Kitabı oku: «Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus», sayfa 7

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PAL ANTAROK, Kommandozentrum

Die Strom an feindlichen Torpedos hatte furchtbar auf der PAL ANTAROK gewütet. Ganze Sektionen waren vernichtet worden. Da sich außer Tr‘esh und seinen Offizieren jedoch nur Niedere an Bord befanden, war der Verlust an Leben nicht relevant.

Ein Impuls zeigte an, dass der letzte Torpedo auch die Heilungsstation zerstört hatte. Mittlerweile schien das fremde Schiff auch stark beschädigt zu sein. Doch Tr’esh war ein zu guter Taktiker, als dass er die Zeichen nicht erkannte. Sie würden diesen Kampf verlieren.

»Ich deaktiviere die Laser. Kühlung eingeleitet«, sagte M’jel.

»Wir evakuieren die PAL ANTAROK«, sagte Tr'esh.

»Aber Kommandant!« M'jels Körper zeigte ein Muster des Aufruhrs. »Wir können sie besiegen!«

»Nein, das können wir nicht.« Er verstärkte den Führungsimpuls, der durch das Whispernetz auf seine Offiziere übertragen wurde. »Der innere Kreis muss alle Informationen über dieses neue Schiff erhalten, damit wir beim nächsten Kampf gerüstet sind. Wir werden das Schiff wiederfinden und uns an einem anderen Tag rächen.«

Schweigen. Dann Zustimmung.

Tr'esh übermittelte den Fluchtcode.

Die K.I. reagierte schnellstens. Die Haltebolzen des kugelförmigen Kommandozentrums wurden abgesprengt. Die Ionentriebwerke zündeten. Während die nächste Salve der feindlichen Torpedos die Reste der PAL ANTAROK trafen, flog das Kommandobrückenmodul davon.

Die integrierten Antriebe ermöglichten einen Flug von fünfzehn Lichtjahren. Gleichzeitig wurde ein gebündeltes Notsignal in Richtung des Imperiums gesendet.

Tr'esh ließ ein Abbild des TRION-Fragments auf seine Okularimplantate projizieren. Sie waren ihm so nahe gewesen. Es blieb die kleine Hoffnung, dass die HYPERION das gleiche Schicksal ereilte, wie es die Besatzung der PAL ANGESH erfahren musste. Sollte das Fraktal den Beschuss durch die kinetischen Projektile überstehen – und daran hegte Tr'esh wenig Zweifel -, veränderte das die Machtkonstanten grundlegend.

Die Menschen würden tun, was sie immer taten. Sie erforschten, suchten nach neuen Technologien und knobelten an uralten Rätseln. Zweifellos würden sie genau das Falsche tun – wie immer. Diese kleinen fleischlichen Dünnhäuter. Zu nichts waren sie zu gebrauchen. Nun ja – zu fast nichts.

»Sie machen keine Anstalten, uns zu verfolgen.« M'jels Körper projizierte ein Muster des Triumphes. »In ihrer Unzulänglichkeit sind sie verlässlich.«

Tr'esh verzichtete auf eine Antwort. Diese HYPERION war stark, schnell und gefährlich. Er würde den inneren Kreis bitten, ihm ein neues Schiff zu übergeben – ein Jagdschiff. Die HYPERION war ein lohnenswertes Ziel. Die Menschen ahnten ja nicht, was heute begonnen hatte.

*

Jayden biss die Zähne zusammen, als die letzte Salve einschlug. Die Kommandobrücke erbebte, doch die mehrschichtige Panzerung hielt stand. Auf dem Rest des Schiffes sah es weniger gut aus.

Im Holotank blähte sich die PAL ANTAROK in einer lautlosen Explosion auf. Die letzte Salve hatte dem Parlidenkreuzer den Todesstoß versetzt.

»Sir.« Lieutenant Nurakow deutete auf den Holotank, auf dem sich ein winziger Lichtpunkt vom Schlachtfeld fortbewegte. »Kurz vor der Explosion hat sich eine Kugel aus dem Parlidenschiff gelöst. Ihr Durchmesser beträgt sechsunddreißig Meter; die Hülle besteht aus einem Stahl-Titan-Verbundstoff. Die Sensoren zeigen an, dass sich vier Parliden in ihrem Inneren befinden.«

»Eine der berühmten Fluchtbrücken«, sagte Ishida. In ihrer Stimme lag Verachtung. »Die Kommandooffiziere fliehen, während die übrige Besatzung ihr Leben gibt. Vermutlich alles ›Niedere‹.«

Jayden nickte. Alle größeren Parlidenkreuzer besaßen ein mobiles Kommandobrückenmodul. Im Gegensatz zu menschlichen Captains hatten Kommandanten von Parlidenkreuzern kein Problem damit, ihre Crew zurückzulassen. »Sie werden ihren Anführern Bericht erstatten.«

Er schüttelte seinen Kopf und vertrieb damit die Gedanken über die möglichen Folgen.

Die Krankenstation war überfüllt mit Leicht- und Schwerverletzten. Noch immer wertete die K.I. die medizinische Datenbank aus und aktualisierte die Verluste. Zwölf Menschen waren bisher in diesem Scharmützel gefallen. Und der Kampf war noch nicht zu Ende.

»Sir!« Nurakow starrte überrascht auf seine Konsole. »Die Sondendaten vom Planeten wurden analysiert. Die kinetischen Geschosse des Parlidenschiffes sind einfach verschwunden. Es gab keine Explosion, das Artefakt scheint nicht beschädigt.«

Jayden war sich nicht sicher, ob das ein Grund zur Freude war. Eine Zerstörung des Artefakts hätte ihn immerhin von einer Sorge befreit. Doch die Macht in dem seltsamen Fraktal schien noch weitaus größer zu sein, als bisher angenommen.

»Lieutenant Task, setzen Sie Kurs auf den Mond von Elnath IV«, sagte Jayden. »Commander Akoskin, bereiten Sie sich auf einen weiteren Kampf vor. Feuern Sie nach eigenem Ermessen.«

Auf der Kommandobrücke herrschte Schweigen, als die HYPERION sich dem nächsten Schlachtfeld näherte. Der Verlust an Menschenleben war mittlerweile auf vierundzwanzig gestiegen. Die übrigen Verwundeten hatte Doktor Petrova stabilisiert.

»Die Sensoren erfassen ein Schiff«, sagte Nurakow. Augenblicke später überzog ein Grinsen sein Gesicht. »Es ist die PROTECTOR.«

Überall auf der Kommandobrücke atmeten die Offiziere befreit auf. Jayden grinste und dachte dabei mit Hochachtung an Lieutenant Kensington. Wie hatte sie das hinbekommen?

»PROTECTOR an HYPERION«, erklang die Stimme von Tess Kensington aus dem Interkom.

»Hier Cross.« Jayden löste seine Gurte und deaktivierte das Prallfeld. Er erhob sich. »Geht es Ihnen gut, Commander?«

»Ausgezeichnet, Sir.« Er glaubte, das Grinsen seiner Ortungsoffizierin förmlich zu hören. »Es waren ja nur zwei Parlidenkreuzer.«

Jayden lachte. »Ich bin sehr gespannt auf Ihren Bericht. Gehen Sie auf Rendezvouskurs. Commander Lorencia übernimmt die weitere Koordination. Sie kommen einstweilen zurück an Bord. Gute Arbeit.«

»Aye, Sir. Danke.«

Er unterbrach die Verbindung.

»Das wird ein interessanter Bericht.« Jayden beobachtete die von der Bugkamera eingefangenen Bilder. Eine schwerbeschädigte, doch noch immer flugtaugliche PROTECTOR kroch der HYPERION entgegen. »Ich fürchte, unser Aufenthalt hier wird noch etwas dauern.«

»Commander Lorencia kann sich auf jeden Fall nicht über zu wenig Arbeit beklagen.« Seine I.O. schob eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. »Wir sollten das zweite Kurierschiff mit dem aktuellen Logbuch an die Admiralität entsenden.«

Jayden nickte zustimmend. »Veranlassen Sie das.« Er freute sich schon auf deren Reaktion. Der strahlende Held der Schlacht von Tikara löste einen Krieg mit den Parliden aus. »Machen wir uns an die Arbeit.«

*

IL HYPERION, Im Interlink-Flug auf dem Weg zur Erde, 29. November 2265

Kopfschüttelnd legte Jayden den Bericht von Tess Kensington zur Seite. Natürlich hatte sie ihm längst alles Wissenswerte berichtet, doch versehen mit Fakten und untermauert von Daten der Gefechts-K.I. mutete das Geschehen noch immer völlig unmöglich an.

Bis zum Eintreffen der beiden Parlidenschiffe hatte Kensington die von der HYPERION mitgebrachten Shuttles mit Torpedos beladen und auf den Vektoren der anfliegenden Schiffe losgeschickt. Nach einer kurzen Beschleunigungsphase deaktivierten die Shuttles ihre Maschinen und ließen sich einfach weitertreiben.

Während es einem der beiden Schiffe beim Eintritt in den Ortungsschatten des Mondes gerade noch gelang, der beweglichen Mine auszuweichen, raste das andere direkt hinein und verging in einem Feuerball.

Die Ausläufer der Explosion brachten auch das zweite Shuttle zur Detonation, in deren Reichweite sich das andere Parlidenschiff befand. Zwar wurde es nicht zerstört, doch immerhin so schwer beschädigt, dass der Antrieb versagte. Die PROTECTOR selbst konnte aufgrund ihrer geringen Besatzungsstärke keine Torpedos abfeuern. Zu viele Bereiche waren unbesetzt.

Doch immerhin war man in der Lage, ein kinetisches Geschoss abzufeuern. Drei Würfel aus Keranit durchlöcherten das letzte Parlidenschiff, das nicht mehr in der Lage war, vom ursprünglichen Vektor abzuweichen.

Die PROTECTOR musste lediglich der ersten Raketensalve Stand halten. Diese zerstörte zwar zwei Shuttlehangars, einen Frachtraum, die Krankenstation und die gesamten Bugtorpedoschächte. Doch abgesehen von einem leicht verletzten Techniker war niemand zu Schaden gekommen.

Würde mich nicht wundern, wenn die Waffenabteilung aus der Idee etwas Neues entwickelt.

Er trug eine Belobigung in die Akte von Tess Kensington ein, die mit ihrem Einfall ihr Team gerettet hatte, und legte das Pad zur Seite.

Wie so oft in den letzten Tagen aktivierte Jayden den Holotank in seinem Bereitschaftsraum und beobachtete die Darstellung der HYPERION. Ihm gefiel sein neues Schiff.

Mit einem Traktorstrahl hatten sie die PROTECTOR an das Schiff gekoppelt. Die Bergung des Fraktals hatte problemlos funktioniert. Der Würfel schwebte in einem Frachtraum der komplett evakuierten PROTECTOR.

Bis jetzt blieb die Interlink-Blase stabil, allerdings hatten sie mehrere Stopps einlegen müssen, damit der Zapfer wieder Energie nachtanken konnte, und sie konnten auch nicht mit der vollen Geschwindigkeit fliegen. Aus diesem Grund hatten sie das Randgebiet der Solaren Union noch immer nicht erreicht. Erst dort konnten sie über die Phasenfunk-Relaiskette einen Bergungstender anfordern. Der Verbrauch hatte sich mit der Aufnahme der PROTECTOR potenziert.

Ein sanfter Dreiklang kündigte einen Besucher an. Jayden deaktivierte die Holografie. »Ja, bitte?«

Die Kabinen-K.I. öffnete das Schott.

»Captain.« Commander Ishida trat ein. »Hätten Sie wohl einen Moment für mich Zeit?«

»Natürlich, I.O.« Jayden bedeutete ihr, Platz zu nehmen. »Was kann ich für Sie tun?«

Während Noriko Ishida sonst relativ locker war, wirkte sie heute verkrampft, als sie sich im Konturensessel vor seinem Schreibtisch niederließ. »Da wir uns auf dem Rückweg zur Erde befinden, werden in nächster Zeit eine Menge Probleme auf Sie zukommen.«

Jayden nickte. »Auf was genau spielen Sie an?«

»Zusammenfassend wird die Admiralität eine Menge Erklärungen und Rechtfertigungen von Ihnen verlangen. Die eine Hälfte wird wütend auf Sie sein, weil Sie einen Kampf gegen die Parliden führten. Die andere Hälfte wird einen anderen Grund finden. Vermutlich wird man dabei auch Ihre Erste Offizierin gegen Sie verwenden.«

Ishida hielt inne. Als Jayden weiterhin schwieg, atmete sie schwer aus. »Insbesondere Admiral Michalew wird mit all seiner Macht gegen mich vorgehen. Sie wollten wissen, was damals wirklich geschehen ist, und ich denke, das sollten sie auch.«

Ishida schwieg erneut, doch Jayden unterbrach sie nicht. Es fiel seiner I.O. sichtlich schwer, weiterzusprechen.

»Ich kam gerade frisch von der Akademie auf die MARS. Wir wurden für den Erstlingsflug nach Husaris beordert – eine kleine Kolonie am Rand zur damaligen Wilden Zone.«

Jayden unterdrückte ein Zusammenzucken. Die Wilde Zone war jener Bereich des Weltraums gewesen, in dem sich Söldner und Piraten nur so tummelten. Später hatte sich aus den konkurrierenden Welten der Eriin-Bund gebildet. Jayden strich über die Brandnarben auf seinem Handrücken.

»Sie wissen ja, wie eine Jungfernfahrt damals noch ablief.« Die Stimme seiner I.O. vertrieb die Bilder der zerstörten Kommandobrücke. »Wenig Schlaf, bösartiger militärischer Drill und völlige Überlastung. Die Offiziere machten sich einen Spaß daraus, mit uns Kakerlaken das Deck zu wischen. Nicht wenige meiner Kameraden und Kameradinnen brachen zusammen.«

Jayden kannte diese Zeit aus eigener Erfahrung. Es gehörte zum Standard, bevor Leute wie Admiral Sjöberg die Reform eingeleitet hatten. Doch das Aufbrechen des verkrusteten Systems aus Seilschaften hatte Jahre gedauert und war noch immer nicht abgeschlossen.

Seine I.O. räusperte sich. »Einer meiner Kameraden – Fähnrich Nagawe – wurde dazu gebracht, wieder und wieder seine Sensorergebnisse zu überprüfen, während der diensthabende Offizier ihn zusammenbrüllte. Dabei entdeckte er ein Piratenschiff, das sich auf Schleichfahrt systemeinwärts befand. Wir zogen also ins Gefecht und brachten das Schiff auf. Nur eine Rettungskapsel überstand das Scharmützel. Wir holten sie an Bord. Doch obwohl die Piraten einem Scan unterzogen wurden, gelang es einem von ihnen, eine Waffe einzuschmuggeln. Als er damit auf den Captain anlegte, stieß ich ihn zur Seite und rettete so sein Leben.«

»Eine heldenhafte Tat.«

Ishida lachte auf. »Auf jeden Fall eine, die Admiral Michalew auf mich aufmerksam machte. Fortan protegierte er mich. Meine Karriere gedieh in den folgenden Jahren prächtig. Natürlich hatte ich als Jahrgangsbeste abgeschlossen, doch mein Aufstieg ging so rasant vonstatten, dass ich es selbst kaum fassen konnte. Dann, vor einigen Jahren, wurde ich zum Commander befördert. Mein vorgesetzter Captain lud mich zum Abendessen in geselliger Runde ein.«

»Michalews Club der Hardliner.«

»Heutzutage ist es kein Geheimnis mehr, damals kannte ihn keiner. Ich sollte recht bald zum Captain aufsteigen. Im Verlauf des Abends wurde die Stimmung zunehmend gelöster. Die Captains und Admiräle sprachen offener und ich erfuhr … ich erfuhr, was für meinen Aufstieg und den anderer getan wurde.«

Jayden begann langsam zu begreifen.

»Ich erfuhr von einem betrunkenen Captain, dass es bei meiner Beförderung zum Lieutenant einen direkten Konkurrenten gegeben hatte: Irun Nagawe, mein ehemaliger Kamerad. Die haben gefälschte Verfehlungen in seine Akte eingebaut. Und in die vieler anderer.«

»Der Kelvin-Zwischenfall.« Jayden schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Sie waren die Quelle.«

Ishida nickte. »Ich sammelte Beweise und wandte mich an die Dienstaufsicht. Michalew gelang es rechtzeitig, alle ihn betreffenden Unterlagen zu beschönigen. Die gesamte Schuld wurde auf Captain Kelvin abgewälzt. Es gab einen ziemlichen Skandal. So sehr auch versucht wurde, das Ganze vor der Öffentlichkeit geheim zu halten: Es kam heraus.«

»Offiziell ging es als Kelvin-Skandal in die Geschichte ein. Die von ihm protegierten Offiziere wurden unehrenhaft entlassen oder degradiert.«

»Da ich alles habe auffliegen lassen, blieb mir beides erspart. Eine Woche später nahm sich Kelvin unter mysteriösen Umständen das Leben. Admiral Sjöberg und die anderen konnten ihre Reform vorantreiben und die Strukturen in der Admiralität entfilzen. Michalew hasst mich seitdem. Er hat seinen vorherigen Einfluss recht schnell zurückerlangt. Meine Karriere wurde eingefroren. Aber das ist nicht weiter schlimm. Gleichzeitig hat er es sich aber auf die Fahne geschrieben, mich zu zerstören – um jeden Preis.« Sie atmete schwer aus. »Er sorgte für meine Versetzung auf ein Schiff voll mit degradierten Offizieren. Er schickte es an die furchtbarsten Orte, und alle machten mich verantwortlich.«

Jayden blickte Ishida lange an und sah eine Traurigkeit, die er nie zuvor wahrgenommen hatte. »Das klingt wie die absolute Hölle.«

Ishida nickte. »Die INCEPTION. Ich war von Menschen umgeben, die mich hassten. Und die mich für all das Schlechte verantwortlich machten, was ihnen im Leben geschehen war.« Ishidas Blick verfing sich in der Vergangenheit. »In einer Schlacht gegen eine radikale Splittergruppe von Sirius schlug der Captain meine Empfehlung in den Wind. Anstatt zu kämpfen, floh er aus dem System. Die Radikalen richteten ein Blutbad auf der Kolonie an, bevor Entsatz eintraf. Aber die Crew hielt zusammen. Im offiziellen Bericht stand, dass ich das Kommando zu diesem Zeitpunkt innehatte. Ich war offiziell diejenige, die geflohen ist, die eine Kolonie schutzlos zurückließ. Ich bin in den Augen der Öffentlichkeit und Teilen der Admiralität ihr Pendant, Sir.«

»Warum unternehmen Sie nichts gegen die Gerüchte? Klären Sie das Ganze auf.«

Seine I.O. schüttelte bitter den Kopf. »Ein derartiges Gerücht kann man nicht mehr aufhalten. Ich habe es versucht, glauben Sie mir. Alles was ich tun konnte, war, es auszusitzen.«

Jayden verspürte einen seltenen Anflug von abgrundtiefem Hass, der sich gegen Admiral Michalew richtete. Dieser verdammte Dreckskerl zerstörte die Karriere einer Offizierin, die nichts falsch gemacht hatte, außer ihrer Ehre entsprechend zu handeln. »Aber jetzt sind Sie hier.«

»Nun bin ich hier.« Ishida wandte ihren Blick Jayden zu. »Sie können sich zweifellos vorstellen, wie überrascht ich davon war. Admiral Sjöberg wollte Michalew wohl ordentlich eins auswischen.« Sie lachte auf. »Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen.« Schlagartig wurde sie wieder ernst. »Doch jetzt sind auch Sie eines seiner Ziele. Er wird Sie loswerden wollen, um einen Captain seines Vertrauens auf den Posten zu hieven.«

Stille.

Forschend blickte Ishida ihm in die Augen.

»Danke für Ihre Offenheit, I.O. Wir stehen diesen Kampf gemeinsam durch. Immerhin«, er deutete auf den Glaskasten in der Ecke seines Bereitschaftsraums, in dem ein goldener Orden hing, »bin ich ein Held, der sogar mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet wurde. Da sollte Admiral Michalew doch kein Problem darstellen. Zu irgendetwas muss das Ding doch gut sein.«

Ishida atmete erleichtert auf. »Danke, Sir.«

Damit erhob sie sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Als das Schott hinter ihr einrastete, schloss Jayden für einen Augenblick müde die Augen.

Admiral Michalew war einer der schlimmsten Kriegstreiber, nein, er war der schlimmste Kriegstreiber der Admiralität. Wenn er es sich zum Ziel machte, Jayden zu demontieren, um Ishida zu vernichten, stand es wirklich schlecht. Allerdings hatte Jayden ihm durch den Kampf im Elnath-System in die Hände gespielt. In der Admiralität würde es nach ihrer Rückkehr hoch hergehen.

Und dabei fange ich gerade damit an, mich an diesen Bereitschaftsraum zu gewöhnen. Wer kam nur auf diese hässliche Wandfarbe?

In wenigen Tagen erreichten sie die Erde. Dann würde sich zeigen, ob sein Kommando noch eine Zukunft hatte.

*

12. Dezember 2265, Raumstation SOL-22, Büro von Admiral Sjöberg

»Nehmen Sie Platz, Captain.« Admiral Sjöberg bedeutete ihm, sich zu setzen. »Ich habe Ihren Bericht mittlerweile gelesen. Bedauerlicherweise bin ich da nicht der Einzige. Sie haben ein ganz schönes Beben ausgelöst.«

Jayden schlug die Beine übereinander und sah den Admiral gelassen an. Er hatte das Richtige getan. »Es war nicht meine Absicht, mit meiner ersten Mission derart ins Rampenlicht zu rücken.«

»Das glaube ich gern.« Sjöberg lachte auf. »Aber das haben Sie allerorts geschafft. Glücklicherweise hat alles ein gutes Ende genommen. Die Hardliner, die ja sowieso gegen die Parliden sind, haben Sie heute ausnahmsweise auf Ihrer Seite. Immerhin konnten sie einen feindlichen Akt der Parliden abwehren und ein Artefakt erbeuten. Jetzt liegt es an den Politikern, die Wogen zu glätten. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden.«

»Der erste Schuss wurde nicht von mir abgegeben, Sir.«

»Das weiß ich, Captain. Und zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es keinen neuen Krieg geben wird. Die Parliden haben für ihren Angriff bitter bezahlt.« Sjöberg atmete schwer aus. »Momentan steht die Mehrheit der Admiralität geschlossen hinter Ihnen. Genau wie die Öffentlichkeit. Sie sind noch immer ein Held. Aber nehmen Sie sich in Acht: Admiral Michalew ist auf Sie aufmerksam geworden. Er mag gegen die Parliden sein, doch er hat ein tiefgehendes Interesse an ihrer I.O.«

»Sie hat es mir erzählt.«

Überrascht weiteten sich Sjöbergs Augen. »Dann hält sie zweifellos eine Menge von Ihnen. Sie hat nur mit einer Handvoll Menschen über die Hintergründe gesprochen.«

Jayden nickte. »Es ist eine verdammte Schweinerei, dass Michalew mit dieser Sache davongekommen ist.«

»Und es zeigt, wie viele Freunde er in der Politik und der Admiralität noch immer hat. Unterschätzen Sie ihn nicht. Er ist ein gewiefter Taktiker und weiß genau, was er will.«

»Und was will er?«

Sjöberg winkte ab. »Lassen wir dieses Thema für heute. Es gibt Wichtigeres. Ein Team aus Spezialisten wird das Fraktal in den nächsten Tagen bergen. Es wird zur Wissenschaftsakademie auf dem Mars gebracht. Genauer, in eine stillgelegte Station im Niemandsland.«

Immerhin nahmen sie seinen Bericht also ernst. Das Niemandsland – das ewige Mahnmal der Freeman-Diktatur – würde wohl niemals wieder besiedelt werden. »Fanden die Wissenschaftler schon weitere Hinweise?«

Sjöberg verneinte. »Etwas Ähnliches findet sich in keiner Datenbank. Was immer es auch ist, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir mehr darüber wissen. Aber es ist dem Zugriff der Parliden entzogen, das ist das Wichtigste.«

»Das sehe ich auch so, Sir.«

»Dann kehren Sie jetzt auf die HYPERION zurück, Captain. Die Werftcrew von Jupiter-2 wird sicher noch einige Wochen benötigen, bis die Schäden beseitigt sind.«

»Zeit genug, den Stapel an Papierkram abzuarbeiten.«

»Und das sind doch die wahren Herausforderungen.« Sjöberg lachte auf. »Aber ich bin sicher, Sie meistern auch das.«

Jayden nickte seinem Vorgesetzten zum Abschied zu, dann verließ er dessen Büro. Als das Schott hinter ihm einrastete, atmete er erleichtert auf. Das war doch deutlich besser gelaufen als vermutet.

*

»Ob das eine gute Idee war?« Admiral Pendergast trat an das weite Fenster des Büros. Von hier aus konnte sie die Ausläufer der Landungspods sehen, die aus der Mitte von SOL-22 zu allen Seiten hin entsprangen. »Sie können Cross nicht ewig beschützen, Björn.«

Admiral Sjöberg erhob sich und trat zu ihr. »Nicht ewig, aber sicher noch ein Weilchen. Michalew wird es nicht wagen, ihn direkt anzugreifen. Noch nicht.«

»Nein, da haben Sie vermutlich recht. Cross rettete immerhin eine ganze Kolonie. Und nun besiegte er drei Parlidenschiffe und brachte uns dieses Ding. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er unangreifbar. Was vermutlich hauptsächlich daran liegt, dass Sie all seine Erfolge an die Presse weiterleiten. Nein, versuchen Sie erst gar nicht, es abzustreiten. Wir beherrschen dieses Spiel beide einfach zu gut. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Cross die Seiten wechseln könnte?«

Sjöberg lachte. »Welche Seiten? Cross ist ein Captain. Denken Sie doch zurück an jene Zeit auf der Brücke eines Schiffes, Captain. Dort draußen ist Politik völlig bedeutungslos.«

»So war es vielleicht einmal.« Sie schüttelte den Kopf, wodurch ihr brauner Pferdeschwanz hin und her wippte. »Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Die Welt ist kompliziert geworden. Wenn Michalew eine Zielscheibe auf Cross’ Stirn malt, hat der doch selbst durch unser Protegieren keine Chance.«

»Unsere?«

Santana ignorierte Sjöbergs Einwurf. »Aber wenn unser Wunderknabe auf Michalews Seite wechselt, wird er aufsteigen wie ein Komet.«

Sie wusste selbst nicht so genau, was sie eigentlich von Captain Cross halten sollte. Er besaß Mut und Idealismus. Beides Dinge, die in der heutigen Zeit viel zu wenigen Offizieren zu eigen waren. Doch würde ihm das auf Dauer nützen? Schon andere seiner Art waren gescheitert an der harten Realität der Space Navy, die von politischem Kalkül und Karrieristen dominiert wurde.

Noriko Ishida war das Paradebeispiel. Michalew hatte sie zerstört. Und der einzige Fehler, den sie begangen hatte, war für Recht und Ehre einzutreten. Und was konnte man gegen Michalew schon tun? Er hatte einfach zu viel Einfluss.

Sie machte sich nichts vor. Auch auf der HYPERION saßen genug von Michalews Leuten – das war gar nicht zu vermeiden. Und diese würden jeden Fehler, der gemacht wurde, an den Admiral weiterleiten.

Doch eines war sicher: Santana hatte sich in Captain Jayden Cross geirrt. Er war weder Karrierist noch Heißsporn – zumindest kein leichtsinniger Heißsporn. Er verdiente eine faire Chance.

»Ich vertraue ihm.« Sjöbergs Stimme holte sie zurück in die Realität. »Und genau deshalb habe ich ihn ausgewählt.«

»Warum?« Santana stellte Blickkontakt her. »Warum vertrauen Sie ihm, Björn?«

Sjöberg winkte ab. »Unwichtig. Und mir ist natürlich klar, dass er sich Ihr Vertrauen erst verdienen muss. Aber ich hoffe, Sie vertrauen mir und meinem Urteil.«

Santana lachte. »Ich bin davon beeindruckt, was Sie und Admiral Jansen geschafft haben. Doch verwechseln Sie das nicht mit Vertrauen. Einstweilen stehe ich auf Ihrer Seite. Aber mein Bestreben ist es immer, das Beste für die Space Navy der Solaren Union zu tun. Sollte ich der Meinung sein, dass Sie und Jansen dem entgegenstehen oder dass Cross der falsche Mann für den Stuhl des Captains auf der HYPERION ist, wird sich das ändern.« Sie warf Sjöberg einen durchdringenden Blick zu.

Er nickte. »Verstanden, Santana. Und mehr ist es auch nicht, um das ich Sie bitte.«

Sie warf noch einmal einen kurzen Blick auf die Dunkelheit des Alls, dann wandte sie sich ab und verließ Sjöbergs Büro.

*

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