Kitabı oku: «Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass», sayfa 4
»Die Überfahrt nach Aurania ist sehr anstrengend für dich gewesen, nicht wahr?«, bemerkte Schmekel und zog seine Mutter ein wenig von ihrem ältesten Sohn weg.
»Ja, ja!«, schnarrte diese angestrengt.
»Wundert mich, dass sie die Schiffsreise überhaupt überlebt hat«, flüsterte Zaydan seinem Bruder Echach ins Ohr.
»Sie bekommt kaum noch Luft. Aber das kühlere Klima hier wird ihr sicherlich gut bekommen. Wir konnten sie ja auch nicht ewig bei den Hischachs lassen«, gab dieser zurück.
Auf Zaydans Anraten hatten seine Brüder die Mutter in den letzten Jahren bei Verwandten untergebracht, doch diese waren es inzwischen leid, die alte und gebrechliche Frau weiter zu pflegen.
Schließlich hatte sie Schmekel doch nach Leevland geholt, obwohl Zaydan bereits betont hatte, dass ihm seine Geschäfte wenig Zeit für Familienangelegenheiten lassen würden. Der Mutter waren schließlich auch die drei Shargut Schwestern mit ihren Familien gefolgt. Zaydan jedoch ignorierte diese völlig. Lediglich seine vier Brüder, die ihm bei seinen Geschäften behilflich sein konnten, waren für ihn von Interesse.
»Erzähl doch noch ein wenig, was du so gemacht hast, mein Junge. Du warst doch so selten bei deiner armen Mutter. Ich dachte manchmal schon, dass es dich gar nicht mehr gibt«, sagte die Alte, schüttelte Schmekels Arm ab und ging erneut auf Zaydan zu.
Schmekel jedoch lenkte die Mutter sanft, aber bestimmt, wieder in Richtung Ausgang. »Wir gehen jetzt in deine Wohnung und dort machst du ein Schläfchen, nicht wahr? Wenn was ist, dann kannst du ja jederzeit die Dienerinnen rufen.«
»Von mir aus …«, keuchte die Mutter. Daraufhin ging sie an der Hand ihres Sohnes aus dem Raum heraus, während ihr Zaydan genervt hinterher schaute. Nachdem Schmekel die Alte in ihrem Zimmer abgeladen hatte und wieder zu den anderen zurückgekehrt war, atmete der Bankier durch. Mahnend hob Zaydan die Hände, so dass sich alle Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
»Ich habe großartige Neuigkeiten für euch, meine Freunde! Die Zinsgewinne sprudeln, die Kreditgeschäfte laufen hervorragend und sogar die alte Mutter ist jetzt bei uns. Ist das nicht großartig?«, rief er aus.
Seine Brüder lachten laut durcheinander, während ein paar der anderen Berbianer anerkennend klatschten. Zaydan riss den Zeigefinger in die Höhe.
»Im Namen des Shargut Bankhauses haben wir bereits in mehreren Städten Geldwechselstuben eingerichtet. Wir bieten unsere Kredite also nicht mehr nur in Richtenhof an, was ein gewaltiger Fortschritt ist. Und die Leevländer nehmen unser Geld, allen voran die Adeligen, die gar nicht genug davon bekommen können.
Manche wollen ihre Residenzen verschönern, andere benötigen das Geld für junge Huren, wieder andere finanzieren damit ihre Trunksucht und so weiter. Es ist viel leichter als in Manchin oder in den Wüstenländern, das kann ich euch sagen. So vertrauensselige Trottel wie hier in Leevland habe ich noch nie zuvor getroffen.«
Die Berbianer lachten hämisch auf. Einige begannen erneut zu klatschen. Zaydan jedoch würgte die Begeisterung mit einer Handbewegung ab, denn er hatte noch eine Menge zu sagen.
»Aber lassen wir die Späße, meine Freunde. Ich werde euch heute meinen Plan vorstellen, wie wir das Shargut Bankhaus in den nächsten Jahren zur führenden Finanzmacht in ganz Leevland machen werden. Große Dinge stehen uns allen bevor. Das Shargut Bankhaus wird nämlich eines Tages den Kaiser selbst am Haken haben, das prophezeie ich euch schon heute.
Ich bin deshalb immer ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, weil ich mich nie mit Kleinigkeiten zufrieden gegeben habe. Und das tue ich auch jetzt nicht, denn ich will ein noch viel erfolgreicher Bankier werden«, sprach Zaydan mit geschwellter Brust.
Anschließend ließ er sich von Weng ein zusammengerolltes Stück Pergament bringen. Mit einem selbstbewussten Grinsen hob er es in die Höhe und rief seinen Brüdern und Gehilfen zu: »Ich habe euch allen noch weitere Aufgaben zugeteilt. Stück für Stück werden wir die Macht der Shargut Bank ausbauen, bis das Geld der Leevländer in unseren berbischen Händen liegt.«
Die Reise des Zwergenprinzen
Der Abmarsch des Zwergenprinzen und seines Gefolges glich einem gewaltigen Volksfest. Langsam schritt Hignir IV. an der Seite seines treuen Bannerträgers Trugrim durch die riesige Haupthalle, an deren Ende sich ein gewaltiges Portal befand. Ohrenbetäubender Jubel hallte von den hohen Wänden des Gewölbes wider, während sich Hunderte von Khuz zusammendrängten, um dem Thronerben eine gute Reise zu wünschen.
Sein Vater, der ehrwürdige Albarach, betrachtete die Szenerie ebenso gerührt wie stolz. Eines Tages würde Hignir an seiner statt auf dem Thron sitzen, mit einer Gemahlin an der Seite, die einer der traditionsreichsten Khuzsippen entstammte. Dieser wundervolle Tag würde den Zwergen von Kazhad Mekral lange im Gedächtnis bleiben, sagte König Albarach zu einem seiner Vettern, der hinter ihm auf einem kleinen Balkon dicht unter der Hallendecke stand. Zur Rechten des Khuzherrschers hatte seine Frau, Königin Xanthia, die pausenlos Freudentränen vergoss und zwischendurch ihrem davonschreitenden Sohn hinterherwinkte, Platz genommen.
Als Prinz Hignir das Portal endlich erreicht hatte, öffneten sich zwei riesenhafte Torflügel wie von Geisterhand, während das grelle Tageslicht ins Innere des von den Zwergen ausgehöhlten Berges flutete. Der Jubel des Volkes brandete auf, wurde noch lauter und exstatischer.
Jenseits des Tores führte der Weg des Prinzen weiter über eine breite Straße, zu deren Seiten hohe Gebäude im klassisch zwergischen Baustil zu bestaunen waren. Nun ging Hignir mit seinem Gefolge durch den überirdisch gelegenen Teil von Kazhad Mekral. Aus den Fenstern der Häuser schallte lautes Freudengeschrei, wobei sämtliche Gehsteige mit Zwergen überlaufen waren. Immer mehr Khuz strömten in unbändiger Freude zusammen. Prinz Hignir war beim einfachen Volk aufgrund seiner unkomplizierten Art äußerst beliebt, was die heutigen Jubelstürme eindrucksvoll bewiesen.
»Ich bin froh, wenn wir endlich zum Haupttor kommen und dieses ganze Getöse hinter uns lassen«, sagte der Thronfolger mit scherzhaftem Unterton zu seinem Bannerträger Trugrim.
Der muskelbepackte Zwergenkrieger grinste breit. Seine großen Fäuste hielten den Stil des gewaltigen Banners aus dunkelgrünem Stoff fest umschlossen.
»Das ist auch der Grund, warum ich niemals geheiratet habe, Herr. Ist mir einfach zu laut und zu aufregend«, brummte er.
Zwischendurch winkte der Prinz dem fröhlichen Volk immer wieder zu. Seine Eltern waren mittlerweile außer Sichtweite gelangt, es würde eine Weile dauern, bis sie den Weg aus der Berghalle ins Freie zurückgelegt hatten.
»Ich kann Euch zu Prinzessin Lavia nur beglückwünschen, mein Prinz. Sie hat die hübschesten Pausbacken, die sich ein Zwerg vorstellen kann«, sagte einer der gepanzerten Ehrengardisten, der hinter Hignir herging.
Der Königssohn mit dem blonden Vollbart und den wachen grauen Augen drehte sich um.
»Die Backen deiner Threelia sind aber auch ganz ordentlich, Colgnir«, erwiderte er dann.
Ein paar der Khuzkrieger schmunzelten. Trugrim fing lauthals an zu kichern, wobei das Banner zu schwanken begann.
Kazhad Mekral war eine gewaltige Stadt, selbst die überirdisch gelegenen Viertel waren groß und es dauerte lange, wenn man sie zu Fuß durchqueren wollte. Bis Prinz Hignir und seine Begleiter endlich das Haupttor erreicht hatten, verging noch eine Weile. Schließlich erreichten sie das mächtige Portal erschöpft und des allgemeinen Jubels überdrüssig.
Jetzt lag ein langer Weg quer durch das Felssäulengebirge vor ihnen. Albarachs Thronfolger musste seine zukünftige Frau in Kazhad Harush abholen und sicher zurück nach Kazhad Mekral bringen, so verlangte es die khuzische Tradition. Hignirs Vater und Zehntausende Zwerge würden die Heimkehrer in den heimischen Hallen voller Freude zurückerwarten. Ganz Kazhad Mekral fieberte einer prunkvollen Hochzeit entgegen.
Der korpulente Ork wollte mit seinen Demutsgesten gar nicht mehr aufhören. Wieder und wieder ließ er ein leises Brummen ertönen, während er hoffte, Grimzhag irgendwie beschwichtigen zu können.
»Was führt dich zu mir und wer bist du?«, wollte der König wissen.
Eigentlich empfing Grimzhag in seinem Thronsaal schon lange keine gewöhnlichen Orks mehr, doch dieser hier hatte derart darauf gedrängt, dass ihm der junge Brüller eine kurze Audienz gewährte.
»Graggax der Wirt, ich bin der Inhaber der Trinkhöhle »Zum schwankenden Warnox«. Bitte hört mich an, allmächtiger Brüller«, antwortete der Ork, den Blick zu Boden richtend.
»Und?«, sagte Grimzhag gelangweilt.
»Wütender, es geht um Euren Freund Zugrakk«, fuhr der Trinkhöhlenbesitzer fort.
»Was ist mit ihm, Graggax?«
»Zugrakk droht, mich umzubringen. Er will mir auflauern und mich abstechen. Das erzählt er überall in Karokum herum«, erklärte der Wirt verunsichert.
Der junge Brüller erhob sich mit einem genervten Schnaufen von seinem Thron. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und knurrte verärgert.
»Weiter!«, befahl er. »Ich habe heute noch sehr viel zu tun, Graggax.«
»Ja, sicher, Allmächtiger. Meine Freunde und ich hatten eine Auseinandersetzung mit Eurem Freund Zugrakk. Er war lange ein guter Gast, mehr oder weniger. Jedenfalls hat er immer sehr viel getrunken, aber leider auch ständig Ärger in meiner Trinkhöhle angefangen.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.« Grimzhag würgte verärgert, während er sich an ein paar von Zugrakks Saufexzessen erinnerte.
»Mächtiger und erhabener König, ich musste ihm leider Hausverbot geben, weil er sich in meiner Höhle dauernd geprügelt hat. Ich weiß, wir sind alle Orks und machen Fehler, aber Zugrakk hat das Gnogg eindeutig zu schnell geritten, wenn ich mir diese Redewendung erlauben darf.«
»Sag mir, was ich tun soll«, unterbrach Grimzhag den stark verängstigten Trinkhöhleninhaber.
»Nun … äh … wir … also … ich … ich habe Zugrakk ein wenig verprügelt beim letzten Mal und jetzt will er Rache. Aber er hat angefangen. Die Gäste können sich gerne kloppen, aber nicht in meiner Höhle. Dank Zugrakk musste ich schon eine Menge Sitzbänke und Hocker flicken, das ist teuer und geht einfach nicht.«
»Du hast meinen besten Freund verprügelt?«, wiederholte Grimzhag und stierte finster auf den Wirt herab. Diesem blieb für einen Moment vor Angst die Luft weg. Er ging ein paar Schritte zurück.
»Es … es ist einfach passiert, Wütender. Aber Zugrakk hat wieder einmal angefangen. Wenn er zu viel getrunken hat, dann rastet er aus. So ist er halt.«
»Wie geht es ihm jetzt?«, fragte der König.
Der Trinkhöhleninhaber antwortete mit einem sehr leisen Verneinungswürgen; er hatte also keine Ahnung.
»Vermutlich geht es ihm wieder ganz gut. So fest habe ich ja auch nicht zugeschlagen, glaube ich zumindest«, murmelte Graggax dann.
Grimzhag hob die Klauen. »Ich werde mich darum kümmern. Wenn es so gewesen ist, wie du es gesagt hast, dann ist es Zugrakks eigene Schuld.«
»Danke, mächtiger Herr aller Länder!«, rief Graggax erleichtert.
»Ja, ich bedanke mich ebenfalls, dass ich mich jetzt auch noch um so einen Gnoggmist kümmern muss, wo ich doch ein Weltreich zu regieren habe«, knurrte Grimzhag.
Der Trinkhöhleninhaber machte erneut mehrere Beschwichtigungsgesten. Schließlich sagte er: »Und vielleicht könnt Ihr Zugrakk ja auch überreden, dass er mich nicht absticht und so. Das wäre wirklich nett, größter Eroberer der Welt.«
Schweigend kam Grimzhag auf den Trinkhöhlenwirt zu, legte ihm die Klaue in den Nacken und schicke ihn fort. Graggax wirkte, als wäre ihm ein riesiger Felsbrocken von der Seele gefallen.
Trugrim, der vierschrötige Bannerträger des Königshauses von Kazhad Mekral, ließ sich neben dem Prinzen auf einem großen Stein nieder. Hinter den rastenden Zwergen warf sich ein Wasserfall rauschend zwischen den Felswänden in die Tiefe. Ein feiner Sprühregen, der angenehm kühl war und sanft die Haut benetzte, wanderte zu den erschöpften Khuz herüber. Hier wäre es erträglich, meinte Hignir IV.; der ideale Ort für eine Verschnaufpause nach einem mühsamen Marsch.
Albarachs Sohn hatte mit seinem Gefolge bereits ein gehöriges Stück Weg zurückgelegt. Der Auszug nach Kazhad Harush, das sich im südlichen Teil des Felssäulengebirges befand, war lang und ermüdend. Doch weite Fußmärsche durch die heimischen Berglandschaften waren den Khuz vertraut; außerdem entsprach es nun einmal der Tradition, die zukünftige Braut am Tor ihrer Heimatstadt abzuholen.
»Hier will ich in den Wintermonaten aber nicht sein«, brummte einer der Zwerge, der sich unmittelbar hinter Prinz Hignir an den Rand des rauschenden Wildbaches gestellt hatte.
Trugrim nickte lediglich und kaute dann weiter auf einem Stück Käse herum, während sich der Thronfolger zu dem Krieger umdrehte. Inzwischen hatten die Leibwächter ihre schweren Eisenrüstungen abgelegt, um sie von nun an auf dem Rücken zu tragen. Das war weniger anstrengend, als sie ständig am Körper zu haben. Allerdings hätte keiner der traditionsbewussten Khuz von Kazhad Mekral einen Auszug von ungerüsteten Zwergenkriegern akzeptiert.
Hier, im Schutze hoher Felswände, fern von den Augen ihrer neugierigen Landsleute, waren diese starren Regeln nicht mehr von Bedeutung. Hignir waren sie ohnehin nicht sonderlich wichtig. Sollten sich die ihn begleitenden Krieger den langen Marsch nach Kazhad Harush ruhig so angenehm wie möglich gestalten, er hatte nichts dagegen.
»Im Winter wird ja auch nicht geheiratet«, merkte ein mürrischer Zwergenveteran nach einer kurzen Zeit des Schweigens an.
Trugrim stellte sein lautes Schmatzen ein, er hatte das Stück Käse endlich verdrückt. Mit einem zufriedenen Schnaufen erhob er sich von dem Stein und drückte den Rücken durch. Dann deutete er in die Ferne, wo man die blauweißen Umrisse eines Berggipfels am Horizont ausmachen konnte.
»Seht! Der Eisbuckel! Dort oben soll es von Trollen nur so wimmeln«, sagte er.
Ein paar der Khuz sahen zu ihm auf. Manche waren dabei, ein paar Scheiben Brot zu essen, andere brummten leise und zustimmend in Trugrims Richtung. Dieser ließ seinen Blick gedankenverloren über die Bergspitzen in der Ferne schweifen. Einige davon waren von Scharen weißer Wolken umgeben, während andere fast gänzlich in einem undurchdringlichen Nebel versanken. Zwischen den in den Himmel ragenden Felsformationen zogen ein paar Vögel gemächlich ihre Kreise.
Plötzlich jedoch streifte etwas Trugrims Blickfeld und überraschte den erfahrenen Khuzkrieger. In einiger Entfernung war etwas fluchtartig hinter einen großen Felsbrocken gesprungen. Er hatte eine zweibeinige Kreatur gesehen, Trugrim war sich sicher.
»Dort drüben ist irgendjemand!«, sagte er zu den anderen.
Prinz Hignir und drei weitere Khuz eilten zu ihm und schauten in die Richtung, in die Trugrims Finger deutete.
»Da oben war jemand! Als ich ihn entdeckt habe, ist er hinter diesen Brocken gesprungen«, erklärte er.
Der Königssohn reagierte mit einem gelassenen Lächeln. Einer der hinter ihm stehenden Krieger meinte, dass es wohl ein neugieriger Goblin gewesen war.
»Die Gestalt war aber größer als ein Goblin, Martrec. Sie trug einen langen Mantel aus dunklem Stoff. Das Gesicht war von einer Kapuze bedeckt«, antwortete ihm Trugrim.
»Also ein Mensch, der uns beobachtet?«, fragte Hignir ungläubig.
»Ja, kann doch sein. Warum nicht?«, erwiderte der Bannerträger.
Hignir winkte ab. »Warum sollte uns ein Mensch hier oben nachschleichen? In diesem Gebiet trifft man nur selten auf Menschen. Wenn überhaupt, dann war das ein neugieriger Höhlengoblin, der mal gucken wollte, was wir hier so treiben.«
Inzwischen hatten sich um den Thronfolger und seinen Bannerträger noch weitere Khuzkrieger versammelt. Einer von ihnen, ein breitschultriger Krieger, durch dessen Gesicht eine gewaltige Narbe verlief, riss seine Axt in die Höhe.
»He, du mieser Snag dort hinter dem Felsen! Komm ruhig her, dann lasse ich dich Zwergenstahl aus Kazhad Mekral schmecken!«, brüllte er aus voller Kehle, während die anderen Khuz zu lachen anfingen.
Lediglich Trugrim fummelte grübelnd an einem der kleinen Zöpfe seines geflochtenen Bartes herum. Dass man seine Aussagen nicht sonderlich ernst nahm, stieß ihm sauer auf. Er war sich sicher, dass es sich nicht um einen Goblin gehandelt hatte.
»Wir sollten zusehen, dass wir weiter kommen«, unterbrach Hignir die Gedankengänge seines Bannerträgers.
»Ja, wir wollen heute noch das Vraughtal erreichen«, fügte ein junger Krieger hinzu.
Trugrim brummte ein paar unverständliche Worte in seinen Bart. Dann schnappte er sich sein Gepäck, genau wie die anderen Zwerge auch, und die Reise ging weiter.
Zugrakk wohnte seit einigen Sonnenzyklen in einem Steinhaus im Zentrum von Karokum. Mittlerweile waren sämtliche Straßen im Stadtkern gepflastert worden und die Orkhauptstadt gewann zunehmend an Gestalt. Grimzhag lächelte stolz in sich hinein, als er durch die Gassen ging.
Allerdings musste er sich heute nicht mit neuen Bauvorhaben oder organisatorischen Dingen befassen, sondern mit seinem Freund Zugrakk. Einem Ork mit massivem Alkoholproblem und einem Hang zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen. Nachdem Grimzhag eine Weile durch die Straßen im Herzen der Stadt geschlendert war, kam er zu dem Haus, in dessen unterer Etage sein Freund Zugrakk wohnte.
Die Tatsache, dass ihn zahlreiche Orks aus der Ferne angafften und neugierig hinter seinem Rücken tuschelten, ignorierte der junge Brüller. Sollten die anderen Grünhäute doch denken, was sie wollten.
»Zugrakk, mach mal auf!«, rief Grimzhag und bollerte gegen die Holztür.
Nach einer Weile hörte man im Inneren der Wohnkammer ein leises Rumpeln, dann ein lautes Fluchen. Zugrakk schlurfte zur Tür. »Goffrukks Keule, ich bin am pennen. Wehe, es ist nicht wichtig!«
»Ich bin`s!«, rief Grimzhag.
»Romprakk?«
»Nein!«
»Binde mir keinen Ruumph auf`n Rücken, Romprakk. Natürlich bist du das? Hast du wieder was gebrannt?«
»Mach endlich die verdammte Tür auf!« Langsam wurde Grimzhag ungehalten. »Hier steht dein König!«
»Was für `n König? Wenn mich hier einer für blöd verkaufen will, dann knallt es. Aber richtig!«, knurrte Zugrakk, riss die Tür auf und glotzte Grimzhag mit blutunterlaufenen Augen an. Dieser brummte verärgert.
»Goffrukks Keule, Grimzhag! Mein gemeinsamer Streiter, Kumpel und so weiter. Lass dich mal ansehen«, freute sich Zugrakk. Er schwankte auf seinen ältesten Freund zu und versuchte, ihn zu umarmen. Grimzhag hingegen rümpfte die kurze Orknase; sein Gefährte roch wieder einmal wie ein ganzes Meer aus Troffbeerenschnaps.
»Was machst du denn hier? Willst du einem mittrinken, oder was? Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet«, lallte Zugrakk.
Der König der Orks sah sich verstohlen um. Er wusste, dass er in diesem Augenblick von zahlreichen Grünhäuten beobachtet wurde. Sicherlich wollte jeder von ihnen wissen, was der große Eroberer mit dem prügelnden Trunkenbold Zugrakk zu bereden hatte.
»Wir gehen in deine Wohnkammer. Und mach ja die Tür hinter dir zu«, murmelte Grimzhag.
»Immer mit der Ruhe, immer locker bleiben. Zugrakk kommt ja schon, nur keinen Stress am Mittag«, kam zurück.
Angewidert sah sich der junge Brülle in der Behausung seines Freundes um. Selbst das Schlachtfeld von Yang-Weig hatte besser ausgesehen – und auch gerochen. Grimzhag würgte lautstark. Überall auf dem Boden lagen Gerümpel, zerbrochene Tonkrüge, vergammelte Essensreste und alle Arten von Unrat. Zugrakks Schlafplatz hätte höchstens noch einem Warnoxbullen gefallen; selbst für Orkverhältnisse roch er mehr als streng.
Derweil versuchte sich Zugrakk in dem Chaos irgendwie zurecht zu finden. Er wankte ziellos durch den Raum, um sich schließlich auf einem Hocker nieder zu lassen. Fragend sah er Grimzhag an, während dieser beide Klauen hob.
»Nein, ich will keinen mittrinken. Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass du dein Leben ändern musst. Diese Saufereien, das geht so nicht mehr weiter. Ganz Karokum redet über dich, über deine Ausfälle und Prügeleien. Die anderen Orks meiden den Umgang mit dir. Was ist bloß in dich gefahren, Zugrakk?«
»Hä? Wer meidet den Umgang mit mir? Ich habe eine Menge Kumpels. Romprakk zum Beispiel«, verteidigte sich der Krieger und hielt sich den Kopf. Auf ein derartiges Gespräch war er alles andere als vorbereitet.
Der Mazaukhäuptling betrachtete seinen ältesten Gefährten mit einer Mischung aus Sorge und Wut. Frische Wunden und Narben durchzogen Zugrakks Gesicht. Er war stark abgemagert, hatte eine ungesunde Hautfarbe und wirkte in jeder Hinsicht verwirrt.
»Wer ist Romprakk?«, fragte Grimzhag.
»Der handelt mit Schnäpsen aller Art. Ein guter Kumpel, total in Ordnung«, gab Zugrakk zurück.
»Total in Ordnung?«, zischte der König ungehalten. »Er mag dich, weil du ihm deine ganzen Goldmünzen aus Manchin nachwirfst, du Gnoggschädel.«
Zugrakk erhob sich mit einem langgezogenen Schnaufen. »Du willst ja auch nichts mehr mit mir zu tun haben.«
»Ich herrsche über ein riesiges Reich, Zugrakk! Ich bin froh, wenn ich mich mal einen Moment ausruhen kann, ohne dass mich Horden von Grauaugen und Geistesbegabten belagern«, erwiderte Grimzhag.
Sein Freund winkte ab. »War jedenfalls nett, dass du vorbeigeschaut hast. Ich muss jetzt aber noch was erledigen. Dann bis demnächst mal.«
Als Antwort erhielt Zugrakk ein lautes Würgen. Zudem stampfte Grimzhag mehrfach hintereinander auf. Er fasste Zugrakk an der Schulter.
»So einfach geht das nicht, mein Freund. Wir werden uns jetzt einmal in Ruhe über deine Alkoholprobleme und diverse andere Dinge unterhalten. Setz dich wieder hin. Außerdem würde ich dich bitten, hier mal kurz durchzulüften«, sagte der Häuptling. Dann entblößte er die Fangzähne zu einem kurzen Orklächeln.
»Probleme? Ich habe keine Probleme …«, maulte Zugrakk im Gegenzug.
»Hinsetzen!«, rief Grimzhag.
Hignir IV. marschierte an der Spitze der Zwergentruppe voran. Ihm folgten drei Dutzend seiner Leibwächter. Neben ihm her schritt der Bannerträger des Königs, der kräftige, rotbärtige Trugrim, in seinem blank polierten Schuppenpanzer und hielt die Farben des Königreiches von Kazhad Mekral hoch. Die übrigen Khuz, welche mit Streitäxten bewaffnet waren und schwere Armbrüste auf die Rücken geschnallt hatten, folgten dem Königssohn.
Recht sorglos schauten sie drein. Nur wenige Zwerge konnten derart gelassen durch die engen Passstraßen und Pfade des südlichen Felssäulengebirges marschieren, ohne einen Überfall durch menschliche Räuberbanden oder kriegerische Grünhäute zu fürchten. Jene aber, die das Banner des Königreiches von Kazhad Mekral vor sich hertrugen, vermochten es, denn selbst der dümmste Goblinschurke wusste um die unverzüglich folgende Rache der Zwerge, wenn er es wagte, den Sohn des Königs und dessen Gefolge auch nur anzurühren.
So zog die kleine Zwergenschar einen langen, staubigen Pfad herunter, der zwischen zwei hoch aufragenden Felswänden direkt nach Kazhad Harush führte. Die Kleinwüchsigen unterhielten sich sehr laut und sahen auch keinen Grund, ihre Stimmen leiser werden zu lassen. Egal, wer sie gerade von einem Felsvorsprung oder einer finsteren Höhle aus beobachten mochte, er würde es nicht wagen, ihnen in die Quere zu kommen. Zwar war diese Region des Felssäulengebirges für die Khuz aus anderen Wehrstädten nicht ungefährlich, doch galt das nicht für die Krieger Kazhad Mekrals. Davon war nicht nur der junge Hignir, sondern auch jeder Zwerg in seinem Gefolge überzeugt.
Außerdem waren die Gedanken des Prinzen mit dem geflochtenen, blonden Barthaar schon längst bei dem prunkvollen Empfang, der ihn am Hofe von König Colmir erwartete. Aber bis nach Kazhad Harush, einer alten, schon vor Jahrtausenden in den Fels gehauenen Stadt, waren es noch mehrere Tagesmärsche.
»Langsam tun mir die Arme weh, mein Prinz«, knurrte Trugrim, der direkt hinter dem jungen Königssohn herging und auf dessen breiter Stirn sich immer mehr Schweißperlen zeigten.
»Dann rolle das Banner doch einfach wieder ein«, antwortete Hignir, dem raubeinigen Krieger zulächelnd. »Hier trägst du unsere Farben ja doch nur, um sie irgendwelchen feigen Grünhäuten oder Bergtrollen zu zeigen.«
»Vielen Dank!«, brummte der Bannerträger; er rollte die Fahne augenblicklich zusammen, um sie dann sanft in einen von zwei khuzischen Bergponys gezogenen Karren zu legen, den die Zwergenkolonne mit sich führte.
»Wirst wohl langsam etwas schwach, wie?«, hänselte ihn einer der Leibwächter und klopfte ihm freundschaftlich auf den Schulterpanzer.
»Der Prinz hat doch Recht. Hier sind nur Felswände und dorniges Gestrüpp. Vielleicht auch ein paar dreckige Goblins, die vor Angst schlottern, wenn sie uns kommen sehen. Dafür sind unsere Farben zu schade«, meinte Trugrim.
»Gegen einen Haufen Goblins, denen wir unsere Äxte ins Fleisch hauen können, hätte ich eigentlich nichts einzuwenden«, gab der Leibwächter zurück. Er strich mit seinen speckigen Fingern über die scharfe Schneide seiner Waffe. Die anderen Khuz schwatzten belustigt durcheinander.
Nach einer kurzen Rast und einem saftigen Mittagessen zogen die Zwerge weiter und kamen schließlich zu einer Stelle, wo sich der Pfad durch das Gebirge in einen äußerst schmalen Spalt zwischen den grauschwarzen Felsen verwandelte. Nur noch vier Krieger konnten nebeneinander herlaufen, während die Ponys größte Mühe hatten, den sperrigen Holzkarren durch das Nadelöhr zu ziehen. Über den Köpfen der Zwerge wuchsen die Felsen steil in die Höhe und überall standen steinerne Vorsprünge hervor, auf denen Moose und Büsche wuchsen. Umso weiter sie in den engen Durchgang vordrangen, umso ruhiger und aufmerksamer wurden die Khuz. Einige von ihnen sahen sich misstrauisch um und ließen ihre wachsamen Blicke die Felswände hinaufwandern. Ein jeder Krieger hatte die Axt aus dem Gürtel gezogen oder hielt eine Armbrust in den Händen.
Langsam marschierte die Kolonne vorwärts und steckte bald so tief in dem engen Fußweg, dass sich nicht nur Prinz Hignir von den Felswänden bedrängt fühlte.
»Ich werde mir richtig einen hinter die Binde gießen, wenn wir endlich da sind«, sagte er, wobei er sich müde am Kopf kratzte.
»Und ich erst …«, fügte der in die Jahre gekommene Trugrim hinzu, ein erschöpftes Stöhnen von sich gebend.
»Hoffentlich werden Lavia und ich ein glückliches Ehepaar werden«, sinnierte Hingir. Er blickte gedankenverloren zu den Bergspitzen hinauf.
»Daran habe ich keine Zweifel«, antwortete sein Bannerträger mit einem Nicken. »Sie ist doch sicherlich eine sehr nette Frau, junger Herr.«
Im gleichen Moment donnerte ein großer Felsbrocken aus schwindelerregender Höhe auf die Zwerge herab und schlug im hinteren Teil der Kolonne zwischen den Leibwächtern des Prinzen ein. Zwei von ihnen wurden von dem riesigen Stein zerschmettert; ein weiterer Khuz war vor Schmerzen brüllend zusammengebrochen und hielt sich die Schulter.
»Bei Hephast!«, rief Hignir und starrte entsetzt nach oben.
Es folgten mehrere Felsbrocken, die auf die panisch schreienden Zwerge herunterfielen und einige von ihnen wie Fliegen zerquetschten. Dann ertönte hinter und vor der Kolonne wütendes Geschrei, Pfeile flogen auf die Kleinwüchsigen zu.
»Grünhäute!«, brüllte einer der Leibwächter und sprang hinter den Holzkarren, dessen vordere Achse von einem Felsbrocken zermalmt worden war.
Hignir stand wie angewurzelt da und selbst Trugrim, der in seinem Leben schon so manchen Kampf überstanden hatte, wusste in diesem Augenblick nicht, was er tun sollte. Sekunden später traf ihn ein Pfeil mitten im Gesicht und ein zweiter steckte plötzlich in seinem Hals. Der junge Prinz klammerte sich voller Entsetzen an seine Axt und erblickte mehrere schattenhafte Gestalten zwischen den Felsvorsprüngen, die sofort wieder in Deckung gingen.
Erneut regnete es Steinbrocken von oben und die in der Falle sitzenden Zwerge wurden wiederum von einem Pfeilschauer überzogen. Mittlerweile waren schon vierzehn Leibwächter tot oder schwer verwundet. Die schemenhaften Angreifer ließen sich Zeit, denn sie wussten, dass die Zwerge nicht mehr aus dem engen Spalt herauskommen konnten. Das wütende Gebrüll der noch lebenden Khuz, die die unbekannten Feinde mit erhobenen Äxten zu einem ehrenhaften Kampf herausforderten, ignorierten sie. Die Fremden hatten es nicht nötig, sich auf diesen Unsinn einzulassen. Somit beließen sie es dabei, die Zwerge in Schach zu halten und sie weiter mit Gesteinsbrocken und Pfeilen einzudecken.
So färbte sich der schlammige Grund zwischen den Felswänden mit dem Blut der zwergischen Leibwächter, die hoffnungslos in einer wohl überlegten Falle saßen und nicht mehr herauskamen. Ein Khuzkrieger nach dem anderen fiel den hinterlistigen Attacken der gesichtslosen Feinde zum Opfer. Prinz Hignir IV. starb zuletzt.
Allmählich drohte Grimzhags Geduldsfaden zu reißen. Erneut zupften seine großen, grünen Finger an den Saiten der elbischen Harfe, ohne dem fremdartigen Instrument einen Ton zu entlocken. Neben dem Orkkönig, der bereits seit mehreren Stunden an der Harfe herumfummelte, stand der äußerst gelangweilte Zugrakk, der heute im Palast zu Besuch war.
»Einer der Geistesbegabten hat mir erzählt, dass die Spitzohren unglaubliche Klangfolgen aus diesen Harfen herausholen können. Aber mir gelingt das nicht«, meckerte der junge Brüller. Dann sah er Zugrakk an.
»Pah! Was soll ich denn jetzt dazu sagen? Armer Grimzhag, was tust du mir leid?«, kam zurück.
Verärgert über die Ignoranz seines Freundes strich der König noch einmal mit der Kralle über eine der Harfensaiten; es erklang ein zartes »Ping«. Allerdings war es Grimzhag bisher kaum gelungen, eine echte Klangfolge ertönen zu lassen. Das erzürnte ihn über alle Maßen.
»Woher ist dieses Ding noch mal?«, quatschte Zugrakk dazwischen.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.