Kitabı oku: «Mördertreffpunkt Pigalle: Krimi Quartett 4 Thriller», sayfa 6

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11. Kapitel

Am Donnerstagabend wartete ich, bis Grashofer nach Hause gefahren war. Anschließend rief ich den Maler an.

„Ich fahre morgen früh weg“, sagte ich.

Er schwieg.

„Haben Sie mich verstanden?“

„Natürlich.“

„Wissen Sie noch, was Sie zu tun haben?“

„Ich weiß es. Aber es gefällt mir nicht.“

„Denken Sie an das viele Geld, das ich Ihnen zahle, dann gefällt es Ihnen bestimmt.“

„Ich werde es versuchen.“

„Hören Sie, Sie gehen doch hin?“

„Ja.“

„Das möchte ich Ihnen auch geraten haben. Versuchen Sie nicht, mich übers Ohr zu hauen. Sie haben das Geld angenommen. Jetzt tun Sie auch was dafür.“

„Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht tun werde. Ich habe nur gesagt, dass es mir nicht gefällt.“

„Mir gefällt auch vieles nicht“, sagte ich. „Aber ich muss es tun, weil ich das Geld brauche. Und Sie brauchen das Geld auch. Also werden Sie sich an unsere Vereinbarung halten. Haben wir uns verstanden, Herr Blum?“

„Ja, ja“, stöhnte er. „Ich habe verstanden.“

„Sie werden in der Nacht von Freitag auf Samstag und in der Nacht von Montag auf Dienstag hingehen.“

„Gleich zweimal?“

„Ja, gleich zweimal. Ich komme nämlich erst am Dienstag wieder zurück.“

„Gut. Wie Sie meinen.“

Und dann schaltete ich wieder auf die weiche Tour.

„Es ist doch alles nicht so schlimm“, erklärte ich. „Das Ganze geht höchstens vier bis sechs Wochen, und Sie vergeben sich wirklich nichts dabei.“

„Es ist ein verdammt dreckiges Geschäft“, sagte er.

„Aber ein lohnendes.“

Er schwieg.

„Also, dann am Freitag.“

„Ja.“

„Machen Sie Ihre Sache gut“, sagte ich noch. „Passen Sie auf, dass Sie vorher niemand sieht. Aber sorgen Sie auch dafür, dass die Alte von gegenüber Sie sieht, wenn Sie in das Taxi einsteigen.“

„Ja, verdammt noch mal!“, fuhr er mich an. „Ich weiß, was ich zu tun habe.“

„Dann ist es gut“, grinste ich. „Ich arbeite gern mit Leuten zusammen, die schnell begreifen.“

„Kann ich jetzt auflegen?“, fragte er patzig.

„Sie können jetzt auflegen. Aber vergessen Sie nicht, ich mache Stichproben.“

Er legte auf.

Ich rieb mir die Hände. Er würde seine Sache gut machen, da war ich ganz sicher. Ich würde ihn nicht ein einziges Mal kontrollieren müssen. Trotzdem nahm ich mir vor, ihn einmal bei der Arbeit zu beobachten.

Als ich um halb neun Uhr nach Hause kam, saß Luise vor ihrem geliebten Fernseher. Im Ersten Programm brachten sie einen amerikanischen Spielfilm. Luise liebte amerikanische Spielfilme. Sie sah sich jeden an, und sie kannte alle Schauspielerinnen und Schauspieler.

„Wie ist der Film“, fragte ich.

„Gut. Du siehst müde aus.“

„Ich bin auch müde. Ich werde mich gleich hinlegen. Ich muss morgen früh um vier Uhr aufstehen. Ich fahre nach Hamburg.“

„Du fährst schon wieder weg?“

„Ich muss. Der Auftrag von Schöller ist noch nicht unter Dach und Fach, und Vater ist sehr daran interessiert. Ich auch. Wir brauchen den Auftrag.“

„Wann kommst du wieder?“

„Am Dienstag.“

Sie verzog das Gesicht, was sie noch hässlicher machte, und ich wandte mich ab, um es nicht sehen zu müssen.

„Wenn du zurückkommst, denkst du dann daran, was ich dir gesagt habe?“, fragte Luise.

„Was hast du mir denn gesagt?“

„Dass du ein wenig ausspannen sollst. Du siehst wirklich nicht gut aus. Dein Gesicht ist in letzter Zeit so …“ Ihre Stimme verklang.

„Wie ist denn mein Gesicht?“

„Es ist so … geschwollen und dunkel. Manchmal siehst du richtig zum Fürchten aus.“

„Du hast dich doch noch nie vor mir gefürchtet“, lachte ich.

„Ich fürchte mich ja auch nicht“, erklärte sie. „Ich sagte nur, du siehst manchmal so aus.“

„Das meinst du nur.“

Ich ging zur Bar und goss mir einen Drink ein.

„Hast du irgend ein Problem?“, fragte Luise. Sie stand auf und stellte sich neben mich an die Bar. Es musste schon furchtbar wichtig für sie sein, wenn sie sich von einem amerikanischen Spielfilm trennte.

„Ich habe keine Probleme“, antwortete ich, ließ die Eiswürfel im Glas klimpern und nahm einen kräftigen Schluck.

„Ich weiß nicht.“ Sie schenkte sich einen Orangensaft ein. „Irgendwas beschäftigt dich doch.“

„Natürlich beschäftigt mich etwas“, sagte ich beiläufig. „Die Firma. Sie beschäftigt mich Tag und Nacht. Ich bin nur noch für die Firma da.“

„Darum sage ich ja, du solltest einmal ausspannen. Lass uns mal Urlaub machen. Richtigen Urlaub, auf Gran Canaria oder Teneriffa oder die Bahamas. Einfach wo’s schön ist. Paps lässt dich bestimmt gehen. Er weiß, dass du zu viel arbeitest. Es wird sicher eine Weile ohne dich gehen.“

„Wir werden Urlaub machen, aber jetzt noch nicht. Die Frühjahrskollektion ist gerade fertig geworden, und ich muss sie den Kunden vorstellen. Ich werde in nächster Zeit sehr viel reisen müssen, aber das kennst du ja, das wiederholt sich ja jedes Vierteljahr. Wenn ich aber fertig bin, dann fahren wir, und du kannst dir aussuchen, wohin wir fahren.“

Wir redeten noch eine Weile über den Urlaub. Luise machte Pläne und versprach, gleich morgen vom Reisebüro eine Tasche voll Prospekte zu holen. Sie sagte nicht mehr, ich würde schlecht aussehen. Sie redete jetzt nur noch von unserem Urlaub, und plötzlich kam sie auf die Insel Mauritius zu sprechen, und danach kam nichts anderes mehr. Sie schwärmte mir von Mauritius vor und sprach von nichts anderem mehr, und aus den anfänglichen zwei Wochen wurden vier.

Ich hätte nichts gegen einen Urlaub einzuwenden gehabt. Aber ich wollte ihn auf keinen Fall mit Luise verbringen. Ich konnte mir einen Urlaub auf der Insel Mauritius wunderschön vorstellen, aber nur mit Sabine.

Ich ließ Luise reden, beteiligte mich kaum an dem Gespräch, nickte nur ab und zu mit dem Kopf und nippte immer öfter an meinem Drink. Nach dem vierten Scotch ging ich zu Bett, und Luise setzte sich wieder vor den Fernseher.

12. Kapitel

Am nächsten Morgen fuhr ich um fünf Uhr weg. Ich raste über die Autobahn, machte nur drei kurze Pausen und kam gegen sechzehn Uhr in Hamburg an. Ich bezog mein Zimmer im Hotel Ambassador, das mir meine Sekretärin bestellt hatte, und machte mich ein wenig frisch.

Von meinem Zimmer aus rief ich Sabine an.

Es hob niemand ab.

Ich ging hinunter zum Essen und machte danach einen erneuten Versuch.

Sie war noch immer nicht zu Hause.

Um sieben Uhr bestellte ich ein Taxi und ließ mich nach Fuhlsbüttel hinausfahren. Ich klingelte an Sabines Wohnungstür, aber niemand machte mir auf.

Ich setzte mich auf die Treppe und wartete. Ich blieb über eine Stunde sitzen, aber Sabine tauchte nicht auf. Kurz nach halb neun verließ ich das Haus und machte einen Bummel durch einige Kneipen. Ich hatte eine Mordswut im Bauch, und ich hätte sie umbringen können. Aber ich wusste, mein Zorn würde dahinschmelzen wie Butter in der Sonne, wenn ich ihr gegenüberstand.

Das Geschenk für Sabine hatte ich in der Innentasche meiner Jacke. Ich spürte das Päckchen, in dem sich die Kette befand, bei jeder Bewegung, und ich war manchmal versucht, es in den Boden zu stampfen. Aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten und brachte es heil über die Runden.

Um Mitternacht ging ich zu Sabines Wohnung zurück und drückte lange und anhaltend auf den Klingelknopf. Als sich nichts rührte, klingelte ich ein zweites Mal. Nach dem dritten Klingeln gab ich auf und setzte mich wieder auf die Treppe. Ich benutzte eine leere Zigarettenschachtel als Aschenbecher und rauchte eine Zigarette nach der anderen.

Ich versuchte ein wenig zu schlafen. Aber es gelang mir nicht. Ich war hellwach.

Um vier Uhr morgens gingen mir die Zigaretten aus, und ich ging hinunter, um mir neue zu holen. Ich musste ein ganzes Stück laufen, bis ich eine Spätverkaufsstelle fand. Als ich zurückkam, brannte in Sabines Wohnung Licht.

Ich ging hinauf und klingelte.

Sabine kam leise an die Tür geschlichen. Aber sie sagte nichts.

Ich klopfte an die Tür und sagte: „Mach auf, Sabine! Ich bin’s.“

„Bitte geh’ in dein Hotel, Wilhelm. Es ist vier Uhr früh. Ich bin hundemüde. Ich möchte jetzt schlafen.“

„Ich geh’ hier nicht weg, bevor du nicht aufmachst“, sagte ich stur. „Ich möchte mit dir reden.“

„Ich möchte mich jetzt nicht mit dir unterhalten. Ich kann nicht. Ich bin zu müde.“

„Sabine, wenn du nicht aufmachst, mache ich einen solchen Krach, dass die ganze Straße zusammenläuft.“

„Sei still und geh“, forderte Sabine.

Ich hörte, wie sich ihre Schritte von der Tür entfernten.

Ich hob die Faust und schlug ein paar Mal gegen die Türfüllung. Mit der anderen Hand drückte ich auf den Klingelknopf.

Sabine kam wieder an die Tür.

„Bist du verrückt geworden!“, zischte sie. „Du weckst ja das ganze Haus auf.“

„Öffne die Tür, und ich höre sofort auf.“

„Mein Gott“, stöhnte Sabine. „Was habe ich mir bloß mit dir eingebrockt?“

Endlich ging die Tür auf, und ich nahm den Finger vom Klingelknopf.

„Du musst verrückt sein“, sagte Sabine.

„Nein“, widersprach ich. „Ich bin nicht verrückt. Ich warte nur schon seit acht Stunden auf dich.“

Ich ging hinein, und Sabine schloss leise die Tür hinter mir.

„Wo hast du gewartet?“

„Hier vor der Tür. Ich war nur schnell Zigaretten holen, und da bist du gekommen.“

„Also du hast sie doch nicht alle.“ Sabine ging vor mir her ins Wohnzimmer. „Was werden die Leute denken? Es hat dich doch sicher jemand gesehen?“

„Es haben mich eine ganze Menge Leute gesehen“, antwortete ich. „Aber das ist mir völlig egal gewesen. Mich kennt hier ja niemand. Außerdem hättest du es ja verhindern können. Du hast ja gewusst, dass ich dich um acht Uhr abholen würde. Warum hast du nicht gewartet?“

„Ich konnte nicht warten“, erklärte Sabine müde und ließ sich auf das Sofa fallen. „Ich war schon um fünf Uhr mit jemandem verabredet.“

„Und das ging bis vier Uhr morgens?“

„Ja.“

„Mit wem warst du verabredet?“

„Das geht dich nichts an.“

Ich sah sie eine Weile stumm an. Ich hatte sie seit vier Monaten nicht mehr gesehen, und es kam mir vor, als wäre sie noch schöner geworden. Sabine hatte schulterlanges, dunkles Haar, ein schmales, ovales Gesicht, mit ausgeprägten, hochstehenden Backenknochen. Sie hatte graugrüne Augen und einen kleinen Mund mit tiefroten Lippen. Ich musste dieses Gesicht immer ansehen. Es faszinierte mich. Ich liebte alles an diesem Gesicht; selbst die Pickel auf ihrer Stirn und die Narbe über ihrer rechten Augenbraue.

Und dann diese Figur. Sie war sehr schlank und wog nicht einmal hundert Pfund. Ich liebte schlanke Frauen, seit ich Luise kannte. Sabine war in allem das Gegenteil von Luise. Sie war für mich der Inbegriff der Frau, und ich war verrückt nach ihr.

„Warum willst du es mir nicht sagen?“, fragte ich. „Warst du bei einem Mann?“

„Nein. Ich war nicht mit einem Mann zusammen.“

„Wirklich nicht?“

„Nein!“

„Gut. Ich glaube dir.“

„Glaub doch was du willst.“

„Du bist nicht sehr nett“, sagte ich. „Ich hatte mir unser erstes Wiedersehen nach so langer Zeit anders vorgestellt.“

„Ich auch“, murmelte Sabine. Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen. „Aber anders als du.“

„Wie hast du es dir vorgestellt?“

„Gar nicht. Ich wollte dich nicht mehr sehen. Ich wollte Schluss machen.“

„Ich nicht.“ Ich setzte mich ihr gegenüber in einen Sessel. „Ich möchte dich heiraten.“

„O Gott“, stöhnte Sabine.

„Was ist? Willst du mich nicht mehr heiraten?“

Sabine richtete sich auf, öffnete die Augen und blickte mir ins Gesicht.

„Du kannst mich nicht heiraten, weil du schon verheiratet bist“, sagte sie langsam in einem Ton, als spreche sie zu einem Kind.

„Das bin ich die längste Zeit gewesen“, erklärte ich lachend.

„Du willst dich also scheiden lassen?“

„Ja.“

„Weil deine Frau dich betrügt?“

„Ja.“

„Und du glaubst, dann schmeißt dich dein Schwiegervater nicht aus der Firma?“

„Nein. Er wird es verstehen.“

„Das glaubst du doch selbst nicht.“

„Doch, das glaube ich.“

„Und wenn er dich feuert?“

„Er wird es nicht tun.“

„Was macht dich so sicher?“

„Ich weiß es eben. Ich kenne meinen Schwiegervater lange genug.“

Sie schwieg diesmal sehr lange. Dann sagte sie leise: „Du machst mir Angst, weißt du das?“

„Sehe ich so zum Fürchten aus?“

„Nein … oder doch … Ach, ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich dich nicht mehr … Ich meine … Ich glaube, ich liebe dich nicht mehr.“

Ich sah sie fassungslos an. Ihre Worte hatten mir einen richtigen Schock versetzt, und in meiner Brust breitete sich wieder der Schmerz aus. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, und ich konnte auch nicht sprechen. Der Schock hatte mir die Sprache verschlagen. Ich war wie gelähmt.

„Sieh mich nicht so an“, flehte Sabine. „Sieh mich um Gottes willen nicht so an.“

Ich weiß nicht, wie ich sie angesehen habe. Aber aus ihren Worten sprach deutlich die Angst.

Sabine stand auf, ging zum Schrank, entnahm ihm eine Flasche Scotch, schenkte ein Glas halb voll und reichte es mir stumm.

Automatisch nahm ich ihr das Glas aus der Hand und leerte es in einem Zug. Danach war mir etwas besser, und ich lehnte mich im Sessel zurück und dachte: Sie weiß nicht was sie sagt. Ich hätte sie doch erst schlafen lassen sollen. Und sie war auch zu lange weg.

„Ich glaube, du solltest dich doch erst einmal richtig ausschlafen“, sagte ich mit einer mir völlig fremden Stimme. „Du weißt nicht mehr was du sagst.“

„Ja, lass mich bitte schlafen. Ich bin sehr müde.“

„Ich hole dich heute Abend um sieben Uhr ab.“

„Ich werde nicht da sein“, entgegnete sie. „Ich fahre heute Nachmittag nach Bremen und komme erst am Sonntagabend wieder zurück.“

„Was, zum Teufel, machst du in Bremen!“, schrie ich unbeherrscht.

„Schrei mich nicht so an.“

„Entschuldige bitte“, murmelte ich. „Aber meine Nerven … Ich habe heute Nacht zu viel geraucht, und dann du … Also, was machst du in Bremen?“

„Eine Freundin hat mich übers Wochenende eingeladen, und ich werde hinfahren.“

„Gut. Ich komme mit.“

„Nein, du wirst nicht mitkommen. Ich werde alleine hinfahren.“

„Aber ich muss mit dir reden“, sagte ich eindringlich.

„Es gibt nichts mehr zu reden. Begreif das doch endlich. Es ist alles gesagt.“

„Für mich nicht. Du glaubst mir nicht, dass ich mich scheiden lassen werde, nicht wahr?“

„Nein, ich glaube es nicht. Ich wollte einmal, dass du dich scheiden lässt. Erinnerst du dich, was du gesagt hast? Du sagtest, du könntest ohne die Firma nicht leben. Mir wäre es damals egal gewesen. Ich hätte dich auch ohne die Firma geheiratet, und wir wären vielleicht … Aber dir war ja die Firma wichtiger als ich, und heute möchte ich nicht mehr.“

„Du glaubst mir also nicht“, sagte ich leise.

„Es ist doch völlig egal was ich glaube. Zwischen uns ist es aus. Vorbei. Hast du das jetzt begriffen?“

„Nein. Du weißt nicht was du sagst. Es ist nicht vorbei. Ich werde mich scheiden lassen, und anschließend heiraten wir. Es ist mein voller Ernst. Ich werde mich scheiden lassen, sobald ich den letzten Beweis für die Untreue meiner Frau habe, und das wird bestimmt nicht mehr lange dauern. Vielleicht ist es schon in einigen Wochen so weit.“

„Bitte geh jetzt, Wilhelm. Ich bin sehr müde. Ich kann kaum noch die Augen offen halten. Wir reden ein anderes Mal weiter. Jetzt kann ich nicht.“

„Wann?“

„Ich weiß nicht. Ich muss darüber nachdenken, und dazu brauche ich meine Ruhe.“

„Wie lange wirst du darüber nachdenken müssen?“

„Ruf’ mich nächste Woche an, ja?“

„Gut“, gab ich nach. „Ich rufe dich an.“

Ich wollte sie in die Arme nehmen, aber sie schob mich sanft von sich.

„Bitte geh jetzt.“

Wortlos wandte ich mich um und ging zur Tür. Und dann fühlte ich das Päckchen in der Innentasche meiner Jacke. Ich legte es neben das Telefon.

„Das ist ein kleines Geschenk“, sagte ich. „Ein kleiner Beweis meiner Liebe. Ich liebe dich sehr.“

Dann ging ich hinaus.

Auf dem Weg zum Hotel dachte ich: Sie wird anders reden, wenn Luise erst tot ist. Sie wird mich heiraten; ich weiß es. Und sie liebt mich noch immer. Sie redet sich nur ein, sie würde mich nicht mehr lieben, weil sie sich eine weitere Enttäuschung ersparen möchte.

Sabine hatte sich bisher immer nur in verheiratete Männer verliebt, und sie war jedes Mal enttäuscht worden. Die Männer vor mir hatten ihr alle versprochen, sich scheiden zu lassen. Aber keiner hatte sein Versprechen eingehalten. Sie waren alle zu ihren Ehefrauen zurückgegangen.

Sie glaubt mir kein Wort, dachte ich. Und ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Ich werde es ihr beweisen müssen, und ich kann es ihr erst beweisen, wenn Luise tot ist.

Und Luise wird nicht mehr lange leben.

13. Kapitel

Ich verbrachte ein ruhiges Wochenende in Hamburg. Ich brachte es sogar fertig, einen großen Bogen um St. Pauli und die berüchtigten Straßen zu machen.

Das war mir nicht immer gelungen. Manchmal hatte ich mir einen Bart angeklebt und eine Perücke aufgesetzt und hatte mir eine Nutte gesucht, die Kunden mit abartigen Wünschen bediente. Ich fand immer eine, die sich gegen entsprechende Bezahlung fesseln und auspeitschen ließ, und ich dachte dann immer an meine Mutter, und ich schlug zu, bis die Frau bewusstlos war.

Diesmal ging ich nicht hin. Ich schlief die meiste Zeit, stand nur zum Essen auf und machte abends einen kleinen Kneipenbummel.

Am Montagmorgen war ich um neun Uhr bei Schöller. Es war, wie ich es vorausgesehen hatte. Die Konkurrenz in München hatte nicht mithalten können, und ich bekam den Auftrag, der sich über die Frühjahr-, Sommer-, Herbst- und Winterkollektion erstreckte, vorausgesetzt, die Muster gefielen. Aber da hatte ich keine Bedenken.

Ich fuhr noch am selben Nachmittag los. Mir war eingefallen, dass ich Alex Blum in dieser Nacht kontrollieren wollte.

Ich war um elf Uhr abends in Ulm. Da ich noch etwas Zeit hatte, sah ich noch auf einen Sprung bei „Erika“ vorbei. Ich kannte viele Leute, die in dem Lokal verkehrten, und ich unterhielt mich dort immer recht gut.

Ich setzte mich an die Theke und bestellte ein Pils. Auf der anderen Seite saß eine etwa dreißigjährige, gutaussehende Frau mit rotblonden Haaren. Sie musterte mich ungeniert, lächelte mir zu, ich lächelte zurück, und in ihren Augen blitzte es. Ich hätte sicher wenig Mühe gehabt, mit ihr anzubändeln. Sie hätte es mir leicht gemacht. Aber ich war nicht in der Stimmung. Außerdem war ich noch nie ein Frauenheld gewesen. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, mit Frauen, die ich noch nicht kannte, ein Gespräch anzufangen. Ich wusste nie, was ich sagen sollte.

Zum anderen war ich mit meinen Gedanken ganz woanders. Ich dachte an Sabine, und ich überlegte, ob ich sie nicht sofort anrufen sollte. Aber dann verwarf ich den Gedanken wieder und verschob den Anruf auf den nächsten morgen.

Als ich mein drittes Bier bekam, hatte die Rotblonde Anschluss gefunden, und sie bedachte mich mit keinem Blick mehr. Der Mann neben ihr schien irgendetwas Witziges gesagt zu haben, denn plötzlich brach sie in ein lautes Lachen aus. Ich war einen Augenblick wie erstarrt. Sie hatte dasselbe laute und ordinäre Lachen wie meine Mutter, und ich bekam eine furchtbare Wut.

Mir klang noch immer dieses schreckliche Lachen in meinen Ohren, wenn sich meine Mutter mit ihren Liebhabern im Schlafzimmer vergnügt hatte. Ich hatte immer alles mit anhören müssen: ihr schreckliches, schrilles Lachen, ihr Stöhnen, ihre Lustschreie, das Quietschen der Betten und die Witze, die sie über meinen Vater rissen. Nichts von alledem werde ich je in meinem Leben vergessen.

Und jetzt saß ich hier und hörte dieses schreckliche Lachen der Frau, und ich kochte vor Wut. Aber ich riss mich zusammen, zahlte und verließ das Lokal.

Ich machte einen kleinen Spaziergang, um mich ein wenig abzureagieren. Anschließend setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr zum Eselsberg. Ich stellte meinen Wagen im Stachelbeerweg ab und ging zu Fuß über den Holderweg zum Ruländerweg. Dort wartete ich hinter einem Gebüsch auf den Maler. Wenn er sich an meine Anweisungen hielt, musste er hier vorbeikommen.

Es war inzwischen Viertel nach eins, und ich war sehr müde. Fast wäre ich eingeschlafen und hätte Blum verpasst. Aber er war nicht sehr leise, und so hörte ich ihn doch. Er hielt sich im Schatten der Hecke und steuerte den schmalen Weg an. Ich ließ ihm einen Vorsprung und folgte ihm dann. In der Nähe meines Hauses wartete ich. Von dem Maler war nichts zu sehen. Er schien seine Sache gut zu machen.

Ich stellte mich so, dass ich die Fenster der Alten gegenüber sehen konnte. Zehn Minuten später hörte ich Motorengeräusche, und ein Taxi fuhr vor. Es war ein cremefarbener Mercedes. Er hielt vor unserem Gartentor und ließ den Wagen im Stand weiterlaufen. Sekunden später erschien Blum. Er schloss das Gartentor und ging durch das Scheinwerferlicht auf die andere Seite des Taxis. Er warf laut die Tür zu, und das Taxi fuhr weg.

Hinter einem der Fenster des Hauses auf der gegenüberliegenden Seite wackelte der Vorhang. Es hatte geklappt.

Zufrieden wandte ich mich um, ging zu meinem Wagen und wartete noch eine halbe Stunde.

Eigentlich hätte ich jetzt schon alles hinter mich bringen können. Die Wieland hatte gesehen, wie Blum aus meinem Haus gekommen war. Meine Augenzeugin hatte ich. Aber gerade wegen dieser Zeugin musste ich noch eine Weile warten. Ich musste das Verhältnis noch eine Weile andauern lassen, damit auch wirklich alles echt wirkte.

Aber mehr als drei Wochen wollte ich nicht warten. Drei Wochen mussten genügen. Schon wegen Sabine. Sie sollte wissen, dass ich bald in der Lage sein würde, sie zu heiraten. Nach einer gewissen Trauerzeit, die ich einhalten musste. Aber danach würde mich nichts mehr halten, und Sabine würde nie mehr sagen, dass sie mich nicht mehr liebt.

Kurz vor drei Uhr stellte ich den BMW in die Garage und ging ins Haus. Luise schlief tief und fest, und um sie nicht aufzuwecken, ging ich ins Gästezimmer.

Bald würde ich nicht mehr im Gästezimmer schlafen müssen, um ihren plumpen Zärtlichkeiten zu entgehen. Luise wird es bald nicht mehr geben.

Türler ve etiketler

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
530 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956179204
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