Kitabı oku: «Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane», sayfa 12
6.
Die Banditen hatten ihre beiden Gefangenen an Pflöcke gebunden, die in die Erde getrieben waren. Die Männer lagen in einer verkrümmten Stellung, die einen erbarmen konnte. Obwohl es wenig Helligkeit in der Höhle gab, konnte Jeremias das deutlich sehen. Er beugte sich über Slim Bruce, löste dessen Knebel und tat dann bei Jim Sutherland das Gleiche, so dass beide frei atmen konnten.
„Das Messer“, hörte Jeremias Slim Bruce sagen, „nimm das Messer!“
Slim Bruce schien in besserer körperlicher Verfassung zu sein als Jim Sutherland. Er hatte sich schnell erholt und erkannte sofort die Möglichkeit einer Befreiung.
„Das Messer liegt am Höhleneingang!“, rief er Jeremias zu.
Jeremias tastete den Boden an der angegebenen Stelle ab und fand das Wurfmesser von Bruce. Er biss die Zähne zusammen, und es gelang ihm noch, Bruces Fesseln zu durchschneiden, dann entfiel das Messer seiner Hand, und er kippte vornüber.
„Himmel, was ist mit ihm, Slim?“, keuchte Jim Sutherland, der jetzt soweit war, dass er wieder sprechen konnte.
Slim Bruce antwortete nicht. Er nahm sein Messer auf und durchschnitt Jims Fesseln.
„Draußen sind noch zwei, du musst hinaus“, flüsterte Jeremias leise.
Slim Bruce zögerte nicht. Er wartete nicht ab, ob Sutherland ihm folgte, sondern stürzte augenblicklich aus der Höhle heraus. Er wusste nur zu gut, dass er diesen Gegnern keine Chance lassen durfte. Jetzt zeigte es sich, dass Slim zäher war als sein Vorgesetzter. Das Leben einer Katze schien in ihm zu sein. Er erreichte den Platz am Teich, als der durch den Streifschuss am Kopf gefällte Mann gerade aus seiner Ohnmacht erwachte.
Der Anblick Slims ließ den Banditen einen Wutschrei ausstoßen. Er sah das wurfbereite Messer in Slims Hand und hob abwehrend die Hände.
Slim bewegte sich nicht. Er merkte, wie der Bandit zusammenzuckte, als er den toten Slogan sah. Der Kerl stöhnte laut auf, als er seinen dritten Kumpan ebenfalls am Boden entdeckte, der gerade versuchte, sich aufzurichten.
„Tretet an die Felswand!“, befahl Slim den beiden Banditen. „Lasst die Hände hoch! Jede falsche Bewegung kann eure letzte sein!“
Die beiden gehorchten. Sie bewegten sich im Zeitlupentempo und stellten sich vor der Felswand mit hoch gereckten Händen auf. Slim tastete beide ab, doch weder der eine noch der andere hatte eine zweite Waffe bei sich.
„Wo habt ihr meinen Derringer versteckt?“, fragte Slim die beiden Banditen. „Ihr habt mir die Waffe abgenommen. Wo ist sie?“
„In meiner Satteltasche“, erwiderte der Bandit mit dem Streifschuss.
„Ich werde nachsehen.“
„Dann musst du dich aber mächtig beeilen. Ich glaube kaum, dass ihr noch rechtzeitig fortkommt. Ken Maker, Hugh Penner und unsere übrigen Freunde können jeden Augenblick hier eintreffen.“
„Lass das unsere Sorge sein“, sagte Slim rau. Die beiden Banditen mussten sich hinsetzen, den Blick auf die Felswand gerichtet.
In diesem Augenblick tauchte Jim Sutherland auf, der Jeremias aus der Höhle schleppte. Sanft bettete er ihn neben dem Feuer und kehrte dann in die Höhle zurück. Er brachte die zwei Stricke heraus, mit denen er und Slim gefesselt gewesen waren, und warf sie Slim zu. Während Slim die Kerle fesselte, durchsuchte Jim Sutherland die Satteltaschen der Pferde nach Verbandzeug. Dabei fand er auch Slims Derringer und steckte ihn ein. Wortlos begannen die beiden, Jeremias zu verbinden.
„Es sieht schlimm für Jeremias aus“, sagte Jim Sutherland, als sie fertig waren. „Er hat eine Menge Blut verloren. Wir können nur hoffen, dass sich kein Wundfieber einstellt. Wir müssen verschwunden sein, bevor die Höllenmeute eintrifft. Das wird schwer sein. Jeremias kann sich nicht erheben.“
„Mit anderen Worten, er wird sterben, wenn wir ihn in den Sattel setzen?“
Jim Sutherland nickte.
„Er hält nicht durch“, meinte er und löschte das Feuer. „Geh zu den Pferden, Slim! Versuch auch das Pferd von Jeremias zu finden! Nimm allen Tieren das Sattelzeug ab und jag sie davon!“
„Heißt das, dass wir uns hier festsetzen und auf Gedeih und Verderb kämpfen werden?“, fragte Slim. „Nun gut, wenn es sein muss. Es gibt wohl keinen Ausweg. Wir werden sterben müssen, denn gegen die Übermacht kommen wir nicht an. Ich will alles tun, um Jeremias zu schützen.“
Jim antwortete nicht. Sein übel zugerichtetes Gesicht zeigte deutlich, wie ihn die Bande behandelt hatte. Sie hatte ihm noch schlimmer zugesetzt als Slim Bruce.
„Die Banditen haben irgendwo im Schilf ein Boot liegen“, sagte Jim zu seinem Hilfssheriff. „Als sie uns in die Höhle schafften, habe ich das deutlich sehen können.“
„Hast du vor, eine Kahnpartie zu machen?“
„Genau das, Slim. Der Kupfer-Creek trägt uns bis zur Everett-Ranch. Dort kann Jeremias die Hilfe und die Pflege bekommen, die er dringend nötig hat. Beeil dich, Freund, lass die Pferde frei und such das Boot!“
Slim nickte. Er sah, dass Jim die beiden Gefangenen nicht aus den Augen ließ und auf ein Lebenszeichen von Jeremias wartete, der in einem tiefen, totenähnlichen Schlaf lag. Seine Brust hob und senkte sich kaum beim Atmen. Es stand schlecht um Jeremias, daran gab es keinen Zweifel.
Jim reichte seinem Partner den Derringer, dann entfernte sich Slim. Er trug sein Messer wieder im Rückenholster und den Derringer versteckt im Ärmel. Die Pferde scheuten und schnaubten, als Slim sich ihnen näherte. Doch als Slim mit ihnen sprach, beruhigten sich sich schnell und ließen sich absatteln und abzäumen. Sättel und Zaumzeug trug er zu einem überhängenden Felsen, wo er eine kleine Höhle fand, die das Pferdegeschirr aufnehmen konnte. Mit einem Stein verschloss er die Höhle, dann trieb er die Tiere mit einem kräftigen Schlag auf die Hinterhand davon. Kaum dass die Tiere in der Nacht verschwunden waren, hatte er auch schon das Pferd von Jeremias entdeckt. Sattel und Zaumzeug des Pferdes versteckte er unter einer großen Baumwurzel am Ufer des Kupfer-Creek, dann begann er nach dem Boot zu suchen. Er fand es nach kurzer Suche. Es war an einem Pfahl im Wasser angebunden. Die Ruder lagen im Boot. Slim sprang in das Boot, stemmte sich in die Ruder und legte kurz darauf in der Nähe der Höhle an. Jim wartete bereits voller Ungeduld.
„Hilf mir, Jeremias ins Boot zu schaffen! Es wird höchste Zeit, dass wir fortkommen. Die Meute muss schon in der Nähe sein.“
„Was machen wir mit den beiden Banditen“, erkundigte sich Slim.
„Wir können sie nicht mitnehmen, das Boot ist zu klein.“
„Sie werden verraten, wo wir sind, Jim.“
„Das müssen wir in Kauf nehmen.“
„Nein, Jim“, erwiderte Slim Bruce. „So leicht werden wir es den Kerlen nicht machen. — Warte nur einen Moment, es dauert nicht lange.“
Jim fragte nicht, was der Partner vorhatte. Er beobachtete Jeremias, der leise stöhnte und sich bewegte, ohne das Bewusstsein zu erlangen. Jeremias’ Lippen bewegten sich, doch was er murmelte, war unverständlich.
Inzwischen trug Slim einen der Gefangenen davon. Es dauerte nicht lange, dann kam er zurück und warf sich den zweiten Mann auf die Schultern. Er verschwand mit ihm wie mit dem ersten in der Dunkelheit. Als er zurückkam, hielt er Zweige in der Hand, mit denen er die Fährte gelöscht hatte.
„Sie liegen so, dass sie sich nach mühsamer Arbeit selbst befreien können“, meldete Slim. „Vorerst werden sie in das raue Spiel nicht eingreifen können. Sie werden nicht in der Lage sein, ihren Freunden Hinweise zu geben. Auf diese Weise bekommen wir den Vorsprang, den wir unbedingt brauchen. Jetzt können wir verschwinden.“
Jim nickte zustimmend. Zusammen trugen sie Jeremias ins Boot. Slim kehrte noch einmal zum Ufer zurück, um alle verdächtigen Spuren zu löschen. Erst als der Partner wieder ins Boot gesprungen war, stieß Jim ab.
„Die Kerle werden sich wundern“, sagte Slim. „Es wird sie schockieren, wenn sie den toten Slogan entdecken. Sie werden sich fragen, wo die beiden anderen blieben. Unsere Gegner werden große Augen machen.“
„Wenn die Bande hier erschienen wäre, hätten wir nicht die geringste Chance gehabt“, gab Jim offen zu. „Leg das Ruder weiter nach rechts, Slim, damit wir nicht zu sehr in die Creekmitte kommen. Es ist besser, wenn wir dicht am Ufer entlangfahren und das Gebüsch als Deckung ausnutzen.“
Slim bediente das Ruder am Heck des kleinen Bootes. Langsam nahm das Boot Fahrt auf. Ringsum gurgelte das Wasser. Baumstämme trieben in der Dunkelheit vorbei. Rechts und links wurden die Uferböschungen höher. Das Boot schoss in die Creekschnellen. Slim musste seine ganze Kraft aufwenden, um das Boot auf Kurs zu halten, damit es nicht gegen die Felsen schmetterte und zerschellte. Wasser und Gischt durchnässte die Männer.
Jim Sutherland kniete neben dem ohnmächtigen Jeremias und hielt ihn fest, damit er nicht gegen die Bootswand schlug. Die schnelle Fahrt drohte das Boot immer wieder kentern zu lassen, doch dann schoss es aus den Schnellen heraus und kam in ruhigeres Wasser. Die Ufer traten allmählich zurück. Jetzt begann das Gebiet der Bisamratten und Biber, deren Höhlen und Dämme am Ufer sichtbar wurden. Dort, wo die Biber ihre Dämme geschaffen hatten, standen weite Landstriche unter Wasser.
Die ersten Regentropfen fielen.
„Das macht uns auch nichts mehr aus“, stellte Jim fest. „Nasser als wir sind, können wir nicht mehr werden. Ich schätze, dass es jetzt etwa Mitternacht ist.“
„Um diese Zeit wollten sich die Schufte treffen“, sagte Slim. „Es wird ein Treffen ohne uns, und das haben wir Jeremias zu verdanken. Wie geht es ihm?“
„Schlecht“, antwortete Jim. „Sein Zustand macht mir Sorge. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Er wird vom Fieber geschüttelt.“
„Er ist zäh, er wird durchkommen, Jim.“ Er brach ab, denn der Verwundete schlug die Augen auf. Er schien bei Besinnung zu sein. Jim beugte sich über ihn,
„Es geht zu Ende“, flüsterte Jeremias mit zuckenden Lippen. „Viel zu schnell. Ich hatte noch so viel vor im Leben, ich wollte noch so viel schaffen. Was soll nur aus meiner Familie werden?“
„Ich verspreche dir, dass ich für sie sorgen werde, wenn ich heil aus dieser Sache herauskomme“, erwiderte Jim Sutherland beruhigend.
„Danke, Jim.“ Jeremias Stimme war schwach. „Ich habe nicht einmal den Ranchern sagen können, dass ich ihnen helfen wollte.“
„Du hast Slim und mir das Leben gerettet, Jeremias. Ohne deine Hilfe wäre es für uns zu Ende gewesen.“
„Ihr solltet das nutzen und aufgeben“, murmelte Jeremias. „Ihr beide kommt nicht gegen ...“
Die folgenden Worte waren unverständlich. Deshalb fragte Jim: „Gegen wen kommen wir nicht an, Jeremias?“ Er bekam keine Antwort. Trotz der Dunkelheit sah er, dass Jeremias’ Augen starr gegen den Himmel gerichtet waren. Jim packte zu und wollte Jeremias ein wenig anheben. Als er den Körper anfasste, sackte er schlaff zusammen.
„Er ist tot“, murmelte er heiser.
Jim Sutherland bekam keine Antwort. Slim Bruce hockte zusammengekauert am Ruder. Sein Blick war auf den Creek gerichtet. Eine Weile glitt das Boot dahin, ohne dass einer der Männer sprach. Dann aber, als die Ufer flacher wurden und sich der Creek durch das Puma Valley wand, hörte Jim seinen Partner leise sagen: „Er war ein ganzer Mann!“
Wieder herrschte Schweigen. Der Regen verstärkte sich. Die beiden Männer im Boot waren bis auf die Haut durchnässt. Als die Everett-Ranch auftauchte, ruderten sie ans Ufer und vertäuten das Boot im dichten Schilf.
Der Tote musste im Boot bleiben. Die Männer wussten nicht, wie es auf der Everett-Ranch aussah. Es war möglich, dass die Banditen die Ranch bereits eingenommen hatten. Die beiden Partner waren daher gezwungen, sehr vorsichtig zu sein.
Die Kälte der Nacht trug dazu bei, die Stimmung der beiden keineswegs zu verbessern. Sie waren durchnässt und froren. Sie sehnten sich danach, sich ihrer nassen Kleidung zu entledigen, doch vorerst war nicht daran zu denken. Sie konnten nicht einfach ein Feuer anfachen. Alles, was sie bei sich trugen, war nass, auch die Zündhölzer. Ein Feuer würde sie zudem in eine gefährliche Situation bringen können.“
Die beiden Männer benutzten nicht den direkten Weg zur Ranch. Sie wählten einen Umweg, der ihnen eine Menge Deckungsmöglichkeiten bot. Nach kurzer Zeit kamen sie an die Ranch heran, die dunkel und drohend unter peitschenden Regenböen dalag. Stallungen, Schuppen, Corrale und das Herrenhaus wuchsen aus der Dunkelheit und nahmen schärfere Formen an. Einige Rinderpferde bewegten sich unruhig. Die Tiere schnaubten, als sie die Witterung der beiden Männer bekamen.
„Wer da?“, dröhnte plötzlich eine dunkle Bassstimme.
Die beiden Männer blieben überrascht stehen. Sie versuchten, den Mann auszumachen, doch der hatte eine gute Deckung und ließ sich nicht sehen.
„Bleibt, wo ihr seid!“, befahl er. „Jeder Fluchtversuch wäre sinnlos. Zehn Winchesterläufe sind auf euch gerichtet. Jetzt seid ihr an der Reihe, ihr Schufte! Uns kann man nicht überraschen!“
„Das haben wir auch nicht vor, Freund“, erwiderte Jim. Er war sich nicht ganz sicher, ob der Sprecher Dan Everett war. Im nächsten Augenblick sollte sich zeigen, dass Jim mit seiner Vermutung richtig lag.
„Das darf doch nicht wahr sein! Kann ich meinen Ohren trauen? Der große Sheriff ist auf meiner Weide, vor meiner Ranch? Boys, senkt die Waffenläufe! — Komm nur, Sutherland, bring deinen Hilfssheriff mit! Es ist doch Slim Bruce, oder?“
„Stimmt genau, Everett“, antwortete Jim aufatmend. „Wir befürchteten schon, dass die Bande die Ranch besetzt haben könnte.“
„Das wäre auch beinahe der Fall gewesen“, erwiderte Everett. „Meinen Freund Roger Downs haben sie von seiner Ranch vertrieben. Er flüchtete mit seiner Mannschaft zu mir. Wir haben meine Ranch zu einer kleinen Festung gemacht. Die Bande wird sie nicht so schnell stürmen können. Sicherlich seid ihr beide nur die Vorhut. Habt ihr ein Aufgebot zusammengestellt, das bald hier eintrifft, Freunde?“
„Da muss ich dich enttäuschen, Dan“, antwortete Jim. „Wir sind allein.“
Everett schwieg. Der Sheriff und sein Hilfssheriff setzten sich in Bewegung und passierten das Ranchtor. Als sie den Ranchhof erreichten, lösten sich die Cowboys aus ihren Deckungen und kamen auf sie zu. Allen voran schritt Dan Everett, der Ranch-Boss. Wortlos ging er vor den beiden Männern her und öffnete die Haustür. Er ließ seine Besucher eintreten und folgte ihnen. Seine Leute blieben draußen.
„Meine Männer bekommen keine Ruhe mehr“, wandte sich Dan Everett an Jim. „Zweimal konnten wir einen Angriff der wilden Meute abschlagen. Wir werden es immer wieder schaffen. Meine Ranch eignet sich besser zur Verteidigung als die von Roger Downs. Roger übernimmt jetzt draußen das Kommando.“ Der Rancher bat Jim und Slim in eine Halle. Hier brannten einige Petroleumlampen. Die Fenster waren so abgedichtet, dass kein Lichtschein nach draußen fallen konnte.
„Ihr seht aus wie Katzen, die man ertränken wollte“, sagte Dan Everett. Er klatschte in die Hände, und sofort erschien ein Chinese, ein kleines Männchen mit schräggestellten Augen.
„Mach das Kaminfeuer an, Ching!“, trug Everett ihm auf. „Und hole ein paar Decken. Ich glaube, unsere Gäste wollen sich ihrer Kleidung entledigen. — Du kommst also ohne Aufgebot, Sutherland?“, fragte er Jim.
„Ich sagte es bereits, Rancher.“
„Das ist schlimm“, erwiderte Everett rau. „Die Bande ist in der Überzahl und auf dem besten Weg, das ganze Land zu erobern. Es ist dir nicht gelungen, ein Aufgebot zusammenzubekommen?“
„Genauso wenig wie euch Ranchern“, sagte Jim ungerührt. „Die Bande ist dreist und frech geworden und befindet sich angesichts ihres bevorstehenden Erfolgs schon jetzt im Siegestaumel. Mein Hilfssheriff und ich haben das bereits zu spüren bekommen.“
„Man merkt es an euren Gesichtern“, grinste Everett. „Ihr beide seht aus, als wäret ihr unter eine Stampede geraten, dann in einen Sack gesteckt und ertränkt worden. Ihr lebt aber noch. Man hat deine Beerdigungsfeier zu früh abgehalten, Jim Sutherland.“
„Man hätte sie für heute ansetzen sollen, Rancher.“
„Was du nicht sagst, Sutherland!“ Everett staunte und sah seinem Chinesenboy nach, der sich eilig entfernte. „Ihr seid also gegen die Banditen angegangen und habt eins auf die Nase bekommen? Es ist erstaunlich, dass du das wagtest, Jim. So viel Mut hat dir niemand zugetraut. Du siehst jetzt aber wohl selbst, wie wenig es nützte. Solange die Städter ihre Hände in den Schoß legen und keine Kompanie Statetroopers hierherkommt ...“
„Die Statetroopers kannst du von vornherein streichen, Dan. Die Regierung hat an der Indianergrenze alle Hände voll zu tun. Wir müssen uns selbst helfen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir können von niemand Hilfe erwarten.“
„Dann will ich dir sagen, was ich von den Städtern halte, Jim. Sie taugen allesamt nichts, und das nur, weil dieser Schmied Gelong dahinter steckt. Wenn er wollte, könnte er die Städter vereinigen und gegen die Bande in die Sättel bringen. Solange er sich aber verkriecht, tun es auch die anderen. Zu dir hat man wenig Vertrauen gehabt, Jim, nicht nur bei den Städtern, sondern auch bei den Ranchern. Leider ist daran nichts mehr zu ändern. Zu spät haben wir erkannt, dass du unser Vertrauen verdient hättest.“
„Solange es auch nur noch einen Funken Hoffnung gibt, ist es noch nicht zu spät“, erklärte Jim bitter. „Nur für Jeremias ist es zu spät, ihm kann niemand mehr helfen. Er ist tot.“
Jim Sutherland berichtete von den Vorgängen der letzten Stunden. Als er endete, versprach Everett, den Toten auf die Ranch holen zu lassen.
„Wer hätte geglaubt, dass ausgerechnet Jeremias sich auf unsere Seite schlagen wollte“, sagte Dan Everett erstaunt. „Wir Rancher haben ihm das Leben nicht gerade leicht gemacht. dass es trotzdem so ist, betrachte ich als ein gutes Zeichen. Mit dem Proviant sind wir hier bereits knapp, Jim. Wir haben zusehen müssen, wie man vor unseren Augen unsere Herden abtrieb. Die Richtung, in der die Tiere getrieben wurden, deutet zum Dreizackfelsen hin.“
„Die Rinder sind dort gut aufgehoben“, erwiderte Jim dem aufgeregten Rancher. „Die Banditen glaubten, dass Bruce und ich sterben würden, deshalb nahmen sie kein Blatt vor den Mund. Sie unterhielten sich darüber, dass keine geraubten Rinder verkauft würden. Man hält sie an einem Platz zusammen, von dem aus sie wieder ins Puma Valley getrieben werden sollen, wenn es ganz den Banditen gehört.“
„Das ist eine Frechheit ohnegleichen!“, fauchte Everett empört. „Glaubt man denn bei den Banditen, dass man uns schon erledigt hat?“
„Anscheinend ja! Man weiß, dass du dich mit Unterstützung der Boys von Downs hier eingeigelt hast und dass du dich nicht mehr herauswagst. Die Bande kann sich Zeit lassen, und wenn es stimmt, Dan, dass du bereits Proviantschwierigkeiten hast, kann man sich an den zehn Fingern ausrechnen, wann du aufgeben musst. Für die Banditen arbeitet die Zeit.“
Everett antwortete nicht. Sein rundes Gesicht bekam noch mehr Falten, so dass es einem Schmorapfel ähnlich wurde. Er entfernte sich, um seinen Leuten einige Befehle zu erteilen. Er kam zurück, als entfernender Hufschlag verriet, dass einige Everett-Boys dabei waren, den toten Jeremias zur Ranch zu holen.
Der Chinesenboy hatte inzwischen Decken gebracht. Jim Sutherland und Slim Bruce hatten sich ihrer Kleidung entledigt und sie am Kamin zum Trocknen aufgehängt. In Decken gehüllt traf Everett sie wieder an.
„Was können wir tun, Jim?“, fragte Dan Everett.
„Wenn du nichts dagegen hast, Dan, möchten wir jetzt erst einmal rauchen.“
„Hölle, mach keine Witze! Du weißt genau, was ich meine. Zu rauchen sollt ihr bekommen und auch zu essen. — Was können wir also tun, um unsere jetzige Lage zu verbessern?“
„Einen Gegenschlag führen, Dan“, sagte Jim. „Das muss geschehen, noch bevor der Morgen graut. Richte den Schlag gegen die Gitter-Ranch!“
„Soll das heißen, dass sie mit der Raureiterbande zusammenarbeitet?“
„Es ist ein Verein, Dan. Wenn du einen Schlag gegen die Gitter-Ranch führst, richtet er sich auch gleichzeitig gegen die Bande. Greif nicht nur die Ranch an, sondern hol dir dort auch gleich, was du an Proviant brauchst.“
„Bist du sicher, dass Terrific nicht rein zufällig mit der Bandenmannschaft in Verbindung steht?“
„Beide Mannschaften werden von einem Boss geführt, Dan. Ich habe lange darüber nachgedacht. Es gibt für mich keine Unklarheiten mehr. Der Boss beider Mannschaften muss in der Stadt sein. Ich habe einen Verdacht, aber im Moment will mir das selbst noch ungeheuerlich erscheinen.“ „Einen Verdacht? Dann lass hören, wen du verdächtigst!“, forderte Dan Everett.
„Nun gut. — Niemand außer Doc Amb Wade konnte das Gespräch belauscht haben, das wir mit Jeremias führten. Im Verlaufe dieses Gespräches erklärte mir Jeremias, dass er zu den Ranchern stoßen und ihnen helfen wolle. Das hat ihm selbst den Tod und seiner Familie das Elend gebracht. Aber es will mir immer noch nicht so recht in den Schädel, dass dieser kleine krüpplige Mann der Boss sein soll.“
„Und warum nicht?“ Everetts Augen blitzten. „So ungeheuerlich ist das nicht, Jim. Ich habe mit Amb Wade früher viele Gespräche geführt. Immer wieder sprach er von Napoleon, den er geradezu fanatisch verehrte und bewunderte. — By gosh, jetzt ist mir, als fielen mir Schuppen von den Augen! Du musst recht haben, Jim. Niemand anders als der Doc hat uns diese böse Suppe eingebrockt. Wenn ich diesen Schuft jetzt vor mir hätte, mit den bloßen Händen würde ich ihn ins Jenseits befördern.“
„Er ist der Kopf, der Mann, der sich einbildet, der Boss zu sein.“
„Was soll das schon wieder heißen?“, schnappte Everett. „Du bringst mich völlig durcheinander.“
„Denk darüber nach, Dan, dass es unter Banditen kaum Menschen gibt, die etwas von Treue kennen. Jeder geniale Geist braucht Mitarbeiter, die zu ihm stehen. Der Doc mag sich einbilden, dass seine Erfolge eine Bestätigung seines überragenden Geistes sind. Das ist ein Fehler. Er scheint nicht zu wissen, dass es Leute in jeder Bande gibt, die für sich jede Chance nutzen, wenn sie die Zeit für reif halten. In seinem Wahn scheint Wade diese Möglichkeit zu übersehen, vorausgesetzt, er ist der Mann im Hintergrund. Uns kann das nur recht sein. Wir wissen jetzt, dass wir seine verrückte Idee zerschlagen können.“
Dan Everett machte große Augen.
„Wir haben dich alle verkannt“, murmelte er aus seinen Gedanken heraus. „ In deinen Augen ist Wade demnach eine lächerliche Figur?“
„Nicht ganz, Dan“, widersprach Jim. „Wahnsinn und Genialität liegen dicht zusammen. Manchmal weiß man nicht, wo das eine beginnt und das andere aufhört. Beim Doc allerdings bin ich sicher. Er redet sich ein, ein zweiter Napoleon zu sein. Ich glaube, dass er es ist, der John Gelong, den Schmied, beeinflusst.“
„Hölle, das kann ich bestätigen!“, platzte Everett heraus. „Die beiden haben oft zusammengehockt, und nur in der letzten Zeit gingen sie sich aus dem Weg.“
„Weil der Doc den Schmied einschüchtern konnte. John Gelong hat Angst bekommen“, sagte Jim und blickte in das Kaminfeuer. „Der Doc hat seinen Plan von langer Hand vorbereitet. Terrific konnte er leicht für sich gewinnen, doch dann genügte ihm Terrific mit seinen Leuten nicht mehr, und er holte sich die Raureitermannschaft aus Montana ins Land. Sicherlich will er die eine Gruppe gegen die andere ausspielen. Im Hirn des kleinen Mannes brennt die Hölle. Er ist wahnwitzig und gefährlich, solange es Menschen gibt, die seine Pläne verwirklichen.“
„Und das willst du ändern, Jim?“
„Wir alle werden es ändern, Dan“, erwiderte Jim rau. „Wir müssen unser Letztes geben und den Teufelsspuk beenden.“
„Dann wäre es doch das Beste, wenn wir in die Stadt reitten und ihn ins Jenseits befördern.“ „Dan, die Pläne Wades sind bereits zum Teil verwirklicht. Die Kerle, die für ihn arbeiten, sind gefährlicher als er selbst. Im Augenblick sind sie auch mehr zu fürchten. — Greifen wir die Gitter- Ranch an!“
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