Kitabı oku: «Mattes Blut», sayfa 4
Kapitel 4
Micah seufzte zum hundertsten Mal seit er Alicia angerufen hatte. Bisher war Tasuki sechsmal gegangen, um nach der Wölfin zu sehen, Titus hatte drei weitere Polizisten vertrieben, die Phillip alleine nicht mehr von den Zellen fernhalten konnte und der gefangene Wachmann hatte begonnen, an seinem Handgelenk zu nagen, um eine Flucht aus dem Stuhl zu versuchen.
Natürlich konnte der Wachmann nicht so viel dafür, dass er plötzlich unbedingt verschwinden wollte. Ihnen war langweilig geworden und so hatten sie begonnen, ihn über die Fernsprechanlage damit zu ärgern, dass sie ihm erzählten, was Lucca ihm alles antun würde, wenn er herausfand, dass er ein Spitzel war.
„So wollte ich meinen Tag nicht verbringen“, jammerte Tasuki.
„Ganz deiner Meinung“, murmelte Micah, der hoffte, dass Alicia sich endlich beeilte. Nachdem sie gesagt hatte, dass Damon nicht bei ihr war, wollte er sie nur noch mehr sehen.
Tasuki schielte hinüber zu Micah. „Was ich dich noch fragen wollte: Wie viele Pumas und Jaguare gibt es eigentlich in der Stadt?“
„Mindestens ein paar Hundert“, antwortete Micah. „Aber nicht alle davon sind bei ihrem Rudel. Einige sind zufrieden mit ihren Partnern und versuchen, ein normales Menschenleben zu leben. Ich weiß sogar von einigen, die so tun, als wären sie völlig menschlich… sodass nicht einmal ihre Partnerinnen wissen, dass sie Formwandler sind.“
„Habt ihr nicht irgendwelche Bedürfnisse oder so?“, fragte Tasuki neugierig.
Micah lächelte. „Ja, das ist eines der wenigen Dinge, die Hollywood richtig geraten hat. Wenigstens einmal alle paar Monate müssen wir aus der Stadt hinaus und uns verwandeln. Alles, was die Formwandler, die vorgeben, dass sie Menschen sind, dafür machen müssen, ist zu sagen, dass sie ein Wochenende zelten gehen oder so. Wir können mit normalem Essen und einem normalen Leben sehr gut leben, aber wenn wir nicht ab und zu einmal in der Wildnis wir selbst sein können, werden wir häufig etwas gereizt… oder noch schlimmer.“
Tasuki grinste: „Ich schätze, es ist schon länger her, dass du in der Wildnis warst.“
Micahs böse Antwort kam nicht mehr über seine Lippen, als die Eingangstür geöffnet wurde, und er hörte, wie zwei Leute hereinkamen. Er ging zur Zimmertür und öffnete sie einen Spalt um sehen zu können. Ein Teil seiner Freude erstarb, als er sah, dass Damon auch mitgekommen war.
„Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, dass ein Sonnengott Ehrfurcht erregend sein könnte… du wirst gleich einen kennenlernen“, bemerkte Micah leicht sarkastisch. „Ich bin immer noch der Meinung, dass es nur ein anderes Wort für Volltrottel ist.“
Tasuki hob eine Augenbraue. „Ist es klug, jemanden mit dem Titel Gott einen Volltrottel zu nennen?“
„Wenn es stimmt“, meinte Micah achselzuckend.
Damon grinste und fragte sich, wie lange der uniformierte Polizist vor der Tür noch auf einem Bein stehen würde. Das hatte er davon, wenn er Alicia sagte, dass sie nicht hinein durfte. Als er Titus auf sie zu kommen sah, fragte er sich innerlich, wie ein Alphawerwolf aussehen würde, der auf seinen Händen umherlief und von unten Befehle erteilte. Damon seufzte, scheinbar war ihm jetzt schon langweilig.
„Alicia, schön, dass du gekommen bist“, sagte Titus und nickte dann Damon halbherzig zur Begrüßung zu. Er musste sich davon abhalten, sein Kinn zu berühren, als er an die Kraft von Damons Schlag bei ihrer ersten Begegnung dachte. Schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Alicia und erblickte die schwarze Ledertasche, die sie trug. „Sind das die Sachen, die du für sie gebracht hast?“
Alicia nickte und gab ihm die Tasche. „Ja, ich habe auch eine Bürste und ein wenig Makeup eingepackt, nur für den Fall.“
Titus lächelte. „Ich bin sicher, sie weiß es sehr zu schätzen. Ich habe sie in die einzige Zelle gelegt, die eine Dusche eingebaut hat. Sie ist keine Gefangene, aber als wir sie gerettet haben, war sie sehr mitgenommen und damit sehr gefährlich, daher mussten wir ihr eine Beruhigungsspritze geben“, erklärte er, wobei er den Teil, dass sie auch noch läufig war, übersprang. „Hoffentlich wird sie sich beruhigen, wenn sie all diese Sachen vorfindet, wenn sie aufwacht. Lass mich ihr das schnell bringen und dann legen wir los.“
Die Muskeln in Damons Kiefer spannten sich an, als er seine Zähne aufeinanderbiss. Er schaute hinunter auf Alicias Kopf und fragte sich, was genau Titus damit gemeint hatte, dass sie ‚loslegen‘ wollten.
Alicia biss sich auf die Lippe, als ihr einfiel, dass sie Damon noch nicht von dem anderen Grund, weshalb sie kommen hatte sollen, erzählt hatte. In dem Versuch, Titus aufzuhalten, fragte sie schnell: „Darf ich sie sehen?“
Titus zuckte die Schultern. „Wieso nicht.“
Er führte Alicia und ihren stattlichen Partner durch die Tür, die zu den Zellen führte. Als sie zur Zelle kamen, zog Titus schnell die Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Nachdem er die Tasche auf den Boden neben das Bett gelegt hatte, entfernte er sich schnell wieder.
„Sie ist hübsch“, flüsterte Alicia, der sie leidtat. „Es sieht so aus, als wäre sie seit Wochen in ihrer Wolfsgestalt… das ist gefährlich, nicht wahr?“
„Ja, ich hoffe, dass sie sich hier sicher genug fühlt, um sich wieder zurückzuverwandeln, wenn sie aufwacht“, antwortete Titus.
„Sie ist noch kaum erwachsen“, bemerkte Damon, dann legte er einen Arm um Alicia, als er ihr Mitgefühl spürte.
„Boris schätzte sie ungefähr zwanzig“, entgegnete Titus.
„Arme Frau“, sagte Alicia leise und plötzlich hatte sie sehr viel Lust dazu, den Mann ihrer Gedankenkontrolle zu unterwerfen. Wenn er hierfür verantwortlich war… ihre Augen wurden ein wenig schmäler, als sie sich überlegte, wie man ein solches Verbrechen bestrafen konnte.
Micah hatte perfektes Timing, kam gerade aus dem Beobachtungsraum, als sie wieder zurückkamen. Er riss sogar seine Augen ein wenig auf, um Überraschung vorzutäuschen, als hätte er nicht gewusst, dass sie schon angekommen war.
„Da ist ja meine verlorene Schwester“, sagte er freudig und wurde mit einer festen Umarmung begrüßt. Zu Micahs Enttäuschung ließ Alicia ihn gleich wieder los, aber er nahm an, dass Damon eifersüchtig werden würde, wenn sie einander zu lange umarmten.
„Wie geht es dir?“, fragte Micah, während er eine blonde Strähne aus ihren Augen strich.
„Gut“, antwortete Alicia und zwinkerte dann Damon zu, in der Hoffnung, ihn positiv zu stimmen, bevor sie die Bombe platzen ließen und er den anderen Grund, weshalb sie gekommen war, erfuhr. „Es tut mir leid, dass du mich so selten siehst, aber mein Partner hat die Angewohnheit, mich tagelang zu einer willigen Gefangenen zu machen.“
Damon grinste über Alicias Wortwahl, dann schaute er über Micahs Schulter, als er einen anderen Mann sah, der aus demselben Zimmer kam, in dem Micah gewesen war. Seine Stirn legte sich in leichte Falten über die merkwürdige Aura des Mannes. Obwohl er Seelen nicht sehen konnte, so wie Gefallene Engel es konnten, konnte er die Aura um Menschen meistens lesen, wenn er sich anstrengte. Bei diesem Mann hier brauchte er sich nicht anzustrengen… er leuchtete von innen fluoreszierend blau.
„Das ist Tasuki, einer der menschlichen Polizisten“, stellte Micah ihn vor. „Trevor hat zufällig herausgefunden, dass Tasuki von der Existenz der Paranormalen wusste, also wurde er in unsere Abteilung versetzt.“
Menschlich? Damon grinste über ihre Unwissenheit. Dieser Mann war so viel mehr als ein einfacher Mensch.
„Du musst Alicia sein“, sagte Tasuki mit einem offenen Lächeln und streckte dann Damon seine Hand hin, nachdem er aus Micahs Beschwerden schon genug über Damons Temperament erfahren hatte. „Es freut mich, euch beide kennenzulernen.“
Damon starrte einen Moment auf die Hand, ehe er sie ergriff. Dieser Mann stellte keine Gefahr für Alicia dar, also würde er ihn nicht auffliegen lassen.
„Also, wo ist der Werwolf, den ich meiner Gedankenkontrolle unterwerfen soll?“, fragte Alicia. „Ich nehme an, er ist einer der Typen, die die Frau entführt haben?“
Damon schaute wieder hinunter auf den Kopf seiner Partnerin, diesmal wütend. „Du hast nichts davon gesagt, dass du einen Werwolf deiner Gedankenkontrolle unterwerfen sollst.“
„Du hast mir auch nicht wirklich die Gelegenheit dafür gegeben“, sagte Alicia trotzig. „Übrigens, du schuldest mir was.“
„Ich habe die Wette nicht angenommen“, sagte Damon mit einem teuflischen Grinsen.“
„Zu dumm“, sagte Alicia mitleidig und lachte fast, als sie sah, wie Damons Augen schmal wurden, als er sie ansah. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Aufgabe, die vor ihr lag, ehe Damon einen Weg finden konnte, um sie aufzuhalten. „Ich werde diesen Mistkerl dazu bringen, dass er alles ausplaudert, bis zu seinen kleinen Sünden in der Schule, wenn du mich zu ihm bringst.“
Tasuki trat zur Seite und zeigte mit der Hand auf den Beobachtungsraum. „Dein Opfer ist hier drinnen.“
Alicia betrat das kleine Zimmer, Damon und Micah ihr dicht auf den Fersen.
Tasuki schenkte Titus ein wissendes Grinsen über deren beschützerisches Verhalten, ehe er sich zu ihnen gesellte.
Titus grinste nur kopfschüttelnd. Diese beiden würden sich wohl nie ändern, aber zumindest war es unterhaltsam, ihnen zuzusehen.
Alle fünf schauten durch das verspiegelte Fenster auf den Werwolf im Befragungsraum auf der anderen Seite der Glasscheibe. Der verdammte Idiot versuchte immer noch, sich aus dem Stuhl zu befreien. Beide Handgelenke und seine Füße waren angekettet. Mittlerweile hatte er es geschafft, die Schrauben, die den Stuhl im Boden verankert hatten, zu lockern und schaukelte nun vor und zurück, um den Stuhl zum Sturz zu bringen.
„Fünf Dollar darauf, dass er umfällt und sich den Kopf verletzt“, sagte Tasuki plötzlich.
Damon grinste über den Versuch des ‚Menschen‘ lustig zu sein.
„Zehn Dollar, dass er einfach umfällt und versucht, sich zur Tür zu bewegen“, nahm Micah die Wette an und die beiden Männer setzten sich, um zuzusehen.
Damons Grinsen wurde breiter, als er beschloss… ein wenig nachzuhelfen. Als der Wolf den Stuhl wieder bewegte, fiel er um und der Mann traf mit dem Kopf am Boden auf… so fest, dass er bewusstlos wurde.
Tasuki unterdrückte halb ein Lachen und streckte seine Hand aus, um Micah zu signalisieren, dass er ihm Geld schuldete.
„Ja,ja, Anfängerglück“, sagte Micah gutmütig, zog seine Brieftasche heraus gab Tasuki einen Zehner.
„Es war schön, mit dir Geschäfte zu machen“, sagte Tasuki und steckte die Banknote ein. „Wollen wir wetten, wie lange er außer Gefecht ist?“
Alicia hatte den Werwolf ruhig beobachtet. Sie hatte gedacht, dass sie zumindest ein wenig nervös sein würde, aber erstaunlicher Weise kam das Gefühl gar nicht auf. Sie fühlte sich mutig und holte tief Luft, wusste, dass es Damon nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte.
„Lasst mich ein paar Minuten mit ihm alleine“, sagte Alicia.
„Das glaube ich nicht“, knurrte Damon überhaupt nicht begeistert.
Alicia zeigte ihm einen Schmollmund. „Und wie erwartest du, dass ich irgendetwas lernen soll, wenn du immer da bist, um mir zu helfen?“
„Ich werde immer da sein, um dir zu helfen“, korrigierte Damon.
„Ach ja?“. Alicia stemmte ihre Hände in ihre Hüften, als sie beschloss, dass sie mit einem umwerfenden Augenaufschlag diesmal nicht weit kommen würde, also probierte sie es mit der Wahrheit. „Was ist, wenn wir irgendwie getrennt werden, und ich muss eine gefährliche Situation… alleine bewältigen?“
„Du wirst nicht alleine in das Zimmer gehen“, beharrte Damon und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Weißt du, es wäre schön, wenn du mir genug vertrauen würdest, dass ich auch einmal was alleine machen kann, statt immer ein verdammtes Kindermädchen zu haben.“ Sie kehrte ihm den Rücken zu. „Du bist schlimmer als meine Brüder.“
Damon zog seine Augenbrauen zusammen, als er Alicias Rücken betrachtete, während Micahs Gesichtsausdruck verletzt erschien.
„Könntest du nicht mit ihr hineingehen und sie zumindest alleine probieren lassen, ehe du ihr hilfst?“, fragte Micah, der ausnahmsweise einmal Frieden mit Damon schließen wollte.
Alicia schaute über ihre Schulter auf Damon, denn Micahs Vorschlag klang vernünftig.
„Wir brauchen wirklich jedes Bisschen Information, das wir von ihm bekommen können. Ich weiß sicher, dass die Frauen, die wir heute Nacht befreit haben, nicht die einzigen sind, die unsere Hilfe brauchen“, fügte Titus noch einen Grund hinzu. „Dieser Typ weiß vielleicht, wo noch mehr versteckt sind.“
Damon seufzte innerlich, als er zusah, wie ein betroffener Blick über Alicias Gesicht huschte. Er wurde zu weich. „In Ordnung, Alicia, wir werden beide in das Zimmer gehen, aber der Werwolf gehört dir alleine.“
Alicias Gesichtsausdruck veränderte sich und sie lächelte Damon an, ehe sie ihre Arme um ihn schlang und ihn dankbar umarmte. Einige Leute verstanden Damon wohl nicht, aber sie tat es… und sie liebte jeden Zentimeter von ihm.
Tasuki führte das Paar in das Befragungszimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Er gesellte sich schnell wieder zu Micah und Titus, damit er zuschauen konnte. Micah drehte einen Stuhl um und setzte sich hin, die Lehne zischen seinen Beinen, die Arme auf der Lehne verschränkt. Titus lehnte sich an die Wand neben dem Fenster, während Tasuki es sich auf der anderen Seite ebenso gemütlich machte.
„Was genau wird sie tun?“, fragte Tasuki, als er zusah, wie Damon sich bückte und den Stuhl des Mannes wieder aufrichtete, obwohl dieser noch immer bewusstlos war.
„Weißt du, wie Vampire in Filmen Menschen hypnotisieren, sodass sie Dinge tun, die sie normalerweise nicht tun würden?“, fragte Micah.
Tasuki zuckte die Schultern. „Das schon… aber ich dachte, nachdem sie eine Formwandlerin ist, so wie du, wird sie das nicht können, und außerdem habe ich mein Vertrauen in Filme schon längst verloren.“
„Normalerweise hat ein Formwandler diese Fähigkeit nicht“, erklärte Titus. „Aber Alicia ist ein anderer Fall. Die Partnerin eines Sonnengottes zu sein, hat Vorteile.“
Tasuki seufzte schwer. „Und wann werdet ihr mir erzählen, was ein Sonnengott ist?“
„Wenn wir es herausgefunden haben“, antwortete Micah selbstgefällig, als hätte er gerade das Welthungerproblem gelöst.
Der Werwolf öffnete seine Augen und warf sich plötzlich in seinem Stuhl vorwärts auf Alicia, knurrend und fauchend. „Typisch… jetzt schicken sie ausgerechnet eine Miezekatze.“
Die Bemerkung über Alicias Katzenerbe ließ Damon reagieren und bevor irgendjemand auch nur mit der Wimper zucken konnte, stand er einen halben Meter vor dem Werwolf, eine Hand um den Hals des Mannes gelegt. Zu jedermanns Schock stand Alicia plötzlich zwischen den beiden, einen wütenden Blick auf Damon gerichtet.
„Du hast es versprochen“, zischte Alicia. „Und ich nehmen an… nichts ist schwieriger meiner Gedankenkontrolle zu unterwerfen, als eine Leiche.“
Während Damon den Hals losließ, schoss er einen brandgefährlichen Blick auf den Werwolf ab, als seine violetten Augen sich verdunkelten.
Der Werwolf schluckte, als sein Stuhl zu wackeln begann und der Tisch sich gegen die Schrauben stemmte, die ihn am Boden festhielten. Eine der Schrauben schoss plötzlich aus ihrer Verankerung und klang fast wie ein Schuss in der Totenstille.
„Damon!“, schrie Alicia.
„Ich will nur sichergehen, dass wir uns verstehen“, sagte Damon und lehnte sich dann an die Wand auf der anderen Seite des Tischs.
„Wenn er es nicht verstanden hat… ich schon“, flüsterte Tasuki, obwohl die Gegensprechanlage im Moment stumm geschaltet war.
Alicia ging zu dem anderen Stuhl am Tisch und setzte sich hin, um dem Werwolf, der nun nachdenklich aussah, anzusehen.
„Was, zur Hölle, willst du?“, fragte der Wolf, der mittlerweile zu dem Schluss gekommen war, dass er sowieso sterben würde, egal ob er redete oder nicht. „Meinen sie, dass sie mich zum Reden bringen, indem sie ein hübsches Mädchen herschicken?“ Er lehnte sich ein wenig nach vor. „Es gibt nichts, was du tun kannst, wodurch ich mich gegen Lucca wenden würde. Ich muss dir etwas sagen, Süße, ich habe einen verdammten Harem, der da draußen auf mich wartet.“
Alicia lächelte sanft und beugte sich nach vor. „Da bin ich mir sicher, aber bevor du zu ihnen gehst, willst du noch meine Fragen beantworten. Ich suche eine Freundin von mir… sie ist verschwunden und ich wollte wissen, ob du sie gesehen hast.“
„Ich habe eine Menge Frauen gesehen“, sagte er mit einem gemeinen Grinsen, wobei er überhaupt nicht bemerkte, dass er schon gehorchte. „Aber ich habe schon lange keine Pumas unter meine liebenden Fittiche genommen.“
„Sie ist kein Puma“, sagte Alicia und legte ihren Kopf zur Seite, wurde ein wenig übermütig, als der Kopf des Wolfs ihrer Bewegung folgte. Sie zeigte ihre Überraschung nach außen nicht, als sie plötzlich ein merkwürdiges Bild von einer anderen Frau sah, und erkannte, dass es seine Gedanken waren, die sie sah… nicht ihre.
Alicia beschloss, die wenigen Erinnerungen, die sie wie Blitzlichter in seinem Kopf sehen konnte, zu ihrem Vorteil zu nutzen. „Meine Freundin ist ein Mensch, rotblondes Haar, grüne Augen und auf ihrem Rücken hat sie eine Tätowierung von Händen, die einen Kristall halten.“
Der Wachmann zog genervt seine Stirn in Falten. „Ja… diese heiße Nummer hatten wir vor ein paar Wochen. Lucca hat sie selbst genommen. Er nimmt sich die Guten immer selbst.“
Alicia legte ihren Kopf zur anderen Seite und er folgte ihr. „Wo ist Lucca?“, fragte sie sanft.
„Weiß nicht“, antwortete der Wolf mürrisch. „Er ist klug… erzählt nicht jedem alles… weißt du? Er hat so viele von uns, die in verschiedenen Bereichen arbeiten… niemand weiß, wo die anderen Bereiche sind. Damit wir, wenn wir auffliegen, die anderen nicht verraten können.“
Alicias Augen wurden größer, ihre Pupillen dehnten sich aus und sie zog den Werwolf noch tiefer in ihre Kontrolle. Seine Antworten wollten sie wütend machen, aber sie hielt die Emotion zurück.
„Wo findet ihr die meisten Frauen, die ihr entführt?“, wollte sie wissen.
„Manchmal in Tanzclubs oder dem schlechten Teil der Stadt, wo die Obdachlosen einfache Beute sind… niemand kümmert sich um sie und niemand wird sie vermissen.“
„In den Slums“, meinte Micah nachdenklich. „Das klingt logisch.“
„Wieso?“, fragte Titus.
„Alicia hat dort vor einiger Zeit schlechte Bekanntschaften gemacht“, antwortete Micah, als er sich an die beiden Werwölfe erinnerte, die sie in der Seitengasse ausgesaugt hatte. Er schob die Erinnerung weit weg. „Es ist keine schöne Gegend… viele Drogendealer und Prostituierte. Es gibt dort auch jede Menge Dämonenaktivität.“
„Und meine Freundin? Wo habt ihr sie gefunden?“, fragte Alicia, denn in der Erinnerung des Mannes hatte die Kleidung der Frau eher wie ein Abendkleid einer reichen Frau ausgesehen.
„Sie und diese Werwölfin haben vor über einem Monat gemeinsam im Night Light getanzt. Parker hat eine Droge in ihre Getränke gegeben und die beiden wussten nicht mehr, wie ihnen geschah.“
Micahs Stuhl fiel um, als er so schnell aufstand. „Sie haben sie einen Monat lang in diesem Käfig gehalten!“, donnerte er, unbeschreiblich wütend darüber, dass Frauen aus seinem Club entführt worden waren. „Ich hatte schon den Verdacht. Darum habe ich Anthony damit konfrontiert.“
Titus hob seine Hand abwehrend in Richtung Micah und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Alicia, kannst du die Erinnerungen dieses Mannes verändern?“
„Es gibt viele Dinge, die ich im Moment mit ihm machen könnte“, sagte sie, ohne den gefangenen Werwolf aus den Augen zu lassen.
„Wir können ihn vielleicht später noch gebrauchen“, bemerkte Titus.
„Also willst du, dass ich seine Erinnerungen so verändere, dass er den Rest seines Lebens brav ist?“
Titus hob eine Augenbraue. „Das ist keine schlechte Idee… überzeuge ihn, dass er Teil meines Rudels ist und dass Lucca sein Feind ist. Und wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich, dass du mit den anderen vier Wachen, die wir gefunden haben, dasselbe machst.“
„Du könntest ihn dir gegenüber loyal machen und dann als Spion zurück zu Lucca schicken“, schlug Damon vor, wissend, dass Titus ihn hören konnte.
Titus zögerte, bevor er die Gegensprechanlage wieder anschaltete. „Werde ich ihm vollständig vertrauen können?“
„Alicia?“ Damon grinste, denn er wusste, dass sie diesen Typen am liebsten dazu bringen würde, seine eigenen Augen auszukratzen und seine Zunge zu verschlucken.
„Klar doch“, sagte Alicia mit einem zuckersüßen Lächeln.
Titus lächelte zufrieden, als Alicia noch ein paar ihrer eigenen Regeln hinzufügte… etwa, dass er an seinen freien Abenden Schwulenbars besuchte, und nie wieder eine Frau jeglicher Rasse sexuell anziehend fand
„Autsch“, sagte Micah und grinste von einem Ohr zum anderen.
„Ich habe noch nie so etwas gesehen“, flüsterte Tasuki.
Micah grunzte, als er das Lachen zurückhalten wollte. „Willkommen in unserer Welt. Das ist noch der normale Alltag verglichen mit einigen Dingen, die hier vor sich gehen.“
„Sieht so aus, als wäre sie fertig“, sagte Titus und drückte sich von der Wand ab, gerade als die Tür aufging.
„War das gut genug für dich?“, fragte Alicia grinsend.
„Perfekt wie immer“, lobte Micah.
„Ich bringe dich rüber auf die Polizeiwache, damit du mit den anderen arbeiten kannst“, sagte Titus aber schielte hinüber zu Damon, um seine Zustimmung einzuholen.
Alicia ging zu ihrem Bruder und umarmte Micah noch einmal. „Danke, dass du mich hier helfen lassen hast. Ich fand es richtig schön, gebraucht zu werden, und wenn ihr noch mehr böse Jungs schnappt, die eine Verbesserung brauchen können, ruft mich einfach an.“ Schnell löste sie sich aus seinen Armen und folgte Titus zur Tür hinaus.
Micah grinste ihr nach, aber sein Gesichtsausdruck wurde sofort wieder ernst, als er Damons Blick sah, der ihn aufspießte. Mit einem schweren Seufzen schüttelte er seinen Kopf und verdrehte die Augen, ehe er sich von dem Mann abwandte. Micah lehnte sich neben die Glasscheibe und betrachtete den Werwolf ausführlich, plötzlich blinzelte er überrascht, als ein Sprung im Glas direkt vor seinem Gesicht erschien.
Tasuki entfernte sich einen Schritt von dem Puma, als er einen goldenen Glanz in seinen Augen erscheinen sah. Der Anblick von goldenen Augen stachelte seine Erinnerungen an und das Bild des Mannes mit den goldenen Augen, den Kyoko einen Engel genannt hatte, suchte ihn heim. Die Geräusche im Zimmer entfernten sich und Tasuki schüttelte die Vision schnell wieder ab, als Micah mit der Faust in die Glasscheibe schlug. Das Fenster zersplitterte und der Werwolf, der noch im Befragungsraum saß, fuhr erschrocken zusammen.
„Beruhige dich“, sagte Tasuki leise.
Micah schüttelte seinen Kopf. „Er hält Alicia von ihrer Familie fern und denkt, dass alle nur auf eine Gelegenheit warten, sie ihm wegzunehmen.“
Tasuki verließ das kleine Zimmer und ging zum Aufenthaltsraum, sein Ziel… die Kaffeemaschine. Er hatte das Gefühl, dass, mit all den Visionen, die er hatte… Schlaf wohl keine gute Idee wäre. Bisher hatte er es zwei Tage ohne Schlaf durchgehalten… was würde ein weiterer schon ausmachen? Es war ja nicht so, als könnte er plötzlich verrückt werden, oder so… man musste normal sein, damit das geschehen konnte.
Nach ein paar Minuten völliger Stille ging Tasuki zu den Gefängniszellen, aber blieb stehen, als die Eingangstür geöffnet wurde, und Titus mit einem Grinsen auf seinem Gesicht eintrat.
„Damon scheint es ein wenig eilig zu haben, also programmiert er drei der Wachmänner gleichzeitig um, während Alicia den letzten bearbeitet“, erklärte er.
„Typisch“, rief Micah aus dem Beobachtungsraum.
Tasuki beschloss, die Bemerkung zu ignorieren. „Was ist mit dem ‚Herrn gehe nur noch in Schwulenbars‘, da drinnen?“, fragte er, wobei er mit dem Kopf in die Richtung des Befragungsraums nickte, wo der Werwolf noch immer an den Stuhl gekettet war.
„Wir werden ihn und die anderen Wachleute zu einem größeren Gefängnis auf der anderen Seite der Stadt transportieren. Nur zu dumm, dass sie den Fahrer überwältigen und unterwegs entkommen können werden“, antwortete Titus grinsend.
Tasuki runzelte die Stirn. „Was, wenn Lucca Verdacht schöpft?“
„Wenn wir nur einen der Wachmänner gehen lassen hätten, dann hast du recht… Lucca würde schnell Verdacht schöpfen. Darum lasse ich sie als Gruppe entkommen, sich gewaltsam den Weg aus dem Polizeigewahrsam kämpfen. Lucca wird ihnen wahrscheinlich noch eine verdammte Beförderung geben, dafür, dass sie uns eins auswischen“, antwortete Titus, der im Stillen Damon für die Idee dankbar war. „Übrigens, du musst etwas für mich tun.“
„Was denn?“, fragte Tasuki.
Titus hielt ihm die leere Parfumflasche hin. „Fahr zum Hexenbräu und kauf noch eine Flasche von dem Zeug.“
Tasuki griff nach der Flasche und hob eine Augenbraue über die geringe Größe. „Soll ich gleich mehr als nur eine kaufen?“
„Keine schlechte Idee“, antwortete Titus und drehte den Kopf, als er Micah knurren hörte. „Ich sollte wohl besser da reingehen, bevor Micah seine Frustration an diesem armen Typen auslässt.“
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