Kitabı oku: «Was dem Killer heilig ist: Krimi Großband 4 Romane», sayfa 5

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16

Als Bount am nächsten Tag beim Haus der Jennings eintraf, schien sich allerdings niemand besonders über sein Auftauchen zu freuen. Warren, der Majordomus nicht, der ihn erst gar nicht hereinlassen wollte und den Bount einfach stehen ließ, Liz Jennings nicht, die ihn mit einem misstrauischen Blick musterte, als er in das Empfangszimmer platzte und auch Arthur nicht, der sich wieder an den Druckstellen seiner schweren Brille kratzte. Und dann war da noch jemand: Ein kräftig gebauter Mann im grauen Zweireiher. Er stand neben Liz Jennings, die Bount mit einem kühlen, unbestimmten Blick musterte. Vom Alter schätzte Bount, dass es sich bei dem Grauen um den zweiten Jennings-Sohn Ray handelte.

Einzig und allein Kathleen schenkte ihm einen freundlichen Blick, aber auch ihr Lächeln war nur kurz und sehr verhalten. Es schien eine Art Zusammenkunft zu sein, in die Bount da unvermittelt hineingeplatzt war. Und sie blickten ihn an wie die Mitglieder einer Geschworenen-Jury, die gerade jemanden zu fünfmal lebenslänglich verurteilt hatte.

Der Mann im grauen Zweireiher wollte als erster etwas sagen, aber Liz fasste ihn am Arm und hielt ihn zurück. "Lass nur, Ray. Das mache ich schon", meinte sie, trat etwas näher an Bount heran und meinte dann: "Ich will es so kurz wie möglich machen: Ihr Auftrag ist hiermit beendet, Mister Reiniger." Bount pfiff durch die Zähne.

"Wollen Sie gar nicht wissen, was ich inzwischen herausgefunden habe?"

"Nein. Sie wissen, dass ich von Anfang an nichts davon gehalten habe, jemanden wie Sie hinzuzuziehen. Und die Aufklärung des Mordes an meinem Mann ist bei Lieutenant Blanfield in besten Händen. Anthony mochte ihn nicht, ich weiß. Aber er mochte viele Leute nicht und hat sich in seiner Einschätzung oft geirrt..." Sie wandte ein wenig den Kopf.

"Schreib ihm den Scheck aus, Ray."

Ray Jennings' Gesicht blieb kühl. Er gehorchte seiner Mutter, aber Bount glaubte ihm anmerken zu können, dass die ganze Sache vorher mit ihm abgesprochen worden war.

Einen Augenblick später hatte Bount sein Honorar in der Hand. Es fiel großzügig aus. Zu großzügig, wenn man mit einrechnete, dass der Fall noch lange nicht abgeschlossen war und Bount auch noch nicht besonders lange daran arbeitete. Bount hatte das untrügliche Gefühl, dass ihn die Summe in erster Linie dazu bringen sollte, die Geschichte abzuhaken. Aber sie bewirkte das Gegenteil. Sie machte ihn noch misstrauischer.

"Ich habe den Auftrag nicht von Ihnen, Mrs. Jennings, sondern von Ihrem Mann. Außerdem bezog er sich ursprünglich auf die Brandstifter."

"Mein Mann ist tot", erklärte Liz Jennings ziemlich ungerührt. "Und jetzt bestimme ich! Ihr Auftrag ist zu Ende und über Ihr Honorar können Sie sich nicht beklagen. Was das Feuer angeht, habe ich mich inzwischen auch ein bisschen kundig gemacht, Mister Reiniger..."

Bount hob die Augenbrauen.

"Ach, ja?"

"Es ist gar nicht ausgemacht, dass es sich wirklich um Brandstiftung gehandelt hat. Ebenso gut wäre möglich, dass irgendein Elektroaggregat durchgeschmort ist... Jedenfalls sagten das die Brandexperten der Feuerwehr."

"Ist das vielleicht für Ihre Feuerversicherung von Bedeutung?", fragte Bount.

Liz warf den Kopf in den Nacken und erwiderte pikiert: "Nein, ist es nicht, wenn Sie es unbedingt genau wissen wollen."

"Ihr plötzlicher Entschluss hat nichts damit zu tun, dass vielleicht ein Tierarzt namens Colin Rigg sich bei Ihnen beschwert hat?"

Sie schluckte. Liz verlor für den Bruchteil eines Augenblicks die kühle Selbstbeherrschung, die sie sonst so auszeichnete. Bount schien da den wunden Punkt erwischt zu haben. "Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mister Reiniger..."

"Ich rede von dem Mann, der Ihr Liebhaber ist und aus dessen Giftschrank die tödliche Injektion kommen könnte..." Jetzt mischte sich Ray Jennings ein. Irgendwie schien ihm die Gefahr zu groß zu sein, dass seiner Mutter die Situation entglitt.

"Sie sind draußen, Reiniger. Akzeptieren Sie das! Mein Vater hat Sie engagiert, meine Mutter Sie ausgezahlt. Die Sache ist damit für Sie zu Ende. Sie sollten zufrieden sein! Das ist 'ne Menge Geld für wenig Arbeit. Selbst für Sie! Warum nehmen Sie nicht einfach Ihren Scheck und machen sich ein paar schöne Tage davon?"

Bount zuckte mit den Schultern. Da war nichts zu machen. Er steckte den Scheck ein und wandte sich zum Gehen.

"Wie auch immer, die Sache stinkt zum Himmel", murmelte er.

"Was meinen Sie damit?"

Es war Rays Stimme. Sie klang jetzt sehr scharf und durchschnitt die Stille wie ein Messer. Bount wandte sich noch einmal herum.

"Genau das, was ich gesagt habe", gab er zurück. Rays Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Ich gebe Ihnen den guten Rat, nicht in Sachen herumzubohren, die sich nicht mehr angehen, Reiniger! Haben wir uns verstanden?"

"Ich verstehe sehr gut, Mister Jennings!" Und damit war Bount auf und davon. Warren wollte ihn hinausbegleiten, aber Bount wehrte ab. "Bemühen Sie sich nicht, ich finde selbst den Weg!"

Als Bount dann hinaus ins Freie trat und die Stufen des protzigen Portals hinabstieg, hatte er das ungute Gefühl, für irgendetwas benutzt worden zu sein. Wie ein Papiertuch. Jetzt hatte er ausgedient und konnte gehen. Und der Scheck sollte ihm dabei den Mund stopfen. Bount stoppte einen Moment, um sich eine Zigarette anzuzünden.

Er hasste dieses Gefühl.

Dann bemerkte er, dass ihm jemand gefolgt war. Es war Kathleen. Sie rieb die Hände unsicher aneinander, als sie auf Bount zutrat. Dann blickte sie sich kurz um.

"Was wollen Sie noch?", fragte Bount.

Sie sprach sehr leise, als sie ihm antwortete. "Wir müssen unbedingt miteinander sprechen, Mister Reiniger!"

"Bitte! Meinetwegen! Schießen Sie ruhig los!"

"Nein, nicht hier. Ich kann nicht vor fünf Uhr heute Nachmittag. Kommen Sie dann zu meiner Wohnung!" Sie nannte ihm eine Adresse in Paterson, aber Bount winkte ab.

"Sie haben doch gehört, ich bin aus der Sache heraus!"

"Für die da ja!" Sie deutete mit der Hand hinter sich. "Aber ich möchte, dass Sie weitermachen und herausfinden, wer meinen Vater umgebracht hat. Diesmal in meinem Auftrag!"

"Ich habe langsam das Gefühl, von Ihrer ehrenwerten Familie für dumm verkauft zu werden, Lady. Und so etwas mag nicht."

"Bitte!" Sie wollte noch etwas sagen, verstummte dann aber abrupt, als Warren hinter ihr auftauchte. "Leben Sie wohl, Mister Reiniger!", sagte sie dann so laut, dass Warren es auf jeden Fall hören musste. Sie wandte sich um und ging zurück ins Haus, während Bount von dem Majordomus mit einem finsteren Blick bedacht wurde.

17

Jeffrey Kramer stellte seinen verbeulten Chrysler am Straßenrand ab und ging dann zu der Snack Bar, um etwas zu essen. Ihm knurrte schon eine geraume Weile der Magen, aber er hatte einfach keine Zeit gehabt, etwas zu sich zu nehmen. Jetzt schlug er ordentlich zu. Drei Hamburger stellte er vor sich auf einen der schmuddeligen Tische, an den er sich dann setzte. Dazu noch eine Tasse Kaffee und einen Milchshake. Eine etwas eigenwillige Zusammenstellung, aber sie entsprach eben seinem Geschmack.

Aber Kramer sollte nicht allzuviel Freude an diesem Menü haben. Er hat gerade den ersten Bissen genommen, da sah er einen kräftig gebauten Mann mit Baseballmütze zur Tür hereinkommen, dessen Anblick Kramer unwillkürlich frösteln ließ.

Der Eingetretene fixierte Kramer mit seinem Blick und grinste zynisch. Während er näher kam, stieg in Kramer die Panik hoch. Der Puls schlug ihm bis zum Hals. Er legte den Hamburger aus der Hand und wusste doch insgeheim, dass es zu spät war.

Er versuchte es trotzdem, denn er hatte nicht die geringste Lust, die nächsten Tage im Krankenhaus zu verbringen. Etwa eine Sekunde lang hatte Kramer wie erstarrt an seinem Platz gesessen, aber jetzt war er endlich aufgewacht und sprang auf, um zu fliehen. Aber da war etwas, das ihn roh niederdrückte. Zwei mächtige, behaarte Pranken stießen ihn unsanft zurück. Kramer wandte halb den Kopf und blickte in das von gleichmäßiger Solarien-Bräune überzogene Gesicht eines Dunkelhaarigen, dessen rechtes Auge Kramer triumphierend ansah. Das Linke war aus Glas.

"Schön ruhig bleiben, Kramer!", murmelte die Reibeisenstimme des Einäugigen.

"Du hast uns doch wohl noch nicht vergessen, was?", röhrte der Kerl mit der Baseballmütze. "So lange ist es doch noch gar nicht her, dass wir in Baltimore ein nettes Zusammentreffen hatten!" Er lachte hässlich und Kramer saß ein Kloß im Hals.

"Dich hat jemand gewarnt, was? Scheint, als hättest du doch noch Freunde in Baltimore, was mich eigentlich wundert", meinte dann der Einäugige, während sein vorschnellender Ellbogen den Pappbecher mit dem Kaffee kippte. Die heiße, braune Brühe lief über den Tisch und dann Kramer über die Beine. "Wer will schon der Freund von einer Kanalratte wie dir sein?", meinte der Einäugige dann kalt. Er setzte sich neben Kramer.

"Hören Sie!", keuchte dieser, während er sich hilfesuchend umsah. "Ich bringe Ihnen das Geld!"

"Wann! Jetzt?"

"Morgen!"

Der flache Handrücken des Einäugigen kam blitzschnell und fuhr Kramer mitten ins Gesicht, so dass das Blut aus der Nase schoss.

"Du willst uns für dumm verkaufen, Kramer. Und das mögen wir nicht!"

"Es ist die Wahrheit!"

Wahrscheinlich hätte Kramer gleich den nächsten Schlag bekommen, aber eine junge Frau, die eine Schürze mit dem Emblem der Snack Bar trug, kam in bedenkliche Nähe. Sie war gerade dabei, einen Tisch abzuwischen und das Plastikgeschirr eines vorhergehenden Gastes abzuräumen und starrte nun auf das merkwürdige Trio.

"Was glotzen Sie so!", rief ihr der Einäugige zu.

"Nichts!", sagte sie, während ihr Blick bei Kramers blutender Nase hängen blieb. Ihr Stirnrunzeln sagte alles.

"Bring unserem Freund hier mal eine Serviette. Er hat etwas Nasenbluten!", wies sie der Kerl mit der Baseballmütze grinsend an und sie gehorchte. "Nichts Ernstes. Das hat er manchmal." Sie reichte eine Serviette.

Und dann nahmen sie Kramer in die Mitte und führten ihn durch den hinteren Eingang der Snack Bar in einen tristen Hinterhof. Kramer wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich zu wehren. Er presste sich die Serviette gegen die Nase. Ein rostiger Lieferwagen stand da und der Kerl mit der Baseballmütze schleuderte Kramer mit einer kräftigen Bewegung dagegen. Kramer schnappte nach Luft.

"Das mit dem Geld stimmt wirklich!", behauptete er dann japsend, ohne damit bei den beiden anderen besonders viel Eindruck schinden zu können. "Ehrlich! Ich will euch nicht reinlegen!"

"So wie das letzte mal, ja?", höhnte der Einäugige. "Da bist du bei Nacht und Nebel einfach verschwunden und wir hatten hinterher eine Menge Arbeit damit, dich wieder aufzuspüren!"

"Diesmal nicht!"

Der Kerl mit der Baseballmütze trat einen Schritt vor und verabreichte Kramer einen Schlag in die Magengrube. Kramers Gesicht wurde aschfahl und er rutschte an der Blechwand des Lieferwagens entlang zu Boden. In diesem Moment verfluchte er sich dafür, seine Waffe im Handschuhfach des Chryslers gelassen zu haben.

"Du siehst doch sicher ein, dass wir dich diesmal nicht so davon kommen lassen können, oder?", kommentierte der Einäugige zynisch. Ihm war anzusehen, dass ihm sein schmutziger Job Spaß machte.

Es dauerte einen Augenblick bis Kramer wieder in der Lage war, etwas zu sagen. Schließlich presste er hervor: "Wenn ihr mich jetzt krankenhausreif schlagt, dann werde ich nicht an das Geld kommen! Und das ist es doch, was ihr wollt, oder?", Der Einäugige verzog das Gesicht. "Hör' auf mit deinen Geschichten! Um uns übers Ohr zu hauen, musst du schon ein bisschen früher aufstehen, kapiert!"

"Was ich sage, stimmt!" Der Einäugige lachte. "Woher willst du Wunderknabe denn bis morgen eine so große Summe auftreiben? Du erzählst uns doch nur wieder ein Märchen, um uns zu vertrösten!"

"Ich bin an einer großen Sache dran!"

"Worauf hast du gesetzt, Kramer? Auf dein Glück beim Kartenspiel oder ein Pferd?" Der Einäugige schüttelte den Kopf. "Es ist doch immer dasselbe...", murmelte er und versetzte Kramer noch einen Tritt. "Wir kommen wieder, Kramer! Und denk daran, du hast keine Chance! Wenn wir dich nicht kriegen, kriegt dich jemand anderes!"

"Ich werde meine Schulden zurückzahlen!"

"Und ich hoffe, dass du auf das richtige Pferd gesetzt hast!" Der am Boden Liegende bekam noch einen letzten Tritt, dann zogen die beiden ab. Kramer wandt sich unterdessen mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Als er eine halbe Minute später wieder einigermaßen beieinander war und sich hochgerappelt hatte, kam ihm der Gedanke, dass es auch noch weit schlimmer hätte kommen können.

Morgen früh!, dachte er. Es hing für ihn eine Menge davon ab, dass die Sache glatt ging.

18

Kathleen Jennings bewohnte ein luxuriöses Apartment in der City von Paterson. Bount Reiniger war etwas zu früh dort und daher musste er ein paar Minuten auf sie warten. Aber dann kam sie. Sie schloß die Tür auf und dann gingen sie beide zusammen in das Apartment.

"Ich bin froh, dass Sie gekommen sind", meinte sie, während Bounts Blick über ihre Einrichtung glitt. Alles ultramodern, kühl und sachlich - klare Linien ohne Schnörkel.

Bount ließ sich ungefragt in einen der Sessel fallen und beobachtete, wie Kathleen im Nebenraum verschwand und einen Augenblick später mit zwei Gläsern zurück kam, die sie auf den niedrigen Tisch stellte.

"Möchten Sie etwas trinken, Mister Reiniger?"

"Wie wär's, wenn Sie mir langsam reinen Wein einschenken würden?", erwiderte Bount eine Spur schroffer, als er eigentlich gewollt hatte.

"Was wollen Sie wissen?", fragte Kathleen.

"Zum Beispiel, welche Rolle Sie in dieser Sache eigentlich spielen!"

Sie sah ihn an und ihr Blick hatte dabei etwas Trauriges.

"Keine besonders Rühmliche, das gebe ich gerne zu. Ich hoffe, Sie helfen mir trotzdem!"

"Mal sehen."

Sie ging zum Fenster und blickte nachdenklich hinaus.

"Sehen Sie, Mister Reiniger, mein Vater ist - war - ein Selfmademan-Man, wie er im Buche steht. Aber in den letzten Jahren ging es abwärts - sowohl mit ihm wie auch mit der Firma. Es gab eine Reihe von Fehlentscheidungen, eins kam da zum anderen. Schließlich stand uns das Wasser bis zum Hals. Unser Maschinenpark zum Beispiel war jetzt schon veraltet. Aber zu Investitionen fehlte das Geld. Es war nur eine Frage der Zeit, wann wir der Konkurrenz hoffnungslos hinterherhinken würden. Ja, und dann kamen diese wirklich dilettantischen Versuche, unsere Fabrik anzuzünden. Ich habe keine Ahnung, wer dahinter steckte, Mister Reiniger, wirklich nicht. Jedenfalls beschlossen wir alle gemeinsam, die Gelegenheit zu nutzen und uns dort anzuhängen. Die Versicherungssumme wäre eine Möglichkeit gewesen, etwas zu retten! Das Werk in Paterson war die Keimzelle des ganzen Unternehmens. Hier hat es angefangen. Aber es war auch dasjenige, das am meisten veraltet war."

Bount hob die Augenbrauen. "Und was war meine Rolle? Ich vermute mal, dass ich für die Glaubwürdigkeit ihrer ehrenwerten Familie sorgen sollte!"

"So ist es. Sehen Sie, mein Bruder Arthur hat sich kundig gemacht, Sie haben einen guten Namen in der Branche und der dürfte auch bis in die Versicherungsbranche vorgedrungen sein!"

Bount lachte heiser. "Davon können Sie ausgehen, ja!"

"Wir wussten, dass Sie selbst im Auftrag von Versicherungen tätig waren und deren Vertrauen genießen, Mister Reiniger. Und da dachten wir uns, es ist besser wir engagieren selbst jemanden, dem auch die andere Seite vertraut, behalten dadurch aber die Kontrolle." Sie zuckte mit den Schultern.

"Wahrscheinlich werden die trotzdem noch jemanden von ihren eigenen Leuten schicken, aber vermutlich ohne dass dabei etwas herauskommt."

Sie machte eine kurze Pause und Bount fragte: "Was ist eigentlich schiefgelaufen?"

Kathleen zuckte mit den Schultern und als sie den Kopf ein wenig zur Seite wandte, sah Bount Tränen in ihren Augen glitzern. "Ich weiß es nicht", sagte sie. "Dads Tod war jedenfalls nicht Teil des Plans. Nicht, soweit ich eingeweiht war!"

Bount erhob sich und trat zu ihr. Er legte ihr den Arm um die Schulter und versuchte, sie ein wenig zu trösten. "Es geht um den Mord an Dad", erklärte sie dann plötzlich wieder überraschend gefasst. "Um sonst nichts. Alles andere ist mir jetzt egal. Ich will wissen, wer ihn ermordet hat!"

"Was ist mit dem Rest der Familie? Ihre Mutter, Ihre Brüder... Glauben Sie, dass die wenige daran interessiert sind, die Wahrheit herauszubekommen? Schließlich hat Ihre Mutter mir sozusagen den Stuhl vor die Tür gesetzt."

"Ich weiß es nicht. Meine Brüder haben einfach nur Angst, dass Sie früher oder später das herausbekommen, was ich Ihnen jetzt auf dem Silbertablett serviert habe. Ich habe mit Ihnen gesprochen."

"Wissen die beiden von unserem Tête-à-Tête?"

"Nein. Und ich möchte auch nicht, dass sie davon erfahren. Jedenfalls, wenn es sich vermeiden lässt. Sie sind dagegen, in der Sache herumzurühren, weil der Versicherungsbetrug sonst auffliegen könnte. Und unserem toten Dad würde es auch nichts mehr nützen, wenn jetzt noch einmal das Unterste zu oberst gekehrt wird. Irgendwie haben sie damit ja auch recht, aber..." Sie stockte. Es fiel ihr offensichtlich nicht leicht weiterzusprechen.

"Aber Sie denken anders darüber!", stellte Bount fest.

"Ja."

"Und Ihre Mutter...?"

Sie schluckte. Dann sah sie Bount offen an. Ihre grünen Augen waren dabei völlig ruhig. "Ich will ehrlich sein: Es ist schrecklich, so etwas von der eigenen Mutter sagen zu müssen, aber ich habe sie in Verdacht!"

"Wegen des Ehevertrags?"

"Davon wissen Sie auch schon? Naja, um so besser! Es kommt noch etwas hinzu. Sie hat angegeben in der Mordnacht im Theater gewesen zu sein und erst zurückgekommen und erst zurückgekommen zu sein, nachdem der Ferrari nicht mehr vor dem Haus stand."

"Richtig."

"Aber ihr Alibi stimmt nicht. Die Vorstellung ist kurz vor Beginn abgesetzt worden, weil der Star des Abends auf dem Weg nach Paterson einen Verkehrsunfall hatte."

Bount nickte. "Wussten Sie, dass sie einen Geliebten hat? Sie könnte auch bei ihm gewesen sein."

"Nein, das wusste ich nicht." Sie zuckte mit den Schultern.

"Aber es wundert mich nicht. Mum und Dad haben sich ziemlich auseinandergelebt. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum keines ihrer Kinder in dem großen Haus da draußen wohnen wollte, obwohl Platz genug wäre. Es war einfach eine schlechte Stimmung in der Luft, wenn beide zusammen waren."

"Verstehe..."

"Dad hatte auch Freundinnen, aber umgekehrt gestand er Mum nicht dasselbe Recht zu. Er hätte sich sofort von ihr scheiden lassen, wenn er davon erfahren hätte."

"Was bedeutet hätte, dass sie leer ausgegangen wäre!"

"Ja, so ziemlich." Und nach einer kurzen Pause fragte sie dann noch: "Wer ist es? Es würde mich interessieren!"

"Ein Tierarzt namens Colin Rigg. Und vermutlich stammt das Gift aus seiner Praxis."

Sie nickte und auf ihrem hübschen, feingeschnittenen Gesicht spiegelte sich deutlich wider, wie all ihre Befürchtungen sich bestätigten. "Sie glauben auch, dass es Mum war, nicht?"

"Hat Ihre Mutter gelernt, wie man eine Spritze setzt? Der Mörder konnte das - und wenn Sie im Krankenhaus jemals von einer Lernschwester gepiekt worden sind, dann wissen Sie, dass das eine Kunst für sich ist!"

Sie überlegte eine Sekunde und schüttelte dann energisch den Kopf. "Nein, nicht das ich wüsste. Ein Punkt, der für diesen Rigg sprechen würde, nicht wahr?"

"So ist es."

"Dann haben Mum und er zusammengearbeitet!"

"Wer hat den Brand gelegt? Ich nehme nicht an, dass Sie und ihre Brüder selbst das Streichholz angerissen haben."

"Ich habe keine Ahnung!"

Bount fasste sie jetzt etwas fester bei den Schultern. Sie musste jetzt Farbe bekennen und sich entscheiden. Kopf oder Zahl. Die Zeit um herumzulavieren war jetzt vorbei.

"Wenn ich ihnen helfen soll, Miss, dann packen Sie besser alles aus, was Sie wissen. Oder Sie müssen sich jemand anderen suchen! Und glauben Sie nicht, dass ich bluffe! Das ist mein verdammter Ernst!"

Sie schüttelte den Kopf.

"Es ist die Wahrheit! Mit den Einzelheiten hatte ich nichts zu tun. Ich schätze, Ray hat das erledigt. Es ist doch nun wirklich keine Schwierigkeit, jemanden zu finden, der so etwas für ein paar Dollar macht, oder?"

"Leider war."

Ihre Verzweiflung schien echt zu sein und Bount hatte das Gefühl, dass sie die Wahrheit sagte. "Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?", fragte sie dann plötzlich.

"Ganz einfach: Wer wusste von dem Brand? Außer den Mitgliedern Ihrer Familie und Dr. Rigg, meine ich."

"Ich nehme an, die Nachtwächter, aber da müssten Sie Ray fragen."

"Jedenfalls ist anzunehmen, dass Ihr Vater von jemandem vergiftet wurde, der einerseits von dem bevorstehenden Brand wusste und den er andererseits gut kannte."

"Weshalb?"

"Hat die Polizei Spuren eines Einbruchs gefunden? Oder hat die Alarmanlage angeschlagen?"

"Nein."

"Dann hat Ihr Vater den Täter hereingelassen!"

"Oder meine Mutter, denn ihr Alibi stimmt nicht."

"Wie ist das mit Ihren beiden Brüdern? Haben die auch einen Vorteil durch den Tod Ihres Vaters?"

"Nun, wir alle bekommen sicher einen Anteil an einer Firma, mit der es bergab geht. Wahrscheinlich würde Ray die Geschäftsleitung übernehmen. Aber er hat ein Alibi, für das es mehr als hundert Zeugen gibt. Er war auf einem Bankett, das ein Kunde von uns gegeben hat, und das erst weit nach Mitternacht endete."

Bount lächelte. "Haben Sie das etwa schon überprüft?"

"Das war nur ein Anruf für mich."

"Und Arthur?"

"Er hatte ein gutes Dutzend Bekannte bei sich zu Hause eingeladen, als man ihn wegen der brennenden Fabrik anrief." Die leeren Gläser wurden schließlich doch noch gefüllt. Mit Rotwein.

Bount sah in ihre dunkelgrünen Augen, spürte die

Anwesenheit ihres aufregenden Körpers und den Geruch des leichten Parfums. Sie war eine verdammt attraktive Frau. Und sie war eine, die das auch genau wusste.

Die Gläser wurden nicht mehr leer, bevor sie hinüber zum Schlafzimmer gingen. Bount sah ihr zu, wie sie mit einer gekonnten Bewegung das Kleid abstreifte. Das gedämpfte Licht ließ ihre Haut warm erscheinen, während in ihren Augen ein Feuer brannte, das Bount unwillkürlich schlucken ließ.

"Was haben Sie eigentlich für ein Alibi, Kathleen?"

"Ich? Ganz einfach: Ich habe keins."

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26 mayıs 2021
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9783956179723
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