Kitabı oku: «"Gedankeninferno"», sayfa 2
Die ersten Schmerzen
Was für ein komisches Gefühl! Anfang Oktober fing das ganze Dilemma an. Ich stand wie jeden Morgen gegen 4:30 Uhr auf, um mich für den Dienst fertig zu machen. Mein erster Weg ist morgens immer ins Bad auf die Toilette. Ich merkte gleich, dass ich beim Urinlassen leichte Schmerzen in der Harnröhre spürte. Ich dachte mir nichts dabei und beließ es. Der einzige Gedanke war: Was von allein kommt, geht auch von allein wieder. Auf den Gedanken, zum Arzt zu gehen, kam ich nicht, es brannte ja nur ein bisschen. Nachdem es nicht besser wurde, dachte ich mir: Das wird nur eine Blasenentzündung sein, trink einfach einen Blasentee und alles wird wieder gut. Gesagt, getan. Ich besorgte mir einen Blasentee und trank diesen einige Tage mehrmals am Tag. Wie heißt es so schön: Der Glaube versetzt Berge, und vielleicht auch Schmerzen beim Wasserlassen. In der Zwischenzeit hatten wir schon den 12. Oktober und ich hatte nicht nur das Brennen beim Wasserlassen, sondern der Druck auf die Blase wurde auch stärker. Immer noch kein Warnzeichen für: Hallo, ab zum Arzt, nein, da geht man lieber ins Internet und bestellt sich eine Packung Granu Fink Kürbiskerne. Sie versprechen die Stärkung der Blase oder die Linderung von Prostatabeschwerden, so der Beipackzettel. Betroffene hoffen durch ihre Einnahme auf eine „sanfte“ Therapie ohne Nebenwirkungen. Na ja, das hört sich doch schon mal gut an, besser als zum Urologen zu gehen. Nach einer weiteren Woche bemerkte ich trotz Blasentee und den Kapseln keine Verbesserung. Das Einzige, was blieb, waren die noch erträglichen Schmerzen beim Wasserlassen. Am darauffolgenden Wochenende bekam ich besuch von Anne aus der Schweiz.
Samstagsabends im Gespräch musste ich wieder auf die Toilette um Wasser zu lassen, nur diesmal konnte ich fast kein Wasser mehr lassen, denn es kamen nur wenige Tropfen aus der Harnröhre. Ich dachte, die Blase platze gleich, der Schmerz war fast nicht mehr auszuhalten. Anne sprach mich darauf an und meinte nur: Sag mal, was hast du denn? Ich setzte mich mit einer gefühlt übervollen Blase auf das Sofa und erzählte ihr von meinem Problem. Spinnst Du, waren ihre ersten Worte, ab zum Arzt, das geht ja gar nicht, lass nach Dir schauen. Ich musste ihr versprechen, dass ich am Montag darauf gleich zum Arzt gehen und mir eine Überweisung zum Urologen geben lassen würde. Gesagt, getan holte ich mir eine Überweisung zum Urologen in Herrenberg. Ich war vor vielen Jahren einmal dort und deshalb versuchte ich, bei diesem Arzt einen Termin zu bekommen. Ich rief in der Praxis an und die Arzthelferin meinte, der Arzt sei im Ruhestand und die Frau Doktor könne momentan keine neuen Patienten mehr annehmen außer die Altpatienten des Vorgängers. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich vor vielen Jahren bei ihrem Vorgänger gewesen sei. Nach langem Hin und Her hatte ich einen Termin bekommen. So, jetzt gab es kein Zurück mehr, dachte ich, der nächste Donnerstag kann kommen. In der Zwischenzeit wurde das Brennen und der Druck beim Wasserlassen nicht wirklich besser. Die Granu Fink Kürbiskerne halfen auch nichts mehr, darum landeten sie im Mülleimer. Zum ersten Mal gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie wohl so eine Untersuchung ablaufen würde. Vom Gedanken, dass es Krebs sein könnte, war ich meilenweit entfernt. Ich hatte eher Panik, was die Untersuchung anbelangte. Einfach überraschen lassen, mein Freund, sie wird schon nicht so dramatisch ablaufen. Auf der einen Seite war ich jetzt beruhigt, dass sich jemand um die Schmerzen kümmerte, und auf der anderen Seite wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, wie danach geschaut wird.
Termin beim Urologen
Dann kam der Tag der Untersuchung beim Urologen. Wie immer, wenn ich einen Termin habe, war ich zehn Minuten vor dem Termin da. Ich wartete auf dem Parkplatz vor der Praxis. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten sich nur wenige Patienten in der Praxis aufhalten. Kurz vor dem Termin ging ich Richtung Praxis, der Weg führte mich durch ein renovierungsbedürftiges Treppenhaus zur Praxis. Die Türe stand offen, daneben befand sich ein Ständer mit Handdesinfektionsmittel und einem Schild: „Bitte Hände vor dem Eintritt desinfizieren“. Ich desinfiziere meine Hände und blieb an einer Markierung am Boden stehen, bis ich aufgerufen wurde. Die Arzthelferin stand am Tresen hinter einer Plexiglasscheibe. Ich reiche ihr meine Überweisung und meinte, ich hätte um 11:30 Uhr einen Termin. Sie nahm meine Überweisung entgegen und bat mich, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Diesen Satz hört man doch fast immer bei Ärzten, bis man dann ins Behandlungszimmer aufgerufen wird. Beim Umschauen bemerkte ich gleich, dass die Praxis neugestaltet wurde. Das Wartezimmer war schön lichtdurchflutet und offen gestaltet und nur mit einer Glastür vom Flur getrennt. An den schönen weißen Wänden hingen zwei große Bilder mit Bäumen, dazu ein schöner dunkler Parkettboden und eine Pflanze, die in der Ecke stand. Ich muss sagen, ich fühlte mich richtig wohl und geborgen. Das zog sich durch die ganze Praxis durch. Nach wenigen Minuten wurde ich aufgerufen. Ich durfte im Arztzimmer Platz nehmen und war gespannt darauf, was in den nächsten Minuten passieren würde. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Frau Mitte 30 betrat den Raum. Schönen Tag, Herr Meyer, was kann ich für Sie tun, klang es aus ihrem Munde.
Ich war perplex, eine Frau hätte ich jetzt nicht erwartet. Schönen guten Tag, Frau Doktor, antwortete ich, ich habe seit einiger Zeit beim Wasserlassen Schmerzen und dabei auch einen Druck auf der Blase, aber es kommt fast nichts dabei heraus. Sie hatte eine Maske auf, trotzdem konnte ich ein Lächeln hinter der Maske erahnen. So, dann wollen wir mal schauen. Sie nahm meine alte Akte und schaute oberflächlich darüber. Dann fragte sie mich, ob ich schon einmal einen PSA-Test abgegeben habe. Ich antwortete: Nein, was ist das? Sie erklärte mir, was da gemacht wird und für was der SPA-Wert stünde: für ein prostataspezifisches Antigen. Im Alltagsgeschäft des männlichen Körpers ist die Vorsteherdrüse, namentlich Prostata, vor allem mit der Produktion von Sekret beschäftigt. Bei einem Orgasmus zieht sich die Prostata zusammen und gibt das Sekret als Sperma-Beigabe in die Harnröhre ab. Spezielle Zellen der Prostata steuern dem Sekret wiederum ein Eiweiß bei: das prostataspezifische Antigen, kurz PSA. Das Protein hat die Aufgabe, bei einer Ejakulation das Sperma zu verflüssigen, damit der Samen aus den Nebenhoden optimale Lebens- und Transportbedingungen vorfindet. Ein PSA-Wert kann daher bei jedem gesunden Mann im Prostatasekret, beziehungsweise im Sperma, nachgewiesen werden. Darüber hinaus gelangt das PSA in geringerer Konzentration in die Blutbahn, wo es als „Blutwert der Prostata“ feststellbar ist. Das Blut in unserem Körper versorgt den Organismus mit wichtigen Nährstoffen. Zugleich enthält es entscheidende Informationen über unseren Gesundheitszustand. Organe wie Leber, Nieren und auch die Prostata geben bei Erkrankung vermehrt organspezifische Eiweiße an das Blut ab. Die Prostata produziert in diesem Fall eine größere Menge ihres „hauseigenen Proteins“, dem prostataspezifischen Antigen (PSA). Ein erhöhter PSA-Wert kann unter anderem Hinweis auf eine Prostatitis sein. (Quelle: Google-Prostata)
Ich hoffe, ihr habt das mit dem PSA- Wert einigermaßen verstanden. Es gibt auch viel darüber im Internet zu lesen, vor allen auch verständlich geschrieben. Ich war begeistert von Frau Doktor H., sie hatte mich direkt in ihren Bann gezogen und das Vertrauen war zu 100% da. Das finde ich das Wichtigste. Jetzt konnte mich nichts mehr vom Hocker hauen, dachte ich so. Aber zuerst wollen wir jetzt mal die Prostata abtasten, meinte sie mit einem leichten Zwinkern. Ich zog meine Hose bis zu den Knien herunter, ebenso meine Unterhose. Nun beugen Sie sich nach unten und stützen sich mit den Armen an den Knien ab, sagte sie mir. Bevor sie mit der Untersuchung anfing meinte sie, jetzt könnte es ein bisschen kalt werden vom Gel am Handschuh. Ich nickte ihr zu und los ging es. Klar fühlt es sich ein bisschen doof an, wenn eine Frau einem mit dem Finger in den Hintern fährt und an einer Stelle herumdrückt. Aber es ist echt nicht schlimm. So, Herr Meyer, ich kann etwas Hartes spüren, das ist nicht normal, ansonsten finde ich nichts Auffälliges. Das waren ihre ersten Worte, nachdem ihr Finger wieder draußen war. Sie zog ihre Handschuhe aus ließ sie in den Abfalleiner fallen und desinfizierte ihre Hände wieder. Ich zog meine Unterhosen und meine Jeans wieder hoch und setzte mich wieder auf den Stuhl am Schreibtisch. Ich war überrascht, wie einfach und schnell so ein Abtasten geht. Daraufhin zeigte mir Frau Doktor H. das Geschlechtsorgan eines Mannes im Querschnitt eines Modelles. Es war alles schön zu sehen, von der Blase über die Prostata bis zur Harnröhre und den Hodensäcken. Sie erklärte mir den genauen Ablauf, welche Aufgabe jedes einzelne Organ hat und wo die Männer auch Probleme bekommen können. Ich war hin und weg gerissen, wie gut und verständlich sie mir das alles erklärte. So, und nun, Herr Meyer, ich bin mir nicht ganz sicher, es könnte sein, dass Sie einen Stein (Kalkablagerungen) in der Prostata haben könnten.
Lassen Sie mich noch einen Ultraschall machen. Nach dem Ultraschall war sie sich immer noch nicht sicher, ob Stein oder nicht Stein. Ich sagte zu ihr: Ich kenne eigentlich nur Nierensteine. Von Steinen in der Prostata habe ich noch nie gehört. Ja, so ähnlich kann man das vergleichen, es kommt aber auch sehr selten vor, meinte sie. So, und zum Schluss nimmt die Arzthelferin Ihnen noch Blut ab, um den PSA-Wert zu bestimmen. Wir schicken das Blut ins Labor und sobald das Ergebnis da ist, melde ich mich bei Ihnen. Ich ließ mir dann noch ein bisschen Blut abnehmen und fuhr direkt mit einem sehr guten Gefühl ins Wochenende. Zuhause angekommen telefonierte ich mit Anne. Ich erzählte ihr den kompletten Ablauf der Untersuchung und auch die vorläufige Diagnose: „Steinchen“ in der Prostata. Sie lachte mich aus und meinte nur: Und, war es jetzt so schlimm, die Vorsorgeuntersuchung? Ich musste Anne beipflichten: Es war nicht schlimm und meine Horrorvorstellungen waren umsonst. Ich dachte insgeheim: Die Untersuchung kannst du auf jeden Fall jedes Jahr machen lassen. Zum Verständnis hier noch ein paar Informationen bezüglich des PSA-Wertes. Der PSA-Wert ist grundsätzlich erst einmal nur als Indiz für die Aktivität der Prostata anzusehen. Unabhängig von einer möglichen Prostatitis lässt sich demnach immer ein gewisser PSA-Spiegel im Blut eines Mannes messen. Bei jungen Männern geht der PSA-Wert gegen Null, mit zunehmendem Altem ist bei fast jedem Mann eine Erhöhung des PSA-Werts feststellbar. Ein normaler PSA-Wert liegt bei gesunden Männern im Bereich von 0 bis höchstens 4 Milliardstel-Gramm (Nanogramm, ng) pro Milliliter Blut. Blutwerte zwischen 2 ng/ml und 4 ng/ml gelten zwar noch als Normalwerte, sind in der Regel aber bereits kontrollbedürftig, insbesondere bei jüngeren Männern.
Der PSA-Wert setzt sich als Gesamtwert aus „freien“ und „gebundenen“ PSA zusammen. Das bedeutet, dass das PSA im Blut sowohl ungebunden auftaucht als auch an Bluteiweiße gekoppelt. Bei einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) kann der PSA-Wert erhöht sein. Findet der Arzt im Blut außerdem vermehrt Entzündungszellen, ist dies ein weiterer Hinweis. Beides ist bei einer Prostatitis aber nicht generell der Fall. Zur Feststellung und Einordnung einer Prostataentzündung wird der Arzt, neben dem PSA-Wert im Blut, auch den Urin analysieren. In diesem Zusammenhang hat sich die sogenannte 4-Gläser-Probe bewährt. Ergänzend führt der Arzt eine Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm durch, um zusätzliche Gewissheit über eine mögliche Prostatitis zu erhalten. Mit dem Zeigefinger ertastet er mögliche Entzündungsanzeichen, dazu zählen beispielsweise Verhärtungen oder eine Schwellung. Deuten PSA-Wert, Urin und Prostata-Untersuchung auf eine Prostataentzündung hin, kann der Urologe eine entsprechende Prostatitis-Therapie in die Wege leiten. Oder weitere Untersuchungen einleiten, wie es dann auch bei mir weiter ging. (Quelle: Google-PSA Werte)
Was einem alles in so einem Moment
durch den Kopf geht?
Der sieht nicht gut aus!
Einige Tage später war das Ergebnis der PSA-Untersuchung da. Frau Doktor H. rief mich im Dienst auf meinem Handy an und meinte, ob ich heute Nachmittag noch bei ihr vorbeischauen könne. Klar, Frau Doktor, antwortete ich ihr und meinte, dass ich gegen 17:00 Uhr da sein könne. Ich saß im Büro und meine Gedanken rasten hin und her: Wie ist der Wert, hoch oder nicht, und was ist mit der Vermutung der Steinchen? Der Anruf hatte mich wirklich aus dem Konzept gebracht. Was nun? Nach paar Minuten Stress im Kopf machte ich mir einen Cappuccino und versuchte mich zu beruhigen, sodass ich den Rest des Tages bis Dienstschluss meine Arbeit zu 100% erledigen konnte. Man macht sich schon so seine Gedanken: Was wäre, wenn? In der Praxis angekommen, musste ich noch ein paar Minuten im Wartezimmer Platz nehmen, bis ich dann aufgerufen wurde. Ich durfte wieder im gleichen Arztzimmer wie beim ersten Mal Platz nehmen. Frau Doktor H. kam aus dem gegenüberliegenden Zimmer direkt zu mir. Hallo Herr Meyer, wie geht es Ihnen heute? Ich antwortete: Frau Doktor, wie soll es mir gehen? So wie die letzten Tage, nur bisschen aufgeregt, was das Ergebnis des PSA-Wertes betrifft. Sie schaute auf ihren Monitor mit dem Ergebnis. Für den ersten PSA-Test überraschend hoch: 12,80 ng/ml, sagte sie. Sie schaute mich an und meinte: Ja, da müssen wir etwas machen. Was mich ein bisschen beunruhigt ist der Tastbefund. Ich würde Sie gerne zu einem Kollegen nach Sindelfingen in die Urologische Abteilung des Sindelfinger Krankenhauses schicken, damit er sich das Ganze auch einmal anschaut und noch einen weiteren innenliegenden Ultraschall macht. Ich meinte nur: Wat mutt, dat mutt.
Jetzt so langsam hatte ich auch meine Bedenken, dass es nicht nur eine leichte Harnwegsentzündung sein wird. Es ist echt komisch, aber mein Gefühl lässt mich selten im Stich, wie auch da wieder. Und ehrlich gesagt glaubte ich nun schon, dass das Ganze etwas Größeres werden würde. Klar würde mir die Frau Doktor nicht direkt ins Gesicht sagen, dass ich Krebs hätte, so etwas muss zu 100% sicher sein, bevor man einem Patienten eine solche Diagnose an den Kopf wirft. Ich besorgte mir eine neue Überweisung vom Truppenarzt und fuhr ein paar Tage später nach Sindelfingen zu weiteren Untersuchungen. Zum PSA-Wert ist noch zu sagen, ihr habt ja vorhin gelesen, dass der Normalwert zwischen 0 ng/ml und 4 ng/ml ist und da sollte man schon nachhaken, wo der Wert herkommt. Bei 12,80 ng/ml denke ich, wird es echt Zeit, etwas zu unternehmen. Viele Daten und Fakten wurden mir später noch klarer und verständlicher, durch die Gespräche mit den unterschiedlichsten Ärzten, denen ich noch begegnete während meinen Therapien.
Die Gedanken
spielen verrückt!
Termin in Sindelfingen
Kurz nach halb eins war ich auf dem Parkplatz des Sindelfinger Krankenhauses angekommen. Den Rest lief ich zu Fuß, vom Parkplatz zum Haupteingang des Krankenhauses. Vor der großen Tür setzte ich meinen Mundschutz auf und betrat den Eingangsbereich. Ich wurde von zwei Mitarbeitern des Hauses empfangen. Der eine wies mich an, die Hände zu desinfizieren, der andere gab mir ein Formular zum Ausfüllen. Es bezieht sich auf Corona. Jeder von uns hat in letzter Zeit schon einmal so etwas ausgefüllt. Mit den Fragen: Waren Sie in der letzten Zeit mit jemanden zusammen, der positiv auf Corona getestet wurde? Haben Sie Fieber, Husten oder ähnliche Symptome? Hatten Sie schon einen positiven Corona-Test? Und noch einige Fragen mehr. Als ich es ausgefüllt hatte, unterschrieb der Mitarbeiter auf dem Formular und meinte, ich soll es zur Anmeldung mitnehmen und dort dann abgeben. Das war mein erster Besuch in diesem Krankenhaus. Ich musste mich erst einmal durchfragen, wo sich die Anmeldung der Urologie befand. Ein netter Pfleger beschrieb mir den Weg zur Urologie. Als ich dort ankam, gab ich die Unterlagen und meinen Überweisungsschein bei der Anmeldung ab und nahm im Wartebereich Platz. Was macht man, wenn man noch Zeit hat bis zum Termin? Ich beobachtete die vorbeilaufenden Patienten, Pfleger und Ärzte mit Akten in den Händen. Außer mir saßen nur noch zwei weitere Patienten im Wartebereich. Es war schon sehr ungewohnt, nur die Augen der Gesichter zu sehen und den Rest hinter der Maske nur zu erahnen. Auf einmal kam ein Arzt mit einer Akte in der Hand um die Ecke und rief meinen Namen. Ich antwortete: Hier - und stand auf.
Guten Tag, Herr Meyer, kommen Sie doch bitte mit.
Wir gingen den Gang entlang bis zu einem Behandlungszimmer. Bitte kommen Sie doch herein und setzen Sie sich. Mein Name ist Dr. med. S., ich bin Oberarzt und Koordinator des Prostatakarzinomzentrum Sindelfingen. Ich habe gerade noch mit Frau Dr. H. telefoniert. So, erzählen Sie mir bitte noch einmal mit ihren Worten, was los ist. Das kam mir bekannt vor, alles drei- oder viermal zu erzählen. Es ist wie bei der Bundeswehr, jedes Mal sitzt ein anderer Arzt vor dir und du musst die Geschichte von vorne erzählen. Zum Glück konnte er nicht Gedanken lesen. Ich erzählte die gleiche Geschichte, die ich schon Frau Dr. H. erzählt hatte. Er notierte sich einige Punkte, die ich ihm erzählte. Danach fragte er mich noch, wie hoch der PSA-Wert gewesen sei, ich antwortete ihm: 12,80. Soso, dann würde ich Sie gerne noch einmal abtasten wollen. Ich legte mich auf einen Behandlungstisch und streckte ihm meinen Popo zu. Als erstes tastete er mit dem Finger die Prostata ab und meinte während des Tastens: Oh ja, die ist ganz schön hart. Tut das weh? Ich verneinte. Jetzt würde ich gerne noch einen Ultraschall von Innen machen. Er nahm eine Ultraschallsonde, tat ein wenig Gel darauf und führte sie mir rektal ein. Auf dem Monitor sah es aus wie auf einer farbigen Weltkarte. Er erklärte mir, was wir gerade sehen. Nach der Untersuchung war ich genauso schlau wie vorher. Ich wusste, ich habe etwas, aber was genau war noch unklar. Die Urinabgabe vor der Untersuchung ergab auch keine weiteren Aufschlüsse. Was nun, Herr Doktor? Ich würde Sie gerne nach Stuttgart zum MRT schicken, um sicher zu gehen, dass wir richtig liegen. Kein Problem, ich mache alles, was gemacht werden muss. Also auf ein Neues, eine Überweisung besorgen und ab nach Stuttgart.
Auf nach Stuttgart zum MRT
Bevor ich das Krankenhaus verlassen konnte, musste ich noch ein bisschen Blut für ein großes Blutbild abgeben. Klar war auch, dass mit dem Blut wieder ein PSA-Wert bestimmt wurde. So ging ich nach Hause mit dem Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt mit meinem Körper. Aber es konnte mir zu diesem Zeitpunkt niemand genau sagen, ob ich Krebs habe oder nicht. Bis zum Termin in Stuttgart hatte ich noch einige Tage Zeit. Deshalb ging ich normal zum Dienst und versuchte die Zeit, so gut es ging, nicht mit den Gedanken an Krebs zu verschwenden. Ich habe mal gelernt, immer positiv zu denken. Worüber ich wirklich nachdenken musste, war über meine Klaustrophobie, die ich schon seit meiner Jugend hatte. Was ist Klaustrophobie? Bei Klaustrophobie entwickeln Menschen in engen und geschlossenen Räumen, (zum Beispiel in Fahrstühlen, U-Bahnen) sowie bei Menschenmengen (etwa Konzerte) starke Angstgefühle. (Quelle: Google) Während meiner Lehre als Koch musste ich mal ins Kühlhaus und einen Beutel Pommes Frites holen. Als ich im Tiefkühler stand und den Karton mit den Pommes aufmachte, hat jemand die Türe hinter mir geschlossen und das Licht ausgemacht. In diesem Moment dachte ich, mein Leben ist vorbei. Ich bekam fast keine Luft mehr. Ich hämmerte gegen die Tür und schrie: Aufmachen, aber es passierte nichts. Vor lauter Panik und weil es ja dunkel war, konnte ich die innenliegende Schnellöffnung nicht finden. Nach gefühlten Minuten hat dann jemand die Türe wieder geöffnet. Ich hatte Todesangst und ließ meiner Wut dann auch freien Lauf in der Küche. Diese Situation war der Auslöser schlechthin. Ich konnte keine Fahrstühle mehr fahren, keine engen Räume betreten, und wenn ich einen engen Pullover ausziehen wollte, und dabei hängen blieb, war auch Stress angesagt. Ebenso hatte ich Muffensausen bei CT- und MRT-Untersuchungen, denn in die sogenannte Röhre konnte ich nicht hineinfahren. Schon bei einem offenen CT hatte ich Schwierigkeiten. Und jetzt sollte ich wieder ein MRT machen lassen, um herauszufinden, was ich habe. Nicht nur Anne, auch Amy ist eine gute Freundin von mir und sie wusste auch von meiner Geschichte bis hierhin. Sie bot an, mit mir zum MRT zu gehen, was ich dankend annahm. Die Magnetresonanztomographie, abgekürzt MRT oder MR, ist ein bildgebendes Verfahren, das vor allem in der medizinischen Diagnostik zur Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper eingesetzt wird. MRT-Bilder werden mit einem Magnetresonanztomographen erzeugt. Das ist ein röhrenförmiges Gerät, in das der Patient auf einer Liege hineingeschoben wird. In der Röhrenwand liegen elektrische Spulen, die ein pulsierendes Magnetfeld und Radiowellen erzeugen. (Quelle: www.google.de) Amy und ich trafen uns kurz nach zehn Uhr vor dem Eingang der Praxis in Stuttgart. Sie hatte noch ein Becher mit frischem Kaffee in der Hand. Am frühen Morgen schon wieder Drogen zu sich nehmen, scherzte ich mit einem Zwinkern. Von irgendetwas muss man ja wachwerden, antwortete Amy mit einem Lächeln. So, dann lass uns mal nach oben gehen, hast du deine Maske dabei? Klar doch, antwortet sie. Wir liefen durch das Treppenhaus in den zweiten Stock, wo sich die Praxis befand. Oben angekommen öffnete ich die Türe und betrat einen großen Raum, wo sich die Anmeldung in einem rechteckigen Glaskasten befand. Drei Damen saßen mit Abstand nebeneinander und kümmerten sich um die Patienten. Als ich an der Reihe war, gab ich wie immer die Überweisung einer der Damen hinter dem Schalter. Und wie immer hatten sie Probleme, das Überweisungsformular der Bundeswehr richtig zu deuten. Haben Sie eine Krankenkassenkarte dabei, fragte die Dame mich.
Leider nein, so etwas gibt es bei der Bundeswehr nicht, versuchte ich ihr zu erklären. Aber das war zu kompliziert für die Dame, sie holte sich Unterstützung von einer Kollegin. Und die Diskussion begann von vorne. Ja, wenn Sie keine Krankenkassenkarte dabeihaben, können wir die Untersuchung nicht durchführen, meinte die zweite Arzthelferin. Ich stand kurz vor der Detonation. Amy meinte nur: Bleib ruhig, das hilft nichts. Wenn Sie uns eine Kostenübernahme-Erklärung unterschreiben, dann können wir Sie untersuchen. Mit einem Puls von gefühlt 250 unterschrieb ich die Kostenübernahme und im gleichen Augenblick meinte Amy: Ruf doch einfach bei der Freien Heilfürsorge an und frage nach. Leider durfte sie aufgrund von Corona nicht mit im Warteraum auf mich warten. Amy suchte sich im Treppenhaus ein Platz und wartete dann auf mich. Ich suchte mir eine Sitzmöglichkeit an der großen Fensterfront, füllte die Unterlagen, die ich bekommen hatte, aus und wartete auf das erste Arztgespräch vor der Untersuchung. Nach gefühlten 20 Minuten wurde ich aufgerufen. Ich lief Richtung Arztzimmer, in dem ein älterer hagerer Mann an der Tür stand. Der Arzt war mir von Anfang an sehr unsympathisch. Ich beantwortete seine Fragen und hoffte, dass ich bald wieder gehen könne. Nach dem Gespräch musste ich wieder in den Warteraum zurückgehen. Eine Arzthelferin brachte eine Flasche mit einer Flüssigkeit und einen Becher und meinte, ich solle diese 1-Liter-Flasche in den nächsten 15 Minuten austrinken. Gesagt, getan trank ich das Mittel innerhalb der Zeit aus. Es schmeckte sehr neutral, fast wie lauwarmes Wasser, das Kontrastmittel.
Die MRT-Untersuchung beginnt
Bis sich das Kontrastmittel im Körper richtig verteilt hatte, dauerte es auch wieder eine halbe Stunde, dann durfte ich in eine Kabine gehen und mich bis auf die Unterhose ausziehen. Von der Kabine aus wurde ich dann in einen Raum geführt, wo das MRT stand. Das Teil, vor dem ich echt Muffensausen hatte. Nicht die Untersuchung, sondern meine Klaustrophobie machte mir zu schaffen. Ich bekam eine Beruhigungsspritze und legte mich dann auf den fahrbaren Tisch. Die Arzthelferin machte das sehr professionell, sie hatte so eine beruhigende Stimme, dass ich fast eingeschlafen wäre, als sie den Tisch in das Gerät einfuhr. Sie sagte nur: Schließen Sie jetzt die Augen und in weniger als zwei Minuten sind wir durchgefahren. Danach beginnt die Untersuchung etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Trotz des Beruhigungsmittels war ich sehr angespannt. Als ich die Augen aufmachte, sah ich die Decke mit dem Sternehimmel hinter dem MRT. Dies beruhigte mich enorm und ich konnte die Zeit der Untersuchung gut hinter mich bringen. Nach der Untersuchung fragte mich die Arzthelferin: Und, war es jetzt doch so schlimm wie vermutet? Ich lächelte Sie an und meinte nur: Mit Drogen ist alles nicht schlimm. Ich stand langsam auf und ging in die Kabine, um mich wieder anzuziehen. Das Ergebnis und den Arztbrief würde ich zugesandt bekommen, meinte die Arzthelferin. Das Einzige, was ich mitbekam, waren die Bilder des MRT auf einer CD. Als ich die Eingangstüre zur Praxis öffnete, sah ich Amy immer noch im Treppenhaus sitzen. Noch ein bisschen neben mir von der Beruhigungsspritze meinte ich zu Amy: Lass uns gehen, für heute reicht es mir. Zusammen verließen wir das Gebäude in Richtung Parkhaus, wo Sie das Auto geparkt hatte.
Ein paar Tage vor dem Termin hatte Sie mir angeboten, mich nach der Untersuchung nach Hause zu fahren. Auf der Heimfahrt sprachen wir über die Untersuchung und den unsympathischen Arzt beim Vorgespräch. Da Amy selber in einer Praxis beschäftigt ist, konnte sie auch nur mit dem Kopf schütteln, wie sich die Damen in der Praxis benommen hatten. Ein weiteres Thema war die Freie Heilfürsorge, so ein Drama jedes Mal. Es gibt Einrichtungen wie die Bundespolizei oder die Polizei in Nordreinwestfalen, da gibt es schon die bekannten Krankenkassen-Chipkarten, auch für Beamte im öffentlichen Dienst. Nur die Bundeswehr bekommt es nicht umgesetzt. Weshalb die Bundeswehr noch keine Chipkarten verwendete, erfuhr ich auch erst später beim Telefonat mit der Freien Heilfürsorge. Zuhause angekommen telefonierte ich sofort mit einem Mitarbeiter in Strausberg, der für die Soldaten zuständig war. Herr E. war sehr freundlich und kompetent, was meine Fragen anbelangte. Nach diesem Telefonat war ich um einiges schlauer und ich musste mir keine Gedanken mehr machen, was die Bezahlung der Behandlungskosten des MRT anbelangte. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass ich noch einige Telefonate mit Herrn E. führen würde. Das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten. Dazu später mehr beim Thema Heilfürsorge des Bundes oder der, wie wir Soldaten auch sagen, Freien Heilfürsorge. Ach ja, bis heute warte ich immer noch auf den Arztbrief, obwohl die Rechnung längst bezahlt ist. Was soll man dazu sagen, am besten nicht aufregen und darüber schmunzeln. Denn es könnte ja noch schlimmer kommen, was ist da schon ein fehlender Arztbrief.