Kitabı oku: «Alles, was Sie über Trading wissen müssen», sayfa 4
6. Der Hang zur Selbstzerstörung
Trading ist sein sehr schweres Spiel. Ein Trader, der gewinnen und auf lange Sicht erfolgreich bleiben will, muss äußerst ernsthaft an sein Handwerk herangehen. Er kann es sich nicht leisten, naiv zu sein oder anhand einer verborgenen psychologischen Agenda zu handeln.
Unglücklicherweise reizt das Trading häufig impulsive Menschen, Glücksspieler und Menschen, die der Meinung sind, die Welt schulde ihnen ihren Lebensunterhalt. Wenn man des Nervenkitzels wegen tradet, geht man unweigerlich Trades mit schlechten Chancen sowie unnötige Risiken ein. Die Märkte sind gnadenlos und emotionales Trading führt immer zu Verlusten.
Glücksspiel
Wenn man auf Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele setzt, ist das Spekulation. Glücksspiele gibt es in allen Gesellschaften und die meisten Menschen haben in ihrem Leben schon einmal gespielt.
Freud war überzeugt, das Glücksspiel übe einen universellen Reiz aus, weil es ein Ersatz für die Masturbation sei. Die repetitive und aufregende Aktivität der Hände, der unwiderstehliche Drang, die Vorsätze, aufzuhören, der berauschende Charakter der Lust und die Schuldgefühle verbinden das Glücksspiel mit der Masturbation.
Der prominente kalifornische Psychoanalytiker Dr. Ralph Greenson unterteilt die Glücksspieler in drei Gruppen: „normale Menschen“, die zum Vergnügen spielen und damit wieder aufhören können, wenn sie wollen; die Berufsspieler, die das Glücksspiel als Mittel wählen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen; und die neurotischen Spieler, die spielen, weil sie von unbewussten Bedürfnissen dazu getrieben werden und außerstande sind, damit aufzuhören.
Ein neurotischer Spieler meint entweder, er habe Glück, oder er will sein Glück auf die Probe stellen. Wenn er gewinnt, verschafft ihm das ein Gefühl der Macht. Er empfindet die gleiche Lust wie ein Baby, das gestillt wird. Am Ende verliert ein neurotischer Spieler immer, weil er versucht, das allmächtige Glücksgefühl wieder aufleben zu lassen, anstatt sich auf einen realistischen langfristigen Spielplan zu konzentrieren.
Dr. Sheila Blume, Direktorin des Spielsüchtigen-Programms am South Oaks Hospital in New York, hat des Glücksspiel einmal als „Sucht ohne Droge“ bezeichnet. Die meisten Spieler sind Männer, die um der Action willen spielen. Für Frauen ist das Glücksspiel meist ein Mittel der Flucht. Verlierer verbergen meistens ihre Verluste und versuchen so zu wirken und zu handeln wie Gewinner, werden dabei aber von Selbstzweifeln geplagt.
Der Handel mit Aktien, Terminkontrakten und Optionen verschafft dem Glücksspieler ein Hochgefühl und wirkt dabei respektabler, als wenn er auf Pferde wetten würde. Börsenspekulationen machen einen kultivierteren Eindruck als die Zahlenspiele bei einem Buchmacher.
Spieler sind glücklich, wenn Trades zu ihren Gunsten ausgehen, und sie sind schrecklich deprimiert, wenn sie verlieren. Das unterscheidet sie von erfolgreichen Profis, die sich auf langfristige Pläne konzentrieren und sich über einen einzelnen Trade weder besonders ärgern noch besonders freuen.
Das wichtigste Anzeichen für Glücksspiel ist die Unfähigkeit, dem Drang zum Wetten zu widerstehen. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie würden zu viel traden und Ihre Ergebnisse seien zu schlecht, hören Sie einen Monat lang damit auf. Das gibt Ihnen Gelegenheit, Ihr Trading neu zu beurteilen. Ist der Drang, zu traden, so stark, dass Sie sich keinen Monat lang von der Action fernhalten können, dann wird es Zeit, dass Sie sich an die Anonymen Spieler wenden oder die Grundsätze der Anonymen Alkoholiker anwenden, die in diesem Kapitel später noch vorgestellt werden.
Selbstsabotage
Nachdem ich jahrzehntelang als Psychiater tätig war, gelangte ich zu der Überzeugung, dass die meisten Fehlschläge im Leben der Selbst- oder Eigensabotage geschuldet sind. Wir scheitern in unseren beruflichen, persönlichen und geschäftlichen Angelegenheiten nicht wegen Pech oder Unfähigkeit, sondern um einen unbewussten Wunsch nach dem Scheitern oder Versagen zu erfüllen.
Ein hochintelligenter Freund von mir hat sein Leben lang seine Erfolge zunichtegemacht. Als junger Mann war er erfolgreicher Apotheker, verlor dann aber seine Apotheke; er wurde Broker und stieg fast bis an die Spitze seiner Firma auf, doch dann wurde er verklagt; schließlich verlegte er sich aufs Trading, schmiss aber hin, um sich aus seinen vorherigen Katastrophen herauszuarbeiten. Er schob alle seine Fehlschläge neidischen Vorgesetzten, inkompetenten Regulierungsbehörden und der mangelnden Unterstützung durch seine Ehefrau in die Schuhe.
Schließlich war er ganz unten. Er hatte keinen Job und kein Geld. Von einem anderen Trader, der ausgestiegen war, lieh er sich ein Börseninformationssystem und beschaffte sich von ein paar Leuten Geld, die gehört hatten, dass er früher ein guter Trader gewesen war. Er begann, mit diesem Anlagepool Gewinn zu erzielen, und als sich das herumsprach, investierten noch mehr Menschen bei ihm. Mein Freund hatte einen Lauf. Zu dieser Zeit ging er auf eine Vortragsreise durch Asien, tradete aber von unterwegs weiter. Er machte einen Abstecher in ein Land, das für seine Freudenhäuser berühmt ist, und ließ dabei eine sehr große Position in Anleihe-Futures ohne Sicherheits-Stopp offen. Als er in die Zivilisation zurückkehrte, hatte der Markt eine große Kursbewegung vollzogen und sein Pool war vernichtet. Ob er versuchte, sein Problem zu erkennen? Daraus etwas zu lernen? Nein – er gab seinem Broker die Schuld! Danach verhalf ich ihm zu einem attraktiven Job bei einer großen EDV-Firma, aber dort begann er die Hand zu beißen, die ihn fütterte, und wurde entlassen. Am Ende ging dieser hochintelligente Mann von Haustür zu Haustür, um Fassadenverkleidungen aus Aluminium zu verkaufen – während andere mit seinen Methoden Geld verdienten.
Wenn Trader in Schwierigkeiten geraten, geben sie gern anderen Menschen oder dem Pech oder etwas anderem die Schuld. Es tut weh, die Ursache seines Versagens bei sich selbst zu suchen.
Einmal kam ein prominenter Trader in meine Sprechstunde. Sein Kapital war durch einen Kursanstieg des US-Dollar vernichtet worden, den er massiv leerverkauft hatte. In seiner Jugend hatte er gegen einen beleidigenden, überheblichen Vater angekämpft. Er hatte sich mit den großen Positionen, die er darauf setzte, dass ein etablierter Trend sich umkehren würde, einen Namen gemacht. Dieser Trader hatte seine Short-Position immer weiter aufgestockt, weil er nicht zugeben wollte, dass der Markt – der stellvertretend für seinen Vater stand – größer und stärker ist als er.
Das sind nur zwei Beispiele dafür, wie Menschen ihre selbstzerstörerischen Neigungen ausleben. Wir sabotieren uns selbst, indem wir uns wie impulsive Kinder benehmen und nicht wie intelligente Erwachsene. Wir klammern uns an unsere selbstzerstörerischen Muster, aber sie lassen sich behandeln – Versagen ist eine heilbare Krankheit.
Der mentale Rucksack aus der Kindheit kann verhindern, dass man an den Märkten erfolgreich ist. Man muss seine Schwächen erkennen und daran arbeiten, etwas daran zu ändern. Führen Sie ein Trading-Tagebuch – schreiben Sie zu jedem Trade die Gründe für den Einstieg und den Ausstieg auf. Suchen Sie nach sich wiederholenden Mustern des Erfolgs und Misserfolgs.
Das Demolition Derby
Alle Mitglieder der Gesellschaft machen kleine Zugeständnisse, um einander vor den Folgen ihrer Fehler zu bewahren. Beim Autofahren versucht man, Zusammenstöße mit anderen Autos zu vermeiden, und die anderen tun das auch. Wenn einen auf der Autobahn jemand schneidet, mag man vielleicht fluchen, aber man tritt auch auf die Bremse. Wenn jemand die Tür eines geparkten Wagens öffnet, weicht man aus. Man vermeidet Zusammenstöße, weil sie für beide Parteien kostspielig sind.
Für die Angehörigen fast aller Berufe gibt es Sicherheitsnetze. Vorgesetzte, Kollegen und Kunden warnen einen, wenn man sich falsch oder selbstzerstörerisch verhält. Beim Trading gibt es kein derartiges Sicherheitsnetz und deshalb ist es gefährlicher als die meisten anderen menschlichen Unterfangen. Die Märkte bieten endlose Gelegenheiten der Selbstzerstörung.
Auf dem Tageshoch zu kaufen ist, als würde man mitten im Verkehr die Fahrertür schwungvoll öffnen. Wenn eine solche Order auf dem Parkett landet, reißen sich die Händler darum, einem das Papier zu verkaufen – also einem die Tür mitsamt dem Arm abzufahren. Die anderen Trader wollen, dass man scheitert, denn wenn man verliert, bekommen sie das Geld.
Die Märkte funktionieren ohne die übliche menschliche Hilfsbereitschaft. Jeder Trader wird von anderen Tradern angefahren. Alle Trader versuchen, anderen Tradern an den Karren zu fahren. Die Trading-Autobahn ist mit Wracks übersät. Abgesehen vom Krieg ist Trading das gefährlichste menschliche Unterfangen.
Die Kontrolle des Selbstzerstörungsdrangs
Die meisten Menschen machen auf ihrem Lebensweg Jahrzehnt um Jahrzehnt die gleichen Fehler. Manche gestalten ihr Leben so, dass sie in einem Bereich erfolgreich sind und ihre inneren Konflikte in einem anderen ausleben.
Sie müssen sich Ihrer Neigung, sich selbst zu sabotieren, bewusst sein. Hören Sie auf, Ihre Verluste dem Pech oder anderen Menschen zuzuschreiben, und übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Ergebnisse. Fangen Sie an, ein Trading-Tagebuch – oder Trading-Journal – zu führen, in dem Sie alle Ihre Trades sowie die Gründe aufzeichnen, aus denen Sie sie eingegangen sind und aus ihnen ausgestiegen sind. Suchen Sie nach sich wiederholenden Mustern des Erfolgs und Misserfolgs. Wer aus der Vergangenheit nichts lernt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.
Als Trader braucht man ebenso ein Sicherheitsnetz, wie man als Bergsteiger seine Überlebensausrüstung braucht. Ich habe festgestellt, dass die unten dargestellten Grundsätze der Anonymen Alkoholiker in der frühen Entwicklungsphase von Tradern sehr hilfreich sind. Auch strenge Regeln für das Money-Management bieten ein Sicherheitsnetz und das Tagebuch hilft einem dabei, sowohl aus seinen Fehlern als auch aus seinen Erfolgen zu lernen.
7. Trading-Psychologie
Der Erfolg oder Misserfolg als Trader hängt von den eigenen Emotionen ab. Auch wenn man ein glänzendes Handelssystem hat – wenn man überheblich, ängstlich oder aufgewühlt ist, wird das Depot mit Sicherheit darunter leiden. Wenn man merkt, dass man ängstlich oder gierig wird oder dass man in das Hochgefühl eines Glücksspielers gerät, sollte man seine Trades schließen.
Beim Trading tritt man gegen die klügsten Köpfe der Welt an. Die Gebühren und die Slippage arbeiten gegen einen. Und wenn man es zu allem Überfluss auch noch zulässt, dass sich Emotionen in das Trading einmischen, ist die Schlacht schon verloren. Kerry Lovvorn, mein Freund und Partner bei SpikeTrade.com, sagt immer wieder gern: „Es ist ja schon schwer genug, zu wissen, was der Markt tun wird; wenn man aber nicht weiß, was man selbst tun wird, ist das Spiel schon verloren.“
Ein gutes Handelssystem zu haben reicht nicht. Viele Trader mit guten Systemen gehen pleite, weil sie psychologisch nicht auf das Gewinnen vorbereitet sind.
Wenn man die Regeln beugt
Die Märkte halten viele Versuchungen bereit, ähnlich wie wenn man durch einen Tresor voller Gold oder durch einen Harem spaziert. Sie lösen starke Schübe von Habgier und noch stärkere Wellen der Angst aus, das zu verlieren, was man hat. Solche Gefühle vernebeln die Wahrnehmung der Wirklichkeit an den Märkten.
Die meisten Amateure kommen sich nach einer kurzen Gewinnsträhne wie Genies vor. Es ist toll, überzeugt zu sein, man sei so gut, dass einem alle Trades mit Sicherheit Gewinn bringen. Doch in solchen Fällen beginnen Trader, von ihren Regeln abzuweichen und ihre Depots zu schädigen.
Ein Trader lernt ein wenig, macht Gewinn, dann setzen die Emotionen ein und er zerstört sich selbst. Die meisten Trader geben ihre „Mördergewinne“ gleich wieder den Märkten zurück, an denen es vor Geschichten wimmelt, dass jemand vom Tellerwäscher zum Millionär und dann wieder zum Tellerwäscher wurde. Das Gütesiegel eines erfolgreichen Traders ist, dass er in der Lage ist, Kapital anzusammeln.
Man muss das Trading so objektiv wie möglich gestalten. Stellen Sie sicher, dass Sie sich an die Regeln des Money-Managements halten. Führen Sie eine Tabelle, in der alle Ihre Trades aufgeführt sind, und zwar einschließlich Gebühren und Slippage. Führen Sie ein Tagebuch mit allen Ihren Trades und „Vorher-nachher-Darstellungen“. Am Anfang Ihrer Laufbahn als Trader müssen Sie möglicherweise genauso viel Energie für die Analyse Ihrer selbst wie für die Analyse der Märkte aufbringen.
Als ich zu traden lernte, las ich alle Bücher über Trading-Psychologie, die ich finden konnte. Viele Autoren gaben vernünftige Ratschläge. Manche betonten die Disziplin: „Man darf sich nicht von den Märkten mitreißen lassen. Fällen Sie während der Handelszeiten keine Entscheidungen. Planen Sie einen Trade und traden Sie dann nach Plan.“ Andere betonten die Flexibilität: „Begeben Sie sich nicht mit vorgefassten Auffassungen an den Markt. Ändern Sie Ihre Pläne, wenn sich die Märkte verändern.“ Manche Experten empfahlen, sich abzuschotten – keine Wirtschaftsnachrichten, kein Wall Street Journal, sich keine anderen Trader anhören, nur man selbst und der Markt. Andere rieten, für alles offen zu sein, mit anderen Tradern Kontakt zu halten und neue Ideen aufzusaugen. Alle Ratschläge wirkten sinnvoll, aber sie widersprachen einander.
Ich las weiter, ich tradete und konzentrierte mich dabei auf die Entwicklung eines Systems. Dabei praktizierte ich weiterhin als Psychiater. Ich hatte nie gedacht, dass zwischen diesen beiden Gebieten ein Zusammenhang bestünde – bis mich eine plötzliche Erkenntnis traf. Der Gedanke, der die Art, wie ich tradete, veränderte, stammte aus der Psychiatrie.
Die Erkenntnis, die mein Trading veränderte
Wie die meisten Psychiater hatte auch ich immer ein paar Patienten mit Alkoholproblemen. Auch war ich bei einem großen Drogen-Rehabilitationsprogramm als Berater tätig. Ich merkte schnell, dass sich Alkoholiker und Drogensüchtige in Selbsthilfegruppen mit größerer Wahrscheinlichkeit erholen als in klassischen psychiatrischen Konstellationen.
Psychotherapie, Medikamente sowie teure stationäre und ambulante Kliniken können einen Trinker entgiften, aber ihm selten dazu verhelfen, dass er trocken bleibt. Die meisten Süchtigen werden bald wieder rückfällig. Ihre Chancen auf Heilung sind viel größer, wenn sie bei den Anonymen Alkoholikern (AA) oder vergleichbaren Selbsthilfegruppen aktiv werden.
Als mir klar war, dass AA-Mitglieder mit höherer Wahrscheinlichkeit trocken bleiben und ihr Leben wieder in den Griff bekommen, wurde ich zum großen Fan der Anonymen Alkoholiker. Ich begann, Patienten mit Alkoholproblemen zu den AA und ähnlichen Gruppen zu schicken, zum Beispiel zu ACOA (Adult Children of Alcoholics). Wenn ein Alkoholiker wegen einer Behandlung zu mir kam, bestand ich darauf, dass er auch zu den AA ging, andernfalls verschwende er sowohl unsere Zeit als auch sein Geld.
Eines Abends schaute ich auf dem Weg zu einer Party im Büro eines Freundes vorbei. Bis zur Party hatten wir noch zwei Stunden Zeit und mein Freund, der kürzlich mit dem Trinken aufgehört hatte, sagte: „Willst du lieber einen Film schauen oder zu einem AA-Treffen gehen?“ Ich hatte zwar Patienten zu den AA geschickt, war aber noch nie bei einem Treffen gewesen, weil ich noch nie ein Alkoholproblem gehabt hatte. Ich ergriff die Gelegenheit, ein AA-Treffen zu erleben – eine neue Erfahrung.
Die Sitzung fand beim örtlichen YMCA statt. Ein Dutzend Männer und Frauen saßen in einem schmucklosen Raum auf Klappstühlen. Das Treffen dauerte eine Stunde. Ich staunte über das, was ich zu hören bekam – es kam mir vor, als sprächen diese Leute über mein Trading!
Sie sprachen zwar über Alkohol, aber wenn ich für das Wort „Alkohol“ das Wort „Verlust“ eingesetzt hätte, dann hätte das meiste auf mich zugetroffen! In der damaligen Zeit schwankte mein Depot auf und ab. Ich verließ dieses Treffen in dem Wissen, dass ich mit meinen Verlusten so umgehen musste, wie AA-Teilnehmer mit Alkohol umgehen.
8. Trading-Lektionen von den Anonymen Alkoholikern
Fast jeder Trinker kann ein paar Tage lang trocken bleiben – bis der Drang zu trinken ihn wieder zur Flasche treibt. Solange er wie ein Alkoholiker denkt und sich wie einer fühlt, kann er diesem Drang nicht widerstehen. Das Trocken-Werden beginnt im Kopf eines Menschen.
Die Anonymen Alkoholiker (AA) haben ein System, mit dem sie die Denkweise und die Gefühle in Bezug auf das Trinken verändern. AA-Mitglieder verändern ihre Denkweise mithilfe eines 12-stufigen Programms. Im „Blauen Buch“ werden zwölf Schritte beschrieben, die sich auf zwölf Stufen der Persönlichkeitsentwicklung beziehen. Alkoholiker, die gesund werden wollen, teilen bei Versammlungen ihre Erfahrungen mit anderen Alkoholikern auf dem Weg der Besserung und unterstützen einander so gegenseitig dabei, trocken zu werden. Jedes Mitglied kann einen Paten bekommen – ein anderes AA-Mitglied, das es um Unterstützung bitten kann, wenn es den Drang verspürt, Alkohol zu trinken.
Die Anonymen Alkoholiker wurden in den 1930er-Jahren von zwei Alkoholikern gegründet – einem Arzt und einem Handelsvertreter –, die sich regelmäßig trafen, um sich gegenseitig zu helfen, abstinent zu bleiben. Sie entwickelten ein System, das so gut funktionierte, dass sich ihnen andere Alkoholiker anschlossen. Die AA haben nur ein Ziel – ihren Mitgliedern helfen, trocken zu bleiben. Sie verlangen kein Geld, beziehen keine politische Position und betreiben keine Werbekampagnen. Die AA wachsen ausschließlich durch Mundpropaganda und verdanken ihren Erfolg ausschließlich ihrer Wirksamkeit.
Das 12-Schritte-Programm der AA ist so wirkungsvoll, dass es inzwischen auch Menschen mit anderen Problemen anwenden. Es gibt 12-Schritte-Gruppen für Kinder von Alkoholikern, für Glücksspieler und so weiter. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Trader aufhören können, Geld zu verlieren, wenn sie die Grundprinzipien der Anonymen Alkoholiker auf ihr Trading anwenden.
Verleugnung
Wer in Gesellschaft trinkt, genießt einen Cocktail, ein Glas Wein oder ein Bier, aber er hört auf, wenn er findet, dass es reicht. Die Chemie eines Alkoholikers ist anders. Sobald ein Alkoholiker etwas trinkt, verspürt er den Drang, so lange weiterzutrinken, bis er umkippt oder ihm das Geld ausgeht.
Vielleicht sagt ein Trunkenbold, er müsse das Trinken herunterfahren, kann aber nicht zugeben, dass er es nicht unter Kontrolle hat. Versuchen Sie einmal, einem Verwandten, einem Freund oder einem Mitarbeiter zu sagen, er habe das Trinken nicht unter Kontrolle – Sie werden gegen eine Mauer der Verleugnung anrennen.
Womöglich sagt ein Alkoholiker: „Mein Chef hat mich rausgeschmissen, weil ich einen Kater hatte und zu spät zur Arbeit kam. Meine Frau ist mit den Kindern ausgezogen, weil sie von vornherein keinen Verstand besaß. Mein Vermieter will mich rauswerfen, weil ich mit der Miete ein bisschen im Rückstand bin. Ich muss bloß weniger trinken, dann kommt alles wieder in Ordnung.“
Dieser Mann hat seine Familie und seine Arbeit verloren. Er steht kurz davor, sein Dach über dem Kopf zu verlieren. Sein Leben gerät außer Kontrolle – aber er sagt immer noch, er könne das Trinken herunterfahren. Das ist Verleugnung!
Alkoholiker verleugnen ihre Probleme, während gleichzeitig ihr Leben in Stücke bricht. Solange ein Alkoholiker meint, er habe „das Trinken im Griff“, befindet er sich auf der schiefen Bahn. Bei ihm wird sich nie etwas ändern, selbst wenn er einen neuen Job, eine neue Frau und einen neuen Vermieter findet.
Alkoholiker leugnen, dass der Alkohol ihr Leben bestimmt. Wenn sie davon sprechen, weniger zu trinken, dann sprechen sie über die Beherrschung von etwas, das nicht zu beherrschen ist. Das ist wie bei einem Autofahrer, dem das Fahrzeug auf einer Bergstraße außer Kontrolle gerät. Wenn das Auto über eine Klippe rutscht, ist es zu spät für das Versprechen, vorsichtig zu fahren. Das Leben eines Alkoholikers rutscht unkontrolliert ab, während er leugnet, Alkoholiker zu sein.
Es gibt eine sonnenklare Parallele zwischen einem Alkoholiker und einem Trader, dessen Konto durch Verluste vernichtet wird. Wenn Letzterer seine Trading-Taktik ändert, handelt er wie ein Alkoholiker, der versucht, sein Problem dadurch zu lösen, dass er von Hochprozentigem auf Bier umschwenkt. Ein Verlierer leugnet, dass er die Kontrolle über sein Trader-Leben verloren hat.