Kitabı oku: «Liebe gegen jede Regel», sayfa 2

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2. Kapitel

Auf den ersten Blick hatte sich die Farm nicht wirklich verändert, als er die Anhöhe erreichte und von dort hinunter auf das Haus, die Speicher und den Stall sehen konnte. Hier im mittleren Westen war es eine Farm. Würde sie noch weiter westlich liegen, wäre es eine Ranch gewesen.

Geoff hielt an, stieg aus und sah sich um. Nein, es sah wirklich nicht anders aus. Das Vieh verteilte sich als kleine Punkte über die Wiesen und er konnte sogar einige der Pferde in ihren Ausläufen um den Stall herum sehen.

Aber es fühlte sich anders an. Er wusste, sein Vater würde nicht raus gestürmt kommen und ihn in eine ungestüme Umarmung schließen, um ihn zu begrüßen, wie er es immer getan hatte. Die Küche würde nicht nach frisch gebackenem Brot und das Badezimmer nicht wie das Old Spice seines Vaters riechen.

»Verdammt«, murmelte Geoff, während er die Trauer beim Anblick seines Elternhauses niederkämpfte.

Er atmete tief durch und stieg wieder zurück ins Auto. Er lenkte den Wagen zwischen die eckigen, von Lichtern überragten Backsteinsäulen hindurch auf die lange Einfahrt und fuhr den restlichen Weg zum Haus hinauf. Sobald er die Autotür öffnete, wurde er von drei Hunden begrüßt, die so schnell von der Veranda gerannt kamen, wie ihre alten Beine sie tragen konnten.

»Na, Jungs, wie geht's euch?« Geoff kniete sich hin, um Streicheleinheiten zu verteilen und nasse Hundeküsse und wedelnde Schwänze als Gegenleistung zu bekommen. Es kostete ihn alle Selbstkontrolle, die Tränen zurückzuhalten.

Die Eingangstür schloss sich mit einem Knall.

»Dein Dad hat diese Köter fast so sehr geliebt wie du.« Geoff richtete sich wieder auf, als Len die Verandatreppe hinunter und auf ihn zu eilte. Schon wurde Geoff in eine feste, vertraute, liebende Umarmung gezogen, die den letzten Rest seiner Beherrschung niederriss und den Damm in ihm brechen ließ. Heiße Tränen rollten seine Wangen hinunter und hinterließen dunkle Flecken auf Lens Hemd, als er an dessen Schulter weinte.

Die Tränen versiegten nur langsam, aber dann ließen sie voneinander ab und wischten sich über die Augen, bevor sie zusammen die Treppen zur großen Veranda hochstiegen.

»Was ist passiert, Len? Es ging ihm doch so gut, als ich das letzte Mal zu Hause war.«

»Komm rein. Ich hab' Mittagessen gemacht... Wir können drinnen reden.« Len öffnete die Haustür und ließ Geoff den Vortritt.

Wie immer gingen sie direkt durch den Wintergarten und das große Wohnzimmer in die Küche. Geoff setzte sich an den Tisch. Es war immer noch der gleiche, an dem er schon als Kind gesessen hatte.

»Das riecht so gut, Len.«

»Ich habe deine Lieblingspancakes gemacht. Sind nicht so wie die von deinem Vater, aber trotzdem ziemlich gut.« Er stapelte einige auf Geoffs Teller und stellte sie zusammen mit einem starken Kaffee, Butter und echtem Ahornsirup vor ihm auf dem Tisch ab. Dies war mit Abstand Geoffs Lieblingsessen.

Er versuchte, nicht zu viel nachzudenken und zwang sich zum Essen. Sobald der erste Bissen seinen Mund traf und der Sirup seine Kehle hinab rann, entspannte er sich ein wenig – er war zu Hause. Das hier schmeckte wie Zuhause. Der Schmerz drohte, wieder hervorzubrechen, aber er drängte ihn zurück. Hatte er zuvor noch keinerlei Hunger verspürt, so kam sein Appetit nun mit aller Macht. Len brachte seinen eigenen Teller zum Tisch und sie aßen schweigend, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.

»Heute Nachmittag um zwei haben wir einen Termin im Beerdigungsinstitut.«

Geoff kaute langsam. »Okay.«

Glücklicherweise schwieg Len, bis sie ihre Mahlzeit beendet hatten. Sobald er fertig war, fühlte er sich besser, gefestigter und er hatte wieder etwas mehr Kontrolle über seine Gefühle, obwohl der Schmerz immer noch direkt unter der Oberfläche lauerte.

Er stand auf, räumte sein Geschirr ins Spülbecken und drehte das Wasser auf.

»Ich kümmer' mich darum.«

Geoff lächelte und ahmte seinen Vater nach: »Hausregel Nummer Eins: Wenn du kochst, machst du nicht den Abwasch.« Len und Geoff lächelten beide über die vertrauten Worte.

Len beendete seine Mahlzeit und brachte sein Geschirr zur Spüle. »Ich seh mal nach, ob draußen alles in Ordnung ist, und dann müssen wir reden. Ich werd' nicht lange weg sein.« Er verließ das Haus durch die Hintertür und Geoff beobachtete ihn durchs Fenster, während er auf den Weg zu den Ställen über den Rasen schritt.

Len und sein Vater waren zusammen gewesen, seit Geoff denken konnte. Geoffs Mutter war gestorben, als er um die sechs Monate alt gewesen war, und achtzehn Monate später hatte sein Vater Len getroffen, und das war's dann. Sie hatten zwanzig Jahre miteinander verbracht. Als Kind hatte Geoff ihn immer Len genannt, aber dieser war genauso ein Vater für ihn gewesen wie sein leiblicher. Len hatte ihm beigebracht, sein erstes Pferd zu reiten, und Len hatte seine aufgeschürften Knie verarztet. Geoff seufzte tief und lautlos.

Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen.

Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Abwasch und stellte das saubere Geschirr zum Trocknen in den Abtropfkorb. Len war immer noch in den Ställen und so wanderte Geoff durch die vertrauten Räume des Hauses. Das Wohnzimmer war gemütlich, die Wand voller gerahmter Bilder. Geoff betrachtete ein Foto von sich als Kind, wie er auf seinem ersten Pony saß, mit Len und seinem Vater jeweils an einer Seite. Beide wirkten unglaublich stolz. Daneben hing ein Bild von seinem Vater und Len, auf dem beide sehr jung und gut aussehend waren und breit in die Kamera lächelten, den Arm um die Schulter des jeweils anderen gelegt.

Lens Stimme hinter ihm brachte Geoff wieder zurück in die Gegenwart. »Das war kurz, nachdem wir uns kennen gelernt haben.«

Geoff nahm das Foto von der Wand. »Man kann eure Liebe sogar auf diesem Bild sehen.« Er hatte es nie zuvor bemerkt, aber nun sprang es ihn praktisch an.

Len griff nach dem Foto und fuhr die Konturen von Geoffs Vater nach.

»Cliff war etwas Besonderes. Ich habe mich auf den ersten Blick in ihn verliebt.« Eine Träne rollte seine gebräunte Wange hinunter. »Dieses Bild wurde an dem Tag aufgenommen, an dem wir uns zum ersten Mal unter einem der Bäume am Rand des Bachs geliebt haben.«

Als Geoff jünger gewesen war, hatte ihn der Gedanke daran, dass seine Eltern Sex hatten, geekelt, doch als er älter geworden war, änderte sich auch seine Einstellung dazu.

Len hängte das Bild wieder an die Wand und ließ sich in seinem Sessel nieder. »Es gibt ein paar Dinge, über die wir reden müssen.«

Geoff nickte und setzte sich in einen Stuhl neben ihn. »Was ist hier passiert?«

»Der Krebs schritt weiter fort und die Behandlungen halfen nicht, also hat er sie beendet, nachdem du das letzte Mal da warst.« Lens Stimme war ruhig und Geoff fragte sich, wie er das schaffte. »Die Wochen vergingen und die Krankheit wurde schlimmer. Je schwächer er wurde, desto größer wurden auch die Schmerzen... die meiste Zeit konnte er kaum aus dem Bett aufstehen. Dann, vor zwei Tagen, bin ich aufgewacht und hab' ihn in der Küche beim Brot backen entdeckt.« Len schwieg einen Moment. »Das war der Moment, in dem ich's wusste.«

»In dem du was wusstest?« Geoff bekam keine Antwort. »Len?«

»Dein Vater und ich haben darüber gesprochen, als er seine erste Diagnose bekam.« Len wirkte so weit entfernt.

»Was ist passiert?«

»Wir verbrachten den Tag zusammen, saßen gemeinsam hier, haben geredet und uns erinnert, nur wir beide. Er wirkte wieder so wie vor dem Krebs, aber ich wusste, dass das nur seine letzte Bemühung war, ein letztes Aufbäumen, wenn du es so willst. In dieser Nacht gingen wir zusammen ins Bett und als der Morgen kam, konnte er kaum den Kopf anheben.« Len schniefte ein wenig.

»Ich ließ ihn schlafen und später schaffte er es gerade so aus dem Bett und zum Sofa im oberen Wohnzimmer. Hab' ihn dort gefunden und ihm seine Medizin gebracht.« Lens losgelöster Ausdruck blieb und Geoff wusste, dass hier etwas nicht ganz stimmen konnte.

»Len, was ist es, von dem mein Vater nicht wollte, dass ich es weiß?« Len sah Geoff wieder direkt an und lächelte schwach.

»Dein Vater wollte nicht, dass ich es dir sage.« Das war typisch sein Vater, wollte ihn immer vor allem beschützen.

»Was ist noch passiert?« Geoff wusste, dass Len ihn nicht anlügen würde, aber er würde Dinge auslassen, wenn er dachte, dass Geoff dadurch verletzt werden könnte.

Len richtete sich in seinem Stuhl auf.

»Wir haben darüber gesprochen, als er seine erste Diagnose bekam«, wiederholte er langsam.

»Über was?« Geoff kannte seinen Vater ziemlich gut, aber er hatte keine Ahnung, worauf Len hinaus wollte.

»Geoff, er hatte am Ende so schlimme Schmerzen... Die Medikamente haben nur einen Bruchteil davon gelindert.« Tränen rannen Lens Wangen hinunter. »Dein Vater weinte und bettelte, dass der Schmerz aufhören sollte. Also half ich ihm zurück ins Bett, ließ sein Schmerzmittel auf dem Nachtisch stehen und während ich Frühstück machte, nahm er die ganze Flasche.«

Geoff starrte ihn fassungslos an. »Warum hat er nicht...?«

»Er wusste, er hätte das nicht tun können, wenn du da gewesen wärst. Kannst du mir jemals verzeihen?« Len brach zusammen und schluchzte in seine Hände.

»Da gibt es nichts zu verzeihen.« Geoff stand auf und kniete sich neben Lens Stuhl, umarmte den Mann, der ihn mit aufgezogen hatte. »Was hätte es denn gebracht – ein paar Wochen mehr Schmerz und Leid? Warum solltest du ihn mit weniger Menschlichkeit behandeln, als wir eins der Pferde behandeln würden?« Geoff weinte auch, aber er musste das loswerden. »Was du getan hast, zeigt Liebe ‒ wahre Liebe! ‒ und ich weiß nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, zu tun, was du für ihn getan hast.«

»Du gibst mir keine Schuld?«

Geoff schüttelte seinen Kopf. »Nein, er starb an Krebs, so einfach ist das. Wenn ich einen Schuldigen suche, dann ist das die Krankheit.« Geoff reichte Len ein Taschentuch.

Len wischte sich über die Augen und putzte seine Nase. »Die Sterbeurkunde wird Krebs als Todesursache benennen. Doc George sagte, wir sollen uns keine Sorgen machen, er kümmert sich drum.«

»Ich wünschte bloß, ich hätte noch einmal mit ihm reden können.« Geoff stand auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

»Während deines letzten Besuches ist er noch in der Lage gewesen, sich zu bewegen, deine Nähe zu genießen. So solltest du dich an ihn erinnern, so glücklich, lebhaft und liebevoll wie er zu dem Zeitpunkt war. Nicht an das, was der Krebs am Ende aus ihm gemacht hat.«

Beide lehnten sich zurück, Geoff ließ seinen Geist verdauen, was er gerade erfahren hatte. Machte er Len für den Tod seines Vaters verantwortlich? Nein, das konnte er nicht. Was Len getan hatte, war wirklich menschlich. Ja, er vermisste seinen Vater unglaublich und so würde es vermutlich eine geraume Zeit lang sein. Aber nun mussten sie die nächsten paar Tage durchstehen und sich durch Besuche beim Bestattungsinstitut, die Beerdigung und den obligatorischen Leichenschmaus durchkämpfen.

»Len, hast du nicht gesagt, wir haben einen Termin um zwei?«

»Ja.« Len sah müde aus, sehr müde.

»Dann sollten wir gehen.«

Len zwang sich auf die Füße und sie verließen das Haus, stiegen in Lens Truck. Schweigend machte sie sich auf den Weg.

Sie verbrachten den Großteil der nächsten paar Stunden damit, einen Sarg auszusuchen und die Details der Beerdigung festzulegen. Der Bestatter war sehr hilfreich, als er sie durch den Ablauf leitete.

»Gibt es irgendetwas Besonderes, das ihr für die Gedenkfeier wollt?«

»Ja. Cliff hat sich extra gewünscht, dass Geoff die Rede zur Beerdigung hält. Er wollte nicht, dass der Pfarrer das macht.«

Geoff warf das vollkommen aus der Bahn. Würde er in der Lage sein, die Lobrede seines eigenen Vaters zu halten?

»Ist es das, was Sie wollen, junger Mann?« Der Bestatter schien auch überrascht.

»Ja.« Der Gedanke, dass ein Fremder oder jemand, der seinen Vater kaum gekannt hatte, die Lobrede auf dessen Trauerfeier hielt, schien nicht richtig. »Ja... ich werde das machen.«

Endlich waren alle Vorbereitungen erledigt und sie fuhren zurück nach Hause. Geoff war im Gegensatz zu Len überrascht, ein Auto beim Haus geparkt zu sehen. Drinnen wartete seine Tante Mari, die Schwester seines Vaters, auf sie. Mari umarmte ihn fest und wanderte dann ruhelos im Wohnzimmer hin und her.

»Setz dich, Mari, du machst mich nervös«, sagte Geoff.

Sie ließ sich aufs Sofa fallen. »Sind die Vorbereitungen erledigt?«

»Ja. Die Trauerfeier ist morgen um sechs und die Beerdigung ist um vier am Donnerstag.«

»Hatte Cliff ein Testament?«

Len nickte langsam. »Ja, da gibt es keine Probleme. Wir müssen es nur durch die nächsten paar Tage schaffen.«

Geoff erhob sich. Er konnte einfach nicht mehr still sitzen und Trübsal blasen. »Len, komm, lass uns reiten gehen. Ich glaube, wir müssen unsere Köpfe frei kriegen.« Er wandte sich seiner Tante zu. »Wir sind später wieder da.«

»Ich kümmer' mich um alles hier.« Darauf konnte Geoff sich verlassen. Tante Mari war etwas Besonderes. Sein Vater hatte noch zwei andere Schwestern und beide waren Miststücke erster Güte. Sie würden früher oder später auch auftauchen, aber Mari konnte mit ihnen umgehen.

Geoff und Len gingen zusammen zum Stall, wo die Pferde mit majestätisch erhobenen Köpfen aus ihren Boxen schauten. Geoff verteilte an jeden Streicheleinheiten. An der letzten Box war es am schwersten. Hier stand Kirkpatrick, das Pferd seines Vaters. Geoff tätschelte die Nase und gab ihm ein paar Karotten.

»Lust auf ein bisschen Bewegung, Junge?« Neben seinem Vater war Geoff die einzige Person, die er jemals auf seinem Rücken geduldet hatte.

»Ich sattle ihn für Sie.« Geoff drehte sich um und sah einen der Stalljungen an der Tür stehen, mit Kirks Sattelzeug und Trense.

»Danke ...«

»Joey«, half ihm der Junge auf die Sprünge. Er trat in die Box, nachdem er die Decke und den Sattel über die halbhohe Tür gelegt hatte, und fing an, das Pferd zu bürsten. »Er liebt es, gestriegelt zu werden.«

Kirk schien sich tatsächlich Joeys Strichen entgegen zu recken. Die Bewegungen des Stallburschen waren effizient und geübt und bald war das Pferd sauber, gesattelt und fertig für ihren Ausritt.

Geoff dankte dem Jungen und führte Kirk auf den Hof, um dort auf Len und dessen Pferd zu treffen.

»Lass uns zum Fluss reiten«, rief Len, während er seinen Fuchswallach bestieg. Geoff hob die Hand zum Einverständnis und stieg in den Sattel des schwarzen Hengstes. Sie lenkten ihre Pferde um den Stall herum und auf die weiten Grasflächen dahinter.

Geoff fühlte sich frei und leicht, während sie ritten. Schon als Kind hatte er sich auf dem Rücken eines Pferdes am glücklichsten gefühlt. Auf dem sicheren Gelände der Weiden gab er die Zügel frei und ließ Kirk rennen. Der Wind peitschte durch sein Haar und sein Hemd, als das kräftige Tier über die grüne Ebene schoss. Einige der Sorgen des Tages lösten sich auf und der Knoten in seinem Inneren schien sich mit jedem von Kirks Schritten ein bisschen mehr zu lockern.

Als sie sich der anderen Seite der Weide näherten, zügelte er sein Pferd. Kirk gehorchte und verlangsamt sein Tempo bis zum Schritt.

»Du bist so ein guter Junge, weißt das das?« Geoff tätschelte den Nacken des Pferdes, während er auf Len wartete.

»Das hab ich gebraucht«, bemerkte Geoff.

»Das glaube ich dir gerne.« Len lächelte ein wenig. »Er würde wollen, dass wir glücklich sind.«

»Ich weiß. Aber das fällt mir gerade noch ein wenig schwer.«

»Komm, es gibt da etwas, das ich dir zeigen will.« Len lenkte sie auf den bewaldeten Weg, der zum Fluss hinunter führte. Er duckte sich unter hohen Bäumen entlang und schlängelte sich um Gestrüpp und Büsche herum. Als sie das Wasser erreichten, leitete er sie noch etwa zehn Meter weiter einen schmalen Pfad entlang, hielt dann an und stieg vom Pferd.

»Hier ist es.«

Geoff schaute sich um. Das Wasser schickte funkelnde Lichtpunkte über die Blätter. »Hier haben du und Dad ‒?«

»Ja. Hier hatten er und ich viele unserer ersten Male und hier sind wir hergekommen, wenn wir mal nicht wollten, dass kleine Ohren uns hören.« Len schaute sich um. »Ich kann ihn fühlen... es ist so, als wäre er hier bei mir.« Er drängte die Trauer zurück und schaute Geoff mit sehr ernstem Gesichtsausdruck an. »Du musst eine Entscheidung fällen. Dein Vater hat vor ungefähr fünf Jahren das Land, die Farm und alle dazugehörigen Bankkonten auf euer beider Namen umschreiben lassen.« Geoff wollte etwas sagen, aber Len hielt ihn auf. »Sie gehören nun ganz dir und du musst die Entscheidung für dich treffen. Du könntest alles verkaufen – und es würde dir eine Menge Geld einbringen –, aber dann wäre es weg, zusammen mit deinem Erbe. Dieses Land gehörte deinem Urgroßvater und nun ist es deins.«

»Hast du mich deswegen hierher gebracht? Um mir das zu erzählen?«

»Nein. Ich wollte dir damit sagen, dass ich weiß, wie unglücklich du bist. Und bilde dir keine Sekunde lang ein, dass dein Vater und ich nicht wussten, dass du mit jedem verfügbaren Mann geschlafen hast.«

Geoff schaute indigniert. »Woher...?«

Len brachte ihn zum Schweigen. »Ich weiß, wie das ist, weil ich genauso war, bevor ich deinen Vater getroffen habe. Es ist leer, einsam und zutiefst unbefriedigend, besonders im Vergleich neben jemanden aufzuwachen, den man liebt.«

Geoffs Ärger ebbte ab, als er die Wahrheit hinter dem, was Len sagte, erkannte.

»Ich weiß, du magst deinen Job, aber ist es damit vergleichbar, mit Kirk wie eben über die Wiesen zu reiten?« Geoff hatte das Gefühl, dass Len etwas in seinem Gesicht suchte. »Dein Vater wollte, dass du die Farm übernimmst. Er hat nur nicht erwartet, dass es so früh sein würde. Keiner von uns hat das.«

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

Len trat auf ihn zu und umarmte ihn fest. »Du musst jetzt gar nichts sagen. Du musst nur entscheiden, was du wirklich willst.«

»Aber ich bin Buchhalter.«

Len lachte – aus ganzem Herzen. Das erste Mal seit Geoffs Ankunft. »Und das hier ist in erster Linie eine Firma, eine sehr erfolgreiche, wenn du's genau wissen willst.« So hatte Geoff das noch nie betrachtet – für ihn war es einfach sein Zuhause. »Komm, wir müssen zurück, bevor die Geier anfangen, deine Tante zu umkreisen.«

»Geh schon mal vor, ich komme gleich nach«, sagte Geoff.

Len stieg auf und ritt den Trampelpfad zurück, Geoff mit seinen Gedanken alleine lassend.

»Nun, Kirk, was denkst du?« Das Pferd schnaubte und schüttelte den Kopf. »Ja, ich auch.«

Geoff stieg wieder auf und machten sich auf den Weg zurück zur Farm. Sobald sie das offene Feld erreichten, galoppierte Kirk los und Geoff trieb ihn noch zusätzlich an.

Sie atmeten beide heftig, als er Kirk zurück in seine Box führte. Geoff nahm ihm den Sattel ab und striegelte das Pferd erneut. Er versicherte sich, dass er genug Wasser und Hafer hatte, bevor er das Zaumzeug wegbrachte.

Joey räumte gerade die Sattelkammer auf.

»Wie lange arbeitest du schon hier?«, fragte Geoff.

Joey fuhr erschrocken zu ihm herum. »Em... nur einen Monat oder so. Len bringt mir das Reiten bei, als Gegenleistung dafür arbeite ich im Stall.«

»Ich bin Geoff.« Er hielt seine Hand aus und der jüngere Mann nahm sie. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

»Mein Beileid wegen Ihrem Vater. Er war wirklich ein netter Mann.«

»Danke. Bist du hier bald fertig?«

»Ja, ist nicht mehr viel.«

»Warum kommst du dann nicht mit nach oben zum Haus und isst zu Abend mit uns? Ich bin mir sicher, dass wir eine ganze Armee beköstigen könnten.«

»Danke. Ich muss das hier nur erst fertig machen. Len hat mir gesagt, ich soll die Sattelkammer putzen.«

Geoff erinnerte sich noch gut daran, dass er genauso viel Energie gehabt hatte, als es ums Reiten lernen ging und wie seine Welt sich um Len gedreht hatte.

»Okay, aber lass dir nicht zu viel Zeit.« Geoff ging zurück zum Haus. Allmählich kehrte sein inneres Gleichgewicht zu ihm zurück.

Es ist eine Schande, dass Dad erst sterben musste, damit ich bemerke, wie viel mir dieser Ort bedeutet.

Geoff schob den Schmerz von sich weg, während er die Treppen zur Veranda hochstieg.

Das Haus war in Aufruhr. Die anderen zwei Schwestern seines Vaters, Janelle und Victoria, waren angekommen und schwirrten durchs Haus. Len saß in seinem Stuhl, offensichtlich müde und definitiv überfordert.

»Geoff!« Seine Tante Vicki umarmte ihn flüchtig und hastete dann zurück in die Küche. In diesem Moment kam Janelle mit einer offensichtlich recht vollen Tasche unterm Arm die Treppen hinunter.

»Geoff.« Sie kam auf ihn zu, stellte die Tasche neben der Tür ab und umarmte ihn. Len schenkte dem keine Beachtung und Geoff sah den verzweifelten Ausdruck in seinem Gesicht.

»Was ist da drin?« Geoff zeigte auf die Tasche.

»Nichts Wichtiges.«

Geoff seufzte und ging zur Tür, hob die Tasche auf und leerte den Inhalt auf das Sofa aus. Wie er es vermutet hatte, war es die Quiltdecke seiner Urgroßmutter. Seine Tante und sein Vater stritten schon solange er denken konnte darum.

Er hob den Quilt auf und reichte sie ihr. »Bring sie zurück.«

Ihre Augen weiteten sich und schwammen auf einmal in Tränen. »Dein Vater sagte, sie ist ‒«

Geoff konnte erst ein Lächeln, dann ein Lachen nicht unterdrücken. »Hör mit den Krokodilstränen auf und bring sie zurück.« Er übergab sie ihr und schaute zu, wie sie die Treppen hoch marschierte und ein paar Minuten später mit leeren Händen wieder hinunter kam.

»Wenn du etwas haben willst, frag' und ich überlege es mir.«

Sie öffnete tatsächlich den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.

Ohne ein weiteres Wort ging Geoff in die Küche und traf auf seine Tante Mari, die das Abendessen vorbereitete.

»Danke.« Er küsste sie sanft auf die Wange.

»Wie viele sind fürs Abendbrot da?« Er konnte die Hoffnung in ihren Augen sehen.

Geoff grinste wissend. »Vier. Joey kommt noch dazu, wenn er in der Sattelkammer fertig ist.«

»Was ist mit denen?« Sie deutete in die Richtung, in der ihre Schwestern im Wohnzimmer saßen. Geoff schüttelte den Kopf. Er brauchte Ruhe und Len ebenso. Die beiden führten ihn in Versuchung, die Farm zu verkaufen und fröhlich zurück nach Chicago zu verschwinden. Sein Vater hatte seine älteren Schwestern immer toleriert, aber Geoff hatte sie nie gemocht.

Mari lächelte, fing an, den Tisch zu decken, und Geoff ging zurück ins Wohnzimmer. Seine beiden Tanten funkelten ihn an und Len hockte elend in seinem Stuhl.

»Len, Essen ist in ein paar Minuten fertig.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er zur Garderobe und holte die Jacken seiner Tanten.

»Danke für den Besuch.« Er küsste beide auf die Wange. »Wir sehen uns dann morgen.« Er half ihnen in ihre Jacken und sie ließen sich widerstandslos aus dem Haus bugsieren.

Len richtete sich auf und schlug sich aufs Knie. »Ich glaub's nicht! Ich versuche seit zwanzig Jahren, herauszufinden, wie man diese Miststücke zum Gehen bewegt.« Er lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und sah ein wenig erleichterter aus. »Du weißt, dass das noch nicht beendet ist.«

»Ich weiß, aber es fühlte sich gut an. Janelle ist immer...« Geoff konnte nie den Finger darauf legen, aber seine Tante Janelle hatte auf ihn immer falsch gewirkt. Oh, sie sagte und tat, was angebracht schien, aber da war etwas Kaltes in ihren Augen.

»Ich dachte immer, sie hasst uns dafür, dass wir schwul sind, aber nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich halte es für möglich, dass sie es nicht ertragen konnte, dass Cliff und ich zusammen unser Glück gefunden haben. Sie hat das nie geschafft.« Len schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie deine Tante Vicki es mit ihr aushält, aber sie hielten schon immer zusammen wie Pech und Schwefel.«

Janelle hatte nie geheiratet, was nach Geoffs Meinung daran lag, dass niemand es so lange mit ihr aushielt. Aber seine Tante Vicki war eigentlich eine liebe Person. Solange Janelle nicht in ihrer Nähe war, war sie wundervoll. Sobald Janelle jedoch auftauchte, verwandelte sie sich in ein Miststück. Er fragte sich, wie Onkel Dan und seine zwei Cousins, Jill und Christopher, das ertragen konnten.

Kurz darauf betrat Joey den Raum und befreite Geoff Gott sei Dank von den Gedanken über seine Familie. Sie wuschen sich die Hände und setzten sich zum Essen an den Küchentisch. Ihre Unterhaltung dreht sich um Pferde und jedes nur denkbare Thema, das sie von Geoffs Vater ablenkte.

Len kommentierte zwischen seinen Bissen: »Es hört sich so an, als ob du dich entschieden hast.« Geoff schaute über den Tisch und er hätte schwören können, dass Len so grinste, als ob er es die ganze Zeit gewusst hatte.

»Ja.« Geoff erhob sich und brachte sein Geschirr zur Spüle. »Ich komme hierher zurück. Das hier ist mein Zuhause.«

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Yaş sınırı:
18+
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ISBN:
9783958235069
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