Kitabı oku: «Deutscher Herbst 2015», sayfa 3

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1. Oktober 2015

UNANGENEHME FRAGEN UND ENTSCHEIDUNGEN
I.

1982 konnte der SPD-Kommunalexperte Martin Neuffer im SPIEGEL noch einen Beitrag mit dem dramatischen Titel »Die Reichen werden Todeszäune ziehen« veröffentlichen. Mit den darin enthaltenen Aussagen würde der SPD-Politiker heute sicher nicht nur eine Anzeige wegen Volksverhetzung erhalten, sondern auch aus seiner Partei ausgeschlossen werden. Das alleine zeigt, wie eingeengt und tabuisiert alle Themen rund um Einwanderung und Integration geworden sind. Das Eindrucksvollste an Neuffers Text ist aber die prognostische Qualität. So schrieb er in Bezug auf die kommende Entwicklung vor über 30 Jahren:

»Die Bevölkerung Afrikas wird sich voraussichtlich vervierfachen, ehe das Wachstum zum Stillstand kommt, die Südasiens von heute 1,4 auf über 4 Milliarden ansteigen. Der mit solchen Entwicklungen verbundene ungeheure soziale Druck wird zwangsläufig zur Herausbildung autoritärer bis diktatorischer politischer Regime in zahllosen Ländern dieser – und natürlich auch anderer – Erdregionen führen. Unter Anlegung heutiger Maßstäbe wird sich die Zahl derer, die politisch bedroht oder verfolgt werden, leicht auf Hunderte von Millionen Menschen belaufen. Es ist eine Illusion, zu meinen, die Bundesrepublik könne in dieser Lage ihre Grenzen für alle Asylanten der Erde weit offen halten. Sie könnte es schon nicht annähernd für die unübersehbare Masse der echten politischen Flüchtlinge. Sie wäre aber auch überhaupt nicht in der Lage, zwischen echten und den Fluten der unechten Asylsuchenden zu unterscheiden. Eine solche Unterscheidung verlöre von einem bestimmten Punkt an auch jeden Sinn.«

Im Herbst 2015 ist diese Situation Wirklichkeit geworden. Selbst die lautesten »Refugees welcome«-Rufer werden angesichts der täglichen Bilder einströmender Massen, überwiegend junge Männer, langsam stiller. Unter dem Druck der Verhältnisse werden nun von der Regierung Gesetze – zumindest auf dem Papier – verabschiedet, die der Zuwanderung Grenzen setzen sollen. Ein mulmiges Gefühl angesichts hunderttausender junger (muslimischer) Männer, die alle nach Deutschland wollen und dies auch, wenn nötig, mit Gewalt durchsetzen, überkommt nun doch viele der allzu Naiven und Gutwilligen. Dass die unbegrenzte Empathie für jeden Ankommenden schwierig werden wird, spätestens da, wo große Gruppen zugewanderter Männer aus patriarchalen, tiefreligiösen und tribalistischen Gesellschaften auf etwa Andersgläubige, Homosexuelle und emanzipierte Frauen der westlichen Welt treffen, war für nüchterne Betrachter vorhersehbar. Die täglichen Berichte von gewalttätigen Auseinandersetzungen in Aufnahmeeinrichtungen zwischen unterschiedlichen Ethnien und Religionen, die Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe auf Frauen durch männliche »Flüchtlinge« in den Unterkünften, die nicht einmal die mehrheitlich politisch links stehenden Frauenorganisationen verschweigen können, zeigen ein immer realistischeres Bild derjenigen, die nach Deutschland strömen. Dass nicht, wie lange suggeriert und in medialer Dauerschleife wiederholt, der syrische Arzt oder afghanische Ingenieur der Normalfall ist, sondern junge, muslimisch sozialisierte Männer, in der Regel ohne Berufsausbildung und mit bloß dürftigen Schulabschlüssen, dafür aber mit gewaltigen Ansprüchen an ihr Gastland, hätte man schon bei einer Betrachtung der ungeschminkten Bilder ausländischer Fernsehsender sehen können. Gezeigt wurden uns in ARD und ZDF, neben sympathischen und gut ausgebildeten Syrern, Frauen mit Kindern oder Familien, auf die die Kameras regelmäßig zoomten. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow war der erste, der nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Suhl eine Trennung der Flüchtlinge nach Ethnien und Religionen verlangte. Für einen Linken eine erstaunliche Forderung. Die Gewerkschaft der Polizei hat vor einigen Tagen, angesichts der Häufung gewaltsamer Vorfälle in den Aufnahmeeinrichtungen, ebenfalls die Aufteilung der »Schutzsuchenden«, wie es neuerdings heißt, gefordert. Ein guter Start in die angestrebte multikulturelle Gesellschaft.

II.

Leidtragende dieser Entwicklung sind, neben den tatsächlich Verfolgten und Asylberechtigten, an vorderster Stelle die deutschen Sicherheitsbehörden, allen voran die Männer und Frauen der deutschen Polizei, die noch dazu ständig bei linken Gruppen im Verdacht stehen, rassistisch zu handeln, wenn sie Streitereien und körperliche Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen oder Migranten schlichten müssen. Die Polizei ist bereits jetzt hoffnungslos damit überfordert, alle Rivalitäten und Konflikte der Ankommenden, die ihre Religions-, Clan- und Stammeskriege nicht an der deutschen Grenze ablegen, unter Kontrolle zu halten. Bereits 1982 schrieb der erfahrene Kommunalpolitiker Neuffer:

»Die Gruppen exportieren die heimischen Konflikte nach Deutschland und tragen sie hier mit aller Rücksichtslosigkeit aus. Sie wenden sich dabei immer stärker und immer radikaler auch gegen die deutsche Polizei. In Städten mit hohen Ausländerquoten ist die Grenze des Tragbaren oft schon überschritten.«

Es braucht keine detaillierte soziologische Expertise, um zu dem Schluss zu kommen, dass Zuwanderer aus tribalistischen, zutiefst verrohten und korrupten Gesellschaften wie Afghanistan, Syrien oder dem Irak hierzulande auf eine Justiz und eine Polizei treffen, die auf Auseinandersetzungen innerhalb ethnischer und religiöser Gruppen nicht vorbereitet ist. Wer aufmerksam die Zeitungen liest, auch wenn die meisten gerne die Tätergruppen politisch korrekt verschweigen, konnte in den letzten Jahre leicht feststellen, dass Massenschlägereien und Revierkämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen auf Deutschlands Straßen immer öfter in den Schlagzeilen sind, meist unter dem verharmlosenden Titel: »Streit zwischen zwei Großfamilien.« Insofern ist die jetzt dauernd zu hörende Erklärung, die Enge der Einrichtungen und die Traumatisierung der Bewohner sei der Hauptgrund für die aggressive Stimmung, nur eine weitere Beschwichtigungsformel, aus der sich weitere Forderungen ableiten, etwa nach adäquatem Wohnraum. Für Gewalt gegen-über Schwächeren – Frauen, Kindern, ethnischen oder religiösen Minderheiten –, aber auch gegen die Repräsentanten des Staates, der Schutz gewährt, gibt es keine Entschuldigungen.

III.

Es ist längst an der Zeit, sich einfache Fragen zu stellen. Niemand kommt etwa an der Frage vorbei, wie viele Einwanderer Deutschland denn aufnehmen kann. 1 Million, 5 Millionen, 10 Millionen? Selbst der naivste Zeitgenosse wird wohl zugestehen, dass es eine Grenze für die Aufnahme gibt. Wenn das aber Konsens ist – und davon kann man selbst in einem Land wie Deutschland ausgehen –, dann gibt es nur eine einzige relevante Frage zu stellen, neben der alle anderen Makulatur sind: Ist Deutschland, respektive Europa, in der Lage, seine Grenzen vor dem Ansturm illegaler Einwanderer zu schützen – was in letzter Konsequenz bedeutet, Machtmittel, also Gewalt einzusetzen? Ist das denkbar? Nicht einmal das von der deutschen Presse dämonisierte Ungarn hat gegen die Randalierer an seinen Grenzen den Schießbefehl gegeben. Kroatien hat überhaupt nur einen Tag bei der Registrierung der Einströmenden durchgehalten, Mazedonien, Serbien, Griechenland, Italien haben längst angesichts der ankommenden Massen kapituliert und leiten sie nur noch weiter. Mein eigenes Heimatland, Österreich, winkt gerne alle über den Balkan Ankommenden nach Deutschland durch. Es kam geradezu Panik auf, als das Gerücht die Runde ging, Deutschland hole zehntausende von Gestrandeten nicht mehr vom Salzburger Bahnhof ab.

Gleichzeitig ist es genauso undenkbar, wenngleich jetzt auf Papier beschlossen, abgelehnte Asylbewerber rasch und in großer Zahl rückzuführen. Das ist, wie die tägliche Praxis zeigt, in der Größenordnung von einigen hunderttausend Abzuschiebenden unmöglich. Die notwendigen Abschiebungen würden schon allein an den Kosten und der Logistik scheitern, selbst wenn ein politischer Wille dazu vorhanden wäre. Machen wir uns nichts vor. Es gibt wohl kein europäisches Land, das zehntausende junge, zornige Männer, die trotz Grenzzäunen oder Warnungen Recht brechen, indem sie illegal in ein Land eindringen, aufhalten wird oder kann. Ebenso wenig sind Massentransporte vorstellbar, die Einwanderer gegen ihren Willen entweder auf andere Länder verteilen (Stichwort: Quotenlösung) oder sie, bei Ablehnung des Asylgesuchs, in ihre Heimatländer zurückbringen. Die Gewaltfrage, und letztendlich läuft alles darauf hinaus, darf in einer Gesellschaft wie der unseren gar nicht mehr gestellt werden. Derjenige, der diese Frage stellt, wird aus dem öffentlichen Diskurs verbannt. Im Ernstfall, den zu denken jeder, der die politische Verantwortung trägt, bislang verweigert, ist Deutschland weder verteidigungsfähig noch mental bereit dazu. Keiner der führenden Politiker oder Leitjournalisten wagt es, die aktuelle Dynamik bis an ihr Ende zu denken. Wunschdenken und »Wir schaffen das« decken alle drängenden Fragen zu. Bald werden Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Einwanderern, viele mit vollkommen unrealistischen Vorstellungen, frustriert und ausgeschlossen vom Reichtum im Zielland, in Massenunterkünften untergebracht, zum sozialen Sprengstoff werden. Anzeichen dafür gibt es längst. Martin Neuffer hat zweifellos recht, wenn er 1982 schreibt:

»Natürlich müssen wir helfen – sogar bis an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit und unter großen eigenen Opfern. Aber unser kleines Land kann nicht zur Zuflucht aller Bedrängten der Erde werden. Es bleibt uns keine andere Wahl, als das Asylrecht drastisch einzuschränken. Damit sollte aber nicht so lange gewartet werden, bis die ersten Millionen schon hier sind und die Binnenprobleme bereits eine unlösbare Größenordnung erreicht haben. Wir müssen die Frage unverzüglich diskutieren und entscheiden.«

IV.

Merkels Politik des Aussitzens und Wartens, die in ein finales »Alle dürfen kommen« mündete, hat, neben der Dauerpropaganda in den öffentlich-rechtlichen Medien (wir erinnern uns an das »Sommermärchen«, das in Deutschland immer nur wenige Wochen dauert) alle wichtigen Fragen im Vorfeld verhindert. Ihre Politik des Abwartens war in der Frage der Flüchtlingsströme absolut fatal. Keiner der politisch und medial Verantwortlichen für die Krisensituation wird aber später Rechenschaft ablegen müssen. Kritiker und Gegner der wahnwitzigen Asylpolitik, rasch als »Pack« und »Dunkeldeutschand« diffamiert und aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen, können sich – ein schwacher Trost – heute bestätigt fühlen. Nun hört man, aufgrund des Drucks der Realitäten vor Ort, bei Politikern und Medien Sätze und Formeln, die vor vier Wochen noch einen Shitstorm ausgelöst hätten. Auch die Bahnhofsapplaudierer sind verschwunden und werden wohl nicht wieder kommen. Die nüchterne Realitätssicht eines SPD-Kommunalpolitikers wäre auch in den letzten Jahren notwendig gewesen, um die sich lange ankündigende Krise in den Griff zu bekommen. Wo sind die Martin Neuffers, sieht man von ganz wenigen Außenseitern ab, nur geblieben?

Die einzige Hoffnung ist jetzt die tägliche Realität und der ansteigende Druck durch die gigantischen Zahlen an Einwanderern, die sich kaum jemand so richtig klar machen will. An der alles entscheidenden Frage wird am Ende aber niemand vorbeikommen: Kann Europa seine Grenzen effektiv verteidigen und den Zustrom illegaler Einwanderer unterbinden? Weitere Optionen sehe ich momentan keine, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Die andere, oft zitierte Lösungsmöglichkeit, die Ursachen für den Massenexodus in Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia etc. zu bekämpfen, halte ich angesichts der Erfahrungen der letzten Jahrzehnte für eine vollkommen unrealistische Sicht und puren Populismus. Man kann wichtige und unangenehme Entscheidungen aufschieben; am Ende wird man sich ihnen trotzdem stellen müssen. Die Zeit wird aber immer knapper. Schon die nächsten Monate werden zeigen, ob eine Umkehr noch möglich ist.

18. Oktober 2015

EIN LEHRSTÜCK IN SACHEN SOZIALRASSISMUS
I.

Im manichäischen Weltbild der medialen und politischen Eliten steht in der »Flüchtlingskrise«, die offiziell so benannt wird, obwohl der überwiegende Teil der täglich zu tausenden Ankommenden illegale Einwanderer sind, das »helle« gegen das »dunkle« Deutschland, wie etwa Jakob Augstein in einer seiner letzten SPIEGEL-Kolumnen nochmals betonte. Derselbe Augstein, der einer engagierten Polizistin bei Maischberger in vollendeter Arroganz ihre täglich erlebte Realität politisch korrekt »wegerklärte«. Tröstlich zu wissen, dass der Maulheld Augstein bei der ersten körperlichen Auseinandersetzung mit etwas weniger zimperlichen Migranten schnell nach der Polizei rufen würde, nach Frauen wie Tania Kambouri, die sich dafür noch in einer Talkshow von einem Millionärssohn duzen lassen muss.

Aus Sicht von Leuten wie Augstein, Göring-Eckardt oder Hofreiter ist jede kritische Einstellung zur schrankenlosen Einwanderung in Deutschland eine Art Krankheit, eine xeno phobische Haltung, das heißt eine der Realität unangemessene Angst vor Fremden bzw. vor dem Fremden allgemein. Verantwortlich dafür: mangelnde Bildung, Rassismus und primitive Atavismen, vor allem bei (weißen) »Männern mit Lehr- und Pflichtschulabschluss«, wie es in der ZEIT vor kurzem exemplarisch dazu hieß. Die moralisch erhöhende Haltung, alle, die sich nicht den weltoffenen Jargon des Juste milieu angeeignet haben, als rassistisch zu denunzieren, ist ihrerseits im besten Sinne sozialrassistisch zu nennen. Die Abscheu vor allem Ländlichen, Provinziellen, dem apolitischen Arbeiter, dem »kleinen Mann«, die Abwertung der Praktiker vor Ort, der Polizisten und Lehrerinnen, die Verachtung der Kneipe oder des Stammtisches – dieser Hass, der sich in einem aggressiven Antirassismus manifestiert, ist in Deutschland weit verbreitet. Man liebt den Fernsten und hasst den Nachbarn, der sich der verordneten Willkommenskultur verweigert, mit aller sonst nicht vorhandenen Leidenschaft.

II.

Die Idee des Multikulturalismus und die schrankenlose Bejahung der massenhaften Zuwanderung war von Anfang an, neben dem Interesse aus der Wirtschaft, ein Lieblingsprojekt linksgrüner Akademiker, die mit den Neuankommenden in der Regel weder beruflich noch vom Wohnstandort her in Konkurrenz oder Nachbarschaft treten. In der Regel wissen die gehobenen Mittelschichten nichts von der Lebenswirklichkeit derjenigen, denen sie reflexhaft Rassismus unterstellen, wenn sie von den Integrationsleistungen, die sie täglich erbringen müssen, schlicht überfordert sind und dagegen aufbegehren. Wer Tür an Tür mit einer arabischen Großfamilie mit angeschlossenem Clan wohnt und über keinerlei finanzielle Mittel verfügt, umzuziehen, hat in der Regel andere Alltagsprobleme als ein Heribert Prantl in seinem Münchner Nobelviertel. In der Leugnung der Probleme und der Diskreditierung der deutschen Unterschichten, der »vergifteten Mitte der Gesellschaft«, drückt sich ein Sozialrassismus aus, der von den Betroffenen immer deutlicher gespürt wird und aktuell wohl stärker als je zuvor zu ohnmächtiger Wut oder resignativer Apathie führt: Wie soll man etwa einem Hartz IV-Empfänger erklären, dass Asylanten, die nicht die deutsche Sprache beherrschen, zum Teil Analphabeten sind und keinen Cent in die Sozialkassen eingezahlt haben, faktisch mit Menschen gleichgestellt werden, die 20 oder 30 Jahre gearbeitet haben und unverschuldet arbeitslos geworden sind?

Niemand spricht heute darüber, was der millionenfache Zustrom für diejenigen bedeutet, die die Integration der Neuankommenden in ihrem Lebensumfeld faktisch zu bewerkstelligen haben. Den Dauergeschichten sympathischer Flüchtlinge in den Leitmedien stehen keine Geschichten von verzweifelten Einheimischen gegenüber, deren Welt sich gegen ihren expliziten Willen verändert, die ihre Straße, ihr Dorf, ihre Stadt nicht mehr erkennen und ihr vertrautes Umfeld zunehmend als fremd wahrnehmen. Allein, wer eine solche Äußerung des Fremdseins, des Verlustes an Heimat, des Unwillens, die von außen erzwungenen Veränderungen zu begrüßen, von sich gibt, wird von den Tugendwächtern sofort als ewiggestrig denunziert und in den GEZ-Medien als Beispiel für den latenten Ausländerhass vorgeführt. Aber warum sollten die unmittelbar Betroffenen eine praktisch schrankenlose »Einwanderungsgesellschaft« gut finden, die ihr Leben in einer Weise verändert, die niemals gewünscht wurde? Vielleicht war ihr Leben bis dato auch »bunt« genug, vielleicht will man einfach nur so weiterleben wie bisher. Offensichtlich hat die Regierung aber beschlossen, dass es dieses Recht nicht (mehr) gibt. Vielmehr sind wir nun alle zwangsweise und bei Strafe moralischer Ächtung dazu verpflichtet, die ungeregelte Einwanderung als Chance und Bereicherung für uns zu begreifen. Denn es gilt: »Wir« schaffen das.

Dieselben Leute, die leidenschaftlich jeden Indianerstamm im Amazonasgebiet oder die Tibeter in China schützen wollen, lassen für die Bevölkerung ihres eigenen Landes nichts davon gelten. Das Mantra lautet: Der deutsche respektive europäische Nationalismus ist zu überwinden, und die Schar der Hereinströmenden ist dabei hilfreich; der viel rabiatere und aggressive Nationalismus vieler Migranten – man denke nur an die Türkei – ist dagegen Ausdruck ihrer kulturellen Eigenständigkeit und muss bewahrt werden. Der Sozialrassismus der »edlen Seelen« wirkt umso absurder, je lauter der »deutsche Spießer«, seine nationalen Ressentiments und seine Xenophobie beklagt werden. Dass ein großer Teil der täglich Ankommenden in ihren mentalen Grundhaltungen wesentlich reaktionärer sind als der vielgeschmähte »Dunkeldeutsche«, könnte man zumindest ahnen. Ein unverstellter Blick auf die Situation in den Herkunftsländern der Einwanderer dürfte dabei genügen. Aber lieber hält man am Bild des tumben und engstirnigen Deutschen fest, der im Kontrast zum herzlichen und weltoffenen Afghanen oder Iraker steht, von dem wir alle lernen können. Dass die momentane Masseneinwanderung tribalistischer Kulturen Deutschland liberaler, demokratischer und friedlicher machen wird, kann nur jemand glauben, der weit entfernt von allen Schnittpunkten sozialer Verwerfungen lebt oder seine Augen immer noch fest vor der Wirklichkeit verschließt. Es scheint aber, als würden die Nachhutgefechte schwächer, die Argumente pro Masseneinwanderung immer absurder, die Repräsentanten täglich lächerlicher, unfähig zu begreifen, dass die momentane Situation schon längst die Ausrufung des nationalen Katastrophenfalls auslösen müsste. Alle nun rasch verabschiedeten Gesetze werden nichts daran ändern, dass wir uns von dem Land, in dem wir jahrzehntelang in stabilen und sicheren Verhältnissen gelebt haben, verabschieden werden müssen. Vertreter der Grünen haben diese Dynamik ja offiziell schon mehrfach begrüßt. Weder können hunderttausende von illegalen Einwanderern abgeschoben werden, noch wird Deutschland mental in der Lage sein, seine Grenzen, wenn nötig mit Gewalt, zu schützen.

III.

Das aktuell beklagte Erstarken rechter oder sogenannter »populistischer« Parteien in Ländern wie Schweden, Norwegen, Holland, Österreich oder Dänemark hat denn seinen Grund im Wesentlichen darin, dass die etablierten Parteien entweder keine Antworten auf die aktuellen Probleme der massenhaften Zuwanderung haben oder sich ängstlich wegducken, um ja nicht dem Vorwurf des Rassismus anheim zu fallen. Der Aufstieg der gerne als populistisch abgewerteten Parteien geht dabei nicht zufällig synchron mit einer schleichenden Auflösung der europäischen Nationalstaaten, deren Grundlage stets homogene Gesellschaften waren. Mit der Globalisierung und der Masseneinwanderung sind Letztere im Verschwinden. An ihre Stelle treten – das hat der Pulitzer-Preisträger Arthur Schlesinger bereits 1991 in seinem Buch The Disuniting of America für die USA beschrieben – separierte ethnische und religiöse Gemeinschaften, die Solidarität nur noch innerhalb ihrer Gruppe kennen und das in vielen Fällen auch nie anders gekannt haben – eines der größten Hindernisse für die Integration von Zuwanderern aus traditionalen Gesellschaften, die im Staat und seinen Organen vielfach nur einen abstrakten Feind sehen, der lediglich für die Bezahlung von Sozialleistungen gut ist. Man kann sich vorstellen, was es bedeutet, wenn partikularistische Interessen von ethnischen/religiösen Gemeinschaften auf eine Gesellschaft treffen, die jeder lautstarken Minderheit, meist auf Druck linksgrüner Politiker und diverser Lobbys, vorauseilend Sonderrechte zuspricht.

Dass viele der deutschen Wähler und Wählerinnen sich nicht mehr von ihren politischen Repräsentanten vertreten fühlen und voraussichtlich bei der nächsten Möglichkeit Parteien wählen werden, die von den staatstragenden Kritikern als »Protestparteien« bezeichnet werden, ist evident. Wahlen in Demokratien haben auch den Sinn und Zweck, gegen »alternativlose« Bündnisse zu votieren. Insofern müsste die von ihrer Regierung praktisch aufgegebene Bevölkerung, die nicht Teil der Willkommenskultur sein will und deswegen als »Dunkeldeutschland« abgewertet wird, vollkommen autoritätsfixiert sein, würde sie immer noch Parteien wie insbesondere die SPD wählen, die ihre Interessen längst einer anderen Klientel zugewandt hat.

Die Kosten der ungeregelten Zuwanderung von ursprünglich zu Jahresanfang prognostizierten 200 000 Migranten, dann 400 000, schließlich 800 000, jetzt schon hinter vorgehaltener Hand auf 1,5 Millionen angewachsen, werden unweigerlich zu Steuererhöhungen, Sicherheits- und Verteilungsproblemen führen. Bürgerkriegsähnliche Zustände in Städten, ethnische Segregation, Gewaltverhältnisse und gesellschaftliche Polarisierungen sind mehr als wahrscheinlich. Die Augsteins, Roths und Prantls werden davon nicht berührt werden; die heute täglich von ihnen Diffamierten werden die massiven Veränderungen in ihren sowieso schon beschwerlichen Alltag integrieren müssen. Im Allgemeinen nennt man das »Verträge zu Lasten Dritter«.

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