Kitabı oku: «Anders – aber trotzdem glücklich», sayfa 3

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Auslandshunde


Janga – unser Sonnenschein

von Marianne Deininger


Janga ist eine etwa neunjährige Dackel-Mischlingshündin. Sie war zwei bis drei Jahre alt, als sie im April 2000 in unseren Dreipersonenhaushalt – mein Mann, meine Mutter, die über neunzig ist, und ich – einzog.

Janga kommt aus Serbien. Sie hat als Straßenhund in einem Park in Belgrad gelebt und sich alleine durchgeschlagen. Tierfreundinnen, die dort regelmäßig die Hunde mit Essbarem versorgten, kannten die kleine Hündin bereits. Eines Tages fiel ihnen auf, dass Janga schon seit Längerem nicht mehr aufgetaucht war. Viele Wochen später fand eine der Frauen den Hund im Park wieder. Jugendliche, die bereits mehrfach aufgefallen waren, weil sie mit Steinen nach den Straßenhunden warfen, hatten Janga eingefangen und ihr mit Rasierklingen beide Ohren abgeschnitten. Die Tierfreundinnen waren selbst sehr arm und konnten keinen zusätzlichen Hund aufnehmen. Sie wussten aber von einem vorbildlich geführten Tierheim in einem serbischen Dorf, das seit über 18 Jahren von einer Schweizerin geleitet wird. Dorthin brachten sie die an Körper und Seele leidende Janga.

Die kleine Hundedame verbrachte mehrere Monate in diesem Tierheim. Sie war in einer gemischten Hundegruppe mit Welpen, jungen und ausgewachsenen Hunden integriert, in der sie sich wohlzufühlen schien. Da sie einen ausgeprägten Mutterinstinkt hat, spielte sie stundenlang mit den Welpen. Ihre körperlichen Wunden heilten langsam ab. Zu Menschen war sie sehr zurückhaltend. Wir unterstützten die Arbeit des serbischen Tierschutzvereins bereits seit langer Zeit. Daher entschlossen wir uns, die Hündin aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir nur ihre traurige Geschichte.

Als Janga schließlich zu uns kam, verhielt sie sich zunächst sehr unterwürfig. Sie rutschte gleichsam über den Boden und mochte sich kaum aufrichten, wenn ein Mensch in ihrer Nähe war. Ich kannte bis dahin nur den Umgang mit selbstsicheren, eher draufgängerischen Hunden und hatte daher anfangs Probleme, mich auf Jangas Verhalten einzustellen. Ich wollte ihr Mut machen und versuchte, sie auf die Beine zu stellen. Aber dadurch zeigte die Hündin sich nur noch devoter. Ich musste also lernen, anders auf sie einzugehen. Fortan setzte oder legte ich mich zu ihr auf den Boden und machte mich genauso klein wie sie. Das funktionierte; Janga kam zu mir und leckte meine Hände. In dem Moment fing ich an, sie vorsichtig zu streicheln. Von Tag zu Tag traute sie sich nun etwas mehr zu. Sie schien zu begreifen, dass sie vor meinen Händen keine Angst haben musste. Nach ungefähr zwei Wochen zeigte sie mir schon von selbst, wenn sie gestreichelt werden wollte. Die geduckte Haltung hatte sie aufgegeben. Heute springt sie uns auf den Schoß und stellt ihre Forderungen unmissverständlich.

Kurze Zeit später kam eine kleine, lebenslustige Terrier-Mischlingsdame zu uns; eigentlich als Vermittlungshund, aber wie es halt so ist: Janga, die ein bisschen größer als Tira ist, »adoptierte« die Kleine sogleich. Von da an hatten wir einen zweiten Hund, der natürlich nicht mehr zu vermitteln war. Die beiden sind inzwischen dicke Freunde geworden. Abends legen sie sich zusammen in ein Körbchen, denn Janga liebt und braucht Körperkontakt, entweder zu uns oder zu Tira, damit sie richtig entspannen kann. Im ersten Jahr hat sie tagsüber kaum geschlafen. Auch wenn sie sich hinlegte, hatte sie die Augen immer nur halb zu und war bei jedem noch so leisen Geräusch oder einer Bewegung sofort wieder wach. Das ist heute ganz anders und die vorwitzige und immer zu Streichen aufgelegte Tira hat sicher sehr viel dazu beigetragen.

Da Janga gerne in der Nähe ihrer Menschen bleibt, war es einfach, ihr den Grundgehorsam beizubringen. Sie geht inzwischen sehr gerne spazieren. Bis heute merkt man allerdings, dass sie sich an der Leine – in der Nähe ihrer Lieben – am wohlsten fühlt. Große Angst hat sie nur noch bei Gewitter. Weil sie den Krieg in Serbien miterlebt hat, denken wir, dass die Donnergeräusche sie an ihre Heimat erinnern. Was ebenfalls von ihrer Vergangenheit zurückgeblieben ist, ist ihr großer, unstillbarer Hunger. Janga findet und frisst alles. Das ist ein Problem, wenn unser Kirschbaum reife oder halbreife Früchte trägt. Unsere Hündin würde dann am liebsten den ganzen Tag damit verbringen, die auf den Boden fallenden Kirschen inklusive der Steine zu vertilgen. In dieser Zeit müssen wir den ganzen Tag – mit Janga um die Wette – die Kirschen unterm Baum auflesen, denn andernfalls könnte für sie ein ernsthaftes Gesundheitsproblem entstehen. Wir lieben Janga sehr und wollen auch nicht das kleinste Risiko eingehen, dass ihr etwas zustößt.

Lucky – auf drei Pfoten ins Glück

von Gisela Bloos


Meine Tochter verbrachte im September 1998 mit ihrem Freund einen zweiwöchigen Urlaub auf der griechischen Insel Kreta. Wie in anderen südlichen Ländern gibt es auch dort viele Straßenhunde, die sich häufig an befahrenen Straßen aufhalten und von denen deshalb auch viele überfahren werden. Sie haben kaum zu fressen oder zu trinken und sind entsprechend abgemagert. Meine Tochter hätte am liebsten alle mitgenommen.

Zwei Tage vor ihrem Abflug nach Deutschland mieteten sich die beiden einen Motorroller und fuhren durch die schöne Berglandschaft Kretas. Am Ortseingang eines abgelegenen Dorfes sahen sie IHN: Der etwa fünf Monate alte Collie-Mischlingsrüde war an einem kurzen Strick am Baum angebunden, ohne Futter, ohne Wasser, bei etwa 40 Grad im Schatten. Er lag apathisch in der Sonne und hatte sich seinem Schicksal ergeben. Meine Tochter und ihr Freund streichelten ihn und sahen dabei, dass er einen gebrochenen Hinterlauf hatte, der seitlich vom Körper abstand. Einige Meter entfernt saßen mehrere Griechen an einem Tisch und ließen es sich bei Essen und Trinken gut gehen. Schockiert über so viel Kaltherzigkeit und Ignoranz sprachen die beiden die Griechen auf Englisch an und fragten, wem der Hund gehöre. Als Antwort erhielten sie nur Schulterzucken und Gelächter. Der würde da noch nicht lange sitzen, sei wohl ausgesetzt worden.

Wieder auf dem Heimweg, reifte in den beiden der Gedanke, den armen kleinen Kerl mitzunehmen. Sie gaben den Roller ab, mieteten sich ein Auto und fuhren erneut zu der Stelle, an der sie den Hund gefunden hatten. Der kleine Rüde lag noch genauso da wie vorher und schlief. Die jungen Leute schnitten den Strick durch und nahmen ihn mit. Die ganze Geschichte ausführlich zu erzählen, würde jetzt zu weit führen. Es sei nur noch kurz erwähnt, dass meine Tochter viel Hilfe von der deutschen Rezeptionistin ihres Hotels und deren griechischem Freund bekam. So nahmen die beiden den Hund z. B. für zwei Tage bei sich auf, nachdem der Kleine geimpft, bei der Fluggesellschaft angemeldet und eine Hundebox gekauft war. Meine Tochter erledigte derweil die restlichen Formalitäten. Glücklicherweise ging die Rückreise ohne nennenswerte Probleme über die Bühne. Auch der Zoll am Frankfurter Flughafen war ganz gelassen. Wir wurden zu Hause telefonisch auf das »lebendige Mitbringsel« vorbereitet.

Da wir gelegentlich auch Pflegehunde aufnehmen, sollte Lucky – wie wir den Hund inzwischen getauft hatten – so lange bei uns bleiben, bis sich geeignete Leute für ihn finden würden. Noch in derselben Woche wurde unser Pflegekind von einem Knochenspezialisten gründlich untersucht und geröntgt. Es stellte sich heraus, dass der Hinterlauf durch Gewalteinwirkung – eventuell hervorgerufen durch Fußtritte oder einen Autounfall – gebrochen und falsch zusammengewachsen war, weil sich offenbar niemand um den Bruch gekümmert hatte. Ärztlicherseits wurde die Überlegung angestellt, das Bein zu amputieren. Wir entschieden uns aber dagegen; mit Recht, wie sich später bestätigen sollte.

Einige Tage danach erfolgte die erste Operation, zwei Monate später die zweite. Der Hüftkopf musste entfernt werden, da er stark deformiert war. Beide Operationen, die natürlich nicht ganz billig waren, verliefen zu aller Zufriedenheit. Der linke Hinterlauf war jetzt steif und brauchte regelmäßige gymnastische Übungen, die Lucky geduldig über sich ergehen ließ. Anfänglich benutzte er das operierte Bein nur zögerlich, heute setzt er es ganz normal ein. Es dient ihm als Gleichgewichtsstütze.

Einige Monate waren vergangen und niemand dachte mehr daran, den kleinen Sonnenschein herzugeben. Er war allen viel zu sehr ans Herz gewachsen, daher behielten wir ihn. Lucky zeigt eine Energie und Lebensfreude, die uns jeden Tag staunen lässt. Seine liebsten Hobbys sind Gassi gehen, viel spielen und Blödsinn machen. Der linke Hinterlauf behindert ihn bei seinen Aktivitäten in keinster Weise. Will er richtig rennen, zieht er das Bein nach oben und benutzt nur die anderen drei. So hängt er einige seiner vierbeinigen Kollegen mühelos ab. Sogar am Fahrrad und beim Joggen mitzulaufen, sind für ihn eine Kleinigkeit. Er ist eigentlich nie müde zu kriegen.

Das Hören auf Herrchen und Frauchen war anfangs oft nicht so wichtig für Lucky. Es gab schließlich Interessanteres auf einem Spaziergang zu entdecken, z. B. andere »Fellnasen«, auf die man natürlich schnurstracks zu rennen musste, um sie zu beschnuppern. Auch Jogger anzubellen und ihnen dann hinterherzurennen, fand Lucky total klasse. Außerdem musste er auch jeden Spaziergänger persönlich begrüßen, damit er eine Streicheleinheit oder vielleicht sogar ein Leckerli abstauben konnte. Uns war klar, dass unser »Wirbelwind« eine Erziehung brauchte, und so meldeten wir ihn erst in einer Welpenschule und später in der Hundeschule für »Fortgeschrittene« an. Die Ausbildung war nicht immer ganz einfach, da Lucky einen ziemlichen Dickkopf hat. Doch heute hört er gut und ist auch ruhiger und gelassener geworden. Die einzige Aufregung bei Spaziergängen sind andere Rüden, die er noch nicht kennt und aus irgendeinem Grund nicht riechen kann. Hier wird der »dicke Max« gemacht, was das Zeug hält. Aber wehe, ein Gewitter zieht auf! Dann verzieht Lucky sich in die hinterste Ecke des Hauses und lässt sich überhaupt nicht beruhigen, denn eigentlich ist er ein kleiner Angsthase. Allen Dingen, die er nicht kennt oder denen er nicht traut, geht er aus dem Weg. Anfangs waren das z. B. Regenschirme, Kühe, Pferde oder angelehnte Türen.

Lucky ist äußerst menschenbezogen, besonders Kinder liebt er über alles. Mit Artgenossen, vor allem weiblichen Geschlechts, kommt er inzwischen gut klar. Katzen mag er zum »Fressen« gern … Das Interesse und Mitgefühl von Spaziergängern ist auch heute noch sehr groß. Fast immer werden wir gefragt: »Was hat denn der arme Kerl am Bein?« In unserem Wohnort kennt ihn aber jeder, und er ist sehr beliebt, da er trotz seiner Behinderung doch so ein schöner Kerl sei, wie die Leute sagen. Lucky ist jetzt seit mehr als fünf Jahren bei uns und wir möchten keinen Tag ohne ihn sein, denn er bringt uns stets zum Lachen und stellt eine absolute Bereicherung für unser Leben dar.

Lunas Einzug in Silence’ Welt der Stille

von Michaela Gutekunst


Bevor sich Luna in mein Herz schlich, führte mein tauber Dalmatiner Silence ein Leben ungeteilter Aufmerksamkeit. Da ich in Kontakt mit einer Person stand, die als Pflegestelle für eine Tierschutzorganisation fungierte und insbesondere spanische Windhunde vermittelte, traf ich irgendwann auf Luna. Eigentlich wollte ich sie mir bloß anschauen, denn mir war schon klar, dass ein derart jagdlich ambitionierter Hund keine einfache Haltung versprach. Außerdem hatte ich noch keine endgültige Entscheidung »pro Zweithund« getroffen und schon gar nicht für diese Rasse. Aber dann kam alles ganz anders als geplant.

Silence, mein tauber »Dalmi«, war natürlich mit von der Partie, als ich die Pflegestelle besuchte. In einem großen, eingezäunten Garten trafen wir beide auf alle Hunde, die dort untergebracht waren. Während Silence mit Spielen, Schnüffeln und Markieren beschäftigt war, verfügte er plötzlich über einen zweiten »Schatten«: Luna! Die Hündin hatte nur Augen für Silence und bemühte sich redlich, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sie folgte ihm, machte Spielangebote und orientierte sich offensichtlich komplett an ihm. Silence war sich seiner plötzlichen Wichtigkeit überhaupt nicht bewusst. Zu seiner Welt gehörte Luna noch nicht. Auch keiner der übrigen Anwesenden hatte bisher eine endgültige Entscheidung getroffen, aber für Luna war seit unserem Eintreffen offenbar klar, dass Silence ihr Freund und Bodyguard werden sollte.

Luna gefiel mir, auch wenn sie etwas blass und ausgemergelt aussah. Ihr sandfarbenes Fell war stellenweise kahl – sie wurde deswegen mit einem starken Antibiotikum behandelt – und ein operativ behandeltes Ohr nässte dauerhaft. Sie ließ kaum einen Menschen an sich heran und wenn es zu einem unvermeidbaren Kontakt kam, ließ sie ihn lediglich zitternd, mit gekrümmtem Rücken, eingezogener Rute und ihren weit aufgerissen, bernsteinfarbenen Augen, die starr ins Leere blickten, über sich ergehen. Trotz dieser Angst suchte Luna aber eine feste Anbindung, was sie auch schon gegenüber der Pflegefamilie zeigte. Sie hatte also beste Voraussetzungen, mein großes, weiches Herz zu erobern, denn sie erfüllte alle Kriterien: krank, mager, extrem verängstigt und scheinbar anhänglich – und sie mochte Silence, welcher sich ebenfalls zunehmend mit ihr verstand. Ich machte mir vor, dass ich noch eine Nacht über eine endgültige Entscheidung schlafen müsse. Doch die Würfel waren bereits gefallen. Wenig später war Luna da, wo sie zukünftig leben sollte. In den darauf folgenden Wochen bot sich mir ein ungewohntes Bild:

 Lunas Kontaktaufnahme zu Menschen – wenn überhaupt – war erbärmlich. Ihr Gegenüber hatte eine lebende Statue aus reiner Angst vor sich.

 Luna hatte von Anfang akzeptiert, dass sie sich an mir orientieren sollte oder an Silence. Sie folgte mir auf Schritt und Tritt, zitterte vor Aufregung und klapperte mit den Zähnen, wenn sich irgendetwas veränderte oder sie in Sorge versetzte.

 Luna zeigte außer diesen Angst- und Unsicherheitssignalen kaum andere Merkmale. Sie war nicht aggressiv, ließ sich aber auch nicht beruhigen und konnte nicht entspannen.

 Ihr Fressen nahm Luna nur gehetzt und äußerst schlingend ein. Dabei schaute sie sich immer um und hielt die Rute eingeklemmt.

 Sie ging durch keine Tür, vor allem nicht, wenn fremde Menschen in der Nähe waren. Ich konnte sie in der Anfangszeit nur angeleint durch eine Tür führen.

 Sie pflegte nie ihr Fell.

 Sie leckte niemals meine Hände oder Silence’ Schnauze, wenn sie uns begrüßen wollte.

 Sie nahm kein Leckerchen aus meiner Hand entgegen.

 Bei aggressiver oder lauter Stimmlage oder in Gegenwart von Männern mit dunklen Haaren schreckte Luna zusammen. Erstaunlicherweise machten ihr Schussgeräusche dagegen wenig aus, sofern sie nicht direkt neben ihr zu hören waren.

Kurz gesagt: Die »Pelznase« war unter Dauerstress. Also suchte ich nach Möglichkeiten, die sie entlasten sollten. Unter all den Aktivitäten, bei denen ich Luna beobachten konnte, verschaffte ihr das Laufen offensichtlich Entspannung. Also liefen wir, weil ich unbedingt erreichen wollte, dass sie sich selbst einmal in einem ausgeglichenen Zustand spüren konnte. Sogar im Schlaf war die Hündin angespannt, ihre Träume waren dabei oft von lauten Knurrgeräuschen begleitet. Aber wenn sie lief, war sie ruhig, wirkte gelassen und auch ihre Augen konnten mich direkt anschauen, ohne durch mich hindurchzugucken.

Bei allen meinen Bemühungen – u. a. Bach-Blüten- und Reikibehandlungen –, Lunas Angst und Stresssymptome zu mindern, half mir Silence, dem sie folgte wie ein Lamm dem Schäfer. Zunehmend gelang es ihr, Freude zu zeigen, anstatt ausschließlich Angst auszudrücken. Jede Form von Ängstlichkeit ließ ich unbeachtet, während Fröhlichkeit und Entspannung mit Zuwendung belohnt wurden. Für solche Situationen habe ich den Begriff »Hundefreu« geprägt, den ich auch heute noch einsetze. Luna beruhigt sich sofort und erkennt, dass für sie keine Gefahr besteht.

Durch Silence lernte Luna binnen kürzester Zeit alle Standardsignale, schließlich war die Ausführung von Erfolg gekrönt. So kam auch Luna gerne, wenn ich Silence mit Handzeichen zu mir rief und gleichzeitig »Komm« aussprach, und wurde anfänglich verbal, später mit Futter dafür belohnt. Am Anfang fraß sie vor lauter Anspannung noch nichts aus der Hand. Innerhalb kurzer Zeit beherrschte sie »Komm« – auch auf Pfiff –, »Leg dich«, »Sitz«, »Nein«, »Schau«, »Warte«, »Weiter«, »Geh was trinken«, »Jetzt nimm dein Futter«, »Leine« – also anleinen –, »Bleib bei mir« allein durch Nachahmung.

Ein paar Monate später, als Luna sich schon eingelebt hatte, übte ich mit ihr unter Zuhilfenahme der Schleppleine die Bedeutung von »Stopp«. Luna sollte dadurch ihr jeweiliges Verhalten abbrechen und umgehend zu mir kommen. Die Anweisung beherzigt sie heute sofort, es gibt aber auch Ausnahmen. Sie ist halt ein Windhund, der auf der Straße und überall sein Überleben sichern musste. Es ist also meine Aufgabe aufzupassen und zu entscheiden, wo sie unangeleint laufen darf. Wir üben zwar das Ignorieren von Wild, aber das Thema ist noch nicht abgeschlossen, wenn es das überhaupt jemals sein wird. So lange gestalte ich unsere Spaziergänge ausgewogen, damit Luna auf ihre Kosten kommt, ohne Dritte zu schädigen.

Kontakt zu fremden Hunden wollte Luna anfangs überhaupt nicht. Sie flüchtete sofort. War sie an der Leine, gab sie ein »welpiges« Fiepen von sich. Ich stellte mich schützend vor sie und unterband den Kontakt. Damit wollte ich erreichen, dass Luna sich zukünftig im Fall von Unsicherheit oder Angst stets an mich wenden sollte. Diesen Schutz konnte Luna gut annehmen. Anstatt wegzulaufen, kommt sie nun zu mir, wenn sie etwas beunruhigt. Jedenfalls in den meisten Fällen. Auch Silence beschützte Luna, indem er sich zwischen sie und den unbekannten Hund stellte. Manchmal sah es schon komisch aus, wenn Silence zum »Rächer der Witwen und Waisen« mutierte. Eines Tages begegneten wir auf einem Spaziergang wieder den zwei Bordeauxdoggen, die Silence und Luna von flüchtigen, stets aber freundlich abgelaufenen Kontakten her bereits kannten. Die Doggen waren etwa 50 Meter entfernt, als sie gleichzeitig in Richtung Luna rannten. Ich sah an Lunas Reaktion, dass sie Angst hatte, und hörte wieder ihr Fiepen. Bevor die Doggen Luna erreichten, hüpfte Silence in einem todesmutigen Hechtsprung dazwischen und stoppte die Angreifer für einen kurzen Moment, während Luna Fersengeld gab. Die Doggen ignorierten Silence und liefen Luna noch ein Stück hinterher. Aber es war ihnen wohl bald klar, dass sie diesen schnellen Hund niemals einholen würden. Also reagierten sie endlich auf das Brüllen der Halterin. Ich lief mit Silence in die Richtung, in die Luna geflüchtet war, und sah sie nach kurzer Zeit mitten auf einer Wiese warten. Ich pfiff und sie kam umgehend. Für das Kommen belohnte ich sie natürlich, ihrer Erregung schenkte ich keine weitere Aufmerksamkeit. Nach kurzer Zeit hatte Luna sich wieder beruhigt. In diesem Fall war sie geflüchtet, anstatt bei mir Schutz zu suchen. Das war sicher eine weise Entscheidung, denn ich hätte mich kläglich abgemüht, ihr zwei Bordeauxdoggen vom Leib zu halten.

In der Anfangszeit hielt Silence als Ersthund das Zepter in der Hand, ohne dass er sich darum bemühen musste. Ich hatte mich der Situation angepasst und bevorzugte ihn in einigen Punkten. Bald entwickelten die beiden Hunde aber ein ausgewogenes Verhältnis zu- und miteinander und ich entschied, mich in Zukunft aus diesem Prozess herauszuhalten, solange niemand Schaden litt.

Lunas Domäne sind mittlerweile die Liegeplätze. Manchmal möchte sie genau dort sein, wo sich Silence ausgebreitet hat. Dann geht sie zu ihm und setzt sich so auf den Platz, dass ein Körperkontakt entsteht. Silence hebt den Kopf, brummelt ungehalten, während Luna stumpf sitzen bleibt und sich tonlos zur Seite dreht. Kurze Zeit später steht Silence – immer noch brummelnd – auf und trollt sich, während Luna den ganzen Platz für sich einnimmt. Im Gegenzug dazu hat Silence die »Verfügungsgewalt« über das Hundespielzeug. Da gibt es absolut kein Vertun, außer Luna ist in Spiellaune und versucht, ihm ein Stöckchen zu klauen. Dabei interessiert sie das Stöckchen nicht besonders. Das Einzige, was sie möchte, ist, dass Silence sie gefälligst beachtet und nicht den dämlichen Stock. Ernste Kabbeleien zwischen den beiden habe ich zum Glück nicht erlebt. Silence und Luna leben ausgeglichen zusammen, sind freundlich zueinander und stehen sich in brenzligen Begegnungen mit anderen Hunden bei.

Aus Luna ist im Laufe von eineinhalb Jahren ein selbstsicherer, fröhlicher Hund geworden, der gern spielt, aber auch großen Spaß daran hat, Neues hinzuzulernen. Es gibt immer noch schwierige Situationen. Wenn ich jedoch »Es ist alles in Ordnung« sage, weiß Luna, dass sie keine Angst mehr zu haben braucht.

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
380 s. 35 illüstrasyon
ISBN:
9783946424031
Yayıncı:
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