er es auf ein Sparbuch ein. Ein Trader hingegen hat keinen festen Zeitrahmen und setzt sein Kapital Risiken aus. Viele Trader sind Einzelgänger, sie geben die Gewissheiten der Routine auf und wagen den Sprung ins Unbekannte.
Selbstverwirklichung
Viele Menschen verspüren von Natur aus den Drang, ihr Bestes zu geben und ihre Fähigkeiten zur vollen Entfaltung zu bringen. Dieser Drang, die Freude am Spiel und die Verlockung des Geldes treiben Trader dazu, sich der Herausforderung der Märkte zu stellen.
Gute Trader sind meistens fleißige, gewiefte Menschen, die neuen Ideen offen gegenüberstehen. Paradoxerweise hat ein guter Trader nicht das Ziel, Geld zu verdienen. Sein Ziel ist es, gut zu traden. Tradet er richtig, fließt das Geld fast schon nebenbei. Erfolgreiche Trader hören nie auf, ihre Fähigkeiten auszufeilen, denn sie versuchen, ihre persönlichen Bestleistungen zu erzielen.
Ein professioneller Trader aus Texas lud mich einmal in sein Büro ein und sagte dort zu mir: „Wenn Sie mir gegenübersitzen würden, während ich daytrade, würden Sie mir nicht ansehen, ob ich auf den Tag gesehen gerade 2.000 Dollar im Plus oder im Minus stehe.“ Er hat eine Stufe erreicht, auf der ihn Gewinne nicht mitreißen und Verluste nicht herunterziehen. Er konzentriert sich so sehr darauf, richtig zu traden und seine Fähigkeiten zu verbessern, dass sich das Geld nicht mehr auf seine Gefühle auswirkt.
Das Problem mit der Selbstverwirklichung ist allerdings, dass viele Menschen eine selbstzerstörerische Ader haben. Unfallfreudige Autofahrer fahren immer wieder ihr Auto zu Schrott und selbstzerstörerische Trader ruinieren immer wieder ihr Depot. Die Märkte bieten enorme Chancen, sowohl für Selbstsabotage als auch für Selbstverwirklichung. An der Börse seine inneren Konflikte auszuleben ist ein sehr kostspieliges Unterfangen.
Trader, die nicht mit sich im Reinen sind, versuchen oft, ihre widersprüchlichen Wünsche an den Märkten zu erfüllen. Doch wenn man nicht weiß, wohin man geht, landet man am Ende an einem Ort, an den man gar nicht wollte.
5. Fantasie und Wirklichkeit
Würde Ihnen ein Bekannter, der sich kaum mit Landwirtschaft auskennt, sagen, er wolle sich von einem zehn Ar (1.000 Quadratmeter) großen Acker ernähren, würden Sie erwarten, dass er Hunger leiden wird. Man kann eben aus einem kleinen Stück Land nur einen bestimmten Ertrag herausholen. Es gibt allerdings ein Feld, auf dem Erwachsene ihrer Fantasie Flügel wachsen lassen – Trading.
Ein ehemaliger Mitarbeiter erzählte mir einmal, er wolle seinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass er mit einem Konto handelt, auf dem 6.000 Dollar lagen. Als ich ihm die Zwecklosigkeit seines Vorhabens beweisen wollte, wechselte er schnell das Thema. Er war ein glänzender Analyst, weigerte sich jedoch, einzusehen, dass sein Plan des „intensiven Anbaus“ Selbstmord war. In seinem verzweifelten Streben nach Erfolg hätte er große Positionen eingehen müssen – und dann hätte ihn schon die kleinste Kursschwankung schnell ruiniert.
Ein erfolgreicher Trader ist Realist. Er kennt seine Fähigkeiten und seine Grenzen. Er sieht das Marktgeschehen und weiß, wie er darauf reagieren muss. Er analysiert die Märkte nüchtern, beobachtet sich selbst und macht realistische Pläne. Illusionen kann sich ein professioneller Trader nicht leisten.
Wenn ein Amateur ein paar Rückschläge einstecken muss und Nachschussforderungen erhält, schlägt seine Stimmung von übermütig in ängstlich um und er beginnt, seltsame Ideen über die Märkte zu entwickeln. Verlierer folgen beim Kaufen, beim Verkaufen oder beim Meiden von Trades ihren fantastischen Vorstellungen. Sie benehmen sich wie Kinder, die sich davor fürchten, einen Friedhof zu betreten, oder die aus Angst vor Gespenstern abends unter ihr Bett schauen. Das unstrukturierte Umfeld des Marktes macht es einem leicht, Fantasien zu entwickeln.
Die meisten Menschen, die in der westlichen Welt aufwachsen, haben mehrere ähnliche Fantasien. Diese sind derart weitverbreitet, dass es zu meiner Studienzeit am New York Psychoanalytic Institute einen Kurs namens „Universelle Fantasien“ gab. So haben beispielsweise viele Kinder die Fantasie, sie seien adoptiert worden, und erklären sich so die unfreundliche, unpersönliche Welt. Das ist für das Kind zwar tröstlich, aber es verhindert, dass es sich einer Realität bewusst wird, die es lieber nicht sehen möchte – dass seine Eltern so gut gar nicht sind. Unsere Fantasievorstellungen wirken sich auch dann auf unser Verhalten aus, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind.
In Gesprächen mit Hunderten von Tradern habe ich ein paar universelle Fantasievorstellungen immer wieder zu hören bekommen. Diese verzerren die Wirklichkeit und behindern den Trading-Erfolg. Ein erfolgreicher Trader muss seine Fantasien erkennen und sich ihrer entledigen.
Der Wissens- oder Intelligenzmythos
Verlierer, die unter dem Wissensmythos leiden, erklären einem: „Ich habe verloren, weil ich gewisse Trading-Geheimnisse nicht kannte.“ Viele haben die Fantasievorstellung, erfolgreiche Trader besäßen irgendein geheimes Wissen. Diese Fantasievorstellung trägt dazu bei, dass sich ein lebhafter Markt für Beratungsdienstleistungen und vorgefertigte Handelssysteme halten kann.
Ein demoralisierter Trader reizt womöglich seine Kreditkarte aus, um sich den Zugang zu „Handelsgeheimnissen“ zu kaufen. Vielleicht überweist er einem Scharlatan 3.000 Euro für ein „unfehlbares“ Computer-Handelssystem, das Backtests unterzogen wurde. Hat sich dieses System selbst zerstört, zückt er seine fast völlig ausgereizte Kreditkare erneut und kauft sich eine „wissenschaftliche Anleitung“, die ihm erklärt, wie er dadurch seinen Verlusten ein Ende setzen und stattdessen Gewinne erzielen kann, dass er den Mond, die Sterne oder gar Uranus betrachtet.
In einem Investmentklub, den es früher in New York gab, begegnete ich öfter einem berühmten Finanzastrologen. Er bat oft um kostenlosen Zutritt, weil er sich das bescheidene Eintrittsgeld für die Sitzung und eine Mahlzeit nicht leisten konnte. Seine wichtigste Einnahmequelle ist nach wie vor das Geld, das er von hoffnungsvollen Amateuren für astrologische Börsenprognosen kassiert.
Solchen Losern ist nicht klar, dass Trading intellektuell gesehen recht einfach ist. Es ist längst nicht so anspruchsvoll wie eine Blinddarmoperation, die Errichtung einer Brücke oder das Führen einer Gerichtsverhandlung. Gute Trader sind gewieft, aber nur wenige sind Intellektuelle. Viele haben nicht studiert und manche haben die Highschool abgebrochen.
Oft fühlen sich intelligente, fleißige Menschen, die beruflich erfolgreich sind, zum Trading hingezogen.
Aber warum scheitern sie dabei so oft? Das, was die Gewinner von den Verlierern unterscheidet, ist weder Intelligenz noch sind es Geheimnisse und ganz sicher ist es nicht die Bildung.