Kitabı oku: «Raumkrieger im Wurmloch: 6 Science Fiction Abenteuer auf 1660 Seiten», sayfa 9

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Die Tiere glichen gewaltigen Nacktschnecken und ernährten sich vorwiegend von Gras. Die Kolosse waren absolut friedlich, was damit zusammenhing, dass sie selbst über sehr wirksame Abwehrwaffen verfügten. Ihr Körper war mit einem stark ätzenden Schleimfilm umgeben, der auch die größten auf Eldorado beheimateten Raubtiere davon abhielt, sie anzugreifen.

Sie besaßen keinerlei natürliche Feinde.

Der einzige Faktor, der ihre Zahl in Grenzen hielt war offenbar ihre sehr komplizierte und langwierige Vermehrung. Ihre Spezies besaß insgesamt fünf Geschlechter und der Fötus musste im Lauf seiner Entwicklung jeweils von einem Geschlecht zum anderen weitergegeben werden. Die Gesamttragezeit hatte noch niemand erforscht. Die Wissenschaftler der Boulanger-Crew hatte sie auf mehrere Eldorado-Jahre geschätzt.

"Diese Herde hat denselben Weg wie wir", stellte Kurt fest. Er atmete schwer und wandte sich an Wladimir. "Wir müssen darauf gefasst sein, dass dies vielleicht keine Übung mehr ist, Wlad."

*


Noch vor Aufgang des Morgenmondes brachen die Gardisten auf und setzten ihren Marsch fort. Die Paralysatoren hielten sie ständig im Anschlag. Sie mussten jederzeit auf einen Angriff von Karalaitis' Gruppe vorbereitet sein.

Kurt Farmoon zerbrach sich den Kopf darüber, welchen Plan der Master Sergeant wohl verfolgte.

Vielleicht war es Teil seiner Kriegslist, die "Angreifer" zunächst näher an den Vorposten herankommen zu lassen. Zeitpunkt und Ort eines Gefechtes bestimmen zu können, bedeutete einen unschätzbaren Vorteil, der mitunter für den Ausgang von entscheidender Bedeutung sein konnte. Jeder Gardist lernte das schon zu Beginn der Taktik-Schulung.

Kurt wünschte sich im Augenblick nichts mehr als einen Angriff der Gegenseite. Denn das hätte bedeutet, dass sie sich tatsächlich noch immer im Rahmen einer Übung befanden und nicht in einem scharfen Einsatz.

Das Morgengrauen bot ein einzigartiges Lichtspiel der Farben. Die Sonne ging blutrot am Horizont auf, gleichzeitig sank der Morgenmond diesem entgegen. Ein eigenartiges Zwielicht entstand.

Die Gardisten hatten zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Kilometer hinter sich gebracht. Die Marschgeschwindigkeit war recht hoch. Der hohe Sauerstoffgehalt der Eldorado-Atmosphäre trug dazu sicher bei. Außerdem war den Männern klar, dass Zeit einen der entscheidenden Faktoren in diesem Manöver darstellte. Sie mussten sich so schnell es ging dem Vorposten nähern.

Jede zusätzlich verstreichende Stunde erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass sie entdeckt wurden.

Das Gebiet, in das Kurts Zug jetzt gelangte, war nur noch vereinzelt mit kleinen Waldstücken bewachsen. Das Land wurde immer offener und übersichtlicher. Deckung boten Hügel und vereinzelte Baumgruppen. Von den Kronen der Bäume hingen die verlassenen Kokons der Riesenfalter herab, wurden vom Wind hin und her bewegt und verursachten dabei ein charakteristisches Rascheln.

Von den ausgeschlüpften Faltern war nichts zu sehen. Sie waren längst davongeflogen.

Kurt ließ den Zug in einer breit auseinandergezogenen Formation marschieren. Immer fünf oder sechs Mann bildeten eine Gruppe. Sämtliche Gruppen hielten Blickkontakt.

Schließlich trafen sie auf breite Schneiden im hohen Gras. Ein scharfer Geruch hing in der Luft.

"Das müssen die Spuren der Riesenschnecken sein, die wir gestern Nacht gesehen haben", meinte Kurt an Wladimir gewandt.

Tom Black Feather befand sich in ihrer Nähe.

"Die Pflanzen wurden durch den Schleimfilm weggeätzt", meinte er, ehe Wladimir etwas hatte sagen können. Der Indianer beugte sich kurz nieder, nahm etwas Erde mit den Fingern und roch daran. Dann erhob er sich wieder. "Wir sollten es vermeiden, direkt in den Spuren zu laufen", meinte der Blackfoot-Indianer.

"Wieso, glaubst du, dass unsere Stiefel von dem Schneckenschleim zersetzt werden?", fragte Kurt.

Tom schüttelte den Kopf. "Nein, keine Gefahr. Die Säure zersetzt sich offenbar schnell und geht Verbindungen mit den Mineralien des Bodens ein. Aber dabei scheinen einige gasförmige Produkte zu entstehen, die dafür sorgen könnten, dass sich unseren Leuten buchstäblich der Magen umdreht!"

Wladimir grinste.

"Wir sollten auf Tom hören", meinte er. "Unsere Rationen sind schon knapp genug bemessen. Da sollten wir sie wenigstens bei uns behalten."

Zwei Stunden später trafen sie auf die Herde der Riesenschnecken. Sie umlagerten ein Wasserloch.

Kurt und seine Leute machten einen Bogen um die gewaltigen Tiere.

Auch wenn diese Spezies als friedlich galt, wollte Kurt kein unnötiges Risiko eingehen.

*


Am frühen Abend legte die Gruppe eine Pause ein. Die Gardisten hatten die Strapazen des Marsches problemlos überstanden. Im Schutz einer Gruppe von knorrigen Bäumen kampierten die Männer. Posten wurden bezogen. Die Wahrscheinlichkeit eines Überraschungsangriffs war sehr gering. Das Gelände der Umgebung war sehr übersichtlich.

Kurt wandte sich an die Männer.

"Der Vorposten liegt in einem weiten Tal, das hinter der Hügelkette am Horizont beginnt", erklärte er. "Wir müssen damit rechnen, dass ringsum sämtliche Anhöhen mit Karalaitis' Leuten besetzt sind. Wenn man aber bedenkt, dass er noch ein paar Männer braucht, die den Außenposten bewachen, können höchstens zwei oder drei seiner Rekruten pro Anhöhe in Stellung gegangen sein. Ich habe vor, beim Angriff auf den Außenposten, den Zug zu teilen. Eine Gruppe sorgt dafür, dass Karalaitis' Leute abgelenkt werden und zieht so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich. Die andere erobert den Hypersender. Aber bevor wir uns teilen und angreifen, möchte ich erst die Lage gepeilt haben."

"Das heißt, jemand muss auf eine der Anhöhen und sich umsehen!", stellte Sam Uitbeeren fest.

Kurt nickte.

"Ja, und zwar unbewaffnet. Die Energiemagazine unserer Paralysatoren sind auf bis zu dreißig Meter messbar, wenn jemand gut ist. Und Karalaitis Leute sind gut!"

"Dürfte nicht so einfach sein, sich bei diesen Geländebedingungen anzuschleichen", vermutete Wladimir. Er zuckte die Achseln.

Tom Black Feather meldete sich zu Wort.

"Ich melde mich freiwillig für den Job", sagte der Blackfoot aus Alberta. "Das Gras ist hoch, es gibt einige Gebüsche. Außerdem habe ich im Osten einen starken Bewuchs mit etwa brusthohen Stauden gesehen, hinter den man sich verbergen kann."

Kurt lächelte.

"Um ehrlich zu sein, ich hatte schon mit dir gerechnet, Tom", erklärte er. "Am besten, du suchst dir die zwei Männer aus, von denen du denkst, dass sie am geeignetsten sind."

"In Ordnung. Ich nehme Antoku und Nick mit. Kann allerdings 'ne Weile dauern, bis wir zurück sind."

"Das macht nichts. Wir liegen sehr gut in unserem Zeitplan. Ich möchte vor allen Dingen wissen, wie die Lage beim Vorposten ist. Aber das müsste von den Anhöhen aus zu sehen sein."

*


Eine halbe Stunde später kehrten die drei Gardisten bereits zurück. Antoku Seiwa und Nick Gonglor trugen jeweils einen bewusstlosen Gardisten auf dem Rücken, während Tom Black Feather zwei Multikarabiner bei sich trug.

Tom war sichtlich ärgerlich.

Er wandte sich sofort an Kurt.

"Sieh dir das hier an! Es gehörte zu den Spielregeln, dass nur Paralysatoren benutzt werden. Verdammt nochmal -—und was ist das hier?"

Wütend pfefferte er die Multikarabiner samt der dazugehörigen Kampfhelme mit dem Visier-Display zur Zielerfassung auf den Boden.

"Was ist passiert?", fragte Kurt.

Jannis Karalaitis war zwar so ziemlich jede List und jeder Trick zuzutrauen—aber nicht, dass er dabei Multikarabiner anstatt Paralysatoren eingesetzt hätte.

Es sei denn, Karalaitis hatte einen sehr guten Grund dafür!, ging es Kurt durch den Kopf.

Tom atmete tief durch, so als müsste er sich zunächst einmal von einer Zentnerlast aus Ärger und Wut befreien.

"Härte ja -—aber das hier geht gegen jede Fairness!", empörte er sich. "Wir schlichen uns an und sahen zwei Schützen, die offenbar die Aufgabe hatten, den Hügel zu bewachen. Wie du siehst, beide mit schwerem Kampfanzug und Multikarabinern bewaffnet."

"Die Kampfanzüge waren allerdings deaktiviert!", warf Sam Uitveeren ein, der den Bewusstlosen auf seinem Rücken inzwischen auf den Boden gelegt hatte. Der Mann gehörte offenbar zu Karalaitis' Frischlingstruppe. Er rührte sich nicht.

"Als wir sahen, dass die Kameraden ein falsches Spiel spielen, haben wir sie kurzerhand per K.O.-Schlag außer Gefecht gesetzt.

"Wir sollten sie fesseln und knebeln, ehe sie Schwierigkeiten machen können!", schlug Antoku Seiwa vor.

Kurt nickte dem Japaner zu.

"Gute Idee, macht das! Und zieht sie vor allen Dingen aus ihren Panzeranzügen heraus!"

Sam und Antoku ließen sich das nicht zweimal sagen.

Kurt wandte sich noch einmal an Tom.

"Habt ihr irgendetwas von der anderen Seite des Hügels gesehen?"

Tom schüttelte den Kopf.

"Nein. Nichts. Wir trafen die beiden Gardisten unterhalb der Hügelkuppe an, schlugen sie k.o. und sind dann gleich zurückgekehrt. Schließlich wussten wir nicht, ob da noch mehr von denen lauern."

"Ich möchte, dass du Wladimir und mich zu der Stelle hinführst."

Tom hob die Augenbrauen.

"Wieder unbewaffnet?"

Der Gedanke schien ihm nicht zu gefallen.

Kurt bestätigte dies. "Ja, wir können es uns einfach nicht leisten, entdeckt zu werden. Andererseits muss ich wissen, was beim Vorposten los ist, bevor ich irgendeine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen kann."

Tom zuckte die Achseln. "Okay, worauf warten wir dann noch?"

Kurt wandte sich an André Souan. "Für die Zeit meiner Abwesenheit hast du hier das Kommando. Ihr bleibt hier, bis wir zurückkehren. Falls irgendetwas Unvorhergesehenes geschehen sollte, zieht ihr euch zurück."

André wirkte vollkommen perplex.

"Ist das dein Ernst?"

"Ist es."

*


Wladimir und Kurt folgten Tom. In leicht geduckter Haltung schlichen sie zwischen brusthohen Stauden hindurch. Tom war sehr vorsichtig. Mit einem Gegner, der über Multikarabiner und gepanzerte Kampfanzüge verfügte, war in keinem Fall zu spaßen.

Schweigend gingen die drei vorwärts.

Tom führte sie in einem kleinen Bogen an die Anhöhe heran.

Jede nur mögliche Deckung nutzten sie aus. Hier und da gab es Gebüsche oder Felsbrocken, die wie von einer früheren Eiszeit zurückgelassene Findlinge wirkten. Glattgespült von der Kraft urzeitlicher Gletscher.

Schließlich hatten sie die Stelle erreicht, an der die beiden voll ausgerüsteten Gardisten aufgespürt und k.o. geschlagen worden waren.

"Sie hatten sich einen günstigen Platz ausgesucht", musste Kurt zugeben. "Man hat hier eine gute Übersicht."

Wladimir grinste.

"Man sieht, dass diese Frischlinge bei Karalaitis schon was gelernt haben!", meinte er.

"Aber offenbar nicht genug, um mit drei ausgebildeten Gardisten fertig zu werden, die vollkommen unbewaffnet waren", sagte Tom Black Feather mit spöttischem Unterton. Sein Ärger über die unfairen Mittel, die die andere Seite einsetzte, war noch lange nicht verraucht. "Ich schätze, den Jungs wird jetzt ganz schön der Schädel brummen. Aber das hätten sie auch zu erwarten gehabt, wenn wir Paralysatoren eingesetzt hätten."

"Gehen wir weiter", forderte Kurt. "Ich will wissen, was es hinter der Hügelkuppe zu sehen gibt."

"Dann komm!", forderte Tom.

Sie kletterten einen ziemlich steilen, rutschigen Hang hinauf. Dabei mussten sie aufpassen, kein Geröll hinunterzutreten. Die Geräusche hätten eventuell weitere Posten auf sie aufmerksam gemacht.

Das letzte Stück legten sie kriechend zurück, nahmen dabei immer wieder hinter Büschen und Felsbrocken Deckung.

Schließlich erreichten sie die Kuppe des Hügels.

Offensichtlich war sie nicht von Karalaitis' Leuten besetzt.

Die Soldaten blickten ins Tal.

Augenblicke lang sagte keiner von ihnen ein Wort.

Ein Anblick des Grauens bot sich ihnen.

Von den aus Fertigbauteilen bestehenden Baracken des Vorpostens waren nur noch rußgeschwärzte Ruinen übrig. Auf dem benachbarten Landefeld befand sich das ausgeglühte Wrack der SPECTRAL.

Deshalb haben wir Roy Cabezas' Schiff nirgends finden können, ging es Kurt bitter durch den Kopf.

Hinter dem Wrack der Sternschnuppe der Panther-Klasse befand sich ein 400-m-Doppelkugelraumer, wie er von den Kelradan benutzt wurde. Die Außenhülle des Raumschiffs wirkte zwar alt und verschrammt, aber offensichtlich war der Raumer voll einsatzfähig.

Dutzende von Kelradan sowie einige ihrer Roboter patrouillierten in den Ruinen sowie im gesamten Talgrund herum. Sie waren bewaffnet. Was sie jedoch genau taten, war nicht erkennbar.

Einer der Roboter wandte den Kopf in Richtung der drei Gardisten.

Die Optik des Roboters sah aus wie ein paar glühender Augen.

Kurt und seine Begleiter duckten sich reflexartig hinter ihre Deckung.

"Respekt, Fähnrich!", raunte Wladimir Kurt zu. "Dein Verdacht war von Anfang an richtig. Mit einem Übungseinsatz hat das alles hier nichts mehr zu tun!"

"Jedenfalls haben wir den Kameraden, die wir hier oben überwältigten, wohl Unrecht getan", meinte Tom kleinlaut. "Sie hatten allen Grund, ihre Multikarabiner zu benutzen."

"Ich frage mich, wo Karalaitis' und seine Leute stecken", murmelte Kurt. "Ganz zu schweigen von Cabezas..."

Angesichts des Wracks konnte man im Hinblick auf Roy Cabezas und seine Mannschaft nur das Schlimmste annehmen...

"Jedenfalls hatten niemand mehr Gelegenheit mehr, irgendeine Warnung abzuschicken", sagte Wladimir. "Es muss alles sehr schnell gegangen sein..."

Kurt lachte rau.

"Wundert dich das angesichts der Bewaffnung dieses 400-Meter-Raumers?" In seinem Kopf rasten die Gedanken nur so. Streckte das Kelradan-Imperium seine Hände nach Eldorado aus und gedachte, seine Ansprüche auf kaltem Weg durchzusetzen?

Es sah ganz danach aus.

Jedenfalls hatte sich die Lage nun vollkommen geändert. Nichts, von dem, was zuvor als selbstverständlich angesehen worden war, galt noch. Na, Bravo, ist das nicht eine Situation, die wie geschaffen ist für einen Einsatz der Raumgarde?, ging es Kurt durch den Kopf. Eine Handvoll nur mit Paralysatoren ausgerüstete Männer gegen ein voll ausgerüstetes 400-m-Schiff der Kelradan!

"Kehren wir zurück", befahl Kurt. Sie hatten fürs Erste genug gesehen.

Vielleicht waren die beiden bewusstlos geschlagenen Gefangenen ja inzwischen in der Lage, sich zu äußern.

Kurt Farmoon war sehr gespannt darauf, was sie wohl zu sagen haben mochten.




4. Teil: Ernstfall


Kurt, Tom und Wladimir kehrten zum Lagerplatz der Gardisten zurück.

Der Fähnrich rief die Männer zusammen.

In knappen Worten informierte er sie über die neue Lage.

"Männer, dies ist jetzt keine Übung mehr, sondern ein scharfer Einsatz. Dass wir praktisch ohne Ausrüstung dastehen, sollte uns nicht weiter bekümmern. Wir werden schon zurecht kommen. Auch, wenn wir einer Schar schwer bewaffneter Kelradan gegenüberstehen."

"Die Gefangenen sind wach", stellte Sam Uitveeren fest. "Allerdings haben wir ihnen bislang die Knebel nicht abgenommen. Schließlich wollten wir nicht riskieren, dass sie uns durch einen Schrei verraten."

"Das werden sie nicht", versicherte Kurt. "Sie wurden wohl ebenso Opfer des Kelradan-Überfalls wie die Besatzung des Außenpostens und die Männer der Sternschnuppe SPECTRAL."

Einige Augenblicke lang herrschte unter den Soldaten betretenes Schweigen.

Schließlich meldete sich André Souan zu Wort.

"Habt ihr irgendeine Ahnung, was mit Karalaitis geschehen ist?"

Kurt schüttelte den Kopf. "Nein, aber vielleicht können uns da die Gefangenen weiterhelfen."

Den beiden überwältigten Gardisten waren inzwischen die schweren Panzeranzüge abgenommen worden. Fest verschnürt lagen sie am Boden. Sam Uitveeren und Nick Gonglor begannen damit, die beiden von ihren Knebeln und Fesseln zu befreien.

"Tut uns Leid, dass wir euch grob behandelt haben", sagte Tom Black Feather an die beiden Rekruten gerichtet. "Aber wir dachten, dass eure Seite mit gezinkten Karten spielt, in dem ihr Multikarabiner einsetzt..."

"Schon gut", knurrte einer der beiden. Ein rothaariger Mann mit Sommersprossen.

"Wer seid ihr?", fragte Kurt.

"Rekrut Gary Keogh", meldete sich der Rothaarige.

"Rekrut Abdul Al-Zia", stellte sich der andere vor. "Wir gehören zum Ausbildungszug von Master Sergeant Karalaitis und hatten den Auftrag, uns hier umzusehen..."

Die beiden Männer erhoben sich. Abdul rieb sich die Handgelenke.

"Was ist geschehen?", fragte Kurt an Keogh gewandt.

"Vor drei Tagen erfolgte ein Angriff aus heiterem Himmel. Dieser Doppelkugelraumer der Kelradan legte alles in Schutt und Asche. Von der SPECTRAL ist nur ein Wrack übrig. Die meisten Besatzungsmitglieder sind umgekommen. Dasselbe gilt für die Besatzung des Vorpostens. Alles ging blitzschnell. Die Kelradan wußten genau, was sie taten. Sie vernichteten zuerst die Hypersender des Vorpostens sowie der SPECTRAL, so dass kein Notruf gesendet werden konnte."

Was der Gardist berichtete deckte sich mit Kurts Beobachtungen

"Was ist mit dem Rest von Karalaitis' Leuten?"

"Wir befanden uns zu einer Übung in einem Waldgebiet. So wurden wir von dem Angriff nicht betroffen. Andernfalls würde ich jetzt nicht hier stehen."

"Woher wissen Sie dann so genau, was sich ereignet hat, Rekrut Keogh?", hakte Kurt nach.

"Ein paar Leute von der SPECTRAL konnten fliehen. Sie stießen später zu uns. Kommandant Roy Cabezas ist auch darunter gewesen. Durch die Flüchtlinge erfuhren wir, was geschehen ist."

Abdul Al-Zia meldete sich jetzt zu Wort und ergänzte die Ausführungen des Rothaarigen.

"Master Sergeant Karalaitis wusste, dass Ihr Zug früher oder später hier auftauchen würde, um einen Hypersender zu erobern, der längst zerstört war. Karalaitis wollte Sie nicht in die Falle tappen lassen. Deshalb hat er Gary und mich losgeschickt. Wir hatten den Auftrag, Sie abzufangen und zu warnen." Abdul atmete tief durch. Er wechselte einen kurzen Blick mit Gary Keogh. Und fuhr sich anschließend mit einer fahrigen Geste über das Gesicht, so als wollte er etwas abwaschen.

"Wo befindet sich Karalaitis?", hakte Kurt nach.

"Wir bringen Sie hin, Fähnrich", versprach Abdul.

"Gut, dann sollten wir gleich aufbrechen."

Kurt hatte sich bereits halb zur Seite gedreht, als Abdul sich noch einmal zu Wort meldete. "Fähnrich, ich..." Er brach ab, druckste etwas herum.

Kurt Farmoon musterte den Rekruten und zog fragend die Augenbrauen hoch. Irgendetwas liegt dem Kerl noch im Magen, dachte Kurt. "Na los, spucken Sie schon aus, was Ihnen noch auf der Seele liegt!", forderte der Fähnrich.

"Es geht um die Art und Weise, wie wir hier her gelangten...."

"Tom hat sich bei Ihnen entschuldigt und die beiden anderen Gardisten werden das sicher auch gerne tun. Das Ganze war ein Missverständnis. Wir wussten nicht, dass Sie gute Gründe dafür hatten, mit einem Multikarabiner bewaffnet herumzulaufen."

Abdul schüttelte den Kopf. "Das meine ich nicht."

"Was dann?", fragte Kurt.

Der Gardist schluckte.

"Ihre Leute waren unbewaffnet, Fähnrich. Trotzdem haben sie es geschafft, Gary und mich zu überwältigen. Das ist einfach nur peinlich und es wäre nett, wenn Sie Karalaitis gegenüber davon nichts erwähnen würden."

Kurt grinste.

"Nicht ein Sterbenswörtchen!"

"Versprochen?"

"Bei meiner Ehre als Gardist. Karalaitis erfährt nichts", versicherte Kurt.

Wladimir konnte sich eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen. "Schließlich will ja niemand von uns, dass Master Sergeant Karalaitis in Depressionen versinkt, weil er den Glauben an seine Ausbildungsmethoden verloren hat!"

*


Abdul und Gary bekamen ihre Multikarabiner und die schweren Kampfanzüge zurück.

Die Gruppe räumte den Lagerplatz auf, sorgte dafür, dass es möglichst wenig Spuren ihrer Anwesenheit gab und brach schließlich auf.

Abdul Al-Zia führte den Zug an.

Sie gingen Richtung Westen.

Die Dämmerung setzte bereits ein, als sie einen Grabenbruch erreichten. Die Gardisten klettern einen steilen, felsigen Hang hinunter. Am Fuß dieses Hangs erstreckte sich ein dichtes Waldgebiet, durchzogen von einem Fluss, der weiter Richtung Südwesten mäanderte.

Abdul führte sie flussaufwärts.

Das Unterholz war dicht.

Die Soldaten mussten sich teilweise regelrecht durch das Gestrüpp hindurchkämpfen.

Schließlich wurde das Gelände felsiger und der Bewuchs entsprechend spärlich. Schroffe Massive ragten über die Baumkronen hinweg. Der Fluss entsprang irgendwo in diesen Bergen und hatte sich in Jahrmillionen seinen Weg durch den Stein gebahnt.

Eine Klamm war auf diese Weise entstanden.

Eine schmale Schlucht, in deren Mitte das Flussbett lag. Zu beiden Seiten gab es einen schmalen Uferstreifen, auf dem man laufen konnte. Bei höherem Wasserstand war die Klamm unpassierbar.

"Wir müssen noch etwa eine halbe Stunde flussaufwärts gehen", erklärte Gary Keogh an Kurt gewandt. "Dann finden wir in der Felswand einen Höhleneingang."

Der Zug setzte seinen Weg fort.

Abdul und Gary gingen voran.

Etwa zwanzig Minuten lang waren sie dem Flussbett gefolgt. Der Wasserstand war ausgesprochen niedrig. Am Ufergestein gab es Spuren, die davon zeugten, dass er bis zu einem Meter höher steigen konnte.

Die Vegetation wurde immer spärlicher. Nur vereinzelt wuchsen noch Sträucher und Bäume. Die Wurzeln fanden in dem steinigen, geröllhaltigen Untergrund einfach keinen Halt.

Inzwischen wurde es dunkel. Der Abendmond war aufgegangen, aber in der engen Schlucht würde man ihn vermutlich erst gegen Mitternacht sehen.

Es war also ziemlich dunkel in der Klamm.

Plötzlich blieben Gary und Abdul abrupt stehen.

Abdul hob die Hand und bedeutete den anderen anzuhalten.

"Was ist los?", fragte Kurt.

Abdul antwortete nicht.

Stattdessen pfiff er auf zwei Fingern.

Aus der Dunkelheit antwortete ein Pfiff.

"Alles in Ordnung!", rief Abdul.

Eine Bewegung in der Dunkelheit ließ Kurt zunächst reflexartig den Paralysator emporreißen.

Zwei Gardisten mit Multi-Karabinern im Anschlag sprangen aus den Büschen.

Wie Schatten wirkten sie.

Das spärliche Mondlicht glänzte auf den Kampfhelmen.

"Das ist Fähnrich Farmoons Gruppe", erklärte Abdul.

Einer der Bewaffneten nahm den Kampfhelm ab.

"Schön, dass Sie es geschafft haben!", meinte er und grüßte militärisch.

"Verzichten wir auf diese Förmlichkeiten", erwiderte Kurt.

Der Rekrut deutete mit der ausgestreckten Hand flussaufwärts.

"Es ist nicht mehr weit. Hinter der Biegung ist der Eingang zur Höhle. Master Sergeant Karalaitis erwartet Sie schon!"

Abdul führte die Gruppe weiter, während die beiden Posten zurückblieben.

Es dauerte nur noch wenige Minuten, bis sie den Eingang der Höhle erreichten.

"Folgen Sie mir einfach!", forderte Abdul an Kurt gewandt. "Ich weiß, dass es ziemlich dunkel hier ist, aber jede Form von Beleuchtung könnte den Feind auf uns aufmerksam machen!"

"Schon klar", knurrte Kurt.

Er tastete sich an der Felswand entlang. Der Eingang der Höhle war verhältnismäßig schmal. Der Gang machte nach wenigen Metern eine Biegung. Der flackernde Schein eines Lagerfeuers erhellte den gewölbeartigen Raum, in dem Karalaitis und seine Rekruten kampierten. Schatten tanzten an der Wand. Das Gemurmel unter den Männern erstarb.

Kurt Farmoon blieb stehen.

Einer der Männer am Feuer erhob sich. Es war niemand anders als Jannis Karalaitis.

Der Balte nahm Haltung an und salutierte.

Schließlich war Kurt Farmoon als Fähnrich inzwischen an dem Master Sergeant in der Hierarchie der Garde vorbeigezogen.

"Lassen Sie den Unsinn, Master Sergeant Karalaitis", sagte Kurt.

"Sie sind der Ranghöhere", erinnerte ihn Karalaitis.

"Wie auch immer. Ich freue mich, Sie wohlbehalten, hier anzutreffen."

Karalaitis' Körperhaltung entspannte sich. Er nickte. "Wir sind in einer schlimmen Lage. Vor allem, weil wir keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Die einzigen beiden Hyperfunksender sind zerstört. Aber ich nehme an, dass Abdul und Gary Ihnen das bereits berichtet haben."

Kurt nickte.

"Das haben sie. Und wir haben auch gesehen, was die Kelradan-Angreifer aus dem Vorposten gemacht haben."

Karalaitis Gesicht wurde düster.

Er ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. "Es hat viele Tote dort gegeben. Außerdem dürften ein Reihe unserer Leute in Gefangenschaft sein. Unser Trupp hatte einfach Glück, gerade nicht am Ort des Geschehens zu sein, denn ich glaube kaum, dass wir etwas gegen die Waffen des Doppelkugelraumers hätten ausrichten können." Karalaitis schluckte. Er nahm im nächsten Moment jedoch wieder Haltung an und deutete auf einen Mann, der sich inzwischen auch erhoben hatte.

"Ich habe die Ehre, Ihnen Roy Cabezas vorzustellen, den Kommandanten der SPECTRTAL."

Jetzt war es Kurt Farmoon, der salutierte.

Roy Cabezas, der erste Mann auf dem Mars.

Für Kurt Farmoon war Cabezas eine lebende Legende.

"Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen", sagte Kurt etwas steif.

Cabezas lächelte nachsichtig.

"Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, auch wenn die Umstände nicht gerade günstig sind. Ich habe schon eine Menge von Ihnen gehört, Fähnrich Farmoon. Sie sind der entscheidende Kopf hinter der Entwicklung des X-Space JUMPER ZERO."

"Nun, ich..."

"Seien Sie nicht zu bescheiden, Farmoon."

"Jedenfalls sind Sie zweifellos der ranghöchste anwesende Offizier, Kommandant Cabezas. Also hätten Sie auch Anspruch auf das Kommando."

Cabezas zuckte die Achseln und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich bin Raumfahrer und habe darüber hinaus einige Zeit als Gefangener einer künstlichen Intelligenz zugebracht, die in mir einen willkommenen Gesellschafter sah. Alles, womit ich mich auskenne sind Rechner. Aber Situationen wie die, in der wir uns gerade befinden, können Sie mit Sicherheit viel besser meistern, Fähnrich Farmoon."

"Aber..."

"Kein aber. Ich verzichte auf das Kommando. Sagen Sie uns, was wir machen sollen, um aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen."

Kurt nickte schließlich.

"Wenn Sie meinen."

Eine kurze Pause entstand. Jannis Karalaitis nutzte sie dazu, um wieder zu Wort zu kommen und das Gesprächsthema auf das Wesentliche zu lenken. "Wenn die CALLISTO in fünf Tagen kein Signal durch den inzwischen zerstörten Hyperfunksender des Vorpostens empfängt, wird sie im Boulanger-System auftauchen und direkt in ihr Verderben fliegen", stellte der Master Sergeant fest. "Der Kelradan-Raumer ist der CALLISTO ohne Zweifel an Kampfkraft weit überlegen. Ich habe mir schon das Hirn zermartert, aber bislang habe ich keine Möglichkeit gefunden, wie wir Major Acondo und seine Leute warnen können." Der Master Sergeant atmete schwer und warf Kurt Farmoon einen bitteren Blick zu. "Ein Hyperfunksender lässt sich leider nicht so leicht zusammenbasteln wie eine Bombe, die Roboter zu zerstören vermag!", fügte er schließlich noch hinzu. "Das zweite Problem, um das wir uns kümmern müssen, sind die Gefangenen, die die Kelradan gemacht haben."

"Haben Sie irgendeine Ahnung, was die Kelradan überhaupt hier suchen?"

"Ich nehme an, dass sie von den Tirifotium-Vorkommen auf Eldorado gehört haben. So etwas weckt natürlich die Gier."

"Aber würde das Kelradan-Imperium deswegen einen Konflikt mit Terra riskieren?", fragte Wladimir.

Karalaitis schüttelte den Kopf. "Es sind wahrscheinlich keine regulären Truppen des Imperiums. Soweit unsere Leite das herausfinden konnten, trägt der Doppelkugelraumer, von dem der Angriff ausging, keinerlei offizielle Kennung der Kelradan-Flotte."

"Das kann natürlich auch Tarnung sein", warf Wladimir ein. "Eine verdeckte Operation oder dergleichen."

"Ich glaube eher, dass wir es mit Abtrünnigen zu tun haben. Irgendeine Rebellenorganisation, die auf eigene Faust handelt."

Das Kelradan-Imperium mit seiner Zentralwelt Kelradania umfasste nominell mehr als zehntausend besiedelte Planeten. Die humanoiden und äußerlich den Menschen zum verwechseln ähnlichen Kelradan hatten die Alienwandler-Technologie schon ein paar Jahrhunderte früher als die Menschheit von Terra entdeckt. So hatten sie ein weit verzweigtes Netz von Kolonien schaffen können. Aber gerade in den Randbezirken des Reiches stand die Herrschaft Kelradanias mehr oder minder nur auf der Datenfolie. Ein dermaßen ausgedehnter Machtbereich ließ sich einfach nicht bis ins letzte kontrollieren und von einer einzigen Zentralwelt aus lenken.

"Es gibt Dutzende von Autonomiebewegungen in den Kolonien", erläuterte Karalaitis. "Allerdings berichten unsere Medien darüber kaum. Man muss sich schon bemühen, die entsprechenden Berichte aus dem Datennetz zu fischen, wenn man sich dafür interessiert."

"Was unser nächstes Vorgehen angeht, ändert sich durch die Frage, ob es sich um Renegaten oder reguläre Kelradan Verbände handelt, erst einmal nichts", stellte Kurt fest. Er sah Karalaitis ins Gesicht. "Ich nehme an, Gary Keogh und Abdul Al-Zia waren nicht die einzigen Posten, die Sie in der Umgebung verteilt haben." Kurt ließ den Blick durch die Höhle schweifen. Seiner Schätzung nach waren von den etwa vierzig Mann in Karalaitis' Truppe etwa die Hälfte nicht in der Höhle.

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26 mayıs 2021
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