Kitabı oku: «Was dem Killer heilig ist: Krimi Großband 4 Romane», sayfa 4

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Chuck Porter wohnte in der dritten Etage eines Mietshauses und war einer der Nachtwächter, die für Jennings arbeiteten. Er war groß und blond und hatte ein kantiges Gesicht, dessen scharfe Konturen nur durch den ungepflegt wirkenden Oberlippenbart etwas gemildert wurden.

Porter stand im Morgenmantel da und schien gerade aus dem Bett zu kommen. Er musterte Bount misstrauisch, nachdem er die Tür halb geöffnet hatte. Und auch nachdem Bount sich vorgestellt hatte, blieb er reserviert.

"Was wollen Sie von mir, Reiniger?"

"Ich möchte gerne wissen, wie das heute Nacht passiert ist."

"Ich muss Ihnen nicht antworten, oder?" Er rülpste ungeniert.

"Ich finde, die Sache ist bei der Polizei in guten Händen."

"Das fand Ihr Boss nicht und deshalb hatte er mich engagiert."

Er grinste. "Schlecht für's Image, was? Ich meine, wenn der Klient einem so wegstirbt und..."

"Ja, Sie haben schon recht, Porter. Aber für das Image eines Nachtwächters ist es doch auch nicht gerade toll, wenn jemand die Fabrik anzündet, die er bewachen soll, oder?"

"Sie wollen mir sicher was anhängen, oder? Pflichtverletzung oder so etwas."

"Nein, ich möchte nur wissen, wie's passiert ist."

"Wer schickt Sie wirklich?"

"Ihr Boss, Mister Jennings, wie ich gesagt habe. Und jetzt suche ich den, der ihn auf dem Gewissen hat."

"Kommen Sie herein."

Bount wurde in einen Raum mit zusammengewürfelt wirkenden Möbeln geführt. Wäscheteile und benutztes Geschirr lagen herum. Und jede Menge Flaschen. Bier, Whiskey und alles was sonst noch gut, teuer und hochprozentig war. Porter räumte ein paar Sachen bei Seite und ließ sich auf die Couch fallen.

"Fassen Sie sich kurz, Reiniger. Es war keine schöne Nacht und mir brummt noch der Schädel. Ich habe nämlich einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen!"

"Wann war das?"

"Als ich mit meiner Runde dran war. Plötzlich kriege ich eins übergebraten und dann erinnere mich an nichts mehr. Das war's schon."

"Was war mit den anderen Nachtwächtern? Ich habe gehört, dass sie betrunken waren."

"Garry hatte Geburtstag, da haben wir einen gehoben. Der Boss hat uns ein paar Flaschen spendiert."

"Hat Mister Jennings das öfter gemacht?"

Porter zuckte mit den Achseln. "Hin und wieder."

"Und warum sind Sie nicht besoffen gewesen?"

"Weil ich mich beherrschen kann."

Bount grinste und deutete auf die leeren Flaschen. "Sieht hier nicht gerade aus wie bei einem Abstinenzler! Wer weiß, wovon Ihre Kopfschmerzen wirklich herrühren!" Chuck Porter beugte sich etwas vor, fasste sich an den Kopf und verzog das Gesicht. Er stöhnte leise. "Sie können denken, was Sie wollen. Aber im Dienst bin ich immer nüchtern." Bount ging zum Fenster und blickte hinab. Auf der anderen Straßenseite saß jemand in einem verbeulten Chrysler und schien zu warten. Er trug eine Schirmmütze und Sonnenbrille mit Spiegelgläsern, so dass von seinem Gesicht nicht viel zu sehen war. Bount schob die Gardinen ein wenig zur Seite. Der Mann blickte zu ihm hinauf.

"Kennen Sie den Kerl da unten?" fragte Bount an Porter gerichtet, ohne sich umzudrehen. Porter stand auf und trat neben Bount und sah aus dem Fenster. Er schüttelte den Kopf.

"Nein", meinte er. "Aber diesen verbeulten Chrysler habe ich schon einmal gesehen."

"Wo?"

"Tut mir leid, das fällt mir im Moment nicht ein. Kommen Sie wieder, wenn meine Kopfschmerzen weg sind!"

"Na, kommen Sie, strengen Sie sich ein bisschen an!" Porter atmete tief durch und blickte Bount müde an. "Ich glaube, er stand schon einmal hier in der Straße... Aber ich habe ihn auch schon in der Nähe der Fabrik gesehen!"

"Sind Sie sicher?"

Porter machte eine wegwerfende Geste. "Was weiß ich! Und was interessiert mich dieser Wagen, verdammt nochmal!"

13

Als Bount Porters Wohnung verlassen hatte und wieder ins Freie trat, schien der verbeulte Chrysler plötzlich leer zu sein. Von dem Kerl mit Sonnenbrille war nicht mehr zu sehen. Wenn er dort wirklich auf Beobachtungsposten stand, hatte er sich wahrscheinlich einfach nur geduckt.

Vielleicht sehe ich ja auch schon Gespenster!, dachte Bount, als er die Straße überquerte und sich von hinten an den Wagen heranmachte. Sein Blick fiel auf das Nummernschild dessen Beleuchtung augenscheinlich zerstört war.

Ein kurzer Blick ins Innere des Chryslers, dann riss er die Tür auf.

Der Kerl mit der Spiegelbrille erhob sich langsam aus seiner unbequemen Haltung und grinste schwach. Bount erkannte den Mann, noch bevor dieser die Brille abgenommen hatte. Es war niemand anderes als Jeffrey Kramer.

"So ein Zufall, was? Da macht man irgendein beliebiges Auto auf und trifft einen Bekannten!", feixte Bount.

"Ja, so ist das eben, Mister Reiniger!", zischte Kramer zurück.

"Was machen Sie hier?", fragte Bount.

"Ich wüsste nicht, was Sie das angeht! Ich tue nichts Verbotenes."

"Nein, aber etwas, dass mich nachdenklich werden lässt!"

"Ihr Problem, Reiniger!"

"Hinter wem sind Sie her? Hinter mir? Wissen Sie was, dann setzen Sie sich doch gleich bei mir auf den Beifahrersitz, dann können Sie auch sicher sein, dass Sie mich nicht verlieren!"

"Verzichte!"

"Was ist eigentlich mit den Leuchten an Ihrem Nummernschild passiert?"

"Mir ist jemand hinten hineingefahren, warum?"

"Weil die Nummernschildbeleuchtung des Brandstifters vermutlich auch nicht funktionierte."

Kramer schluckte. Sein sonst ziemlich farbloses Gesicht bekam plötzlich welche. Es dauerte zwei volle Sekunden, bis er sich wieder gefasst hatte. "Sie können mich mal, Reiniger!", knurrte er und startete den Chrysler.

14

Als Bount später noch beim zuständigen Polizei-Revier vorbeischaute, ließ Blanfield sich verleugnen. Vielleicht war er wirklich nicht da, aber es war genauso gut möglich, dass er nur einfach keine Lust hatte, sich mit einem Privatdetektiv unterhalten zu müssen.

Bount hätte gerne gewusst, ob es gerichtsmedizinisch schon irgendetwas Neues gab, das die Sache weiterbrachte. Aber selbst wenn es so gewesen wäre - wahrscheinlich hätte Blanfield freiwillig davon sowieso nichts verraten. Bount Reiniger hatte dann aber doch noch Glück im Unglück, als er an einen äußerst charmanten weiblichen Detective mit dunklen Locken und kurvenreicher Silhouette geriet.

"Sie scheinen nicht so starke Vorurteile gegen Privatdetektive zu haben, wie Ihr Boss!", meinte Bount zu der jungen Frau, die das mit einem reizenden Lächeln quittierte.

"Wer weiß, seien Sie sich da nur nicht zu sicher!", erwiderte sie dann. "Weiterhelfen kann ich Ihnen im übrigen auch nicht. Oder erwarten Sie vielleicht, dass ich Sie einfach an Blanfield Unterlagen lasse?"

Bount zuckte mit den Achseln.

"Warum nicht? Das wäre genau das, was ich jetzt brauchen könnte. Sie wissen nicht zufällig, ob im Fall Jennings schon was von der Gerichtsmedizin das ist?"

"Nein. Ich weiß kaum, was das für ein Fall ist, ich arbeite nämlich an einer anderen Sache. Am besten Sie warten, bis Blanfield zurückkommt!"

"Er mag mich nicht besonders."

Sie lächelte charmant und zeigte dabei zwei Reihen makelloser Zähne.

"Das ist Ihr Pech, Mister! Dann sollten Sie sich eben besser mit ihm stellen. Blanfield ist übrigens unterwegs zu den Jennings. Wenn Sie ihm nachfahren wollen."

Wenn Blanfield jetzt bei den Jennings war, dann konnte das nur heißen, dass es etwas Neues gab.

Bount grinste über das ganze Gesicht. "Vielen Dank", meinte er. "Sie haben mir sehr geholfen!"

Sie stemmte unterdessen die Hände in Hüften und warnte Bount: "Schauen Sie nicht so begehrlich zum Büro des Lieutenants! Was immer Sie sich da im Moment auch ausdenken mögen: Lassen Sie's lieber, sonst bekommen Sie eine Menge Ärger!"

"Und das Sie Ihre hübschen Augen einfach mal in eine andere Richtung blicken lassen, dass ist völlig ausgeschlossen?"

"Völlig! Ich bin eine loyale Polizistin und völlig immun gegen jede Art von Bestechung. Selbst gegen Ihren Charme, Mister!"

"Wie schade!"

Bount zuckte mit den Achseln, wandte sich zum Gehen und blickte geradewegs in Blanfields entsetztes Gesicht. Der Lieutenant hatte gerade das Büro betreten und dabei zuviel Schwung gehabt. Jetzt konnte er sich nicht mehr an Bount vorbeidrücken.

Mit missmutigem Gesicht zog er sich den Mantel aus, während Bount direkt auf ihn zuhielt.

"Das trifft sich ja gut, Blanfield."

"Nicht schon wieder Sie, Reiniger!"

Bount folgte Blanfield bis in dessen Büro. Der Lieutenant warf ärgerlich seinen Mantel in eine Ecke und knurrte: "Was wollen Sie?"

"Ihnen einen Vorschlag machen."

"Bitte! Ich gebe Ihnen zehn Sekunden!"

"Wie wär's, wenn wir aufhören gegeneinander zu arbeiten, Blanfield."

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "War das alles? Von Ihren zehn Sekunden sind mindestens fünf schon um."

"Sagen Sie mir, was Sie wissen und ich sage Ihnen, was ich herausgefunden habe."

Blanfield lachte heiser. "Ein Deal? Vergessen Sie's!"

"Darf ich mal raten? Jennings Tod hat sich als eiskalter Mord herausgestellt?"

Blanfield war ziemlich perplex. Das Kinn fiel ihm herunter und sein Mund blieb ein paar Sekunden lang offen.

"Woher wissen Sie das?"

"Instinkt."

"Reden Sie keinen Unfug." Er trat nahe an Bount heran, musterte ihn einen Augenblick lang in einer Art und Weise, die eine Art Eingeständnis war, dass er den Privatdetektiv unterschätzt hatte und meinte dann: "Jennings starb nicht am Rauch, wie wir erst vermutet hatten. Schon heute Nacht meinte der Arzt, dass da ein paar Ungereimtheiten seien. Anthony Jenning wurde vergiftet. Er bekam eine Injektion."

"Fachmännisch?"

"Ja, ziemlich, sonst hätte der Arzt es auch eher gemerkt. Das ist das Erstaunliche! Kein Bluterguss oder so etwas."

"Und das Gift?"

"...wird häufig von Tierärzten verwendet. Zum Einschläfern. Es wirkt sehr schnell. Hier ist der Bericht, da steht die Zusammensetzung genau erläutert." Er verengte ein wenig die Augen und fuhr dann nach kurzer Pause fort: "So, Reiniger und jetzt sind Sie dran!"

"Jennings wurde vermutlich schon umgebracht, bevor er zur Fabrik aufbrach!"

Blanfield runzelte die Stirn. "Und woher wollen Sie das wissen? Auch Instinkt?"

"Dieser Warren hat mir gesagt, dass Jennings den Motor seines Ferrari abgewürgt hätte, als er losfuhr. Ich vermute, dass Jennings gar nicht mehr selbst gefahren ist. Sein Sportwagen hat ein Schaltgetriebe, derjenige, der Jennings' Leiche zur Fabrik gebracht hat, war vermutlich nur Automatikwagen gewohnt und hatte daher seine Schwierigkeiten. Haben Sie den Ferrari übrigens sichergestellt?"

"Ja. Ich komme gerade von den Jennings. Ein paar von meinen Leuten sehen sich gerade im Haus um."

"Der Tatort dürfte Jennings' Arbeitszimmer sein", behauptete Bount im Brustton der Überzeugung. Er holte die goldene Füller-Hülle aus der Tasche. "Das lag auf dem Schreibtisch. Der dazugehörige Stift befand sich vorne im Wagen, als Sie mich dort erwischt haben! Jennings saß am Schreibtisch, als er die Injektion bekam. Den Stift muss er gerade in der Hand gehalten haben, als er die Spritze bekam. Es muss sehr überraschend geschehen sein. Entweder hat er den Mörder so gut gekannt, dass er ihm nicht misstraute, oder er hat ihn nicht bemerkt."

"Als meine Leute den Wagen heute untersucht haben, war nichts darin, dass zu dieser Hülle passen würde. Das wäre mir aufgefallen."

"Dann hat ihn jemand an sich genommen. Dutzende hatten Gelegenheit dazu. Ich konnte mich ja schließlich auch unbehelligt ans Steuer setzen."

Bount legte Blanfield die Hülle auf den Tisch und dieser betrachtete sie nachdenklich.

Bount nickte. "Ja, Jennings saß vermutlich am Schreibtisch und hatte den Füller in der Hand, als er getötet wurde. Dann wurde die Leiche in den Wagen gebracht und zur Fabrik gefahren. Wahrscheinlich wusste der Mörder, dass die Fabrik in dieser Nacht brennen würde und wollte das ausnutzen. Haben Ihre Leute übrigens Spuren eines Einbruchs gefunden?"

"Wird noch untersucht", knirschte Blanfield.

15

Colin Rigg war in seiner Tierarztpraxis nicht aufzutreiben, aber die hübsche Dunkelhaarige, die derweil seine Praxis bewachte, war so freundlich, Bount zu sagen, wo der Doktor sich gegenwärtig befand.

Dr. Rigg spritzte gerade ein paar Pferde in einem nahegelegenen Rennstall und Bount hatte natürlich nichts Eiligeres zu tun, als in seinen Mercedes zu steigen und sich dorthin aufzumachen. Nach der Wegbeschreibung der Dunkelhaarigen, war es auch nicht schwer zu finden. Bount brauchte kaum zwanzig Minuten, ehe er die etwas außerhalb gelegene, kleine Trainingsrennbahn mit den dazugehörigen Stallungen und Gebäuden auftauchen sah.

Ein paar teure Schlitten waren davor geparkt worden und Bount stellte seinen dazu. Der 500 SL passte ganz gut in die Reihe, fand er.

Das Gelände war nur notdürftig abgesperrt. Die Pforte stand offen und Bount ging einfach hindurch. In der Nähe der Stallungen sah er dann einen Pulk von Leuten in Schlips und Kragen stehen, die eine pechschwarze Stute umringten. Die meisten von ihnen machten von ihrem Outfit her nicht den Eindruck als wären sie Reiter oder Tierpfleger. Sie stierten alle auf den breitschultrigen Mann mit der Halbglatze, der sich an der Hinterhand des edlen Tieres zu schaffen machte. Das musste Dr. Colin Rigg sein.

Bount trat zu der Gruppe heran, wurde aber von der Gruppe kaum zur Kenntnis genommen. Diese Leute schienen Wichtigeres im Kopf zu haben und sich untereinander offenbar auch nicht besonders gut zu kennen, so dass ein Fremder hier nicht weiter auffiel.

"Wie ist das, Doc? Werden Sie ihn hinbekommen bis zum Rennen?", nörgelte ein ziemlich dicker Mann mit dunklem Schnauzbart.

Rigg blickte auf und erwiderte ärgerlich: "Ich habe getan, was ich konnte. Vielleicht klappt es, vielleicht auch nicht."

"Wir haben eine Menge Geld investiert", meinte jemand anders. "Wenn der Gaul nicht läuft, geht ein Teil davon verloren!"

Colin Rigg ließ die Hinterhand der schwarzen Stute los und erhob sich. "Was erwarten Sie? Dass ich Wunder vollbringe?" Ein Pfleger nahm das Pferd mit sich und führte zu seiner Box, während sich der Haufen der gut angezogenen Männer langsam aber sicher aufzulösen begann.

Dr. Rigg ordnete seine Sachen und wollte ebenfalls gehen. Dann fiel sein Blick auf Bount. "Stimmt etwas nicht?"

"Ich hätte Sie gerne einen Moment gesprochen, Dr. Rigg", eröffnete der Privatdetektiv und trat zu Rigg heran. Dieser zuckte mit den Schultern.

"Für den Gaul habe ich alles getan, was ich konnte. Und wie gesagt: Hexen kann ich nicht! In den nächsten fünf Tagen ist Training für das Tier absolut tabu. Ob er dann beim Rennen fit genug sein wird, um eine Chance zu haben, das liegt nicht in meiner Hand!"

"Ich komme nicht wegen der schwarzen Stute!"

"Aber..."

"Sagen Sie, kommt es auch schon mal vor, da Sie so ein Tier einschläfern müssen?"

Der Tierarzt runzelte kurz die Stirn. "Natürlich, das gehört auch zu meinem Job!"

"Was spritzen Sie dann?"

Seine Augen verengten sich ein wenig. Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht, während er sei Gegenüber mit einer Mischung aus Verwunderung und Unbehagen anstarrte. "Ich habe verschiedene Präparate in meiner Praxis, aber was soll diese Fragerei eigentlich?"

"Wo waren Sie heute Nacht?"

Jetzt riss Colin Rigg aber endgültig der Geduldsfaden. "Hören Sie, Mister, sind Sie von der Polizei oder was gibt Ihnen das Recht zu diesem Verhör?"

Bount lächelte. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir es dabei belassen, dass ich die Fragen stelle und Sie antworten..." Rigg seufzte. Er verzog das Gesicht und musterte Bount einmal von oben bis unten und meinte dann: "Ich werde keinen einzigen Ton mehr sagen, ohne dass ein Anwalt dabei ist! Haben Sie mich verstanden?"

"War ja laut genug!"

"Und wenn Sie wirklich von der Polizei wären und etwas gegen mich vorläge, hätten Sie mir längst Ihre Marke unter die Nase gehalten und mir irgendeinen Wisch gezeigt, auf dem zu lesen ist, was Sie alles dürfen!"

"Mein Name ist Reiniger und ich bin Privatdetektiv."

Rigg ruderte mit den Armen. "Das wird ja immer besser! Wer schickt Sie? Wer will mir da wieder etwas anhängen? Vielleicht diese verdammten Tierschützer, die behaupten, ich würde Pferde zu Tode spritzen? Dann bestellen Sie denen mal, dass Sie sich langsam mal einen anderen suchen könnten, auf den sie sich bei ihrer Kampagne einschießen! Ich bin es leid!" Er nahm seine Tasche und ging, aber Bount folgte ihm. Seine Schritte waren eilig und so hatte er nur Augenblicke später seinen Wagen erreicht, einen viertürigen BMW.

Er hatte gerade den Schlüssel im Schloss herumgedreht, um die Fahrer-Tür zu öffnen, da sagte Bount: "Ich arbeite im Auftrag von jemandem, der Ihnen ein Begriff sein dürfte, Mister Rigg."

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Wer sollte das sein? Ich glaube kaum, dass wir in denselben Kreisen verkehren. Ihre Rotznäsigkeit wäre mir sonst sicher schon aufgefallen!"

"Der Name Anthony Jennings sagt Ihnen also gar nichts?" Jetzt hob der Tierarzt die Augenbrauen und wandte sich zu Bount herum.

"In der Morgenzeitung stand, dass er bei dem Großbrand in seiner Fabrik umgekommen ist! Wie können Sie für einen Toten arbeiten und was habe ich mit Jennings zu tun?"

"Als er mich beauftragte, lebte er noch", erwiderte Bount kühl. "Und außerdem sind die Morgenzeitungen auch nicht immer auf dem neuesten Stand. Jennings starb nämlich nicht durch den Brand, sondern durch ein Gift, mit dem normalerweise Tiere eingeschläfert werden. Na, klingelt es jetzt bei Ihnen?"

Es klingelte, das konnte Bount ihm deutlich ansehen. Trotzdem versuchte er weiterhin, so zu tun, als würde ihn die ganze Sache gar nichts angehen. Er zuckte mit den Schultern.

"Warum kommen Sie da zu mir? Ich schätze, es gibt noch ein paar andere Tierärzte in Paterson und Umgebung. Aber auch für andere Leute ist es keine besondere Schwierigkeit, an diese Sachen heranzukommen, wenn sie es wirklich wollen! Da gibt es tausend Wege!"

Bount nickte. "Mag sein, aber Ihrer ist besonders kurz! Der geht nämlich nur bis zum Medikamentenschrank in Ihrer Praxis! Zudem kennen Sie ja Mrs. Jennings ziemlich gut, wie ich gehört habe. Womit wir bei Ihrem Motiv wären!" Riggs' Gesicht wurde zu einer eisigen Maske.

"Sie nehmen sich eine Menge heraus, Reiniger!" Die Art, wie er den Namen aussprach, war schon so etwas wie eine Art Drohung, aber Bount zeigte sich wenig beeindruckt. Er zuckte mit den Schultern.

"Ich mache nur meinen Job. Und das so gut wie möglich." Riggs lachte heiser. "Es ist nicht zu fassen!", zischte er. "Wie auch immer, ich habe keine Lust, mich länger mit Ihnen zu unterhalten!"

Ein zäher Brocken, dachte Bount.

Dann hörte er in seinem Rücken Schritte, wandte sich herum und sah zwei Männer, die ihrer Kleidung nach zu den Tierpflegern gehörten. Beide waren und kräftig und standen mit vor der Brust verschränkten Armen und misstrauischen Gesichtern da. "Schwierigkeiten, Dr. Riggs?" Die beiden traten näher und standen schließlich kaum einen Meter hinter Bount.

Riggs blickte kurz zu ihnen hinüber und dann wieder zu Bount. Etwas begann in seinen Augen zu leuchten. "Dieser Kerl wollte mich für ein paar Riesen kaufen, damit ich dafür sorge, dass die edle Stute da im Stall nie wieder bei einem Rennen startet....", log er frech und setzte dann noch grinsend hinzu: "Das dürfte euren Boss sicher interessieren." Ehe Bount etwas unternehmen konnte, spürte der Privatdetektiv, wie er roh von zwei Seiten gepackt wurde, während Dr. Riggs sich in aller Ruhe ans Steuer setzte, den BMW zurücksetzte und dann davonbrauste.

Bount fluchte und versuchte, sich loszureißen, aber die beiden Kerle hielten ihn mit eisernem Griff.

Der eine von ihnen grinste und zeigte dabei eine Zahnlücke oben links. Er trug einen Bürstenhaarschnitt, was ihm zusammen mit seinem kompakten Körperbau etwas Grobschlächtiges gab. "Ich hab' mir gleich gedacht, was das wohl für ein komischer Vogel ist!", knurrte er. "Steht nur herum und glotzt."

Der andere hatte lockiges Haar und einen sehr dunklen Teint. Er griff Bount mit der freien Hand unter die Achsel und zog ihm dann die Automatic aus dem Schulterholster. Während er die Waffe in der Hand wog, verzog er triumphierend das Gesicht und setzte sie Bount dann an die Schläfe.

"Wer schickt Sie?", fragte der dunkle Lockenkopf. Bount verfluchte den Tierarzt innerlich. Jedenfalls war der Kerl nicht auf den Kopf gefallen und hatte seine Chance im richtigen Moment eiskalt ausgenutzt. Und jetzt Bount erst einmal sehen, wie er da wieder herauskam.

"Riggs hat Ihnen ein Bären aufgebunden!", sagte Bount, obwohl er im Grunde wusste, dass es sinnlos war.

"Natürlich!", meinte der mit der Zahnlücke. "Sie sind Rotkäppchen - und ich der Kaiser von China!" Er drehte Bount den Arm so brutal herum, dass der Privatdetektiv unwillkürlich aufstöhnte. "Du bist nicht der erste, der so etwas versucht, Kleiner!"

"Aber der erste, den wir erwischt haben!", ergänzte der Lockenkopf.

"Der Doc wollte mich einfach nur loswerden", erklärte Bount. "Und da hat er sich gedacht, dass ihr ihm den Gefallen bestimmt tun werdet!"

"Lassen wir den Boss die Sache entscheiden!", meinte der mit der Zahnlücke.

"Der ist doch gerade weg!"

"Dann bleibt unser Freund eben so lange hier! Ganz einfach!"

Mit der Automatic in der Hand schien sich der Lockenkopf sehr sicher zu fühlen. Außerdem, schien zu glauben, dass Bounts Widerstandsgeist längst erlahmt war. Aber dem war nicht so. Die beiden führten Bount ab Und dabei lockerten sich ihre Griffe.

Das war Bounts Chance. Er riss sich los und ließ die Fäuste blitzschnell zur Seite fliegen. Der mit der Zahnlücke klappte ächzend zusammen, nachdem er Bounts Ellbogen in den Magen bekommen hatte. Bount bog dem Lockenkopf den Arm mit der Automatic nach oben, während sich ein Schuss löste. Ein Faustschlag ließ die Hand erschlaffen, die sich noch immer um den Pistolengriff krallte und Bount konnte sie ihm abnahmen. Da war der andere allerdings schon wieder auf den Beinen und hatte sich halbwegs von Bounts Schlag erholt. Der Kerl war blitzschnell und versuchte Bount, von hinten in den Würgegriff zu nehmen.

Bount hebelte ihn kurzerhand aus und ehe sich der Kerls versah, lag er mit dem Rücken auf dem Schotter und blickte direkt in Bounts Pistolenmündung.

"Schön ruhig bleiben, Leute!"

Sie schienen beide wie erstarrt. Der Arzt war Bount durch die Lappen gegangen, da war nichts mehr zu machen.

Wahrscheinlich hatte er nichts Eiligeres zu tun, als sich mit seiner Freundin Liz Jennings zu besprechen, was Bount zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht so recht war. Schließlich wusste Bount ja noch nicht, welche Rolle die Witwe in diesem mörderischen Spiel übernommen hatte.

Der Privatdetektiv ging zu seinem Wagen und stieg ein, während die beiden Kerle sich wieder aufrappelten. Bount sah sie wenig später im Rückspiegel wütend gestikulieren.

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26 mayıs 2021
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9783956179723
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