Kitabı oku: «Elbkiller: 7 Hamburg Krimis», sayfa 9

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10. Kapitel

Kommissaranwärter Spengler lenkte den Dienstwagen auf den Parkplatz vor den Garagen. Ein Streifenwagen folgte dicht dahinter. Ein zweiter Streifenwagen versperrte die Ausfahrt zur Elbchaussee. Auf das Sondereinsatzkommando hatte Brock diesmal verzichtet. Er erwartete keine besonderen Schwierigkeiten bei der bevorstehenden Verhaftung.

Sie stiegen aus. Es war Samstagnachmittag und immer noch recht warm. Die Nähe der Elbe und eine kühle Brise kündigten allerdings schon einen frühen Herbst an. Einige der hohen Bäume auf dem Grundstück der Familie Holler hatten bereits erste Blätter verloren, die jetzt unter ihren Füßen raschelten.

„Sein Wagen ist hier“, stellte Spengler fest.

Brock winkte die beiden Streifenbeamten heran, die ebenfalls ausgestiegen waren. „Sichern Sie die Rückseite der Villa. Es gibt einen Ausgang zum Garten, und an der rechten Seite befindet sich ein Kellereingang. Den sollten Sie auch im Auge behalten.“

Die beiden nickten und entfernten sich.

„Dann los!“, sagte Brock.

Doch bevor sie die Treppen erreichten, öffnete sich die Haustür. Anton Holler kam heraus, gefolgt von seinem Neffen Tim Holler.

Der jüngere Mann trat vor und sah von oben auf den Hauptkommissar herab, der am Fuß der Treppe stehen geblieben war.

„Was wollen Sie denn schon wieder? Sie haben uns doch bereits genügend belästigt!“

Anton Holler kam die Treppe herunter. „Die Frage meines Neffen kann ich nur wiederholen. Was wollen Sie?“

Brock achtete nicht auf ihn, zog aus seiner Brusttasche ein zusammengefaltetes Papier und behielt Tim Holler unverwandt im Auge.

„Ich habe hier einen Haftbefehl für Sie“, sagte Brock ruhig.

„Weswegen? Was hat Tim getan?“, fragte Anton Holler verwundert und blickte von einem zum anderen.

Sein Neffe hatte sich blitzschnell umgedreht und war wieder im Haus verschwunden, ehe jemand reagieren konnte.

„Rufen Sie Verstärkung!“, presste Brock zwischen den Zähnen heraus. „Es läuft doch nicht so wie erwartet.“

Er gab der Besatzung des Streifenwagens am Tor ein Zeichen, und die beiden Insassen stiegen aus und eilten näher.

„Postieren Sie sich an den vorderen Ecken des Gebäudes, rechts und links von der Treppe.“

Die Uniformierten nickten und nahmen ihre Positionen ein.

„Nun zu Ihrer Frage“, wandte sich Brock an Anton Holler. „Ihr Neffe wird wegen des Mordes an Ihrem Sohn Markus verhaftet.“

Holler taumelte zurück als hätte ihn ein Schlag gegen die Brust getroffen. „Das … das kann ich … das kann ich nicht glauben!“

„Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen die Tatsachen nicht ersparen kann. Es gibt jedoch keinen Zweifel. Wir haben ein Video von der Szene. Die zeige ich Ihnen allerdings lieber nicht.“

Anton Holler wirkte fahrig und verzweifelt. „Sie wollen mir sagen, dass Tim meinen Sohn mit meinem eigenen Dolch ermordet hat?“

Brock nickte und beschloss, vorerst den Drogenschmuggel nicht weiter zu erwähnen. Die Information hatte den alten Herrn ohnehin schon aus der Bahn geworfen.

In diesem Augenblick erschien Tim Holler wieder vor der Haustür. Er war nicht allein. Mit dem linken Arm umschlang er den Hals von Daniel, in der rechten hielt er ein Messer, das er dem Jungen an die Kehle hielt. Daniel zappelte hin und her und versuchte, sich aus dem eisernen Griff zu befreien.

Cornelius Brock wusste sofort, dass der Junge keine Chance gegen seinen sehr viel stärkeren Cousin hatte.

Er hob die Hand. „Keiner rührt sich!“

„Richtige Entscheidung!“, brüllte Tim Holler. „Alle ziehen sich zurück, bis ich bei meinem Auto bin. Fahrt den Streifenwagen vom Tor weg!“

Brock musterte den Mörder, der jetzt langsam die Treppe herunterkam, den Jungen wie einen Schild vor sich her schiebend. Das Messer blieb dabei unverändert an seinem Platz.

Brock hatte die Waffe mit ihrer merkwürdigen wellenförmigen Klinge schon gesehen. Sie stammte ebenfalls aus der Sammlung des Hausherrn. Ein malaiischer Kris, wie er sich erinnerte.

Er gab den beiden Uniformierten ein Zeichen. „Tut, was er sagt.“

Sie zogen sich vorsichtig zur Einfahrt zurück, um ihren Wagen zur Seite zu fahren. Spengler nestelte an seinem Holster herum, wagte es aber nicht, seine Pistole zu ziehen. Brock brauchte das gar nicht zu versuchen, denn er trug wie fast immer, keine Dienstwaffe bei sich.

Tim Holler machte einige weitere Schritte auf Brock zu.

„Gehen Sie zur Seite!“, herrschte er den Hauptkommissar an.

Brock sah, dass sich an Daniels Hals bereits eine schmale rote Spur gebildet hatte und dass der Junge leise weinte. Er war dabei so sehr auf Tim fixiert, dass er nicht mitbekommen hatte, wie Anton Holler in das Haus zurückgelaufen war. Der alte Mann stand plötzlich wieder vor der Tür, diesmal hielt er allerdings eines seiner teuren Jagdgewehre in der linken Hand. Mit der anderen, deutlich zitternden Hand, lud er eine ziemlich große Patrone in den Verschluss und lud durch. Dann kam er die Treppe herunter gestürmt, direkt auf seinen Neffen zu, der ihn noch nicht bemerkt hatte.

„Du wirst nicht noch einen Sohn von mir umbringen!“, schrie er mit sich überschlagender Stimme und richtete seine Waffe auf den Kopf von Tim, der sich dadurch nicht beeindrucken ließ und nur verächtlich grinste.

Spengler hatte inzwischen doch seine Walther gezogen und blickte unsicher zu Brock, als erwarte er eine Anweisung. Sein Chef ließ sich nicht ablenken und behielt die Gruppe vor ihm im Auge. Tim Holler stand etwa drei Meter von ihm entfernt, den hilflosen Daniel immer noch mit festem Griff umklammert. Von der roten Linie an Daniels Hals hatte sich ein Tropfen gelöst und rann langsam hinunter. Im Gesicht des Jungen hatte sich Verzweiflung breitgemacht.

„Lassen Sie Daniel los“, sagte Brock ruhig. „Sie wissen, dass Sie hier nicht rauskommen. Hier sind eine ganze Reihe bewaffneter Beamter, die werden Sie nicht gehen lassen.“

In der Ferne erklangen Sirenen. Die von Spengler herbeigerufene Verstärkung. „Hören Sie das? Es kommen noch mehr.“

Tim Holler wich Schritt für Schritt in Richtung des Parkplatzes zurück, gefolgt von seinem Onkel, der Mühe hatte, den schwankenden Lauf seiner Waffe unter Kontrolle zu behalten.

„Ich werde dieses Grundstück verlassen!“, drohte Tim mit gefährlich klingender Stimme. „Wenn der Junge dabei stirbt, ist das Ihre Schuld. Lassen Sie mich einfach gehen. Ich nehme Daniel mit und werde ihn freilassen, wenn ich in Sicherheit bin.“

Brock riskierte es nicht, dem Wahnsinnigen zu folgen. Daniel zu retten, hatte jetzt höchste Priorität. Er suchte fieberhaft nach einer Lösung für diese Situation, mit der niemand gerechnet hatte.

„Bleib stehen!“, kreischte Anton Holler. „Lass meinen Jungen los!“

„Von dir lasse ich mir schon lange nichts mehr sagen“; entgegnete sein Neffe. „Du lebst doch in einer Traumwelt in deinem Kontor!“

In das letzte Wort legte Tim seine ganze Verachtung, und sein Onkel begann am ganzen Körper zu zittern. Das Gewehr schwankte noch stärker.

„Markus war ein Versager“, fuhr Tim fort. „Er war nur dein Lakai und besaß keine einzige brauchbare Idee. Du hättest mich zu deinem Nachfolger machen sollen, dann wäre das alles hier vielleicht nie passiert, und die Zukunft deines Unternehmens wäre gesichert!“

„Das ist sie jetzt auch!“, rief Anton Holler.

Alle zuckten zusammen, als völlig überraschend der Schuss losdonnerte. Der Lauf des Gewehres schwang durch den Rückstoß hoch, und Anton Holler stolperte einen Schritt zurück.

Tim Holler wurde halb um seine Achse geschleudert und brach zusammen wie eine Marionette, der man die Schnüre durchgeschnitten hatte. Brock war mit wenigen Schritten blitzschnell bei ihm und fing den fast ohnmächtigen Daniel auf.

Der malaiische Kris lag glitzernd und unschuldig in der Nachmittagssonne. Nur ein winziger roter Fleck an der gewellten Klinge verriet, wo er sich gerade noch befunden hatte.

Von allen Seiten kamen die auf dem Gelände verstreuten Beamten gelaufen, die Waffen in den Händen.

„Kümmert euch um ihn!“, befahl Brock und übergab den Jungen einem der Polizisten. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Spengler in sein Handy sprach. Der Notarzt würde gleich unterwegs sein.

Als Nächstes nahm er Anton Holler das Jagdgewehr sanft aus der Hand. Jetzt erst erkannte er, dass die Waffe ein ziemlich großes Kaliber besaß, und sein Blick wanderte zu Tim Holler, der zu Boden gesunken war und stöhnte. Er lag auf dem Rücken und unter seinen Schultern und dem Kopf hatte sich bereits eine kleine Blutlache gebildet.

Anton Holler hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. „Was habe ich getan?“, murmelte er.

Zwei der Beamten führten in zu einer Bank und ließen ihn sich setzen.

Spengler kniete inzwischen neben dem Verletzten. „Ich sehe eine Schusswunde auf der Schulter dicht am Hals“, verkündete er. „Die Hauptarterie ist wohl nicht getroffen, sonst würde es viel stärker bluten. Es ist aber ein ziemlich großes Loch!“

Einer der Streifenpolizisten war in der Zwischenzeit zum Wagen gerannt und kam mit einem Erste-Hilfe-Koffer zurück. Mit geübten Bewegungen drückte er Tim Holler eine Kompresse auf die Wunde, um die Blutung zu stillen.

„Wir dürfen seine Lage nicht verändern, bis der Arzt kommt“, sagte er. „Wir wissen nicht, was in Mitleidenschaft gezogen wurde.“

Es dauerte nicht lange, bis weitere Streifenwagen auf das Grundstück fuhren, und wenig später kam der Notarztwagen. Jetzt kümmerten sich die Profis um den Verletzten, und Brock war eine Sorge los.

Plötzlich bemerkte er, dass Elisabeth Holler schreckensstarr auf der Treppe zur Villa stand. Wie in Trance kam sie herunter und ging auf ihren Mann zu. Brock wusste nicht, was sie alles mitbekommen hatte. Die Familie würde jedenfalls noch lange an diesem Schock leiden müssen.

Brock blickte auf den Haftbefehl, den er immer noch in der Hand hielt. Inzwischen war er leicht zerknittert. Er faltete das Papier wieder zusammen und steckte es ein. So wie es aussah, würde es einige Zeit dauern, bis er Tim Holler damit konfrontieren konnte.

Brock winkte Spengler heran. „Rufen Sie Anton Hollers Schwiegersohn an. Er wird jetzt einen guten Anwalt brauchen.“

Spengler deutete zur Toreinfahrt. „Nicht nötig. Dort kommt er schon.“

Ein Polizist begleitete Kurt Berghoff und seine Frau Maria auf das Grundstück. Die beiden starrten völlig verschreckt auf die Szene, die sich ihnen bot.

Ein Verletzter, der gerade in einen Krankenwagen geschoben wurde, Anton Holler, der mit den Händen vor dem Gesicht auf einer Bank saß, neben ihm seine Frau, die ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, und schließlich Daniel, der sich an der Schulter eines Polizisten ausheulte.

„Wir werden eine Menge zu erklären haben“, sagte Brock leise.

*

Ein paar Tage später saß Hauptkommissar Cornelius Brock allein an einem Tisch in der Kantine und kaute lustlos an einem Stück Fleisch.

Das Tier muss an Altersschwäche gestorben sein, dachte er und schluckte den Bissen mühsam hinunter. Es war etwas spät für ein Mittagessen, an einigen anderen Tischen wurde schon der Nachmittagskaffee getrunken. Er hatte den ganzen Vormittag über seinen Berichten gesessen, eine Tätigkeit, die ihm zutiefst verhasst war, doch sie musste getan werden.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass eine weibliche Person auf ihn zusteuerte, einen Kuchenteller und eine Tasse Kaffee in der Hand.

Brock drehte leicht den Kopf. Birgit Kollmann – PPK – seine Vorgesetzte.

Sie setzte sich unaufgefordert an seinen Tisch.

„Du siehst beschissen aus, Conn… äh Cornelius. Du solltest mal wieder an die frische Luft gehen.“

„Dir auch einen schönen Tag!“ Brock schob seinen Teller zur Seite.

„Gut, dass ich dich hier antreffe. Ich wollte dir nur erzählen, was inzwischen geschehen ist.“

Brocks Neugier war geweckt. Inzwischen waren mit den Ermittlungen in diesem Fall eine Menge Leute befasst: Spurensicherung, Pathologie, Labor für DNA-Vergleiche, und vor allem die Staatsanwälte.

„Ich höre.“

„Überraschend für dich dürfte sein, dass Fritz Borowski – euer Freund Fiete – sein Schweigen gebrochen hat, nachdem er vom Schicksal Tim Hollers erfahren hat. Die Staatsanwaltschaft hat ihm wohl so eine Art Kronzeugenregelung angeboten. Mit seinen Aussagen belastet er die Russen schwer, zumindest was die Drogen angeht. Zusammen mit den Beweisen reicht es für längere Haftstrafen.“

Brock nickte befriedigt. „Was ist mit Tim Holler?“

Birgit Kollmann hob die Schultern. „Er hat Glück gehabt – falls man es Glück nennen will. Die Kugel war ein Streifschuss, hat aber die Wirbelsäule dabei getroffen. Er wird sein Leben lang im Rollstuhl sitzen. Das dürfte eine härtere Strafe sein als jeder Gefängnisaufenthalt.“

„Und Anton Holler?“

„Ich habe ihn gesehen. Er ist um zehn Jahre gealtert, und sein Leben ist völlig aus den Fugen geraten. Was den Schuss angeht – mit einem guten Anwalt und einem nachsichtigen Richter wird er wohl mit Notwehr davonkommen.“

„Ich bin sicher, dass er beides finden wird.“

Brock machte eine kleine Pause, wobei er spitzbübisch lächelte. „Lass uns von angenehmeren Dingen reden. Was hältst du von einer Flasche Rotwein heute Abend auf meinem Balkon?“

Birgit Kollmann sah ihn strafend an, bis ein zögerndes Lächeln in ihrem Gesicht erschien.

ENDE

Der Tod des Senators

- Ein Fall für Brock -

von Hans-Jürgen Raben

Ein Hamburg-Krimi

IMPRESSUM

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author

© Cover und Foto: Kathrin Peschel, 2020

Lektorat/Korrektorat: Kerstin Peschel

© dieser Ausgabe 2020 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Klappentext:

Gerd Eggert, Wirtschaftssenator von Hamburg, wird von einem unbekannten Scharfschützen aus sehr großer Entfernung bei der Ausstellungseröffnung eines russischen Künstlers getötet, der bei diesem Anschlag ebenfalls verwundet wird. Da gefundene Beweismittel eindeutig Richtung Russland als Verantwortlichen für diesen Mord zeigen, stellt sich die Frage, ob Eggert wirklich das eigentliche Ziel war oder Andrej Sokolow, der junge regimekritische Künstler.

Keine leichte Aufgabe für Hauptkommissar Cornelius Brock und sein Team, unter großem Druck der Politiker den oder die Schuldigen zu finden. Man geht schnell davon aus, dass der Schütze im Auftrag gehandelt hat. Aber wer ist dieser Auftraggeber und was sein Motiv?

Und dann bekommen die Ermittler unverhoffte Unterstützung aus Russland, doch statt einer Lösung merklich näher zu kommen, werden weitere Fragen aufgeworfen, die den Fall immer verworrener machen und als unlösbar erscheinen lassen – für Brock eine unvorstellbare Möglichkeit …

***

Prolog

Sollte er?

Sein rechter Zeigefinger schwebte über der Entertaste.

Sollte er wirklich?

Es wäre unwiderruflich der erste Schritt zu einem Vorhaben, das eine Reihe von Ereignissen auslösen würde, für die er den Preis bezahlen müsste, wenn jemals herauskäme, dass er der Verursacher war.

Hatte er alles bedacht, was ihm gefährlich werden könnte?

Den Laptop hatte er gebraucht bei einem Trödler gegen Bares gekauft. Es gab keine Unterlagen, die auf ihn zurückzuführen waren, und ob der Verkäufer sich an ihn erinnerte, war mehr als zweifelhaft. Er hatte nur auf die Scheine geblickt, die man ihm über den Tisch geschoben hatte. Weit und breit waren keine Kameras zu sehen gewesen.

Jetzt saß er in der Innenstadt allein an einem Tisch im Inneren eines Cafés, möglichst weit entfernt von den übrigen Gästen. Hier gab es ein öffentliches WLAN-Netz, in das er sich eingewählt hatte, um seine eigene IP-Adresse zu verbergen. Er wusste, dass damit keine hundertprozentige Sicherheit gewährleistet war, doch es sollte reichen. Denn wichtig war der nächste Schritt.

Dafür war jetzt die Zeit gekommen. Ein letztes Mal sah er sich aufmerksam nach allen Seiten um. Niemand schien auf ihn zu achten. Der pickelige junge Mann mit der schlechten Haut, der die Kasse bewachte und für die Getränkeausgabe zuständig war, saß hinter seinem Tresen und starrte voller Konzentration auf den Bildschirm eines kleinen Fernsehgerätes. Ohne Ton lief dort die Aufzeichnung eines Fußballspieles. Die anderen Gäste tranken ihren Kaffee, lasen Zeitung oder unterhielten sich leise. Der einzige Kellner stand im geöffneten Türrahmen und blickte gelangweilt nach draußen auf die Straße. Keiner der Passanten warf einen Blick ins Innere, und keiner von ihnen konnte ihn sehen.

Entschlossen drückte er die Taste.

Der Tor Browser wurde hochgeladen. Mit ihm würde er sich völlig anonym im Internet bewegen können, wenn auch langsamer als gewohnt, doch das spielte keine Rolle. Im Internet hatte er sich vorher schlau gemacht, was er zu tun hatte, um in das geheime Netzwerk zu kommen, in dem es alle möglichen verbotenen Dinge geben sollte. Er hoffte sehr, dass er finden würde, was er so dringend suchte, um seine Probleme aus der Welt zu schaffen.

Er wartete, bis das neue Programm installiert war. Ursprünglich war Tor eine Abkürzung für The Onion Router gewesen, da er ähnlich einer Zwiebel eine Schale über der anderen besaß. Heutzutage wurde die Langfassung nicht mehr benutzt.

Wieder zögerte er, doch dann startete er das Programm. Augenblicklich war er in einer Welt, die so ganz anders war als das gewohnte Internet. Es sah aus wie in den Anfangszeiten der damaligen Heimcomputer, wie man sie nannte. Hier gab es die bunte Welt des normalen Internets nicht.

Er befand sich nun im Darknet, und dort gab es tatsächlich Dinge, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Ein kalter Schauer rieselte über seinen Rücken. Er betrat ein verbotenes Land! Ab jetzt musste er sehr vorsichtig sein, denn er hatte keine Ahnung, ob man seine Schritte nicht doch verfolgen könnte. Er spürte die Gefahr, doch es war gleichzeitig ein Abenteuer. Nie hatte er ein ähnliches Gefühl verspürt, wie bei diesen ersten Schritten in eine virtuelle Realität.

Jetzt musste er nur noch finden, was er so dringend suchte. Er ahnte, dass die Leistung, die er suchte, teuer sein würde. Er hatte so einiges darüber gelesen.

Doch er hatte keine andere Wahl. Wenn er aus seiner Situation herauskommen wollte, musste er diesen Weg gehen. Er hoffte nur, dass sein Geld für sein Vorhaben reichte.

Er wusste ebenfalls, dass er in einer virtuellen Währung namens Bitcoins bezahlen musste. Er hatte alles gelesen, was er darüber finden konnte, und er wusste nun auch, wie man sich diese Bitcoins beschaffte.

Hatte er alles bedacht?

Vor lauter Nervosität vertippte er sich mehrmals, bis er den Begriff für die Leistung, die er so dringend brauchte, in die Suchmaske eingegeben hatte. Er wartete. Plötzlich tauchte ein Angebot auf, dann noch eines. Der Bildschirm füllte sich.

Er hatte nicht erwartet, dass es so viele sein würden. Er brauchte einen Filter. Zusätzlich zu dem gesuchten Begriff gab er einen Ortsnamen ein.

Nur noch ein Angebot blinkte auf.

Er lächelte. Eines würde ihm genügen. Jetzt konnte die Kontaktaufnahme erfolgen. Dieser Schritt wäre bereits schwer zu erklären gewesen, wenn man ihm jetzt auf die Schliche gekommen wäre.

Er hatte keine Ahnung, was es kosten würde. Im Unterschied zu offiziellen Online-Angeboten gab es hier keine Bewertungen von glücklichen Kunden. Er musste dem Angebot vertrauen.

Er rief das Angebot auf. Die schnörkellose Seite gefiel ihm. Und er studierte ihren Inhalt. Es war ganz ähnlich wie bei einem Online-Händler, und es war genau das, was er gesucht hatte!

Beim Preis für die Leistung zuckte er kurz zusammen. Das war deutlich mehr, als er sich vorgestellt hatte. Nun, er hatte es mit einem Profi zu tun und sein Vorhaben durfte nicht am Preis scheitern. Seine Belohnung würde später weitaus höher sein. Er lächelte breit, als er daran dachte.

Die Kontaktaufnahme würde über einen geschützten Chatroom erfolgen, einen persönlichen Kontakt würde es nicht geben. Das war der große Vorteil, der die Sache so einfach machte.

Er überschritt die letzte Grenze und drückte erneut eine Taste.

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0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
840 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956178269
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