Kitabı oku: «Kritik der Betriebswirtschaftslehre», sayfa 2
Die Betriebswirtschaftslehre bekennt sich so letztlich in nicht zu überbietender Deutlichkeit dazu, den eigennützigen Interessen der Betriebseigner dienen zu wollen – und achtet dabei umso mehr darauf, dass man ihre Veranstaltung nicht mit parteilichem Denken identifiziert. Vornehm enthält man sich der wertenden Beurteilung der Interessen, in deren Dienst man seine Wissenschaft stellt:
„Die wirtschaftstheoretisch fundierte BWL verzichtet auf eine (ethische) Bewertung unternehmerischer Ziele.“ (I / S. 11)
Die überlässt man den dafür zuständigen Disziplinen der „Theologie und Moralphilosophie“ (I / S. 12).3) Da sind dann auch solche „ethischen Fragen“ (ebd.) gut aufgehoben wie die nach der Grenze zwischen tolerablem Egoismus und vielleicht doch nicht menschennatürlicher Übertreibung desselben; und dahin gehört auch die tiefschürfende Problematisierung eines geldgierigen Suchtverhaltens von Managern und Spekulanten, das womöglich gar zu Wirtschafts- und Finanzkrisen führt. Mit dieser demonstrativen Zurückhaltung in Sachen ‚ethische Bewertung‘ bestehen die Theoretiker der Betriebswirtschaft darauf, dass ihre unbedingte Parteilichkeit für das Interesse der Betriebseigner, das auf die Vermehrung ihres Kapitalvermögens abzielt, gar nichts anderes ist als der wissenschaftlich gebotene Realismus in der Bezugnahme auf eine Wirklichkeit, in der sich nun einmal eigennützige Individuen und keine Altruisten tummeln.
Hat die Menschennatur in der Weise ihren guten Dienst getan und erfolgreich als Berufungsinstanz fungiert, die nicht nur dem ökonomischen Treiben in der Marktwirtschaft seinen höheren rechtfertigenden Sinn verleiht, sondern zugleich auch noch die Wissenschaft adelt, die in ihrer Parteilichkeit für den Kapitalismus nur der Objektivität die Ehre gibt, so geht die Eigenwerbung für den Realismus der Wissenschaft auch über den Verweis auf ganz profane Instanzen:
„Das Shareholdermodell orientiert sich an der Existenz marktwirtschaftlichen Wettbewerbs und an den Vorgaben der geltenden Rechtsordnung...“ (I / S. 7)
Auch so kann man für eine Theorie Überzeugungsarbeit leisten, die sich dem Zweck der professionellen Geldvermehrung verschreibt: Stolz teilt man mit, dass man mit dem Beschluss, den betrieblichen Entscheidungsträgern mit Ratschlägen für die Steigerung ihres Profits zur Seite stehen zu wollen, auf jeden Fall die herrschende ökonomische Ordnung und den Staat, der sie rechtlich verbindlich macht, auf seiner Seite hat. Dass alles Produzieren hierzulande – de facto und von Rechts wegen so eingerichtet – nur als Konkurrenz um den privaten Gewinn existiert, ist daher grundsätzlich nichts, zu dessen Erklärung sich diese Wissenschaft veranlasst sieht, sondern ist bereits die fertige Erklärung, die sie zu bieten hat. Sie findet überhaupt nichts dabei, Dinge wie die Entscheidungs- und Verfügungsmacht von „Shareholdern“ oder „den marktwirtschaftlichen Wettbewerb“ überhaupt „als unabänderliche [!] Gegebenheit [!]“ (I / S. 10) zu akzeptieren. Der schieren Existenz einer Ordnung des privaten Eigentums entnimmt sie die unabweisbare Notwendigkeit zur Selbstverpflichtung des Theoretikers auf die pauschale Parteinahme für diese Ordnung. Auf die Art behandelt sie das durch politische Gewalt zur allgemeinen Lebensbedingung gemachte System der privateigentümlichen Bereicherung wie eine Naturtatsache – und macht absolut „wertfrei“ die erfolgreiche Durchsetzung der Marktteilnehmer, die das Herstellen von Gütern als ihre Gewinnquelle einrichten, zur Prämisse ihrer Modellkonstruktionen und zur positiven Richtschnur ihres „Analysierens“.
3. Die Marktwirtschaft: eine glückliche Kombination aus zwei leicht inkompatiblen fundamentalistischen „Prinzipien“
Im Zuge der rechtfertigenden Herleitung des betrieblichen Wirtschaftens aus dem Knappheitsproblem hat der Betriebswirtschaftslehrer die Optimierung der menschlichen Bedürfnisbefriedigung als das Ziel allen Wirtschaftens vorstellig gemacht. Die Orientierung an den „tatsächlichen Zielen“, die sich die BWL als auf praktisch nützliches Wissen abzielende Wissenschaft schuldig ist, hat ergeben, dass das betriebliche Wirtschaften in Wirklichkeit auf die eigennützige Bereicherung der Betriebseigner abzielt. Der Nachweis, dass das eine – die private Gewinnmaximierung – in optimaler Weise zum anderen – der Versorgung der Gesellschaft mit Gütern – führt, ist der Wissenschaft eine eigene Argumentation wert. Sie wirft selber die Frage nach der Vereinbarkeit ihrer beiden Fundamentalprinzipien auf, zitiert sogar Kritiker „aus dem Bereich der Sozialwissenschaften“ (I / S. 6), die die „Prämisse der Eigennutzmaximierung ... als moralisch verwerflich [ansehen]“ (ebd.), weil unter ihr der „Gemeinnutz“ (ebd.) auf der Strecke zu bleiben droht, – um Bedenken dieser Art ausdrücklich entschieden als unberechtigt zurückweisen zu können. Zu dem Zweck greift sie gerne ins Schatzkästchen der Argumente altehrwürdiger Vorfahren:
„Gewinnstreben der Leistungsanbieter gepaart mit marktwirtschaftlichem Wettbewerb führt zu effizienter, d.h. bedarfsgerechter und kostenoptimaler Befriedigung der Nachfragerwünsche. Zum geistigen Vater der Marktwirtschaft wurde Adam Smith, der Moralphilosoph aus Schottland. In seinem 1776 erschienenen Werk, in dem er die Gründe nationalen Wohlstands untersuchte, sprach er von der ‚unsichtbaren Hand‘, die den einzelnen Leistungsanbieter dazu bringt, einen Zweck zu erfüllen, der nicht in seiner (Gewinn-)Absicht liegt.“ (I / S. 37)
Unser Ökonom konzediert, dass das Wohl derer, die an effizienter, bedarfsgerechter Befriedigung ihrer Wünsche interessiert sind, nicht in der Absicht der ‚Leistungsanbieter‘ liegt, die in der Marktwirtschaft die Produktionsfaktoren kommandieren; denen geht es erklärtermaßen um ihre eigene Bereicherung. Allerdings besteht er darauf, dass durch ihr von dieser ganz anders gearteten Absicht geleitetes Tun der höhere Zweck der allgemeinen Bedürfnisbefriedigung auf wundersame Weise dennoch erfüllt wird; und zwar nicht nur irgendwie, sondern in jeder Hinsicht optimal. Die Marktwirtschaft wird von ihm als ein wahres Mysterium vorstellig gemacht: Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sich in ihr der allgemeine Zweck einer rundum gelungenen Versorgung der Menschheit mit dem, was sie braucht, gerade dadurch erfülle, dass dieser Zweck nicht verfolgt wird. (Wie wir gleich sehen werden, behauptet er auch dasselbe umgekehrt: Dass eine Gesellschaft, die diesen Zweck verfolgt, an diesem Zweck notwendigerweise scheitern muss.) Der Wirtschaftstheoretiker schreibt glatt „führt zu ...“, so als wäre er mit der Erklärung einer Wirkung befasst, die tatsächlich eintritt, wo die Reichtumsproduktion dem Gewinnstreben der Unternehmer überantwortet ist. Tatsächlich verfolgt er mit seiner Erklärung jedoch das irrationale Anliegen, unbeeindruckt von aller marktwirtschaftlichen Realität die Existenz eines Wirkzusammenhangs zu beschwören, der es ihm angetan hat, weil sich mit ihm seine beiden Fundamentalprinzipien – Gewinnmaximierung und effiziente Güterversorgung – ideell versöhnen lassen.
Zur Begründung besagten Mysteriums führt er passenderweise ein Argument an, das dem Hinweis auf eine göttliche Fügung schon der Form nach sehr nahe kommt: Wie durch eine „unsichtbare Hand“ würde der „marktwirtschaftliche Wettbewerb“ den eigennützigen, nach Gewinn strebenden Unternehmer zum Vollbringen der guten Tat leiten, und zwar aufgrund des folgenden ökonomischen Zusammenhangs:
„Gewinnerzielung setzt im marktwirtschaftlichen Wettbewerb zweierlei voraus:
(1) Erforschung der Kundenwünsche und Anpassung des Leistungsangebotes an diese Wünsche;
(2) strikte Anwendung des ökonomischen Prinzips, d.h. Ausschöpfung aller Kostensenkungspotentiale zur Erbringung kundengerechter Leistungen.“ (Ebd.)
Was wird hier zum Argument gemacht? Eigentlich nur dies: Der Markt zwingt den nach Gewinn strebenden Unternehmer erstens, Dinge zu verkaufen, die auf eine Nachfrage treffen, also ein Kundenbedürfnis zu bedienen; und er zwingt ihn zweitens dazu, seine Kosten zu senken; wozu erst einmal zu sagen ist: Der Markt zwingt ihn zu nichts, was nicht im Interesse seines Gewinns ist. Der ist und bleibt bei all dem Maßstab des unternehmerischen Handelns – wie auch immer sich das auf die Befriedigung der Kundenbedürfnisse auswirken mag. Der Kunde mit seinem Bedarf ist damit als Bedingung verortet, die es vom Standpunkt der Betriebe aus zum Mittel des Gewinnemachens zu machen gilt. Womit im Einzelnen und zu welchem Preis er seinen Bedarf decken kann, liegt in den Händen von Produzenten, die ihr ‚Optimum‘ bei der Gewinnerzielung im Auge haben.
Nüchtern betrachtet gibt die ganze Argumentation also gar nicht mehr her als den Befund, dass in der Marktwirtschaft die Versorgung der Gesellschaft mit Gütern in der Weise und in dem Maße stattfindet, wie ein Geschäft daraus zu machen ist. Was an Bedarfsdeckung zustande kommt bzw. ausbleibt, ist die abhängige Variable des Geschäfts.4) Güterversorgung und Bedürfnisbefriedigung sind das Abfallprodukt der kapitalistischen Konkurrenz – und das soll man dem Stand der Unternehmer, die diese Konkurrenz wegen ihrer persönlichen Bereicherung betreiben, offenbar hoch anrechnen. Der Wirtschaftstheoretiker fügt dem sachlichen Befund, den er zum Argument macht, bei Licht besehen eigentlich nur eines noch hinzu: Er jubelt das, was unter der Regie dieser Herren über die gesellschaftliche Produktion an Güterversorgung und Bedürfnisbefriedigung zustande kommt, zur „bedarfsgerechten und kostenoptimalen Befriedigung der Nachfragerwünsche“ hoch; er ernennt es dreist, obwohl es den Unternehmern erklärtermaßen um ganz andere Dinge als die Optimierung der Versorgung geht, zu dem Optimum, das auf dem Feld zu haben ist. Das einzige Argument, das er dafür hat, ist der Umstand, dass dem Kunden nach Lage der Dinge gar nichts anderes übrig bleibt, als die von diesen Unternehmen produzierten Güter zu dem Preis, zu dem sie angeboten werden, zu kaufen.
Der ideologische Ertrag dieser Ableitung kann sich sehen lassen. Der Eigennutz, den kapitalistische Unternehmen verfolgen, ihr „Gewinnstreben“, das der Ökonom als die „Triebfeder des unternehmerischen Handelns“ (ebd.) kennt und schätzt, ist durch sie als Triebkraft einer Wirtschaftstätigkeit geadelt, welche das allgemeine Wohl befördert: Indem sie ihre eigene Bereicherung betreiben, befördern die Eigentümer der Betriebe den Nutzen der Menschheit. Der Gewinn ist ein für alle Mal funktionell verortet als Anreiz, den Wohlstand der Nachfrager zu mehren:
„Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb ist der Gewinn eine Vorzugsprämie für Vorzugsleistungen.“ (Ebd.)
Und die Marktwirtschaft ist endgültig als die Wirtschaftsweise erwiesen, in der die Mehrung des allgemeinen Wohlstandes am effizientesten vorankommt, weil in ihr das Bereicherungsinteresse der Privateigentümer der Motor jeder den Wohlstand mehrenden Wirtschaftstätigkeit ist. Ein gesellschaftliches Produktionswesen, das einzig dazu eingerichtet ist, dass seine maßgeblichen Betreiber ihr Privatvermögen vermehren, ist wissenschaftlich erfolgreich als die ultima ratio aller wirtschaftlichen Vernunft beglaubigt. Weil derart der Konkurrenz kapitalistischer Eigentümer die Urvernunft des „ökonomischen Prinzips“ einbeschrieben ist, fallen gegenüber diesem System alternative ‚Wirtschaftsweisen‘ allein schon deswegen hoffnungslos zurück, weil in denen der Profit als Triebfeder des ökonomischen Handelns fehlt:
„Die Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsprinzips ist von menschlichem Handeln abhängig. In der zentralen Planwirtschaft wird die Einhaltung des ökonomischen Prinzips nicht belohnt... Darum ist dieses Wirtschaftssystem so ineffizient.“ (I / S. 36)
Wo Wirtschaftlichkeit nicht belohnt wird, da gibt es keine, also muss dort Ineffizienz herrschen. Damit hat der Betriebswirt jenes Wirtschaftssystem fertig auf den Begriff gebracht, welches einmal unter dem Markenzeichen ‚realer Sozialismus‘ in der Sowjetunion zu besichtigen war. Was den Maßstab der Gerechtigkeit hinwiederum anbelangt, räumt er gerne ein, dass der marktwirtschaftliche Wettbewerb auch manche ‚sozialen Probleme‘ mit sich bringt und das goldene Prinzip „Vorzugsprämien für Vorzugsleistungen“ mit erstaunlicher Regelmäßigkeit für eine Verteilung des Produzierten sorgt, bei der die wenigen Reichen reicher und die vielen Armen ärmer werden. Das ändert aber nichts am Prinzip, wenn man nur fest genug daran festhält. Die Experten der „nüchternen“, „praktisch-normativen BWL“, die ihre Normen dem praktisch herrschenden Zweck allen Produzierens entnehmen und „keine Weltverbesserungsambitionen“ hegen, erklären sich in der Frage nach der gerechten Verteilung für unzuständig – und begründen ihre Zurückhaltung mit dem entwaffnenden Argument, dass es sich für sie bei der Marktwirtschaft, zumal einer sozialen, ja schon um die beste aller möglichen Welten handelt und sich daher jede Kritik an ihr verbietet:
„Die Lösung dieses Problems [der Gerechtigkeit] wird dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb ... und den flankierenden Regeln des gesetzlichen Ordnungsrahmens ... überlassen.“ (I / S. 8)
Wer immer weshalb und wobei auch immer sich schlecht bedient sieht durch die Prämien für seine Versuche, im Mitwirken in der Welt der Konkurrenz privater Eigentümer auf seine Kosten zu kommen: Er hat sich daran zu halten, dass in einer Wirtschaft, die sich nach dem Markt nennt, der Markt zusammen mit dem Staat, der ihn flankiert, auch die Instanz aller Gerechtigkeit ist – was immer das für ihn und alle anderen praktisch bedeutet.
1) Es ist ja nicht so, dass der Wirtschaftsfachmann da keine Unterschiede kennen würde; z.B. zwischen einer Marktwirtschaft und dem, was er ‚Zentralverwaltungswirtschaft‘ nennt. Er kennt sogar, was im Zusammenhang mit dem Knappheitstheorem extra bemerkenswert ist, die moderne „Überflussgesellschaft (in westlichen Industriestaaten)“ (II / S. 370).
2) Ein paar Bemerkungen zu den Argumenten, mit denen sich die ‚verhaltenswissenschaftlich orientierte BWL‘ kritisch von der ‚betriebswirtschaftlichen Standardlehre‘ absetzt und sich als eigene Schule begründet, finden sich in einem Anhang am Ende unserer Schrift.
3) Ausgerechnet die akademischen Moral- und Gottesfans verfügen da nämlich „über das bessere wissenschaftliche [!] Rüstzeug zur Problemanalyse“ und können deshalb „effizientere Lösungen herbeiführen“ (I / S. 12).
4) Dies trifft insbesondere auch für das in den Diensten der Betriebe stehende Personal zu, das die Unternehmer beim Fahnden nach Kostensenkungspotentialen, die es auszuschöpfen gilt, bekanntermaßen ja immer zuerst ins Auge fassen: Die Behandlung, die die Leute als Kostenfaktor erfahren, aus dem möglichst viel Leistung herauszuholen ist, bestimmt, was aus den Bedürfnissen der lohnarbeitenden Menschheit und deren Befriedigung wird. Was die Betriebe mit dem Ziel der Kostenreduktion auf dem Feld der Bewirtschaftung des Faktors Arbeit veranstalten, beliebt die BWL mit „strikter Anwendung des ökonomischen Prinzips“ zu umschreiben. Sie demonstriert damit eindrucksvoll, was sich mit der Abstraktion ‚ökonomisches Handeln‘ oder ‚effizientes Wirtschaften‘ alles anstellen lässt: Man muss nur absichtsvoll unter den Tisch fallen lassen, dass es in Sachen Effizienz schon ein wenig darauf ankommt, was da möglichst effizient vorangebracht werden soll, und schon spielt es gar keine Rolle mehr, ob Unternehmer zum Zwecke der Senkung ihrer Kosten bemüht sind, möglichst viel herauszuholen aus denjenigen, die sie als Faktor Arbeit für die Mehrung ihres Kapitalvermögens antreten lassen, oder ob sie zum Nutzen der bedürftigen Menschheit eine optimale Güterproduktion ins Werk setzen.
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II. Die BWL scheitert an der Erklärung des Gewinns, um dessen Maximierung sich ihre sämtlichen Erkenntnisse drehen
Der Einstieg in die Betriebswirtschaftslehre und die scheinhafte Begründung der Nützlichkeit des ‚Gewinnprinzips‘ gehen auch auf kurzem Wege. Dabei kommt zugleich der harte Kern der betriebswirtschaftlichen Produktionstheorie auf die Welt. Ein Merksatz definiert, was der Grundsatz der „Wirtschaftlichkeit“ beim Wirtschaften bedeutet:
„Das ökonomische Prinzip verlangt, das Verhältnis aus Produktionsergebnis (Output, Ertrag) und Produktionseinsatz (Input, Aufwand) zu optimieren.“ (I / S. 34)
Wie die zwei Klammern signalisieren, weiß der Betriebswirt um die Doppelnatur des Produktionsergebnisses bzw. -einsatzes in der Marktwirtschaft; er unterscheidet die stofflich-materielle von der wertbestimmten Qualität der Produktionsmittel und -resultate. Und er weiß, dass der „Erfolg“ sich hierzulande an den preisbestimmten Größen bemisst, die er deshalb eigens fett in seinen Kasten druckt:

(Ebd., Abb. 7)
Interessant ist jedoch das Beispiel, an dem der Gelehrte sein „ökonomisches Prinzip“ kindgemäß erläutert. Er kennt – oder genauer: es „begegnet uns das ökonomische Prinzip ... in drei Erscheinungsformen“ (ebd.). Die beiden ersten gehen so:
„Nach dem ökonomischen Prinzip geht es z.B. darum, die Heiztechnik so zu gestalten, dass (bei vorgegebener Raumtemperatur) mit einem gegebenen Heizöleinsatz ein möglichst großer Raum beheizt werden kann (Maximumsprinzip). Stattdessen kann es auch darum gehen, einen vorgegebenen Raum mit dem geringstmöglichen Heizöleinsatz (auf eine bestimmte Temperatur) zu erwärmen (Minimumsprinzip).“ (Ebd.)
Hier ist man in der Welt der Heizungstechnik, für die der Unterschied zwischen Maximum und Minimum insofern ziemlich gleichgültig ist, als es so oder so um den Wirkungsgrad des Heizöleinsatzes geht. Zwischen ‚Input‘ und ‚Output‘ finden ein Verbrennungsprozess und eine Wärmeleitung ins zu beheizende Zimmer statt. Deren Effizienz lässt sich berechnen, nämlich als Umsetzung des Energiepotentials einer Heizölmenge in einen Temperaturanstieg im beheizten Raum; auch lässt sich dafür sorgen, dass möglichst wenig von der verbrauchten Energie verlorengeht; und über die Vermeidung von Verlusten freuen sich Techniker und Raumbenutzer – ein schöner Erfolg. Das ist aber nicht der, um den es dem Betriebswirt geht. Der kennt eine dritte „Erscheinungsform“ effizienten Heizens:
„Nach dem Optimumsprinzip geht es darum, die Differenz zwischen Ertrag und Aufwand zu maximieren. Damit ist man beim Gewinnmaximierungsprinzip angelangt. Für die traditionelle BWL ist das Prinzip langfristiger Gewinnmaximierung das oberste Formalziel, an dem betriebliche Entscheidungen ausgerichtet werden.“ (Ebd.)
Jetzt kommt also die Multiplikation mit dem Preis als entscheidende Größe hereingeschneit. Und die stellt jeden, der das Beispiel des Lehrbuchs ernst nimmt, vor ein ernstes Problem. Dass Heizöl – und ein Heizkessel und der Hausmeister usw. – etwas kostet, ist bekannt; zwar nicht aus der abstrakt-prinzipiellen Ableitung aller Wirtschaftstätigkeit aus dem ‚ökonomischen Prinzip‘, die der Wissenschaftler präsentiert hat; der vermeidet da ja sorgfältig jede Erwähnung des Geldes bei der Konstruktion eines nie zu bewältigenden, aber immerzu zu bewirtschaftenden Gegensatzes zwischen endlicher Natur und unendlich bedürftiger Menschennatur; aber wer für Heizöl zahlen muss, wird sich nicht weiter wundern. Nur: welchen vom „Faktorpreis“ unterschiedenen „Güterpreis“ hätte die erzeugte Wärme? Woher bekommt die überhaupt einen Preis – außer dem, den der Verbraucher für den „Input“ in seinen Ofen zahlen muss? Und dann gleich noch einen, der, mit der zustande gebrachten Wärmemenge nach welchen Wärmeeinheiten auch immer multipliziert, einen Ertrag stiftet, der über den für den ‚Input‘ anfallenden Kosten liegt? Dass sich mit verbesserter Heiztechnik Öl und – in der realen Welt der Marktwirtschaft – folglich auch Geld für Öl sparen lässt, versteht sich. Aber das dümmste Milchmädchen würde diese Kostenersparnis nicht als Gewinn verbuchen: als Geldbetrag, um den es reicher geworden wäre.
Die ganze Rechnung mit einem solchen Geldbetrag, der sich als Überschuss des Produkts aus Outputmenge und Güterpreis über das Produkt aus Inputmenge und Faktorpreis darstellt, unterstellt im Gegensatz zur heiztechnischen Idylle des Beispiels jemanden – einen marktwirtschaftlich kalkulierenden Betrieb –, der nicht bloß Öl kauft, um es warm zu haben, sondern der die damit erzeugte Wärme ihrerseits mit einem Preis versieht, um sie zu verkaufen. Wo immer die BWL mit solchen ‚Beispielen‘ aus der Welt der Güterproduktion argumentiert, begeht sie den Schwindel, mit derartigen Unterstellungen zu operieren: Sie erzählt Geschichten über die produktive Verwandlung von Naturstoffen in brauchbare Güter. Sie redet darüber jedoch so, als ob es dabei immer schon um ein quantitatives Verhältnis von Aufwand und Ertrag sowie um die Vergrößerung der Differenz zwischen beiden ginge. Sie lädt dazu ein, eine Erhöhung des Wirkungsgrads beim Einsatz von Brennstoff mit einer Kostensenkung zwecks Gewinnsteigerung zu verwechseln, indem sie so tut, als wären das „Erscheinungsformen“ desselben Prinzips. Auf diese Weise projiziert sie die Rechnungsweise kapitalistischer Betriebe, denen es darum geht, die Preisdifferenz zwischen dem Kostenaufwand, den sie für die Produktion treiben müssen, und dem Preis, den sie für die produzierte Ware bekommen, auszunutzen und zu ihren Gunsten zu optimieren, in die Natur der Gebrauchswertproduktion hinein. In der Produktion von Wärme und anderen nützlichen Dingen ein quantitatives Verhältnis von der Art ausmachen zu wollen, dass der Output – also die produzierten Güter – abzüglich des Inputs – d.h. der eingesetzten Rohstoffe, Arbeit und Arbeitsmittel – den Erfolg der Veranstaltung ergibt, den es herbeizuführen gilt, ist jedoch schon deswegen ein Unding, weil auf beiden Seiten Gebrauchswerte unterschiedlicher Qualität stehen, denen jedes gemeinsame Maß fehlt. Soweit es um die Produktion nützlicher Dinge geht, macht es überhaupt keinen Sinn, eine wie auch immer zu ermittelnde quantitative Differenz von Aufwand und Ertrag als das eigentliche, nämlich ökonomisch einzig relevante Produktionsergebnis festhalten zu wollen. Der abstrakte Imperativ der Input-Output-Optimierung, die das Wesen aller betrieblichen Rationalität ausmachen soll, ist nichts als die verfremdete Form, das in ein Sachgesetz der Wirtschaftlichkeit überhöhte Abziehbild der kapitalistischen Ertrags-Rechnung.
Doch selbst unter der Voraussetzung, von der die BWL in ihrem Beispiel ausgeht, die sie theoretisch jedoch für absolut unbeachtlich befindet – das ökonomische Subjekt der Wärmeerzeugung ist ein profitorientierter Betrieb, der für den Verkauf produziert –, versteht es sich nicht von selbst, dass der Verkaufspreis des Gutes ‚Wärme‘ per se höher liegt als der Einkaufspreis für den Input, so dass sich zwischen beiden Größen eine Differenz als fett gedruckter ‚Erfolg‘ einstellt. Gewiss, wenn sich Wärme teurer verkaufen lässt, als ihre Erzeugung kostet, dann wächst der Gewinn, der hier unter dem Titel ‚Erfolg‘ firmiert, mit jeder Einsparung von ‚Inputmenge‘. Aber wo kommt der Gewinn selber her, d.h. der Wertzuwachs, den das Betriebsvermögen nach erfolgreichem Verkauf der erstellten Leistung erfahren hat? Denn davon geht ja auch der Betriebswirt aus, dass der Erfolg der betrieblichen Anstrengungen in dem zusätzlichen geldwerten Eigentum besteht, das auf der Seite des Betriebs entstanden ist.
Das Interessante an dieser ‚Lehre‘ ist: Mit ihrer schlichten Formel ‚Ertrag – Aufwand = Erfolg‘ (= Gewinn) will sie diese Frage beantwortet haben und lässt sie zugleich völlig unbeantwortet. In der ersten Geldsumme namens Ertrag ist der Gewinn ja schon enthalten, seine Erwirtschaftung also vorausgesetzt. Das ist die Prämisse einer puren Rechenoperation, mittels derer per Subtraktion der Aufwandssumme nur mehr sein Umfang ermittelt wird. Vom Gewinn bleibt nur die tautologische Auskunft, dass er in der Geldsumme besteht, um die der Verkaufserlös die Kosten für den ‚Input‘ übersteigt. Die BWL suggeriert, den Gewinn mit der Kostenersparnis durch Einsparung von Inputmenge erklärt zu haben. Tatsächlich erklärt die Senkung der Produktionskosten durch Anwendung effektiverer Technik jedoch allenfalls eine Steigerung des Gewinns, eine Vergrößerung des Unterschieds zwischen den Produktionskosten und dem Preis des Produkts, nicht aber diesen Unterschied als solchen. Das Lehrbuch selbst unterstellt, dass die Berechnung des Wärmepreises nicht damit zusammenfällt, dass die Faktorkosten in Rechnung gestellt werden – in dem Fall würde mit der Senkung des ‚Aufwands‘ der ‚Ertrag‘ sinken, und von der Maximierung einer Differenz zwischen beiden Größen könnte keine Rede sein; den Gewinn kann eine Verringerung des Kostenaufwands nur dann steigern, wenn und soweit der Güterpreis anders als durch den Geldaufwand für den Input bestimmt ist. Es bleibt also die Frage offen, worin diese Differenz begründet ist.
Unter der Überschrift „kostenorientierte Preisfindung“ (II / S. 433) findet sich dazu tatsächlich – oder soll man besser gleich sagen: scheinbar? – eine Auskunft. In Anlehnung an die unternehmerische Praxis der Preiskalkulation bespricht die BWL dort den Gewinn als Aufschlag auf die Kosten. Der Preis, zu dem der Betrieb seine Güter absetzt, wäre danach als „Summe aus Selbstkosten zuzüglich eines angemessenen Gewinnzuschlags“ (II / S. 434) zu begreifen, den die BWL auf ihrer Suche nach Richtlinien zur Ermittlung des ‚richtigen‘, d.h. „gewinnmaximalen Angebotspreises“ (II / S. 433) freilich sogleich und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der angemessenen Höhe diskutiert. So fällt ihr noch nicht einmal auf, dass sie hier eine zweite Erklärung des Gewinns anbietet, die mit ihrer ersten überhaupt nicht vereinbar ist: Der Gewinn wäre dann ja ein von den Kosten unabhängiger Zusatz – also nicht, wie vorher behauptet, das Resultat von Kostensenkung. Die Wissenschaft entdeckt hier ganz offensichtlich kein Problem. Rein rechnerisch, d.h. begriffslos betrachtet, gibt es eben zwei Möglichkeiten, die Differenz zwischen Kosten und Erlös zu maximieren: entweder durch Senkung der Kosten – durch „verringerte Faktoreinsatzmenge“ (II / S. 39) oder „Senkung der Faktorpreise“ (ebd.) – oder durch „Erhöhung der Absatzpreise“ (ebd.). Es hilft aber nichts: Das Ausgangsproblem ist mit dieser neuen Bestimmung des Gewinns nur verschoben. Es stellt sich nun nämlich die Frage, was einen solchen Preisaufschlag rechtfertigt bzw. begründet. Auch dazu finden sich Auskünfte in unserem Lehrbuch. Ihnen zufolge ist der Gewinn als „das Entgelt“ zu betrachten, „welches der Unternehmer für die Bereitstellung von Eigenkapital und für die Übernahme des Unternehmerrisikos erhält“ (II / S. 485). So gesehen wäre der Gewinn bzw. die Differenz zwischen den Faktorkosten und dem Erlös aus dem Verkauf der produzierten Güter in Leistungen begründet, die der Unternehmer erbringt. Nämlich zum einen: Er schießt das Geld vor, das zur Bezahlung der Produktionsfaktoren nötig ist. Folgt man der Logik, nach der hier gedacht wird, handelt es sich hierbei um eine Leistung, mit der der Unternehmer seinen Teil zum Zustandekommen des Betriebsergebnisses beiträgt und die ihm seinem Beitrag zu diesem Ergebnis entsprechend zu entgelten ist. Das für den Kauf von Produktionsfaktoren verausgabte Geld wäre danach – getrennt vom Einsatz dieser Produktionsfaktoren im Betrieb – als eigener Grund dafür zu betrachten, dass der Erlös aus dem Verkauf des Produkts die Produktionskosten übersteigt und das Vermögen des Betriebs wachsen lässt. Noch absurder erscheint diese Begründung, wenn man den zweiten Teil hinzunimmt, dem zufolge der Gewinn zugleich als Entgelt für die „Übernahme des Unternehmerrisikos“ anzusehen ist, also dafür, dass der Unternehmer womöglich keinen Gewinn macht, sondern mit seiner Gewinnrechnung scheitert. Höflich ausgedrückt: Weder die pure Bereitstellung von Kapital für betriebliche Produktion noch die Gefahr des Misslingens seiner Vermehrung können begründen, dass und auf welche Weise ein Gewinn – und damit die erfolgreiche Realisierung eines Preisaufschlags auf die Kosten – erwirtschaftet wird. Umso mehr wird ersichtlich, dass es sich bei diesen disparaten Bemühungen der BWL um die Erklärung des Gewinns gar nicht ernsthaft um die sachliche Beantwortung der Frage handelt, wie der Gewinn zustande kommt. Sie zielen auf die Rechtfertigung der Tatsache, dass die Überschüsse, um deren Erwirtschaftung sich das ganze marktwirtschaftliche Wirtschaftsleben dreht, in den Taschen der Betriebseigner landen, und die Suche nach guten Gründen dafür befasst sich gar nicht mit der Frage, wie diese Überschüsse zustande kommen, sondern unterstellt ihr Vorhandensein. Die ‚Analysen‘ und ‚Strategien‘ der BWL zum Verhältnis von Aufwand und Ertrag leben von der notorischen Unterstellung, dass im „Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung“ (I / S. 47) nicht nur nützliche Dinge aus Ressourcen herausgewirtschaftet werden, sondern dass dabei allemal ein Gewinn ‚entsteht‘. Die BWL verweigert sich systematisch der Frage, was zwischen Input und Output, zwischen der Bezahlung der Elemente der Produktion und dem Verkauf der damit erzeugten Güter passieren muss und offenbar regelmäßig passiert, so dass ein derartiger Überschuss an geldwertem Eigentum zustande kommt. Sie leistet sich die Unverfrorenheit, diese seltsame Leistung des marktwirtschaftlichen Produzierens als dessen Lebensgesetz auszugeben – Gewinn einbringender Output ist ihr zufolge ja erklärtermaßen Grund und Ziel allen betrieblichen Wirkens! – und sie gleichzeitig zu ignorieren, d.h. das Produktionsverhältnis, in dem sich der Reichtum im Geld und der Erfolg an dessen Vermehrung bemisst, keiner Erklärung für wert zu befinden. Es ist, als wollten diese ‚praktisch-normativen‘ Ökonomen darauf bestehen, dass man nicht wissen muss, was der Profit ist, wenn es darum geht, ihn zu maximieren – und so ist es ja auch.
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