Kitabı oku: «Der Virus-Code», sayfa 2

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Die Versammlung

„Ein Menschschsch…, ein Menschschsch…“, donnert der Bergtyp mit dem kantigen Gesicht, und bei den nachhallenden Zisch-Lauten sprudelt ein Schwall Wasser aus seinem Mund.

„Das ist ja voll eklig“, ruft Benni aus und schnaufelt in die Richtung des Giganten. „Wer bist du denn eigentlich und warum fürchtest du dich vor mir?“, fragt er und betrachtet sein Gegenüber aufmerksam.

„Ich bin ein Globant!“, brüllt der Angesprochene stolz. „Was? Ich und mich vor dir fürchten?“ Er versucht so etwas wie ein Lachen, was sich aber bei ihm eher wie ein Bergrutsch anhört. „Du solltest vor mir erzittern“, donnert er furchterregend und schreitet auf Benni zu. Bei jedem Schritt schlenkern die Bartflechten an seinen zerfurchten Beinen hin und her, wie die Fahnen an einer Fahnenstange. Er bleibt dicht vor Benni stehen und rammt den Metallstab vor Bennis Füßen in den Boden, sodass Benni erschrocken zurückspringt.

„Ein Menschschsch…, ein Menschschsch“, flüstert es in der Runde.

Die sonderbaren Gestalten weichen zurück und bilden kleine Grüppchen. Dann kommen drei violett-graue Tropfengestalten auf Benni zu, sie strecken ihre langen Arme nach ihm aus und legen ihre ölig-schleimigen Hände auf Bennis Schultern und Arme.

„Nehmt sofort eure schmierigen Hände von mir!“, schreit Benni. „Ihr seid ja ober-eklig!“

„Schmierige Hände?“, wiederholt der größte von den violett-grauen Tropfengestalten. „Schmierige Hände?“ Und sein Tropfengesicht sieht wirklich nicht freundlich auf Benni herab. „Weißt du nicht, wer wir sind?“, schleimt er und verbiegt sich wie ein Fragezeichen.

„Nein, weiß ich nicht“, sagt Benni und sieht sein Gegenüber trotzig an, „aber du wirst es mir wohl gleich sagen!“

„Wir sind Oilanten, und ihr Menschen stehlt uns unser Öl. Ihr bohrt euch in unsere Welt hinein und nehmt uns unseren Lebensstoff weg“, sagt er. Dabei triefen bei jedem Wort kleine Ölbäche aus seinem Mund und bilden eine fette Öllache auf der Wiese.


„Reiß dich doch zusammen!“, faucht jemand hinter Bennis Rücken.

Benni dreht sich um und schaut geradewegs in zwei Rehaugen, die zu einem Geschöpf gehören, das halb Reh und halb Wolke ist. „Du versaust ja die ganze Wiese, das Gras kann doch keiner mehr genießen!“, zischt es den Oilanten an.

„Lasst uns doch diesen Menschenzwerg in den Erdenschlund werfen!“, schreit jetzt eine Meute ungestalter, erdiger Undergrounder, die sich aus dem Erdboden am Bachufer herauswühlen. „Er soll dafür büßen!“

„Ja, er soll dafür büßen! Wir werfen ihn in die Erdtiefen!“, schreien die aufgebrachten Oilanten und erdigen Undergrounder.

„Nein“, zirpt eine feine Stimme. Eine Elfe ist aus dem Blütenkranz von Muttererde Terra hervorgeflattert und umschwirrt den Jungen. Ihre zarten, durchsichtigen Flügel schlagen aufgeregt auf und ab. „Nein, tut ihm nichts zuleide“, zirpt sie, so kräftig sie nur zirpen kann, „ich kenne den Jungen. Er ist gar kein Menschenmensch. Das ist Benni, er kommt oft hierher und schaut uns Elfen und Trollen bei unseren Tänzen zu. Er ist rein, er kann uns vielleicht sogar helfen!“

Benni sieht fasziniert auf das zierliche, blütenschimmernde Geschöpf. Er streckt seine Hand aus und die rosafarbene Blumenelfe setzt sich darauf.

„Du kennst mich?“, fragt er erstaunt. „Du weißt, dass ich euch so gerne zuschaue? Und ich dachte immer, ich hätte mich gut versteckt!“

„Ich weiß sogar, wo du wohnst“, sagt sie, schlägt ihre Flügel nach vorn und streicht mit ihren schönen, schlanken Armen darüber, um sie zu glätten.

„Dann stell mir doch mal deinen Freund vor!“ Muttererde Terra hat sich jetzt erhoben und winkt die beiden zu sich her.

Langsam geht Benni auf die wunderschöne, große Erdmutter zu und Mo folgt ihm, dicht bei Fuß.

„Setz dich“, sagt sie und sofort verschlingen sich zwei Baumwesen zu einem kleinen Holzsessel, auf dem es sich Benni gemütlich machen kann.

Die blütenschimmernde Blumenelfe macht einen kleinen Flughüpfer und stellt sich auf seinen Kopf. Sie muss Bennis braune Locken ein wenig auseinanderschieben, damit sie auch jeder sehen kann, dann zirpt sie: „Erzähl doch bitte von dir, damit dich alle kennenlernen!“

Nun berichtet er von sich und seiner Familie. „Ich heiße Benni Sonntag“, erklärt er, „wie der Sonntag.“ Er macht eine kleine Pause und schaut Muttererde Terra fragend an. Sie lächelt und winkt ihm mit der unteren linken Hand auffordernd zu, dass er weitererzählen möge. „Also“, setzt er die Familienaufzählung fort, „meine Mutter heißt Carola und mein Vater Ronald, dann gibt es da noch Anna, meine Schwester, meine allerbeste und liebste Oma Clara – und hier“, er beugt sich etwas vor und streicht über Mos Kopf, „Mo, meinen Deerhound. Er ist immer bei mir. Wir lieben beide die Natur und die Tiere, weshalb ich oft von zu Hause fortlaufe und hierherkomme, um den Naturgeschöpfen zuzusehen. Aber wer seid ihr?“, fragt er schließlich, nachdem ihm Muttererde Terra aufmerksam und ohne ihn zu unterbrechen zugehört hat.

„Wir sind die Vertreter der Welt“, antwortet Muttererde Terra. „Die Oilanten, die sich vorhin ein wenig ungebührlich dir gegenüber benommen haben, wohnen in den dahin-fließenden Ölschichten, tief unten in der Erde, doch viel weiter darunter, im Erdinneren, leben die Undergrounder. Ihre unbezähmbar starken Arme schieben die Lava aus den Tiefen nach oben, türmen Gebirge auf und lassen die Erdplatten wandern. Du hast sie ja schon kennengelernt, und auch wenn sie ein wenig ruppig sind, so dienen sie mit ihren Kräften und Schätzen doch den Menschen. Die schillernden und singenden Undinen bevölkern die Meere und lassen den Meerschaum über die Wellen sprudeln. Die Globanten, deren obersten Anführer du auch schon kennst, vermögen die inneren Erdkräfte zu vereinen, sie durchdringen alles, was glüht und dahinfließt – und endlich erstarrt.“

Benni lauscht schweigend, und mit weit geöffneten Augen und Mund saugt er jedes Wort von Muttererde Terra begierig ein. Kerzengerade sitzt er da und bei allen Gruppen, die ihm vorgestellt werden, nickt er und winkt ihnen grüßend zu.

„Die Upgrounder sind den Menschenkindern vertraut, denn sie beseelen die Tiere, eure Mitgeschöpfe der Erdoberfläche“, fährt Muttererde Terra fort. „Die Feen und Kobolde sind euch nicht wirklich fremd, und auch den Natminders könnt ihr Menschenwesen eher begegnen. Es sind dies die Elfen, Trolle und Naturgeister, von denen viele eurer Geschichten erzählen. Fast alle sind hier“, sagt sie und deutet auf die neuen Bekanntschaften dieses Abends, „nur die Gruppe der Universianer mit den Sylphen, den Gasanos und den Lichtalben fehlt noch“, schließt Muttererde Terra ihre Rede.

Benni erhebt sich und von jeder Gruppe tritt eines der Wesen hervor und sie verneigen sich voreinander.

Jetzt, da er direkt zwischen all den Wesen ist, sieht er, dass alle irgendwie verletzt sind. Einige tragen dicke Verbände, andere haben Pflaster aufgeklebt, wieder andere haben tiefe Narben – und manchen fehlt sogar ein Glied.

Benni wird plötzlich sehr traurig. Er muss gerade an die Kälbchen denken, die, eingesperrt im großen Stall, in den engen Eisengitterboxen ihre kleinen rosafarbenen Nasen an die Eisenstäbe drücken, wenn er vorbeikommt. Wenn niemand da ist, schleicht er sich immer in den Stall, hangelt mit seinem schlanken Arm durch das Tiergefängnisgitter, streichelt den Tieren über ihre warme, weiche Schnauze und tätschelt ihnen den Kopf. Manchmal summt er ihnen sogar ein Lied vor und dann kann er ihre Freude erschnaufeln. Er isst kein Fleisch, weil er es sich überhaupt nicht vorstellen kann, in eines dieser Geschöpfe hineinzubeißen. Seine Schwester lacht ihn dann immer aus und nennt ihn manchmal einen Kaninchenfutterdieb, weil er am liebsten Salat mag.

Er spürt es nicht, dass Tränen an seinen Wangen hinunterfließen. Erst als die kleine Blumenelfe mit ihren zarten Fingern eine Träne von seiner Wange pflückt, wird ihm bewusst, dass er weint. Etwas verlegen wischt er sich mit dem Jackenärmel über sein Gesicht und senkt den Kopf. Mo legt seine lange schlanke Pfote auf seinen Schuh und schaut zu ihm hinauf.


„Ich weiß“, murmelt Benni nach unten, an Mo gerichtet, „ich soll keine Heulsuse sein!“

„Das sind Perlen deiner reinen Kinderseele“, spricht ihn eine schimmernde Lichtalbe an, „die sind sehr kostbar und sie heilen schon eine unserer Wunden, denn du weinst sie wegen der Bosheit der Menschenmenschen.“

Eine Gestalt kommt auf ihn zu, die von so einem hellen Licht umgeben ist, dass Benni die Augen schließen muss. Dann spürt er, wie ihm etwas in die Hände gelegt wird, das sich wie Blätter anfühlt.

„Leg die Blütenblätter auf deine Augen“, spricht ihn eine sanfte, klare Stimme an, „dann kannst du mich anschauen, ohne dass du geblendet wirst.“

Benni blinzelt nach unten in seine Hand und sieht, dass zwei zartgelbe Rosenblätter darin liegen. Vorsichtig nimmt er sie zwischen Daumen und Zeigefinger und legt sie sich auf die Augen. Jetzt kann er tatsächlich die Augen öffnen und die Gestalt anschauen. Sie sieht ein bisschen aus, wie er sich immer einen Engel vorgestellt hat, und noch bevor er fragen kann, sagt das Lichtwesen: „Ich bin ein Deva, ein überirdisches Wesen, und ich bin es, der dich hierhergeführt hat. Du sollst erfahren, wie es um eure Erde steht und dass wir keine andere Möglichkeit sehen, als einzugreifen. Die Wesenheiten von Terra, der Muttererde, sind krank, und alle ihre Kinder, Geschwister und Freunde leiden darunter!“

Benni schüttelt traurig den Kopf und sagt: „Aber wie soll ich euch denn helfen? Auf mich hört doch gar keiner! Die Menschenmenschen verstehen mich doch überhaupt nicht!“

„Lass das unsere Sorge sein“, antwortet der Deva, „du verstehst uns und kannst mit uns in Kontakt treten, und das allein ist entscheidend.“

Die Undergrounder werden unruhig und auch die Natminders fangen an zu rebellieren.

„Lasst uns jetzt endlich unsere Besprechung eröffnen“, ergreift da die Natminder-Prinzessin das Wort, „denn wir wissen ja nun, dass dieser Junge zu uns gehört!“

Der Globant tritt vor, hebt seinen Eisenstab und will gerade damit auf die Erde klopfen, da sausen oben vom Abendhimmel unzählige Sterne und Sternschnuppen herunter. Es quietscht leicht in der Luft, als würde jemand mit dem Auto eine Vollbremsung hinlegen.

„Puh, das war knapp!“, keucht eines der Sternenwesen, und die Zacken rotieren immer noch um seinen Kopf. „Fast wären wir vorbeigesaust. Diese dämlichen Satelliten und Raumstationen der Menschenmenschen versauen einem doch schier die ganze Flugbahn“, motzt der Sternentyp und rückt sich die Zacken seiner Sternenkrone wieder gerade. Seine Sternengesellschaft verneigt sich kurz vor Muttererde Terra, dann stellen sich alle oben – mit etwas Abstand zu den anderen – an den Rand der Wiese.

„Dann lasst uns jetzt beginnen“, gibt Muttererde Terra das Zeichen zum Start für die Besprechung.

Die Versammlung hat sich in einem großen Halbkreis um den Thron von Muttererde Terra aufgestellt, und Benni sitzt in seinem Korbsessel dicht neben ihr. Mo liegt mit der typischen Gelassenheit eines Deerhounds quer vor seinen Füßen. Hinter dem Thron von Muttererde Terra stehen zwölf Devas. Jeder von ihnen hält ein Buch in den Händen.

Der Globant tritt in die Mitte, stellt sich, den Rücken Muttererde Terra zugewandt, breitbeinig auf und schlägt seinen Eisenstab dreimal auf einen Stein, sodass es scheppert, als würde jemand einen verstimmten Gong ertönen lassen. „Der erste Ankläger erscheine!“, ruft er.

Ein Upgrounder tritt aus seiner Gruppe hervor, aber im selben Augenblick stellt sich ein Undergrounder neben ihn und schubst ihn zur Seite. „Mir gehört das Erstanhörungsrecht!“, knurrt er den Upgrounder an. „Schließlich haben wir veranlasst, dass diese Versammlung überhaupt zustandekommt!“ Er will gerade seine Anklagerolle ausrollen, da schreit ihn der Upgrounder an, es ginge doch wirklich nicht, dass die Unterweltler das Sprachrecht vor den Oberweltlern erhielten!

Benni dreht sich um und schaut auf die Reihe der Devas, die hinter Muttererde Terra stehen. Der größte der Devas lächelt etwas verlegen, dann ermahnt er jedoch den Undergrounder, sich wieder in seine Gruppe zurückzubegeben, denn die Reihenfolge sei von ihnen, den Devas, bestimmt worden und er solle einfach warten, bis er dran sei. Der Undergrounder brummt etwas vor sich hin und tritt schmollend zurück in seine Gruppe.

Der Ankläger

Der große Deva winkt dem Globanten zu und dieser verkündet: „Es treten der Reihe nach folgende Parteien auf und schicken ihren jeweiligen Abgesandten zur Verlesung der Anklageschrift:

Erstens: die Upgrounder, vertreten durch die hier anwesenden Natminders, Feen und Kobolde,

zweitens: die Globanten, vertreten durch die hier anwesenden Undergrounder, Undinen und Oilanten, und

drittens: die Universianer, vertreten durch die hier anwesenden Gasanos, Sylphen und Lichtalben.“

Nun endlich rollt der Upgrounder seine Papierrolle auseinander und eröffnet die Klagerede.

„Also, … äh, hm, hochverehrte Muttererde Terra, ihr heiligen Devas“, fängt er etwas holprig zu sprechen an, „wir sind nun heute hier zu dieser Besprechung zusammengekommen, um den Allgemeinzustand unseres geliebten Planeten Erde zu besprechen und die tragische Entwicklung aufzuzeigen, die die Menschenmenschen vorgenommen haben, bei der sie das blaue Juwel des Weltalls zu zerstören drohen.“ Er macht eine Pause und schaut etwas unsicher zu Muttererde Terra, diese nickt ihm aufmunternd zu und so fährt er fort: „Aus allen Ebenen des Seins sind wir erschienen, um unsere Klagen vorzutragen und um eine Lösung zu erbitten. Ich …“ Er rollt das ellenlange Papier ein bisschen umständlich weiter auf, und fast wäre es ihm runtergefallen, hätte der Globant nicht geistesgegenwärtig und schnell seinen Eisenstab unter die Papierrolle geschoben. „Ich als Vertreter der Upgrounder“, fährt er fort, „habe die Natminders, Feen und Kobolde mitgebracht. Wir werden die sehr besorgniserregenden Zustände auf der Erdoberfläche schildern.“ Er verneigt sich leicht, legt das entrollte Papier auf die Wiese und stellt sich daneben. Dann winkt er in die Richtung seiner Gruppe und alsbald treten zwei Natminders, zwei Feen und zwei Kobolde an seine Seite.

Nun ist der Undergrounder endlich dran und mit einem gewaltigen Schwung entrollt er sein Papier, wirft es auf die Erde und beginnt mit lauter Stimme vorzulesen: „Wir, die Globanten“, er nickt kurz dem protokollführenden Globanten zu, „die Undergrounder, Oilanten und Singsang säuselnden Undinen“, er schaut von seiner Schrift auf und wirft einen etwas missbilligenden Blick auf die Runde der zarten, blauschimmernden Meerjungfrauen, spricht jedoch gleich weiter, „wir sind ebenfalls hier, um den Missbrauch der Menschen an unseren Reichen anzuzeigen!“ Er macht einen ehrerbietigen Diener vor Muttererde Terra, positioniert sich hinter seine Anklageschrift und fordert je zwei seiner Mitkläger auf, sich zu ihm zu gesellen.

Als Letztes bewegt sich ein Universianer auf seinen sechs Zackenbeinen in die Mitte, indem er von einer Spitze auf die andere rollt, was Benni lustig findet und ihm einen Juhu-Ruf entlockt. Der Universianer dreht Benni sein Sternengesicht zu und strahlt ihn an, doch sogleich wendet er sich wieder an Muttererde Terra und wirft eine Handvoll Sternenstaub auf das Gras. Das Sternengeflimmer verbindet sich zu einem leuchtenden Teppich, auf dem ein längerer Schriftzug erscheint. Der Universianer beugt sich etwas nach vorn und spricht mit heller, klarer Stimme: „Ich bin hier, mit den Gasanos, Sylphen und Lichtalben, auch wir haben einiges zu beklagen und sehen uns ebenfalls veranlasst, eine Änderung zu bewirken!“ Genau wie die anderen beiden Hauptkläger wird auch er von jeweils sechs seiner Nebenkläger unterstützt.

Der Globant schlägt wieder den Eisenstab auf den Stein und erklärt die Verhandlung hiermit als eröffnet.

Nun erheben sich alle, auch die, die zuvor noch auf der Wiese gechillt herumgesessen sind. Sie stellen sich in ihren Gruppen zusammen und jedes der Wesen setzt sich ein Hütchen auf den Kopf, das die Farbe seiner Gruppe widerspiegelt. Die Gruppen, die zu den Upgroundern gehören, tragen Grün, wobei die Kobolde sehr ideenreiche Kopfbedeckungen haben, die meist schief an ihren großen spitzen Ohren hängen. Die Elfen schmücken sich mit zierlichen Kleeblättchen, die sie kokett auf ihre Elfenhaare setzen. Alle Mitglieder der Undergrounder tragen braune Kappen oder Mützen, und jeder, der den Universianern angehört, schmückt sich mit blauen, luftig leichten Himmelshüten.

Benni betrachtet diese außergewöhnliche Versammlung. Er muss an die Fans in einem Fußballstadion denken, die ja auch in den Farben ihrer Clubs daherkommen und einen Teppich aus farbigen Feldern ergeben.

Die Anklagen

Der erste Kläger wird nun aufgerufen, seine Klage vorzutragen.

Als Erstes tritt der Natminder, der wie ein Reh mit einem Wolkenkörper aussieht, nach vorn und stellt sich als Caprio vor. Er berichtet von den Sorgen und Nöten der Geschöpfe, die in den Wäldern und auf den Wiesen leben. „Was sollen sie in Zukunft fressen?“, fragt er und seine Stimme vibriert. „Denn immer mehr Pflanzen erkranken oder sterben sogar. Die Wälder werden abgeholzt und die Tiere finden keinen Schutz mehr. Die Regentropfen müssen über den kahlen Boden fortfließen, weil keine Wurzeln und Moose mehr da sind, an denen sie sich festhalten und wieder zurück ins Erdreich gelangen können, um so den lebensspenden, unterirdischen Wasserstrom zu bilden. Die Bäume haben nun nicht genug zu trinken, und wenn dann die großen Stürme dieser Zeit kommen, können sie sich nicht mehr halten, weil sie schwach sind, sie stürzen um und sterben. Die Wiesen und Felder werden mit stinkenden, braunen Flüssigkeiten besprüht, die außerdem noch fürchterlich brennen, sodass viele Blumen ihre zarten Blättchen und Blüten nicht mehr dem Sonnenlicht entgegenstrecken mögen und in der Erde vermodern. Nun haben die Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten keine Nahrung mehr, fliegen mit leeren Beutelchen in ihre Bauten und können ihre Kinder nicht mehr füttern. Wächst dann doch etwas Zartes, Grünes, so kommen die Menschenmenschen mit noch fürchterlicheren Flüssigkeiten, die sie mehrmals im Jahr auf alles, was sie angepflanzt haben, regnen lassen, und die kleinen, geflügelten Geschöpfe bekommen davon fürchterlichen Husten und ersticken. Nun haben auch die Vögel kein Futter mehr für ihre Kleinen. Traurig fliegen sie umher und die wenigen Fliegen, die sie noch finden, sind auch schon halbtot und vergiftet. Wenn sie die dann ihren Kindern zu Hause im Nest füttern, werden viele von ihnen krank und erreichen nicht einmal das Alter für das Federkleid. Es dauert nicht mehr lange und der Gesang der gefiederten Boten des Frühlings wird auf dieser Erde endgültig verstummen.“ Dicke Tränenbäche rollen jetzt aus den Rehaugen des hübschen Natminders, und Benni muss auch weinen.

Die beiden Feen umschweben den weinenden Natminder und klagen: „Verschwinden die Blumen, verschwinden die Elfen – verschwinden die Elfen, verschwindet das Wunder!“

Die beiden Kobolde klopfen zwei kleine Steine aufeinander und singen: „Verschwindet der Wald, verschwinden die Kobolde – verschwinden die Kobolde, verschwindet der Schutz für Haus und für Hof!“

Muttererde Terra nickt und wischt sich mit einer ihrer vielen Hände über die Wangen. Die Ährenkrone auf ihrem Kopf wird ganz dürr und grau. Die Blumen ihrer Ketten sind plötzlich alle verwelkt und hängen schlaff und braun um ihren Hals, und das Obst in ihrer Schale hat braune verfaulte und weiße schimmelige Flecken bekommen. Es ist wirkliche ein sehr trübes Bild, das sie da auf einmal abgibt.

Die Ankläger verneigen sich und gehen zurück zu ihrer Gruppe.

Jetzt ist die Gruppe der Undergrounder dran und der eckige Bergtyp tritt stampfend und brummend in die Mitte, gefolgt von zwei Undinen und Oilanten. Auch er habe einen Namen, er heiße Earl of Mohorowitschitsch, aber man könne ihn einfach Earl Mohoro nennen, beginnt er etwas wichtig.


Sie drängten in seine Tiefen vor, sagt er, und das schon sehr lange, aber bisher habe er die Wunden, die sie ihm geschlagen hätten, immer gut verkraften können, es seien ja immer nur Kratzer gewesen. Was aber seit geraumer Zeit geschehe, könne er nicht mehr hinnehmen. Sie würden sein Atemorgan, das Meer, verstopfen, sie würden da hineinschmeißen, was sie zuvor aus seinem Inneren, aus seinen Eingeweiden herausgeholt hätten. Die Undinen, und dabei schaut er wieder ein wenig missbilligend zu den wunderschönen, blauschimmernden jungen Mädchengestalten, hätten ihn als Erste angesprochen, und da habe er es nicht gleich geglaubt, denn die sängen und jammerten ja schnell einmal, so war seine Meinung. Aber als sie ihm immer wieder die toten Wale, die Könige seines Atemorgans, gezeigt hätten, sei er dann doch aufmerksam geworden und habe sehr besorgt den Zustand seiner Meere zu Kenntnis nehmen müssen. Es werde immer wärmer und das Atmen seiner Meereslunge falle ihm schon spürbar schwerer, sagt er und schnauft – nicht zu überhören – schwer und lang. Und das sei noch lange nicht der Kern der Sache, fährt er fort. Sie würden sich immer tiefer in seine Haut und in seine Eingeweide fressen und alles herauspumpen, ohne Rücksicht auf die Stabilität seines Reiches. „Vor Kurzem“, spricht er aufgeregt weiter, „haben mich die Oilanten angesprochen, diese Wesen, die tief in meiner Haut leben, und haben mir Schreckliches offenbart: Ihr Lebenselement, das Erdöl, werde immer mehr abgepumpt, es werde knapper, viele von den Oilanten seien sehr krank und einige sogar schon gestorben. Sie befürchten nun, wenn das immer so weitergeht, dass sie die Decke nicht mehr stützen können. Es gibt schon beängstigende Risse, und dann wird das Meerwasser in meine Eingeweide herabstürzen, meine Lunge wird kollabieren – und ich ... ich werde sterben. Und ihr könnt euch ja wohl ausmalen, was dann geschieht, oh große Muttererde Terra!“ Earl of Mohorowitschitsch schweigt jetzt und über sein Berggesicht laufen Ströme von Tränen.

Die Oilanten brummen: „Verschwindet das Erdöl, verschwindet die Wärme – verschwindet die Wärme, verschwindet die Kraft!“

Die Undinen umklammern die Füße des Earl of Mohorovičić und sagen weinerlich: „Versickert das Wasser, versickert das Leben – versickert das Leben, gewinnt der Tod, gewinnt der Tod, gewinnt der Tod!“

Muttererde Terra wird von einem Weinkrampf geschüttelt, blutige Tränen rinnen aus ihren schönen großen Augen, die Harfe gleitet aus ihrer Hand und fällt scheppernd zu Boden. Nach einer Weile der Stille streicht sie sich die Strähnen ihrer blonden Locken aus dem Gesicht, richtet sich, so gut es geht, majestätisch wieder auf und winkt die letzten der Ankläger herbei.


Der Universianer rollt mittels seiner sechs Zacken nach vorn, lupft sein blaues Käppchen, das etwas lässig an der linken Zacke baumelt, wischt kurz über seine beiden oberen Sternenspitzen, sodass sie strahlen und leuchten, und sagt:

„Gestatten, ich bin Star Stella Stellarus, kurz Stellarus, und werde von den Gasanos, Sylphen und Lichtalben begleitet. Vorab soll ich allen herzliche Grüße von der Sonne übermitteln. Sie hat mich beauftragt, euch die Notwendigkeit einer baldigen Änderung ans Herz zu legen, ansonsten wird sie in Kürze ihre kostbare Energie nicht mehr zur Verfügung stellen. Aber nun zu unseren ureigenen Anliegen und Klagen.“ Wieder poliert er seine Zacken, wischt sich über das goldstrahlende Gesicht, dass es nur so blitzt und funkelt, verstreut etwas Sternenstaub und beginnt endlich mit seiner Klagerede: „Früher haben die Menschen in all den vielen Sternen Gottheiten gesehen, haben sie verehrt und besungen … Das waren noch Zeiten“, schwärmt er, dreht sich im Kreis und weist mit einer der Zacken hinauf zum Himmel.

Muttererde Terra räuspert sich und der große Deva ermahnt ihn, den eigentlichen Grund seines Erscheinens doch bitte umgehend zu nennen.

Stellarus seufzt leicht dramatisch, doch dann besinnt er sich. „Nicht genug, dass sie Theia, die Halbschwester unserer Muttererde Terra, als Mond bezeichnen und ihr laufend auf die Pelle rücken, nein, sie schießen dauernd künstliche Gebilde in unseren schönen dunklen Weltenraum, schicken sonderbare Strahlenstraßen durch die Weiten unseres Reiches, stören unsere Magnetfelder, verwirren die Vögel, die auf unseren Strahlenstraßen fliegen, und haben keine Bedenken, uns ihren Müll aufzuhalsen! Das nenne ich eine bodenlose Unverschämtheit! Schließlich ist es unser Reich und nur wir haben das Recht, Licht und Strahlen weiterzuleiten!“

Er sieht trotzig in die Runde und putzt sich ausgiebig seine Zackenhände, als wolle er sich die Fingernägel lackieren. Dann sieht er die Gasanos an und fährt etwas langsamer fort: „Folgendes ist aus dem Reich der Gasanos zu beklagen: Die Luftschichten der Erde verändern sich zunehmend und dramatisch, weil die Gasanos die Orientierung durch den ganzen Schmutz, den die Menschenmenschen in die Luftschichten schicken, verlieren. Die Sylphen bemühen sich zwar, mit Stürmen und Orkanen die Atmung der Erde zu reinigen, aber sie schaffen es bald nicht mehr. Wenn nun also die Sylphen die Atmung der Erde nicht heilen können, wird sie immer mehr verschmutzen. Dadurch können die Lichtalben ihre Lichtteilchen nicht mehr durch den Äther tragen, die Erde wird zunehmend finster und dunkel – und alles wird absterben, denn Licht bedeutet Leben! Soweit nun mein Bericht.“

Stellarus putzt wieder über seine Zacken, dann meint er lakonisch: „Es müsste mich ja nicht wirklich interessieren, denn meine Heimat ist die Weite des Universums, aber wer weiß“, und nun ist er mit einem Mal sehr ernst, „wenn die Erde so schwer erkrankt, ob das dann nicht auch Folgen für uns alle hat, weil einfach alles aus dem Gleichgewicht geraten ist – und die Schöpfung ist doch der vollkommene Gleichklang aller Dinge!“

Die Gasanos summen: „Verschmutzen die Schichten, verkehren die Kräfte – verkehren die Kräfte, verlieren die Bahnen!“

Die Sylphen wehen hin und her und singen heulend: „Verstummen die Winde, ersticken die Wasser – ersticken die Wasser, verderben die Wesen!“

Die Lichtalben schmiegen sich aneinander und schluchzen: „Verlieren wir Licht, verdunkelt die Erde – verdunkelt die Erde, erlischt alles Leuchten – ohne Leuchten keine Hoffnung, ohne Hoffnung kein Leben!“

Nach diesen Worten erfasst Muttererde Terra ein heftiger Hustenanfall, sie beugt sich weit vor, ringt um Luft und die Devas streichen ihr beruhigend über den Rücken. Sie röchelt immer noch, ringt nach Atem, windet sich, hustet wieder, und erst die kleine Elfe kann sie mit einem Strauß frischer Eukalyptusblätter beruhigen. Es dauert eine ganze Weile, bis Muttererde Terra wieder einigermaßen bei Kräften ist und sprechen kann. Ihre ganze Gestalt sieht jetzt wirklich krank und geschwächt aus, ihre Gesichtsfarbe ist blass und ihre Augen sind glasig und fahl, Schweißperlen rinnen in Bächen von ihrer Stirn und ihre Arme liegen schwach und leblos auf ihrem Schoß.

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Yaş sınırı:
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Hacim:
241 s. 20 illüstrasyon
ISBN:
9783947233144
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