Kitabı oku: «Fürchte den Killer: Sieben Action Krimis», sayfa 2
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Gegen Mittag desselben Tages rief Alexander Jason Clement noch einmal im Field Office an. Das Gespräch wurde an mich weitergeleitet.
„Es freut mich außerordentlich, Sie kennen zu lernen, Agent Trevellian“, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. „Jemand der einen solchen Sportwagen fährt, muss das Herz auf dem rechten Fleck haben!“
Wir vereinbarten ein Treffen in einem Restaurant in Chinatown für den frühen Abend.
Es hieß „I Ging“ und lag in der Mott Street.
Den Sportwagen stellte ich in der dazugehörigen Tiefgarage ab. Das „I Ging“ lang im zehnten Stock und wurde von Sammy Lee Kuan betrieben, einem Taiwan-Chinesen, der allerdings in die Kategorie Haute Cuisine einzuordnen war, als dass er etwas mit den Tausenden von asiatischen Garküchen zu tun gehabt hätte, die in den Straßen Chinatowns zu finden waren. Die ursprüngliche chinesische Küche suchte man hier vergeblich. Vielmehr bekam man eine verfeinerte und für Anglo White Americans genießbare Version.
Wir bekamen ein Tisch zugewiesen, von dem aus man einen hervorragenden Ausblick auf das bunte Treiben von Chinatown hatte – einer Stadt in der Stadt, in der man jahrzehntelang leben konnte, ohne ein einziges Wort Englisch zu sprechen. Die Garküchen, die chinesischen Zeichen an den Neonreklamen, das Straßenbild... man musste schon wissen, dass man sich im Big Apple befand – und nicht in Taipeh, Shanghai oder Hongkong.
„Mister Clement wird sich etwas verspäten“, sagte uns der Kellner, ein junger Mann mit blauschwarzem Haar und asiatischen Gesichtszügen. „Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit schon mal etwas bringen?“
Er bot uns einen Pflaumenwein an, aber wir lehnten beide ab.
„Ich kann mir schon denken, worauf das Ganze hinausläuft und warum der Kerl unbedingt dich sprechen will!“, meinte Milo.
„Ach, ja?“
„Dein Sportwagen wäre doch ideal, um sich bei diesem Rennen als Teilnehmer einzuschmuggeln! Vielleicht denkt Clement an so etwas.“
„Dann ist er aber schief gewickelt – selbst wenn Mister McKee so etwas vorschweben sollte!“
„Komm schon, du hast so etwas Ähnliches schon mal gemacht!“
„Ja, aber der Sportwagen, den ich damals fuhr, gehörte der Fahrbereitschaft des FBI!“
„Dann ist dir dein Wagen also wichtiger als die Bekämpfung von Verbrechern?“, stichelte Milo.
„Ach, Milo, du weiß schon wie ich das meine!“
„Den Organisatoren dieses Rennens, das mit Sicherheit einige Todesopfer und Schwerverletzte fordern wird, gehört das Handwerk gelegt! Das Northern Cannonball ist eine extreme Verkehrsgefährdung auf einer Strecke von mehreren tausend Kilometern!“
„Da bin ich deiner Meinung.“
„Aber mal Hand aufs Herz, Jesse. Würde es dich nicht reizen würde, die 300 Stundenkilometer deines Sportwagens mal ausfahren zu können?“
„Warten wir doch einfach mal ab, was Mister Clement uns zu sagen hat, Milo.“
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Clement traf eine Viertelstunde später ein. Er war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann mit einem exakt gestutzten Knebelbart.
„Ich bin Agent Jesse Trevellian und dies ist mein Kollege Milo Tucker“, stellte ich uns vor.
Er nickte. „Ich weiß. Ich habe ein Bild von Ihnen gesehen, Agent Trevellian.“
„Ach, ja?“
„War glaube ich im Lokalteil der New York Times. Sie standen neben Staatsanwalt Robert Thornton und ich nehme an, dass Sie auch eher zufällig im Bild waren.“
„Sie scheinen sich immer genauestens über Ihre Gesprächspartner zu informieren“, stellte ich fest.
„Allerdings. Ich habe alles gesammelt, was man über Sie auf legalem oder illegalem Weg an Informationen zusammentragen kann. Zum Beispiel weiß ich, dass die Beschleunigungswerte Ihres Wagens an denen eines Kampfjets heranreichen...“
Ich war perplex. Der Mann hatte sich wirklich eingehend informiert. Aber letztlich war es theoretisch sogar möglich, dass jemand mit entsprechenden Hackerkenntnissen sogar an die Personaldaten des FBI herankam. Schließlich waren Hacker auch schon mehrfach ins Pentagon eingedrungen, obwohl das dortige Computernetzwerk als das bestabgeschirmte Netzwerk der Welt galt. Dass vor ein paar Jahren eine Handvoll Spaßvögel es mal geschafft hatten, die Fahndungsfotos der Kriminellen auf den Internetseiten des FBI gegen die Köpfe von Micky Maus und Donald Duck auszutauschen, war dagegen schon fast harmlos.
Absolute Datensicherheit gab es wohl nicht, wie ich immer wieder feststellen musste. Das Prinzip, nachdem Hacker vorgingen, war immer dasselbe. Bei einem Verbund von mehreren tausend Rechnern, wie im Pentagon, den Polizeibehörden, dem FBI und anderen öffentlichen Stellen oder großen Firmen, war es statistisch immer so, dass die Sicherheitseinstellungen von einigen wenigen Rechnern auf Werkseinstellung blieben und ein leichtes Eindringen ermöglichen. Je größer der Verbund, desto leichter kam man gewissermaßen durch die Hintertür herein. Eine Schwachstelle in diesem Fall war vermutlich die Exklusivwerkstatt Classic Car Tuning, die den Wagen gefertigt hatte und wo der Wagen regelmäßig zur Wartung und zur Erledigung von Reparaturen war. Bei allem Bemühen um Diskretion – den Sicherheitsstandard des Pentagon erreichten die sicher nicht.
„Bevor Sie nachfragen, Agent Trevellian: Ich werde Ihnen meine Informationsquellen nicht nennen. Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen! Andererseits sollte Sie die Tatsache, dass ich ein paar Dinge mehr über Sie und Ihren Wagen weiß, Sie auch nicht weiter beunruhigen. Ich weiß auf diese Weise, dass ich mit jemandem spreche, den ich einzuschätzen vermag und dem ich trauen kann.“
„Was macht Sie da so sicher?“
Clement grinste. „Sie haben eine beachtliche Liste von Verhaftungen vorzuweisen, und sicher haben Sie dabei jeden Trick angewendet, der nötig war, um Ihre Gegner zur Strecke zu bringen. Aber ich nach allem, was ich über Sie weiß, dürfte eins feststehen: Sie sind einfach ein zu aufrechter Charakter, um sich von den Bluthunden kaufen zu lassen, die hinter diesen Cannonball-Rennen stecken und damit das große Geld machen!“
„Und mit denen haben Sie Ärger?“
„Sagen wir so: Ich bin aufs Kreuz gelegt worden und habe bei einer Wette sehr viel Geld verloren. Jetzt hätte ich nichts dagegen, wenn der ganze Laden hochgeht und ein paar Leute, die mich übel gelinkt haben, dabei mit hochgehen.“
„Sie sind ehrlich, was Ihre Motivation für Ihre Kooperation als Informant angeht“, stellte ich fest.
Clement verzog das Gesicht. „Sie haben doch nicht etwa gedacht, dass es die lächerlichen Beträge sind, die das FBI für seine Spitzel bezahlt?“
„Nein, ehrlich gesagt habe ich niemals geglaubt, dass unsere Sätze ausreichen, um jemanden aus Ihrer Liga zur Mitarbeit zu bewegen. Aber jetzt sollten Sie uns langsam mal darlegen, was Sie eigentlich anzubieten haben.“
Die Formulierung ‚jemand aus Ihrer Liga’ war reine Schmeichelei. Schließlich wussten wir noch gar nicht, ob dieser Kerl überhaupt in irgendeiner Liga spielte oder uns nur etwas vormachte. Er wäre nicht der erste Wichtigtuer gewesen, der unsere Zeit verschwendete, in dem er uns vorspielte, dass wir einzig und allein mit seiner Hilfe, den Sumpf des organisierten Verbrechens endlich trockenlegen könnten.
Milo ergänzte: „Es ist davon die Rede, dass Sie uns eine Teilnehmerliste des Northern Cannonball verschaffen könnten.“
„Kann ich. Das wird sich allerdings noch etwas hinziehen. Schließlich ist die Anmeldefrist für dieses Rennen noch nicht abgelaufen. Außerdem könnte ich Ihnen vielleicht die Möglichkeit verschaffen, einen Fahrer einzuschleusen. Normalerweise kommt niemand ins Fahrerfeld, der keine persönliche Empfehlung hat. Aber da könnte ich herankommen. So weit reichen meine Verbindungen.“
„Unser Ziel ist es, dieses Rennen möglichst im Keim zu ersticken“, sagte Milo. „Wenn wir also den Startpunkt und die genaue Zeit wüssten...“
„Nein, beim Northern Cannonball ist das alles anders, Agent Tucker. Wenn Sie denken, dass Sie einfach die beteiligten Fahrer nach dem Start einsammeln können, sind Sie schief gewickelt. Die Organisatoren haben durch die Fehler gelernt, die die Organisatoren vergleichbarer illegaler Rennen schon gemacht haben. Es geht nämlich einfach um viel zuviel Geld...“
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo, der die Augen etwas verengte. Mein Kollege war bisher noch skeptisch, ob wir es vielleicht doch mit jemandem zu tun hatten, der am Ende nicht halten konnte, was er versprach. Ich teilte seine Skepsis. Andererseits wollte ich dieser Frage wirklich gründlich auf den Grund gehen.
„Hören Sie, ich will ganz offen sein“, sagte ich. „Bisher habe ich den Eindruck, dass Sie gar nichts haben, was uns wirklich interessiert, sondern nur viel Lärm um Nichts machen. An den Fahrern wären wir wirklich interessiert, aber damit halten Sie uns hin. Und ich nehme an, was Startpunkt und den genauen Starttermin angeht, sieht das genauso aus!“
„Ich kann Ihnen tatsächlich diese Daten nicht geben, aber wenn Sie mir einen Moment zuhören, dann werden Sie auch verstehen warum.“
„Da bin ich aber doch mal gespannt“, sage ich und lehnte mich zurück.
„Die Sache funktioniert so: Jeder beteiligte Fahrer bekommt über einen Mittelsmann einen GPS-Sender, den er an seinem Wagen befestigen muss. Per Email bekommen Sie ein Datum und eine Uhrzeit mitgeteilt. Vor diesem Zeitpunkt müssen Sie sich östlich des 75. Längengrades befinden.“
„Egal wo?“
„Suchen Sie sich einen strategisch günstigen Punkt aus, um einen guten Start auf dem Weg nach Seattle zu haben, Agent Trevellian. Aber wer den 75. Längengrad vorzeitig überschreitet ist draußen. Definitiv. Anhand des GPS-Signals ist das eindeutig zu sehen. Ziellinie ist der 124. Längengrad bei Seattle.“
„Wohin gehen die Signale?“
„In ein Hotel irgendwo in den Vereinigten Staaten oder sonst wo auf der Welt. Dort sitzen einige superreiche Motorsportfreaks oder Leute, die Wetten mit dem besonderen Kick lieben. Sie können im Gegensatz zu den Teilnehmern mitverfolgen, wer an welcher Position steht und ihre Wetten entsprechend gestalten. Auch während des Rennens noch.“
„Ich nehme an, dass es da nicht unbedingt sauber zugeht.“
„Angeblich sollen Drogensyndikate diese Wetten zur Geldwäsche nutzen. Selbst wenn sie auf den falschen setzen und für einen Schwarzgeld-Dollar nur zehn Cent wiederbekommen ist das noch ein Gewinn, weil das Geld über so viele Kanäle geleitet wird, dass es am Ende praktisch blütenweiß ist. Noch was: Es gibt ausdrücklich keine Regeln bei diesem Rennen – abgesehen von den Startmodalitäten, die ich Ihnen gerade berichtet habe.“ Ein überlegenes Lächeln erschien auf Clements Gesicht. „Wenn Sie Lust haben, Ihrem Konkurrenten die Reifen zu zerstechen, dürfen Sie das! Das macht die Sache für das Publikum besonders reizvoll – und vor allem unberechenbar, was die Wetteinsätze angeht.“
„Sie gehen offenbar davon aus, dass ich mitfahre. Aber das sehe ich ehrlich gesagt nicht.“
„Abwarten, Agent Trevellian.“
„Woher weiß der einzelne Fahrer, wer sein Konkurrent ist?“
Clement lachte. „Gar nicht! Das ist ja der Clou dabei! Jeder Fahrer eines Sportwagens, der einigermaßen PS unter der Haube hat, ist natürlich verdächtig, ein anderer Teilnehmer zu sein! Das exquisite Wettpublikum will natürlich auch sehen, wie sich exquisite Wagen messen! Ansonsten haben Sie keinen Anhaltspunkt! Die Leute, die für die Organisation dieses Rennens verantwortlich sind, haben diesen Modus in kleinerem Rahmen bei einem illegalen Rennen in South Dakota getestet und es hat sich gezeigt, dass durch diese Konstellation der Ungewissheit immer wieder interessante Dinge passieren. Ein Fahrer zersticht einem vermeintlichen Kontrahenten die Reifen, landet für ein paar Tage im Knast und verliert, obwohl er haushoher Favorit ist und so weiter...“
Ich nickte und begann langsam die Dimensionen des Spiels zu begreifen, das hier ablief.
„Ja, oder die Organisatoren schicken jemanden, der die Reifen zersticht oder sorgen auf andere Weise dafür, dass ein bestimmter Wagen nicht das Ziel erreicht – um Wetten zu manipulieren!“, vermutete ich.
„Durch das GPS-Signal ist die Rennleitung jederzeit über die jeweilige Position der einzelnen Wagen informiert, das ist richtig“, bestätigte Clement.
Den Manipulationsmöglichkeiten waren damit natürlich Tür und Tor geöffnet.
„Ich würde Ihren Wagen wirklich gerne mit den anderen Teilnehmern in Wettbewerb treten sehen!“
„Ich glaube, da haben Sie falsch gepokert.“
„Glaube ich kaum!“, sagte er und der Ausdruck absoluter Gewissheit, der jetzt in seine Züge trat, missfiel mir. „Ich habe hier den Köder, der Sie Ihre Bedenken vielleicht noch über Bord werfen lässt! Nein – ganz sicher sogar!“
„So?“
„Sagt Ihnen der Name Robert Dawn etwas?“
Milo und ich sahen uns an.
„Wenn wir denselben Robert Dawn meinen“, meinte Milo zögernd.
Clement grinste. „Wir meinen denselben. Den, der auf den Internetseiten des FBI als einer der zehn meistgesuchten Straftäter des Landes aufgeführt und seit Jahren vergeblich gesucht wird. Den Lohnkiller der Syndikate und jeden anderen, der bereit ist, seine horrenden Honorarvorstellungen zu erfüllen. Angeblich gehen sogar die Morde an mehreren Staatschefs in der dritten Welt auf sein Konto, aber das sind Gerüchte, von denen ich nicht weiß, ob Robert Dawn sie vielleicht nur deshalb streut, damit seine potentielle Kundschaft beeindruckt ist und ihn trotz seiner Super-Honorare noch engagiert, anstatt die Drecksjobs von irgendeinem Straßenköter erledigen zu lassen.“
Der Name Robert Dawn war jedem G-man seit Jahren geläufig.
Es gab mindestens zwanzig Morde im Umkreis des organisierten Verbrechens, die ziemlich eindeutig mit ihm in Verbindung gebracht werden konnten und bei mindestens noch einmal so vielen Taten war eine Beteiligung dieses Killers nicht ausgeschlossen.
Robert Dawn lebte irgendwo in- oder außerhalb der Vereinigten Staaten unter falschem Namen und falscher Identität.
Er machte sich im Gegensatz zu vielen anderen aus der Zunft der Hit-men überhaupt nicht die Mühe, seine Handschrift zu verbergen. Häufig hinterließ er am Tatort mit voller Absicht Spuren, die auf ihn als Täter hinwiesen oder er benutzte eine Waffe, die er bereits bei früheren Verbrechen verwendet hatte. Aus seiner Sicht der Dinge vergrößerte das wohl seinen Nimbus. Jeder unaufgeklärte Mafia-Mord, der mit ihm in Verbindung gebracht wurde, war inzwischen Werbung für sein zynisches Geschäft. Wer Robert Dawn engagierte, konnte sicher sein, dass die Sache diskret erledigt wurde und der Killer clever genug war, um nicht der Polizei in die Arme zu laufen, so lautete die unterschwellige Botschaften dieser Taten. Denn letzteres war der Albtraum jedes Auftraggebers, da Lohnkiller natürlich in Gefangenschaft dazu neigten, die Schuld nicht allein zu übernehmen, sondern in einem Deal mit der Staatsanwaltschaft ihre Auftraggeber zu nennen.
„Was hat Robert Dawn mit diesem Rennen zu tun?“, fragte Milo.
„Er ist einer der Teilnehmer“, erklärte Clement. „Das weiß ich ganz sicher. Und ich weiß, dass er einen Porsche fährt. Sie hätten die einmalige Chance, diesen Killer zu schnappen, wenn Sie es einigermaßen clever anstellen!“
6
„Robert Dawn ist der Köder, der nötig war, um dich umzustimmen“, stellte Milo fest, als wir im Wagen saßen und aus der Tiefgarage in der Mott Street fuhren, um uns wieder in den Verkehr einzufädeln. „Und gib es zu! Irgendwo tief in deinem Herzen findest du es doch auch bedauerlich, dass du die 510 PS, die unter der Haube deines Wagens schlummern im Stadtverkehr des Big Apple nicht einmal annähernd ausfahren kannst!“
„Quatsch!“, sagte ich.
Aber viel zu schnell, um überzeugend wirken zu können.
Und tatsächlich hatte Milo mich da an einem wunden Punkt erwischt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit in New York lag vor allem zur Rush Hour weit unter den erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, so dass man nicht einmal die Möglichkeit hatte, so schnell, zu fahren, wie es erlaubt war – geschweige denn, dass man die Kraft der über 500 PS auch nur annähernd spüren konnte.
„Warten wir erstmal ab, was Mister McKee dazu sagt.“
7
Obwohl unsere Dienstzeit längst zu Ende war, fuhren wir am Abend noch zurück zum Office im Bundesgebäude an der Federal Plaza.
Mr McKee war wie üblich noch dort. Er war meistens morgens der Erste und abends der Letzte im Büro.
Ich übergab ihm den Umschlag, den Clement mir überreicht hatte. Er enthielt die Fahrzeugdaten eines Porsche 911 Turbo, Höchstgeschwindigkeit 310 Kilometer.
„Nach Clements Angaben ist der Wagen für das Rennen gemeldet und wird von Robert Dawn gefahren – dem Rennsport-Narren unter den Lohnkillern.“
Mr McKee hob die Augenbrauen. „Dass Robert Dawn ein Autonarr ist, wissen wir ja seit langem, weshalb sich unsere Innendienstler aus der Fahndungsabteilung auch immer wieder an Händler von Luxus-Sportwagen gewandt haben. Schließlich ist nicht anzunehmen, dass er seine Vorlieben plötzlich aufgegeben hat.“
„Der wird sich seine Luxus-Schlitten über irgendeinen Strohmann besorgen“, meinte Milo. „In diesem Fall meinte unser Informant zu wissen, dass es einen Sponsor gibt, der ihm den Porsche 911 Turbo für die Teilnahme am Rennen spendiert. An den Unterlagen sieht man ja auch, dass ein paar kleinere Extras eingebaut sind.“
„Aber nichts, was anzeigepflichtig ist!“, erwiderte Mr McKee nach kurzer Durchsicht der Unterlagen. „Wir werden den Killer nicht einfach dadurch in die Finger bekommen, dass wir sämtliche Besitzer dieses Wagentyps kontrollieren.“
„Der Wagen kostet neu um die 120 000 Dollar“, sagte Milo. „Damit ist er nicht so super-exklusiv, dass die geringe Zahl der Besitzer den Wagen leicht identifizierbar macht.“
„Es ist noch nicht einmal gesagt, dass es der einzige 911er ist, der an dem Rennen teilnimmt“, gab ich zu bedenken. „Die Teilnehmerliste ist uns dieser Clement ja bislang schuldig geblieben.“
„Wir stehen jetzt vor der Frage, ob wir das Rennen schon beim Start abwürgen oder den Start zulassen sollen, um diesen Killer zu fassen!“, brachte Mr McKee seinen inneren Zwiespalt auf den Punkt. „Das will wohl abgewogen sein!“
„Wir können den Start nicht verhindern“, erklärte ich unserem Chef und erläuterte ihm die Startmodalitäten. „Andernfalls ginge es vielleicht darum, abzuwägen, was wichtiger ist: Die Allgemeinheit vor einem unkalkulierbaren Risiko durch dieses Rennen zu schützen oder diesen Killer und mit etwas Glück sogar die betrügerischen Hintermänner des Rennens dingfest machen zu können. Aber das ist hier nicht die Alternative. Das Rennen findet auf jeden Fall statt. Wir können schließlich nicht alle Sportwagen, die sich innerhalb der nächsten Zeit in der Nähe des 75. Längengrades aufhalten, stoppen und die Fahrer festnehmen. Dazu fehlt jede rechtliche Handhabe. Davon abgesehen wäre das auch gar nicht durchführbar.“
„Und die Veranstalter des Rennens sähen darin nur eine weitere Schikane, die die Fahrer zu nehmen hätten, sodass der Wetteinsatz etwas spannender würde!“, ergänzte Milo. Er wandte sich an mich. „Ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit, als dass wir Clements Vorschlag folgen und einen Fahrer einschleusen.“
Ich nickte. „Wenn wir das geschickt anstellen, dann gelingt es uns vielleicht, unterwegs diesen Robert Dawn zu stellen!“ Die Ergreifung eines Killers wie Robert Dawn war es ganz sicher wert, auch den Sportwagen aufs Spiel zu setzen.
Und vielleicht kam man ja auch an die Hintermänner des Northern Cannonball heran, für die das Ganze einfach nur ein mörderisch gutes Geschäft war...
„Das Risiko ist erheblich, Jesse“, gab Mr McKee zu bedenken. „Dass dieser Robert Dawn – oder wie immer er sich im Moment auch nennen mag, sofort schießt, wenn er glaubt, dass ihm jemand auf den Fersen ist, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen! Aber es gibt noch eine andere Gefahr, die Sie nicht unterschätzen sollen! Die Organisatoren des Rennens sind durch den GPS-Sender jederzeit über Ihre Position unterrichtet. Wenn unser Informant ein doppeltes Spiel spielt oder von seinen Leuten einfach nur mal richtig in die Mangel genommen wird und seine Zusammenarbeit mit uns gesteht, dann sind Sie in akuter Gefahr. Die können in aller Ruhe einen Hit-man auf Sie lauern lassen!“
„Andererseits ist es vielleicht möglich über einen dieser GPS-Empfänger an die Hintermänner heranzukommen“, erwiderte ich.
Mr McKee hob die Schultern.
„Ob es technisch möglich ist, die Signale zu verfolgen, kann sich erst erweisen, wenn wir eines dieser Geräte in den Fingern haben und untersuchen können.“
„Aber diese Sender bekommen nur die Fahrer!“, sagte ich. „Also bin ich dafür, es zu wagen.“
Mr McKee kratzte sich am Kinn. „Ich habe heute Abend noch einen Termin mit einem Bundesanwalt. Bevor man so eine Aktion in Angriff nimmt, müssen wir uns absichern. Ich hoffe, dass ich Ihnen morgen früh näheres sagen kann.“